Volltext Seite (XML)
SsmUa,, IS. Lovember 1K27 IOhr,«»-. -ß U» Gegrün-er 18SK DradianlchrM - Ernnvr-cher-Eommclnummrr: 2S 241 Nur stlr Nachiaesvräch«, 20011 B-zugs-Gebiih, «in»elnu««»r »» <vte»«t». Die Ameisen werben na» Boldmarli berechn,> di» »>nlvall>,e mm breite <1ln,oi^o»,,<7>nosko- L'U' ^ 'v'a , wr auewärl, - Pja. Kamtlienameigen >md Liellenaeniche odne «abati ,5 Pio,, auKerkialb r?> Pi,.. die «n mm dreil» «elilamereiie ro» Pia. auderlialb ennPia. Onerienaebübr «»Pia. Ausiv. AuMäae aeaen Vorauebemlila. Schrtttleituna und .tzauviaeichSileftelle- iMartentteas,« SS »2 Druck u. Derlaa van Ui«»,«>,» Retckard» in Dresden Pofticheck-Konio 1008 Dreaden Nachdruck nur mii deutlicher Ouellenanaade >.Dresdner Nachr.'> ruldiiia. Unverianaie Achriiisiiicke werden m»i auibewadri. Ioöan dlaekmlttog sdenä, nernglosir ZZIs kon^ssllleliksllsn uncj Konfgrsrirsn M ^sclsri LOnnsdSncj üesellsälattgabenä — ttucktt bin Kampf um Sesterreilh. Sie Siele der Heimatwehren. - Liquidierung der Revolution-Herrschaft Wiens. Der Widerhall -es sranzösifch-jugoflawifchen Vertrages -10 Millionen Mark Kindenburgspende—Dorneuen deutschen Amerika-Anteihen Ein Interview. Itziauer Drahlberichi der ..Dresdner Nachricht» n*.i Innsbruck, 12. Nov. In den letzten Wochen waren in der rcichödeutschcn Presse Gerüchte aus Oesterreich verbreitet worden, nach denen die östcrreichilchcn H c I m a t w c h r e n, deren Eingreifen bekanntlich die Niederwerfung des bolsche wistischen Iullansstandcö in Wien zu verdanken ist, eine Wion vorbcrcitcn. mit dem Ziele, eine Art fasch ist! sch er Diktatur in Oesterreich ausziirichtc». Weiter war ge meldet worden, das, insbesondere die faschistische Re. gicrung in Rom ein unmittelbares Interesse an dieser Aktion zeige und sogar f i n a n z i e l l e H t l f S m t t t e l und Waffen den Hcimatwchrcn zur Verfügung gestellt habe. Trotz der offensichtlichen Unwahrschcinlichkett solcher Kombinationen und einen, sofortigen eindeutigen Dementi der Berliner österreichischen Gesandtschaft hatten sich die Ge rüchte selbst bis in rechtsstehende Zeitungen hinein verbreitet, und auch in Berliner politischen Kreisen schien man geneigt zu sein, ihnen einiges Gewicht vctmcssen zu sollen. Zur Klar- stclliina des Sachverhalt- wandten wir uns an die authentische Stelle der Heimwehrbeivegung. nach Innsbruck. Der Stabs» che> der österreichischen Sclbstschntzorganisationen. Major a. D. Papst, gewährte einem Mitglied unserer Schriitleitung eine Unterredung, in deren Verlauf er sich ausführlich über den oben skizzierten Fragenkomplex äußerte. Tie innerpolittsche Lage in Deutschöstcrretch zeigt ins besondere seit den Wiener Iultcretgnissen eine scharfe Front der a n t i m a rxi st i sch c n Kreise, die ihren macht, massigen Ausdruck einesteils >m Parlament und zum anderen Teil in der österreichischen Selbstschuhbewegung haben, gegen den — wie die Bezeichnung bei uns lautet — „Auftro-MarxiSnruS*. der hier eine besonders gefährliche Ausprägung hat und mit den rcichs-cntschcn Sozialdemokraten nicht zu vergleichen ist. Dieser Marxismus entspricht vielmehr nahezu der reichs« devtschcn Kommunistischen Partei, sucht indessen heute, nach dem er !m Juli in Wien aufs Haupt geschlagen worden ist, nach verlorener Schlacht seine Linien zurückzunehmcn und zunächst einmal Zeit zu gewinnen. Nunmehr versucht der Austro-MarxiSmus aus seinem beutigcn Schwächczustand heraus zwei Wege zu beschreitcn, um die antimarxistische Offensive zum Stehen zu bringen. Einmal bietet er de« biirgerlichcn Parteien eine Koalition an. in der Hoffnung, damit auf Teile der bürgerlichen Parteien Einfluft ,u gewinnen und diese Parteien von innen heraus zu verhindern, ihre starke Stellung rücksichtslos wahrzu- nehmen. Ich bin überzeugt, das, alle biete Koalitionsangebote nicht ernst genommen werden dürfen. Der zmeite Weg des Anstr «-Marxismus besteht darin, die Hcimwehrbcwegung ebenfalls von innen heranS zu verwirren und damit lahmzulegcn. Tie Sozialdemokratie hat zu ihrer Ueberraschung im Juli er fuhren. das, die Hcimnnchren eine Macht geworden sind, mit der nicht zu spähen ist. Deshalb versuchen sic nunmehr diesen scsten Block durch eine vergiftende Propaganda aukzulockern. Die Bcrdächtigung, die Heimwehr bekäme von den Italienern Geld und Waffen, ist nur aus diesem Grunde auSgcstreut worden. Diese propagandistische Offensive ist in allen Einzel heiten auf dem Kongreß der sogenannten Inter natio nalen Kommission zur Bekämpfung des Fa schismus. der am 17. Oktober in Wien stattsand. beschlossen worden. Aus dieser hinter verschlossenen Türen abgehaltene» Tagung erklärte Dr. Bauer, der Führer deS linksradikalen stlitgcls der österreichischen Sozialdemokratie, der Kamps gegen die Hcimwchrcn dürfe nicht über die sozialdemokra tische» Partciblätter geführt werden, sondern man müsse sich dazu der österreichischen bürgerlichen Presse bedienen. Vor allem aber müsse man versuchen, aus die rechtsstehen den Blätter im Reiche in dieser Hinsicht Einsluk, ,« nehme«. Wie erfolgreich diese Pläne gewesen sind, hat sich aus der Stellungnahme der größten nationalen süddeutschen Zeitung ergeben, die aus eine angebliche Finanzierung der Hcimwehren durch die faschistische Regierung hinwicS und damit daS Signal sür wettere Presievcrösscnt- lichnngc» gegeben hat. Die gesamten Gerüchte entlarvten sich so als eine Aktion, die im Wiener Parteibüro der österreichischen Sozialdemokratie bcschlosicn worden ist, und man kann nur b dauern, bah weite Kreise der rcichSdentschen Oessent» lichkcit diese Zusammenhänge nicht erkannt haben. Nach seiner Meinung über die mntmahltchc zukünftige Entwicklung der innerpolittsche» Bcrhältnisie in Oesterreich befragt, erklärte Major Papst folgendes: Diese Entwicklung Ist abhängig von der Taktik der Sozialdemokratie. Läsit sich die Sozialdemokratie die sogenannten Errungenschaften ihrer roten Revolution aus parlamentarischem Wege au» der Hand winden, nimmt sie, ohne illegale Widerstände etnzuschalten. z. B.*daS bevorstehende Antitcrrorgesetz und das Antistreik gesetz sür lebenowichilge Betriebe hin, so wird sich eine fried liche Entwicklung ergeben können. Darüber, bah man nun mehr entschlossen ist, die unhaltbaren, durch die Revolution geschaffenen Zustände rücksichtslos zu liquidieren, müssen sich die Sozialdemokraten im klaren sein. Tuche» sie dem jedoch auf außerparlamentarischem Wege Widerstand cntgcgen- zusctzcn, daun werden die Hcimwehren nicht davor zurück- « schrecken, »ach Wien zu marschieren, um aus diesem ^ Wege Ordnung zu schassen. scivuiaiuyorga»" tagsabgeordnclcn satio» umsaht hc> rcichS, die nicht m Aus der Tagung der Hcimwehrsührer tu Graz hat der Fühter der Sclbstschutzorgantsattoncn, Dr. Steidele. unumwunden und in aller Ocssentlichkctt diese Parole ausgcgcben. Ueber di« österreichische Hcimwehrbewcgung ihre Organi sation und Zusammensetzung erklärte Major Papst: In den österreichischen Bundesländern bestehen teils Heim», teils Hcimatwehrcn, die sich manchmal auch Hetmatschutz nennen. Diese landschaftlichen Heimwehrorganisationen sind zusammen- gefaht im Spitzenoervand der österreichischen Selbstschutz- verbände. Der Sclbstschutzvcrband hat zwei Zweige, einmal die Wchrbcweguug und auf der andere» Seite dieTechuische Nothils«. Die Führung ist vollkommen einheitlich und liegt in den Hände» des Bundesführcrs der österreichischen Delbstschutzorganisatioucn, des Vundeörats und Tiroler Land- Dr. Steidcle. Die Selbftschutzorgani- hcute alle wehrfähigen Männer Dcutschöstcr- marxistisch orientiert si»»d, gl ichgttltig. welcher parteipolitischen Orientierung sonst in Stadt und Land. Die bürgerlichen Parteien haben sogar offiziell die Parole aus- gegeben. das, ihre Wähler der Hcimwehr beitretcn sollen. Tie Hcimwehr ist zunächst eine ausgesprochene OrdnungS- und Wchrbewcgung. und hat im Grunde keine eigentlichen politi schen Ziele. Für sic gibt cs nur die Front der Ordnung, und deshalb hat sie zunächst uur das Ziel, die Wurzeln aller Un ordnung und Zersetzung im Marxismus auszurotten. Im übrigen vermeidet sie bemüht, sich in innenpolitische und auch außenpolitische Fragen cinzudrängcn. Was die Finanzierung der Hcimwehren angehe, so unter streiche er erneut, dah die angeblichen faschistischen Geld quellen böswillige Verleumdungen seien. Die Organisation trage sich selbst und finanziere sich vollkommen legal. Man brauche z. B. nur die Sitzungsberichte der Gemcindcrats- tagungen in den Tiroler Gemeinden zu studieren, um fcst- znstcllen. wie dort in oller Ocffcntltchkeit auch die Mittel für die Hcimwehren bewilligt würden. Der ö'lerreichische Nalioiralfeierlag. Wien, 12. Nov. Anläßlich des Nationalfeiertages erschienen gestern die Präsidenten deS Oesterreichischen Natio nalrates und der stellvertretende Vorsitzende des Bundes rates beim Bundespräsidenten Haintsch, um die Glückwünsche des Parlaments darzubringen. Der Präsident des National, ratcs, Miklas, hielt eine Ansprache, in der er u. a. fcststellte, dah die Wiedcraufbauarbeit in Oesterreich wohl vorüber gehend gehemmt, aber nicht ausgchaltcn werben könne, und daß sie die Anerkennung der Welt finde. Der Bnndcsprä- sidcnt gab in seiner Erwiderung der Ueberzeugung Ausdruck, dah Oesterreich auf seine Gcsamtentwicklung in den letzten Jahren mit Befriedigung zurückblicken dürfe. Ans seinen Reisen durch die Bundesländer sei er zu der Ueberzeugung gekomnnn, dah die österreichische Bevölkerung durchaus demokratisch veranlagt sei. Nur etwas fehle «och, um die österreichische Demokratie vollkommen zu machen, das sei das Gefühl der Berantwortllchkeit. das jedoch auch in den letzten Jahren schon eine entschiedene Kräftigung erfahren habe. Die -eulkch-öilerreicht'che Rechlsanaleichung. Eine StrafrechtSbclegatiou geht nach Wie«. Berlin, ll. Nov. Am Montagabend wird sich eine Dele gation von zehn Mitgliedern des Strafrechts-Aus- schusseS des Reichstags nach Wien begeben, um dort mit dem Unterausschuß des österreichischen StrafrechtSauSschusses die schon seit langem geplanten Verhandlungen über die deutsch-österrcichische RcchtSangleichnng zu beginnen. Die Mitglieder der Abordnung werden nach Fraktionen anSgcwählt. und zwar stellen die Sozialdemokraten und die Dcutschnattonalen sc zwei Mitglieder, das Zentrum, die Bolköpartei. die Demokraten, die Wtrtschaftspartet, die Bäy- rische BolkSpartct und die Kommunisten te «inen Abgeord neten. ^ - Die Beratungen werden am DicnStag im Wiener Parla- mentsgebände beginnen »nb wahrscheinlich auch noch den Mitt- moch über dauern. Die Beratungen werden sich an der Hand deS StrafrechtSentwnrfS und der bisher vom deutschen Straf» rcchtSanSschuh beschlossenen Abänderungen entwickeln. Es ist vorgesehen, bah solche Aussprachen von Zeit zu Zeit wieder- holt werden und bah sie abwechselnd in Berlin und Wien stattstnden. Sparsamkeit! Daß Sparsamkeit eine ebenso schätzenswerte wie not wendige Tugend ist. darüber ist sich männiglich im Deut schen Reiche einig. Sie in der Praxis zu betätigen, ist eine Kunst, die im geschmähten Deutschland der Vorkriegszeit ge räuschlos geübt worden ist. Im nachnovemberlichen Deutsch land aber sind Sparbüchse und Sparkasienbuch nicht nur im Privathaushalt recht selten geworden, obwohl die Erkenntnis 'allmählich Boden gewinnt, dah sie und die Banknoten der wirtschaftlichen Betriebe daS Geheimnis umschlichen, wie allein wir jemals wieder der Abhängigkeit vom amerikanischen Ka pital langsam entwachsen können Wenn wir aber in diesen Tagen erst von sachverständiger Sette hören muhten, dah im kommenden Jahre mit Einschlub der Kosten der Sozialversiche- rung eine Belastung von über zwanzig Milliarden Mark statt der sechs bis sieben Milliarde^, der Vorkriegszeit aus der deut schen Wirtschaft lasten, dann'wird man zu der Ueberzeugung kommen müssen, dah der steuerbelastete Bürger manchen Grund sür mangelnde Sparbetätigung ansühren kann, dah anderseits aber doch vielleicht nicht jeder Leiter einer öfsent- lichen Finanzverwaltung jener hehre Schützer der Tugend Sparsamkeit ist. als der er in Etatreden und sonstigen Ver beugungen vor der Oessentlichkeit erscheint. Und cs ist keine finanzpolitische Grohlat deS ReparaiionSagenten. wenn er in seiner unliebsamen Denkschrift dem Anwachsen der öffentlichen Ausgaben sein besonderes Augenmerk zugcwendct hat. Die Wirkung aber ist überraschend. Sparsamkeit ist. nachdem die Wirtschaft lange genug vergeblich ihre Stimme erhoben hatte, nunmehr auch das Leitmotiv der Parteien geworden: denn man kann schließlich — man rechnet ja längst schon allgemein mit Neuwahlen bereits im Krühsahr — auch einmal mit Spar- samkeitSforderungen den Wählern imponieren. Die Art. wie sich die Parteien der Sparsamkeitsparole bemächtigen, muh jedoch ernste Bedenken erregen. Sie dient nicht nur der Opposition dazu, mit ihr unliebsame Regierungsvorlagen, wie das Schul gesetz. zu bekämpfen, sondern sie scheint vor allen Dingen auch den Weg zu jenem Parteiziel des Einheilsstaateö bahnen zu sollen, den Demokraten und Sozialisten in und seit Weimar vergeblich angestrebt haben. Bon der nur zu berechtigten Forderung nach der Ber- waltungsreform ging eS auS In scheinbar unlöslicher Ver kettung mit ihr erweitert man die ganze Krage zu einer Vcr- sasiungsresorm, indem man sie als Voraussetzung der Vcrwal- tungSresorm bezeichnet Damit aber verouickt man eine Sache, die wie die Vcrwaltungsresorm völlig außerhalb des partei politischen Kampfes stehen könnte und mühte, mit einer nur zu politischen Streitfrage die mit ihrer Auswühlung der in dem Thema „Einheitsstaat und Föderalismus* verborgenen Leiden schaften nicht nur eine rein technische Frage heillos kompliziert, sondern die gegenwärtig wohl auch schwerlich parlamentarisch zu lösen ist, da eine Zweidrittelmehrheit für eine solche Vcr- sassungSänderung einfach nicht zustande zu bringen ist. Tabet braucht man sich nicht zu verhehlen, dah die Bewegung für den Einheitsstaat trotz aller tnncrpolitiichcn Kon- fliktSmöglichkeiten mit den süddeutschen Staaten be sonders durch Zuzug auö Winschastskreisen an Um fang zugenommen hat Die heute in den Vordergrund treten den treibenden Faktoren sind jedoch nicht mehr io sehr politisch- doktrinärer, als vielmehr sinanziell-mtrtichastltcher Natur. In den Tatsachen allerdings findet daS schwerlich eine Stütze. Ge- wih haben wir zu viele Minister. Es sind, wenn man die 42 Senatoren der Hansestädte, die lcdoch die Unitaristen be stehen lassen wollen, hinzurechnct etwa IM. Auch dah 2VM Abgeordnete zu viel sind, wird man nicht bestreiten wollen. Aber man vergißt hierbei nur zu sehr, dah diele Ucbersetzung der Regierungen weit mehr eine Folge des parlamentarischen, als des FöderativsystemS ist. Wenn eS dazu eines Beweises bedarf, so liefert ihn Thüringen, das bisher als einziges deutsches Gebiet den Weg zu einer starken Vereinheitlichung beschritten hat. In den acht thüringischen Monarchien hat es nach Feststellungen Dr. Everlings insgesamt »7 Beamte vom RegternugSrat auswärts gegeben, während der „verbilligte* Einheitsstaat Grobthüringen heute mehr alö die doppelte Ziffer zählt. Das eröffnet gewiß keine aussichtsreichen Per- spekttvcn sür den Einheitsstaat, in dcsien dezentralisierten Auf bau dvch einfach an die Stelle der Landesregierung ein ver- größerteS Regierung», und In den mittleren und größere» Ländern ei» Oberpräsidtum mit Provinziallandiag treten würbe. Was es mit den Ersparnissen des Einheitsstaates auf sich Kat. geht aus Aufstellungen de» sozialistischen preußischen Ministerpräsidenten Braun hervor, der die Kosten der Gelb-