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Dies«» Blatt wird de« Lesen» von Dresden «»d Umgeduvg a« Lage vorher bereit» al» Abend-2lus gäbe zugrstellt, während e» die Post-Vbonnniten am Morgen in einer GesanmitauSgabe erhalten. verilgrgedilhr: » und brr nä<vri«n Um< bittaauna durch eigene^ er Wommisttonire efslgl. erbalten j vb»tt an Wockentaarn. dl, Msrar«» zuarshrlU -chdruck alter «rinel u Orialual. Üihillu»,«, «ur mit deuilickier 0UU>«nan,a»,(,Pre«d Rackr » .»IW,, N<Aträ,NLe 1>»n or,r- ampxüid» blöden ^deriMtnzt: ui» «ach >,te. Manultnvle werb nicht auldewatin LeIeiramm.«dr»II«: rtch»»« che«»»«». Hegrckrröel L8LH Verlag von Kiepfch Sd Retetiardt. Fsnreigen.cärif. tzlnnalmie von Ankündigung?» bis Nachmittags s UM. Eon», und ftcicrlogs nur Maiiensirab? ss von » dio '/,> Uür Die > ivatlige Grund «eile ica. s Silben» « Pig. An lündigunge» au! derVnvatieNc Zeile »b Big » die Lwalliae Zeile al:, ..Em aeiandt" oder aui Lerliciie M P>g 8» Numiucrn nach Sonn- und Nein tagen I- bei rivallige Grund,eile» so, «o de, so und so Pia nach be iondereni Larli Auswärtige Am träge nur argen Poransblialvuna Bclegbiätler werde» mit lo Pig verechim. Kernivrechanichlub: «Mt » Nr. u und Nr. 2UW. ä. llilmrelin'f je. trükor k'. Vor«erk»trn»8v 8 ll»«>l,l«««r«l u. L»»vlü»«vl»briH 8pvvisl-fsd»-lll fi!«' lackst nur Losioktiuunp; cksr in «einem IVsrlc r»r I^i nnn«»- »uck tztzaair-iitti-söiil ckivvenckvn neuesten, moäernsten Llslltrisvdeo LukrüLv all llwllttoillisilmkAig vin. Nmnwer'g 8Äu»I>»«»r»a »SL-I «»wwer', S«Ituii«Liu-ell. t»« - Die Lbstnikrion im Reichstage. Neueste Drahtberichte. Hvsnachrichten, Konscrvativer Verein. Bürger- I lLai»N^«»a EH fH-ntl-ittsi«»»« lEHStz^Z A»»a SL V. VßlMl. verein für Neu-und Äntonitadt. OberverwaltungSgerichl. ..Carmen". Kronkc-Concert. I VVIINlUsl» v» NvvrMvci. L-fVeL. Die Obstruktion im Reichstage. Ueber die gestrige Reichstagssitzung bringt die „Deutsche Zeitung" folgendes Stimmungsbild: So lange, wie cs der Ab geordnete Seadthagen that, bat noch Niemand im Deutschen Reichstage gesprochen — nicht einmal er selber. Ui» 12 Uhr 17 Minuten begann er seine Rede. Noch schien Niemand den Umfang seiner Rede-Absichten zu ahnen, obwohl er eine ganze Bibliothek mit sich auf die Tribüne schleppte; als er mit einer längeren Darlegung über die interessante Frage begann, ob es nicht gcschäslsordnunaswidrig sei, bei nicht beschlustfähigem Hause überhaupt zu berathen, da ging schon Einige» ein Licht aus, und man wurde etwas unruhig; und als er gar erklärte, er sei leider durch die Zusammenfassung der Diskussion verhindert, sich aus Alles gehörig vorzubcreiten, und er bitte deshalb um Ent schuldigung, wenn darunter die Ausführlichkeit seiner Ausführ ungen leiden sollte: da wußte Jedermann, was die Glocke ge schlagen! Was nun folgte, übertras die schlimmsten Befürcht ungen: Stunde aus Stunde verrann, und immer weiter flössen die Fluthen des Stadthagenlchen Redestromes: es war ein einförmiges, trübseliges Geplätscher, nur ein paar Mal durch heitere Scencn unterbrochen. In der dritten Stunde etwa — genau hat wohl Niemand über die Minuten Buch geführt — verliehen Ccntrum und Rechte geschlossen den Saal. Dafür schlüpfte» einige Gc- nosfen, unter ihnen als Fähnchensührer Herr Baudert nach rechts herüber, und machten sich, fröhlich wie die Kinder, die sich beim verbotenen Spiel unbeobachtet glauben, auf den Bänken breit, wo sonst ihre Todfeinde, die Junker, sitzen. Herr Stadtbagen sprach gerade über Hochzeitsgclcheiikc, für deren weitere zollfreie Zulassung er mit dem Eifer eines jungen Bräutigams plaidirte. Er suchte den Gegnern mit Schilderungen von der Schmack- Hastigkeit altdeutscher Navskuchcn den Mund wässerig zu machen und rief, als würde» alltestamenlliche Ahnen-Erinncrungen auf dem Untergrund seiner Seele wach, dem Hause zu: Warum soll nicht Jemand ohne Zoll einem inngen Paare einen ge hörnten Ochsen oder einen Esel zum Geschenk machen? Das müßten doch auch die Zollsreunde sür wünschenswerth halten. Und da er aus dem Ccntrum keinen Widerspruch hörte, weil eben Niemand vom Ccntrum dort war, so stellte er das feierlich fest. Eine kleine Abwechslung gab es, als auf der Tribüne bekannt wurde, daß unten in der Wandelhalle Dr. Karl Peters den Abg. Bebel coramirte, um endlich den Namen des Erfinders des „Tuckerbriefes" zu erfahren. Herr Bebel weigerte sich, ihn zu nennen,, wies aber darauf hin, daß er als Zeuge vor Gericht wohl mit seiner Wissenschaft würde herausrücken müssen. So waren schließlich vier Stunden hingeaangcn. Jetzt strömte Alles nach dem Saale zurück. Die Kirchnossrulie wich einem immer steigenden Lärm, gegen den Herr Stadtbagen nicht mehr an- kämpfen konnte; den Rekord hatte er ohnehin längst erreicht; und um 2 Minuten nach halb 5 Uhr schloß er mit einer Väter sichen Ermahnung seine Rede und stürzte sich erschöpft in die Arme seiner ihn beglückwünschenden Freunde, die ihn mit indiaiierhaftem Jubclgeschrei empfingen, während von der anderen Seite lautes Hohngelächter herübcrdröhnte. Nun aber ging erst das Tohuwabohu los. Der Abg. Brömel beantragte, setzt, nach der Erfahrung mit Stadthagen <!i, noch die Diskussion zu trennen. Einen Augenblick schien cs, als solle cs in dem yause, das sich in starker, lauter Erregung nach der Miste zusammeiidrängte. zu ernsten Tumulten kommen. Die Rechte unterbrach mit stürmischen Rusen: Zur Geschäftsordnung! den Redner. Immer stärker wurde der Lärm. Graf Ballestrcm's Autorität fehlte am Präsidentcntisch. Herr Büsing vermochte nicht siegreich gegen den Sturm anzukämpscn: und obwohl er den Antrag Brömel für geschästsordnungswidrig erklärte, gab er immer wieder das Wort zu diesem Thema. Schließlich beruhigten sich die empörten Wogen; man kam überein, die Frage der Ge- schästsordnungskommission zu überweisen. Da holte die Rechte zu einem unvermutheten Schlage aus. Sie beantragte Schluß der so hoffnungsvoll begonnenen Debatte, »nd ehe die überraschte Linke an die Parade dachte, batte schon die Mehrheit einschlietzl'ch der Nationalliberalen den Abbruch der Debatte beschlossen. Da brach von Neuem der Sturm los; Herr Singer kündigte sofort eine Reihe von namentlichen Abstimmungen an. Inzwischen war erschienen. Graf Ballestrem wieder am Präsidententisch Es wurde etwas ruhiger, und Herr Stadthagen machte dem Tumult ein wiederum unerwartetes Ende, indem er Vertagung »nd nament liche Abstimmung über seinen Antrag verlangte. Der Antrag wurde aber mit 156 gegen 6:1 Stimmen abgelehnt, und so mußte ein anderer Tric angewcndct werden, den man schon von der Berathung der „Ovx Heinze" her kennt. Bei der folgenden namentlichen Mjnmmuna über den sozialdemokratischen Antrag zu Nr. 2 des ß 5 verschwand nämlich ein großer Theil der Linken, sodaß das Ergebniß der Stimmenzählung 183 betrug. Das Haus war also künstlich beschlußunfähig gemacht worden! Erst am Montage wird die Berathung des Zolltarif gesetzes fortgesetzt werden. Neueste Drahtmeldungen vom 8 November Leipzig. Das Reichsgericht verurtheilte den Schacht Meister Leo Beck wegen Vcrralbs militärischer Geheimnisse zu 5 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus und 10 Jahren Eyrver- lust, den Konlrolcur Anton Bai zu 3 Jahren und 6 Monate» Zuchthaus und 1V Jahren Ehrverlust, den Erdarbeiter Joses Proservion zu 8 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust und Marie Bai wegen Beihilfe zum Berrath militärischer Ge heimnisse zu 9 Monaten Gesängniß. lieber sämmtsiche Angc- klagte wurde Polizeiaufsicht verhängt. Leipzig. Die große Leipziger Dampfbuchbinderei, Aktiengesellschaft, vormals I. A. Barthel, eine der größten Dampf- Buchbindereien Deutschlands, hat gestern Konkurs ongemeldet. Die Passiven betragen 1 150 000 Mk., die Aktiven 900000 Mk. Die Veranlassung ist schlechter Geschäftsgang. Ter Betrieb geht vorläufig weiter. Das Fallissement des etwa M Mann be schäftigenden Etablissements rust großes Aussehen hervor. Frankfurt lOders. Einer Meldung der „Franks. Oderztg." zufoläe, sind die beide» Grubenarbeiter Krystkowiak und Andrze- icwski, die vom Kottbuser Schwurgericht wegen des an dem Ar beiter Kulisch aus Klingmühl im vorigen Monat begangenen Raubmordes zum Tode vcrurthcilt worden waren, heute Morgen hin gerichtet worden. Paris. DaS „Journal des Debats" erörtert eingehend die Reise Kaiser Wilhelms nach England. Es weist hierbei auf mebrere in letzter Zeit in englischen Zeitschriften verössent- lichte deutschfeindliche Artikel hin und meint, diese seien Anzeichen dafür, daß eine deutsch-englische Annäherung sehr schwierig werde. Gleichwohl würden die anderen Mächte eine grotze Unvorsichtig keit begehen, wenn sie eine solche Annäherung für vollständig un möglich hielten und sich bei ihrer Politik gegenüber England und Deutschland von der Annahme bestimmen ließen, daß diese beiden Staaten für immer von einander getrennt feien. Paris. Der ^,Gaulois" meldet, es fei nach längeren Ver- Handlungen über die angeblich geplante Reise des Präsi denten Loubet nach Italien beschlossen worden, daß die Begegnung mit König Victor Emanuel nicht in Rom. sondern in einer der folgenden vier Städte: Turin. Mailand, Florenz oder Neapel ftattsinden werde. König Victor Emanuel würde in diesem Falle den Besuch des Präsidenten Loubet nicht in Paris, sondern in einer Stadt Südfrankreichs erwidern. Tic römische Curie habe ans eine bezügliche Anfrage der sranzö- pichen Regierung unzweideutig erklärt, daß der Papst den Prä- siveiitcn nur dann empsangcn werde, wenn dieser den Papst zuerst besuchen und während seines Ausenthalts in Rom als Gast des französischen Botschafters beim Vatikan weilen würde. Marseille. Ter Vater des marokkanischen Ministers des Äeußeren ist hier eingctrosse». Er geht in besonderer Mission zu dem Minister des Äeußcrn Dclcaffv und dem gegenwärtig m Paris weilenden Generalgouverneur von Algier, Revoil. London. Kaiser Wilhelm ist an Bord der „Hohcii- zollern" um 9 Uhr früh in Port Victoria ongekommen. Der Kaiser stand aus dem Teck, als das Schiff unter dem Donner der Geschütze den Medway hinausdampste. Petersburg. Wie der „Russische Invalide" berichtet, wurde die südwestlich von Chardin am rechten Ufer des Tsungari gelegene Stadt Äodune am Anfang vorige» Monats von einer etwa 700 Mann zählenden chinesischen Räuberbande ange griffen. Nachdem die chinesische Polizeiwache den Räubern die Stadt, ohne Widerstand zu leisten, übergeben hatte, nahmen diese den Gouverneur gefangen und steckten viele Häuser in Brand. Der Kommandeur des 2. sibirischen Korps sandte, als er gegen Ende Oktober hiervon Nachricht erhalten halte, von Talaitlcho», das 80 Werst von Bodune entfernt siegt, eine Truppcn-Abthcüung mit zwei Geschützen ab, die am 21. Oktober vor Bodune, wo sich noch 200 Räuber aufhielten, ciittraf. Die Russen eröfsnetcn das Feuer, drangen in die Stadt ein, befreiten den Gouverneur und nahmen einige Chunchusen gefangen. Unter den Letzteren be fand sich auch der Anführer der Bande, der hingericht'el wurde, die übrigen Räuber sielen oder flohen. Die von der chinesischen Verwaltung an den Tag gelegte Machtlosigkeit und Unentschlossen- heit veranlaßt«« General Baron Stcckelberg, zwei Kompagnien mit zwei Geschützen, sowie eine Abthcilung berittener Jäger in Bodune zurückzulassen, wo sie so lange in Garnison bleiben sollen, bis die Uebersälle der Räuber aufgehört haben. Oertliche« und Sächsisches. Dresden. 8. November. —* Se. Majestät der König ist gestern Abend 9 Uhr 55 Minuten von Leipzig hier wieder eingetroffen. —* In der nächsten Woche gedenkt Se. Maiestät der König behufs Abhaltung von Jagden vom Dienstag ab im König!. Jagd schlosse Moritzburg Wohnung zu nehmen. Während des Aufent haltes des Königs daselbst sinoen Führungen im Schlosse nicht statt. —* Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Fra» Kronprinzessin besuchte in Begleitung der Oberhostneisterin Frau von Fritsch, Excellenz. und der Hofdame Fräulein von Schönberg den Künstialon Emil Richter lPraaer Slraße), Königlicher Hoskunsthändler, uni die hinterlaffcnen Werke von Friedrich Preller mit großem Interesse zu besichtigen. —* Heute vor 25 Jahren starb Ihre Majestät die ver- wittwete Königin Amalie von Sachsen, Mutter Seiner Majestät des Königs Georg. Zur Erinnerung an den Todes tag wurden heute Vormittag in der Kapelle des Taschcnberg- Palais Messen gelesen, denen Se. Majestät der König, Ihre Maiestät die Königin-Wittwe und die Prinzen und Prin- zesf innen des Königlichen Hauses beiwohnten. —* Die gestern auf Böhlitz^Ehrenberger Staatsforstrevier abgehaltene königliche Hosjagd war vom prächtigsten Wetter begünstigt. Die Jagd begann Ug Uhr unter der Leitung des Herrn Oberforstmeisters Nitzsche-Wcrmsdors. Gegen 12 Uhr Mittags wurde >m Pflanzgarten an der Rückmarsdorfer Luppen- brücke das Jagdsrühstück abgehalten. Im Ganzen waren acht Treiben angcsetzt. Gegen halb 6 Uhr traf Se. Majestät der König im Palais wieder ein, wo halb 7 Uhr das Jagddincr begann. Das Ergebniß der Jagd tvar folgendes: 2 Fasanen- häyne, 1 Henne, 9 Böcke, 19 Ricken, 66 Hasen, 1 Schnepfe, 1 Bussard und 2 Füchse. Hiervon hatte Se. Majestät der König erlegt: 1 Bock, 4 Rehe und 6 Hasen. —* Zum Nachfolger des Herrn v. Frege-Weltzien im 14. Rcichstagswahlkreise haben die Konservativen den hierjelbst begüterten jetzigen Zwickauer Kreishauptmann Dr. Fork er-Schuba» er in Aussicht genommen. Dieser hohe Staatsbeamte soll nach der „Sächs. Nall. Corr." die Absicht haben, in den Ruhestand zu treten. - * Die halbamtliche ..Deutsche Berkehrszeitung" erklärt, daß ihres Wissens vorläufig nicht die Absicht besiehe, den 1697 ein geführten Kartenbrics eingehen zu lassen. —' Der unter Vorsitz des Le INI Geb. Scbulratbs GrülliL am Leb r e r i n >i e » ! e in i n a re in Dresden in der Zeit vom 17. bis 28. Oki. ds. I. abacbattenen Wahtsäbigkeiisprüsung unterioiien HL 2b Lehrerinnen. Line im Anstande vorgcbitdclc Srammandin trai von der Prüfung zuriick. Der Erfolg der Prüfung war folgender: « «hielten Id, b: 11a. It : II, Ild. —* Im Konservativen Verein, welcher gestern Abend im Hotel „Zu den drei Raben" eine Versammlung abhielt, sprach Herr Paul Dehn sBerlin-Friedenaus über: „Land- und See wege nach oem näheren und ferneren Orient". Redner hob zunächst hervor, daß die Ausfuhr der mitteleuropäi schen Staaten nach dem Orient fortwährend im Steigen begriffen sei. Ter Handel nach dem näheren Orient könnte Deutschland Ersatz bieten für einen Ausfall des amerikanischen Marktee-. Während aber der Teutlchc ein wohlwotienver Geschäftsmann sei. Kunst und Wissenschaft. s* Wochen-Spielplan der König!. Hostheater Opernhaus: Sonntag: „Der Prophet". Montag: „Die lustigen Weiber von Windsor . Dienstag: „Tannhäuscr . Mitt woch: „Der Troubadour". Donnerstag: „Die verkaufte Braut" Freitag: 2. Smsonie-Concert Serie cl. Sonnabend: „Fra Liavolo". Sonntag: „Lobcnarin". — Schauspielhaus: Sonntag: „Die Gerechtigkeit . Montag: Zur Feier von Schiller's Geburtstag: „Wallenstems-Lagcr", „Die Piccolomini". Dienstag: „Wallenstems Tod". Mittwoch: „Tie Gerechtigkeit". Donners- tag: Zum ersten Male: „Ajchcnbachs". Freitag: „Onkel Bräsig". Sonnabend: „Die Gerechtigkeit". Sonntag: Nachm. >/»2 Uhr: 3. Volksvorstellung: „Götz von Berlichingcn . Abends V„8 Uhr: Für die Mittwoch-Abonnenten des 19. Nov.: „Minna von Barns-elm". Mittheilung aus dem Bureau der König!. Hoftheater. Im Schauspiclbause findet Donnerstag, den 13. November die Uraufführung des vicrattigen Schauspiels „ Aschen b.achs von Armin Gimmerthal statt. s* S«»i-I. Heseper. Wenn außergewöhnlicher Beifall, vier- und fünfmalige Hervorriise nach den Aktschlüssen als Gradinesscr des Erfolges gelten dürfen, so bat Frl. Applegate gestern in der Titelrolle der „Carmen auf das Glänzendste debutirt. Allerdings vollzog sich diese rauschende Aufnahme gleichsam in der Familie, vor einem mit Landsleuten der Debütantin so stark besetzten Hause, daß man ganze Parquetreihcn lang nur englisch svrechen hörte und EntzückungSausruse wie „bc-uutikul", „«plvil- ckick", „vxciuisits" an der Tagesordnung waren. Mit diesem oft bis zur Unmöglichkeit getrieoenen Ueberschwang von Wohl wollen und Gunst hätte man sich schließlich einigermaßen einver standen erklären und den Kundgebungen mildernde Umstände zu- sprechen dürfen unter dem Gesichtspunkte, daß man eine muthigc . .. ^ Beifall, s» "" " " " " ' ler zur Berfist , Beifallsklatschen . flächen »u unterstützen berechtigt sein könne, wenn Frl. Applegote irgend einen bemerkcnSwerthen Vorzug hatte in die Erscheinung treten lassen. Aber einer jungen Dame derartige flammende unk rauschende Ovationen bereiten, die unter der eigenartigen, an das Variäto gemahnende Gestik und Mimik eines umorieau Llinstrk-l die ersten Geh- und Stehversuche aus der Bühne macht, die weder über bcachtenswcrthe stimmliche Mittel, noch weniger über eine halbwegs annehmbare Gesangstechnik, von Vol4rags- iunst ganz zu schweigen, verfügt, ist ein so seltener Fall, so neu im Königl. Hosopernhause, daß er schon feiner Seltenheit wegen eine eingehende Beleuchtung verdient. Ohne einen strengere», höheren Maßstab anzulegen, ließ sich Frl. Applegate schon in ihren ersten Scenen als eine Sängerin bcurtheilen, der für die Stätte, an der sie debutirte, das Unerläßliche fehlt: die stiiiiinsichcii Fonds. Das im Umfang eng begrenzte Organ ist weder rein im Timbre, noch entschieden in der Art der Gattung, in der Höhe einem bereits abdlühenden Sopran ähnlich, weist es im tiefen Register einige Töne auf. die, um zunstmäßig zu sprechen, an den Klang des sogenannten Bicrbasses erinnern. Hier und da klingt aus diesem ungleichen Material wohl ein Ton mehr oder weniger wotzllautig hervor diese Töne „stehen" aber ganz vereinzelt und sür sich, ohne Ausgleichung in der Verbindung, obnc Zusammenhang in der Scala. Tritt hierzu noch ein öfteres starkes Detoniren, ein durch ganze Phrasen hindurch anhaltendes Zutiefsingen, so ergicbt sich daraus ein so bescheidenes Maß natürlicher Begabung, daß es bei oller Nachsicht, bei allem Wohlwollen der Beurtheilung für eine Sängerin der Dresdner Hofopcr nicht genügen kann. Ganz ähnlich steht es um die Gesangstechnik. Mit so wenig Kunst und Fleiß, wie diese Carmen, hat hier in Dresden wohl kaum Jemand vebutirt, auch nicht mit so wenig Sorgfalt der äußerlichen Dar- tclliing. Was hier als Rosse, als Temperament uno Gefühls- ausbruch gelten sollte, überschritt öfter so bedenklich die Grenze des Zulässigen, daß diese Carmen Gefahr lief, zu dem herab- zusinken, waS sie unter keinen Umständen sein soll und darf. Ge mildert wurden diese starken, unmotivirtcn Auftragungen eigent lich nur in den Scenen mit JosS, wo ein Abglanz der einwand- reien Künstlerschaft Burrians, wo die hinreißende, veredelnde Darstellung dieses ausgezeichneten Sängers diese Carmen z» den Idealen der Kunst einigermaßen cmvorbob und trug. Nein, dieser Debütantin war mit dem besten Willen irgend ein Reiz, eine Grazie, ein beachtenüwerthes Talent nicht nachzurühmcn „yd zu bewundern war eigentlich nur Eins: die. um mild zu sprechen, unglaubliche Vertraulichkeit mit der Scene, die — Frei heit. mit der sich Frl. Applegale mit der Partie absand, und das Vollbcivutzlsein des Verdienstes, mit dem sic die .Huldigung ihrer Landsleute cntgcgcnnahm., II. 8c. 's* Im Königl. Hofschauspiel hatte gestcrn Abend Herr Decarli i» Otto Ernst's sünfakiigcr Komödie „Tic Ge re chtigkcit" für den beurlaubten Herrn Wicckc den Dr. Fcsir Franc! übernommen. Die ebenso sympathische, wie temvcramciii- volle Durchführung der Rolle gab einen neuen Beweis sür die Schlagscrtigkcit des fleißigen Künstlers, der in dieser schau spielerischen Ausgabe vo» nun an mit Herrn Wicckc allcrmrcn wird. V* Krontk-Coiicert. Das zweite Nov >' tätc»- Conccrt. das gestern Abend im große» Saale beS Vereiiishaiises nnter leb Haller Amheilnahme des Publikums stattsand. bedeutet eine» aus gesprochenen Erfolg nicht nur sür den Eonccriaeber, sondern web: noch sür die ausiubrenden Künstler, die der Veranstaltung Nack dnick und hohe» Werth verliehen. Namentlich das Leipziger Geivaiidhaus-Quartett mit seinen Mitgliedern Fein Berber, Erhard Hchde. Alexander Sebald und Julius Klengel durste sich einer geradezu glänzcudcn Aufnahme erfreuen und wurde mit stürmischem Beifall gefeiert, der nur wohlverdient war lur die herrlichen Darbietungen. An der Spike des Programms stand ei» neues Streicbaiiattctt i» l-l-mull von Conrad He n b - ner. einem jungen Dresdner Komponisten, der als städtischer Musikdirektor in Coblcnz thätig Ist. Das Werk präsentirt sich als eine Alles in Allem vortreffliche Arbeit, die schöne ErsindiingSgabc mit tüchtigem Können verbindet, dabei ein beträchtliches Geschick polyphon zu schreiben vcrrüth und überaus dankbar kür die ein zelnen Instrumente gehalten ist Besonders reizvoll ist das Scherzo mit dem hübschen Canon in seinem Trio und der Schluß last, dessen Variationen in eine große Doppelfnge aiisksingen. wahrend die ersten beiden Sätze sich durch Klangschvnheit und großen Stimmungsgchalt auszetcknen. Nur einige Striche im ersten Satze, den ein lebhafteres Tempo in stärkere gegensätzliche W"k"vo zu den, träumerischen Adagio bringen würde, wären wi Wiederholungen des Werkes, an denen es sicher nicht edlen wird, vielleicht angebracht. Gegen den starken musikalischen Gehalt dieses Werkes stach das Trio für Klavier, Violine und Violoncello ln V-nwIl <op. 32) vonArensk" etwas ab. ES