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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270902013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927090201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-02
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1927
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Nr. <12 Seile S — »Dre»d«er Nachrichten" — Areilag. 2. September 1927 Tagung -es Deutschen Vereins gegen -en Alkoholismus. Im Rahmen der »8. SahreSversammlung de» Deutschen Vereins gegen den AlkoholtSmu«, die gegenwärtig tn Dre». den »usammengetreteu ist, hielt der Verband der Trinkerheilslittlen des deutschen Sprachgebiets am Donnerstag im VereinShauS eine öffentliche Sitzung ab. dt« von Santtätsrat Dr. Eolla. Bethel bei Bielefeld, geleitet wurde. An ihr nahmen Ver treter des Innenministeriums, der Kretshauptmannschaft und des LandesversicherungSamtes teil. In seinen EröfsnungSworten führte Dr. Lolla aus, daß der Verband der Trinkerheilstätten seit 27 Jahren be- stehe. Die erste Jahresversammlung habe vor einem Biertel- jahrhundert in Dresden stattgefunden. Während vor dem Kriege 800 Heilstätten in Deutschland sich der Opfer deS Alkohols angenommen hätten, sei in den KriegSjahren und der folgenden Zeit ein beträchtlicher Rückschlag dieses Werkes eingetreten. Doch beginne ein langsamer Ausstieg. Augen blicklich stunden 2» Anstalten mit 1286 Plätzen in der Arbeit. In Deutschland gäbe es zurzeit etwa 800 000 ausgesprochene Trinker, von denen 10 Prozent betreut werden mühten. Als dringendste Aufgabe bezeichnet« der Versammlungsleiter die Schaffung eines Trinkerbeivahrungs- und Fürsorgegesetzes. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen erhielt Sanitäts- rat Dr. Bedziek, Iauer, daü Wort zu einem Vortrage über „Alkoholkrankhcit und anstaltlichc Behandlung*. Drei Aufgaben erwüchsen ihr: Aufklärung über die ge- sundheitlichen Schädigungen, Kampf gegen die verursachten Nöte, Schaffung von gesetzmäßigen Schutzbestimmungen. Der Vortragende schilderte sodann in eingehender Weise das Wesen der Alkvhvlkrankheit. Er unterschied zwischen chroni schem AlkoholiSmus und Alkoholkrankheit im engeren Sinne. Die Unterscheidung beider Formen beruhe auf dem Grade der Toleranz gegen dieses Gift. Alkvhvlkrank in diesem Sinne sei der Mensch, bei dem die Widerstandslosigkeit zur Sucht auSarte. Diese Ursache beruhe auf psychischer Grund lage, wobei entweder moralischer Schwachsinn oder habituelle Urteilschwäche den Anlaß bilde. In den Anstalten herrsch, ten diese psychogenen Fälle vor, besonders bet den Frauen. Im einzelnen erläuterte nunmehr der Redner die verschiedensten Krankheilsbilder, wobei er auch auf alkoho- lische Geisteskrankheiten und alkoholische Neuritis iNerveu- cntzündnngi einging. In sedcm Falle mühten der Kranke wie die Umwelt vor den Folgeerscheinungen geschützt werden. Darum sei Anstaltsbehandlung notwendig. Der Erfolg hänge wesentlich vom Krankenmaterial ab Der Zweck sei Stärkung der Energie. Der Widerstand, die ethischen Hem mungen müßten wieder hergestellt werden. Zur Pflicht erfüllung sei der Erkrankte zu erziehen. Das könne erreicht werden durch die wachsuggestive Behandlung. Arzt und Seel sorger mühten sich in gleicher Weise in diese Aufgabe teilen. Von vornherein habe die Behandlung mit sofortiger Entziehung alles Alkohols einzusehen. Am Schlüsse der Ausführungen wurde noch die hypnotische und psycho- analntische Methode gestreift. Dann trat die Versammlung in eine Aussprache über das Gehörte ein. Die Konferenz der Abteilung Verkehrswesen des Deutschen Vereins gegen den Nlkoholiö- m n s tagte unter Vorsitz von ObervcrwaltungsgcrichtSrat Dr. Wey mann im Saale der Produktenbörse. Zunächst erstattete Geh. Ncgierungsrat Ammann, Tübingen, Be- richt über die Tagung des Internationalen Eisenbahn-Alkohol» gcgncrvcrbandes vom Juni 1927. Der Verband sei 1907 von Bahnarzt SanitätS- rat Dr. Gane lStettin) gegründet worden. Seine Leitung habe bis zum Kriege in deutscher, seitdem aber tn Schweizer Händen gelegen. Die Tagung sei von 150 Teilnehmern, die >1 Staaten angehörten, besucht gewesen. Der Redner schil derte dann den Fortschritt und die Unternehmungen des Verbandes, charakterisierte die im Kampfe gegen den Alkohol- mihbrauch gemachten Erfahrungen und gab bekannt, daß die Tagung den Beschluß gefaßt habe, den nächsten Kongreß in Warschau abzuhalten, lieber die praktisch-organisatorische Arbeit des Vereins in Oldenburg sprach Eisenbahnoberingenieur Stöver, Oldenburg, während Eisenbahninspektor HermSdorf, Dresden, das gleiche Thema in bezug auf Sachsen be handelte. Er führte auS, daß die sächsische Eisenbahnver waltung auf dem Standpunkte der Müßigkeitsbestrebungen stehe. Von 1908 bis 1914 habe in Dresden ein Verein ent haltsamer Eisenbahner bestanden, doch habe der Krieg den Verein zur Auflösung gebracht. Im Oktober 1026 habe auf Grund einer Verfügung der Neichsbahndirektion eine Eisen- bahnervcrsammlung stattgefunden zwecks Gründung eines neuen Vereins. Der Redner sei Vorsitzender geworden, 50 Mitglieder und 15 Bahnärzte seien sofort beigetreten. Heute zähle der Verein 320 Mitglieder. Er sei politisch und religiös neutral. In den Bestrebungen des Vereins liege eine vaterländische Tat, darum müsse die Reichsbahndirektion dem Verein jede mögliche Unterstützung zuteil werden lassen, wie es ja auch geschehe. Viel Beachtung fand der Vortrag des Diplomingenieurs Ja koby, Betriebsdirektor des Instituts für Kraftfahrwesen an der Technischen Hochschule Dresden, über Kraftsahrwesen «nd Alkohol. Hand in Hand mit der enormen Zunahme der Autos gehe die Zunahme der Verkchrsgefahren und -Unfälle. Der Fahrer brauche die größte Geistesgegenwart, da er seine Strecke bet weitem weniger übersehen könne wie der Loko motivführer. Oft müsse er im Augenblick Entschlüsse von größter Tragweite fassen. Zahllose Menschenleben lägen in seiner Hand. Der Redner brachte bann ein sehr interessantes Zahlenmaterial, aus dem wir frsthalten: 1920 in Verlin 10 076, 1927 bis jetzt 9461 Vcrkehrsunfälle, davon 6 0 P r o z. auf Grund von Trunkenheit. In Dresden 1926 <210 Verkehrsunfälle, wovon 18X Pro», auf «rund von Trunkenheit. Daher dt, große Vorsicht der Behörde« bet Ausstellung der Führerscheine. Lhauffeure müßten unter allen Umstände» Alkohol im Berns« ganz vermeiden, selbst tn geringen Mengen, da die Erfahrung lehre, daß selbst ein einziges Glas Bier infolge einer ganz unmerklichen Er müdung und Verringerung der Reaktionsfähigkeit dem Fahrer im Augenblick der Gefahr höchst gefährlich werde» könne. Zum Schlüsse forderte der Redner Aufklärung durch Film, Fach- und Tagespreise und, durch Rundfunk. Den Fahrern müsse Gelegenheit gegeben werden, bet großer Hitze und Ermüdung kühle jnicht schalet alkoholfreie Ge- tränke genießen zu können. ES gehe auch nicht an. Gäste, die im Berufe keinen Alkohol trinken wollen, als Gäste zweiter Klasse zu betrachten. Die Rede rief eine lange angeregte Aussprache hervor. ES wurde u. a. verlangt, die Kenntnis der Alkohol- gefahr tn die Prüfungsordnung für Berufs- und Herren- sahrer aufzunehmen. Weiterhin wurde die Frage der Be ziehungen der Krankenkassen zur Alkvholgcfahr behandelt und wiederholt gefordert, daß direkte Alkoholverbote für Kraft- wagcnfllhrer erlassen werden, zunächst unbedingt im Berufe und mindestens vier Stunden vor Antritt des Dienstes. Für letzteres Verbot setzte sich besonders Regierungspräsident Grützner, Merseburg, ein, der darlegte, daß Aufklärung i» irgendeiner Form so gut wie gar nichts nütze, um Auto- Unfälle auf Grund von Alkoholgennß zu vermeiden. Wer die innere Einstellung ans Verantwortungsgefühl zur Ber. meidung des Alkohols beim Antvführen nun einmal nicht habe, der lasse sich auch durch Filme, Broschüren, Vorträge und anderes nicht abhalten. Hier helfe nur ein striktes, un bedingtes Verbot. ES kam zum Ausdruck, daß beim Führen der Kraftwagen angesichts der täglich und stündlich sich ver- mehrenden Unfälle Mäßigkeit allein nicht auSreiche. Gerade in diesem Berufe sei absolute Enthaltsamkeit unbedingtes Erfordernis. Natürlich müsse immer im Auge behalten wer- den daö Ziel der Erreichbarkeit und die Selbstbestimmung aus Selbsterziehung. Der Vorsitzende setzte sich mehr für scharfe Strafbestimmungen und verschärfte Haftpflicht für die Führer ein, wenn ihnen Angetrunkenheit nachgcwiesen wird, da ein völliges Enthaltsamkeitsverbot aus ZweckmäßigkeitS- gründen bei uns nicht empfehlenswert sei. Im Anschlüße erstattete Professor Gonser, Berlin, den Bericht der Geschäftsstelle. Der Konferenz ging eine Ver sammlung des Sächsischen Landesverbandes gegen den Alkoholmißbrauch voraus. Der Festabend im Neuen Rathaus. Lichterglanz und Blumenpracht erfüllten die FcstrSum« deS Rathauses. In der Wandelhalle und im großen Saale sammelten sich die Teilnehmer der Tagung. Unter ihnen weilten zahlreiche Vertreter der Reichs-, der sächsischen, der preußischen Regierng, der Reichswehr, der Behörden, der Stadt, der Religionsgesellschasten. der charitativen und sozia- len Verbände. Nach der wundervollen Wiedergabe deS D-chir-QuartettS von Mozart durch das B ä r t i ch - Quartett der Staatskapelle hieb Ministerialrat Dr. Maier alle Erschienenen namens des Landesverbandes herzlichst willkommen. Seine Ausfüh rungen gipfelten in dem Hinweise, daß in Sachsen alle Be strebungen zur Bekämpfung der Alkoholuot zusammcngefaßt seien in einer Landeshauptstellc, der behördliche Unterstützung zuteil werde. Doch genüge dies nicht allein. Positive Maß« nahmen seien notwendig. Solche dürfe man erblicken tu der örderung der Leibesübungen, in der Ertüchtigung der ugend. Die Losung müsse jederzeit lauten: „Entschieden im Ziel, aber mäßig in seiner Verfolgung* ES folgte eine schier endlose Zahl von Begrüßungsreden. Alö Erster trat anS Pnlt Professor Dr. Möllers, Berlin» der die Grübe des ReichSinnenministerS und deS Reichs- gesundheitöamtcS überbrachte. Er rief aus zu gemeinsamer Arbeit des Reiches, der Länder, Gemeinden, Verbände, Jugendorganisationen. Der Name Dresden sei gewissermaßen ein Programm. Hier habe Gehcimrat Lingner gewirkt, dessen Lcbenswerk tn der Schaffung des Hi-gienemuseums gipfele. Für die sächsische Regierung sprach Ministerialdirektor Dr. Kittel. Im Interesse des VolkSwohleS sei der Kampf gegen die Auswüchse des Alkoholismus auszunehmen. DaS Verantwortungsgefühl müsse gestärkt werben. Die Jugend sei zu starkem, freiem, zuchtvollem Volkstum zu erziehen. Preußen hatte Gehcimrat Dr. Pokrantz vom Volk». Wohlfahrtsministerium entsandt, der mannhafte Worte gege« das Schankstättengeseh fand, und forderte, daß alle Kräfte dessen Verbesserung erstreben müßten. Oberbürgermeister Dr. Blüher sprach für die Stadt Dresden. Er erinnerte daran, daß die Gemeinden die Schäden des Alkohols in erster Linie spürten. Die Wohlfahrtsämter könnten Vände darüber veröffentlichen. NamenS des Deutsch-Evangelischen KirchenauSschlckseS grüßte Geheimer Konsistorialrat Glänzel. der vor alle« die ethischen Momente hervorkchrte. Dann folgten Vertreterinnen und Vertreter de» Bunde» deutscher Frauenvereine, ber Vereinigung evangelischer Frauenverbände, des ReichsbundcS deutscher Haussrauen- vercine, des Gewerkverctns der Heimarbeiterinnen, de» NctchsverbandeS deutscher Lehrerinnen, des Jüdischen Frauen bundes, deS Evangelischen RcichseltcrnbundcS, deS Gtadt- bundeS der Fraucnvereine, des Bundes der Bodenreformer, des Gutemplerordens, des Bundes enthaltsamer Erzieher zusammen mit der ReichShauptstelle dev Verbandes, de» NetchSauSschusseS deutscher Katholiken, ber Inneren Mission, der Landeöhauptstelle der Methodistenkirche, des Deutsche» Frauenbundes für alkoholfreie Kultur, des Sächsische» Landesverbandes und des Dresdner BezirkSveretn». Ihnen allen dankte OberverwaltungSgerichtSrat Wey* mann in längeren Ausführungen. Mit den Harmonien des ^-llur-QuartettS von Beethove« fand die festliche Stunde ihren Ausklang. Der angekündtgte Vortrag über «Alkohol und Kunst* siel infolge vorgerückter Zeit auS. Danach vereinigte man sich an blumengeschmückten Tee tischen in zwanglosen Gruppen zu geselliger Aussprache. Aeber Konkordat, Nelchslchntgesetz «nd Kultursragen sprach anläßlich des letzten Parteiabends der Ortsgruppe Dresden der Reichspartei des Deutschen Mittelstandes i„> Italienischen Dörfchen* Landtags- abgeordneter Henschel. Zuvor begrüßte der 1. Vorsitzende, Kaufmann Fla de, die Erschienenen, besonders die Landtags- abgeoidneleu Kaiser. Henschel und Aßmann, worauf er Be richt über de» !>i e i ch s p a r t e i t a g des Deutschen Mittel standes in Hamburg erstattete. Er forderte am Schlüsse in einem markigen Appell Zusammenschluß der Gleichgesinnten zur Selbstbilfe. strengste Selbstprüsung und Anlegung der bessernde» Hand, wo es nötig sei, endlich zielbewußteS Streben nach Gewinnung auch des geistigen Mittelstandes. Dann führte der Redner des Abends zu seinem Thema etwa folgendes aus: Die Partei strebe danach, einen einheit liche» und festen Standpunkt zu allen Kulturfragen herauS- zukristallnieren. Jede Partei, die das nicht erreiche, sei zum Untergänge verurteilt. Wenn es auch heute keine groben Religiouokriege mehr gebe, so seien doch Konkordat, Reichs- schnlgeietz und anderes heute zu konfessionelle» Fragen ge worden, zu Problemen der Kirche, die jeden Mitbürger, der eine Persönlichkeit zu sein beanspruche, bis ans tiefste Herz griffen. Die Mittelstandopartei stehe mitten zwischen dem klassenkämpierischen Marxismus und allen Nivellierungö- bestreennge» der Periönlichkeilsidee. Demgemäß sei es ihre Pflicht, jeder ehrlichen Neberzeugnng Achtung entgegcnzn- bringeu. Nicht, was einer sei. sondern wie er es sei, gebe den Ane-schlag. denn nur „der Wille den Menschen mache groß und klein". Ans diesen Erwägungen heraus ganz allein habe der Staat nicht das Recht, seinen Bürger» die Religion vor zuschreiben. Das sei Sache des einzelnen allein. Man ver lange alio unbestritten und uneingeschränkt die Anerkennung deo Ellernrechto unter Respektierung der Ueberzengung Andersdenkender. Der Redner kam dann auf die N e ich S v e r fa s s u n g zu sprechen und sagte, daß Vernunft und abwägeuder Verstand nuferes Volkes Deutschland nicht habe zu einem Rußland werden lassen, trotzdem hätten aber die bürgerlichen Parteien damals nicht die Kraft ausbringen können, die Initiative an »ich zu reißen. Daß die Verfassung in ihrer Gesamtstruktur leider nicht so vom Geiste des Bürgertums inspiriert sei. wie etwa die Paragraphen über Kirche und Schule, liege dargn, daß der Sozialismus das Bürgertum damals schon tatsächlich zu zersetzen angcfangcn hatte. Wenn man nun aber einmal mit dieser Tatsache rechnen müsse, so werde man unter keinen Umständen direkt oder ausUmwegen an den Schulparagraphen rütteln lasse». Die Sache liege so: Da die Idee der sozia- listi'chcu Einhcitoschule in ihrer Ursprungsidee durch die Weimarer 'Verfassung nicht verwirklicht worden sei und aus pinchopolilischeu Gründen habe gar nicht verwirklicht werden k ö n ii e n . da eö also eine allgemeine sozialdemokratische Weltanschauiingsschiile gar nicht gebe — so sei den Eltern das grundsätzliche Bestimmungsrecht über die religiöse Erziehung ihrer Kinder verfassungsmäßig zugestanden. Der Staat habe lediglich die Aufgabe, die einzelnen verfassungsmäßigen Schulen zu schützen. Das Reichoichulgesetz sei nichts anderes als die große Frage: Hie Ehristentiim — hie nicht. Darum sei es die Partei dem Volkstum schuldig, klar positiv zu einem der größten Gegenwartsprobleme Stellung zu nehmen. Der Redner be sprach dann das Gesetz und lies; sich insbesondere über daS Für und Wider der geistlichen Provinzial-Schulanssicht aus. Alles in allem werde die Partei grundsätzlich dem neuen NeichS- schnlgesctz z u st i m m e n : die Stellung im einzelne» bleibe Vorbehalten. Zum Konkordat sagte der Redner, das; die Partei dao Konkordat im voraus grundsätzlich nicht ablehncn. sich aber abwartend verhalten werde, bis eine Gesetzesvorlage zur Beurteilung vorhanden sei. Dann werde man geschlossen für oder gegen sie sein. Die Rede sgnd lebhaften 'Beifall. Fragen internen Parteicharakters beschlossen den Abend. Wer macht mehr Lärm? Die Kraftwagen oder die Motorräder? Ein Leser schreibt uns: Zn den beiden kürzlicheil Notizen über den durch Motor räder vernriachien Lärm möchte ich mir auch einige Bemer kungen erlauben: Daß vom Publikum Klagen über die Belästigungen durch die Motorräder erhoben werden, ist gewiß berechtigt. Wenn sich aber, wie cs in der ersten Notiz der Fall ist. auch Anto- besitzcr über den Lärm und die Naiichbclästignng der Motor räder beschweren, so muß man doch fragen, ob denn die Auto- 1-csitzer und insbesondere die Chauffeure lauter Musterknaben sind, die alles vermeiden, was störend wirken könnte. Nach meiner Ansicht ist dies durchaus nicht der Fall. Ich bin weder Auto- noch Motvrradbcsitzcr und daher ganz unparteiisch. Ich wohne aber schon seit mehreren Jahren an einer Straße, die sowohl von Autos als auch von Motorrädern in starkem Maße benutzt wird und kann mir daher wohl ein Urteil erlauben. Ich muß nun sagen, daß die AutoS bzw. ihre jetzt in Gebrauch befindlichen elektrischen Hupen mit ihren überlauten, grellen, geradezu ohrenzerreißendcn Tönen noch viel störender sind, als die Mvtvrrüder. Gerade dieser übermäßige Hupcnlürm sängt allmählich an. unerträglich zu werden und macht bas Wohnen an den Hauptverkehrsstraßen zu einer Plage. Ist denn dieses gellende Geheul, welches die Mehrzahl der Hupen verursacht, notwendig? Keineswegs! Der Beweis hierfür ist leicht zu erbringen. Eine Anzahl Autos, leider allerdings nur eine kleine, besitzt Hupen mit tiefen, ruhigen Tönen: einige haben auch noch die alten, mit Gummiball be tätigten Hupen. Diese erzeugen nun auch nicht annähernd den Lärm, wie die oben erwähnten. Wenn diese weniger lauten Hupen nicht vollkommen genügten, würden sie von den Polizeibehörden längst verboten sein. Letzteres ist bis jetzt indes noch nicht geschehen. Neben dem Motvrradspektakes ist eS dieser Antolärm vor allem, welcher dringend einer Abhilfe bedarf. Zu der gleichen Auffassung scheint man auch an maßgebenden behördlichen Stellen gekommen zu sein. Erst kürzlich wurde berichtet, daß mehrere Stadtverwaltungen, u. a. auch die Berliner, endlich durchgreifende Maßnahmen gegen den übermäßigen Straßen- lürm und insbesondere gegen das rücksichtslose Hupen treffen wollen. Ein solches Vorgehen ist jedenfalls auch sehr erwünscht. — Jubiläum des Blankenburger Gymnasiums. In diesem Jahre vollenden sich 60 Jahre, daß das Schulgebäude am Thic bezogen wurde. Der Verein ehemaliger Schüler dieses Grimnasinmö hat die Absicht, gemeinsam mit der Schule selbst dieses Tages in besonderer Weise zu gedenken. Es sind für die Tage vom 24. bis 26. September d. I. eine Reihe von Feierlichkeiten vorgesehen, zu denen die ehemaligen Schüler eingeladen sind. — Vorsicht! Herbstzeitlosen! Spät, fast außer -er Zeit, kommt die Zeitlose auf den Wiesenplan, zu spät, um den sommerlichen Reigentanz der Lichtelsen und Schmetterlinge über die Vlumenflnr noch zu erleben: darum trägt sie den blassen Neid auf dem Antlitz und Gift im Herzen. Michaelis blume heißt sic in manchen Gegenden, denn um St. Michael j29. September) webt sie am dichtesten ihren rosafarbenen Blütenteppich. „Nackte Jungfer" nennt man sie anderswo, weil sic kein grünes Gewand mitbringt, sondern ihre Lilien blüte auf dem bleichen nackten Schafte erhebt. Die Blätter und Früchte entwickelt sie erst im nächsten Frühjahre. Oolosti- oum auatumrinls ist ihr botanischer Name, abgeleitet von Kolchis, der Landschaft am Schwarzen Meere, wohin einst Pelias in Arglist den hellenischen Helden Jasvn sandte, den Händen des Königs Actes das goldene Vlies zu entreißen, und vom lateinischen auatumnus — Herbst. Das Kolchizin, das Gift, das unsere Zeitlose In allen Teilen enthält. Ist in ber Hand des Arztes ein gutes Mittel gegen Gichtanfälle; sttr die Kinder, die so gerne einen Strauß Blumen brechen, kann eS außerordentlich gefährlich werden. Auf den Wiesen können die schönen Herbstzeitlosen freilich ein lästiges Un- kraut sein, aber Kinder tragen nicht zu ihrer Vertilgung bet, wenn sie die gefährlichen Blüten abreiben. Ihnen kann man nicht scharf genug etnprägen: Hände weg von den Blumen ber Natur; thr richtet nur Schaden an. entweder an der Flora ober an euch selbst! —* Bestrafung eines Einsteigedicbes in RaneruhSnser. Ein gefährlicher Spitzbube ist der 1907 zu Pletßa, Bezirk Ebcmnitz geborene, wiederholt vorbestrafte Färber Georg Willy Balbauf. ber speziell tn die Wohnungen ber Land wirte elnstctgt, mährend diese auf ihren Feldern der Arbeit nachgehen. So stieg Balbauf in Krieschendorf. Pillnitz, Wilsch dorf und anderwärts in Wohnungen, wo er teilweise recht be trächtliche Beute machen konnte. Nach den Anzeigen wurden n. a. in Krieschendorf nahezu 800 M., in Pillnitz rund SOO M. Bargeld erlangt, wovon er schöne Tage verleben konnte. Das Schöffengericht Dresden verurteilte Balbauf für die unter An klage stehenden Fälle zu sieben Monaten Gefängnis. Mit tn die Straftaten oeS Angeklagten teilweise verwickelt waren ein in der Nosenstraße 01 wohnhafter Fleischergehilfe Malter M ii n ch und dessen Ehefrau, beide ebenfalls vorbestraft, denen insbesondere Urkundenfälschung zur Last gelegt wurde. Der Ehemann Münch erhielt zwet Monate, leine Frau drei Wochen Gefängnis auferlegt. In ber Verhandlung war Balbauf durchweg geständig, nur bestritt er die Höhe des er- langten Gelbes, auch sei ihm einmal in ber Brübergasfe die Brieftasche mit 16V M. Bargeld selbst gestohlen worden. — v«llcn»Schau «nd »Bersteigerung in DreSbe«»ReiL Der Landesverband sächsischer Herdbuchgesellschaften hält seine nächste Bullen-Schau und -Versteigerung sttr schwarzbunte» Tieflandsvteh am Donnerstag, dem 29. September, auf dem Pserde-AuSstellungSplatz in Dresden-Retck ab. Anmeldungen sind umgehend an die Geschäftsstellen der zuständigen Ab teilungen des Landesverbandes sächsischer Herdbuchgesell schaften zu richten. — Treuer Mieter. Heute vollenden sich 89 Jahre, daß Kommissionsrat Büttner im Hause Feldherrenstratze 10. S., wohnt. — Bund deutsche« Tabakgeguer, «. «., «Ist DreSde«. Gart«», und Feldbesitzer, Schrebergärtner nsw. werden daraus htngewiese», datz nächsten Sonntag von früh 7 Uhr an tn der HolzhauSsiedluna der Tabakgegner in Leubniy szwischcn Gopprlncr Strohe und Hetllgen-Born.Grund! der Boden durch die Bodenfräse saat» und pflanzfertlg gemacht wird. — Asteruschau. Der Schrebervcrein „Immergrün*. DreSdew- Eotta, Warthaerstrahe, veranstaltet vom 4. bi» 7. September tn seinem BcrelnShelm «ine Ausstellung von Astern. Außerdem finden Sonntag nachm, auf dem Spiclplan Spiele und Blumenlänze der Jugend statt. Der Eintritt ist frei, um der Oessentlichkett dl« VchS»- hett dieser vlellcltlgen Blume zu zeigen. — Knltursllmgemrlnd«. Sonntag 11 bl« 1 Mr In den U. T, Lichtspielen auf vlelselllgem Wunsch der sehenswerte Film: „Da» B l u m e n w u n d e r*. Der angekllndlgic Film „MlttelholzerS Airlkaflug* mutz leider wegen anderer Dispositionen auf später verlchoben werden. — Srselllchaft für ps,ch,1og»fch« Forschung. Dienstag 8 Uhr in, Hotel Stadt Petersburg, An der Frauenkirche 8: Oesfentltcher Vor trag. Prof. Ottomar Enklng: „Wesen und Wert der »wtee«, Graphologie.' Gäste willkommen.
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