Volltext Seite (XML)
66. Jahrgang. 72. Sonnabeab. 11. Februar 1922. Gegründet 18S« »ralftmlchrtft! »«chetchl«, ««,»«». A»n>I»r«ch»r-S»inm»Inmnm«r SS 241 Sur sür Uichlgelprüch»: 20011. in Drreden und Vororlen det cäzlich ««»imalioer Jutraguna oder durch di, Vo> <>"a>Igs ivevuyr Idglich zweimaligem Vermnd nionallich li>— M.. oiertelladriich <2,— «I. -r Die »inlpalliae z? mm breit« Neil» t.— m. Au! Namilienanzeigen, Anzeiaen unter Li.'llen. u. Woenungsmarkl. I IpaUige An. u. Verkduie 2S»i». Vorziigoptlitz« laut o ^ l Lari>. Auowarlig« Aufträge gegen Vorauedezablung. Einzelnummer 7l> PI. Hochdruck nur mit deulllcher ttluellenangad« «.Dresdner Nachr.-> »ulällig. — Unverlangt« Lchriftftiich, werden nicht autbewadrt Schrtftleftung und l^ravtaetchäftofteK»! Merienftrali« SS/4S. Druch u. Verlag ron »pich. Vetchardt ln Poftlchech-Nonl» 10SS Drrodeu. Lockerung der Fesseln für den Lustsahrzeugbau. Laubeginn fürZiviUufisahrzeuge am 3. Mai. Berlin, 1». Febr. DaS Londoner Ultimatum vom S. Mat forderte u. a. von Deutschland, daß die Fabri kation und Einfuhr von L u f t fa h r m a t c r i a l i e n erst drei Monate nach dem Tage wieder ansgenonnncii wer den dürfen, an dem die interalliierte Luftsahrikonirolltom- mission erklärt haben würde, daß Art. 292 des Vertrages von Versailles, der Deutschland die Auslieferung aller mili tärischen Lustiahrtgeräte zur Pflicht macht, vollständig auL- gesührt sei. Nach der Annahme dieses Ultimatums ist zur Erfüllung dieser Forderungen das Gesetz über die Be schränkungen von Luftfahrzeugbauten vom 29. Juni er gangen, wodurch die gesamte deutsche zivile Luftfahrt industrie brach gelegt wurde. Die deutschen Behörden, in enger Zusammenarbeit mit den an dem Lustfahrzengbau und dem Luftverkehr interessierten Kreisen, haben sich seit dem mit allen Kräften bemüht, der Verpflichtung aus Art. 202 zu genügen. Nach «cunmoiiatiger Arbeit ist dies jetzt gelungen. Die Botschastcrkonserenz beschlost a», t. Februar, den Beginn der Wartezeit von drei Monaten vom 8. Februar in Lauf z» fctz-n, so das, am 8. Mai die Fabrikation und Eiusustr von Luitsahrzcugmaterial wieder ausgenommen werden können. Nach Ablauf dieser drei Monate wird auch die unter Leitung des Generals Masterman stehende Kommission als erste der drei vertraglich eingesetzten militärischen Kon trollkommissionen ihre Tätigkeit in Deutschland ein stellen. Die völlige Befreiung des Luftsahrzeugbaues von den Fesseln des Vertrages von Versailles und der ihn er gänzenden Abkommen bedeutet allerdings auch dieser Be schluß der Botschasterkonferenz nicht. Es bleibt die Deutsch land ebenfalls durch das Londoner Ultimatum auf- erzwungenc Verpflichtung übrig, diejenigen Begriffs bestimmungen anzuerkenncn, die non den interalliierten Mächten ausgestellt werden, um die Zivilluftfahrt von der militärischen Luftfahrt zu unterscheiden. Bon diesen der deutschen Negierung bisher noch nicht mitgeteilten Be griffsbestimmungen, deren Einhaltung durch ein beson deres noch zu schassendes Organ sich die alliierten Negie rungen Vorbehalten haben, wjrd es abhängen, ob die deutsche Luftschlfsahrtindustrle die solange gehemmte Kraft zum Nutzen des Landes neu entfalten kann. (W. T. B.) Ein deutsch-russisches Geheimabkommen? tLtaner Dravl»criNit der .Dies»«. Nachricht« n" i Berlin, l». Fcbr. Wie wir von unterrichteter Seite zu verlässig hören, ist zwischen Tr. Wirth als Vertreter der deutschen Negierung und dem Soivjctdclegicrten Kerc- tenski, der in Berlin weilte, ein Geheimabkommen ge troffen worden, das sich auf wirtschaftliche Fragen bezieht. Groeners Dank an die Technische Noikilfe. Berlin, IN. Fcbr. Der N c i ch s v e r k e h r s m i n i st e r hat an die Hauptstclle der Technischen Nothilfe fol gendes Dankschreiben gerichtet: Bei dem nunmehr beendeten Streik eines Teiles der Eiscnbahnbegmten hat sich die Technische Nvihiise mit ihren weiverbrcitetcn Organisationen überall tatkräftig und hilfs bereit zur Verfügung der Neichsbahncn gestellt. Ihrem Ein greifen ist es wesentlich zu veddankc», daß der Bahnbetrieb nicht vollständig zum Erliegen gekommen ist. Das un- eigennützige und tatsrohe Verhalten der Tech nischen Nvthtlsc hat den Willen der dienstbereiten Beamten zum Ausharren kräftig unterstützt. Trotz ungünsttger äußerer Verhältnisse, trotz Schnee und Eis haben die Not- Helfer überall die ihnen ungewohnte Arbeit ausgenommen. Bei der Natur des Eisenbahnbetriebs war es unmöglich, die Helfer schon vor Vcgini, des Streiks durch praktische Be tätigung am regelrechten Betrieb in ihren Obliegenheiten zu unterweisen. Trotzdem haben sie cs verstanden, binnen kurzer Zeit die schmierigen Verhältnisse soweit zu meistern, daß im Verein mit pflichtgetrcncn Beamten ein umfang reicher Not bet rieb in allen Teilen des Reiches ein gerichtet werden konnte. So haben sich namentlich Hunderte von Männern aus den »laichincntechnischcn Bernsen veraiit ivortungsfrcndig als Lokomotivführer zur Verfügung gc stellt. Nur so ist eS möglich geworden, der notleidenden Be völkerung wenigstens den dringendsten Lebens bedarf zuznsülircn und unser stark erschüttertes Wirt schaftsleben vor de», völligen Zusammenbruch zu bewahren. Leider Hai die Einsetzung der Nothilse Opfer gefordert. Die Männer, die den Gefahren des EiscnbahnerbcrufeS er legen sind, haben den Gedanken mit dem Tode besiegelt, daß über allen Sondcrinterelsen ein Gemeinwohl steht, dem wir alle zu dienen verpflichtet sind. Allen Beteiligten gebührt aufrichtigster Dank und die wärmste Anerkennung nicht nur der Eiscnbahnverwaltnng, sondern des gesamten de"""'cn Volkes und ich darf Sic bitten, diesen Dank allen Jftren Mithelfern übermitteln zu wollen. Gez. Groencr. (v, tb.) Die Verhandlungen -es Kochverräters Dorlen mit Poincarö. lEtgner Drohtberlcht der »DreSdn. Nachricht« n".f Paris, 1V. Fcbr. „Eontincutal NcivS" erfährt über den Besuch Dr. Dortcns bei Poincar,. daß dieser aus Wunsch Polnraräs durch die sranzösischen Militärstellcn in Mainz vorbereitet war. Poincare hatte sich vor einigen Tagen Uber die separatistische Bewegung im Rheinland« eingehend berichten lasten. Aus dem Bcrichtsmaterial, das im französischen Austcnministcrinm über die Frage vor handen war, hatte Poincarö den Eindruck gewonnen, daß die Propaganda im Nhcinlande nicht immer mit den französischen Interessen vereinbar gewesen ist, was aber wohl ans die Schwierigkeiten znrückzuslihren war, daß bisher keine Zcntralinsianz vorhanden war, die sich mit der Leitung dieser Propaganda befaßte. Dr. Dorten gab nähere Erklärungen ab. wie er sich die Fort setzung der Propaganda denke, äußerte jedoch auch Klagen darüber, das. seine Aufgabe nur deshalb keine oder nur ge, ringe Eliolge halte, wett jeder französische Ltabskomman- dani im Nheinlande seine e i g e n c P o l i t > k führe, wodurch er, Dorten, wiederholt mit diesen Militärstestcn in Konslikt geraten sei. Poincarö war der Ansicht, daß zwilchen den rhcinl'chc», clättilchen nnd französischen Katholiken ei» enges Band der Versöhnung bestehe, das zn einer dauernden F-enndschaft führen mäste. Das sc! der künsüge Grund, gedankt für die seiiens Frankreichs zn besolgendc Nichtnng. Die Bewegung soll einheitlichere Formen annehmcn und des national-französischen Gedankens, der ihr zeitweise anhaftet, entkleidet werden. Der Sanptwert wird ans kulturelle Beziehungen gelegt werden wüsten, die für eine selbständige rheinische Republik mit den Weltmächten erforderlich ist. Nach der Audienz bei Palncar,' hatte Dr. Dorten noch mehrere Besprechungen mit leitenden Beamten des Austen- mimsteriüms «nd verschiedenen Abgeordneten. Erster« unterhielten sich mit ihm über die finanzielle Seite der Pro paganda. die in Zukunft nicht mehr durch die MilltürsteAen in Mainz nnd Bonn, sondern von Pariöaus ihre Rege lung finde» soll. Dr. Dorten war nach feinen Neußcrnngcn französischen Abgeordneten gegenüber von dem Empfang bei Poinearö sehr befriedigt. Wahrscheinlich wird Dorten als Folge seines neue» Programms in Znknnst leinen danernden Wohnsitz in Bonn oder Trier nehme» müssen. Der Genser Schluhakr -es ober- schlesischen Dramas. Geheim!almnq -er Genfer Konferenz. Genf, 10. Febr. Der offizielle Beginn der deutsch- polnischen Verhandlungen, der auf den 19. Febr. angcsctzt war, ist auf Montag, den 19. Februar, 19^ Uhr vormittags, verschoben worden, da infolge des Eiscn- bahncrstreiks die deutsche Abordnung erst morgen «intreffen wird. Tic polnische Abordnung ist heute hier ««gekommen. Morgen werden die beide» Bevollmächtigte» vorbereitende Besprechungen mit dem Präsidenten Ealvndcr haben. Als versvnlicher Sekretär des Präsidenten wird wieder Dr. Neumann den Verhandlungen beiwohnen. Auch die übrigen Mitarbeiter des Präsidenten sollen dem Kreise der Herren entnommen werden, die Ealvndcr nach Obcrschlcsicn begleitet haben. Dazu dürsten für bestimmte zur Verhandlung stehende Fragen Beamte der einschlägigen Abteilungen des Völkerbunds-Sekretariats, so der Abteilung für MInderhcttsfragen, komme». Ocfsent- liche Sitzungen sind nicht geplant. Präsident Ealvndcr legt im übrigen großen Wert darauf. Indiskretio nen in der Presse zu vermeiden, die den Gang der Ver- tandlnnge» störe« könnten. fW. x. W Neue Verhandlungen öder das Sleuer- kompromitz. .Eine Spannung d«r Situation." Berlin, 19. Fcbr. Im Reichstage haben heute um 19 Uhr vormittags die neuen interfraktionellen Ver. Handlungen über das S t c u c r k o m v r o m i ß be gonnen. Beteiligt waren cin ihnen die Führer des Zen- irums. der Sozialdemokratie, der Demokraten und der Deutsche» Volkspartei. Während des größten Teiles der Sitzung war der Reichskanzler anwesend, der auch das Wort ergriff. Tie Besprechungen dauerten bis um 1 Uhr mittags lieber ihren Inhalt und Verlauf wurde unter den Teil nehmern strengste Vertraulichkeit vereinbart. Parlamcn «arische Klette teile» mit. das, die Verhandlungen wesent lich z» einer Spannung der Sitna«i»n bcigetragen haben. Unmittelbar nach der interfraktionelle» Ve- Iprechung trat die Fraktion der Deutschen Volkspartei zu einer Frakiionssihuuq zusammen. Wie die »Tcunche Allg. Ztg." mitieilt, wird unabängig hiervon die Fraac der Koalition Ser Weiterung nach wie vor im Reichstage lebhaft erörtert. ES müsse aber betont werden, daß diese Frage augenblicklich nicht besonders aku' erscheine. Sic stehe allerdings mit der Frage der end gültigen Besetzung des N c i ch s s i n a n z m i n i st e r I n m S in engster Verbindung. Es scheine, daß für den Posten dcö NeschSsinanzministers nunmehr Dr. Hermes end gültig in Frage komme. Für weite Kreise der VollSparte winde diese Kandidatur »ftlft als ungeeignet erscheinen, da Dr. Hermes vielleicht die geeignetste Persönlichkeit sei. um d>c non der VvlkSpartci verlangte Sicherstellung der per sönlichen und sachlichen Garantie» zu gewährleisten. Ausschreilungen -er ausständigen Berliner Slratzenbahner. tDrahtmeldungunfrerBerlinerSchrisklettung.f Berlin, 10. Fcbr. Während alle übrigen Berliner städtischen Betriebe bestrebt sind, den an sie gestellten An forderungen zu entsprechen, wird der Dienst der Ber liner Straßenbahn noch immer durch radikale Ele mente gestört. So kam cs heute an verschiedenen Punkten der Stadt zu Ausschreitungen ausständiger Straßen bahner. Dcmvnstrationszüge wurden gebildet, Straßen bahnwagen angchaltcn, Schaffner und Fahrer gezwungen, dte Arbeit niedcrzulcgcn und Fahrgäste zum AuSslcigen genötigt. In den Nachintttagsstunden kamen einige hundert streikende Straßenbahner zum Rathaus und nahmen dort Ausstellung. Nachdem einige Rädelsführer gesprochen hatten, schickte» sic eine Deputation zum Magistrat. Der Magistrat, der gerade in der Sitzung der Stadtverordneten war, lehnte es aber ab, die Deputation z» empfangen. Da ein starkes Aufgebot von Schutzpolizei das Rathaus umgab, zogen die streikenden Straßenbahner eS vor, sich vom Rathaus wieder zu entfernen. Annahme des Schiedsspruches durch die Stadt verordneten. Berlin, 10. Fcbr. In der heutigen Stabtverorbneten- Versammlung wurde nach längerer Aussprache der Magtstratsvorschlag, wonach der Schiedsspruch des SchltchtungSausschusteS angenommen wird, mit einem Zusatz der Deutschnaitonalen angenommen. sW. T. lieber Obcrschlcsicn und die Schlußverhanblnngen. bl« sofort ihren Anfang nehmen sollen, wenn dte deutsche Delegation in Genf etntrtfft, ist eS stiller geworden, als es dte deutschen Interessen eigentlich erlauben. DaS mag man verstehen können, weil die Fülle der anderen poli tischen Ereignisse das deutsche Volk in Atem gehalten hat. DaS mag zum Teil auch in der unverzeihlichen Geheimnis krämerei der Negierungskommissivn über die einzelnen, be reits getroffenen Abmachungen begründet sein, die, wie dte Beibehaltung der deutschen Währung in Polntsch-Ober- schlcsien mit der Gefahr der Oesfnung eines ValutalochcS im Osten, durch das die deutsche Mark zum Schaden des ganzen Volkes vielleicht ungehemmt nach Polen abfließen kann, Lcbensintcresscn des Volkes berühren, von deren In halt wir aber so gut wie gar keine Kenntnis haben. Das mag endlich mit dem weit verbreiteten Irrtum zusammen- hängen, daß dte Verhandlungen für uns nur untergeordnete Bedeutung haben, da das Schicksal Obcrschlcsiens längst ent schieden sei. Gewiß, an der Tatsache, daß Jndustrie-Ober- schlesien uns trotz des Abstimmungssieges entrissen wird, ist nichts mehr zu ändern, aber eins ist in Genf noch zu retten und muß unter allen Umständen gerettet werden: diegroße deutsche Minderheit und, da sie die Trägerin des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens ist, die deutsche Kultur. Mit ihr steht und fällt die Möglichkeit einer Wieder vereinigung des entrissenen Gebietes mit dem Mutterlanbe, an die zu glauben das deutsche Volk weder aufhvreu kann noch wirb. Tie Frage des Minderheitenschutzes wirb der Haupt inhalt des Genfer Schlußaktes der deutsch-polnischen Ver handlungen sein. Hierbei ist Deutschland Polen gegenüber von vornherein in eine schiefe Lage gedrängt worden. Deutschland sind lediglich Gebiete zugcsprochen worden, t« dem bas Deutschtum keiner besonderen Stärkung mehr be darf. Ter deutsche Charakter des Landes ist nicht bestrttte», und so liegt für Deutschland um so weniger Grund zu einer AustreibnngSpolittk vor, als die polnische Bcvölke- rung für bas allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Leben nur von untergeordneter Bedeutung ist. Anders in dem geraubten Teil LbcrschlesicnS. 16,9 Prozent der Ein wohner dieses Gebietes haben für Deutschland gestimmt, und zur deutschen Bevölkerung gehören die wirtschaftlich maß gebenden Kreise des Landes, die Industriellen, die In genieure. Beamten und die intelligente Arbeiterschaft. Kreise, die dem Gebiet den unverkennbaren Stempel ctncS deutschen Kulturlandes ausgcdrückt haben. Hierin wird Polen den Antrieb zu einer Poivnisicrungsarbcit großen Stiles erblicken, einer Arbeit, die es längst bereits mit den verwerflichsten Mitteln begonnen hat. Mag man davon abschen, daß heute bereits in dem noch gar nicht abgetrete nen Gebiet in allen Dörfern die deutjchen Inschriften, alle Wegweiser und sonstigen Bezeichnungen überpinselt und mit polnischen Namen versehen sind. Das sind Acußcrlichkeiten. Schlimmer ist, daß man schon jetzt geflissentlich die Grund sätze bekannt gibt, nach denen später verwaltet werden soll, daß man nur „loyale", also polnische Beamte anstcllen will, daß man den bcutschgcsinnten Lehrern und Beamten mtt Maßregelungen droht und sie dadurch aus dem Lande treibt, daß man heute bereits einen maßlosen Kulturkampf gegen alles Deutsche entfacht hat. Trotzdem setzen sich die Polen, wie es stets ihre Art ist, mit liebenswürdiger Verbindlich keit an den Verhandlungstisch, lassen sich von den deutsche» Vertretern ihren ehrlichen VcrhandlungSwillen bestätigen, und schließen Verträge ab, die sie nie halten. So war eS bei der Uebernahme PosenS und Wcstpreuhens, so war es bei dem vielzitierten Minderheitsschutzvertrag vom 23. Juni vorigen JahrcS, den sie auf Anordnung der Ententemächte abschlossen, und so würde eS auch diesmal wieder werden, wenn es der deutschen Delegation nicht gelingt, wirksamere Garantien durchznsetzcn als damals. Das Genfer Diktat sicht cin Ausdehnung dieses Mtnoritäts Vertrages aus das neuerdings an Polen fallende Gebiet vor, womit wir uns im Grunde ge- nomincn einverstanden erklären könnten. Denn er ver spricht allen Bewohnern den vollen Schutz ihres Lebens und Ihrer Freiheit ohne Unterschied der Nationalität, Sprache oder Religion, sichert allen Bewohnern den Genuß der gleichen bürgerlichen und politischen Rechte, insbesondere bet der Zulassung zu öffentlichen Aemtcrn und bei der Ausübung ihres Berufs oder Gewerbes zu und verbietet die Behinderung im freien Gebrauch einer Sprache bet irgendwelchen Gelegenheiten. Trotzdem ist bei einer Uebcrtragnng dieser Vcsttmmungen ohne klare Garantten der Untergang des Deutschtums im industriellen Ober- schlcsicn besiegelt. Seine Anwendung in Posen und West- Preußen zeigt, daß diese Bestimmungen nichts sind als leere Worte, als ein beißender Hohn für alles, was deutsch ist. Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, daß heute das deutsche Element der Stadt Posen trotz der Schutz- Paragraphen v o n 4 9 au f 7 P ro z e »t der Einwohner- chast zu s n m m cng e s ch m o l z cn ist, man braucht nur zu denken an dte skandalöse Versagung der deutschen Domäncnpächtcr, an die Enteignung und Ausweisung von 9699 dcuischen Ansiedlern, denen weitere 39M folgen sollen, an die Entrechtung der Deutschen bet den Stadtverordneten- wählen in Westpreußen, wo man alle diejenigen vom passiven Wahlrecht auSschloß, dte nicht polnisch sprachen, an die Massenentlastungcn der deutschen Beamten all dem Staats- und Kommunaldtcnst, an die Beschlag nahme des evangelischen Kirchen - Vermögens, an die pogromarttge» Zheutscheuverfolaungco und an de«