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Dresdner Nachrichten : 29.03.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187503290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-03
- Tag 1875-03-29
-
Monat
1875-03
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.03.1875
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»rlchkln« ii,Iiq f7l>» 7 Uhr i» hcr <klpkdi!lon Mari<Nilraßc I!>. 2U-on- n'meniiprnt vierikiiKv lich 2Marl -7Pfge.durch dir Po» 2 Marl LO Pigr. viNjtl.Mummtrir tüPjzk. 2700V »l»u ffiir dir RUckgobk ring»« landlkk Manulrr>pkr »acht I>ch dir Slrdaciu» »ich! vrrdtttdliih. Jnlrralrn-Annadw« av»- lvärtt: ll^aiaartat» uv«l Vohirr in Hamdura, vrr- Un. Wtcn, oripjig. valrl, >rr«lau, Nranllurt a. M. - Lot. «<-»»« ,n Brrlin, Lctpjia, Wien, Hamburg, tzranklurl «. M.. Mün ch-» — Vaud» » > ». in ^rarTfurl a. M. — e-, ->>«> >» ildrmni». — ll»- -»». l,«IItt«. Salli,, 1 0», in Pari». Iniriai, wrrde» Marl«n» - rabc >'! angrnomckdn d>! Ab. .-> Uhr, Sonntag» tns Miiagd l2 Utir. In i^rnnadi: grobe jllolur- gagr ä bli riaiym. » Uhr. Der Nanm riner ern- ioaiuarn PciiijkUe kosttt I, P(, . 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Wieder ist rer Redacleur eine- ultramontanen Blatte» flüch tig geworden. Derselbe führt den bezeichnenden Namen Johann Fußangel und redigirte das „Düsseldorfer Bolköblatt". ZehnPreß- xroccsse weinen ihm nach: Der ehemalige Nedactcur der ultramontanen „Westfälischen Zeitung", 1)r. Joseph Blum. hat sich durch seine Slbrciie von Bochum der Vollstreckung der gegen ihn verhängten mehrmonat- llchen Ge'ftianlßitra'e entzogen. In, statistischen Amte deS deutschen NcichS trifft man bereits Vorkehrungen ftir die Aufnahme der Gewerbestatistik, welche bei der im Decembcr d. I. stattflndenden Volkszählung zum ersten Male erfolgen soll. ES »vird demnächst eine Commission im ge machten Anne zusammentreten, um die näheren Moralitäten fcst- . »»stellen. Eine andere Erhebung findet gleichzeitig im preußischen Handelsministerium statt, betreffend die Ausnahme der humanisti schen Bestrebungen für die Arbeiter. Ueber den Umsang dieser Aufnahmen sind Anordnungen bereits ergangen. Ein Hexenproeeß wurde in Aachen am 23. März vor dem Zuchipolijcigericht verhandelt. A S vermeintliche Here und zu gleich alS Klägerin erschien die Ehefrau deö AckercS Widdau, alS Beklagte die Ehefrau des AckcrcrS Schäfer. Der Beschuldigung lag die Behauptung zum Munde, Frau Schäfer habe am 5.De- cenider v. I. von der Frau Widdau gesagt, Letztere könne hexen, sie habe ihr daS Vieh derart verhext, daß ihre Kühe keine Milch mehr gäben; sie habe ihren Kindern Läuse angchext und der gleichen. Sieben Zeugen erhärteten diese Thalsache. Aus die mehrfach an Zeugen gerichtete Frage, ob auch sie die Frau Wid dau für eine Here hielten und ivr Dinge zutrauten, wie Frau S l'äfi-r dies erzähle, gaben die Leute entweder eine ausweichende Antwort vier erklärten. daS „könne man nicht wissen." Zeuge Ma-hias Stark «ein Hcrcnaustrclbcr) bekundete unter Eid, „daß Frau Schäler durch das seinerseits vorgcnommene Kochen der Milch wieder den Nutzen von ihrem Bich" bekommen habe. Daö Kochen allein aber thue cö nicht, in die Milch kämen „geweihte Sachen", man bete dabei unv daS Uebrige bewirke die Dreisaitig- kei». Auch müsse er bemerken, daß Frau Widdau ihm selbst ge sagt habe, sie wolle der Frau Schäfer etwas anthun, waS sie jetzt Ihr noch nicht angethan habe: sie könne auch ihn, den Zcu. gen. „sestherct."; sie verstehe vermöge dcSCbristophelSbuchkv anch den Menschen Läuse anzuhe.rcn, und noch mehr. Auch sei eS wahr, van. trotzdem die von ihm ,.besprochene", vorher von der Frau Widdau bcherte Kuh wieder Milch gegeben habe, auf diese Milch kein Nahm gekommen sei. Hiergegen habe jedoch ei» Geistlicher »e'ollen und hinziigefftgt, wenn man nicht zu ihm gekommen wäre, so hätte man ihnen am Ende noch die Hälse umgcdreht. Die Verhandlung. bemerkt hierzu die „Aachener Zeitung", machte den allerpeinlichsien Eindruck und erinnerte unabweisbar. >v c schon so Manches in unscrer Zeit, an daö tleiste, tunkeisie Mit telalter. Daö Gericht erkannte die Frau Schäler der Beleidigung iür schuldig und dictirte ihr eine Geldstrafe von lO Mark. Frankreich. T l'icrö ist sehr leidend; sein Arzt will ihm nicht »klauben, nach Italien zu geben. Der bekannte Historiker Edgar O.ulnct, Mitglied der National versammlung fäusjerstc Linke), ist gestorben. — Dem Marlnc- ministerluni ist eine Depesche deö Gouverneurs von Ncu-Calcdo- nlen vom 2.',. d. M. zugegangen, durch welche die Nachricht von der Flucht der deportirtcn Eönununlsten unter der Führung des l)r Nastoul bestätigt wird. Spanien. Don Carlos hat Deputirte der Provinz Navarra und der drei baskischen Provinzen nach Estella elnbciuicn und von ihnen neue Contributloncn verlangt. Die Deputirtcn erklär ten . daß daö Land erschöpft lei und daß sie nicht darin willigen könnten, demselben neue Lasten aufzuerlegen. Don Carlos möge sich die nothwendigen Geldmittel anderweitig verschaffen. Don Carlos drohte darauf mit seinem Rücktritt. Die Deputirte» bc- i circlen aber bei ihrer Weigerung. Die Verhandlungen wurden darauf vertagt. Ueber den gemeldeten Ucbergang zahlreicher carlistischer Gruppen zu Don Alsonso liegt bisher keine osficlelle Bestäti gung vor. Rußland. In einer Petersburger Corresponvenz der ,.K. H. Z." lesen wir: Die immer zahlreicher rinlaufrndcn Petitionen katholischer Geistlichen in Litthauen und Polen, welche aus Auf hebung deS Eölldats (Ehelosigkeit) und staatliche Genehmigung zum Abschlüsse von Prlesterchcn dringen und um Schutz vor den angedrobten eventuellen Verfolgungen der Höheren katholischen Geistlichkeit blttcn. haben die Negierung veranlaßt, der Frage der Aushebung deö Priestercölibats ernstlich ihre Aufmerksamkeit zu- zuwenden. ES sind in dieser Beziehung gesetzgeberische Maßregeln von der größten Tragweite zu erwarten. Locales m,d Sächsische-. — Gestern Vormittag fand die Eröffnungsfeierlichkeit des sckon mehrfach erwähnten Körnermuseums und die Enthüllung ver am Körnerhause angebrachten bronzenen Reliefbüsten Th. Kör ner S und Schiller'S statt. Seit 6 Jahren hat sich vr. Peschel mit der Idee dazu beschäftigt und es ist seiner Unermüdlichkeit die Ver wirklichung derselben nun ebenso schön gelungen, wie ihm die Er richtung des im October 71 enthüllten Denkmals auf dem Georg platz nach vielen Sorgen glücklich gelang. Gegen 11 Uhr formirte sich auf dem Georgsplatz, am Denkmal Körner'S, ein Festzug, der sich, nach dem Gesänge des Körner'schen Gebeteö: „Hör' uns, All mächtiger", in Bewegung setzte. Eröffnet ward der Zug von einer Abtheilung freiwilliger Turnerfeuerwehr, welcher ein Bergmusikchor, dann Deputationen der Universität Jena, der Bergakademie Frei- berg, der Forstakademie Tharandt re., viele Sängervereine, darunter der Polytcchnikergesangverein „Erato", und Deputationen mit Fah nen folgten. Eine hübsche Idee war es, dem Festzuge zwei Berg- nlusikchöre beizugeben, war doch Theodor Körner einst auch Bexg- student. In der mit zahlreichen Flaggen und Guirlanden geschmück ten Körnersteaße gruppirte sich der Zug vor dem festlich decorirten Hause. Die Sänger stimmten den zweiten Vers des obengenannten Gebetes an und darnach hielt statt deS durch Krankheit behinderten Hrn. I>r. Diestel, Herr vr.Häbler die Festrede, in welcher er die Be deutung des Hauses und der darin verwahrten Sammlung hcrvür- hob und des Verdienste« des Begründers rühmend gedachte. Hieraus fand die Enthüllung der beiden Reliefs durch Iw. Peschel und der Tochter des FedrcdnerS De. Häbler'S, statt. Ein Studirender des Polytechniker-GesangvercinS „Erato" legte nach kurzen Worten ein Kissen mit Kranz Namens der Sänger in dem Museum nieder, und Oberlehrer Bieber redete Herrn vr. Peschel mit warmen Dankcs- woxten an und brachte ihm ein Hoch, womach der Letztgenannte den Dank sür sich ablehnte, ihn aber mit warmen Worten zurückgab an alle Diejenigen, die der Ausführung der Idee zur Ehre Deutschlands und besonders der Manen Schiller'S und Th. Körner'S förderlich gewesen und zur heutigen Enthüllung nütcrschienen waren. In zwischen hatten die Sänger noch daS „Schwcrtlied" und schließlich die bekannte „Lützow'S wilde, verwegene Jagd" gesungen, woraus sich die Versammlung in den Palaisgarten begab, wo noch weitere auf die Feierlichkeit bezügliche Lieder und eine 'Ansprache an die Herren Sänger erfolgte, worauf sich der Festzug auflöste. Treten wir nun in das Innere deö M uscu m S. Hier ist zu nächst zu bemerke», baß Iw. Peschel mit schöpferischer Hand nuö einem kleinen, äußerst einfach gewesenen eiiücnslrigcn Stübchen ein zwar nicht größeres, aber ci» würdiger» Loca! zur Bchcrbcrg- ung der hier angesammcften literarisch, hin o r > i ch und künstlerisch wcrthvollcn Schätze geschaffen bat. Wohl mag Körner in dieser Stube alS Knabe und Iüiigling ost gcwcicn sein, wenn schon sie weder von Ihm noch von seinen 'Angehörige» bewohnt ward. WaS wir heute und in Zukunft hier suchen, mag daS Angedenken an seinen früh erloschenen edlen Geist, an sein Dichten und Trachten sein, und wenn auch die an der Want ersichtliche Laute mit den gesprungene» Saiten nicht mcbr kiingt, so wird sie doch in Zukunft am sliilbcrcdte Weise zu vielen Besuchern von ihrem jungen Dichtcrhcltcn sprechen. Tie Decoration des Zimmers ist einfach aber geschmack voll und durchaus im Zeitgeschmack deö »Anfangs »nicrco Jahrhunderts gehalten. In cigcnö dazu gefertigten Eichcnschrän- kcn, sämmtlich mit Kranz und Bogen und Schwert geziert, sin den wir die betreffenden Gegenstände verwahrt. In dem einen der beite» oberen Wandschränke befindet sich die Laute, dahinter der Hirschfänger, den Körn.r trug, a'ö er in die Lützowcr Schaa- ren clntrat und sein Ncltcisäbel, den er biö zu seiner Verwundung bei Kitzen trug': im andere» Schranke sehen wirUnioimen- m d Waffenslücke von persönlichen Freunden Körners und m einem Schränkchen dicht am Fenster, Körners Waffen und Uniwrmc»- stücke, die er am Tage tcS Tedcs trug bis zu seinem, mit seine'» Blute befleckten Portcpöe. Auch die Brieita che ist da, in der er manches, setzt kostbare Manuscript bewahrt haben mag und die man dem aciallenrn Hellen im letzten Augenblicke aus der Drusltasche zog. Inglciehen die Locke, die ihm pon seinen Kameraden angeschnitten ward, lieber die Echtheit all der vorhandenen Gegenstände cristircn Documcnte. In tc» Manu- scriptenschräntcn finden sich an Mamiseliptcn und Autographen höchst interessante Blätter; cS ist säst Alles da, was aut Kölner lind seine Verhältnisse zu den Seinigcn und zum Vatcrlaiikc Bezug hat. Da finden sich Briefe von Wilhelm III., Königin Louise, Blücher, Scharnhorst, von Stein, Port. Gnciscnau, Hardenberg, Bülow, Lützow w.; wcrll'vollc Briefe Schillers. deS Vaters, der Mutter Körners, seiner Schwester Emma und seiner Tanic Doris «Doris Stock, bekannt alü treffliche Malerin). An Zeichnungen und Stiche» ist auch so ziemlich'Alles vertrete», waS überhaupt erschienen ist; daö Miniaturbiid Körneiö als äjährigeS Kind von seiner Schwester Emma gemalt, sowie tat- von derselben gezeichnete berühmte Portrait, nach welcher alle späteren Bilder KörnciS gezeichnet und gemalt worden u. s/w. 'Außerdem finden nur prachtvolle L üsten, z. B. die von Wichmann auSgefnhrle Büste von Körners Vater, Nciicio I» GbpS. ein Pastellgemälde von Körners '.'Nulter und endlich noch das Portrait der alten Pflegerin rhcedorKörners inGreß- zschocher. Ein angcstclltcr Eastcllan ist hinlänglich instruirr, den Besuchern Daö und Jenes, waS sic bcsondcrs keimen zu lernen wünschen, vorzulegen. Wenn auch l icscs Museum »wi r von den sinnigen und intimen Ficuntcn imsercr deutschen Literatur-Ge schichte aiifgesllcl't weiden wild, alS von der grcßcn Menge, io bleibt Drcötcn doch dem Manne, der cs ine» Leben rieh dankbar verbunden. ES Ist ihm keinecavegö leicht geworden und bat Opfer an Zeit und Geld genugsam gekostet. Möge» nun Die jenigen, die vielleicht noch irgend etwas auf Körner Bezügliches oder von ihm Beicssciicö ln Verwahrung haben, cS zur Vervoll ständigung dcö Museums beitragen. — In der vorgestern Abend in der Eentral-Halle okgchal- tcnen Volksversammlung, zu welcher die hiesige socialdemciratische Partei eingeladen hatte, war eine Berichterstattung des Neichtags- Abg. Liebknecht über bis in dem letzten Reichstage bcrathcnen und angenommenen Gesetze, sowie über die von ihm und den Ecl- legen seiner Richtung dabei cntsaltetc Thätigkeit in Aussicht ge stellt worden. DaS Publikum, zu welchem übrigens fast alle Schichten der bürgerlichen Gesellschaft ihr Eontingent gestellt hatten und welches den sehr großen Saal bis auf den letzten Platz füllte, wurde jedoch in seinen Erwartungen insofern getäuscht, alS Herr Liebknecht krank gemeldet wurde und sür diesen der ReichtagS-Abg. Mo teller eintrat. In einer fast drei und eine halbe Stunde dauernden Rede entrollte dieser ein Bild der gesetzgeberischen Thätig keit des Reichstags und unterzog die gedachten Gesetze einer wahr haft ätzenden Kritik, wobei er die Liberalen ihrer demuthsvollcn Haltung dem Reichskanzler Bismarck gegenüber mit den bittersten Vorwürfen überhäufte. Am Schlüsse der mehr ermüdenden, als zündenden Rede forderte Herr Motellcr seine Parteigenossen zum treuen Festhalten an ihren Principien auf und sprach die Hoffnung aus, daß diese endlich doch noch den Sieg erringen würden. Die Haltung der zahlreichen Versammlung erwies sich als eine durchaus würdige, daß jedoch die Letztere von dem langen Portrage übersättigt war, ließ sich nicht verkennen. — Die Hauptverhandlung des K. SchwurgerichtShoses wider die des Mordes angeklagten und übcrsührten Gebrüder Franz, sowie gegen den der Begünstigung beschuldigten früheren Gerichtsdicncr Neubert beginnt Dienstag, den LI. und endet den Lil. April. Die Verhandlungen gegen den Fälscher Müller und Nacke und Genossen wegen Meineides werden ebenfalls je mehrere Tage in Anspruch nehmen. — Ein sehr ehrenvolles Bcgräbniß wurde vorgestern dem in Zittau verstorbenen Hauptinann von Schuttes des llk. Sachs. Infanterie Regiments zu Thcil, dessen Leiche 'Nachmittags gegen Uhr per Eisenbahn im Schlesischen Bahnhof cingetroffen war. Hier hatten sich viele Offiziere, sowie eine Ehren Eompagnie mit der Rcgimentsmusik des L. Grenadier-Regiments ausgestellt, welche den eingesaratcn Kameraden empfingen und nach dem inmrenNeustädtcr Friedhof brachten, woselbst auch die üblichen drei Salven von der Ehrencompagnie abgeseuert wurden. Ein Feldwebel von der Compagnie des Verstorbenen trug aus einem Atlatzlissen dessen Ordensdecoraiwncn und rechts und links desselben trugen Sergean ten PcrlmcnüouguetS, auch waren die Träger reich mit Palmev versehen. — Der versunkene Kcltendampfer war gestern Mittag soweit gehoben, daß bereits das vollständige Verdeck aus dem Wasser ragt» und die Dampfpumpe jeden Augenblick ihres Dienstes ge wärtig war. — Durch die ungewöhnlich lange Tauer des Winters sind neben allen anderen Bauten auch die Arbeiten an den StaatS- eisenbahnen wesentlich verzögert worden. So war es ursprünglich in Absicht, die Linie Pirna-Radeberg im Juni l. I. dem Verkehre zu übergeben; infolge der abnormen Witterungsverhältnisse wird dies jedoch leider nicht vor dem August, wie wir hören, möglich sein. — Ein lebensmüder Handarbeiter war vor einigen Tagen im Begriffe, von der AugustuSbrücke in die Iluthen der Elbe zu sprin gen, als er, nachdem er sich bereits über das Geländer geschwungen, noch im letzten entscheidenden Augenblicke von einem Herrn an der Ausführung seines, wohl durch Armulh und Arbeitsmangel herber- gcführtcn Entschlusses verhindert wurde. — Richard Wagner hat, wie auch sonst alljährlich, im Laufe voriger Woche seine Verwandten in Chemnitz besucht, um seiner ent schlafenen Schwester den letzten Liebesdienst zu erweisen. Vor kurzer Zeit war derselben der Ehegatte voranaegangen. Nur den intim sten Freunden war Wagner's Aufenthalt hier bekannt. — In den letzten Tagen sind bei Pirna in der Elbe mehrere Karpfen von ganz außerordentlicher Größe, Gewicht von je 20 Pfd„ gefangen worden. -- D>e Berliner königliche -Hosopcrn - Sängerin Frl. Lil« Lehmann veröffentlicht, in Bezug aus ein ihr widerfahrenes Höchst kelniichcb Begebnis; die naehsicbcntc Erklärung: „Am Dienstag «IO. März« Naehnütlagö cilficlr ich cine Depesche vom Ober-Regisseur Schloß, den ich ans DrcSccu kenne unb den ich icit vielen Jahren boet weiß, mit dem Anträge: ob ich nicht Lust hätte, die „Ross, c" im „Barbier" änderet« TageS dort zu singen. Stach cingcholier Erlaubnis; tclcgravl.irle ieh zurück nach Dresden, daß ic'' noch am Abend abrciic» würde. Andern Mor gens wundere ich mich iin Dreodcn) sehr, daß sich um halb I»> llhr noch kein Tl'catcrkicncr zeigt. Um halb II Uhr cntschlicße !cl, mick'. ick bfi ansö Theaterbureau zu gehen, und trage den Por tier meines Hotels, wo ich Herrn Ober-Regisseur Schloß finden könnte. - „v.bcr-Regisseur Schloß ist schon lange nicht mch: hier." - „Wo ist er denn?" — „In Hamburg bei Poliini." — 'Run allerdings crslaunc ich sehr über meinen Irrlbum, begriff sofort, daß ich den Aingabe.'rt der Depesche leiner genauen Pru jung unicrwor cn hatte, und tclegraphine meinen Irrtbuin nach Hainbnra. Mir machte die Sache großen Spaß, bis au; de» Gedanken, daß man >» Hamburg in großer Verlegenheit sein werke. Ich slclltc mich Sr. Erecllenz Herrn v. Platcn (Chef dcö Dresdner Hofthcatere» bor, der sich höchlichst ergötzte, kann sah ich mir die prachtvollen Bilder in der Gemälde-Galerie an und rcisic um ü libr zurück. Ilm >i l1hr war ich zu Hause in Berlin, wo mir meine liebe Mutter mit der Beruhigung entgegen kam, daß gleich nach meiner 'Abreise ein Telegramm auS Hamburg cingetrefsc», worin mich Herr Schloß bat, nicht zu kommen, da das Nepcrtoir cine Störung erlitten. — Der Vorschlist d.S neuen VolkSichnlgcschcS gemäß wer ten die slädlischen Scl'iill'cl'öitcn auch in Dresden Fort- bildungSsch nlcn, zunächst aber nur sür die Ottern d. I. cntiaücncn Kua bcn euichie». Die Forti.iltung der ecmfirmir- tcu Mädchen bleibt demnach per der Hand noch immer pri vater Tl äligkcit überlassen. Eine seiet c cntnickcit nnicr Anken» auch der „ErzichiingSpcrcin zu Trcd-kcu" i» kein „FortbildungS cursuS sür Mädchen", welcher am C>. Arni d. I. in den Lokalen der -!.Bürgerschule (GlauSstraße) bereits zum tritkcnMale seinen Amang nimmt und sich in den zwei Jahren seines BcilehcnS alS lebensfähig und segensreich wirsend erwiese» bat. Unter der Lei tung des Bürgcria uldircctors Wagner unterrichten tüchtige Lehr kräfte die jungen Mädchen in Deutsch, Französisch, Rechnen, Buchiübning find Eorrcipondcnz, Geographie und Geschichte, Gc- sundbeitS-chre »nd Nalursunde, im Wcißnähen, 'Ausbesicni.Kunst- slopsen, Sticken, Ziischncidcn, nach Befinden auch im Schneidern, im Engliick c» und im Zeichnen. Nähere Auskunft, auch über die »ehr billigen Preise für die Lehrstunden, gicbt der in der -1- Bürgerschule c.nzusehcnkc Prospect dieser Anstalt. — O> csse» tliche Ger! ch tösitzu n g am 27. März. Ein neiteS Kleeblatt Dresdner Taugeittclftse, weiche zuletzt vereint im städtischen ArbeitShause waren, erscheint, der Unterschlagung, deS Diebstahls, dcö Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Ver übung groben llinugS beschuldigt, vor den Schranken tcS durch Schöffen verstärkten und von Hrn. Gcrichtsrath Iw. Francke präsidirtcn GcrichiShoicS. Friedrich Gustav Adolph Schneider, 23 Jahr alt, ist bereits 8 Mal, karmster mit l Jahr -t Monate Zuchthaus bestraft; der 2.'> Iabre alte Johann Friedrich 'Alexan der Osterhaacn, einer der Haupti»akaloicn, war früher längere Zeit Corrcetienär in Hohenstein, kennt auch die Gefängnisse we gen verübter Langfingerei ziemlich genau, und der i'RäbrigeNo- bcet Bernhard Wcndt. außerehelich geboren, bat cbcnfallö von der Polizei mchrcrc Voibeslrasimgen wegen Bcltclns und Vagabon- tirenS erlitten. Sämmtlichc drei Vagabunden cntibraiiacn am Abende dcö U>. Nov. v. I. nach vorhergegangencr Verabredung gleichzeitig auö der ArbcltSannait und nahmen sämmtlicl'e ihnen oo» der Verwaltung übergebenen Effecten mit sich ion, da die Ihne» gehörigen in dcr'Anstalt aushcwahrt wurden. WührcndSchneider siftort nach der Entweichung einen Theil der mitgenommene» Sachen verschenkte, wart Ostcrhagen'o Mütze und Taschentuch, sowie bic 'Mütze Wcndt ö spater i» den Elbftrem. Nachdem sich die Angeklagten in einer SchnapSkncipc noch gehörig gestärkt hatten, verfugten sic sich nach einem Neubau der Drehgasse, wo Wcndt vorher gearbeitet und mit de» Localitalen gut bekannt war. Hier stahlen sie einer Anzahl ArdeitSlcutc auS einem verschlossenen Raume Kleidungsstücke und Sehurzlcdcr, nachdem der Eintritt gewaltsam erzwungen imt von Wcnkft niedrere Kästen erbrochen waren. Die Diebe gingen hieran', nachdem wiederum Branntwein getninien worden war, nach Neustadt mit dem Vor satz, sich aiiS Dresden z» entfernen. Bei dem Reiter-Monument August des Starken am Ncustädtcr Markt fiele» ihnen die be ladene» Marktwagcn aus; nach kurzem Besinne» wurde von einem Avfelwaaen die Plane loSaeschisttten und nachdem sst-ft d>
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