Bericht über die mechanisch-technologische Abtheilung (Metallver- arbeitung, Holzverarbeitung, Spinnerei u. Weberei) der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 Berichte der Riga'schen Delegation über die Wiener Weltausstellung
Titel
Bericht über die mechanisch-technologische Abtheilung (Metallver- arbeitung, Holzverarbeitung, Spinnerei u. Weberei) der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873
116 terial. In Folge dessen wurden fortwährend Reparaturen und Auswechslung von Litzen erforderlich, die natürlich durch Störung und Unterbrechung der Arbeit dem Weher oft grossen Verdruss bereiteten. Ausserdem musste der Weber deshalb eine bedeutende Anzahl von Reservelitzen halten, um beim Auswechseln der Kämme die zugehörigen Litzen ein- setzen zu können. Diese Misstände führten naturgemäss auf den Gedanken, anderes, besseres Material zu den Litzen zu nehmen, also, um gleich das Zweckmässigste zu nennen: Me talldraht. Der Metalldraht kann offenbar um so viel dünner sein, als seine Festigkeit die des Zwirnes übertrifft und da diese Differenz bedeutend ist, so kommt den Drahtlitzen vor Allem der Vortheil zu, viel weniger Platz einzunehmen und dadurch sich und der Kette eine freiere Bewegung zu gestatten. Auch Hessen sich leicht solche Litzenstärken finden, die bei verschiedenen Kämmen gleich brauchbar sind, wodurch das öftere Auswechseln wegfällt, und endlich lässt sich an denselben eine Glätte erzeugen, die bei den Zwirn litzen nie zu erreichen ist. Der Anfertigung der Drahtlitzen stellten sich jedoch scheinbar nicht zu überwindende Hindernisse entgegen, weil es nicht gelingen wollte, das Litzenauge so mit einzulegen, dass der Kettenfaden im Auge nicht der Gefahr der Ver letzung ausgesetzt wäre. Namentlich war es schwer, die scharfen Winkel herauszubringen, welche beim einfachen Zu sammendrehen zweier dünnen Drähte mit einer dazwischen liegenden Oese entstehen. — Zunächst begnügte man sich noch, statt der einfachen Zwirnlitzen, mit solchen, die Metall augen trugen, machte sie jedoch, um ihnen eine grössere Elasticität zu ertheilen, aus Wollzwirn, wie noch jetzt eine von Gagstädter in Chemnitz ausgestellte Kollektion hiervon sehen lässt. Neuerdings aber ist die Herstellung von Drahtlitzen, wie es scheint, an zwei Stellen zugleich vollständig gelungen,