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Dresdner Nachrichten : 15.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188207152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820715
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820715
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-15
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.07.1882
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Ar. »»» — Lr,e»«l»vr iv»vi»»ioLt«a. Lens » — Lonvadonck, (ton LS. 4nli 1882 -kindlichen Gegenständ« »ntbaltm waren, ist fast voMündig ver- nnt, doch läßt sich der Absender noch ermitteln. Die übrigen krte find mehr oder weniger beschädigt. Es ist immerhin ein Slück zu nennen, daß die Explosion nicht erst im Eisenbahnwagen währem» der Fabrt entstanden ist. N«a«rn. Baron Emil Eder, Masor deS Reserve-KommandoL deS 68. Jrrfanterie-Regiments, hat sich am 8. d. in UngvLr mittelst eine- Pistolenschusses entleibt. Melancholie in Holge eines unheilbaren Leidens wird als Motiv deS Selbstmordes angegeben. drankreieh. Viktor Hugo hat auf die Einladung zum Stadt« bauSbankett mit gewohnter Excentricitüt geantwortet: ..Ich habe die Einladung erhalten. Ich werde dir Ehre haben, ihr Holge zu leisten. Die Arier deS 14. Juli ist das größte Fest, welches auf Erden gegeben werden kann. Der 14. Juli, das rst Paris, das Königtbum u Boden schlagend, daS ist die Versetzung des Menschen in Freiheit. Juli 1882. Viktor Hugo. In Paris wurden in der Nacht vor der Einweihung veS neuen Stadthauses von unbekannter Hand revolutionäre Pla kate über die offiziellen Jestanschlagzettel geklebt, worin die Kollek tivsten. Sozialisten u. s. w. zum Frrnhalten von den Feierlichkeiten aufgefordert werden. Niedrere radikale Abgeordnete erhielten ano nyme Zuschriften, heute »ach 7 Uhr nicht im Hotel de Aille zu bleiben, uni grober Gefahr zu entgehen. — An, Nachmittage bewegte sich eine große Menge auf allen Straßen; der Platz um das Nath- hauS war vollständig durch starke Polizeimacht abgespcrrt. Grevy wurde bei seiner Ankunst auf dem Stadthause lebhaft von der Menge begrüßt und von dem Präfekten Jloauet und dem Prüsi- venten deü Gemeindcrathes, Songcon» an der Ehrentreppc empfangen. Nach Vorstellung im Salon des Gemeinderathcs wurden Grevy und die anderen Gäste unter den Klängen der Marseillaise nach dem Bankctsaal geführt. Das Banket begann um 6'/» Uhr. Dem Banket wohnten von den eingeladenen Personen gegen 500 bei, varuntcr der Präsident der Republik, die Minister, die Botschafter und Gesandten, die Bürgermeister auswärtiger -Hauptstädte und andere Notabilitäten. Der Präsident des MuniüpalrathcS, Son geon, begrüßte die Versammelten, betonte, daß die gegenwärtige Feier durch die Ideen des Friedens, der Arbeit und der Freiheit inspirirt sei, und schloß mit einem Hoch aus den Präsidenten Grevy. Der Seinepräfekt Floquet toastete auf Frankreich, das in Frieden and patriotischer Eintracht fest zusammenstehe. Der Präsident Grevy brachte den Toast aus die Stadt Paris aus er schätze sich glücklich, an einer Tafel mit den hervorragendsten Vertretern Frank reichs und des Auslandes vereint zu sein, welche alle die gleiche Sympathie für die Stadt Paris beseele, für da» Paris, welches die Heimath der Wissenschaften und schönen Künste und jener erhabenen Schöpfungen des Genies sei, die den Reiz des Lebens für den Einzelnen, wie die wahre Größe der Nationen bildeten. Rußland. Die russischen Grenzorgane erhielten aus Peters burg den Auftrag dein Rücktransport der Juden mittelst Eisenbahn keine Hindernisse rntgegcnzustellcn. Bisher geschah Das mittelst Fuhrwerken, was natürlich sehr langsam vor sich ging. In den letzten drei Tagen wurden über Brooy ca. 500 Juden per Eisenbahn nach Rußland zurückbefördcrt. Türkei. Der unter dem Vorsitze des Sultans zusammen- getretene Ministerrath beräth die Frage der Entsendung eines Armeekorps nach Egypten. Egypten. Wie viel Todte in der Stadt Alerandricn sind, ist noch nicht ermittelt, doch muß ihre Zahl erheblich sein, da eine Menge Granate« und Bomben schwersten Kalibers gerade über der Stadt crplodirtcn. Alle Berichte stimmen darin überein, daß die egyptischen Kanoniere überaus tüchtig waren und muthigst auLhiclten. Einige egyptische Kanonen machten den Engländern außerordentliche Schwierigkeiten, besonders zwei „Barbettc" Kanonen nach Moncrieff'- schem System (Verschwind-Laffriten, vermittelst deren Einrichtung das über die Brustwehr feuernde Geschütz nach dem Schuß hinter der deckenden Brustwehr sich senkt und gegen daS feindliche Feuer geschützt, bedient werden kann-, welche zwischen den Forts „Lharos" und „Ras-el-Tin" sich in Stellung befanden. Eine Depesche von Donnerstag Abend 'V->9 Ilhr meldet: Seit der Landung der Marinesoldaten wird Gewchrseucr in der Stadt gehört. Der Khcdive und Terwisch Pascha befinden sich wohl behalten an Bord eines Schiffes. — Nach einer Depescke aus Port- Said vom 13. d. hat der Tanipfcr „Glenlyon" mit Ladung aus Futschaufu nach London bestimmt, im Suezkanal Schissbruch gelitten und ist von den Arabern geplündert worden. Der Anblick, den Alexandrien bietet, ist jetzt furchtbar schön, telegraphirt man der „W. Allg. Ztg." vom Bord des „Jnvin crble": lieber der ganzen Stadt liegen dichte Rauchwolken, die vom Winde lebhaft hin und her getrieben werden. Aus zahlreichen Gebäuden sieht man die Flammen cmporschlagcn, in der Nähe der groben Digun brennen einige Speicher lichterloh. Sie scheinen niit brennbaren stoffen gefüllt gewesen zu sein, vielleicht mit Baumwolle, nach den brennenden Flocken zu schließen. Um 12 Uhr des 13. hat, wie anbcsohleii, die Ausschiffung von Mannschaften stattgcfunden und aus das Signal sanken gleichzeitig die Boote und die Ein barkiruna der Leute in dieselben begann. Alle Boote enthielten Marine-Infanterie und Blaujacken in ziemlich gleicher Zahl. Die Bemannung war sehr schwierig, weil die See außerordentlich hoch ging und ewige der Schiffe stark rollten. Die Boote setzten sich gleichmäßig in Bewegung, bald aber waren große Differenzen in der 'Fortbewegung sichtbar. Zeitweilig verschwanden sie ganz den Blicken und die Wellenberge schienen sie zu bedecken. Sie landeten beim PharuS, beim Arsenal, bei der Douane. Den Landenden bot sich ein entsetzlicher Anblick. Alerandricn ist eine völlig ruinirte Stadt. Totale Verwüstung ist das Wort, das allein Alles bezeichnen kann. Nicht die englischen Kanonen haben das Unheil augerichtet. In manchen Straßen war nicht ein unausgeraubtes .HauS zu finden, überall waren die Tbüren einaeübloaeii. nielsnlOa e»,g> Sammlungen brachten nicht weniger als Lstrl. 3000 ein, wozu noch der Ueberschuß des Eintrittsgeldes kommt. Daß die Seligmacher den Rummel verstehen und immer neu» Anhänger heranzuziehen wissen, geht u. A. auch daraus hervor, daß sie nämlich in ihrer neuen Kongreßhalle in Clampton sog. „Die ganze Nacht bei JesuS"- Meetings veranstalteten, zu denen man nur gegen Einlaßkarten Zutritt erhalten konnte. Die Meetings dauerten von 11'/, Uhr Abends bis 4H, Uhr Morgens und durste während dieser Zeit Niemand die Halle verlassen, auch keinerlei Mitthetlungcn darüber machen, was dort vorgrkommen sei. WaS die „Heiligen" da wohl gemacht haben mögen. Der Korrespondent deS „Dally Telegraph" meldet von Alexandrien: Nachmittags um 5 Uhr am 12. Juli fuhr ich in einem offenen Boot nake an Land, um den angerichteten Schaden anzuschen. Von dem „Adiemi-Fort beginnend, fand man alle gegen die See gerichteten Batterien zerstört und die Kanonen demontirt. Ein 'Araber theilte mit, daß viele hundert Menschen zwischen Adjemi und Alexandrien gctödtet worden seien, und eine einzige Explosion allein sämmtliche w Midway-Fort Anwesende tödtete. Der Palast des Khedive ist durch die Granaten und Bomben ungemein beschädigt, der linke Flügel desselben vollkommen zerstört. Die Kasernen brennen noch. Das hinter denselben gelegene Araber-Viertel ist ein wahres Chaos und vollständig zerstört, denn alle Bomben, welche die Forts ver fehlten, schlugen hier ein. Die ganze Gegend sieht wahrhaft schrecklich aus. Ich fuhr sodann nach Pharos-Fort. Auch hier sind sämmtliche Batterien zerstört. Wie nur der oben erwähnte Araber mittheilte, flogen die Bomben weit über den Isthmus hinaus und tödtete» viele Menschen nabe dem Fort 'Napoleon, zerstörten auch viele Hünser. Während der letzten 'Nacht blieb fast 'Niemand in Alexandrien, alle Einwohner flohen. Häuser sind nicht geplündert. Der Khedive und Derwisch-Pascha seien wohlbehalten in Ramlch. Arabi kom- mandire die gruppen. Der Korrespondent meldet ferner, daß nach dem Urtheil ausländischer Flottcn-Ofsiziere die englischen Schiffe artilleristisch sich nicht sehr ausgezeichnet hätten, denn die Hälfte der Geschosse fiel in's Wasser. Der Suez-Kanal ist seit 12. Juli wieder eröffnet. Ans Rom wird der „N. Fr. Pr." berichtet: Als die letzten Italiener aus Alexandrien abrcistcn, kam Arabi Pascha zu ihnen und suchte sie zum Bleiben zu bewegen. Als sie auf den Arbeits mangel binwiesen, sprach er zu ihnen: „Saget Euren Landsleuten, daß wir Italien überaus lieben, Ihr werdet bald wiederkommen." Ter monatliche parlamcntariiche Ausweis über die in Irland im abgelaufer Anzahl auf!, versuche, enen Monat verübten Agrarvcrbrecheu giebt deren 283 an. Es befinden sich darunter 5 Morde, 8 Mord- 18 Brandstiftungen, 24 Fülle von Dielwerslümmlung, 3 Wassenraube, 30 Eigenthumsbeschädigungen u. s. iv. Aenilleron. P Das vorgestrige Monstrc-Concert im Wiener Garten war ungemein stark besucht; ca. 2<-0O Personen werden dagcwescn sein. Der Abend war herrlich und die beiden concertirenden Ka pellen spielten unter Direktion der Herren Trentlcr und Werner vorzüglich und ernteten entsprechend lebhaften, stellenweise stür mischen Beifall. Die von beiden Kapellen vereint vorgetragenen 'Nummern wirkten außerordentlich. Eine Wiederholung solchen Concertü würde sich wohl empfehlen. '!' Noch nachträglich ging der Akadcmischen AuSstelIung ein plastisches Werk größeren Umfanges zu: Christian Behrens (Dresden-: „Portrait-Statue des regierenden Herzogs Emst von Sactisen-Coburg-Gotha". Der übergroße Rcichthum des Gewandes, der Ritter des Hoscnband-Ordens, macht die Statue, noch dazu in dein engen Raume des Ausstellungsgcbäudcs, etwas unruhig, doch ist dafür die Ausführung, ganz besonders der physiognomischc Tbcil, eine gute und geistreiche und bezeugt in reichstem Maße das Können des Künstlers. Die Größe des Stuls, welche bei Gewandstatucn so oft zu vermissen ist, prägt dem Werke eine Noblesse auf, die iinponircnd wirrt, um so mehr aber ist deshalb zu bedauern, daß cs dem Künstler nicht gelungen ist, nachdem er seine Ausgabe jo würdig gelöst, die Falten des Mantels zu den Füßen der Statue bewältigt zu haben: wulstig und bauschig stören sic den vollen Ein druck des in allem klebrigen gelungenen Werkes. -s Blicmchcn, der allbclicbte, welcher die beiden letzten Sommer in der Schweiz und in Paris zubrachte, bleibt dies mal ini Lande und motivirt dies mit folgendem Vorwort: »ln Mtiiik licbc» Hreinvc »n «carimttn. Cclu Lic bcgcnnt don, wo mcr'n LcciNsislcci, L»mi !wn; „cmicrhlich in d'r Niilic tzline Von doU an» is oö e»r »ich mcl,r io wrii, — Dcr !!ng dmnch! i'lok ii Violcisiindchcii Zcit -» To pcchl's: „Schnndnn!" — TorUitn, doriinn Aiii ich mir meiner gron zur ..T o mmc rs rische* ztetint d'enn' Sic das SauS? Drei Stock tniÜS nn K Doch, Tichi an d'r EN'e sicht':. rechid von der Ncrnidichboch: — <>>onz Iiordschc NN d'r Tdicre, do legi das Tamvidoot an — D'r ..»o ld'ae Engel* liccsii'o — 'r i» ooch S Lauchen dran — Leim' Sie da: »ich? — To,II,NN. doulan, Woli'n Bijemchcn: in de „So,»mersrijche" ziehnl <»en»' Sie da» Bad. van Bergen ciiuicscimt. Tao al,lc cnucksc Widder sesic icimt'c Tao dnrch de s»st weck »ueddche» Wnndcr dtnii? Via, Ende io da» ooch ser meine gran 'mal gul, Weil sie de Nerven tiat. - Schandan! Dorthin '.Nun Blicmchcn in de „S v NI nie rs rjjch c" zieh,,! Blicmchcn. DaS soeben erschienene stattliche Bändchen: „Sommerfrische des Partikularrslcir Blicmchcn ans Dresden" übertrifst alle trüberen Publikationen Bliemcbens an köstlichem Humor und spaßhafte» Zeichnungen. De.S Bändchen ist zu dem im Verhältnis! zur Aus stattung enorm billigen Preise von 1 Mart in E. Picrson's Buch- bnndlnngcn WaiseiihauSslraße 13 und Pragcrstraße 1 vsrrälhig. überall waren die Tbüren eingeschlagcn, vielfältig auch die Fenster läden oder Fenstcrgittcr. Die Leichen lagen in enormer Menge umher, «ie müssen nach Tausenden beziffert werden, darunter zahlreiche Europäer, vor Allein aber Frauen, Türkinnen, Araberinnen, Tscbcrkessi,men. Ueber den Zustand dieser Unglücklichen läßt fick, nichts sagen. Verwundete wurden nicht gesehen. Die Erschlagenen hatten fast durchwegs Messerivuirdcu. Am schrecklichsten war der Anblick in der Ruc de la Bourse. Unsere Leute drangen, trotzdem > ihnen die brennenden Trümmer aus die Köpfe fielet',' mit großer! Bravour vor, zuerst immer Blaujacken mit Beilen und Faschinen- j messern, daun Mariue-Jnsauterie mit gefülltem Bajonuet. In der Rue de la Bourse hatten sich einige hundert Europäer geflüchtet.. Sie verbarrikadirten sich im Hause der Jmpörial Lttomnn-Bairk, > Anfangs unten im großen Gcschästssaal. Dort drangen die Mörder, die bewaffnet waren, nach kurzem Gefecht ein; die Europäer reterirtcu i des Tischlers Herold in die obeie Etage und vertheidigteu die zwei Stiegen. Es war ein ^ ' ' furchtbarer Kampf, denn Hnndcrtc von Arabern, einige Beduinen und viele Nubier liegen erschossen in der Ruc de la Bourse. Zuletzt blieben die Angreifer Sieger, indem sie von oben einen Eingang praltizirtcn. WaS dann gcschab, läßt sich nur ahnen, weil dort nicht C i n Europäer niit dem Leben davon kam. Auch ein paar koptische Christen wurde» dort gctödtet. Der Anblick war ganz ungualifizirhar. Die Leichen waren, io weit sich daS sehen ließ, auf's Teuflischste verstümmelt. 'Nicht Menschen, Thiere habe» gcwütlict. Den Elmsten, die nicht in den eigentlichen eleganten Christcnvicrtcln wohnten, ging es verbältnißmäßig bester. Em Tbcil von ihnen, etwa Hundert an der Zahl, schlug sich durch, sie fanden einige Straßen verhältniß- inäpig praktikabel und kamen atlmählig zum Pont Neuf. Von dort holten unsere Boote sie ah. Die Cinbarlirung war nicht leicht, die Boote wann überladen, die Sec hoch, abcr die unvergleichliche Scemannslunst unserer Blaujacken und ihr praktisches Geschick über wand alle Schwierigkeiten. Es sind unter den Geretteten meist Männer. Die Leute, die von dem Pöbci wie wilde Tliiere gehetzt wurden, erzählen Schreckliches. Einstimmig versichern sie, daß Arabi die Gefängnisse geöffnet und die Sträflinge aufgesordcrt habe, zu plündern. Ten in die Stadt gekommenen Beduinen gab er, derselben Suelle zufolge, sörmlichcn Befcbl, die Christengunrtierc zu plündern und nirzusteckeii. Der materielle Schaden, der nrrgerichtet wurde, beläuft sich auf Millionen. Schreckliche Bestialitäten sind vorgefallen. In den Chrrstcirvicrlcln drangen — nach rer Er'äblung der Ge retteten - die Plünderer in die Häuser und ermordeten Alles, was ibncn in den Weg kam. Einige hundert Europäer wurden auf diese Art-urn Theil unter bestialischen Martern ermordet. In der Ruc de Tolögrapbe lag der Leichnam eines Deutschen, er batte eine Visitenkarte bei sich, die ein Matrose mitnahm, ,.A. Himinelber," er war nicht ausgeraubt, abcr in der fürchterlichsten Weise verstümmelt, die rechte Hand abqchaueu, noch ein anderes Glied war ihm abgc- hauen und in den Mund gesteckt. Die Flottcnmanuschaft ist wütbeud. Gugland. Die S c li gm ach er - A r m c e hielt vorigen Montag in den Gründe» großes „Feldmanövcr" ab, - bctbeiligten. Das Manöver bestand aus Massciiübuiigcn im Betcu, Singcn, Seufzen, Hallclujalinifcn u. s. w., wobei das „Geschäftliche" auch nickt aus dem Auge gelassen wurde, denn die veranstalteten Vermischtes. * E in intere 1 santer F n n d ist an dein stroiiiautzivürts von Paris gelegenen User der Seine bei dem soiicnaiinten Pnrte ä l'An- giais gemacht werden. Dieser Fund bestellt in einer Zirktapscl, in welcher 43,0 nach Paris bestimmte Briefe eingeschlessen waren ^ die im Jahre 1870 offenbar unter Benutzung des Stromlauses der Seine unter dem Wasserspiegel unbemerkt von Mouinis in die belagerte Haup.stobt befördert werden sollten. Der Fluß bat jedoch wenig Eifer in der Ausführung des ihm übertragenen Kurierdichistes ge zeigt, aber treu das Um: in jener bedrämiten, schon so wck.l zurück liegenden Zeit anvertrante Gut uirückgeliesert. * 'Am 23. Juni bat sich mitten im Dorfe Pöllwitz b. -Greiz ein . RehI> ock e r h ä n g l. Das Tbier war, vielleicht ichon seit längerer drangen die MörderZ Zeit^wn Hunden gebetzt, in den aus einer Seite chsenen Cfi'asgnrten gelangt, war mit dem Kcy/sc zivile öen zwei ündcn des AlcxandrapnlastcS in London ein , der Plattform nicdergelcgt " ab, an welchen! sich rtwa 20,000 „Heilige" Selbstmörderin ist erfüllt >,NNI„>V >,v>te,„k new,Meikieiiichiiaaen im Beten. iLnnIe hat das Kind adoptirt. vielleicht auch von Füchsen am Hintertheil sehr >o>gcsrcssen. * Die Pariser Polizei bat dieser Tage die Besteigung de: V r n- dome-Säule untersag! mit Rücksicht auf dir große Anzahl von Selbstmördern, die in den letzten Monaten ihrem Leber r durch Hcrahstürzen von dem Plateau dieser Säuie ein >Lude gemacht haben. Seit dem Jahre 187-0 haben nicht wewgcr als zweinrdachtzi, z Per sonen durch Herahstürzcu von der dreiiindvierzig Meter hoben Säule den gesuchten Tod gefunden. Aus dieser grosLN Zahl von ä xlbst- mördern sind einige Fälle besoudcr-Z erwähiieueLverth. Am 20 . Juli 1851 stürzte sich ein junger Cavnlier iopsülxr in die Tiefe hinab und wurde am Fuße des Postaments mit gräßlich zerschmett erten Gliedmaßen ausgelesen. Es war der Baron Molay, Sekretär des Herzogs von Ncmours. Ter Baron Molay hotte eine größere S piel- schüld, kür die er sein Ehrenwort eingesetzt, nicht bezahlen kör men und sich in der Verzweiflung ans jene furchtoare Art das Leben ge nommen. Im Jahre 187-4 sprang ein Englimder, ein Sir San mcl CornwalliS, von dem Plateau herab und zwar, wie cs scheint, u» rter der Einwirkung des Spleens, da Uni kein irgendwie erklärlis bes Motiv zum Selbstmord trieb. Sein Körper hatte sich im wal» en Sinne des Wortes auf den Gitterstäben, "die Vas Postament re m- gcbcn, nnfgespicßt. Man fand bei ihm eine Summe von sicbzi g- tnusend Francs in Banknoten vor. Im Ja src 1874 wurde der erj ste Fall koustatirk, daß sich eine Frau durch Herabspringeu roi? d, cr Veiidimic.Säule das Leben nahm. Es war ein arme, durch L kida n und Entbehrungen in den Tod getriebene Ar-Ycitcrin. Vor dern Sprunge batte sic ibr niedrere Monate altes Kind nnd einen Zettl l mit der Bitte, man möge sich des armen Wesens annckmcn. nrxt Der letzte Wunsch der unglücklichen worden — der Wäcbber der Vendsnic- „Ralleana" eine amüsante Geschichte. Ein Winzer, der unmittelbar binter den Mauern des Vatikans ein Grundstück mne bat, merkte seit einiger Zcit, daß ihm täglich eins oder zwei seiner Kaninchen abhanden kamem welche er mit großer Sorgfalt auszog, um sie später zu verkaufen. Der Winzer nahm sich in Folge dessen vor, auf den Dieb zu lauern, und versteckte sich zu diesem Zwecke mit der Flinke binter dein Kaninchenbauü, wo cr richtig gegen Abend eine Katze als Dieb seiner Kaninchen entdeckte. Mit einem Schüsse streckte er den vierbeinigen Räuber nieder. Zur selben Zeit, als der Winzer auf die Katze schoß, fuhr Se. Heiligkeit Leo Xlll. in den Vatikanischen Gärten spazieren. Der Schuß erschreckte Papst und Kutscher der maßen, daß sie eiligst in den Vatikan zurückfuhreu. Schweizer, Gensdarmen und Palastgarden eilten bewaffnet in den Garten, um den Schurken zu suchen, der es gewagt batte, aus Se. .Heiligkeit zu schießen. Nachdem die in große Aufregung gerochenen Soldaten sämmtliche Gärten durchsucht batten, setzten sie ihre Nachforschungen auch außerhalb des Vatikans kort, wo sie bald aus den obenerwähnten Winzer stießen, der nicht wenig erstaunt war, als er sich plötzlich von päpstlichen Soldaten nmringt sab. Von denselben zur Rede gestellt, erzählte er ohne Weiteres die Kaninchengeschichte und zeigte auf die todte Katze, welche dann zur Beriibigung Sr. Heiligleit mit in den Vatikan genommen wurde. Leo XIll., der so selten lackt, soll in ein lautes Gelächter ausgebrocheu sein, als ibm seine Soldaten den todtcn Kater als vermeintlichen Attenläler vorsü'uren. * Das „Petit Journal" erzählt folgenden amüsanten Vorfall' der sich in den letzten Tagen in Paris zugetragen hat. Eine Dame, die ein großes Haus macht, aber ohne ihre Lieferanten zu bezahlen, batte sich in die Rue Richelieu zurückgezogen und schickte sich an, Paris zu verlassen, ohne ihre zahlreichen Schulden berichtigt gi haben. Die Lieferanten, bicrvou verständigt, erschienen zwar hei ihrer Kundschaft, wurden aber höflich aögesertigt. Tie Frau eines Juweliers im Palais Royai glaubte jedoch ein Mittel gefunden zu baden, zu ihren sechstausend Francs zu gelangen. Sie stellte sich deshalb bei ihrer Schuldnerin am 1. Juli, die sich in Gesellschaft ihrer Tochter und einiger Personen befand, mit der ynittirten Rech nung vor: „Ich habe lange genug im Vorzimmer gewarlet. Ich stehe auf glühenden Kohlen. Halten Eie mich uichl lniaze aus, Madame; ich habe mein Kind zu Hause gelassen, das au dcv Blattern stirbt und muh mich beeilen, zu ihm ziirückzukehren." — Tic Dame und rhrc Umgehung, vom Schrecken ergriffen, hielten sich weit von ibr entfernt. - „Schon gut, Madame," sagte die Schuldnerin. „Geb'n Sie nur geschwind nach .Hanse. Ich werde Ihnen das Geld für die Rechnung schicken." — „'Ach nein," cntgcgnete die Juweliersfrau. „Ich habe Alles veilnsien, weil man mir gesagt bat, daß Sie ab- reiscn wollen." — „Wer hat eine so niederträchtige Lüge verbreitet :" — „Sb cs nun wahr oder falsch sei: das gebt mich nichts an. Ick bin da und bleibe da." — „Sic bleilen?" — „Nein ich bin nur gekommen, um die Sache in Lldnung zu bringen. Ta ist die auit- rirte Rechnung." — „Gut, gut. nehmen Sie nur geschwinde." Und sechs Banknoten zu tausend Francs sielen vor der unbarmherzigen Gläubigerin zu Boden. Diese beeilte sich, dieselben aufzuhel en uns hcmcrltc dann gelassen: „Es ist keine Gefahr. Beruhigen Sie sich, Madame, mein Kind befindet sich so wobt, wie VaS Ihrige. Leben Sie wobt, Madame, und glückliche Reise." — Sic batte Rechtdenn die andern Gläubiger, welche sich hatten ahspeiien lassen, und jene, die nicht gekommen waren, hatten daS leere 'Nachsehen und fanden ihre Schuldnerin nicht mehr. * Deutscher Dur st. Tie Neigung zum Trinken ist ein nationaler Cbarakterzug der Deutschen und durchzieht, wie ein rotber Faden, alle Wandlungen ihrer Sittengeschichte. Tic unverwüstliche Triukiust der Germanen setzte schon die alten Römer in Erstaunen. Tacitus timt den noch gütigen Ausspruch, die Deutschen könmen den Durst durchaus nicht ertragen, und der um 000 ». Christi lebende DenantiuS Fortunatus berichtet über ein deutsches Trinlgelag, man habe sich derartig uni die Wette Gesundheiten zugetrunleii, daß er sich glücklich preise, mit dem Leben davongelvmmcn zu sein. „Cs ist leider ganz Deutschland niit Saufen geplagt", schrieb Luther in seiner Streitschrift : „Wider Hans Warst," die 1541 erschien. ,W!r predigen und schreien darüber, e-Z Hilst abcr leider nicht viel. Cs ist ein böses alles Herkommen im deutschen Lande, wir der Römer Cornelius (Tacitus) schreibt, bat zugenommen und nimmt noch zu." Ungefähr zu derselben Zeit schreibt der Reformator resiguirt: „Cs muß ein jeglich Land seinen eigenen Teufel haben — unser deutscher Teufel wird ein guter Weiuschlauch sein und muß Saus heißen." Das Schlimmste war, daß selbst verschiedene deutsche Höfe im 10. und 17. Jahrhundert das schlechteste Beispiel darboten, vor allen der Wittenberger und spätere Dresdner Kursürst Christian legte durch das Laster den Grund zu seinem frühen Tode, Johann Georg führte den Namen des „Bicrjörge." Als Kurfürst Friedrich von der Pfalz seinen Sohn nach Neuenburg zur Kindtause gehen läßt, spricht er die Befürchtung aus: „Wenn mein Sohn nur vor Herzog'All-recht zu Bayern und dem Herzog Christoph zu Würtcmhcrg, leiden meinen Vettern und Brüdern, des Trunks haib kann gesund bleiben." Für den andern Bruder Hans Casimir aber fürchtet die Mutter: „Habe nur Sorge, der Markgraf werd' ihn mir trank sausen." 'Noch zahlreiche andere Zengniffe ließen sich beibringen, wie selbst die höchsten Kreise dem bösen Geiste dienten. Selbst am Kaiserlichen Hofe war die Völlerci im Schwünge: osr konnten die wichtigsten Regierungs- geschüste nicht erledigt werden, weil die Rätbe schon in den Früb- stundcn betrunken waren und datier die fremden Gesandten warten mußten. Auch die lange Tauer des 30jährigen Krieges ist entschieden zum Tbcil auf den Umstand zurückzufübren, daß der Rausch so viel Thattraft und Zeit verschlang. Denn den Fürsten eiferte der Adel nach, diesem der Bürger und Bauer; ein guter Tbcil der gelehrten Weit tbnt nach besten Kräften desgleichen, selbst die Geistlichkeit machte nicht immer eine Ausnahme von der Regel. Dem Hofprediger und dem Generalniperinlendenten der Mart Brandenburg, Johann Agrikoln, warf Luther sein übermäßiges Biertriiikeu vor. Arg muß cS besonders im Baucrustauo gewesen sei»: es ging so weit, daß die Bauern il-re Bierkrüge mit in die Kucke nahmen, aus denen sie sicki während der Predigt zutranken, und die sie dem Pfarrer klappernd in's Wort fallen ließen. In, an hoben Festtagen wurden ganze Fässer voll Wein und Bier in die Kirche geichrote' - eine Unsitte, gegen die noch 1024 in Sachsen ein Dekret erging. DicS nationale Lasier gehört wahrlich nicht zu den erfreulichen Erscheinungen der deutschen Vergangenheit, aber es ist ein Beweis für die lerngeuinde Natur unserer 'Altvorderen, daß die Folgen namentlich im Bürger- u»I> Baucrstnnde nickst noch sck iimmer waren. Daß schließlich auch 'daS schöne Geschlecht von derTrinklust der Männer angesteckt wurde, ! darf uns nick't wundern selbst deutsche Prinzessinnen standen damals im Ruse, ibr Gläschen rccbl tapfer führen zu löiincn und Heinrich - . von Frankreich wollle deshalb leine deutsche Fürstcutochier zur Frau. Ri ch n rd W agncr' s Pnrsifal nimmt in entschiedener N!S. cglt nicht des Bayreuth m ist übrigens immerhin möglich, daß dieses den „Parsifnl" durchilingende „Pslaiizen-Cß-Aotiv" einen rintcrnchmendcn Kopf auf die Idee bringt, für die „Parsifal"-Tagc eine Restauration „Zgr Pflanzenkost" in Bamenth zu eröffnen, " Praktische Verwendung. Ein Pariser Geleinter stellte einst folgende Frage ans: „Es werden immerfort neue Klaviere fabrizirt, aber waS geschieht endlich mit den allen? „Man hört nicht, daß sie als Brennholz verwendet werden, und der fühlende Mensch gedenkt unwilltürlich der Zeit, wo die Klaviere alle Wahn- räume ausfüllen und der» Menschen leinen Platz mein übrig lassen werden. Die Leute finden dennoch zuweilen eine prallische Ver wendung für ein schrilles Piano. So ist in einem Pariser Jomnal eine diesbezügliche Geschichte ansgezeichnet: Der arme Herr Tnneins, der sich König AmelinS von Arnneanien nannte, schenkte einem einflußreichen Häuptling von Patagonien ein altes Klavier, welches cr um den Preis von 80 Francs getauft hatte. Einige Tage später besuchte er seinen wilden Freund dieser führte ilm trininpliirend vor das Piano, aus weichem cr die Tasten und Saiten entfernt hatte, um darin niit seiner wilden Gattin der Nachtruhe zu pflegen. * TiroIer G em ü t h I i ch k e i t. Als die Kaiserin Mmm Theresia von Sesterreickr die Blattern belam, wurde eine Tiroler Deputation an sie abgeschickt, um ibr das Beileid der Tiroler ans- zudrückcn. Der Anführer der Deputation ergriff das Wort und sprach: „Ja, wie g-4it es Dir denn, Theres?" - „Ach", scuszte die Kaiserin, „cs gebt schon besser, aber mein Gesicht!" Dabei bedeckte sic schluchzend das von den Blattern entstellte Getimt mit dem Taschentuch. — „Ab, was G'sjcht," tröstete sie der Tiroler, „i pfeif Dir auf Dein G'sicht, wenn Du nur sonst g'ftrnd bist." Wie Papst Leo vor estrigen Tagen durch einen Schuß uunö klüger k AbcndS eiu gc t r os s e u c An>srcr»am <Vred»NkiN. N. IM>. (TS,> !!'..> Weise in Schreck gesetzt wurde, darüber erzählt die in Rom erschei nende /.NoMn c-n-Nr im.' a. utz,„pär Börsen. D.'c>zru NM'r. slcigcud.
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