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Regina warf nur einen flüchtigen Blick in da^'Iftuch. schaute gerade vor sich hin und ihre Augen verschleierten sich wie in saiftter Träumerei. ^Wenn die Fee aus dem Zanderwalde zu dem kranken Kinde kommt. soll sie nicht in vrangendcn bunten Gewändern gehe», wie der Dichter oorgcschricben hat. Nein, weiße lange Kleider muß sie tragen, mit goldenen Fäden durchwirkt, und in der dunklen Nacht muß um sie her ein Heller Schein sein: die Tür des kleinen Häus chens, durch die sie zu dem Kinde eintritt, muß von selbst »ufspringen und die Dunkelheit des Armeleutestüvchen» muß licht werden von dem Hellen Schein, der um die gute Fee herum ist." Ihre Augen verloren den träumerischen Aus druck. „Der Dichter erleuchtet das Stübchen durch eine kleine Petroleumlampe. Ich meine, die Helle in der dunklen Nacht muß die Ire mitbringen, sonst — ja. sonst ist sie eben keine Fee." Plötzlich rückte sie mit ihrem Stuhl rückwärts: , „Bitte, Herr Direktor, nicht wieder kneisen." . „Schade, hätte gern meine Freude ausgelassen," schmunzelte der und fügte scherzend hinzu: „Aber wenn Sie nicht wollen, werde ich mir das Kneifen wohl verkneifen müssen. Ich bin nämlich entzückt von der Idee, die Sie mir ent wickelt haben." Sr rieb sich vergnügt die Hände. „Die Fee soll ihren Schein haben, keinen Schritt darf fie machen, ohne daß der Scheinwerfer sie strahlend beleuchtet. Fein haben Sic sich das ausgeknvbelt. Darauf wäre ich nicht ver fallen, so einfach und selbstverständlich e» mir setzt auch vvrkvmmt." Nun fragte er Regina noch, wie sie sich die eine oder andere Szene vor- stcllte, dann drückte er ilir das Buch von neuem in dir Hand: „Behalten Sie'S nnd versuchen Sie, ein Szenarium auöznschreiben — die nötigen Anleitungen gebe ich Ihnen natürlich —, und dann führen Sie, unter meiner Obcranssicht, die Regie des Weihnachtsmärchens. Wenigstens bitte ich Sie sehr darum." „Ach, Herr Direktor, ich sollte —." Regina jubelte innerlich, eS wäre sa wunderschön, wenn sie das hübsche Märchen den Kindern so vorführcn lassen durste, wie sie es sich ausgedacht. An die Fee ans dem Zauberwald sollten die Kleinen noch denken, wenn sie längst große Menschen geworden mären. Wie ein strahlender Stern sollte die Erinnerung daran am Himmel ihrer Kindcr- zeii stehen. „Ich werde es mit den Proben so einrichtcn, daß Ihnen nicht allzu viel Mehrarbeit entsteht," sagte Wieking. „Eigentlich sollte ja Regisseur Lossen das Ding ans die Beine stellen, aber über solche üppige Phantasie wie Sie. Fräulein Utermohlen, verfügt der alte Lossen natürlich nicht. Der gebeitet hübsch brav nach Schema b." Er schüttelte Regina beim Abschied kräftig die Hand. „Ich sagte neulich zu Ihnen: Was versteht denn eine Frau von Regie!" Er gab seinem Gesicht einen zerknirschten Ausdruck. „Ich nehme diesen übereilten Ausspruch mit dem Ausdruck tiefsten und aufrichtigsten Bedauerns zurück. Wenigstens in bezug auf Regina Utermohlen." 18. Kapitel. DaS war heute ein Ereignis. Frau Kraut ging ins Theater. Zur ersten Ausführung des neuen Stückes: „Wenn die Hoffnung stirbt". Schon seit dem frühen Morgen trippelte sie in ihrem Stübchen umher, als müsse sie für den Abend zu einer Weltreise rüsten. Immer wieder überzeugte sie sich, ob der Hut auf dem Bett zum Aufsehen bereit lag, und ob der Mantel noch über dem Bügel am Türnagel hing. Die Schuhe standen neben dem Ofen, lim ein wenig anzuwärmen, und das Kleid breitete sich über dem Sofa. Alle die Kleidungsstücke, die ihr noch gefehlt hatten, um diesen Abend gesellschaftsfähig zu.fein, hatte Frau Rechen-Schneider aus Kcauts Wunsch besorgt, hatte auch der alten Frau einen Besuch gemacht und ihr ihre Begleitung ins Theater angeboren. Heilfroh war Frau Kraut, nun nicht allein zwischen den vielen fremden Menschen in dem großen Saale sitzen zu müssen. Davor hatte sie sich gebangt, und eS war verabredet worden, daß Frau Rechen-Schneider sie ablwlen sollte. In einer Droschke fuhr man denn auch am Abend fort, und als die alte Kraut an der Seite ihrer Begleiterin in den strahlend erleuchteten Saal trat, brachte sie nichts als ein staunendes, lang- gedehntes „Ah!" hervor. Kraut hatte Borderplätze in einer Parterreloge besorgt, weil er gedacht hatte, die Mutter würde sich darin ungenierter fühlen als im Parkett. Da saßen nun die beiden, äußerlich und innerlich so gänzlich verschiedenen alten Wciblein. die alte Komödiantin und die alte Flickschneiderswitwe, dicht nebeneinander in der kleinen Loge. Kein Wort ward zwischen ihnen gewechselt: Frau Rechen- Schneider hatte es bald aufgegeben, die andere zu unterhalten, die auf nichts eine Erwiderung gab. Was mochte wohl in dem Herzen der schlichten Frau Vorgehen, welche Ge danken mochten in ihrem Kopfe kreisen, während sic hier saß und auf den Rugen- emalte Vorhang^vor thrhWen sollte. Dt« blick wartete, in Lem ftch »er . „ vielen Menschen hatten sie verblüfft, aber geworben. Sie sagte sich: diese vielen el« gekommen, um meinen Ander spielen zu I . lich vor Stolz. Ganz ruhig und ergeben saß sie auf i^rem »er zugleich war Stok in ihr wäch- ganten. geputzten Mest.tzen sind alle sehen! Ls durchschau«»»« st« ordent- e» Augen und das unruhige Ducken latz, nur dt« eifrig Hände verriete» ihr« im Hanse «nt lich vor Stolz, umberfliegenb, Aufregung. Nach dem »ritte« Klingelzeiche» wurde eS plötzlich dunkel dte Rampe« lichter flammten auf. „Warum gehe denn di» Lichter au»? Ob e Unglück geschehe t»?" stieß Fra« Kraut halblaut und ängstlich hervor und krampfte ihre eine Hand fest »m de« Arm ihrer Begleiterin. Ehe Frau Rvchen-Schnei-er noch eine Erklärung g^en konmte, glitt her Vorhang, der in schweren Falten berniederhing, völlig »nr Sette. Die Vorstellung nahm ihren Anfang. Regina und Kraut befanden sich anf der Bühn«. Sin Zwiegespräch begann. „Gucke Sie, der Ander und das JIäuletnche," flüsterte di« alte Frau erregt und lauschte eifrig, daß ihr kein Wort von der Unterhaltung auf der Bühne ent ging. Nach dem ersten Akt saß sie mit im Schoß gefalteten Händen da und sagte: „So Hab' ich mir tzas net vvrgestellt, ich habe immer gedenkt, die Hüppe und schrei« und mache Posse im Theater. Aber bas fängt justement an wie e spannender Roman, wo mer jede Abend c Stttckche zu lese kriegt un sich immer schon uff dte Fortsetzung freut." Frau Rechen-Schneider ntckte: ,Lü>, so ähnlich ist das wohl." „Und was für schöne Rede sic geführt habe, -er Ander nn da» Fräuletuche. Daß die das alles mitenanncr so im Kopf behalte könne!" Unbegreiflich war ihr das. Nach bem zweiten Akt, in dem die Handlung den Höhepunkt erreichte, liefen Krau Kraut große schwere Tränen auS den Angen. Und sie war nicht-die einzige Zuschauerin, dte zum Taschentuch gegriffen hatte. Sie bemerkte da» auch nnd meinte unter Tränen lächelnd: „So e bißl flenne, tut dene Menschen mal gut." Mit der Erzählung der Burgsage im dritten Akt holte sich Regina einen persönlichen Erfolg, der. wie die Zeitungen später schriebe», zum Teil auch auf Rechnung der künstlerischen Szenerie zu setzen war. Der dritte Akt schloß unter donnerndem Applau» und der Autor, geführt von den Hauptdarstellern Regina Utermöhlcn und Leander Kraut, wurde immer wieder hervorgerufen. Glückselig fühlte sich der junge Dichter und wieder eins mit seinem Werk. »Ilraut ist ei» gamz hrvvorragender Künstler," klang ein« Stimme von nebenan. ,Dabe Sie gehört?" Die alte Flickschneiderswitwe bog sich näher zu der Rechen-Schneider. „Ach Gott, wenn all die Leut' hier wüßte, ich bin sei Mutter, die täte aber gucke, gelle? Wenn ich mir das so auSmal', da wir- mir'» ganz onners." Dem Beispiel ihrer neuen Bekannten folgend, erhob sie sich »nur Fortgehen. Bon jenem Abend an behandelte Fra« Kraut ihren Sohn mit einer an Scheu grenzenden Achtung, so daß der Schauspieler oft darüber, lachen mutzte. Aber er mar glücklich, niemals mehr aus dem mütterlichen Munde da» Wort hören »n müssen, das ihm so weh getan, das Wort „Puppenspieler". Regina war jetzt wieder auf dem besten Wege, das „Gespenst" der Er- innernng, das durch bas Zusammentreffen mit Walter Dennefeld heranf- beschworcn worden war, zu überwinden. Mit wahrer Lust ging sie an die Aus arbeitung des Szenariums für das Weihnachtsmärchen, und mit reger Aufmerk samkeit folgte sie den Anweisungen, die ihr der Direktor dabei gab. ,Hch sehe jetzt schon ein, daß ich mir in Ihnen einen feinen Hilfsregisseur heranziehe," meinte Wieking einmal, und ein anderes Mal: „Sie hocken ein a«S- gesprochcnes Regietalcnt. Ick möchte beinahe bedauern, daß Sic zugleich eine so vorzügliche Schauspielerin sind nnd sich nicht vollständig der Äegietätigkeit widmen können." . . . - Unter den Ensemblemitgliedern gab eS ein großes Gezische! und Staunen, als cs hieß, Lie Regie des Märchens „Die Fee aus dem Zauberwald" führe Regina Utermöhlcn. - „Man möchte fast annehmen, man wäre an einer kleinen Schmiere» wo -er Herr Direktor Zettel ankleben geht und die Frau Direktor die Schmarrn in Szene setzt," spöttelte einer. 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S1«pl»«n, diinerslrvLsrer-OroRuÜL ksutrner Lira»,« 1v. Versicherungen mit Einschluß Ser Kriegsgefahr übernimmt noch bis auf weiteres die Leipziger Lebensversicherungs - Gesellschaft auf Gegenseitigkeit (Alte Leipziger) Leipzig Thomasring 21 Obne Lxli-Api-ämis beim Eintritt Bequeme Deckung, der ÄriegsschSdenbeiträge aus den künftigen Dividenden oder aus -er auch im Äriegs- sterbefali sofort und voll zahlbaren Versicherungssumme. In meiner 8perl«I-^dtelIrir»g Lr innen. oeicoir^non sind larbsnprLobtige u. Interessent« sNeubelten slngsk'otksn ln bedruckten Zetlns.-> TL-etonnes Leinen -> -> Zsicisn leb smplebls mein» 3elbstenlsrtlgung (neob Üssprsobung ober Lslobnung) )sg1lobsr Dekoration, vis - LsttcleOksri » Äeppdeoksn » ^LzokclsQksli OQurien^sQksQ * (Zsrcjirisri » DstlvsrkleL- ciuligeri » Lampsubifms » LsttsokLmis SpeÄaittLt'r """j Bitte msir? lenster ZobssisIstreLs su bsaobten.