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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.05.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280523015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928052301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928052301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-23
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.05.1928
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..Dresdner Nachrichten Mittwoch. 73. Mal IST, Nr. 241 Seite 2 seufzen unter dem Drink eines Systems, das die sogenannte Freiheit stärker zu beeinträchtigen beginnt, als eS jemals der »ielgeichoueue preußische Militarismus getan hak. Man frage doch einmal den Arbeiter, den Angestellten und all die anderen, welche praktischen Erfahrungen sie mit jenem System gemacht haben? lieberall wird man Klagen hören über die unendlichen Plackereien mit dem in den VersicherungS» a n st alte n neuerstandenen Bürokratismus, der sich sehr schnell die Schattenseiten unserer staatlichen Bürokratie ungeeignet hat, ohne indessen deren Tüchtigkeit zu besitzen. Gewiß lassen sich manche Auswüchse bei verbesserter Organi sation vermeiden, aber nicht die grundsätzlichen Fehler, die nun einmal jedem Z iv a n g s s n st e m inne wohnen. wenn ec- verewigt und auf eine nnübersehbare Masse von Menschen ancgedehnt wird. Wie die schlimmste Holge der Kriegswirtschaft die Korruption war, so must die Ueber- spannung der sozialen Abgaben im weitesten Um fange Drückeberger und Simulanten züchten, lieber diese mehr und mehr um sich greifende sittliche Verwüstung wissen die Ae>ute genug zu erzählen. Sie ist menschlich verständlich weil viele versicherte in irgendeiner Horm ihre Beiträge wieder herausholen «vollen, beider werden diese Schäden, die durch zahlreiche Beispiele noch weiter dokumentiert wer den könnten, durch einen Wnst von vvlksbeglüekenden Phrasen der S. P. D. verdeckt. Die Sozialdemokratie hat ja auch das grünte Iniereve an der Ansrechterhaltung der bis- herigen schädlichen Handhabung der Sozialversicherung, weil diese Partei es verstanden hat. die B ersiche r u ngSbüro- k r a t r e, vor allem die Krankenkassen, zu ihrer Wirtschaft- l i ch e n D o m a u e zu machen. Bewährten Parteianhcingern kann io eine sichere Stelle velichasst werden und die Partei tage wird entlastet. Das sind nicht zu leugnende Tatsachen, denn auf sozialdemokratischen Borschlagslisten kehrt die Be zeichnung ,.>>rankeukassenbeamter" am häufigsten wieder. Hier ist das lopistbste Beispiel für den Mißbrauch der staat lichen Macht durch das Parlament zur indirekten finan ziellen Ber-orauug der Parteimitglieder. Daß eine Negierung unter sozialistischer Leitung mit aller Macht die Gesetzgebung «veiler dar» benutzen wird, um stets «nieder neue Stellen und ilulerbringung.-mögllchkeiten zu schaffen, braucht wohl nicht melir begründet zu werden. Beüer Weg dazu wird der immer größere Ausbau der Z «van g svc r s«ch erringen sein — Tragik des Elsaß bestehe darin, daß die Elsässer eS früher den Deutschen und seht den Franzosen nicht recht machen konnten. Die Deutschen hätten von „den verdammten Elsässern" gesprochen. Die Franzosen steckten Männer, wie Nickliu, der während des Krieges seinen Landsleuten ge holten habe, ins Gefängnis. Rick'iinS Berurtcilung würde siir die Elsässer, die als französische Geschworene wirken, ein Ver rat am eigenen Blut bedeuten. Der Gedanke der Autonomie sei schon lange an den verschiedensten Stellen von den verschiedensten Persönlichkeiten erörtert worden. Er führte dabei Erklärungen des frühere» ArbeilsmiiiisrerS und jetzigen Direktors des Internationalen Arbeitsamtes, A lbert Thomas, an. In Paris könne man alles sagen, ohne bestraft zu werden, nicht aber im Elsaß. TaS sei der ganze Prozeß.- - ' ä . ' ... Mit großer Scharfe wandte sich Jagte dann gegen die Ver höhnung der elsaß-lothringischen Muttersprache, wie diese im Prozeß mehrfach vorgekvmmen sei. De» Elsaß-Lothringern seien Religion und Mnttersprache heilig, gz Prozent sprächen im cisaß-lothriiigrschcn Lande die aleichc Sprache. Die Elsaß- Lothringer seien in engster Berührung mit zwei Sprachen und zwei.Kulturen. AIS zweiter Anwalt ergriff Verteidiger Fourrier das Wort. Er beleuchtete den Aulonomismns unter dem wirt schaftlichen Gesichtswinkel. Tie wirtschaftliche Entwicklung des El'aß von 1871 bis 1611 iei sehr gut gewesen. Jetzt aber flössen die Reichnimer des Landes in die Taschen deS bomits des ForgcS. Auch sei bei dem Verkauf von wichtigen Fabriken, die früher in deutschen Händen waren. daS Elsaß schwer ge schädigt worden. Hier liege die wirtschaftliche Ursache des Aulonomismns. Die Landwirtschaft habe ihre natür lichen Absatzgebiete nach Deutschland hin. Der Weinbau sei seit Kriegsende um die Hälfte zurückgegangen, da die relativ teuren elsässiichen Weine gegen die französischen nicht konkurrieren könnten. N.-A. Fonrrier erklärt dann, es sei eine Lüge, zu behaupten, daß das Elsaß französisch sei. ES sei vielmehr erst durch den westfälischen Frieden 1648 an F-rank- rcich vom Heiligen Riimischen Reich Deutscher Nation ab getreten worden. Die französische Revolution habe die Einheit des Elsaß geschaffen. Die Assimilicrung sei durch Ein- snbrnng der Guillotine erfolgt. Die Elsässer hätten aber ihre Tradition und ihre Muttersprache verteidigt. 1846 haben die obersten Schichten im Elsaß französisch zu sprechen be gonnen. während die unteren Schichten weiter deutsch sprachen. Das habe z» dem gleichen Zustand geführt wie jetzt, daß weder französisch noch richtig deutsch gesprochen werde. 1871 habe Frankreich, wie Deroul, de sich ausdrückte, das Elsaß ans gegeben. »in sich selbst zu retten. Fonrrier verglich dann den Obcrpräsidentcn des Elsaß, der vor Einsetzung des Statt halters im Amt war, mit dem Oberkommissariat Millcrand 1616 bis 1620. Vor, den Abgeordneten, die bas Elsaß in den Reichstag sandte, seien zwei Drittel Protestabgeordncte ge wesen. Deutschland habe dem Elsaß gewisse autonomistische Möglichkeiten gegeben. aber nicht zum Wohle der Gesamtheit, sondern zum Vorteil der S. P. D. und ihrer Funktivnärschicht, wie die Sprache der folgenden Zahlen unwiderlegbar zeigt. Der »Vorwärts- äußert in seiner letzte» Wahlbetrach- tung: »Aus diesen Wahlen klingt klar und scharf der Schrei nach sozialer Gerechtigkeit- und verspricht tm Namen der Partei, daß die S. P. D. im neuen Reichstag dafür weiter, arbeiten werde. Diese „soziale Gerechtigkeit- der sozialistischen Partei ist ein eigenartiges Ding. Jährlich preßt man mit Hilfe der Gesetzgebung 1.4 Milliarden Reichsmark aus der Wirtschaft und den Taschen der Erwerbstätigen als Beiträge für soziale Anstalten, die aber nur zu eine»! recht kleine» Teil an den eigentlichen Ort ihrer Bestimmiing kommen, wäh. rend die immer inääüiger werdende Versichernngsbllrvkratie mit den U c l> e r s ch ü s s e n P r u » k h ä » ser baut und zweifelhafte Geschäfte macht. Allein für Verivaltungszweckc geben die sozialen Institute 609 Millionen Reichsmark jährlich aus. Die Vermögenswerte nur der Krankenkasse» sind von 182 Millionen Reichsmark 1924 aus rund 509 Millionen Reichsmark 1927 gestiegen, und sie weise» noch 316 Mil lionen als Rücklagen auf. Buchten 1014 die OriSkrankenkassen einen tteberschuß der Aktiven über die Passiven in Höbe von 207 Millionen Reichsmark, so betrug er 1926 nicht weniger als 316 Millionen Reichsmark. Da die anderen Etnrichlnngeii ähnlich wirken, jo kan» man sich wohl ein Bild davon machen, wieviel als „soziale" Laste» das Volk z» tragen hat. was nur znr Vermögensansaminlung der vssenttichen Kassen dienen. Was es für die Wirtschaft bedeuten würde, wenn diese an- gehäuften Gelder in ihr arbeiten würden, das kan» sich jeder an den fünf Fingern abzählen. Weil die Sozialdemokratie ihre „Lozial"-Melhodcn, deren Schädlichkeit ans der Hand liegt und die nicht unsere soziale Lage bessern, sondern nur die Sozialnot erhöhen, als maßgebliche Regierungspartei ans den gekennzeichneten Gründen noch weitertreiben wird, sollten die bürgerlichen Parteien mehr denn ie die unbedingte Notwendigkeit des Z n s a in in e n s ch l u s s c s er kennen und die Sünden des Wahlkampfes wieder gui- mache». Sonst folat dem Wahlsieg des MarriSmus auch noch eine „Sozialpolitik", die mit wahrhafter sozialer Fürsorge überhaupt nichts mehr zu tun hak, die Wirtschaft ruinieren und der Vvlksgesamkhcit, znm Nutzen der sozialdemokratischen Fnirktionärschicht, neue Lasten ansbürden wird. dies iei das ganze Draina Elsaß-Lothringens. Man wolle die deutsche Kultur, die deutsche Tradition aus dem Kopfe der Elsaß-Lothringer vertreibe», obrvolil sie in ihren Herzen Franzosen seien. Man solle aber am zweckmäßigsten eine Guillotine in Straßbnrg ausstellcn nnd alle diejenigen, die dentschc Kultur in sich trügen, köpfen. Wenige Elsässer würde» da»» in Elsaß-Lothringen noch bleiben. Bei diesen Worten erhoben sich wieder stürmische Protest ruse im ganzen Saal. Fonrrier gina dann weiter ans die letz ten Etappen der Entwickln»» der Hcimaibnndbewegnna ein. In Elsaß-Loihringcn sei Autonomie und Friede identisch. Fourrier schloß daun seine Rede mit der deutlichen Erklärung, daß der Friede für Elsaß-Lothringen, Frankreich, Deutschland nnd Europa das Ziel dieser Angeklagten gewesen sei. Er zitiert ein Wort Victor Hugos: „Ich sehe den Tag kommen, wo Frankreich das Elsaß besetzt, Lothringen besetzt, in Köln, in'Mainz und äüs dem ganzen sinken Nheinnscr F-nß faßt. Ilm zu kämpfen? Nein! Um-die brüderliche Hand zu reichen, um eine Familie, ein Volk zu sein mit den Brüdern jenseits des Rheins, wo es heißen wird: 61a revaneka o'est In krstsr- nlts". Diese Worte rufen im ganzen Saale einen bisher noch nicht erlebten Beifallssturm hervor. J-vurricr ist es gelungen, die fast nndurchdringlich icheinendc Wand dieses PnbliknmH, das eben noch wütend gegen ihn applaudierte, zu durchbrechen, was sichtlich außer ordentlichen Eindruck ans die Geschworenen und selbst ans die französische Presse machte. Er schließt: „Dieser Prozeß muß znr Versöhnung und zur Befriedigung des armen Elsaß- LothringenS nnd Frankreichs dienen. Meine Herren Ge schworenen, sprechen Sie diese Angeklagten frei. Tun Sie Ihre doppelte Pflicht als treue Elsässer und gute .Franzosen!" Hierauf begann als dritter Verteidiger RcchtSanwalt Klein- Straßbnrg seine Verteidigungsrede. Er wandte sich im beson deren der Verteidigung RossöS z». von dem er nochmals be tont, daß er Deputierter der französischen Kammer sei. Die Bevölkerung vvn Kvlmar und Umgebung habe also Noffs trotz des Prozesses das Vertrauen geschenkt, sic in Paris zu vertreten. Am Donnerstag wird man de» Geschworenen die Schnld- srage vorlcgen. Es ist damit zu rechnen, daß das Urteil am Donnerstag mittag gesprochen wird. Nöchlirig und die Auloriomislen. Bafel, 22. Mai. Gegenüber den Behauptungen des Staatsanwalts Fachot im Kolmarer Autonomistenprozcß über Zusammenkünfte von Antvnomistenfnhrern in der St.-JakovS-Straße in Basel gibt der Industrielle Otto Röch ling folgende Erklärung ab: Zn meinein großen Erstaunen ersehe ich aus der Zeitung, daß mein Name vvn seiten des Herrn Staatsanwalts mit dem Antonomistenprozeß in Kolmar in Zusammenhang gebracht wird. Ich erkläre hier mit auf das bestimmteste, daß die diesbezüglichen Aussagen des Herrn Stagtsanwalts absolut nnwabr sind »nd iedcr Be gründung entbehren. Ich habe weder direkt noch indirekt mit der Antonomistcnbcwcgnng zu tnn gehabt. Das Echo -er Wahlen in Amerika. Rc«,,rk. 23. Mal. Die große amerikanische Morgen., presse zeigt sich über den deutsche» Wahlausgang besrte. digt. Sämtliche Zeitungen legen das Hauptgewicht daraus, daß die bisherige Außenpolitik Deutschlands fort, gesetzt wirb, und daß wahrscheinlich Außenminister Streik, mann bleibt. »New Aork Times* schreiben, die Verluste der Rechtsparteien seien nicht so sehr auf die Ablehnung der nationalistischen Anschauung znrückzuführe», sonder» ans die Unzufriedenheit der Massen mit den hohen L e be ii S k o ste n Die Koalition mit den Sozialisten sei ohne Mitwirkung der Deutsche» BolkSpartet unmöglich. Da. er müsse Frankreich Konzessionen tm Rhein, an de machen, »m das nene Ministerium zu stärken. - „Herold" schreibt: Locarno und Dawcsplan hätten i„, neue» Reichstag eine Mehrheit von 3 :1. Die Schwierig keiten der K v a l t t i o n s b t l d n ii g seien trotzdem in, neuen Reichstage vielleicht »och größer als im alte». Tenn es müsse die Basis gesunde» werden, die für die Sozialisten »nd die Deutsche Volkspartei gangbar sei. — „World" schreibt, daß der deutsche Wahlausgang befriedigend sei für alle, die die Fortsetzung der Politik des internationalen ist guten Willens wünschen. Belgische Pressesllnrmen. Brüssel, 22. Mai. Die „Etvile Velgc" unterstreicht die sozialistischen Wahlerfolge in Deutschland und meini: Durch die Sozialisten könnten die Finanzpolitik nnd die Repara, iioiiSregelung gefährde« werden. Dieser Meinung ist auch „Nation Belge" die l'inznfügt, die Teilnal.inc der Sozialisten an der Regierung bedeute Aushebung der Sparsaiiileiis, Politik. Der Prozeß Schulz-Klapprolh. Oberst v. Hammcrstcin gegen Major Bnchrucker. Stettin, 22. Mai. Zn Beginn der hciiiigen Verhandlungen gab zunächst der militärische Sachverständige Oberst v. Hammcrstcin eine Erklärung gegen die Ausführungen des Zeugen Major v. B u ch r u ck c r ab. die folgenden Wortlaut Hai: „Die Entwicklung der Dinge in diesem Prozeß zivrngcn mich, noch einmal zu erklären, daß dlc Militärbehörde un bedingt volle Aufklärung wünscht, damit die politisch vergif tete Atmosphäre zwischen dem Heere und großen Teilen des Volkes entgiftet wird. Gegen BnchrnckerS Aussagen stehe» die eidlichen Aussagen mehrerer aktiver Ossiziere des Heeres. Es muß und wird geklärt werden, wer recht hat. Hat Vilchrucker recht, so wird das Heer die Konsegueuzcn ziehen. Hat er nicht recht, so wird er die Folgen zu tragen haben. Nach meiner amtlichen Kenntnis hat er nicht rech!. Ob er falsch geschworen hat oder ob er geistig nicht mehr in der Lage ist. falsch und richtig zu unterscheiden, wird Fache der Gerichte sei». Ich glaube, daß seine Auslagen aus dem Jahre 1923 so wirr waren und jetzt noch sind, daß eine Unicr- inchnng dieses Zcngen ans seinen Gesundheitszustand drin gend geboten ist." Am Nachmittag gab Oberst v. Hammerstein sein Gutachten ab über die Einrichtung und Rechtstellung der Arbcits- kommandos im Jahre 1923. Hammerstein führte ans, »aß die Arbeitskvmmandvö eingerichtet morden seien, um Waisen, Munition und Geräte zu sammeln, instand zu setzen und zu lagern. Das wäre notwendig gewesen, »in den Grcnzschnh bewaffnen zu können. Die Frage, ob die Leute der Arbeiis- kommandos von Rechts wegen Soldaten nach dein 1921 gül tigen deutschen Wehrgesetzt gewesen seien, sei zu verneinen. Ob sie sich mit einem gewissen Recht als Soldaten siihlcn könnte» — diese Frage sei hingegen z n bejahen. Aus dieser Feststellung hatte sich die Pflicht ergeben, sie über die Rechts lage aufziiklären. ReichSwelirministcrium »nd Wehrkreis kommando batten keinen Zweifel gekästen, das; die Angehörigen des Arbeitskommandvs Zivilangestellte und Arbeitskräfte waren. Die militärischen Dienststellen, zc B.- die Kvnnnandantnr Küstrin, hätten die Rechtslage genau gekannt, ebenso -ie Führer der Arbeitskommandos. Diese letzteren hätten ihre Kenntnis an die Mannschaft nicht weiter gegeben, weil die Führer der ArbcitskommandoS mit Buchrncker zu hochver räterischen Dingen verbnndcn gewesen seien, die hinter dem Rücken der NclchSwehrdlcnststcllcn betrieben wurden. Aus dieser Unehrlichkeit Buchruckcrö und der Führer der Arbciis« kvminandvs gegenüber den Dienststellen des Heeres habe sich der Irrglaube der Leute ergeben, sic wären Soldaten. Schulz sei ein kleiner Beamter in dem großen Betriebe des Wehr kreiskommandos gewesen, dem er aber durch seine Tüchtigkeit ausgezeichnete Dienste geleistet habe und in dem er entsprechend angesehen war bis zu dem Augenblick, wo man glaubte, das; er an der Hintergehung des Wehrkreiskommandos durch Buch- rucker beteiligt sei. Der Schachky-Prozeß. Vierter BerhandlungStag. Kowno, 22. Mai. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist am Dienstag, am vierten Tage des Prvzcsses. die Verteidi gung immer noch bestrebt, die Staatsanwalischast an der Vc- raubung ihrer Vertcidigungsmittel zu hindern. Die Ver teidigung lehnt die Anssagen Veresvivskiö ab »nd betont, daß sie mit seinen ersten Aussagen nicht übcreinstiiumen. Heute soll Kasarinow über die Tätigkeit der A. E. G. ver nommen werden, wie auch über seine Verbindung mit dem AuSlande. Tie Provagandawirkung deS Prozesses hat ins- besondere bei den Arbcitermasscn an Interesse verloren, Tie Verteidigung will gegen die Beseitigung der beiden Verteidi ger Murawjow und Dcnike Einspruch erheben, dock« werden Repressalien seitens der Staatsanwaltschaft bcsnrckitct. Im weiteren Verlaus des Schachtn-Prozesses wurde der angcklagte Ingenieur Kalganoss vernommen: er ge stand, zusammen mit Bcrcsowski und Genossen an der gegc»- rcvolutionären Organisation beteiligt gewesen zu sein, ferner für schädigende Tätigkeit von Beresowski eine Belohnung er- halten und an andere Belohnungen weitcrgelcitct zu haben. Ais Verleidiger.Mdoyers in Kolmar. Wirlschclsüiche und geschichtliche Ursachen des Aulonomismus. Kolmar, 22. Mai. Im Antonomistenprozeß schloß der R.-A. Iaegle sein Plaidvner. Dr. Ricklin und Solveen müßten rebabililiert ans dem Prozeß liervvrgehen. Die Am Nachmittag nahm das Plädoyer des Rechtsanwalts Fonrrier stürmischen Verlauf. Demonstrationen setzten ein, als Fonrrier die Worte des Angeklagten Ha n ß wiedergab: „Ich bin verhasiet worden, weil ich ein französisches Herz und einen deutschen Kops habe!" Fourrier knüpfte Hiera» die Bemerkung, Die ,,Bremen"-Flieger in Monlreal. Montreal, 22. Mai. Die „Bremen"-Flieger sind heute vormittag 9 Uhr 55 Min., von Albany kommen-d, hier ein- gctrosien und in den Straßen von großen Menschenmengen be geistert begrüßt worden. « London. 22. Mai. Wie offiziell bekannt wird, werden die deutsche» Ozeau'licger, Baron von Hüneicld und Hauptmann Kochl, zusammen mit Fitznianrice, am 9. Juni anBorddes „E o I n m b n s " nach Europa znrückkehrcn. Der Bertreter der „Brcmcn"-Maiinschatt. Harrn Bruno, erklärte im Namen der Flieger, daß der ursprüngliche Plan, mit der „Bremen" nach Europa znrückzuflicgc», nach dem Unglückssall am Sonntag endgültig ansgeaeben werden mußte. An Berliner zuständiger Stelle konnte die Meldung noch nicht bestätigt werden. Ze;>-,sü'fr-Bol6'.1luq «och nicht gesichert. Berlin, 22. Mai. Vor einiger Zeit ivar berichtet worden, daß das im Ban befindliche deutsche Zeppeltn-Lustschiss u, a. auch für einen Polarslug im Anstrage einer amerikanischen Gesellschaft verwandt werden sollte. Wie hierzu von zu ständiger Stelle mitgeteilt wird, ist eS durchaus noch nicht sicher, ob diele Polarerpeditivn zustande kommen wird, da erst die Beteiligung deutscher Wissenschaftler an dein Polar st»» hinreichend sichergestcllt werde» m rß. * D>e „Jtalia" aus dem Wege zum Nordpol? Nobile be absichtigt nach einer Meldung ans Kingsbay vom Dienstag abend, in sechs Stunden zu einem 82stünblgcn Fluge nach dem Nordpol zu starten. Dammrukschgesahr in Amerika. London, 23. Mai. In Neuyork etngelaufene Meldungen ans Salt Lake Eity berichten von einem bevorstehenden neuen Dammbruch im Plecrsant - Tal, wodurch die Städte Eastlegate, Eoltvn und Hclvar in größter Gefahr sind. Die Bewohner flüchteten nach den Bergen. Grobe Abteilungen von Arbeitern versuchen einen Bruch deS Dammes zu ver hindern, doch fürchtet man, daß die Arbeiten nicht zu Ende geführt werden können, bevor der Damm dem starken Wasserdruck nachgibt. Die Katastrophe im Mather-Bergwerk. VromnSvillc, 22. Mal. Nach den letzten Feststellungen beläuft sich die Zahl der Todesopfer der Explosion im Mather- Bergwerk aus 82. 116 Mann werden noch vermißt. Man glaubt, daß sic ebenfalls «ms Leben gekommen sind. Der isländische Ministerpräsident ist ans einer In- sormationsreise für einige Tage in Berlin cingetrosfen. Sein Aufenthalt gilt besonders dem Studium landwirt schaftlicher Einrichtungen nnd dem Flug m e s e n, die er im Hinblick ans ihre Berivendbarkeit in Island durch Vermittlung der betreffenden amtliche» und privaten Stellen kennenlernen will. sW. T. V.) Dr. Dünger Gutachter im Fall Iakubowski. Keinerlei Mitteilung mehr an die Ocsfenillchkeit. Neustrelitz, 2l. Mai. Ans dem Mecklenburg - Strclitzcr Staatsministerinin wird mitgeteilt: Staatsministcr v. Reib- nttz hat den früheren sächsischen Jirstizmiinster »nd Reiche- anwalt a. D. Dr. h. c. B ii n g e r u m E r st a t t u n g e i n es Gutachtens im Falle Jakulwivsky gebeten. Es wäre da her erwünscht, daß in der Presse aller Richtungen Mitteilun gen über diesen Fall ko lange unterblieben, bis das Gut achten vorliegt. Allen bisher erschienenen Artikeln nnd Mel dungen über diesen Fall, auch der Mitteilung des Oberstaats anwalts in Ncustrelth vom 16. Mai d. I., steht die Landes regierung völlig fern. Der Oberstaatsanwalt »nd alle anderen Stellen sind angewiesen worden, jede Mitteilung an die Presse über den Fall Jakubowsky in Zukunft zu unterlassen. Dr. Büiiger hat den Auftrag angenommen. Der weitere Gang der Dinge wird voraussichtlich lein, daß sich Dr. Bllnger zunächst das umfangreiche Aktenmalerial zur Prü fung erbitten wird, um dann gemeinschaftlich mit der mecklenburgischen Regierung die weiteren Maßnahmen zur eventuellen Wiederausnahme deS Verfahrens zu beraten. opkl. vonocilvii-Ii-ut c Lutomodildav« SV»I>» 42 7,1.71444 ,144» -74» Sl.0«
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