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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270902013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927090201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-02
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1927
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Ar. 412 Sette 2 — »vre»dner Aackrlckten" — Arettag. r. September 1S27 sstuimuiiasmäßige Boden für «in« ausgiebige Berücksichtlg»»g der landwinschasllichen Notwendigkeiten ist also vorhanden und wird durch die Einstellung der positive» politischen Par teien verstärkt. Wen» man »der daS Nebel an der Murmel fassen will, »inst inan wirksame Mittel ergreife», um dl« geradezu unheimlich anwachsende Lebensmitteleinsuhr zu hemme», die immer wieder alle Bemllhnngrn zur Steigerung der inluiidische» Voiksversvrgnna durchkreuzt. Zahlen reden eine überzeugende Sprache, d. h. dann, wen» sie nicht zweck- politisch gruppiert, sondern ihrer einfachen, sachlichen Wir. kiing uberlassen werden. So ist cs mit den nackten Ziffern die von dem Anschwelle» der Lebensmitteleinsuhr und dem dadurch auSgeüble» ungünstigen Einfluß auf die Handels- bilanz Kunde geben. Wir führten an Lebensmitteln nach Abzug der Ausfuhr im Monatsdurchschnitt ein: 1025 fitr 200 Millionen Mark, 1920 für 208 Millionen. 1027 bis Juli für 340 Millionen. Im Juli dieses Jahres schnellte die Lebensmiltcleinsuhr sogar bis ans 125 Millionen Mark empor. 1025 fand die Lcbensmtttel- einfuhr in Höhe von 2.1 Milliarden Mark insgesamt durch die Ausfuhr überhaupt keine Deckung, da die Fertigwaren- iudustrie nur gerade hinreichle. um die Einfuhr an Rehstofsen und Halbfabrikaten anszugleichen, so daß die Handelsbilanz „in den ganzen Betrag der Lebenöinittelcinfnhr passiv blieb. Die Besserung, die das Jahr 1020 brachte, war nur vorüber- gebend, da sie auf dem Zusallsumstandc des eug- lischeu Streiks beruhte, wodurch unsere JertigwarenanSsuhr wegen der Lahmlegung der englischen Industrie einen Ueber- schust über die Einfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten in Höhe von 3 Milliarden Mark erzielte, während die Lebens» niitteleiuluhr 3,1 Milliarden betrug. Nanz konnte also auch 1020 die Lebensmitteleinfuhr nicht ausgeglichen werden. Im lausenden Jahre wird wieder mit einer ungedeckten Lebens- mitteleiufuhr im Betrage von etwa 1 Milliarden zu rechnen sein. Der Alp der Lebeiismittcleinfnhr. der auf der freien Ent faltung der deutschen Landwirtschaft lastet, drückt unser gesamtes Bolk um so schwerer, als wir unter dem Baun des Dawes-PlaueS stehen, dessen Milliardeulasten. soweit sie für uns überhaupt erschwinglich sind, nur durch Steigerung der Ausfuhr um einen solchen Betrag, dag dadurch unsere Han delsbilanz aktiv wird, aufgebracht werden können. U»S fehlt dl« Möglichkeit, dl« »vlr vor dem Arteg« besahen, die Passlvl tät der Handelsbilanz durch ein« aktive Zahlungsbilanz auS- zugleichen, wie das di« Stegerstaaten auch beute noch können, da wir keine Einnahmen mehr aus Kolonien, aus Frachten für ausländische Rechnung, aus Auslandsguthaben z» unseren Gunsten buchen können. Es bleibt uns also bi» aus weiteres nur übrig, mit aller Energie di« Revision de» DaweS-Planr» z» betreiben und im übrigen unserer Landwirtschaft fede Unterstützung angedeihen zu lass««, die zu dem Ziele der größtmöglichen Eiarnernährung unseres Volke» führen kann, damit der Tribut, den wir an das Ausland für untere Leben», mittelversorgung zu zahlen haben, auf da» äußerste Mindest, mast herabgebrückt wirb. Die Landwirtschaft selbst hat gerade in diesem Jahre wieder besondere Anstrengungen zur Steige- rung der Produktion gemacht, wie vor allem aus den Zahlen des Düngemittekverbrauchs hervorgeht Um io schwerer trifft sie daS Unglück, das die wilde Mut der Elemente über die Früchte deö landwirtschaftlichen SchmcisteS verhängt hat. Da gibt es für ganz Deutschland nur den einen heißen Wunsch daß die Hilfe ans der ganze» Linie In einer so gründlichen und durchgreifenden Weise erfolgen möge, daß nirgends ein Rest von berechtigter Unzufriedenheit zurückbleiben kann. In diesem Zusammenhang must auch ein Appell an daS vaterländische und wirtschaftliche Gewissen des gesamten Ver- braucherpnblikums gerichtet werden, in dem Sinne, daß die Bevölkerung den Verbrauch eigendentscher Erzeugnisse bevorzugt und nicht der einheimischen Landwirtschaft durch die Nachfrage nach entbehrliche» au», ländischen Erzeugnissen in den Rücken fällt. Mit Recht wird aus landwirtschaftlichen Kreisen immer wieder betont, daß wir auf einen nicht unerheblichen Teil der eingesülirten Nah- ruugsmittcl. der nur dazu beiträgt, inländische Waren vom Markte zu verdrängen, verzichten können. Das gilt nament. lich für Obst. Gemüse und Frühkartoffeln, womit wir über schwemmt zu werden pflegen. Kein Deutscher, der sich der hohen Bedeutung der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion für unser ganzes Volk bewußt ist. darf es über sich gewinnen, fremde Erzeugnisse zu kaufen, wenn dafür inländische zu angemessenem Preise zu haben sind. Ein solches Verhalten gekört nicht in letzter Linie mit z» den Mast- nahmcn, durch die der deutschen Landwirtschaft geholfen werden kann und geholfen werden must. Die Geheimdebatte der ersten Ratssitzung. Stresemann gegen Verschleppung der Danziqer Fragen. Gens, 1. Sept. Das Völkerbundssekretariat veröffent licht über die heutige Geheimsitzung des Rates ein Kom- muuigus, das eine eingehende Darlegung der Debatten deö heutigen Vormittags bringt. Hiernach Hai der polnische Vertreter Straßburger sich gegen die Behand lung der Frage des polnischen Kriegshafens in Danzig ge wandt, da dieses Problem weitgehende juristische und wirt schaftliche Bedeutung habe, und daher eine sofortige Stellung nahme für Polen nickt möglich wäre. Dr. Stresemann hat demgegenüber mit Nachdruck hcrvorgchoben, daß die üblich gewordene Vertagung der meisten Fragen durch den Bölker- bundsrat in Zukunft unter allen Umständen vermieden wer den müsse und eine fachliche Erledigung der Fragen not wendig wäre. In der Debatte über den Antrag des Danzlger Senats, daS polnische Munitionslager der Wester- platte nach Gdingen zu verlegen, behauptete der pol nische Vertreter, daß der Danziger Antrag eine Annullie rung der bisherigen Beschlüsse deS Rates und eine Auf hebung der Danzig-polnischen Vereinbarungen bedeute. Die Vertreter von Frankreich und Rumänien verlangten, daß diese Frage in erster Instanz vor dein Völkerbunds- kvmmisiar in Danzig behandelt werden sollte, was jedoch von Deutschland energisch abgelehnt wurde. England wies eingehend darauf hin, baß es sich hierbei um die prin zipielle juristische Frage handle, ob und in welcher Weise der Völkerbundsrat seine eigenen Beschlüsse aufheben oder ab ändern könne. Frankreich und Rumänien vertraten hierauf den Standpunkt, daß die Beschlüsse des Völkerbunds- rateS als definitiv und unabänderlich zu gelten hätten. Scialoja betonte demgegenüber, daß die Festsetzung eines derartigen Grundsatzes als unzweckmäßig erscheine, und brachte dann leinen schließlich angenommenen Vorschlag ein, diese Frage durch ein juristisches Komitee klären zu lassen. Dem jnristi'chcn Komitee werden aller Voraussicht nach die bekannten Juristen Dr. Gaus, Fromagcot und Cecil Hurst angehüren. Die Frage der Danziger Hafenpolizei ist auf Grund direkter Vereinbarungen zwischen Danzig und Polen von der Ratstagung abgesetzt worden. Griechenland kandidier! lür einen Ratsfitz. Genf. 1. September. Wie man erfährt, hat Griechen land am Donnerstag offiziell seine Kandidatur für den nichtständigen Sitz im Völkerbnndsrat als Nachfolger der Tschecho-Slowaket angemeldet. Auster Griechenland kommen noch Finnland, Dänemark und Portugal ln Betracht, Neben dem zurzeit von der Tschccho-Slowakel innegehabten Sitz find auch die Sitze von Belgien und San Salvador neu zu besetzen. Als Nachfolger für den Sitz San Salvador kommt tn erster Linie Kuba in Betracht. Die ungarisch-rumänischen Kompromiß- verhan-lunqen gescheitert. Gens, 1. Sept. Wie der Vertreter der Telegraphen-Nnion von zuverlässiger Seite erfährt, sind die tn den letzten Tagen zwischen dem rumänischen Amftenmintster Tttulescu und der ungarischen Negierung geführten Kvmpromistverhandlungen zur Herbeiführung einer Einigung tn dem rumänisch-ungart. scheu Streitfall gescheitert. Es ist infolgedessen noch nicht zu übersehen, in welcher Weise der Völkerbundsrat zu dieser An- gelcgenhcit, die einer der wichtigsten Punkte der Tages ordnung Ist, Stellung nehmen wird. Titnlescu hat der ungarischen Regierung den Vorschlag gemacht, die enteigneten ungarischen Optanten rechtlich so zu behandeln wie die rumä- nischen Staatsbürger. Die ungarischen Optanten hätten da nach eine allerdings nur geringe Entschädigung für ihren ent eigneten Grundbesitz erhalten, so wie sie in der rumänischen Agrarreform sestgelegt ist. Dieser rumänische Vorschlag ist jedoch von der vngarischen Negierung abgelchnt worden, die noch einmal die AnSführnng der Bestimmungen deS Artikels 153 des Trianon-Nertrages gefordert hat. Die ungarische Fordernna hat eine Höhe von etwa 7 bis 9 Millionen Psnnd Sterling. Nach dem rnmänischen Kompromistvorschlag hätten die ungarischen Optanten jedoch kaum 2 Millionen Pfund Sterling erhalten. Gebundene Marschroute für Briand. DieBesa'MgsIrogesleh, nicht zur Diskussion!! Der „Temps" und Stresemann Paris, 1. Sept. Nach gleichlautenden Meldungen der offiziösen Presse ist die Abreise deS französischen Außen ministers Briand nach Gens sür Freitag abend festgesetzt. Briand wird also dem am Freitagvormiltag staitfindcndcn Ministerrar noch beiwohnen. -Man wird begreifen", schreibt der offiziöse „Petit Parisien", „welche Bedeutung es für Briand hat. sich zur Besprechung aller in Genf austrctenöen Fragen nur in voller Uebercinstimmung mit seinen Minister kollegen zu begeben." Paris, 1. Sept. Der „TempS" erfährt im Zusammenhang mit der Besprechung der bevorstehenden Bölkerbundsrats- tagung, Saß die zwischen London. Paris und Brüssel getroffene Regelung in der Frage der Verminderung der rheinischen Be- satzungstruppcn in Gens nicht mehr zur Diskussion kommen werde. Es sei wohl möglich, daß Stresemann die Ent täuschung Deutschlands vorüber zum Ausdruck bringen werde, daß die Verminderung nur 10 000 Mann be trage, aber eS sei höchst unnmhrscheinlich. baß Stresemann be haupten werde, daß -er Beschluß der Alliierten dazu angetan sei. eine Acnderung der deutschen Außenpolitik herbcizusiihren. Solange Stresemann die Leitung der Wilhclmstraße inne haben werde, werde auch die deutsche Außenpolitik dieselbe bleiben aus dem einfachen Grunde, weil sich Dr. Stresemann mit ihr derart verbunden habe, daß es ihm persönlich unmög lich sei, die Verantwortung dafür zu übernehmen, daß sie ab- geändert würde. Wenn es den deutschen Konservativen ge lingen sollte, in Berlin die alleinige Macht zu erlangen, ko würden sie genötigt sein, sich tn der Außenpolitik aus der gleichen Bahn zu bewegen, auf die Stresemann das Reich ver pflichtet habe. Dieser Versuch des „Temps". den deutschen Außenminister und die deutsche Rechte auf den von Frankreich gewünsch ten Locarnokurs scstzulegcn. dürste in Deutschland kaum ver fangen. Unter Locarnopolitik versteht man in Deutschland Lekanntlich etwas erheblich anderes, als der „TempS" wahr, haben möchte. sTU.) An- -ie Revision des Aheinlandregimes? Alliierte BecinslussungSvcrsnche in Genf. Genf, 1. Sept. Wie von alliierter Seite verlautet, hat Briand die Pariser Besprechung mit Chamberlain herbei« geführt, um durch sie den Boden für die bevorstehende Aus sprache mit Dr. Stresemann über die schwierige Rheinland« srage vorzubereiten. Man weist hierbei in alliierte» Kreisen ständig oppositionellen Stellungnahme des fran zöstschen General st abes, insbesondere der Generale Petain und Gulllaumat hat, die bekanntlich den allerschärfsten Widerstand gegen eine Zurückziehung von 8000 Mann aus dem Rheinlands geleistet haben und eine weitere Herabsetzung der Rheinlandtruppen ln naher Zeit unter keinen Umständen zugeben würbe». Zu durchsichtigen Zwecken äußert man hierzu auf alliierter Seite die Meinung, daß die tiefgehende Mißstimmung, die die deutsche Oesfentlichkelt wegen der Be« satzungsfrage beherrscht, eine Erschwerung der kommenden Aussprache zwischen den Außenministern zur Folge haben müsse. Man könne unmöglich von Briand und Chamber, lain Verständnis für die deutschen Wünsche erwarten fl), wenn die deutsche Presse ständig das Verhalten der alliierten Negierungen ln der Nheinlandfrage als einen Stillstand, ja sogar als eine Gefährdung der gesamten, tn Locarno ein« geleiteten Verständigungspolitik hinstelle. Durch diese tendenziöse Stimmungsmache wird sich die deutsche Oesfentlichkett nicht einschüchtern lassen. Anf alliierter Sette vergißt man immer wieder, daß es für daS deutsche Volk keine unterschiedliche Meinung darüber gibt, daß die angekünbigte Truppenvermtnberung weit hinter den Er« Wartungen zurückgeblieben ist, die man in Deutschland be« rechtigterweise hatte. Im übrigen ist bis heute noch nichts geschehen, «m die nicht minder wichtige Frage der Regelung des B esa tz u n g s reg i me S durchznführeu. In der Note der Nheinlandkommission vom 18. November 1925 ist ausdrücklich eine umfangreiche, im ein zelnen genau formulierte Revision der Rheinland. Verordnungen zugesagt worben. Seit Monaten ver« sucht die deutsche Regierung, in den mit Koblenz geführten Verhandlungen mit der Rheinlandkommtssion eine Revision der Nheinlandordonnanzen durchzuführen, die mit dem Geiste des Locarno-AbkommenS im Einklänge steht, bisher ohne Er« folg, da die Nheinlandkommission sich nach wie vor auf den unhaltbaren Standpunkt stellt, bah ihr nur der Auftrag er teilt »ordeu sei, eine neue handliche Bearbeitung der Ordonnanzen heranSzngeden, nicht aber eine Revision dieser Bestimmung «««lltz den »o« dentscher Seit« vorgebrachten AbiknberungSwSnschen. Vorbereitende Winlsterbesprechungen. Gens. 1. Sept. Jnsolg« der Abwesenheit BrtanbS haben im Laufe deS heutigen Tage» die üblichen Aussprachen der Subenmtnister noch nicht begonnen. Chamberlain hatte ledig« lich am Nachmittag eine längere Unterhaltung mit Bänder» velbe. t« der er, wie verlautet, die Rheiulanbfrage tm Vordergründe gestanden hat. Ferner empfing Chamberlain, der für den rumänisch-ungarischen Streitfall Berichterstatter im Völkerbünde ist, den ungarischen Außenminister Valko und anschließend den rumänische» Außenmlutster TitulcScu. Dr. Stresemann hat heute keine Besuche empfangen, lediglich im Nahmen der Delegation fandrn kürzere Beratungen mit den DelegalivnSmitgliedern statt. Die AbrüUrmqssrage wir- zu unbequem. «hamderlai» und Briand sür Vertagung- Genf. 1. Sept. Wt« heut« gerüchtweise verlautet, soll bel der gestrigen Zusammenkunft zwischen Chamberlain und Briand in Pari» eine Vereinbarung zwtscheu den beiden Antzenmtuiftern erzielt worden sein, di« zu« November vprgesehene Sitzung der vorbereitenden AbrllftungSkom- missiou des Völkerbünde» ans unbestimmte Zeit »« vertage». Eine Bestätigung dieses Gerüchts liegt zurzeit noch nicht vor, man sieht daher mit starkem Interesse den bevorstchen- den Debatten über die Abrüstnngsfrage tn der Vollversamm lung deö Völkerbundes entgegen. Der Bericht wirb durch Außenminister Stresemann erstattet werden, und zwar erwartet man allgemein, daß hierbei das AbrttstungSpro- blem tn breitester Form aufgrrollt und die Forderung auf Durchführung der elngelciteten Abrüstuiigsarbeiten des Völkerbundes von verschiedenen Staaten mit großem Nach- druck geltend gemacht werden wird. Eine Schweizer Stimme gegen -ie Besetzung. „Widersinnig, gefährlich und Ungerecht." Zürich, 1. Sept. In einem „00 OM Mann zu viel* über- schriebenen Artikel über die Frage der Rhetnlandräumung schreibt die „Züricher Post": Deutschland ist längst tm Völkerbund, aber »ach wie vor stehen fremde Truppen tn seinem Rheinland, wird ein Teil des neuen Völkerbunds- staateS durch Truppen anderer VvlkerbunbSstaaten besetzt gehalten, ein Zustand der widersinnig, gefährlich und ungerecht ist. der aber weiter dauert, weil bi« Regierungen in Pari» und London nicht de« Mut und die Einsicht ,« einer klaren und gerechte« Regelung ausdringen. Gewiß wäre e» unvernünftig, zu übersehen, daß eine Ber« Minderung der Besatzungsstärke um 10 000 Mann besser ist als eine solche um 5000, und daß, wenn Aussicht bestände auf eine rasche Wiederholung dieser Reduktion, auch auf diesem Wege der ctappenmäßtgen Räumung schließlich das Rhein- land frei würde. Aber diese Aussicht ist gering und den Kern der Frage berühren diese immer wieder nach harte« Kampfe abgepreßten Teilränmnngeu überhaupt nicht. Die Tatsache bleibt bestehen, daß diese fremden Truppen in dem ab gerüsteten Völkerbundsstaat Deutschland nichts zu suchen haben. Die vollständige Räumung der Rheinland« ist eine Forderung nicht nur im Interesse Deutschlands, sondern eine Forderung im Interesse des europäischen Friedens. Diese schneidende Verurteilung ber auch nach Locarno fortgeführten Besetzung deutschen Bodens ist um so be merkenswerter. als die „Zürcher Post" nicht zu dem Teil der schweizerischen Presse gehört, ber als deutschfreundlich an gesprochen werden darf. Ein sranzSsisches Urte» üb« F. M. Förster. Paris. 1. Sept. Ueber den bekannten Pazifisten Pro. fessor Förster und seine Kreise schreibt ber Berliner Kor. respondent des „Petit Journal" u. a.: Förster ist ein Moralist und ein Christ der Urzeit. Er ist eine Art Friedensapostel, der niemals am Blömarckschen Deutschland Anteil nahm. Da weder der FriedenSvertrag noch die deutsche Revolution das politische Werk des Eisernen Kanzlers zerstörten, erkennt er die Revolution nicht an. Da die Weimarer Verfassung Deutschland nicht tn den idyllischen Bund von Staaten ver- wandelte, die nach rein idealistischen Methoden «egtert wer de», folgert er daraus, daß die Erben dieser Verfassung falsche Republikaner und versteckte Nationalisten sind. I» der Gruppe um Förster gibt eS achtungswerte Männer, die tief enttäuscht sind seit dem Scheitern der deutschen Revolu- tion, wie sie es nennen. So wertvoll ihre Zeugnisse sein mögen, so müssen sie doch einer gcuanen Prüfung unter zogen werden. Wenn man. wie sie. gegen die Autorität einen heftigen Kampf führt, schießt man leicht über daS Ziel hin- ans. Ihr Antimilitarismus ist zu glühend, um Für und Wider abzuwägen, und zu fiebrig, um den Kern vom Bei- werk, das Mögliche vom Sicheren und die Tatsache von der Vermutung zu unterscheiden. Manche von ihnen waren tn der Reichswehr, gingen dann zur äußersten Linken der pazi. sisttschen Gruppe über und greifen nun zur Feber. TS gibt darunter Offiziere, ehemalige Führer von Freikorps ober vaterländischen Verbänden, die keineswegs darauf verzichten, die Politik der internationalen Abkommen mit allen Mitteln zu sabotieren, einschließlich der sensationellen, falschen oder balbfalschen Informationen, die die ausländische öffentliche Meinung aufrütteln sollen. ES ist ein leichte» für Lente vom Fach, den Sitzungsbericht eines geheimen Sonvcntikels. einen vertraulichen Befehl oder zwanzig andere derartige Doku mente zn fabrizieren. ES bleibt nur noch übrig, deren Ber- öffentlich»»-, auf irgendwelchem indirekten Wege zu veran lassen. Man wählt den Augenblick einer diplomatischen Ver handlung, einer Genfer Sitzung usw. (T.-U.) Das endgllllige Memeler Wahlergebnis. Memel, 1. Sept. Nach dem endgültigen Ergebnis ber Wahlen zum mcmclländischen Landtag erhielten die: LanbwirtschastSpartci 18100 Stimmen, Mcmclländische Bolkspartei 17 800 » Sozialdemokraten 5 500 , Kommunisten 8 800 , Grostlitauische Parteien 7 000 » Litauische landw. Splitterparteien 1600 „ Die MandatSverteilung dürste sich voraussichtlich folgendermaßen gestalten: BolkSpartei 10 sbiSher 11). Lanb- wirtschastspartei 10 sll), Sozialdemokraten b s5), Kommu nisten 2 sO). Großlitaner 1 s2). znsamme« 20 Mandate. fWTB.) Neue Masfenentlaffung von Postbeamten? Königsberg i. Pr.. 1. Sept. Wie hier verlautet, sind heute in Memel 11 Postbeamte fristlos entlassen worden, weil sie angeblich die litanische Sprache nicht genügend beherrsche». Auch tn Kollathen ist die langjährige Verwalterin ber Postagentur fristlos entlassen worden. ES wurde ihr sogar verboten, die Räume ber Agentur zu betreten, obwohl dtese tn ihrem eigenen Hause liegt. Man nimmt an, baß eS sich bei der Massenentlassung von Postbeamten, die alteingesessene Memelländer sind, um eine Antwort aus daS klägliche Wahl ergebnis der litauischen Parteien handelt. Eine Bestätigung dieser Nachricht von anderer Sette war bisher noch nicht zu erhalten. sT. U.) Zweiter friesischer Äongreh Amsterdam, 1. Sept. Heute vormittag wurde in Leu- warben in Gegenwart von mehreren hundert Personen, dar unter auch solchen au» Deutschland, der 2. Friesische Kongreß eröffnet, der von verschiedenen Bereinigungen zum Studium und zur Erhaltung der friesischen Sprache und ber BolkSart einberusen wurde. Im Verlauf ber heutigen Sitzung hielt u. a. auch der Breslauer UniversitätSprofcssor Dr. Theodor Sieb» einen Bortrag über die Friesen und ihre Sprache.
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