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Dresdner Nachrichten : 06.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189607065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-06
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.07.1896
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«MErls» M., „ Allnabmc von nnluni'iiiui'nkii! >?an«im csv Bonn.s-sllp, Nachm. xonniauSv. V.u», !>-'/,! NvrMii». ficutiabi: st>. rilosikra.s nur an fNaorn dis sU.hrNachnullaar. Äonlaak oi>kr na» Nktttaae» API», (i'n ,u;m,I,knna<<m»lc„ rr 9. b«. »am lx'iondcrkm Lani lultro Ankiindiaunafi, nctimc» Mm» namhplic Slnnonccnbnrranr an. keleablalicr werdrn »nt io Df». » ... bcifchnct. Kur R.uckgabk kinaeimititer Tchrltz» Milkk keine Verbindlichkeit. L»rnst»r»lt»st»U« Ur. 11. so Bia , Lutwortine Äuiträ .. ,.. ye nur «orauebeianluna. aeaen ^ s, nebmcn Mmmtliche 41. Jahrgang. dSS,»I»« pe»>»» kkr. 8Srup,?.7L!L vksMnsi'ste.ra.^ gMklid tlliie!->i.klemii>!>!^if r?eclg!!igi . Sed!888 P»pnrpi>svii8tsllo »o. 878. 8mr I z Ltnrslvs t,I^-iI>N»I1>>''lls«»N gnüskonanboltoo piombirur>8sn »etimonrloso 2nkn- openntlonon vtv reodcn, I8W. ^»NVIlKo! i; Itnon»«!«-,,. VorrUxlieüos ^ LMslslsntl.-llülA für tlesedilfw- »ml Vor- ^ .. t.'uüt,'uut,'s-I!<»Lion>lo. »7 t'uuiilion Iiiiä 'l'-mri^t^ni. Im Omtrum cker 8wut. ' ^ Itir-itnui iliil ^ LÜrMrl. I'llsuer. 8«>int2- iiiiii Kvi8«iilite, > llsllssts loüsllo, omplioblt ci.,8 kulr- uml Iloavrvgarslllllllls A kenupr. I, »»»» » ^Vlllkl'NlirUlkbitl'»!^« ÜO * I eiu«nr >, 3 IU0 ^ ^21 Ivk'^INI NstN ^VIW ditwii- um! Iii/.iint-l'uluik R 3>>6lnasklll vaUvlululill II ^'^NNKKd^^r-rrrrrrr^-rrrrr^rrr^Mdr^.-'r.'rch I)l'68<1vN doi ^!!»ii> äriiolil Rvrlinerstr. >8 ! Vorrätliiu in Ikestuurunts, üliiiviuliVicsserhuncllunMU u. ^fi-stholcou. deils f^cl!» «gn »sine, dlg^e. kliüttlsiile. LSVUVL ULL au, gskll eingslilimöli. 1'ik>8»Il0 Ü1> 1't., I Sluil, »in! I SIuik 7.^ I't. Iinck !IU8xo»(1^0N. - 1'vnnittei- Voi8U»ckp nu> I, ausrvlirt^. Rr. 18S. KMel: Fernschreib- und Fernsprech-Bcrichte. Hosnachrichle». Parteinachcichten. Fcstziig und Vvlkstrachtenfest. Zickzack. Briefkasten. Kernschreib- nnd Kernsprech-Berichte vom 5. Juli. Oddc. Ter Kaiser unternahm beute früh einen Spaziergang a» Land und hielt dann uni 10 Uhr den Gottesdienst ad. Tas Wetter ist schön und warm. Hambur g. In dem heutigen Rennen um den groben Preis von Hamburg llOO.Otk) Mk.) erhielten Graf Batthhanh's „Ganache" den ersten. Lrbaudy's .„Toreador" den zweite» und Hauptmann Blottwit)' „Goldregen" den dritten Preis. Löwenberg i. Schlcs. Nach amtlicher Feststellung erhiel ten bei der am 4. Juli stattgehabtcn Reichsiagscrsatzwaht im Wahlkreise Löwenberg i. Schlcs. von 9255 abgegebenen Stimmen Kovsch-Berlin isccis. BolkSp ) 1591. Graf Noslitz-Zvbten lkons.s 4198 Stlmmcn. (Ls ist somit Stichwahl rrsorderlich. M e tz. Hciilc Mittag wurde bei Amanweiler ans sranzvsischcm Boden am Bois de la (Luise durch den Metzer Berein für die Er haltung der Kriegergräber ein Gedenlkrenz in dem neu errichteten nmmancrtcn Friedhöfe, wo M n gefallene Krieger des Jahres >870 ruhen, unter Mitwirkung des Metzer Mannergeiangvercins scicciich geweiht. Franzens bad. Seine Kaiser!. König!. Hoheit der Erz herzog Friedrich ist heute früh zum Besuche icinec hier zur Kur weilenden Frau Gemahlin eingetrossen. Paris. Der „Agence Havas" wird ans Athen gemeldet: Tic revolutionäre Versammlung ans Kreta tritt heute zusammen. Dieselbe wird die Vereinigung mit Griechenland proklamiren. den ordentliche Nationalversammlung Zusammentritt. Tie hierher ge flüchteten christlichen Dcpntirten haben ihre Demission eingcsanvt. N o m. Crispi richtete eine längere Erklärung aus Neapel an die -Riforma". in welcher er den desenfiven Eharakter des Drei bundes betont, durch welchen den drei Mächten gegenseitig der gegenwärtige Besitzstand gorantirt werde. Ec halte dies sür eine Pflicht, jetzt zu crtlären, wo der Parteigeist den Glauben zu er wecken suche, es bestünden zwei Bündnitzverträgc. New-Aork. Nach einem Telegramm aus Guavaquil hat der provisorische Präsident von Ecuador General Alfaro die Auf ständischen unter General Bega vollständig geschlagen. Bekanntmachung. 2m Namen des Königs! In der Privatklagesache des Bäckermeisters Traugott Hermann Petzold, Privatklägers, gegen den Redakteur Julius Schmidt, Angellagten. wegen Beleidigung hat das Königliche Schöffengericht zu Dresden i» der Sitzung vom 21. Mai 1898 für Rcchl erkannt: Der An geklagte Franz Julius Schmidt wird wegen Beleidigung zu drei hundert Mark Geldstrafe, im Unciubriiiglichketlsfalle zu einem Monat Gesängnib, sowie zur Erstattung der dem Pnvalkläger erwachsenen »olhwendigen Auslagen kostenpflichtig vernrtheilt. Auch ist der verfügende Theil des Urtherls durch die „Dresdner Nachrichten" in demselben Theil und mit derselben Schrift, ivie der Abdruck der Beleidigung geschehen, öffentlich bekannt zu machen, dascrn der Beleidigte innerhalb einer Woche, von der Zustellung des Unheils an gerechnet, allhier daraus anträgt. DieVernrlheil- ung ist erfolgt wegen des in Nr. M der „Dresdner Nachcichien" vom 4. Mürz 1898 ans Seite 2 bcsindlichen, mit den Worten: „Berlin. Der sozialdemokratische Bäckermeister Petzold" beginnenden und niit den Worten: „hincingelegt haben" schließenden Artikels- TrcSdcn, den Jo. Juni 1898. Köingllchcs Amtsgericht, Abiheilung 11a. Ti. Weingart a. R. Wie sich unsere Leser aus dem Referat über die betreffende Gerichtsverhandlung erinnern werden, hatte diese straffällige Mittheilung bereits in der Berliner „Post" und in der „Freis. Zlg." vom 3. März gestanden. Aus dielen Blättern war sie in das unsrige übergegangen. OertlicheS und Sächsisches. — Se. König!. Hoheit Prinz Albert reiste am Sonnabend Vormittag nach Weimar, traf daselbst II Uhr 24 Min. ein und wurde vom sächsischen Gesandten empfangen. Hierauf begab sich der Prinz »ach Belvedere zum Besuch der Groschcrzogl. Herr schaften. Alsdann erfolgte die Rückfahrt nach Weimar und die Besichtigung der Stadl unter Führung des Großherzogs. sowie eine sich daran schließende Fahrt nach Ettersburg zum Besuch der Erbgroßherzogin-Wiltwe. — Ihre Kaiser!. .Hoheit die Frau Großberzogin Alice von ToSkana ist mit ihren inngsten Töchtern, den Erz herzoginnen Germana und Agnes, zum Besuch bei Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzcisin Friedrich August am Sonnabend Abend 8 Uhr 43 Minuten aus dem Böhm. Bahn- Hof cingetrossc». Tie Frau Prinzessin war mit ihren Löblichen, den Prinzen Georg und Friedrich Ehristia:!, ans dem Bahnhöfe zur Begrüßung ihrer Mntter erschienen. — Während der Theilnahmc Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg am Manöver wird Ihre Königl. Hvhert die Frau Prinzessin Jo h a n n G eorg zum 'Besuch ihrer Angehörigen in Gmnndcn Aufenthalt nehmen. Ende kommender Woche unter nehmen die hohen .Herrschaften zunächst gemeinsam eine Reise. — Ihre Hoheil die Frau Herzogin von Schleswig- Holstein ist an: Sonnabend 2 Uhr 15 Minuten Nachmittags nebst Ihrer Tnrchlanchl der Prinzessin-Tochter Fcodora zum Be suche Ihrer Majestät der Kaiserin »ach Potsdam gereist. Die Hofdame Freu» Rocder v. Diersburg und der Chef der Hof haltung Oberst z. D. Schlaberg waren zur Verabschiedung auf dem Böhmischen Bahnlwt erschienen. — Herrn vi. Lehmigen in Scbnitz ist anläßlich seines 50jährigen Doktor-Jubiläums von Sr. Majestät dem König Albert der Albrechtsorden I. Klasse verliehen worden. — Die Katzbalgerei in der Fraktion des Herrn Zimmermann wird in ihrer ganzen Lächerlichkeit wieder einmal offenbar durch die Austritts-Erklärung des Herrn Lieber-Stroga aus der deutsch - sozialen Neformparlei. Jetzt erklärt Herr Oswald Zimmermann mit Pathos, Herrn Lieber seien wegen seiner ab weichenden Abstimmung ernste Vorhaltungen gemacht worden. „Herr Lieber wußte darauf nichts zu seiner RechtserUgnng zu er widern. hat auch in Berlin seinen Austritt aus der Fraktion nicht erklärt, sondern erst brieflich — vielleicht unter gewissen Einflüssen ? — nach seiner Rückkehr nach Stroga. Die Redereien vom „un seligen Fraktionszwang" sind also l?) hinfällig. Gänzlich haltlos war die Befürchtung des „Großcnhaincr Tagebl.", ob eS Herrn ReichStagSabgeordnclcn Zimincrmann vielleicht doch noch gelingen könnte. Herrn Lieber wieder umzilstimmen. Zu einem solchen Ver suche war nach den mit Herrn Lieber gemachten Erfahrungen weder Neigung noch Anlaß vorhanden. lSo! So!) In einer nächsten Mittwoch slattsindcndcn Vcrtrauensinännervcriammlnng des 7. ReichstagswahlkresteS wird Herrn Lieber Gelegenheit gegeben lein, sein Verhallen zu rechtfertige», so weit er es kann. Da Herr Lieber weniger ans feine Person (!). vielmehr ans seine Zugehörig keit zur dcnlsch-lozialcn Rclormparlei hin gewählt worden ist. wird er den Vcrlraucnsmänncrn der Partei, die mit rastloser Arbeit seine Wahl bnrchgesetzt, die verlangte Rechtfertigung nicht gm schuldig bleiben können. Daß er durch sein Verfahren unseren politischen Gegnern eine große Freude bereitet hat, das Zeugnis; kann Herrn Lieber nicht versagt werden " Tic Frurde erstreckt sich nur daraus, daß durch de» Fall Lieber vielleicht wieder einigen Leuten die Angen darüber geöffnet werden, was ans der Partei nnter der Führung der .Herren Ziinmermann und Genossen ge worden ist. — Endlich war er gekommen: der Festtag der „Alten Stadl", der Tag des ersten > ttchsiichcn V o I k s t r a ch t e n fc sies mit seinem großen Festzug. dessen Herstellung und Ausrüstung sei! Wochen die Gedanken und die fleißigen Hände von Tausenden m allen Ncgicrll»gsbczuken unseres Landes nnanshörlich beschäftigt hatte, und der. namciillich für die Leute ans der Provinz, das Hailptstnck der hnnderi Tage unserer Handwerks- nnv Knnstgewerbc- Ailsstcllnng werden sollte. Nicht ohne Bangen und Zagen sah man ihm tntgcge». Unter Donner und Blitz m des Wortes ver wegenster Bedeutung war die Woche zur Rüste gegangen, und trüb ließ sich auch der Sonntag an. Jeder flüchtige Sonnenblick ward mit dankbarem Jubel begrüßt, jedes schwarze Wölkchen mit ängstlichem Grausen am Horizont verfolgt: »och gab man die Hoffnung nicht aus, das trügerische Barometer stieg ravid, noch konnte Alles gut werden. Aber alles Hoffen und Wünschen halt nichts- Gerade in der Mittagsstunde löste ein Regenschauer den anderen ab, und ie näher inan der Stunde des FestzngS kam umso heftiger wurden die Güsse, die freilich sich vergevenS be mühten. die vergnügte Feilstimnmng der Zngihcünehmcc und der Tausenden und Abcrlauscnben von Schanlnstigen zu becinträch- ligcn Das war ei» Leben und Treiben in den Straßen schon am frühen Morgen! Tausende der Provinzbcmohner gaben sich ein Stelldichein in der Reschcnz: von allen Seiten strömten sie herbei, Männlein unb Wckblein, und laich cn, bnwckt und bemden ihre Standanalticrc. getreue Nachbarn, Freunde und desgleichen und wenn sie sich flüchtig an ihr „Plltzcl gefunden halten, gab es ein Händeschütteln und Begrüßen ohne Ende. Ott herrschte ein Stiinmcngeivirr in den verschiedensten Sprachen und Dialekten, ivie es nur selten zu Horen ist. Für den denkenden und fühlenden Beobachter hakte cs aber etwas ungemein Rührendes, jeden Einzelnen der bnittbewegtcii Menge opferbereit zu scheu, sich in den Dienst des einen Gedankens zu stellen. Ein unendlich lustiges Turch- und Nebeneinander herrfchre ans den beide» großen Saniinelptätzen: in dem Waisenhaus am Georgvlatz und in den Räumt» derKviiigl. Tiirittehreranttalt ans der (Lariisstraße. In der kurze» Spanne von zwei Stunden erstand der ganze Zug. wie aus der Erde gestampft war ec schließlich. Alles klappke und griff ineinander mit der Sicherheit eines taktfeiten Räderwerks, und auch nicht das Ge ringste versagte in dem großen Mechanismus. Jede Ziiggrnvve und jede Einzelheit stellte sich vorichriiismaßig an ihrem Platz cm: dann ging es „programmmäßig" an's Phoiographircn, hierauf noch eine flüchtige Mnsternng von dem Sekcionsführer. und mit einem „Fertig" wurde Gcnvpe an Gruppe dem Zngganzen cin- gereiht. Kur; nach halv 2 Uhr wurde zum letzten „Sammeln" ge blasen : der Zug »ahm feste Gestalt, straffere Haltung an. und die endgiltigc Aufstellung vollzog sich in kurzer Zeit, sodaß die fett- gesetzte Stunde des Abmarsches - 2 Uhr — ziemlich genau ci»- gchalte» werden tonnte. Tic Festzugsttraße war kurz, hatte aber bei ihrer außerordentlichen Breite den Vorzug, Raum für eine sehr große Anzahl von Schaiilnstigen zu bieten, die links und rechts vom Fahrdamm wie ein lebender Wall trotz des strömende» Regens, der sich gerade jetzt wieder heftiger einttelltc, geduldig der Dinge harrte, die da kommen sollten. Gegen "/r3 Uhr zeigte sich, von lauten Akklamationen des Publikums begrüßt, die Spitze des Feslzugcs in der Johann-Georgen-Allee, die bald das denkbar bunteste Bild in ihrer vollen Ausdehnung bieten sollte, und in langsamem Tempo strebte das Ganze seinem Ziele — dem Aus- stellungspalk und der „allen Stadl" — zu. Dem Zuge voran schritten die drei Herren des Hcmptausschusses. deren unablässigen Streben das endliche Zustandekommen und das glänzende Gelingen des Volkstrnchtenseslcs >n erster Linie zu danken ist. Als erste Gruppe marschirten die Altenburger — ca. IciO Personen. Ein Ziigsührcr (Herr Landtagsabaeordnetcc Leithold), hoch zu Roß, gekleidet in die historische „Weiße", eine echt germanische kernige Erscheinung, machte, umgeben von drei berittene» Fahnenträgern in der „Kappe", dem schwarzen Festgewand, sofort die nöthige Stimmung. Zwölf famose Trompeter, die lustige Marfchwciseii erklingen ließen, ebenfalls zu Psecde, und ein Pautenichläger folgten. Einer reizenden Kindergruppe schlossen sich die Hormct- jlingfraucn in ihren eigenartigen Trachte», n»f dem Kopi den reichen Kopfputz — das „Hormet" —. der die bewundernden Blicke der Neugierigen immer auf's Neue aus sich zog. den hohen, mit Pappe gesteifte» „Latz" vor der Bufft, in den Händen riesige Blumensträuße. In zwei geräumigen, gnirlandcn- gcschmücklcn Laiidanecn machen es sich die „Mamas" bcgiicm. Ansaiigs etwas verschüchtert ob der hohen Ehre, die ihnen heute zu Theil wird, aber bald redefelig und vergnügt, daß ihre zu ein fachen Hauben geformten Kopftücher lustig hin »nd her wackeln. Ju malerischer Unordnung folgt ein bunter Zug von Frauen, Mädchen. Burschen und Kindern, die in glücklicher Zu'ammcnstell- ung die verschiedenen Entwickelungsstufen der Nationaltracht zur Anschauung bringen. Von dem Reichthum ihres Landes legten die Bauernrciter beredtes Zcugntß ab, die den Schluß der „Alten- bur»:r" machen. Prächtige Gäule tragen sie, die Sprungriemen und das Vorderzcug reich geziert: die grün-weißen Stutzen und Blumen scheinen die stattlichen Thiere kokett zu machen. Als zweite Gruppe marschircu die Sprecwälder. Werbener und Popitzer Landleutc leiten sie ein, die Heimkehr von einer Kindtaufe darstellend. Die Frauen tragen als Kopfbedeckung die sogenannte „Mütze", riesige Hauben mit einer unter dem Kinn gebundenen nicht minder großen Schleife, in die Stirn gerückt Kränze aus Federn und künstlichen Blumen. Der Aermel wird knr gehalten und mit eingeschlagenen Spitzen versehen; als am meisten beliebter Schmuck präfentiren sich hier wie in dem ganzen Zuge Schnüre aus Glasperlen. Die Leute aus Burg haben einen Wage» gestellt, auf dem eine Sffinnstubc grnppirt ist, während das nachbarliche Lcipe einen Schützenzua. emc Gruppe von feschen bliimeiigesckimi'ickten Rindern bringt. Merkwürdiger lustige» Spreewälder ein Trupp Wenden ans Jabincn ringe sprengt worden, der sich aber recht wohl zu fühlen scheint in seiner i Jungsraucn mit r Weise ist In die HU'III». WS!»«« ^ liiüillxn: 4'tti'I I- ^ luekksmälML, 6. § t» L>i ö»«!>>«ii* I r»ir«>> >» « »litt «-»klt«" Mützl. ÜvkrMtkelie, fremden Nmgcbung. Die Hochzeiksgäste und Lttersäng^iinnen stachen mit ihrer Alisgetaffciihcit logac die griesgrämigen D uincr- iveiber mit ihren schwarzen Röcken und ihren ungeheuerlichen weißen Umschlagtüchern, die den ganzen Oberkörper verhüllen, er folgreich ans. Toller »och treiben es die V o i g t l ä n s e r. die allerdings ihr gutes Rech! zum Nergnngkseiii haben: stellen sie doch den »»vettätichte Hammcltegelzug. F.olte, hansieste Bncichen. wahlhaste Piailttezemvlare ans dem Voigtländer Ländle icagen bändergcschmückte Maibänme, die alte Jnnungstanne und den >;cw ergötzlich heransqepntzlenKegel. Zwei Mädchen sühien den wider sveniligen Hammel, den feisten Preis sür den besten Kegelschieber. Den Schluß des Zuges macht ein großer Wagen, auf dem wieder eine „Hntzenslnrin" seine Spinnslnhel zu sehen ist. Tie Frauen krage» säst durchweg die egrivürdige „Bnckclhanbe", während die Männer den Spenser, die gettricklc Aermel- oder d:e dnnle Tnchwesle bevorzugen. Einige Spicllenle geigen „vngtlänner Lieble" zum Tan; und die jungen Burschen drehen sich jeclenver- gnügt im Zuge nach den fröhlichen Weisen. In die nächste Nähe von Elbflocenz. nach Pillnitz und Meißen, sühne die vierte Gruppe: die Winzer. Große Strohhüie mit bunten Bändern beschatteten die gebrannten Gesichter der „Königl. Winzer", denen der Bcrgvoigt und die B e rg v o i gts > r a n, im vollen Bewußt sein ihrer Würde, stolz voran schreitet: wohlgefällig ruht ihr Blick ans den weiniaub- und blnmengeichmücklen Weinbotten. den Ab zeichen ihres Berufes. Bunt unter sie milchen sich die Bäneunncn ans dem Meißner Hochlande. Töchter von WeingntSbesitzern ans! Lohmen, mit den aparten (Larnetten auf deu Köpfen, mit dev .Nachtjacke" und den „Reich-Aermeln" angcthan, die ein weißes' Leibchen zmammenhätt. Ein von Ochicn gezogener Wagen trag:! ein voluminöses Weinfaß von der Meißner Firma Otto Horn, das! Kiffer und Winzerinncn in ihrem AcheikSanzilge umlagem; eine: Wcingresse und selbst die ominöse Reblansspritze fehlen nicht> minder und vervollständigen die Gruppe charakteristisch. Etwa^ weniger wirkungsvoll erscheinen die „G r o s; r ö h rs d o r t e rcs! sind 28 hanoicste Gestatten in kurzen Sainmettioicn und den obtt galcn Knieslrümoleii, in grünen Rocken mit blanken Knöptcn. Nn»i komme» die Lausitzer, die im Publikum besonders viel Freunde! zu haben schienen, und unanshöriiche Beweise freudiger Sympathie erhalten Zinau mit Bectsdoff. Eunilersdors und Ostrich hält die^ Ist mir 18 kostümitten Musikern zu Pferd. Die Trachten werde:: jetzt farbig r, die geschmackvollen Bandclhanbcn nnd die lufföcmi.ze» Räverhanven, die Keiiarincl. die weiten, blumigen Röcke nitt Lchurzeii, Brust- und Sü.iivttüch r domuiiren. und die Männe: zeigen eine starke Vorliebe für geblümte oder grelliardige Wetten! Ein historischer Kindtailiszug der allen Lausitz fallt hier am meiste» auf; der Kindtaus bitter in Treffendreimatter, der Täufling in : den Pafhcn, die schmunzelnden Freßgevctttecn, die Kirchgänger - Alle-S das mackst den Eliidrnck des Echten, der unverfälschten Ur wrüiigllchkei!. Sehr rrpräsentabel stellt sich Zillan mit vier Slasl- sahne» vor nnd seinem hochorigiiiellen Gärtncrziig nnl Wagen. Großschöngil verkörpert die Lausitzer T»mattweverci. Zwei Ma schinen mit Mittlern, der jechsellige Kamm nnd sonst noch aller hand Webntensilicn werden von nahezu 48 Perionen vorgesührt. Sehr anilffank ist dcr Zug der „Ritter nnd Reisigen" von Reichenau, der den LeitterSdöcsecn und Gersdöcsem voranrcitcst. Das Webcrschüo zeigt den einfachen, aber sinnigen Spruch: „Durch Webers Hand —Wird Dir bereitst—DieW:ndel und das Llcrbe- tlcid". — Daß die beiden Eiel znm Schandreiteu ihren Zweck beim Publikum nicht verfehlen, ist selbstverständlich: cS war aver auch ein zu liebes Paar von Glanohle». Ten Gcrsdorsccn folgt Ebersbach ans dem Fuße mit seinen »rügen Burschen, seinen Timen in Rädeihanbcn nnd seinem stattlichen Schützciizng in »lter und neuer Mvntirnng, die alte Fahne von !8l2 in der Mitte. Hochbeladen schwankt ein Heruvagen hinterdrein. — Einen „Jngcndvcre-.ns'ett- zug" stellt Ooerwitz in gelungener Zusammenstellung dar. Tcc Dorfbüttel, dcr Schreiber, der Förster, der Schulze mit der Fahne, die alte Grttshecrlchaft, dcr Herr Inspektor, sieden Paare Bauern, — kurz der ganze Ort ist vertreten. Zur Lustbarkeit führt man die biinlbewimpeltcn Stangen zum Bündcrreigen und einen großen Gockel zum Hahncmchlagen mit. Die alte Post von Zittau bildet den Schluß der Lausitzer Gruppe: der Schwager bläst herzhaft scur lustiges Lied und die Handwecksurschen laiffcn per postos u»,-l',- loniiü hinterdrein. Nun ziehen die ErzgcbirLer heran: null: ihnen nehmen allerhand Bergleute die erste Stelle ein. Dw Facbenwerk- nnd Hüttenlertte mit Zimmerlingen und Maurer» mtt Musikchor werden abgelöst von der Gruppe aus den Blarffarb- wcrken in Lbcrschlcma und Pfannenstiei. DieKohlenbcrglenke ans den Königl. Werken in Planen bei Dresden mar,chircn mit dem Mnsikcorps aus den Frhrl. b. Bnrgkstchen Werken. Malerisch und kleidiam ist die Festtracht der Bergleute: bald sicht man schwarz und gelb, bald grün, schwarz und weiß, bald weiß, schwarz nnd grün. An die Bergleute schließt sich in kreier Anordnung ein Zug von Bauern und Hansrrern an: Lösfelhändlec aus Beieneld. Spiclwaareiihändler ans Grnichainichen. K.istcnlcule aus Jöh'laar und ein ichwer beladener, echt crzgcbirgijchec Lastwagen — Alle; läuft durcheinander. — Tie Landlenle aus Kadrtz, Mick len. 11 cbigau sichren zwei Wagen mit sich, ans denen sic sich'S ge mächlich gemacht haben: einen Herr- und Erntewagen; in ihren lange» Röcken über den Schoos;, dcn bliithcnivcißcn Nenne!» und den Ricicnregenschiriiien über deu Köpfe» neluneu sie sich ergötzlich aus. Als Letzte tominen die Wende» Sie ziehen heran in weiten, weiten Reihen, in gemessenem Schrittlcmpo marlchirend und ihre schwennüchigen nationalen Weisen singend. Wer zählt die Völker, nennt die Namen? Eine Farbcnnunphoaie dcr bunt scheckigsten Trachten, eine Summe von pittoresken Details, merk würdigen Einzelheiten und einzelnen Merkwürdigkeiten bietet die Gruppe. Alles ist hier charakterislifch. Alles beiiierkenswcrlh. TaS wendische Mm'einn bietet die reichste Gelegenheit, in Muse all' die Details zu studiren, die hier nur nur im Flug an uns vocbciztehen. Doch man muß gestehen, daß die Wenden mit den Altenburgern den Vogel abschrffsen, sowohl was die Reichhaltigkeit dcr einzelnen Gruppen anbelangt, als auch soweit das historsichc Interesse und die Kostbarkeit der Kostüme in Frage kommt, — Das Schönste an dem Festzug dünkt »ns. daß er getragen nnd durchweht wurde von einem gilt nationalen Geiste, oer in dem ganzen Unternehmen nichts Anderes sehen wollte, als eine einzige, große Huldigung für den geliebten Monarchen, den hohen Landesherrn. Zum Empfang des Feslzuges auf dem Marktplatz dcr „alten Stadt" und dem damit verbundenen H u ld ig u n g s a k t e der Festziigstheilnehi»e> vor Sr. Matestät dem König und den Mitgliedern des Königl. Hauses hatten sich bereits von 1 Uhr ab Hunderte von Zuschauern versammclt. Dic Freudcn blieben aller dings auch hier nicht ganz ohne leichte Trübung von oben, deiir Windstöße nnd Regenschauer trieben auch hier zeitweilig ihr launi sches Spiel. Das Ausspanne» nnd Ziimachen der Regenschirme L5 > - L ^ ^ M N. ff
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