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Dresdner Nachrichten : 13.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192711136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19271113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19271113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-13
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.11.1927
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Rr. «r Lette S IS. 1S27 ^ s. EE ^WVT»» L ^»TATA^T ATR/^LTU Südafrikas Wea zur SeidstSndigkeit. von Lerl Cranz. verltn. Di« südafrikanisch« Flaggenvorlag, ist vor einigen Südafrika» Kohlen. und Elsenvorrat wird aus nur 1 v. H. keaen vom siidasrtkanischen Parlament nach einer Reihe von der Erdbestänb« geschützt. Kohlen, Eisen und Oel aber bilden loaawierigen Kümpfen angenommen worden. Die Ratio. ^ die Grundlagen für dauerhafte Industrien, während die Vor. »ilistenpartet unter der Führung de» jetzigen Mtntsterprä- i kommen an Edelmetallen einerseits begrenzt sind und ander- sidente» Hertzog hat die erstrebte Ausschaltung de» Union seit» eher die Aussicht einer Entwurzelung, al» die der Festt» sondern mußte sich mit einer TeN- gung eine» Volke» mit sich bringen. Beispielsweise soll die Erschöpfung der südasrikanischen Goldvorkommen schon nach dreißig Jahren eintrete«. Trotz seines BodenretchtumS ist also die WirtschastS. entwicklung Südafrika» zweifellos begrenzt, und die sehr er- heblichen Wirtschaftskrisen der Nachkriegöjahre beweisen, daß auch die Union nicht von den Erschütterungen der allgemeinen Wirtschaftslage verschont geblieben ist. Der Entwicklung Südafrika» zu einem geschlossenen und machtvollen Staats, wesen steht seine bevölkerungspolitische Zerrissenheit hindernd im Wege. ES darf nicht vergessen werden, baß nur >.» Million Weihe neben 5k Millionen Farbigen die Union bewohnen. Das ebenfalls vielfach als ZukunslSlanb bezeich- nete Australien zählt dretmal. Kanada und Argentinien sechs- mal und Brasilien achtmal so viel Weihe wie Südafrika. Mit der Lösung der Schwarzen-Frage steht und fällt die Süd» afrikanische Union. Auch EitdasrikaS Millionen sarbiger Bevölkerung sind nicht «ubeetnslnßt geblieben von der Garveischcu Negerbeweguug und den Lehren dcS Bolschewis mus. Die blutigen Streikkämpfe vor fünf Jahren legten beredtes Zeugnis dafür ab. Der ununterbrochene Zusluh von Indern an der Ost- und Südküste Afrikas hat ferner einen ständigen innigen Gedankenaustausch zwischen den beiden britischen Machtgebteten mit sich gebracht, der England im Zeichen der indischen Bewegungen nicht ohne Besorgnisse lieh und der sich gleichzeitig zu einem auherordentltch starken und gefährlichen Wettbewerbe für die alteingesessene Vuren- bevülkerung auöwuchS. Allein in den letzten sieben Jihrcn ist das indische Element in Südafrika auf 184 000 Köpfe an. gewachsen, obwohl die Union in den letzten Jahren etwa 20 000 Inder auf Staatskosten in ihre Heimat zurück beförderte. In diesem Zusammenhang erscheint es be merkenswert, dah die Einwanderung von Deutschen in Südafrika in den letzten Jahren ganz belanglos war. Im Jahre 1925 wanderten 157, tm Jahre 1926 277 Deutsche in Südafrika ein. Der kürzlich- Besuch einer Reihe südafrikanischer Staats beamter und die vor kurzer Zeit in Godesberg abgehaltene Tagung der Deutsch-Ntederländischen Vereinigung, die durch die Anwesenheit und Vorträge südafrikanischer Vertreter zum ersten Male in dieser Richtung besonders gekennzeichnet war, hat aufs neue gezeigt, dah Deutschland sich noch immer starke Sympathien für das Burenvolk bewahrt hat, die während des BurenkriegeS in der beutsch-burischcn Kampfgemeinschaft erstmalig zum Ausdruck kamen. Um so weniger darf in Ber> gesscnhcit geraten, dah unsere alte blühende Kolonie Deutsch Südweslasrika der vereinigten südafrikanisch-englischen lieber, macht erlag, und die Entente unter Borwänden, die heute in ihrem eigenen Lager angegriffen und entkräftet werden, Deutsch-Südwcstafrika mit unserem übrigen Kolo nialbesitz raubte, um es der Südafrikanischen Union als so genanntes Mandat zu übergeben. Wenn auch Südafrika diese Mandatöverwaltung. besonders in der letzten Zeit, unter Förderung des deutschen Elementes in Südwestafrika zu handhaben bemüht war, so bleibt doch festzustellen, dah nach dem Urteil führender Südafrikaner das Deutschtum in Süd westasrika der Union kraft seiner kolonisatorischen Fähig ketten unentbehrlich ist. Südafrikas Wille zur Selbständigkeit, der durch die An nähme der Flaggenvvrlage erneut gekennzeichnet wirb, sollte sich der Einstellung Deutschlands zum Burenvolke auch auf diesem Wege bemüht bleiben. nicht erreicht, ltsung absinden, die aber immerhin gegenüber der Ber. aangenheit «inen bemerkenswerten Schritt zur Selbständig, seit der Südafrikanischen Union bedeutet. Künstln »ird «eben der britischen die an» einer Reihe südafrikanischer Wahrzeichen zusammengesetzte eigene südafrikanische Flagge von der Uni»« gehißt werden. ' Sin Rückblick aus die Entwicklungsgeschichte der jungen Südasrikanischen Union zeigt den verhältntsmähig schnellen Weg diese» Staates zur praktischen Unabhängig» keit von dem Britischen Reiche. Erst vor 25 Jahren wurde tie tzrtedensurkunde von Bereenigtng unterzeichnet, die u. a. die Namen der später viel genannten Ministerpräsidenten ,nd ehemaligen Vuren-Generale Smutö. Botha und Hertzog trug. Botha und SmutS galten und gelten vielfach noch heute al» ausgesprochene Englandfreunde. Wieweit diese Beurteilung insbesondere auf Botha zutrifft, zeigt sein lluSspruch — allerdings lange nach seiner Ministerpräsident- schuft — bet einer Rede in Ermelo: »Wir müssen so stark sein, dah wir auch den Engländer aus dem Lande htnauswerfen können, wenn er nicht guttun will." Der jetzige Ministerpräsident Hertzog hat In diesem Sinne zielbewuht den Weg zur südafrikanischen Selbständigkeit beschrittcn, so dah er noch vor einem Jahre mit aufsehenerregender Offenheit im südasrikanischen Unterhaus« hervorhob. Südafrika «üffe sich jederzeit vom Britischen Reiche loS- Uisc» können, sobald die Zugehörigkeit zu England keine wesentlichen wirtschaftliche« Borteile mehr verspreche. Auch die jüngste äußerst scharfe Ablehnung des britischen AlaubucheS über die Behandlung ber Eingeborenen in der «lten deutschen Kolonie Südweslasrika zeugte eindringlich ,on dem wachsenden Selbstbewusstsein der erst vor 25 Jahren durch englische Waffengewalt an Grohbrttannien gefesselten Union. Die wirtschaftlichen Entwicklunasmöglichkeitev Südafrika». ,or allem die zeitweiligen Gold-, Diamanten, und Platinsunbe, die dem Lande vorübergehend einen ge waltigen wirtschaftlichen Aufschwung verliehen, hat zu der häufig geäußerten Ansicht geführt, daß man in Südafrika .das Neuland der Zukunft" vor sich habe. Nicht zuletzt haben Südafrikas Bodenschätze die Meinung hervorgerufen, Europa sei die Vergangenheit, Amerika die Gegenwart, Afrika die Zukunft. In der Tat hat die fieberhafte Entwicklung der Gold-, Diamanten, und Platinausbeutung vielfach diese An sicht begründet erscheinen lassen. Erst vor zwei Jahren ent. deckle man im nördlichen Transvaal die ersten Platinvor- kommen Südafrika», und schon kürzlich konnte die aus vor. wiegend britischem und deutschem Kapital geschaffene „Pot- gieterSrust Platinum Ltd." der aufhorchenden Oeffentlichkeit verkünden, daß allein ihr Ausbcutungsgebiet den bisherigen Wrlibcdarf an Platin bestreiten könne. Dennoch ist der viel, fache Vergleich mit amerikanischen Entwicklungen nur sehr bedingt am Platze. Eine den amerikanischen Verhältnissen entsprechende ausschteßende Entwicklung hat in Südafrika tatsächlich allein Johannisburg mit seiner Umgebung durchgcmacht, das tm Laufe weniger Jahrzehnte aus dem Nichts zu einer modernen Großstadt mit 169 000 Weißen und MM farbigen Bewohnern geworden ist. Die Gestaltung Südafrikas zu einem ausgesprochene» Industrieland ist nicht vorauszusehen, da die Kohlen« und Eifenvorkommeu dcS Laubes nur gering sind. Jas Schiedsgericht in englischer Auffassung. Eine Rede Lord Greys. London, 12. Nov. In einer Rebe anläßlich des Waffen- stillstandstageS sprach Lord Grey über die Beseitigung des Krieges und über die Abrüstung. Er untersuchte dabei, was die britische Regierung tun könne, um das Gefühl der Sicher- heit in ber Welt zu fördern, das für alle Staaten die Vor- au-sctzung der Abrüstung sei, und betonte. England sollte die Fakultativklausel des Internationalen Haager Ge richtshofes unterzeichnen und bekanntgeben, baß umfassende Schiedsverträge abgeschlossen werden würden. Dabei seien jedoch zwei Vorbehalte unerläßlich. Die Abmachungen dürften keine Handhabe z» einer Ein mischung in innere Angelegenheiten Englands von außen her bieten. Außerdem eigneten sich die kriegerischen Maßnahmen zur See nicht dazu, Gegenstand der Schieds gerichtsbarkeit zu sein. Zum Beweis wie» Lord Grey auf die Haltung der Ber. einigten Staaten gegenüber der Blockade während de» Krieges hin. Die Vereinigten Staaten hätten vor ihrem Eintritt in den Krieg dem Begriff der Blockade eine sehr enge Auslegung gegeben. Nach dem Eintritt in den Krieg seien sie jedoch für eine Ausdehnung deS Blockaderechtes unter Einmischung in den neutralen Handel etngetreten, wie «an ste bis dahin noch niemals gekannt habe. Man sehe daraus, daß eS keinen Maßstab gebe, nach dem ein Gericht derartige Fälle entscheiden könne. Auch könne «au von einem Sanbe. das um sei« Leben kämpft, nicht er warten. daß e» Handlungen, die geeignet scheinen, «inen Druck aus den Feind auSznüben, so lange zurückstcllt, bis eiue schiedsgerichtliche Entscheidung gefallen ist. Es ließe sich eine Schiedsgerichtsbarkeit für derartige Dinge denken, sie könne aber erst nach dem Kriege in Wirkung treten, und nicht, solange der Krieg noch im Gange sei. Lord Grey verwies dann auf die Schwierigkeiten, die ber Förderung der Abrüstung durch die Haltung Rußlands erwachsen. Anschließend behandelte er die Frage ber Ab. rüstung zur See und erklärte sich «egen eine Wiederholung der FlottenabrüstungS» konserenz von Gens. Sr warnte davor, den Erörterungen über die Abrüstung zur Eee den Grundsatz der Parität zwischen der amerikanischen und der englischen Flotte zugrunde zu legen. Er könne sich nichts Verhängnisvolleres denken, als ein Wettrüsten zur Eee zwischen England und den Vereinigten Staaten. Die brttttche Handelsbilanz London, 11. Nov. Während der ersten 10 Monate de» Jahres 1927 betrug die Einfuhr Großbritanniens 1006 Millionen Pfund Sterling, d. h.. 9 Millionen weniger als im entsprechenden Zeitraum deS JahrcS 1926. Der Wert der Ausfuhr bat sich dagegen gegenüber 1026 um SO Millionen erhöbt »nd erreicht 579 Millionen Pfund Sterling. Diese Zahlen dürsten die Meinung bestätigen, daß sich der britische Handel aus dem Wege der Besserung befindet. Das qivkle V-Baol London, 12. Nov. In Portsmouth ist gestern daS für di, amerikanische Marine gebaute Unterseeboot V. 4, da» größte N-Boot der Welt, das gleichzeitig al» erstes fähig ist, Minen auSznlegen. vom Stapel gelaufen. Die Besatzung wird a«S 8 Ossizieren und 8V Matrosen bestehen. DeuNchlands elsenbewaslnele Faust. Immer wieder srauzöstsche Hetzartikel. Paris, l2. Nov. Der Block-Deputierte Taittinger stellte in seinem Blatt «National" Erwägungen über den Waffenstillstand und den Frieden an und benutzt diesen Anlaß zu neuer Hetze gegen Deutschland. Tatttlnger schreibt u. a.: Deutschland erhebt nicht nur sei« Hanpt, sonder« eS droht mit der Faust gegen u«S «nd diese Faust ist wie früher eisen, bewafsnet s!j. Die dentsche Abrüstung ist eine Komödie, die französische Abrüstung dagegen eine Realität s!s. die von heute aus morgen zu einer Tragödie «erden kau«. Die Politiker ber Linken erkauften den Frieden von Deutschland durch das Nach geben von Locarno und die Kapitulation von Thoiry. Um einige Jahre Ruhe zu erhalten, sind sie jetzt dabei, schleunigst daS linke Nheinufcr zu räumen und unsere beste SicherhettS garantie zu opfern. Wir werden bald darauf angewiesen sein, auf die Unter stützung der britischen Flotte rechnen zu müssen, um unsere Küste zu verteidigen. Die Politiker bereiten un» beute den Frieden ber Sklaven und morgen den Frieden der Gräber. Noch immer keine Memel-Regierung. Der Gouverneur gegen die Rechte be» Memel-SaudtageS. Memel. 11. Nov. Gestern abend fand eine Sitzung deS Memelländlschen Landtage» statt, in der die Frag« der Bildung deS Direktoriums im Memelgebie« zur Sprache kam. Namens der memelländlschen MehrhettSparteien ver las der Abgeordnete Gubbar eine Erklärung, tu der eS u. a. heißt: Die bisherigen Verhandlungen über dl« Ernennung eines Präsidenten de» Direktorium» im Memelgebiet ergaben, daß bex Gouverneur aus die grnndlegende Bedingung der MehrheitSparteie«. nämlich eine de» MehrheitSparteie« nahe» stehende Persönlichkeit zu« Präsidenten z« ernenne«, nicht eingehen will, obwohl die Mehrheit-Parteien sogar bereit waren, bei der Wahl von drei ober mehr Direktoren eine dem litauischen Block nahestehende Persönlichkeit »u berücksichtigen. Beide MehrhettSparteien betonen, daß sie nunmehr die Ber- Handlungen e i n st e l l e n, da ln fünf Wochen alle Punkte hinreichend geklärt sind, so daß der Ernennung de» Dtrek loriumS nichts mehr im Wege steht. Al» die beiden Beaus tragtcn der MehrhettSparteien dem Gouverneur mtttellten die MehrheitSparteie,, hielten eö für notwendig, daß der Land, tag unverzüglich Schritte unternehme, damit durch ein« Ent. scheldung des VölkerbundSrateS ein dem Memelstalu« «nt. sprechendes Verhältnis im Memelgebie» herbeigeführt werde, erklärte der Gouverneur, daß die Memelländer kein Recht hätten, sich -cschwerdesührend nach Gens z« »ende». Am die Grablnfrbriflen in Südttrol Tin italienisches Dementi. «D » r >I> ,1 „ v r » ch.i Rom, 12. Nop Der Podesta von Bozen richtete ein Tele gram», an den hiesigen Vertreter der »Associated Preß", in dem er entschieden die angeblich ans Bozen stammende Nach, rlchi dementiert, daß in Südtirol Befehl gegeben worden sei. die deutschen Grabinschriften von den Friedhöfen zu ent» fernen. <W. T. B.) Der Besuch von Marx und Skesemarm tu Wien. Der Besuch de» deutschen Reichskanzler» Dr. Marx und de» deutlchen Retchsaußenmtnisters Dr. Streseman» tn Wien wird vermutlich tn verschiedenen ausländischen Blättern lebhaft kommentiert werben. Das ist angesichts de» Wieder- ausleben» -er Anschluß? rage in der internationalei, Postttk nicht verwunderlich Bei dieser Gelegenheit ist aber zu bemerken, daß die Anschlußfrage in letzter Zelt viel mehr außerhalb der deutschen und österreichischen Presse behandelt worben ist, als tn den beiden deutschen Staaten Mittel- europaS. Die Nachbarstaaten Oesterreichs und Deutschlands — ausgenommen di« Schweiz — bekunden ein begreifliches Interesse an der Gestaltung der österreichisch-deutschen Be- tehungen, und sie werden deshalb den Anlaß des Wiener Gesuches nicht vorübergehen lassen, ohne daS Anschluß. Problem wieder zu erörtern. Tatsächlich kommen aber Dr. Marx «nd Dr. Streseman» nach Wien, «m den vor säst zwei Jahren von Dr. Ramek i» Berlin abgestatteten Besuch zu erwidern. Seit diesem Be suche hat sich der Eintritt Deutschlands in den Völker, bund vollzogen. Damit aber hat sich für Wien und Berlin ein neuer Berührungspunkt tn der internationalen Politik ergebe». Daß kulturelle und wirtschaftliche Fragen einen wichtigen Gegenstand der Aussprache zwischen den Vertretern der beiden Länder bilden werden, ist nicht zu bezweifeln. Die Zusammenarbeit der Industrien beider Länder ist erst in den letzten Wochen in Düsseldorf von den beiderseitigen Wtrt- schastssührern in inoffiziellen Beratungen behandelt worden; die Nechtsangleichung auf strafrechtlichem Gebiete ist gleich falls tn ber letzten Zelt angebahnt worden. Wie man sieht, ergibt sich eine Fülle aktueller praktischer Fragen, welche die beiden Länder zu erledigen haben und bei deren Lösung der persönliche Kontakt der leitenden Staatsmänner eine wertvolle Unterstützung bietet. Wer aber meint, daß die Wiener Zusammenkunft auch die Anschlußfrage um ein Stück weiter bringen werde, ignoriert wohl dte realpolitische Lage. Irgendwelche Ucbcrraschungeu sind von diesem Besuche nicht zu erwarten. In den letzten neun Jahren sind Dr. Seipel und Dr. Ramek je einmal tn Berlin zum Besuch, Dr. Marx und Dr. Strese- mann zweimal in Wien zum Gegenbesuch gewesen. Das ist für eine so lange Zeitspanne nicht viel und dürfte wohl auf die ungewöhnliche Ucbcrbürdung mit Negicrungssorgen in den beiden Staaten zurückzusühren sein. Solche Besuche be- deuten eine erfreuliche Gelegenheit, um die Gemeinsamkeit der Richtlinien zu bestätigen: sie sind aber nicht bestimmend. Entscheidend ist der Wille der Völker in beiden Staaten, sich politisch und wirtschaftlich auf der Höhe zu halten, um ge meinsam dem Deutschtum wieder jene Stellung zu erobern, die ihm zukommt. Die Friedensdiktate von Versailles und St. Germatn werden eines Tages nicht mehr bestimmend für die Verhältnisse Europas sein, und dann wird die Möglich keit vorliegen für eine realpolitische Auswirkung des großen deutschen Gemeinschaftsgefühls. « Reichskanzler Dr. Marx hat dem Rcrliner Korresponden ten ber „Neuen Freien Presse" Erklärungen über seinen Wiener Besuch gegeben. Darin heißt es: Unser Besuch ist eine Erwiderung des Besuches, den der österreichische Bundes kanzler Dr. Namek vor einiger Zeit in Berlin abgcstattet bat. Große politische Auseinandersetzungen sind nicht beab sichtigt. Dr. Stresemann trifft, wenn er zur Völkerbunds» tagung nach Genf geht, dort regelmäßig drei- oder viermal im Jahre mit den Staatsmännern der Entente zusammen. Die Besprechungen mit ihnen gehören in Genf zu seinen wichtigsten Aufgaben, und für andere Besprechungen bleibt wenig Zeit übrig. Es ist daher ganz natürlich, daß der deutsche Reichskanzler und der deutsche Neichsaußcnministcr einmal eigens nach Wien reisen, um die Verbindung mit der eng befreundeten österreichischen Regierung aufrecht» zuerhalten. Schon diese Erwägung müßte dazu führen, daß man an unserem Wiener Besuche nichts Auffallendes findet. Unser Besuch in Wien wird leider nur von kurzer Dauer sein. Wir müssen, weil die Arbeit drängt, bald wieder nach Berlin zurückkchren. Bestimmte Fragen chaben wir mit der österreichischen Regierung nicht zu erörtern. Wahrscheinlich wird u. a. auch von dem Entwürfe deS neuen Strafrechts die Rede sein, das in beiden Staaten gemeinsam sein soll. Zentrum un- Bayrische Doiksvarlei in -er Piaiz. Abschluß eines WahlkompromiffeS. Neustadt a. d. Haardt, 12. Nov. Die am Donnerstag i* Neustadt a. d. Haardt zusammengetretene KretSvorstandschast der ZentriimSpartei der Pfalz nahm eingehend Stellung zu der Frage der Zusammenarbeit von Zentrum und Bäurische« Volkspartet im kommenden Wahlkampf. Dte Besprechungen» die mehrere Stunden dauerten, führten zu einem durchaus positiven Ergebnis. ES wurde eiue Kommission eingesetzt, die mit der Bayrische» BolkSpartei in Verbindung treten und über dt« näheren Umstände der Zusammenarbeit Verband« lange« pflegen soll. Die Selbständigkeit der beiden Partei«* rddnrchdieZ« ^ wird durch Zusammenarbeit nicht berührt. Der „Dorwarls" gegen -ie preichlsche Regierung. lDraht«el»n», »»«rer Berliner «chrtftlettnngI Berlin, 12. Nov. Die Sozialdemokratie arbeitet bekannt lich mit allen Mitel daran, die kommunistische Anhängerschaft soweit als nur irgend möglich auf ihre Seite zu ziehen. Et* dieses Bestreben gut charakterisierendes Beispiel ist die Tat sache. daß die von dem sattsam bekannten Salonbolschewtste» Egon Erwin Kisch veröffentlichten „ZuchthauSbrtefe" vo* Max Hölz im »Vorwärts" eine sehr wohlwollende Be sprechung erfahren. Seinerzeit, als die von Max Hölz geführt« Bande mordend und sengend durch Mitteldeutschland zog. mar eS gerade der „Vorwärts". ber nicht» sehnlicher wünschte, al» daß der Führer der Bande an den Galgen komme. Heute, wo e» sich darum handelt, kommunistischen Arbeitern zu »eigen, daß auch der »Vorwärts" genau so wie die „Rote Fahne" für die „heiligen Interessen des Proletariat»" elntreten kan», wird von Max Höl, gesagt, „daß hier ein Mensch Unsagbare»! erleidet im Bewußtsein des ihm gewordenen Unrechts". Nun passtert dem „Vorwärts" noch das recht fatale Mtß, geschick, ganz zu übersehen, daß Hölz. der „schlimmer als ein ge meiner Verbrecher behandelt werde", in einem preußische* Zuchthaus fitzt «nd baß Preuße« doch, »aS schließlich anch de« „vorwärts" wissen sollt«, von sozialdemokratischen Herrscher» regiert wird. Diese könnten doch dem „UederzeugungSver- brecher". wenn sie über ihn so dächten wie jetzt der „Bora wärt»", immerhin sehr angenehme Vrleichterunaen verschaffen.
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