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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270902013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927090201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-02
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1927
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Zfrettag. r. September 1S27 „Dresdner Itachrlchlen* Itr. 412 Sette S Reichsbanner vnd Reichspräsident. Keine Teilnahme an den Sin-enburg- Ehrungen. v«n«. 1. Sept. Au der „ReichSbannerzeitung* gibt der BnnbeSvorstand de» ReichSbunner« bekannt. da« sich da» Retchrbanner a« L vklobee anltlßlich de» Geburtstage» de» «eichöprSstdeute« a« btteutliche» Auszüge« «icht beteilige« «ird (.entsprechend der Einstellung de» Reichspräsidenten, der kein Freund von üfsentltchen Auszügen* sei). Anderseits wird in dteser BorstandSerklärung daraus hlngewlesen, daß die rechtsgerichteten Verbände den 3. Oktober zur schwarz-weiß- roten Propaganda auSnutzen wollen. Der Bundesvorstand wird seinerseits nicht versäumen, .dem Reichspräsidenten zu seinem Geburtstage die gebührende Ehrung in geeigneter Formzu erweisen*. Lluldtpungsflug für Ktndenburg. München, 1. Sept. Zehn Flugzeuge der VerkehrSflteger» schul« München, besetzt mit mehreren Schülern, waren am DonnerStagvormittag in Gchleiftheim zu einem Fluge nach DtetramSzell gestartet, lieber dem Schloß in Dietrams- zell» wo der Reichspräsident Wohnung genommen hat. ivarsen sie sür ihn eine Huldigungöadresse ab und kehrten hierauf in geschlossenem Zuge wieder nach Schleis,heim zurück. Stürmische Aelchsbannerdemonskralion in Potsdam. «Durch F » ukspruch.) Berlin, 1. Sept. Das Potsdamer Reichsbanner veranstal tet« heute abend auf dem Alten Markt in Potsdam eine Kund gebung gegen den Potsdamer Oberbürgermeister, der anläßlich eines Empfanges amerikanischer Pressevertreter die Preußenfahne, nicht aber die Reichsfarbcn hatte hissen lassen. Die Kundgebung selbst verlies ziemlich stürmisch, da aus die Hochruse deS Reichsbanners die Gegner mit einer Gegen demonstration antworteten. An mehreren Stellen kam es während der Kundgebung zu kleineren Reibereien, so daß die Polizei die Ränder des Marktes säubern mußte und die Menge in die Seitenstraßen abdrängte. Beim Abmarsch d-S Reichsbanners kam eS zu verschiedenen heftigen Zu sammenstößen zwischen RcichSbanncrlcntcn und politischen Gegner«. Eine Berliner Ortsgruppe des Reichsbanners ge riet in eine Schlägerei. Die Polizei schritt in mehreren Fällen ei« und nahm eine Anzahl Verhaftungen vor. (WTB.) Potsdam gegen die preuWche Flaggenoerordnung Potsdam, 1. Sept. Der Magistrat von Potsdam hat beim Staatsgerichtshof den Antrag gestellt, die Notverord. nung Über die Beflaggung der städtischen Gebäude in den NeichSfarben für verfassungswidrig und rechtsungültig zu er- klären. > Der Flaggenkonflikl mit -en Berliner Lokels. Der RetchSverdand deutscher Hotel» und der Geburtstag Hiadeudurg». Berlin, 1. Sept. Der Flaggenkonflikl zwischen dem Ber- ltner Magistrat bzw. ber preußischen Regierung und den Ber liner Hotels ist vorläufig auf einem toten Punkt an gelangt. ES verlautet allerdings, daß hinter den Kulissen, wenn auch nicht von den beiden genannten Behörden, eine Fühlungnahme zur Einleitung von Etntgungöver- handlungen erfolgen soll, um diesen Streit möglichst bald aus ber Welt zu schaffen, doch kann im Augenblick von einer tatsächlichen Aktion zur Bereinigung dteser Angelegenheit noch nicht gesprochen werben. Inzwischen laufen nach Mit» teilung aus Kreisen des Berliner Hotelgewerbes täglich zahl- reiche Zusttmmungserklärungen von Hotels aus dem Reiche ein, die den Verband Berliner Hotels in seiner bisher ein genommenen Haltung bestärken und ihn veranlassen, in Kürze die Initiative zu ergreifen, um gemeinsam mit dem Netchsverband deutscher Hotels eine für das ganze Reich verbindliche einheitliche Siel- lung nähme der dentschen Hoteliers zur Flaggenfrage her- betzuflihren. Zu diesem Borgehen hat man sich vor allen Dingen im Hinblick auf den kommenden 8 0. Geburts. tag des Reichspräsidenten entschlossen, um bet dieser Feier keinen Mißton in der Beflaggung der Gebäude her- vorzurusen. Diese Verhandlungen dürften in der kommenden Woche beginnen. Sine falsche Alarmmel-ung über die Wohnung«. miete. Berlin, 1. Sept. Wie dem Amtlichen Preußischen Pressedienst aus dem Wohlsahrtsministerium mitgeteilt wird, entspricht die von einigen Zeitungen gebrachte Nachricht über eine Steigerung der Wohuungsmiete anf ISN Prozent ab 1. Oktober und anf 18» Prozent ab 1. Jannar 1928 in keiner Weise den Tatsachen. Ebenso haben keine diesbezüglichen Verhand lungen zwischen dem Reich und Preußen stattgcfunbcn. vid. Grundlose Angriffe gegen Äergl. lDurch Funkspruch.) Berlin, 1. September. Der „Völkische Beobachter" brachte unter der Ueberschrift.Ast es wahr, Minister Hergt im Auf sichtsrat -er Firma Schlesinger?" die Mitteilung, daß der NcichSjustizmintster ein ihm vor Wochen von der Firma Schlesinger L Co., Kommanüitgeschellschast in Trier, gemachtes Angebot, in den Aufsichtsrat der Firma, und zioar mit einem Jahrcsgchalt von 24 MN Mark cinzutreten, an genommen habe. Wie amtlich mitgeteilt wird, ist diese Nachricht erfunden. Für Minister Hergt ist es eine Selbstverständlichkeit, daß er als Neichsministcr keinen Auf- sichtspostcn irgendwelcher Art bekleiden kann. (WTB.) Auftakt zur Frankfurter Induflrielagung. VorstanbStagnng »e» ReichSverba nde» »er Jnbnftrie F »nksurt « M„ 1. Senk. Präsidium und Vorstand des Relchsverbandes der deutschen Industrie traten heute nach mittag im Bürgersaal des Rathauses unter dem Borsitz des Geheimen Regierungsrats Dr. DutSberg zu einer ge- metnfamen Sitzung zusammen. Nach Erledigung interner Angelegenheiten des Retchsverbandes berichtete Dr. Hans Kraemer, Mitglied des Reichstages und Mitglied des RetchSwirtschaftSrateS, über die Zollsenkungsaktion derRetchsregierung. Er erklärte, daß die Industrie sich der Mitarbeit an den Beratungen über diese Frage nicht versagen werde. Abgeordneter Fr owe in, Mitglied des NeichSwtrtschafts- rats, sprach hierauf über die Lohnpolitik der letzten Wochen und ihren Zusammenhang mit der Preis- und Zollpolitik". Der Redner bedauerte, daß in allen Kreisen, selbst bet Vertretern der nationalökonomtfchen Wis senschaft, noch immer die Ansicht herrsche, daß in jedem Falle und auf die Dauer eine einfache Steigerung des Lohnes zu einer Erhöhung der Kaufkraft führen könne. Unvereinbar damit sei eine Politik, die eine ständige Erhöhung der Löhne zur Folge habe, ebenso eine Politik, die unter allen Umstän den eine Preiserhöhung wolle. Das Schlichtungsver fahren und die Verbindlichkeitserklärungen, wie sie sieh im Laufe der letzten Jahre entwickelt lmben, be- zeichnete der Redner als wirtschastsschädlich und für die Arbeiterschaft abträglich. Auch in den Kreisen der Arbeiter schaft stehe man den Verbindlichkeitserklärungen nicht restlos zustimmend gegenüber. Dem Schlichter werde eine untrag bare Verantwortung aufgebürdet. Arbeitgeber und Arbeit nehmer müßte» daher streben. Lohnkämpse untereinander auszufechten, eine Forderung, die auch von vielen alten Ge werkschaftlern geteilt werde. An die Ausführungen des Ab geordneten Frowein schloß sich eine lebhafte Aussprache. Hierauf berichtete Gchetmrat Kastl über das Sch l utz e n t sch ä d i gu n g s g e s e tz für KriegSgeschädigte. Die Versammlung trat der Kritik des Redners an dem vor liegenden Gesetz bei. Im Vordergründe stehen die Forde rungen nach einer anderen Finanzierung der Ent schädigungsaktion, eine Erweiterung des Kreises der Berechtigten und einer wirksamen Besser stellung der am Wiederaufbau beteiligten Wirtschaftskreise. Neber die Beziehungen des Neichsverbandes zu ausländi- schen Zentraliudustrieorganisationen sprach der Gei's'ästS-- führer des Reichsverbandes Dr. Herne, insbesondere über die bevorstehenden Besprechungen mit den Jndustrieverbändcn der Tschecho-Slowaket und Polens. (T.-U.) Radiolelephonische Begrützungsansprache aus dem Flugzeug. Anläßlich einer Pressevorbesichtigung der am Freitag zn eröffnenden Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin wurde der Versuch gemacht, eine radiotelephonische Verständigung zwischen einem über Berlin kreisenden Flug, zeug und dem Hause der Funkindustrie herzustellen. Der Versuch gelang durchaus. Die Wellerkalaslrophe in Galizien. 399 Todesopfer. Die Regengüsse dauern an. Warschau, 1. Sept. Nach den über die Hochwasserkata strophe in Ostgalizien hier vorliegenden Meldungen ist das Naphthagebtet bet Bvryslaw am stärksten betroffen worden. Die Stadt Boryslaw sowie eine ganze Reihe um liegender Ortschaften stehen gänzlich unter Wasser und sind von allem Verkehr abgeschnitten. In Voryslaw stürzten 14 Häuser ein. Bisher wurden öS Todesopfer ge- borgen. Die tatsächlichen Opfer an Menschenleben werden aber erheblich höher geschätzt. Etwa IS »NN Menschen befinden sich ohne Obdach und Verpflegung. Sehr große wirtschaft liche Verluste sind durch die Ueberschwcmmung einer großen Anzahl Oelschächte entstanden. Die Anlagen zweier staatlicher Raffinerien sind ebenfalls unter Wasser gesetzt. Bisher ist eine Besserung in der Lage noch nicht eingetreten, da die Regengüsse andaueru. Der Fluß Czeremosz an ber polnisch, rumänischen Grenze hat sich ein neues Flußbett gegraben und fließt jetzt mitten durch das Grenzstädtchen K u t y. In Warschau wird für Len kommenden Sonntag eine Erhöhung des Wasser st andeS der Weichsel um 4 Meter erwartet, so baß wahrscheinlich die tieserliegenden Teile der Stadt überflutet werden. Auf Grund -er Berichte auS der Woiwodschaft Gtanis - l a u ergibt sich, daß in dieser Woiwodschaft in 12 Kreisen 18S Gemeinden ganz «ud 49 Gemeinden teilweise überschwemmt sind. Besonders groß ist der Schaden in den Kreisen Dolina, Strys und Peczyn. Auch m Kreis« Kossow ist der Schaden sehr groß. 12 Gemeinden sind hier am schwersten betroffen. Bis setzt sind hier 12 Todesfälle gemeldet. Das Master in de» Flüssen Dnjester, Put und Czeremosz steigt weiter. In der Woiwodschaft Lemberg sind in zehn Kreisen 132 Gemeinden gänzlich oder teilweise überschwemmt, in der Woi- wodschgft Krakau 8 Gemeinden. Die materiellen Schäden können bis jetzt noch nicht annähernd geschätzt werden. Heute fand ein Ministerrat statt, der ein interministerielles Hilfst komitee einsctzle, das die Leitung der Hilfsaktion über nehmen soll. * Prag, I. Sept. Das Tschccho-Slowakische Prestebureau meldet: Nach den hier cingegangencn ergänzenden Berichten über den Umfang ber Ueberschmemmungen in Ostgalizien und lin Karpathengcblet läßt sich der Umfang der furchtbaren Katastrophe nunmehr einigermaßen überblicken. Im Gebiet Kossow verursachte die Ueberschwcmmung die größten Ver wüstungen. In dem Kurort Kuty wurden 600 Wohnhäuser unter Wasser gesetzt und mehrere fortgeschwemmt, wobei zahlreiche Personen ums Leben kamen. Die Zahl der Todesopfer im Bezirk Kossow allein beläuft sich anf etwa 100 Personen. Di« Gesamtzahl ber Todesopfer auS dem Gebiete der Woiwodschaft Stanisla« wird bis jetzt aus über 2NÜ Personen geschätzt. Die Ernte ist vollständig vernichtet morde«. Zahlreiche Naphthaschächte im Boryslawcr Revier stehen unter Master. Die Ucberschwemmungskatastrophe war an mehreren Orten von einem orkanartigen Sturme begleitet. Sin russischer Flug Moskau—Tokio. Tokio. I. September. Der Sowjetflicger Schestakow, der am 2». August von Moskau abgeflogen ist. traf in Tachikawa, unweit Tokio, kurz vor mittag ein. sW. T. B.) Kochverraksarrklage gegen Johannes R. Becher. Berlin, 1. Sept. Der Oberreichsanwalt hat setzt, wie ein« Berliner Korrespondenz meldet, die Anklage gegen den Schriftsteller Johannes Ä. B e che r erhoben. Sie lautet auf Vorbereitung zum Hochverrat, Teilnahme an einer staatS- feindlichen Verbindung, Beschimpfung der republikanischen Staatsform und Gotteslästerung. Ihre Grundlage bildet der Roman „Levisite oder der einzig gerechte Krieg", die Gedichtsammlung „Der Leichnam anf dem Throne" und schließlich ein Gedicht „An Hindenburg". Letzte Sportnachrichten. Ernst Feja tödlich verungtückk. AuS Zürich «ird gemeldet: Der bekauut« NreSlauer Dauerfahre« Ernst Fesa, der aus der Radrenubahu tu Zürich am Sonntag starte» sollte, »ft am Dounerstag das Opfer eines Uufallrs geworden. Aus der gleichen Nah», aus der vor Jahresfrist Karl Wittig uur mit knapper Rot dem Tod« entgiug, stürzte Fesa beim Training s» schwer, daß er sich eine« Bruch der Schädelbasis zuzo«, au der«» Folgen er schon nach kurzer Zeit verschied. Die Kartei de« Arbeitsnachweise« versagt auch bet Be» sestuug de» schwierigste» Post«»» »icht. Jede S»e»ialllraft steht sosort »ur Bersiiguug. Anruf: 25881 u. 24831. > Kunslausflellung Dresden 1927. Dresdner Snnstgeuossenschast. I. I» den Räumen des Sächsischen Kunstvereins ans der Brühlschcn Terrasse hat die DreSbnerKun st genossen» schaft von Ende August bis Anfang November Werke deutscher Künstler zu einer Ausstellung vereinigt, deren Absicht eS ist. in erster Linie das Werbende in ber Kunst der Gegenwart zu zeigen. Es ist überwiegend eine Ausstellung jüngerer Maler und Bildhauer, die gleichwohl auS Respekt und um deS Vergleiches willen eine Anzahl Künstler der älteren Generation ausgenommen haben, darunter selbst Lcibl, den großen Toten, aber auch am Tage Schaffende, wie Lester Ury, Spiro, Dill und mehrere der Dresdner Meister. Dieses Pro gramm dürfte vor allen anderen dem Dresdner Maler E r n st Dietsch zuzurechncn sein, der in Ncbereinstimmung mit Pro fessor Feldbauer, dem ersten Vorsitzenden der Kunstgenossen- schast, die Gestaltung des Ganzen übernommen und Auswahl und Aufhängung geleitet hat. Ein einheitlicher Wille ist darum deutlich spürbar geworden. Man sieht Anknüpfungen und Weiterführungen. Unterschiebe zwischen alter und neuer Art werden deutlich, und man ist geneigt, diese, wie alle Ausstcllnn- gen, doch nur einen Ausschnitt a»S dem Gesamtskhafsen dar stellende Gemäldeversammlung als vollgültigen Beleg für die gegenwärtig herrschenden Tendenzen der deutschen Malerei zu betrachten. Zwar fehlen führende Künstler, die über den Stnrm des Expressionismus hinweg zu neuen Forme» gelangt sind, aber die hier vertretenen jungen Maler sind offensichtlich von einer gemeinsamen Welle erfaßt, die nach neuen Ufern brandet. Solche Gemeinsamkeit des WollenS ist nur zum Teil Mtt- läusertum ober Modesache: im Kern und bet den echten Persön lichkeiten Ist sic wahrer ZeitauSbrnck und wesentliche Willens» kundgebung. Die jüngeren Maler wollen die Welt sich neu erobern, ohne Rücksicht aus das Gewesene: als Kinder unserer Zeit sehen und erleben sie sachlich und gegenständlich, und nur hier und da lugt romantische Sehnsucht nach Sternen oder Traumgebildcn. Die Mehrzahl ber Maler will erst wieder einmal feststellen. wie die Dinge eigentlich auSsehen will Gegenstände und die Wirkung der Farben und des Stofflichen an Ihnen erfassen und. ost ganz nüchtern, sagen, was ist. Das ist der Sinn der vielbeschrienen „neuen Sachlichkeit* die auch gerade ln dies«, Ausstellung der Jungen vorherrscht und ihr die Einheitlichkeit gibt. Wo Phantasiemäßiges hervortritt, isi «» entweder Rückblick In romantische Zelt, oder aber Zeitsatlre, bi« da» Gegenwartsleben als Trugbild auszeigt (Pelner: „Mo- derne Europa*). Im ganzen hat man den starken Eindruck, daß die einzelnen seh: ahmen, weder alte Meister, noch moderne Zeitgrößen, daß sie vielmehr auch hier mit großer Sachlichkeit ihre eigene Aus sassuiigöwcise öurchzusetzen suchen. Daher ist die Einheitlichkeit des herrschenden Ausdrucks nicht Eintönigkeit, sondern um schließt individuelle Mannigfaltigkeit, und das ist das Zweite, was an dteser Ausstellung angenehm berührt. Es sind junge Kräfte am Werk, die nicht mehr revolutionär über alle Grenzen ins Unbekannte springen wollen, sondern sachlich schauende, ruhig fühlende, handfest formende Naturen sind. Diese allgemeinen Eindrücke werden durch die Einzel betrachtung bald bestätigt, bald abgewandelt. Die Häufung unterstützt diesen Wechsel. Nicht peinlich streng wurden die Werke einzelner Künstler beteinanbergehalten: die Dresdner sind mit den auswärtigen Gästen bunt gemischt: hier und da ist bewußt ein Vertreter älterer Technik, impressionistischer Mal weise eingereiht, und durch geschickte Verteilung ist darauf geachtet, daß die einzelnen Säle nicht verschieben tn ber QualttätShöhc erscheinen. So kann man die Organisation deS Ganzen nur rühmen. Der Hanptsaal mit seinen drei Kosen zeigt besonders deutlich, wie die neue Malerei mit der vor» expressionistischen zusammenhängt und doch auf anderer Grund, läge steht. Wenn man die drei kleinen Lei bl betrachtet, besonders das rosige Greisengesicht eines alten GcheimratS, ein Bild von 18N8, das hier a»S Privatbesitz wohl zum ersten Male gezeigt wird, fühlt man stark den Gesühlsantell des MalerS an seinem Gegenstand, etwas, was die Farben warm und ge sättigt erscheinen läßt. Gleiches spürt man bet E m I l O r l i k S köstlich gemalten Pfirsichen, an denen Farbe als Dnst wirkt. Auch Engen SptroS Selbstbildnis mit Familie und die Bambcrger Landschaft haben das innere Leuchten, die gemlitv- warme Luft, die Durchscelung deS Gegenständlichen. Diese ge heimnisvolle Kraft fehlt bekanntlich den Gemälden Richard Müllers, der wieder Erstaunliches an Naturnachahmung geleistet hat, kaltklare Sachlichkeit gibt, von der nun einmal kein magisches Licht auSgeht. Gerade am Vergleich mit ihm wirb deutlich, daß dieneue Sachlichkeit doch noch etwas andere» ist als haarscharfe GegenstanbSmaleret. Schon eine so sorg» ältige Arbeit wieGeorgStebertS Blumenstrauß mit all en bis ans das überflüssige Bett im Hintergrund gewissenhaft wledergegebencn Einzeldingen atmet anderen Geist. Oder wenn Schanze alte Bauernhäuser am Berghang getreulich, aber farbig vergnügt, schildert, Kölschbach lKöln) eine Wäscherin derb rund und braun, aber naturhaft malt, Dietsch ein dickes Mädchen beim Anziehen malerisch blobstellt. Karl Hahn eine Liegende in mollige Rundungen einschließt, ist bei aller Genauigkeit Temperament und Formung am Werke. Hanner» liebevolle, durchsichtig klare, bürerhaft da» Klein ^ ung de» ^ „. -. ^ .. „— „ — .— ,—, —, . —...,— — .. . aß die einzelnen sehr selbständig formen, daß sie nicht nach- wesen der Feldblumen zeichnende Darstellung Leg drntschen Mädchens kommt eben auch aus einer Liebe zur Sache, die zwar kühl, aber innig pulst. Oder Dietsch erfaßt Feldbauer im Bildnis so ungeschmcichelt persönlich und so treffsicher, daß man aus diesen gespannten Mienen das Abschnellen eines bajuvarischen Witzes erwarten möchte. Feldbauer selbst ist mit einem „Mädchen mit Maske" vertreten, das seine groß« Beherrschung fleckiger Töne zeigt. Aehnlicher Art sind de» Münchners Dill fleischfressende Löwen, reiner, frischer Im pressionismus auch R. Ottos „Jagdrennen*, und der Berliner Kohlhoff steht mit einem etwas verquollene» weiblichen Akt tn Nachbarschaft dieser älteren Malweise. Die Landschaften von AlfredThomaSmit ihren welchen Früh lingsstimmungen zeigen die ganze Vornehmheit dieser ver fließenden Technik des Impressionismus. Altenkirch faßt die Graustimmung trüben Himmels über dunklen Baum kronen, spiegelndem Gewässer in erprobter Art zusammen. Daneben blitzt ein kleiner Purrmann in saftiger Buntheit schmissig gemalten Laubes. Durch größere Kühle unterscheiden sich MackowskyS Landschasts. und Städteschtlderungen da von, doch wahren auch sie die schön gedämpfte Buntheit. Geißler bewältigt zwar mit seiner Farbenzartheit nicht ganz die Wucht eines GeblrgSstockes, weiß aber die Sauberkeit einer flachen Landstraße, den schönen Granton Saßnitzer Kreidefelsen fein zu spiegeln. Dienst hat die Einheit von Baum und Haus in einer Villcnstraße, überhaupt die Schönheit deS Zusammenklangs zweier gedämpfter Töne. Grün und Braun, zart erfaßt. Diese und ähnliche Arbeiten sind alle Zeugnisse neuer Kultur des Malens, entwickelt ans dem Impressionis mus, im Wesentlichen noch naturalistisch. Dem reihen sich nun mancherlei freiere malerische Gestaltungen an, über die weiter« hin berichtet werden soll. k^. 2. Kunst un- Wissenschaft. Schauspielhaus. Gerhart Hauptmanns Lustspiel „Die Jung fern vom Bischofsberg* hat bet der ersten Aufführung lm Schauspielhaus außerordentlich gefallen. Anderwärts hat eS schon oft versagt, an dieser Stelle gelang eS KtesauS Regle und einer Schar sehr deutlich charakterisierender Schau spieler, die Stimmungspoeste des Lustsptels, seine Weinbergs» romanttk und Familienatmosphäre warm und farbig aus zulösen. Zur belustigenden und erheiternden Wirkung trug die sorgfältig ausgemalte Umwelt der zweiten Hälfte deS 19. Jahrhunderts viel bei. die uns heute schon mit fast bieder- meterltchem Reiz anmutet. Ueber die dramatischen Schwächen trugen das bis tn» kleinste belebte Znsammensptel und btt
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