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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.12.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031224016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903122401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903122401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-24
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.12.1903
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»e »« «t«r von über 14Zabren in ... ^... wungen nahmen teil72 672 Turner. von de«-« UK77 Zöglinae. waren. Borturner wurden 6909 und Borturnerstundrn m drn Beietnen 14004 grzLblt. Die Zahl der Dmueiten gellt sich auf 104 ISO und die der Dirndesucher auf 3K187I8 Fdauenabteilun»en waren 838 mit 9371 Mitgliedem vorhanden. Die in ihnen geleisteten Turnzeiten betrugen 14 382 und die Tutnbesuche 2811K6. Da» Turnen schulpflichtiger Kinder pflegte« 76 Hereine an 6250 Anoden und 4847 Mädchen 68 Ber- eme! können im Winter nicht turnen und 1kl benutzen Schulturn hallen. Di» Zahl der verrinSeiaenen Turnplätze beträgt 212 und die der verein»«,genen Turnhallen 143. In da» Heer sind im Berichtsjahre 4883 Tumer «inaetreten. Die Zunahme de« Turn- kreise» beträgt 28 Vereine E.4 Prozent) und 2i91 Mitglieder N.7 Prozent). Zu bedanem ist es. daß trotz dieser Zunahme auch in gröherey und turntüchtiaen Gauen die Zahl der VereinS- angrhörigfn DMifgenanaen ist und »S wird eine baldige Besserung der wiitschqstlichen Pechältnisse unsere» engeren Vaterlandes ge. wünscht, da dieselben von grobem Einfluß auf die Verbreitung des Turn«,» sind. Wa» die Zahl und Zunahme der Vereine und VerrinSangehöriaen in den letzten Jahren anbelangt, so wicv mit geteilt. daß vorhanden waren im Jahre 1900: I02l Vereine mit 118237 Bereinsangehorigen, im Jahre 1901: 1041 Vereine mit 120018 BereinSangedörtgen. im Jahre 1902: 1062 Vereine mit 122294 BrremSangebörigen. Die Vermehrung der VereinSorte von 866 im Jabre IE auf Mi im Jabre 1903, also um 2,2 Prozent, weist ein um etwas günstigere» Ergebnis auf als im Vorjahre. Wenn man aber in Betracht zieht, daß es in Sachsen nicht weniger al» 3402 Städte und Dörfer gibt, so muß man doch zu der Er kenntnis kommen, daß für die Ausbreitung de» Turnens noch viel getan werden kann. An der Zunahme der wirklich turnenden VereinSmitglieder von 71 337 im Jahre 1902 auf 72 672 im Jahre 1903 waren 14 Gaue beteiligt, während in 11 Gauen ein Rückgang der Zahl der Turner zu verzeichnen ist. Ans 1000 Landbewohner kamen im Königreich Sachsen im Jahre 1900 : 3l.2 Mitglieder und 18.1 Türner, «m Jabre 190,: 28.5 Mitglieder und >6.7 Tur ner, im Jahre 1902: 29 1 Mitglieder und 16,9 Turnei und im Jabre 1903 : 29 6 Mitglieder und 17.2 Turner. Auf 1000 Ein wohner der Orre, in denen Turnvereine bestehen, kamen 1900: 36.1 BereinSangebörige und 20.9 Turner. 1901: 32.5 VereinS- anaebörige und 19.1 Turner. 1902 : 31 5 Vereinsangehörige und I8.K Turner und 1908: 32,8 VerrinSangebörige und 19.1 Turner, wo» im Verhältnis zwilchen 1902 und 190l zwar einen kleinen Fortschritt kennzeichnet, aber auch erkennen läßt, daß das Verhält nis noch nicht wieder so günstig ist als im Jabre 1900. Bedauer lich ist der Rückgang der Zahl der Zöglinge von 23150 im Jahre 1902 auf 22 977 im Jahr« 1903, um ko mehr, als das Zöglings- turnen die Brücke vom Schul- zum VeretnSturne» ist. Von der Kreisleitung wird der Wunkch ausgesprochen, daß es doch alle Turnlehrer hex obersten Turiiklasten für ihre Pflicht halten möchten, ihre Schüler angelegentlichst auf das Zöglingstnrnen der Vereine hinzuwetken. Au» den einzelnen Mitteilungen über das Frauen turnen ist zu ersehen, daß von den 301 Vereinen, welche in 331 Abteilungen diesen Turnzweig pflegen. 12 je 2. 1 (Leipziger Turn verein der Südvorstqdt) 3. 2 (Dresdner Allgemeiner Turnverein und Turnverein von 1867 in Dresden) ie 5 und 1 weiterer (Tum- verein für Neu- und Antonstadt in Dresden) 7 Abteilungen be sitzen. Die stärkste Frauenabteilung haben der Allgemeine Turn verein in Dresden mit 196 Mitgliedern, der Turnverein für Nen- und Antonstadt Dresden mit 172, der Turnverein von 1867 in Dresden mit 158. der Turnverein zu Jrankenberg mit 150, die Turnerschast Thalheim mit 135, der Allgemeine Turnverein Leipzig mit 128. der Turnverein Callenberg mit 105, der Turnverein Schneebera mit 104 und der Turnverein Leipzig Westvorstadt mit 102 Mitgliedern. In Callenberg erreicht die Frauenabteilung mit 90,4 Prozent käst die Zahl der Dereinsangehörigen und in Thal- Heim beträgt dieses Verhältnis 90 Prozent. Der ansehnliche Fort schritt auf dem Gebiete des Frauenturnens wird in Tnrnerk,eisen freudig begrüßt, und die Kreisleitung wünscht den Gauen und Vereinen Glück »zur weiteren Entfaltung dieser neuen Blüte am Baume de» deutschen TurnenS". — Im Luisenbause in Vorstadt Löbtau. welches seit der Einverleibung eine Zweiaanstalt des städtischen Irren- und SikchenhauseS geworden ist, fand am DienStag nachmittag in der Hauskapelle eine Weihnachtsfeier statt. Der Choral .Dies ist der Tag. dm Gott gemacht" eröffnet« die Feier, woran sich der Gesang des Kapellenchors »Hoch tut euch auf. ihr Tore der Welt" unter Leitung des Herrn Lehrers Radlosf schloß. Die Festansprache hielt der Anstaltsgeistliche Herr Pastor Vogel: Gelang ,O du fröhliche, o du selige", sowie eine von Frau Radlosf gelungene, von Cbor, Harmonium und Streichmusik begleitete „Weihnachtskantate" bil beten den Schluß der kirchlichen Feier. Nunmehr wurde ein Rund gang durch sämtliche Stationen unternommen, wo ans lange» weiß- gedeckten Tafeln Stollen. Wurst, Zigarren. Pfefferkuchen. Acpfel. Nüsse u. am. aufgebaut waren. Zur Feier des TageS wurde den Insassen Schokolade gereicht. Seit die Anstalt in städtischen Besitz gekommen ist. sind größere Umänderungen vorgenommen worden, man hat die Räume mehr auszunützen gewußt und sehr praktisch eingerichtet. — Die Ortsgruppe Dresden de-Deutsch-evangelischen Frauenbundes veranstaltet zum Beste» ihrer Beichäftigiings- smbe Donnerstag, den 7. Januar, abends 8 Uhr. im großen Saale deS BereinShaukeS eine Weihnachtsfeier. Herr Obervfarrer Költzsch- Chemnitz hält dm Festvortrag. Freitn Alice v. Gaudv verfaßte einm Prolyg und in dem musikalischen Telle des Programms wirken mit: Frl. Juanita Brockmann. Hrrr Pianist Pretzlch und der Cbor der Johannstädter Realschule unter Leitung von Herrn Oberlehrer Pöhler. Der Eintritt ist frei, dock sind eine Anzahl reservierte Plätze zu hoben in NaumannS Buchhandlung, Wull- sttaße, und stn Schkiftmyerein. Johannesstraße. — Der evangelische Jünglingsverein der Kreuz- parochi« veranstaltet am 29. Dezember eine» WeihnachlS- Famtlienabmd im .Tivoli", bestehend in Ansprache des Vorsitzen den. Herrn OberkonsistonalratS Superintendent v. DibetiuS. Aufführung (.Ein Weihnachtsabend im Hauke LutberS"). Melo drama mit lebendem Bild, musikalischen und gesanglichen Darbie tungen von künstlerischen Krötte». ferner in deklamatorischen und turnerischen Aufführungen. Beginn 8 Uhr. — Der Evangelische Bund veranstaltet Montag den 28. Dezember, abends 8 Uhr, im Saale von „Sadt Petersburg" am Neumarkt, eine Sylvesterfeier, bei welcher Herr Pfarrer Seanitz ein Ansprache über: „Rückblicke und Ausblicke im VereuiSleben" halten wird. Gäste sind willkommen. — Der Päckerverein ,. Lusatia " veranstaltet am 28. Dezem ber im großen Saale des.KealerheimS". Friedrichstraße, sein 13. StiftunOfest. bei dem etn3Meter langer Stollen verlost wird. — W'e mehrfach mitgeteilt, findet vom 2. bis 4. Juli in Chemnitz ein Regimentstag ehemaliger 134er statt. Sich dafür interessierende Kameraden aus Dresden oder dessen Umgebung wollen etwaige Anfragen an den Vorsitzenden des Königs. Sachs. Militärvereins Kameradschaft ehemaliger 134er zu Dresden, Kamerad Lohe, Strehlener Straße 29, richten, welcher weitere Auskunft erteilt. — An den drei Weihnachtsseiertagen konzertiert von nach mittags 5 Uhr an im Zoologischen Garten die Kapelle des Lelb-Ärenahier-RrgimentS (unter Leitung ihres Dirigenten, deS König!. Nkusikdirektors O- Henmann). Zu dem im letzten Teile de« Programms zu Gehör kommenden Koedelschen Potpourri Lröhltche Weihnachten" wird ein Tannenbaum mit elektrischem Giühlickt bzennen. Der Besuch der in gut geheizten und venti lierten Wintergelassen uuteraebrachten Tiere ist auch jetzt empfeh lenswert und für den Tierfreund genußreich. Der Eintrittspreis beträ^^nschlstßlich Konzert 60 Psg. für Erwachsene und 10 Psg. — Landgericht. Zwei gewerbsmäßige Ladendiebinnen haben sich vor der 4. Strafkammer zu verantworten, nämlich die 1878 m'Weaefcchrt bei Frciberg geborene ledige Arbeiterin Maria HAene Kluae mzd deren um 1 Jahr ältere Schwester, die Arbeiterschefrau Klara Hilma Mann geo. Kluge aus Oeoeran. " tere lebt von ihrem Manne getrennt und behauptet, mit ihrer nilie in amer Not gewesen zu sein. Während langer "" cn die beiden Schwestern hiesige Warenhäuser, gri _ ianufaktur- und Schmttwarengeschäfte und während des Jahr- morkleS etße Anzahl Verkaufsbuden geplündert. Gewöhnlich wählten ine Diebinnen zur Ausübung chrer Tätigkeit belebte Abendstunden oder Jahrmarktö-Sonntage. Eine drängte sich vor und stahl, "während die andere aufpaßte und die Beute in Empfang nahm. In einem Warenhaus« war man auf die verdächtige Kundschaft schon lange aufmerksam geworden. Am 18. Oktober wurden sts dort auch ftstgenommen, wobei sich die Monn dem herbeigerusenen Gendarmen gegenüber einen fremden Namen zu- kegte. Eine ti» der Wohnung der Fostgenommenm abgehaltene Haussuchung fürder»« ein ganze». Laaer gestohlener Waren im Werte von vielen Hundert Mark zutag«. Vielfach konnten die Eigentümer der gestohlenen Geaenstände gar nicht mehr ermittelt werden. Da» Gericht ist der Ansicht, daß die gemeingefährlichen Diebinnen eine strenge Bestrafung verdienen und diktiert leder 10 Monate Gefängnis, der Mann außerdem wegen Beilegung eine» falschen Namens 3 Tage Haft zu; d>e Untersuchungshaft kommt mit je 1 Monat in Anrechnuna. — Die 1885 in Ascher»- !cben geborene, bisher unbescholtene Dienstperson Maria Kobert »iente bis Anfang Oktober bei einem hiesigen Schriftsteller. Letzterer vermißte rn dieser Zeit einen Fünfhundertmarkschein, und da die K. damals große Anschaffungen an Kleidern und Pelz- , fiel der Verdacht eine» Diebstahls auf sie. Bel sich wirklich 420 Mark Hachen machte, der Durchsuchung ihrer Effekten fanden . in Gold vor. Nun gestand die K. auch ein, den Kassenschein ich zuaeeignet und 20 Mark verausgabt zu haben; 50 Mark hätte ie aus dem Wege von der Stadt verloren, nur bestritt sie einen Diebstahl. Der Schein habe vielmehr auf dem Fußboden ge legen, und da habe sie ihn eben als herrenloses Gut betrachtet und für sich behalten. Dieser Eirrwand wird vom Gerichtshöfe als völlig unglaubhaft zurückaewiesen. und die Kobert in Rück sicht auf deren Unbescholtenheit und die günstige Diebstahls- aelegenheit zu der immerhin milden Strafe von 4 Monaten Ge- sänäniS verurteilt. Auf die ausgeworfene Strafe wird die Unter- suchungshaft in vollem Umfange angercchnet. — Am 5. August und 7. September stahl der mehrfach vorbestrafte. 1874 in Seioau geborene Metallschleifer Ernst Otto Kuuath in Dresden je ein auf offener Straße stehendes Fahrrad, verkaufte das eine für 40 Mark und verpfändete das andere in Klotzsche gegen ein Dar lehen von 15 Mark. Am 16. Oktober d. I. wnrve der Fahrrad- marder wegen anderer Straftaten vom Landgericht Bautzen zu 4 Jahren Zuchthaus, 300 Mark Geldstrafe oder weiteren 40 Tagen Zuchthaus und 6 Jahren Ehrverlust verurteilt. Unter Einrech, nung dieser Strafe erkennt die 4. Strafkammer nunmehr auf insgesamt 5 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Zulässig keit der Polizeiaufsicht. 2. Kammer und dem preußischen Abgeordnetenhause ongehört. 8« der kurze» Session von 1849, die mit der Auflösung der Zweiten Kammer endete, gehörte er der Fraktion Äuerswold-Schwerin, 1849-1851 der Fraktion der Rechten an: in der Zeit der schall ten Reaktion, 1852—58, war er wildkonservativ. Als die „neue ilera" angebrochen und die große konservative Mehrheit der Landeskammer m Trümmern gegangen ivar, schloß er sich — 1859 — der nur 12 Mitglieder zählenden Fraktion an, die der als Freund Bismarcks und Roons viel genannte Herr v. Blanckcn- bürg führte. Im Januar 1860 erlosch sein Mandat, weil er als reter des Fannlienverbandes v. Arnim in das Herrenlxmo berufen wurde. Lange Zeit nahm er an den Verhandlungen des Herrenhauses noch lebhaften Anteil, namentlich in der Kon- liktszeit war er, woran die „Maadeb. Ztg." erinnert, einer der üsrigsten Befürworter der Politik seines Schwagers Bismarck im Kampfe gegen die Mehrheit des Abgeordnetenhauses. Im Nord deutschen Reichstage, in dem er den Wahlkreis Prenzlau-Anger«. münde vertrat, schloß er sich nickt mehr seinen alten konservativen Freunden, sondern der „Freien konservativeil Vereinigung" an. und später im Deutschen Reichstage, dem er 1874—77 angebörtc. war er Mitglied der avs dieser hervorgeganaenen Deutschen Reichspartei. Im Jahre 1878 nahm er ein Mandat zum Reichs tage nicht mehr an. und auch an den Verhandlungen des Herren hauses beteiligte er sich seitdem seltener, wenn er auch bei wick-- tigen Abstimmungen nicht fehlte. Das nunmehr abgeschlossene Verzeichnis der Vevoll- mächtiaten zum Bundesrat fowie der Ncichstagsab- geordneten weist einen Bestand von 394 Mandaten nach: von ihnen haben die Deutsch-Äonservativen 51, die Reichspartci 20, die Deutsche Resormpartei 5, die Wirtschaftliche Vereinigung 13, das Zentrum 100, die Polen 15, die Nationalliberalen 50, die Freisinnige Vereinigung 10, die Deutschfreisinnige Volks- Partei 21, die Deutsche Vvlkspartei 6. die Sozialdemokraten 80 Plätze in Besitz. 23 Mitglieder gehören keiner Fraktion an. Erledigt sind die Mandate der verstorbenen Abgeordneten Hof- mann (Soz., s- 4. November), v. Glebocki (Pole, s- 27. November) und des Freiherrn v. Schele-Schelenburg (f 4. Dezember). — Der neuen Fraktion der Wi r t s ch a s t l i ch c n V c r e i n i g u ng gehören 13 Mitglieder an, nämlich die Abgg. Backmeier (bavr. B.-B), Dr. Bnrkhardt (christl. so^.), Hilpert (bavr. B.-B.i, Lattmann (Antis.), Liebermann v. Sonnenberq (Antis). Mitler» meier (bahr. B.-B.), Gras zu Reoentlow (Antis.), Staufscr (bayr. B.-B.), Stöcker (christl. soz), Vogt (Crailsbeim, württ. B.-B.i, Vogt (Hall, württ. B-B). Dr. Wolfs (Antis.), Zindler (B. d. L.). Der dcntsch-soziale Pastor Krösell (rheindentsche Mittelsiands- parteil ist wild gebl'eben, ebenso hat die Deutsche Resormpartei (Böckler, Bruhn, Fröhlich. Gräfe, Werner) sich der Fraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung nicht ossiziell angeschlosscn, sic steht im Kartell mit ihr. Der Abg. Zindler ist indessen ans der Wirtschaftlichen Vereinigung wieder ansgetreten und hat sich der Dentschkonservativen Fraktion angeschlvssen. In der Generalversammluna des ostvreußischen konservativen Vereins, die am 18. d. M. in Königsberg obgehalten wurde, er stattete der frühere Neichstagsabgeordnete Gras v. Mirbach- Sorauitten ein Referat über das Thema: „Nach der Verab schiedung des Zolltarifaesekes, die Wahlen zum Reickistag und Landtag, Politisches und Wirtschaftspolitisckes". Er sagte u. a. nach der „Ostvr. Ztg.": „Was die Neichstagswahlen an- langt, so laeen ursprünglich nach meiner Auffassung, im Falle der Annahme des Zolltnrisaesetzes. die Verhältnisse für die kon servative Partei, günstig. Diese Aussichten wurden aber getrübt durch die vielbesprochene Erklärung des Engeren Vorstandes des Bundes der Landwirte vom Dezember vorigen Jahres. — Bei den Verhandlungen des Delegiertentages der deutschen konserva tiven Partei zu Berlin am 25. März d. I. führte ich dazu als Berichterstatter über das Thema „Wirtschaftspolitik" in dem da mals nicht veröffentlichten Teile meines Referates aus: „Die 'Deklaration des Engeren Vorstandes des Bundes der Landwirte gegen ganze politische Parteien, Nationalliberale und Reichs partei, sowie gegen die zweifellose Mehrheit der konservativen Partei birgt eine erhebliche Gefahr für die Wahlen, und zwar gerade für die Vertretung der agraren Interessen, und, wa» ich cbensalls bedauere, sür den Bund der Landwirte selbst. Die vor genannten beiden Parteien werden vielfach vom Bunde abrücken, sich mehr auf andere, als auf agrare Stimmen stützen müssen. Auch in ivciteren konservativen Kreisen hat der Vorstoß tief verletzt, jedenfalls die Freudigkeit sür den kommenden Mahlgang erheblich berabaestimmt." Meine Befürchtungen, insbesondere für deii Bund selbst, waren durchaus gerechtfertigt; die Führer des Bundes haben ihre Neichstagsmandate eingebüßt." Die Lage drS Arbeitsmarktes bat sich, wie das amt liche „Reichs-Ardeitsblatt" in UebereinsOmmung mit den früher mitgcteilteii vrtvaten Emiitklungen auSsülnt. zwar im Monat No vember ciitlpiechend der vorgerückten Jahreszeit gegen Oktober etwas verschlechtert, nichtsdestoweniger hat sich an dem verhältnis mäßig günstigen Gekamtcharakter des ÄibeltsmaikteS auch im November nichts geändert. In den hauptsächlichsten Industrien war die Gestaltung des ArbeitSmarktes, verglichen mit dem gleichen Monat des Vorjahrs, jedenfalls eine erheblich günstigere. Der Kohlenbergbau war auch im November sehr gut beschäftigt; Re Metall- unv Mafchinenindustrie hatte, abgesehen von einzelnen Branchen, genügende Beschäftigung, und die Textilindustrie war, von einigen Zweigen abgesehen, mit Aufträgen reichlich versehe». In der chemischen Industrie und in der eleltnjche» Industrie waren ebenfalls im November wie in den Vormonaten die Verhältnisse zufriedenstellend. Ferner wirkte das milde Wetter günstig auf die Bautätigkeit, die während deS ganzen Novembers aufrecht erhalten werden kvnnte. Umgekehrt hatte von dicker Witterung die Kon- sektionsindlistrie, insbesondere die Damenmäiitelbranche, Schaden. Mit den Einschränkungen, welche durch das Vorschrelten der Jahreszeit geboten sind, kann danach auch lm November die all gemeine Lage des Albeitsmarktcs als verbältnismäßia günstig be zeichnet werden. Die an die Beltchtr»stattung ves „ReichS- ArbeitsblatteS" angeichlossenen Kassen zeiaen für November eine Abnahme des Beschäftigungsgrades um 25 246 Personen gegenüber einer Zunahme um 25954 Personen im Oktober. Die Vermitt- lunflSeigebnisie der A>beirsnachweise gingen im November weiter zuruck: von den Arbeitsnachweisen wird aber mehrfach betont, daß die Verm ttlunaSrrgebn'sse gegenüber dem November 1902 wesent lich günstigere seien. Ein zahlenmäßiger Vergleich mit dem Vor fahr für alle bestehenden Arbeitsnachweise läßt sich erst nach Abschluß des ersten Jahrgangs des „Reichs-AlbeltsdlatteS" durch führen da bis dahin vergleichbares amtliches Material für alle Arbeitsnachweise nicht vorhanden ist. Auf dem Gebiete des Arbeiterjchutzes spielt die Frage, inwieweit Maßregeln und Einrichtungen, die auf den Fabrik- betrieb zugeschnitten sind, auf den Verkehr der Werkstätten aus- zudehnen seien, eine wichtige Rolle. Mit der Gleichmacherei ist es hier nicht ohne weiteres getan, wenn anders man berechtigte Interessen nicht verletzen will. Em aktueller Fall bat neuerdings die Berliner Handelskammer beschäftigt. In den 88 135 bis 139 der Ncichsguverbeordnung wird eine Anzahl von Vorschriften aufgestellt, die dem Schutze der Frauen- und Kinderarbeit dienen. Sie sind in Rücksicht auf die Eigenart der Fabrikarbeit gegebeik' indes ist in 8 154 der Gewerbeordnung ihre Ausdehnung aus Werkstätten vorgesehen, indem die Entscheidung darüber den kaiser lichen Verordnungen zugeschobcn wird. Durch die kaiserliche Ver ordnung vom 31. Mai 1897 ist nun eine solche Ausdcbnung aus gesprochen worden, und zwar für Werkstätten der Kleider- und Wäscheronfektion. Seit dem 1. Juli 1897 sind also die Be stimmungen, welche die Gewerbeordnung im Interesse der jugend lichen Arbeiter und der Arbeiterinnen geschaffen hat, mit einigen Aenderungcn auch für die genannten Werkstätten maßgebend. Aber Voraussetzung bei dem Vorgehen der Gesetzgebung war, daß diese Werkstätten etwas Fabrikmäßiges hatten; deshalb lvnrde die Ausdehnung nicht vorgenommen, soweit es sich um sogenannte Maßgeschäfte handelt. Neuerdings scheint Neigung vorhanden zu sein, diese Grenze zu verwischen und die Maftgeschäfte den Fabrikbetrieben gleichzustcllen. Die Berliner Handels kammer hat rechtzeitig an inständiger Stelle die Gründe vor- aetragen, die eine derartige Maßnahme als nicht tunlich erscheinen lassen. Es ist nämlich zu befürchten, daß dabei gerade diejenigen Personen, denen ein Schutz gewährt werden soll, schlecht fahren würden. Im allgemeinen bleibt die Arbeitszeit m den Maß- Werkstätten hinter der Arbcitsdaucr, die in den Fabriken üblich ,st, nicht unerheblich zurück. Dagegen haben die MaßaeschLfte mit dem Umstande zu rechnen, daß die Aufträge stoßweise ein- lanfen und die Bestellungen sich öfters auf kurze Zeit zusammen drängen. Die Ausführung eiliger Bestellungen (Ball-, Trauer- , . Neider, Garderobe für Reiickunvschaft usw.j ist eine Eigenart der , zuerst als Vertreter des Wahl- Maßgeschäfte. Da die Hochflut meistens bald wieder verläuft. bezirkS Angermünde-Garnim. daun für Prcnzlau - Tcmplin der sind die Arbeiterinnen mit einer zeitweilig veüängertw Be- Ucber ToldatenuiifthandluVnen und Ttraflisten bringt die „Köln. Ztg." folgende beachtenswerte Ausführungen, die dem genannten Blatte von einem höheren Offizier zugehen: Wenn die Soldatenmihhandlungen die Presse und das ganze Volk bewegen, so ist das nicht minder innerhalb unseres ganzen Offizierskorps der Fall, nur mit dem Unterschiede, daß wir die zur Abhilfe vorgeschlagenen Mittel, von denen einige recht gut sind, doch besser und sachgemäßer beurteilen können, und des halb möchte ich hier auf ein sehr großes Mittel Hinweisen, das ab und zu bei den Erörterungen über die Mißhandlungen wohl gestreift, aber nicht in einer seiner Wichtigkeit entsprechenden Weise gewürdigt worden ist. Es handelt sich um die Straf- listen, oie bei jedem Truppenteil geführt und periodisch den höheren Kommandobehörden zur Prüfung eingereicht werden. Es ergibt sich dann oft, daß die einzelnen Kompagnien eines Regiments ganz verschiedene, der Zahl nach stark abweichende Strafen verhängt haben, und viele Vorgesetzte glauben nun tadelnd darauf Hinweisen zu müssen, daß es mit der Disziplin bei der xten Kompagnie doch nicht zum besten bestellt sein müsse, da der Chef dieser Kompagnie gezwungen gewesen wäre, mehr Strafen zu verhängen, als die anderen Kompagniechefs. Wenn diese mit weniger Strafen onskämen. müsse es bei ihm doch auch möglich sein. Besonders scharf wird oft dieser Tadel, wenn es sich um zahlreiche Vergehen gegen die Disziplin, Nichtbefolgung gegebener Befehle, Achtungsverletzung usw. handelt und man solgert dann nur zu oft, daß in der Kompagnie ein schlechter Geist herrsche, sür den der Kompogniechef verantwortlich ge macht wird. Da dieser auf solche Weise seine Laufbahn gefährdet sieht, so beschließt er, die Zahl der Bestrafungen unter allen Umständen hcrunterzudrücken und praktisch gestaltet sich die Sache dann folgendermaßen: Ein Unteroffizier hat sich wieder holt über Faulheit, Unsauberkeit, bösen Willen eines Mannes zu beklagen und da er mit seinen Ermahnungen nichts mehr ausricheet und da ihm eigentliche Strafmittel nicht zur Ver fügung stehen, so erstattet er dienstliche Meldung an den Kompagniechef. Dieser ist innerlich der Ueberzeuguna, daß der Mann, einige Tage Arrest verdient hat, er wäre auch durchaus bereit, sie ihm zu diktieren, aber er erinnert sich der statistischen Begabung seiner Vorgesetzten und seines Entschlusses, in Zukunft die Bestrafungen einzuschränken. Er begnügt sich also damit, dem Manne gehörig den Kopf zu waschen, den Unteroffizier aber ermahnt er, doch nicht zu oft wegen Kleinigkeiten mit Mel dungen zu kommen, da er doch nicht fortwährend Arreststrafen verhängen könne. Es wird in der Kompagnie sehr rasch be kannt. baß der Hauptmann sich nur mit größtem Widerwillen zu Bestrafungen entschließt, die Mannschaften werden also gegen die Unteroffiziere dickfellig, und wenn diese dann bei wieder- holten Meldungen sehen, daß der Hauptmaim sie nicht unter stützt, sondern bei ihren Versuchen, die Ordnung innerhalb ihrer Korporalschaft aufrecht zu halten, sozusagen im Stiche läßt, zu gleich aber doch die Aufrechterhaltuna der Ordnung fordert, so werden sie verärgert und aufgeregt und suchen, da sie das Nötige auf gesetzlichem Wege nicht vurchsetzen können, sich selbst mit eigenen unerlaubten Mitteln zu helfen; sie hauen den Mann hinter die Ohren, und das wird dann mit der Zeit, da sie sich nicht mehr an den Hauptmann wenden wollen, eine Gewohnheit. Hätten die Unteroffiziere bei dem Hauptmann immer die nötige Hllfe gefunden, so wurden sie in weitaus den meisten Fällen auf Einführung des Prügelkomments verzichtet haben — und sie würden die Unterstützung des Hauptmanns gefunden haben, wenn er nicht vor dem Strafregister und dessen Ueberfüllung Angst gehabt hätte. In richtiger Erkenntnis dieser verderb lichen Wirkung der statistischen Beurteilung der Straflisten ist von oben her bereits daraus gedrückt worden, daß die größere oder geringere Zahl von Strafen nicht als Maßstab für die Tüchtigkeit der Truppe und ihres Führers betrachtet werden soll, aber diese alte und veraltete Auffassung ist bei vielen höheren Führern fast unausrottbar eingewurzelt und sie sind nicht davon abzubringen, die Kompagnie zum TeU auch nach dem statistischen Ergebnis der Strafllsten zu beurteilen. Für streberhaft beanlaate Hauptleute — es gibt ja auch solche — ist diese Lage verlockend, durch möglichst wenig Stra>en sich daS Wohlwollen und die Anerkennung der Vorgesetzten zuzuziehen. Sie suchen also die Strafen unter allen Umständen yerunter- zudrücken, was aber nur auf Kosten des Ansehens der Unter offiziere geschehen kann. Man verführt dadurch die Unter- offiziere, sich selbst zu helfen und zu hauen, zugleich aber zwingt man die anderen Hauptleute des Regiments, noch tiefer mit den Strafen berunterzugehen. um nicht mißfällig bemerkt zu werden und den Vorwurf hören zu müssen, doß sie das doch auch fertig bekommen müssen, was einem anderen so vorzüglich gelingt. Und die Folge von alledem: der Unterossizier haut und die Armee wird in den Augen der ganzen Welt blobgestellt. Eine Abhilfe ist leicht und sie würde in dem unbedingten Verbot bestehen, mit den Straflisten vergleichende Statistik zu treiben, die Listen der einzelnen Kompagnien eines Regiments gegen einander zu halten und für die am wenigsten bestrafenden Hauptleute eine Art von Prämie auszusetzen. Wenn eS möglich wäre, eine Satistik darüber aufzustellen, m welchen Kompagnien am meisten geprügelt wird, io Wörde man zweifelsohne finden, daß es diejenigen sind, welche die wenigsten Arrcststrafen auf zuweisen haben. Ohne Strafen ist die Disziplin nicht aufrecht zu erhalten, wir' müßten denn unser Heer aus den Engeln rekrutieren, was vorläufig noch nicht angängig ist. Wenn aber der Hauptmann seine Strafbefugnis nicht anwendet, um den Unteroffizier zu stützen, so stützt dieser sich selbst, und dann kommen wir zu den jetzigen Zuständen. Diese Geschichte mit der statistischen Ausnutzung der Straflisten erscheint auf den ersten Blick klein und unbedeutend, aber ich kann versichern, daß sehr viele und tüchtige Offiziere hierin eine der Wurzeln deS Hebels erblicken, mit dessen Beseitigung ein großer Schritt zum Besseren getan würde. Tage-geschichte. Deutsches Reich. Der verstorbene Kammerherr Oskar v. Arnim-Kröchlcndorf war viele Jahre hindurch eine ein flußreiche Persönlichkeit in der konservativen Partei. Er, hat von 1849 bis Anfang 1860
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