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58. Jahrgang. AK ISS Sonnabend» 15. Mai 1924 «vdlanIchrM: ««chrtchl», 1^«»»»». F»vnl»r»ch»r-Sammelnummer! 20 2^1. vur sllr Dachtgesprich«: 20 011. Gegründek 1858 sttc»r»<1«»tÄc>k,tiKv oomt.M,l».Mat>or« det,äaftch,we>m-tt,»r Jufleftun, »rel klau, 1.10 «oldmar». sezugs'weouyr Poftd»,u,,pr«i, fite M-n-I Mot r.SciDotdmark. «t»L«l,»»»»e Dl« Anj»>a»n iverüen nach Daldmork berechnet^ die «lnlvöllig» Zll mm or»U» Anzeigen-Preise: auderkalb MPjg. Öfter »ngeduiir Iv Psg. Ausw. Aufträge «egen Dorousdeuidt. »achdruch am «U deulftchm Vueltenangad» «.Dresdner Aachr."» »ulälftg. — Unverlangl, Schnftflüch, werden aichl .uldewadrt. «chrWeMm, und Amlvs,rschäfti»«0»i Warteastrad» SS<»0. «ru» u. vertag von Ltegsch » «etchardl la Drrade». »oftlchech-ÄonIo 1VSS Dr»,»«. I.VMVNKLUS Vs88öen-ä. ^«i-ctlnsfictsti-LlZa 3 Oaunsnciseksn von ^i. so- »n TisppclSLksn, cioppsiäsit. Latin, m. Wolllllftvnft. von lft 3S.— »n ^ig»n» ^nkaerlgung Seoll« ^uawakil 1°ennis - Sekläser -Stil», -8I»lr«, -r»koar«n, -p>ro»»«n «to. tti-oekst - l-locke^j - fukbs» - somm-rgpl«,« 8. dSüUer, kesser Lli-sks 32 Zer neue Reichstag. Die neuesten amllichen Feststellungen über das Ergebnis -er Reichskagswahl. Der Präsident der Dereiniglen Staaten erkennt den Wert nationaler Derlettignngsbereilschast an. Die grobe Zahl der onglilllgen Stimmen. Berlin, 9. Mai. Rach de« neuesten amtlichen Fest- ftellunsten des Wahlergebnisses, die »um Teil bereits aus den »on den Kreisivahlansschllssco anerkannten Bercchnunsten beruhen, sind abgegeben worden insgesamt 29 31 1 4 4L gültige Stimmen. Davon entfallen ank: Vereinigte Sozialdemokratische Partei 5 691 547 Deutschnationale 5 761 628 Zentrum 3 961687 Deutsche BolkSpartei 2 616 747 Demokraten 1 66l 125 Kommunisten 3 728 689 Bäurische BolkSpartei 611!>82 Bäurischer Bauernbund 685 273 Hannoveraner 318565 Dentlchvölkiick^ FreiheitSpart, i 622 626 Landliste 568 780 Dculschsvzlale 338 318 U. S. P. D. ^ 231768 Bund brr Geusen 58 8»» Chrtstlichsoziale Bolksgemetnschas, 121626 Arbeitnehmer 361»» Freier Wirtschaftsbund 36 624 Haeus,er-Bund 23 862 Nationale Freiheit-.Partei 5»ll1 Nationale Minderheiten 133 51» Partei der Mieter 16»!>l Nepnblikaiitsche Partei 45 867 Sozialistischer Bund 25 617 Nicht an Nctchsllstcn angcschlosscne Gruppen 16 667 Die Verkeilung der Mandate »ach Kreislisten, Verbandsliste» und Nelchswahlvorschlägen ist folgende: B. S. P. D. 82 11 7 zusammen >»» Deutschnationale 86 8 >3 96 Zentrum 52 5 8 65 Deutsche BolkSpartei 30 8 6 44 Demokraten 9 12 7 28 Kommunisten 42 ll 9 62 Bäurische BolkSpartei 14 6 2 16 Bayrischer Bauernbund 3 2 5 16 Hannoveraner 4 6 l 5 Tcutschvölkische Frcihcitspartci 13 9 l» 82 Landliste 7 I 1 9 Deutschsoziale 6 2 2 4 Gesamtzahl der Mandate 836 64 7l zusammen 471 Es ist nicht ausgeschlossen, das» die Zahl der Sitze noch eine geringe Erhöhung ersähet, und zwar nicht bei der Feststellung des amtlichen Ergebnisses, sondern bei der späteren Durchprllsung der Absilmmniigöiiicüerschristrn. Es hat sich nämlich heraiisgcstellt, das, die Zahl der uu» gültigen Stimmen gegenüber früheren Wahlen stark gestiegen ist. Während >626 die Höchstzahl der »»gültigen Stimmen in einem Wahlkreis 12 »t>» betrug, meldet diesmal Merseburg >4 361, Düsseldorf Ost 21661. Westfalen-Süd 34 4 84 u n g ti l I i g c S t i m m e n. Es ist möglich, das, ein Teil dieser Stimmen nachträglich sür gültig erklärt werden wird, ko das, der einen oder anderen Partei noch ein Mandat zufallcn könnte. Severing -rohl das Verbot öer Mollkeseier an! Berlin, 9. Mai. Wie der amtliche prensiische Presse dienst mittcilt, hat die prcnsilsche StaatSrcgicrung die Ge nehmigung zn der am 11. Mai stattsindendcn EinwcihungSscier des zerstörten MoltkcdcnkmalS in Halle den Bereinigten vaterländischen Verbänden Mitteldeutschlands nur unter de r B e d i ng u n g erteilt, das, es sich um eine F e i e r r e i n lokaler Natur handclt, deren Teilnehmerzahl LNVV nicht überschreitet nnd das, sämtliche Umzüge unter bleiben. Sollten die Bcranstalter der Feier sür die Innehaltnng dieser Bedingungen nicht «»bedingte Sicherheit geben, s« würde noch in letzter Stunde eine Zurücknahme der Genehmigung erfolgen müsse«. »W T. B.l Stubenlische Kindenburg - Kundgebung. Hannover, tt. Mai. Die Studentenschaft der hiesigen Tierärztlichen Hochschule versammelte sich am Donnerstag abend in der Stadthalle, um das neue Svmmerscmester mit einer feierlichen H i n d e n b u r g - K n n d g c b u n g zu er öffnen. Nach mehreren Ansprachen richtete Hindenburg folgende Worte an die Versammelten: Ich rufe Ihnen allen für die mir zuteil gewordene Ehrung herzlichen Tank zu. Ich empfinde sie um so dankbarer, als wir zuerst derer gedacht haben, denen mir neben Gottes Gnade unsere Siege zu ver danken haben, unserer treuen gefallenen Kame raden. Die Zeit wird und mus, kommen, wo die schwarz- wcitz-rote Fahne, die zu gut ist sür die sctziar traurige Zeit, uuö wieder voraugctragen wird zu Sieg und Ehre! Der Altreichskanzler. Sein Enkel. Fürst Otto von Vismarck, der soeben gewählte deutschnationale Reichstags abgeordnete. Woran uns die Auserslehung Mollkes in Kalle erinnert. Zur Enthüllung am 11. Mai 1924. Von Geh. Nat Prof. Dr. Richard Fe st er. o. Professor an der Universität Halle-Wittenberg. Vom Turnvater Jahn wird erzählt, dass er seine Schüler ohrfeigte, wenn sie ihm nicht sagen konnten, woran fl« daS der Viktoria beraubte Brandenburger Tor erinnerte. Wer heute solche nottonalpädagogische Denkzettel anstellcn wollt«, wüsste wohl kaum, wo er ansangen und aushvren sollte. Die Schändungen einer grossen Vergangenheit sind so zahlreich und mannigfaltig, dass sie das Ehrgefühl der Nation eher abge stumpft als ausgcrüttelt haben. Es muss schon ein Ereignis besonderer Art sein, wenn es auf unser Volk wie der Raub der Viktoria wirken soll. Dass das Attentat auf daS Kaiser- dcnkmal iu Halle am 1. Januar 1V23 die Novemberwund« von ISI8 in ganz Deutschland wieder aufrtss, wird durch die »iu- druckSvolle Symbolik der Vergangenheit erklärt: denn eS war kein Zufall, dass gerade Mollke von der Seite Kaiser Wil helms I. und Bismarcks hinwcggerisien wurde, obwohl die wurzellosen, sugendllchen Frevler den Gcneralfeldmarschall mlt seinem Neffen, dem Generalobersten, verwechselt halten. Das durch den Kaiser und Bismarck repräsentierte Reich zu sprengen, ist ihnen so wenig wie den inneren und äussere» NelchSscinben von 1918 gelungen. Mit der Zerstörung deS MoltkcstandbildcS wurde aufs neue zum Ausdruck gebracht, dass unser Volk durch eigene Schuld und feindlichen Urteil-- spruch zu einem schimpflichen Eunuchenbasetn in Schutzlosig keit und Ohnmacht verdammt ist. Wir aber wollen uns durch den Repräsentanten der beut- schen Waffenmacht erinnern lassen, was der deutsche ..Milita rismus" in Wahrheit gewesen ist und wieder werden must. Seht Euch die schlanke Gestalt und den edlen, fein gcmclsselten Kopf des Feldherrn wieder einmal recht genau an. Ist Ha der Säbelrassler und Massenmörder, Ist das der blutdürstige Barbar, den eine feile Propaganda aus dem deutschen Kriegs» manne gemacht hat. Wo In aller Welt treffen wir wieder diese harmonische Vereinigung von Denken und Willenskraft, von Kühnheit und Zartheit, von nüchterner Sachlichkeit und künstlerischem Empflndcnl Auf ihn trifft mehr zu. was Goethe von Schiller gesagt hat, bah hinter ihm im wesenlose« Scheine das alle bändigende Gemeine lag Ein Deutscher, der in der Schule des Lebens zu dcirben und zu schweige« gelernt hatte, ein treuer Sohn unseres Volkes Ist der grosse Lehrmeister und Führer unseres HeercS geworden, dem wir bas Reich verdanken. Sein vorbildliches Leben wird immer ein unvergängliches Denkmal der Verankerung deS deutschen Militarismus in der deutschen Bildung bleiben. Jedem Lebewesen sind Waffen gegeben. Den Deutschen war eS seit den Tagen Scharnhorsts Vorbehalten, sie durch Entwick lung deS Begriffes der nationalen Wehrhaftigkeit zu ver geistigen. ES ist kein Zufall, dass ein Moltke und ein Schlicsfcn zu den grössten Sprachmeistern aller Zeiten gezählt werden. Unsere Feinde haben tu Versailles übersehen, dass die deutsche allgemeine Wehrpflicht nichts anderes war alS die natürliche Folge der selbstverständlichen Pslichl eines jeden Staatsbürgers, dem Vgtcrlandc zu dienen. Es Ist der grosse Denkfehler der Pazifisten, dass sic die Wehrpflicht durch ein Zeitalter des ewigen Friedens abschasscn wollen, al» ob ein menschenwürdiges Dasein ohne irgendwelche staatliche Form der Dienstpflicht denkbar und wünschenswert wäre. Moltkes soldatische Tugenden sind ebcnsoviele menschliche Tugenden, sie wurzeln alle in jener tiefen Vaterlandsliebe, die auch raube Pflichten zu einer selbstverständlichen Funktion unseres sittlichen Seins macht. Ohne diese Tugenden hätte auch ein Bismarck aus einem deutschen Brvölkcrungsbret nie einen deutschen Staat geschaffen. Ohne diese Tugenrdn» die jedem Fricdensdiltat trotzen, märe dieser Staat reltuuzS- lvs verloren. Ter deutsche Militarismus hat seiner inneren Natur nach den Weltfrieden nie bedroht, sa, man wird sagen dürfen, dass eS nicht zum-Weltkriege gekommen märe, wenn dieser humane Militarismus im Sinne Scharnhorsts und deS Moltkc-SchttlcrS Lndcndorsf 1911 folgerichtiger entwickelt ge wesen wäre. Wehrhaftigkeit ist Manncsehre, und unser Wiederaufstieg beginnt an dem Tage, der alle Deutschen von dem Wunsche durchdrungen sicht, der nationalen Ehre wieder tcilhait zn weis-n. Wie weit wir von scncm Tage noch cntscrnt sind, mögen mir Moltkes Worten entnehme», dass ein Deutsches Reich ans die Tauer überhaupt nicht bestehen könnte, men» wir nicht imstande wären, ans eigenen Kräften eine» Angriff Frankreichs abzuwchrcn. AIS er diese Warnung in einer Denkschrift von 1879 nicdcrschrieb, bat er nicht an einen Krieg