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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270823027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927082302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-23
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
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Nr. 3S5 Seite 2 — »Dresdner Nachrichte»" — Dienstag. 23 Avavfk Bvrwnrs mache», daß die Justiz als politisches Instrument gebraucht worden lei. das ist doch in ihrem Jdealstaat. dem bolschewistischen Rußland, als oberster Grundsatz der ganzen ReclüS„pslege" bis zur letzte» Kvnieauenz durchgesührt. Die Amerikaner sind im Fall Laccv-Panzetti mit ihrer Praktisch gebandliabien stlückncbtslosigkeit gegen Feinde deS Staates noch lange nicht so weit gegangen, wie es unsere Kommunisten und ihre radikalen Mitläufer elngestandenermakien zu tun de» absichtigen wenn sic zur Herrschaft gelangen. Moskau hat Millionen »bürgerlicher* Menschenleben achselzuckend ver nichtet. und «s würde um Saeco und vanzrttt keinen Ringer krümmen, wenn «S damit nicht seine besonderen revo- lntionären «bischte» verfolgt«. Darüber wollen wir uns nicht täuschen lassen und bet «nS >n Deutschland wenigstens die Dinge so nehmen wie sie sind Wir haben z» wenig Freunde draußen in der Welt, al» bas, wir e« uns leisten könnte», um des «ostouer JusttzdramaS willen die kommunistische Hetz« gegen Amerika mltzumachcn. Locarno als Waffe gegen Deutschland. Die englisch-französischen Rheinland- besprechungen. London, 23. Äug. Der »Manchester Guardian" gibt eine Meldung aus Parts wieder, nach der man die Absicht haben soll, eine besondere Garantie der deutschen Ostgrcnze als Bor bedingung sür die Rheinlandsränmnng zu verlangen. Nach, dem der Versuch Frankreichs. während der Locarno. V e r li and! u n g e n die östliche» Grenzen Deutschlands in den Garantieoakt hineinzuziehen. fehlgeschlagen war. glaubte man. daß dieser Plan endgültig begraben sei. Nunmehr soll aber, wie der „Manchester Guardian" auf Grund sicherer In. sormatione» berichtet, der A 129 deS Versailler Vertrages dazu benutzt werden, die Rheinlandräunnmg zn hintertreibe». Der betrenende Paragraoli enthält bekanntlich eine Klausel, die es den alliierten Regierungen freisten», die Besatzung über iö Jahre liinans anszudehnen für den Fall, daß sie die Sicherheiten gegen einen deutschen Angriff als nicht ans- relrbend betrachten. Nach dem Absatz 3 des 8 129 erhält die französische Rück» versichernngsklansel erst nach Ablaus von 1', Jahren, also vor Räumung der dritten Jone. Geltung und bezieht sich außerdem nur ans lokale westliche Sicherheitsmaß nahmen. Gerade nm diesen Borwand z» beseitigen, ist der Pakt von Locarno unterzeichnet morden. Der „Manchester Guardian' protestiert gegen eine solche Taktik und erklärt, daß man das Opfer, das Deutsch, land i» Locarno gebracht habe, und sür das ihm ganz Europa Dank schulde, nicht als Waise gegen Deutschland verwende» dürfe, indem man es zu einer Forderung benutze, von der niemand geträumt habe, beoor Dentschland selbst sür seine Weitgrenzen einen Garantieoakt vvrschlng. Wenn Frankreich an seiner Ehre gelegen sei, dürse es jetzt nicht den Weg deS unehrlichen Schacherers cinschlagen. * London, 2:!. Ang. Der diplomatische Korrespondent des „Dailn Telegraph" schreibt: Obgleich die Pariser und Lon doner Besprechungen über die Frage der Herabsetzung der Rheinlandiruppen svridanert, wird anscheinend in politischen britischen Kressen keine sofortige L ö i » n g in den a»S- einandergebende» Ansichten der englische» und der sranzö- siscben Regierung erwartet. Paris scheint heute geneigt, die britische Garantie sür Frankreich und Belgien im Locarnoer Bert rag sür g e r i n g s n g i g anzusehcn. wenn sic nicht durch andere Garantie» von französischer Wahl verstärkt wird, die nicht einmal alle im Bersailler Bertrag vorgesehen sind. — London andcrieils findet es etwas schwer, diese veränderte Anssassnng der französischen Regierung zu bestärken und ihr zuzustinimen. „Weslminner Gazette" veröffentlicht einen Leit artikel I. A. Spenders über die Rheinlandssrage, worin es heißt: Es wurde zwischen de» Unterzeichnern des L o e a r n o - P akte s vorausgesetzt, daß in einem ange messene» Zeitraum eine wesentliche Bcrmindcrung des Be- satznngsheeres im Rheinland stattünden soll. Wenn dies ver schoben wird, oder die Bermindernng nicht wesentlich ist, wird die Stellung L i r e s c m a n ns in Deutschland ernstlich ge fährdet werden und die Politik der Versöhnung einen äußerst erniten " '-üig erhalten. Es bestehen zwciscllos schwere Ein- wände daaegen, das, die Besatzung sich ganz in sranzö- si scheu Händen besindet, aber cs bestehen noch größere Einwände gegen die Nichtersüllung der in Locarno gegebenen Image. Spender bemerkt: Wir sollten klar zum Ausdruck bringen, daß. wen» die Franzosen unnachgiebig sind, wir nnsere» Teil der gegebenen Zusage crsüllcn werden, und dann bis zur Zurückziehung so gut wie unserer gesamten Ttreit- kraft, es sei den», daß die Deutschen selbst den Wunsch äußer», daß wir bleibe». Wir können wenigstens aus diese Weise dar um. daß die britische Meinung gegen die Besetzung deut schen Gebietes durch große, vormals feindliche Truppen neu» Fahre nach dein Ende des Krieges nt. und wünscht, daß sic sv rasch als möglich beendet wird. „Gleiwih in Polen." Geographie im B-lkerbund. BrcSlau, 23. Ang. Auf eine Eingabe der Flüchtlings, und Berdrängtengrnppe des Stadt- und Landkreises Gl ei- witz. in der die Wiedervereinigung ganz ObcrschlcsienS mit Dentichland verlangt wird, gelangte an den BorsitzenLen et» Antwortschreiben des Völkerbundessekretariats, das in englischer Sprache den Eingang der Eingabe bestätigt. Die Briesadrcssc trug die Ortsbczeichnung „Gleiwttz tu Polen". Scharfe Angriffe des „Soir" gegen Fach. Paris, 23. August. Zu der gemeldeten letzten Auslassung Fachs in dem Nenrwrker Blatt »World" schreibt der links, stehende „Soir" n. a.: General Fvch bescheidet sich nicht dainit. nur noch eine glorreiche Erinnerung zu sein. Uni sich der Auf merksamkeit anfzndrängen. verschwendet er an die aus. ländische Presse Interviews, in denen er mit militärischer Autorität und einem etwas sehr vereinfachenden Geist inter nationale Probleme behandelt. Seine Erklärungen erinnern uns daran, daß der Generalstab glaubt, der Friede sei nur eine Unterbrechung des Krieges. sT.-U.j 2V oran Deulscbland in Vocarno „gedacht" hat Die Auffassung des Pariser „Times*»Korrcspondent«n. London. 23. Ang. Der Pariser „4imeS"-Korrrspondent schreibt zur Frage der Truppcnvermindernng, in einigen französische» Kreisen glaube man. daß dieses Problem den Teil einer allgemeinen Erörterung der deutsch.französischen Beziehungen bei der Zusammenkunft der Außenminister in Gens bilden werde. Weiter erklärt der Korrespondent, Deutschland habe bet Abschluß des Locarnopaktes nicht a« die völlige Räumung des Rheinlandes als Gegenleistung g«, dacht, sonder» wäre glücklich gewesen, ein Versprechen sür die Räumung der Kölner Zone zu erstatten. Der Geist von Lvearno sei seitdem in Deutschland mehr und mehr im Sinne einer völligen Rhciniandrännning nnd einer Regelung der Kvrridorsrage im One» ausgelegt worden. Der D. O. B. zu Gehlers Flaggenerlab. Berlin, 23. August. In einer Erklärung deS Deutsche» O s s i z i e r b u » d e s zum jüngsten F-laggenerlaß des Reichs- wehrministers heißt eS: Der D. O. B. b e d a u e r t auss tiefste den bekannten Flaggenerlaß des ReichSwehrministers Dr. Geßler. Durch ihn wird der von de» Feinden der alte» Wehrmacht bewußt entfesselte Flaggenstreit nun auch in die Reihen des Reichsheeres und der Reichsmarinc zum Schaden ihrer inneren kameiadschastlichen Geschlossenheit getragen. Wir alte, Ossiziere wisse», daß kein Erlaß, wie er auch geartet sei, die Erinnerung und Verehrung sür die heiligen Farben Scliwarz-Weiß-Rvt in den Herzen der gesamten alten Wehrmacht aiislöschen kann. Mit ihr holst der D. O. B. aus eine Zeit, i» der im ganze» deutschen Volk wieder das alte Lied erschallen kann: „Stolz weht die Flagge Schwarz-Weiß-Rvt". Prolettleleqramm an Aindenburg. Wegen Festnahme der Nationalsozialisten in Teltow. Berlin, 23. Ang. Nationalsozialistische Abgeordnete des Reichstags, sowie des preußischen, sächsischen, bäurischen und württcmbcrgischen Landtages habe» wegen der gestern er folgten Festnahme von 137, Nationalsozialisten durch die Ber- liner Polizei a» den Reichspräsidenten folgendes Telegramm gerichtet: lieber tüti norddeutsche Arbeiter »nd Angestellte wurden ans der Rückreise von einer völlig nngestört verlaufenen Tagung in Nürnberg vv» der Berliner Polizei verhaftet. Die Unterzeichnete» Abgeordneten des Reichstages und der Landtage ersuche» nm sofortige Intervention wegen dieses flagranten VcrfassnngSbrnchcs und des Schutzes sür ihre Wähler. — Reichspräsident vvn Hindenburg hat dieses Tele gramm an de» zuständige» Ressortminister, den Rcichsinnen- minister vvn K endell. wcitcrgegcben. Oerlliches und Sächsisches. Au dem kommuntslifchen Terror in Oelsnltz i. V. Nunmehr hat auch die Deutsche Bvlk spartet tm Sächsische» Landtag einen Antrag gestellt, der »te folgt lautet: In OelSnitz t. B. sind »m Zusammenhang mit einem seit drei Wochen herrschenden wilden Streik in der Tevptchsabrik. Zentrale A.-G. beunruhigende und Detzttck,» Verhältnisse eingertfsen. Unter anderem werde» vom Bund der Freunde der tnternattonalen Arbetterhtlsr unter der Bürgerschaft Gelbsammlunge» sür den wilden Streik vorgenommrn. Als Zahlungsmittel sind von derselben Stelle Gutschein« auSge- geben worben» so daß erhebliche Schädigungen ber Kletn- handelSgeschäste dt« Folge sein müssen. Diese Vorgänge sollen vom kommunistischen Bürgermeister Bachmann begünstigt werden. Der Landtag wolle beschließen, die Negierung zu ersuche», ungesäumt Maßnahmen zu treffe», um in OelSnitz den Schuh der Einwvhner zu sicher», illegale Einrichtungen zu »ntcr. drücken nnd die Arbeitsvcrliältiiib'e in der Tepv>c*t'brik- Zcntrale A.-G. zwischen de» zuständige» wirtschaftliche» Organisationen nach den gesetzlichen Richtlinien zn regeln. Mordversuch in Freilal. DaS Kriminalamt Dresden teilt mit: In der Nacht zum 2». Angust wurde weuige Minuten nach 12 Uhr auf der Straße Freital—Burgk, einige Meter hinter der sogenannte« Pergola, der in den Welta-Wcrkcn in Freital beschäftigte »nd in GUtcrsee. Dresdner Straße z. wohnhafte 22 Jahre alte Mechaniker HanS Z inke durch einen zurzeit noch Unbekannten aus dem Hinterhalte an- geschofscn und schwer verletzt. Zinke hatte noch die Kraft, unter laute» Hilscrnscn bergabwärts dis zum Eingang des Elektrizitätswerkes zn lanfcn. Dort brach er zusammen »nd wurde vom Pförtner in besten Dienstraum getragen. Durch einen herbeigeruscncn Arzt wurde ihm die erste tzilse geleistet. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde Zinke in das Krankenhaus Freital übcrgcsührt »nd dort sofort operier». Die Verletzungen sind schwer und lebensgefährlich. Bor der Operation konnte Zinke noch folgende Angaben machen: Er sei am 22. August abends mit seiner Braut, der 2t Jahre alten Arbeiterin Elsa Kaden aus Frcttal, in der Komödie gewesen. Nach Schluß der Vorstellung seien beide mit dem lü,3S Uhr vom Hanptbahnhos abgchendcn Zug »ach Freital-Dcnbcn zurückgcsahrcn. Er habe seine Braut bis In die Wohnuna ihrer Elter» begleitet und sich dort bis gegen ll.lü Uhr nachts ausgchaltcn. Dann habe er durch die oben erwähnte Straße den Nachhauseweg zu seinen Eltern nach Gittersee angctreten. Nachdem die Schüsse gefallen waren, Nnd Arbeiter der Liemensschen Glasfabrik, die ihre Arbeit t2 Uhr nachts vollendet hatten, nach dem Tatort geeilt, sie haben aber den Täler nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie fanden am Tatort einen graugrünen, viereckige» Leinwandbentcl san- schcinend die herausgeschnitteiie Gesäßtasche einer Hofes, der mit Tintenstift „b'r. gezeichnet ist. Der Beutel war eingeschlagen in einer Ausgabe der „Freilaler Volkszeilung" vom st. November 1920. Ans einer dieser Seiten steht mehr fach mit Tintenstift geschrieben: „Fritz Schubert". Der Beutel enthält einen viereckigen, weißen, mit zahlreichen Rostflecken versehenen Leinirumdlappen. Dieser Lappen und der Beutel riechen ausfällig nach Terpentin. In dem Leinwandlappcn ivar ein größerer Bund Sperrhake» ciiigewickelt. Nach Bekanntwcrden der Tat begaben sich die Beamten der Kriminalabteilung Frcital an den Tatort und nahmen mit der gleichfalls herbcigerusenen Mordkommission des Kriminalamtes Dresden die Erörterungen auf. Es wurde zunächst der Spürhund angesetzt. Dieser verfolgte eine Spur vom Tatort aus an einem Lupinenfcld entlang bis nach der Burgker Straße. Beim Abstichen des Tatortes wurden noch gefunden: zwei abgcschosscne Patronenhülsen, zwei scharfe Patronen. Kaliber 7,öS. I» dem am Tatort gefundenen Stock des Verletzten befand sich ein gleichartiges Geschoß. Ter Verletzte ist zurzeit noch nicht vernehmungsfähig. Die kriminalpolizeilichen Erörterungen dauern »och an. Das beste kft sevade gut serrrrs für llhr Kind. wählen Sir -««halb Hltifeke LMtthr Orr gut» Erfolg wir- Fhnen Zreube mach»». Berliner Kunübrief. Stach mehreren Jahren freiwilliger Selbslvcrbaninmg nach Potsdam ist eine der führenden Kunsthandlniigen. die von Anfang an tapfer für die Jüngsten eintrat: dieGalcrie F e r d. Möller, wieder »ach Berlin znrückgckehrt und hat am Schönebcrger Ut'er, zwischen Golüschmidt-Wallcrstcin nnd Flechtheii». gut belichtete Räume Im Verein sür Künst lerinnen bezogen. Pros. H a n s Poelzig hat für geistvolle Anordnung und hellfarbigen Anstrich gesorgt: kurz, in dem .Knilsthaiidelsauariier zwischen Potsdamer und Lntzow-Platz ist abermals eine der nwderucn Kunst dienende Galerie von ersreulichstcm nnd geschmackvollstem Aussehen erschienen. Den Umkreis der Knust, die hier, nach wie vor. gepflegt werden soll, betonte eine schöne Eröffnungsausstellung. Man sah hellsarbiae neue Landichastcn nnd Stilleben von Erich Heckel, der so zart »nd gegenständlich zugleich geworden ist. die kräftigen Farben Schmidt-Rvttlnsfs grüßte» ebenso ver- trgut wie die lyrischen Akte und vor allem die dämmerhasten Lgudschgstsstimmimgeii Otto Müllers, Kirchner, Pechsicin, Rohifs ervoUitgudigten mii guten und topischem Arbeiten das Bild des ehemaligen „ B r n ck c "-K r c I > e s. von dessen Zu sammengehörigkeit die Besten »nd Begründer anscheinend nichts mehr wisse» wolle». Das eine ist klar: die Dres dener „Brücke" von l 9 0 3 bis tI) 1 1 gehört der Kunst geschichte an, ihre Mitglieder, einst eine bis zum Verwechseln festgegründete Einheit, haben sich allesamt sehr weit aus einander entwickelt: aber heute noch nnd für alle Zeit wirkt ihre geistige Zusammengehörigkeit stark und groß, nicht etwa, weil Kniinhandel und Knnstgeschichtschrcibnng es so wollen, sondern weil ihr Ethos »nd die Gemeinschaft der neuen Form, die sie gebracht haben, nicht wegzudcnken sind aus dem Bewußtsein heutiger Kultur, nnd weil das immer noch in ihren Werke» svrtwirkt, so grundverschieden sie sich, von außen besehen, auch geben. In diesem Sinne Et der Konsegiicnteste und Konservativste unstreitig Schmidt-Rottluff und, peri pherisch hincinragend, der sechzigsährige Emil Nolde, der kurze Zeit tatsächliches Mitglied von „Brücke" war. im Geiste aber einer ihrer treueste» Bannerträger geblieben ist. Tie Galerie Möller aber hat nicht nur das Verdienst, durch ihre Propaganda immer von neuem aus die alten Be ziehungen ansmerksam zu machen, eine Tradition, welche sic mit Goldstein-Wallersiein gemeinsam pflegt, sondern sie er- streckt ihre Liebe, gleich diesen, auch ans den Nachwuchs nnd die Nachbarschaft in Gestalt vvn Herbig. Crodel. Kerschbanmer. Gra matts. Röhricht. Degner. Do in sch eit. Bon all diesen sind vortreffliche Beispiele tn der EröfsnnngSscha» vorhanden, und es ist erfreulich, be sonders bei Kerschbanmer und Otto Herbig eine pro duktive Wandlungsfähigkeit »nd lehr gelungene Etnzelwerke festznstcllen. Bon Mar KanS. der vielversprechenden und zugleich umstrittensten Persönlichkett des jüngeren Kreise-, ist sogar eine den großen Oberltchtsaal füllende Gesamtschau seiner Bilder von 1021 bis 1927 zusammengebracht, so daß sich ein Uebcrblick über sein Schassen ergibt. Merkwürdig harmonisch schaut sich dieses Werk an: merk würdig, weil Harmonie als ein Widerspruch in unserer Zeit der ungelösten Dissonanzen erscheint. Die Geschlossenheit einer persönlichen Acußerung wird hier sv stark, daß sic sogar ans den führenden Geist, auf Erich Heckel, befruchtend zurück gewirkt hat, ohne daß man deshalb den Eindruck gewinnt, die Persönlichkeit des Schülers sei tn welcher Beziehung auch der des Lehrers überlegen. Das Problematische bei Kaus liegt in dem Widerspruch zwischen seiner Natur, dem „Gesetz, wo. nach er angetreten", nnd der unwiderstehlichen Strömung der Zeit, der niemand die innere Ruhe und das Unbeteiligtsetn gönnen mag, die zu einer klassisch geordneten Form gehören. Dazu kommt noch, daß seine Natur stark feminine Züge aus. weist, aber keine Käinpsereigcnschasten. Otto Müller, der ihm darin am verwandtesten Ist. gehört der älteren, ber Vorkriegs- Generation an. Dem Idyllischen, Sanftmuslkalischen bet KanS ist darum ein fragmentarischer Zug beigemischt, eine Skepsis, die nicht dem Inhaltlichen zugchört — das vielmehr sich sehr rein im Stillebcn, sinnende» Franc», bukolische» Akt sehr rein im Stilleben, sinnende» Frauen, bukvlischen Akt- kompositivnen erblüht —. sondern der Form,, die zwischen wcltabgewandtem Idealismus und flächcnhaftcr Sanftmut aus der einen nnd stärker betonter Raum- und Körpermirk- lichkeit ans der anderen Sette ihre Spannungen dehnt. Als Gesamtheit wirkt dieses Werk darum sehr lyrisch »nd ruhe, voll: im einzelnen kann man ans kein Bild den Finger legen nnd behaupten: hier ist baS Ziel dieses Künstlers erreicht. Darin ist er bas strikte Gegenteil von dem Schweizer Robert, bei dem je-cs Bild sein Ideal beinahe restlos verkörpert, und dem Mar KanS in seiner ganzen Richtung doch am nächsten steht. Man erkennt schon au» solcher Gegenüberstellung, wie- viel da' Milten noch he»te bedeutet. Man möchte KauS eine so gesättigte und tm besten Sinne vom BolkSbewußtsetn ge tragene Umwelt wünschen, wie es die der schweizerischen Künstler ist. Er allein, als isolierte Erscheinung innerhalb der reich-deutschen Vielgestaltigkeit und Disharmonie, wird es schwer haben, sich zu behaupten: doch Ist in ihm ein so gründlicher Fonds vvn Idealismus vorhanden, daß man um seine Entmtcklnng nicht bange zu sein braucht. Wie man ältere Werte auch für die Gegenwart noch fruchtbar machen kan», zeigt mit ihre» Ausstellungen im Schloß immer wieder die Deutsche K » » st g e >v e t li sch a f t, die nicht den Ehrgeiz hat, da» Leben der Gegenwart zu spiegeln, sondern lediglich anständige Kunstwerke auch sür den Minderbemittelten herauszustellcn — und die trotz allen AnpassenS an das Niveau des Mittelstandes und de» g«. hobenen Arbeiter» erfreuliche Dinge zustande bringt. Gegen wärtig zeigt sie, tm Verfolg ihrer landSmannschaftltche,, Kol- lektionen, dcutsch-elsässilche Maler und ein« Sammlung vvn Skulpturen, die ganz sicher keine Entdeckungen bietet, aber ein gesundes und kauswürdtgeS Niveau. Einzelne Künstler »nd Werke hervorzuhcben. liegt kein Grund vor, und liegt auch nicht in der allgemeinen Tendenz dieser Veranstaltungen, die sehr gut organisiert sind und den einzige» Zweck haben, qualitätsvolle Kunstwerke ans Volk zn bringen, d. h. ihren Erwerb durch monatliche Abzahlungen dem nicht mit Gütern gesegneten Mitbürger zu ermögliche». Wir möchten darum hier nur dazu raten, die Organisation möglichst weit aus- zudchne» und i» jeder Stadt von Bedeutung cinznrichtcn, damit auch in Magdeburg, Dresden vder Breslau die heim lichen Liebhaber von Kunst tn die Lage kommen, tn solchen periodische» Ausstellungen echte Kunstwerke durch monatliche Abzahlungen zu erwerben. Dr. Paul F. Schmidt. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilungen der Sächsischen Staatstheater. Opern haus: Donnerstag, den 2ö. August, Anrcchtöreihe L: „D e r E v a n g e l i m a n n" mit Fritz Vvgclstrom, Eugenie Burkhardt, Friedrich Plaschke, Helene Jung, Julius Puttlitz, Heinrich Tcßmcr, Robert Biisscl, Rudolf Schmalnauer. Musikalische Leitung: Kurt Stricgler, Spielleitung: Waldemar Staegrmann. Anfang: Uhr. Schauspielhaus: Die Komödie „Fenster" von Galsmorthy, deren Erstausführung in den letzte» Tagen -er vorigen Spielzeit stattsand, wird am DvnnerStag, dem 2I>. August, außer Anrecht und in unveränderter Besetzung wieder in den Spielplan ausgenvminen. Spielleitung: Joses Wielen. Anfang: Uhr. ß* Dt« Komödie. Heule und morgen, abend» 7,12 Uür, Wlcder» bolungen -cs Lustspiels „Fräulein Foletle — meine Fra»" in -er Besetzung der Erstaussülirung. Ende gegen !4>I Uhr. Direktor vannS Fischer bat -öS mit -cm Kleist-Preise ausgezeichnete Lustspiel „O l l a v o I r I d a" zur Aussübrung siir -ic Komödie angenommen. Dt« Bestellung von Abonnements wird täglich an der Kasse -er Komödie cnzgcgengcnommcn. s* N»mtzil»-Eh«r. In der bevorstehenden Konzrrtzell werden durch den illömliiidchor zur AnnUhrung kommen: Am Totensonntag <Ä1. Novembers „Ein deutsches Requiem" von Fob. Brahms, und am Karfreitag die FohanneSpassivii von F. S. Bach. s* DreSdurr Künstler anSwilrtS. Watirautc Freu, Schülerin von Pros, F. lv. Mraczck. wurde sür diese Splclzclt al« Lpern-AIttsttn an -aS Sladttbeater In vagen IWestsale») verpslichiel. ß* Opernhaus. Man bat den von Wien kommenden jungen ungarische» Tenor Kolo man Pataky für «ine Anzahl AushIlsSgastspiele tm lyrischen Fach verpflichtet. Bereits In der vorigen Spielzeit konnte sich der Sänger mit einigen Rollen ganz vorteilhaft etnsühren. Er hat hübsches, Helle», leicht ansprechendes Material, das er noch etwa» un- besangen, naturbnrschcnhast jedoch mit der angeborenen Musikalität seines Stammes handhabt. WaS man gemeinhin „Timbre" nennt, hat die Stimme eigentlich nicht, sic klingt vielmehr manchmal säst flach, legt aber dafür auch wieder ihre Töne mit einer wohltuenden Mühelosigkeit und Sicherheit hin. Auf besonders günstigem Gebiete konnte sichrer Sänger
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