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zugkstellh während es die Post.Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Di-Ic» Watt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» ^4 ^444^^44 Vit önrei^n-Lliiis. Slminknne von elntilndianngen bis nachimtiasS 'i Mn Sonn- und tzenliast nur Macnnlnnhk ZS von N bis Vil Ulir. Dir riraliiaciLrund- tkile ica. « Silben» 20 M« , An- tünbiounoen »ul der Plwalieite Zeile ab Plo : die rivallise Zeile als „Ein- aeiandt" oder aui Terlieite w Mo In Nummern nach Sonn und 8e»er lasen 1- de«, rivaliioe Grund»ile» so. « be». so und so Mo „ach be- londercm Tarn. Auswärlioe Aus- träne nur acoen Borausbejablnna. Beleobläller werden mil WLla. derechnu. Sernlvrechaiii'chluF: «ml k Rr. U und Rr. 20SS. Hvlläv L ILubried « ksliIlglleM -- Va!8en!iLU88lra88v 27. Ml» üZAtd Depeschen. Hosnachiichte», Einkommciisleiier im Haiidelskammerbcziik Dresden, Straßenbahn-und Klein- W»e»e»>«Zv» vtUkgtl. bah»-Veiwaltli»gcii, Gast- und Schgnkwirte, Gerichtsverhandlungen. Zauberflöte". Berliner Leben. Sonnabend, 29. August 1993. Neueste Drahtirreldungen vom 28 August WilhelmShöhe. Heute vormittag unternahmen das Kaiserpaar, Prinz Eitel Friedrich und der Herzog von Lachsen-Koburg-Gotha einen Spazierritt nach dem Estigberg. Lpäter hörte der Kaiser dm Vortrag des Stellvertreters des Chefs des Marinekabinctts, Fregattenkapitäns v. Krosigk, und den des Chefs des Zivilkabinetts o. Lucanus. Berlin. Anläßlich des Brandes des Goldberaschen Waren hauses in Budapest weist die .Bert. Korresp." darauf hi», daß für Preußen 1001 Bestimmungen für Gebäude erlassen wurden, die ganz oder teilweise zur Aufbewahrung einer größeren Menge brennbarer Stoffe bestimmt sind und deren Anwendung den Polizeibehörden bei Neubauten wie bei bestehenden Waren häusern zur Pflicht gemacht ist. Die ergangenen Bestimmungen sind derart, daß bei ordnungsmäßiger Handhabung nach mensch lich« Berechnung Unfälle, wie das erwähnte, kaum sich ereignen konnten. Gleichwohl bildet die Frage der Zuverlässigkeit der Normen den Gegenstand der dauernden Aufmerksamkeit derZentral- instanz. Ans Grund vorliegender Gutachten der Provinzial- behordcn werben die Vorschrislen von 1901 erneut geprüft werden, wobei auch die Erfahrungen des Brandes in Budapest Beachtung finden sollen. Bremen. Noch einem Telegramm aus Ter Schclsing er- cigncle sich an Bord des Dampfers „Neckar", der gestern von Bremerhaven abgegangen war, ein schwerer Unglückslall, indem das Hauptdampfroyr der Backbordniaschine plötzlich barst, wobei der dritte und vierte Maschinist und 5 Heizer verbrüht wurden, während 2 andere Heizer leichte Bcrletzungen erlitten. Der Dampfer wird mit reduzierter Fahrt zur Reparatur nach der Weier zurückkehren. Altona. Der Raubmörder Speck ist heute morgen durch den Scharfrichter Reindel hingerichtet worden. Paris. Das „Petit Journal" meldet aus Brest: Zwei Torpedoboote wurden von hier abgesandt, um Nachforschungen nach zwei englischen Torpedobootszerstörern anzustellen, die man beobachtet hatte, wie sie in der Nähe der Küste Tiefen messungen Vornahmen. Bei Ankunst der Torpedoboote suchten die Engländer die hohe See aus. Paris. Den Blättern wird aus Adis Abeba gemeldet, daß der Ausbruch eines Bürgerkrieges befürchtet werde, da der NegusMeneltk sehr krank sei. Ras Mangascha sammle schon seine Anhänger für den Fall, daß der Tod Meneliks eintreten sollte. Paris. „Libre Parole" kündigt an, daß der Pariser Ge- mcindcrot zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen werde, in der beschlossen werden solle, daß der Betrieb der Metro polit« »-Gesellschaft bis zur Durchführung der für die Sicherheit des Publikums wichtigsten Maßnahmen wenigstens teil weise eingestellt werden solle. Padua. Der König besichtigte beute vormittag in Gegen wart der Königin auf dem Exerzierfelde die hier versammelten Truppenteile, die in den bevorstehenden großen Manövern die blaue Partei bilden loerden. Der König und die Königin wurden von der Zuschauermenge mit andauernden begeisterten Kund gebungen begrüßt. Uoine Zwischen den Stationen Tasicmo, Schürvonesco und Lodroipo stieß heute nacht ein Militärtransportzug mit einem Giiierzuge zusammen. Es wurden 0 Personen getötet, darunter 1 Hauvtmann. 45 Verwundete wurden nach Udme ge- ichalik. Die Gesamtzahl der Verwundeten soll 80 betragen. Die yilselcistung war rasch organisiert. Udme. Der erste Hilfszug ist an der Stelle, an der sich das Eisenbahnunglück ereignete, um 11 Uhr abends ein- gelwsten. Die Rettunasarbeiten begannen sofort. Tot sind ein hauvtmann vom 14. Regiment und 15 Soldaten, sowie der Maschinist und der Heizer des Zuges. Ferner ivurden 16 Ver wundete aus den Trümmern hervorgczogc». Unter ihnen befindet sich der Oberst Bona. Der zweite Hilsszug kam gegen 2 Uhr nachts an. Pontresina. Im Karst Aguezza in der Bernina- gruppe sind gestern zwei Engländer mit einem ihrer Führer nach der italienischen Seite abgc stürzt. Gleichzeitig stürzte der zweite Führer auf Schweizer Seite ab. Er wurde schwer verletzt, konnte aber trotzdem die Nachricht von dein Ungtücksfalle nach Pontresina bringen. Las Palmas. Der Kreuzer „Galilei" ist hierher zurück- gekehrt, nachdem er an der afrikanischen Küste vergeblich Schritte unternommen hatte, um die Leute der Lcbaudy-Expe- dition, die in Gefangenschaft der Mauren geraten waren, loS. zukaufcn. London. Der deutsche Geschäftsträger drückte Lord Eran borne die Teilnahme des Deutschen Kaisers über das Ab leben Lord Salisburys aus und wird als Vertreter seines Souveräns bei der Trauerfeier zugegen sein. Auch der deutsche Reichskanzler ließ den Hinterbliebenen durch die Botschaft sem Beileid ausspreckcn. Konstantinopcl. Der gemeldete Anschlag gegen de» aus Bulgarien kommenden Konventionalzug geschah durch eine eingeschmuggelte mit einem Uhrwerk verlehcne Höllen maschine. Diese explodierte im letzten Waggon. Die sechs Ge töteten und 18 Verwundeten sind fast sämtlich türkische Frauen und Kinder. Die Spuren des Attentats tveisen auf bulgarische Komitatschi hin. Ko »stantinc> pel. Der Soldat, der den italienischen Konsul in Monastir Gionr schimpfte, ist «mittest worden und wird bestraft werden. Ebenso wurde der Soldat, der den bei der russischen Post beschäftigten Italiener schlug, ermittelt: ikm wird der Prozeß gemacht werben. In Konstantinopel trafen bisher 880 Bewohner aus Kirklilissa ein. die von der Negierung und dem ökumenischen Patriarchat erhalten werden. In das Unruhegebiet sind weitere 5 Bataillone und 2 Gcbirgsbattcrien entsandt worden. Desgleichen wurden im Ministerrate weitere aiißcrordeniliche Maß regel» beschlossen, falls die Lage sich verschlechtern sollte. Die Verhängung des Belagerungszustandes über das Eandschok Kirklilissa sst noch nicht beschlossen. In Tscherkcskoi an der Orientbahn sind Komitatschi ausgetaucht. Nach Tirnowo ist die Telegraphenlinie zerstört. Algier. Hier wurden zahlreiche Leichenschändungen auf dem Friedhöfe entdeckt. Zahlreiche Leichen wurden aus den Gräbern gescharrt, ihres Schmuckes beraubt und nachher notdürf tig wieder cingegraben. Der Verdacht lenkt sich aus Leute, die Bestandteile von Metallsärgen verkaufen. Gegen das Friedhofs- Personals ist eine Untersuchung eingeleitet worden. OertlicheS uud Sächsisches. Dresden. 28. August. —* Sr. Majestät der König wird morgen die Parade über die Kavaüerte-Dtvlsion 6 abnehmen. Die Division steht hierzu »09 Uhr vormittags östlich „Vorwerk Glaubitz" am Wege Glaubitz—Wildenhqin bereit. Nachmittags 5 Uhr sind die Gene rale und Stabsoffiziere der Division zur Königlichen Tafel nach Pillnitz befohlen. Sie werden von Dresden nach Pillnitz und zurück mit Extradnmpfer befördert werden, welcher 3.30 Uhr nach mittags aus DreSden-Altstadt und 7.35 Ulir abends aus Pillnitz abfährt. Die als Gäste Sr. Majestät auf dem Dampfer befind lichen König!, preußischen Offiziere würden eS gewiß als eine besondere Aufmerksamkeit empfinden, wenn ihnen durch die Liebenswürdigkeit der Anwohner der Anblick einer Beleuchtung der Höhen des rechten Elbufers geboten würde. —* Nach den nunmehr vorliegenden Anmeldungen werden die zur Teilnahme an den diessährigen großen Truppenparaden als Gäste Sr. Majestät des Königs in Dresden eintreffenden Fürst lichkeiten im Laufe des 1. Septembers in folgender Reihenfolge an kommen und im König!. Residenzschlosse bez. im König!. Palais am Taschenberge und'im Prinzlichcn Palais stc der Parkstraße Quartier nehmen: Bonn. 11 Uhr 39 Mm., Hauptbahnhof, der Grohherzog von Sachjen-Weimar-Eisenach, Quartier: König!. Palais am Taschenbergc, 1. Etage. Mit dem Großherzoge trifft auch die Frau Großherzogin in Dresden ein, um König Georg ihren Antrittsbesuch abzustatten. Nach mittags 2 Uhr 23 Min., Neustädter Bahnhof. Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, Quar tier: Kluiigl. Schloß, 1. Etage, am Bärengarten. Nachmittags 2 Uhr 30 Min. der Kaiser mit seinen beiden ältesten Söhnen, dem Kronprinzen Wilhelm und dem Prinzen Eitel Friedrich. Quartier: König!. Schloß, 1. Etage, Genueser Zimmer und Kömgl. Palais am Taschenberg, 1. Etage. Nach mittags 4 Uhr 12 Min., Hauptbahnhof Prinz Ernst von Sachsen-Alten bürg, Quartier: Prinzl. Palais in der Parkstrabe. Nachmittags 4 Uhr 50 Min., Hauptbahnhof, Prinz Rupp recht von Bayern, Quartier: König!. Palais am Taschcn- bcrg, I. Etage. —* Prinz Waldemar von Preußen wird am I. Oktober von neuem Aufenthalt im Tr. Lahmaimscheii Sanatorium nehme». —* Am Sonntag, den 30. d. M.. finden auf dem Trappen Übungsplätze Zeithain Reimen der Offiziere der Kavallerie- Division U stalt. —* Tie Königliche Arsenalsammlung bleibt vorzn- nehmcnder Bauarbeiten halber von morgen ab bis auf weiteres geschlossen. —* Die Hauptergebnisse der Einkommensteuer-Ein schätzung im Handelskammerbezirke Dresden ge stalten, wie der Bericht über das Jahr 1902 besagt, keinen siche ren Schluß auf das tatsächliche Einkommen während des Jahres sl902s. zur welches die Einschätzung gilt, da letztere schon vor oder doch zu Beginn des betreffenden Jahres erfolgt und sich zum grötz- ten Teile nur auf das tasiächsich scstgcslellte Einkommen des voran- gegangenen Jahres, bei dem Einkommen aus Handel und Ge n>erbe aber zum Teil sogar auf das durchschnittliche Einkommen der letzten drei der Einschätzung oorangegangenen Jahre stutzt. Bei der Statistik für 1902 ist dieser letztere Umstand deshalb be sonders zu beachten, weil die der Einschätzung mit zu gründe liegenden Jahre 1899 und 1900 einen wesentlich günstigeren Ge schäftsgang als das Jahr 1902 selbst brachten. Das eingcschätzte steuerpflichtige Gesamteinkommen, nach Abzug der Schuldzinsen, weist mit 811,9 Will. Mk. gegenüber 1901 eine Abnahme um 2,4 Mill. Mk. oder 0,29 Proz. aus. Wiewohl diese Abnahme nicht groß erscheint, ist sic doch schon deshalb von Bedeutung, weil sie im Gegensätze zur Zunahme der Bevölkerung steht. Dazu kommt noch, daß seit dem Bestehen des geltenden Einkommensteuer gesetzes, seit 1879, das steuerpflichtige Gesamteinkommen im Kammerbezirke beständig und weit stärker als die Bevölkcrungs- zahl gewachsen war. Sogar die früheren Zeiten schlechten Ge schäftsganges haben dieses Wachstum nicht aufgehalten. Von etwa 340 Mill. Mk. im Fahre 1879 stieg das Einkommen aus 814 Mill. Mk. im Jabre 1901 und ist nunmehr im Jahre 1902 zum ersten Mole gefallen. Das Einkommen aus Grund besitz zeigt dabei fast genau dieielbe Zunahme wie im Vorjahre, nämlich um 1,77 Proz. Der größte Teil der Zunahme entfällt wiederum auf Dresden, rührt also aus Hausvermietung her. Freilich wuchsen auch Re in Abzug zu bringenden Schuldzinsen in Dresden erheblich starker als im übrigen Bezirke. Nachdem 1901 das EinkommeuausRenten, ZinsenundDividendeu um 700000 Mk. — 0,5 Proz. gesunken war, ist es 1902 um den fünffachen Betrag l3,6 Mill. Mk. --- 2,7 Proz.) wieder gestiegen. Angesichts der mißlichen Wirtschaftslage, die auch schon zur Zeit des Einschätzungstermins, im Spätherbst 1901, herrschte, erscheint ein solches Anwachsen zunächst verwunderlich. Es erklärt sich aber wohl auf folgende Weise: Einerseits mußten zur Zeit der Selbsteinschätzung für 1902, also im Herbste 1901, meistens noch die sehr günstigen Dividenden des Geschäftsjahres 1900 als Grundlage genommen werden, weil die meist geringeren Dividen den für 1901 noch nicht zahlenmäßig feststanden, die noch schlechte ren für 1902 sich aber überhaupt nicht voraus berechnen ließen. Andererseits machte sich bei der Einschätzung der Zinseneinnaymen aus Darlehen, insbesondere Hypotheken, noch der Einfluß des Jahres 1900 geltend, das den überhaupt höchsten Zinsfuß seit Jahrzehnten aufwies, zumal eine Herabsetzung des Zinsfußes der 1900 einaegcmgencn Schuldvcrhältnisse in der Regel nur nach länge rer Kündigungsfrist eintritt. Diese Umstände würden.wohl noch erkennbarer das Zinscneinkommen gesteigert haben, wenn den, nicht Ende 1901 bereits bei der Schätzung die Folgen des Zu- ammenbruchs mehrerer Banken usw. entgegcngewirkt hätten. Der Rückgang des Einkommens aus Zinsen usw. war im Jahre 1901 nur im Steuerbezirke Dresden ausgetreten. Auch im Berichts jahre Hot der Bezirk Dresden, auf den allein etwa ^ alles der artigen Einkommens im ganzen Kammcrbezirke entsallen, gegen über den übrigen Kreisen eine geringere Zunahme zu verzeich nen. Bei dem Einkommen aus Gehalt und Lohn ist der wirtschaftliche Rückgang, wenn auch in geringem Maße, zu er kennen. Diese Einkommensart, die mit 407 Mill. Mk. im Kammer bezirke mehr als die .Hälfte alles Einkommens überhaupt stmter Abzug der Schuldzinscn) »msaßt. war bisher seit einer Reihe von Jahren bedeutend gewachsen. Sie zeigt: 1898 eine Zunahme um 21.5 Mill. Mk. «ff- 6.5 Proz.), 1899 um 27 MM. Mk. lff- 7.7 Proz.). 1900 um 20,6 Mill. Mk. lff- 5.4 Proz.), 1901 um 7.1 Mill. Mk. Kunst und Wissenschaft. ff* Herr Hosschauspieler Franz ist seit einigen Tagen an einer Blinddarmentzündung nicht unbedenklich erkrankt, die den beliebten Künstler, dem gerade im Nepertmr der ersten Woche nach der Wiedereröffnung des König«. Hofschauspiels hervor ragende Beschäftigung zugedacht war, bedauerlicherweise auf längere Zeit der Bühne fern halten wird. ff* Die KSnigl. Hofoper blockte gestern eine Aufführung der „Zauberslötc" mit einigen Veränderungen in der Besetzung der Hauptrollen, oder besser gesagt, in einer abwechselnden Dar stellung. wie sie sich für eine große Opernbühne. der die schwierige Ausgabe zuiällt. wöchentlich siebenmal zu spielen, ganz von leibst versteht. In dieser Neiibesetziing sang Irl. Schenker die rheiilo heikle wie wrntg dankbnre Partie der Königin der Nacht, die in gleichem Maße nach hervorragender gesanglicher Begabung, wie nach vollendeter VortragSkunst verlangt. Beide Bedingungen hat Frl. Schenker mindestens zufriedenstellend erfüllt. Ihre schöne biegsame Stimme sprach in den Cantilenen aut a» und bewährte sich namentlich auch in den schwierigen koloristischen Passagen, mit denen die Partie io überreich bevacht ist. Daß eine starke Be fangenheit die Ausführung der Fiorituren hier und da beeinflußte und etwas verwischte, konnte nicht unbemerkt bleibe», ist aber bei der Jugend der Künstlerin wohl entschuldbar. Jedenfalls wies Frl. Schenker auch hier wieder den Besitz eines durchaus bemer kenswerten Materials nach, mit dem bei sorgfältiger und fleißiger Pflege viel zu erreichen ist. Schade, daß rin Gedächtnissehler ihr einen Takt übersehen ließ und eine ausfällige Verwirrung Hervor ruf. Die König!. Kapelle unter Herrn Hofkapellnirister Hägens Leitung hob Indes spielend über die Verlegenheit hinweg, nn der ein weniger schlagfertiges Orchester vielleicht total geicheitert wäre. Fr u I ellnek, dle sich als Pamtna bereits öfter bewährte, war auch diesmal eine von künstlerischem Geschmack und selnsinniger Auffassung geleitete Vertreterin der Rolle Von den neiieiigaglerten Künstlern. Herren Otto und K i e ß. Hörle man hier z»m ersten- mal den Tamino unv Pavagrno. Beide boten in der Hauptsache sichere und gewandte Leistungen. Zu überleben war hierbei aller- ding- nicht, daß eS Herrn Otto als Mozarlsänger noch einiger maßen an Stil und Bortraa fehlt, daß sich die vorläufig noch etwa- massive und dickflüsttge Stimme der leichten Phnmemng nicht immer vorteilhaft anpaßt und daß seine nach möglichst viel- leitiger Abwechslung strebende Darstellung dem Wesen des in ein fach klastischen Linien gezeichneten Tamino nicht ganz entspricht. Aehnlicy stand eS mit dem Papageno dcS Herrn Kicß. I» den Momenten, wo eS daraus anwmmt, mit voller Tongebung kraft voll zu singe», bestand er vollkommen befriedigend, während er ln den leichten, anmutigen Spielszenen und im Parlando, sowie im Ausdruck des naiv Humorvollen manches schuldig blieb. Dem einen wie dem anderen Künstler wird man dilligerweiie Zeit und Gelegenheit lassen müssen, sich in den vornehmen Rahmen unserer Hofover einzngewöhiien und Gewohnheiten abzulegen, die in unserem, meist auf das Fctnste abgetöntem Ensemble fienibartig berühren. Im übrigen gnb die Vorstellung, dle gut besucht war und lebhaft mit Beifall ausgezeichnet wurde, keinen Anlaß zur Besprechung. ü. 8t. ff* Nach einem Kabel-Telegramm der „Newyorker St.-Ztg." verlautet in Ncwyork, daß Iran Cosima Wagner mit einer eigens zusammengestellten Truppe dorthin reisen werde, um den „Parsifal" anfzuführen und so Direktor Eonricd zuvor- zukommen. — Die Mitteilung ist jedenfalls mit größter Vorsicht cntgcgenzunchmen. Berliner Lebe». L. Berlin. 28. August. Ein Franzose hat t»Mcr einmal Berlin entdeckt und gibt seine Eindrücke im „Figaro" zum Beste». Sie zeichnen sich im allgemeinen durch eine verhältnismäßig große Unbefangen heit aus und entsprechen vorwiegend der Wirklichkeit. Das kann man sonst französischen Schilderungen der mächtig aufstrebenden deutschen Rcichshauptstadt nicht nachsagen. Natürlich laufen auch hier schiefe und falsche Beobachtungen mit unter. Eine der un richtigsten liegt leider der Behauptung zu Grunde, daß sich in Berlin die Frauen, die „berufsmäßig nicht anständig" sind, nur wenig auf den Straßen zeigen und nicht stören. Wie wenig verwöhnt oder — je nachdem — wie „verwöhnt" muß der Pariser Beobachter in dieser Hinsicht von seinem heimatlichen Seinebabel her sein, wenn er solches behaupten kann! Auchwermcht übermäßig prüde ist und wohl weiß, daß gewisse Erscheinungen im Straßenbilde einer Millionenstadt unausrottbar sind, muß geradezu entsetzt sein, wenn er sieht, wie der westliche Teil der Friedrichstraße von der Leipziger Straße an bis zu den Linden schon in den frühen Vormittagsstunden und von da bis in die sinkende Nacht hinein von oa» clnmo« beherrscht wird, deren Berus es ist, nicht anständig zu sein. Wohlgemcrkt: „beherrscht" wird. Rudelweise treten sie auf, mit einer Ungebundcnheit, als befänden sie sich da ganz zu Hause. Sie rufen den ihnen be gegnenden Kolleginnen ganz laut ihre Grüße nebst sonstigen, nicht immer harmlosen Bemerkungen zu oder bleiben sogar längere Zeit mitten auf dem Bürgersteig in eifriger Unter haltung stehen und versperren zu vier und mehr ^en anderen Vorübergehenden den Weg. Es ist geradezu ein Skandal, der um so auffallender ist, als von Zeit zu Zeit die Polizciverordnnng veröffentlicht wird, in der diesen Dämchen überhaupt oas Betreten, ja, irren wir nicht, sogar dos Ueberschrcitcn dieses Teils der Friedrichstraße gänzlich verboten ist. Man fragt sich, wo denn da unsere Polizei ist, sie. die sonst allgegenwärtig ist, nameni- sich da, wo man sic schlechterdings nicht braucht. Auch sonst vermißt man sic gerade in diesem von den Fremden am meisten begangenen Straßcntcil ost sehr schmerzlich Es war ein gn: liberales Berliner Blatt, das im Kampfe gegen die lax Hclnze voran stand, aber dieser Tage gleichwohl de» Ruf nach der Polizei erschallen ließ im Hinblick auf das schamlose Treibe» zewisser Straßenhändler in dieser bevorzugten Gegend. Was >a an sogenannten Witzblättern, an Broschüren <„Die süßen kleinen Mädchen von der Fricdrichstraße" ist noch einer der be- cheidensten Titel dieser Machwerkes und an pikanten Ansichts postkarten fcilgcbotcn wird, läßt sich in einem anständigen Blatte nicht näher kennzeichnen Dabei begnügen sich diese Basscrmann- chen Gestalten, die diesen Straßen Handel betreiben, nicht mmit, ihre ekle Ware den Vorübergehenden förmlich unter die Rase zn halten, sic suchen auch durch witzig sein sollende, meist "'Lglich rohe Bemerkungen Käufer und — Käuferinnen anzu- en. Besonders scheinen sie cs auf wirklich anständige Damen abgesehen zu haben, denen sie ihre anmutigen Scherze enrgegen- brüllen und deren Erröten ihnen offenbar eine außerordentliche Freude macht. Die^ Polizei, die eine Zcitlcma aus anerkannte Kunstwerke in den Schaufenstern unserer Kunsthandlungen Jagd machte und damit allerdings wenig Wück batte, würde de