Volltext Seite (XML)
71. Iahr-arrg. 414 DrablanILrM, Nackietcht»» Dr»«»»« fferniorecker » Lammelnmnmer: 2V S41 Slm »Sr Slachtae'mäch»! 20011 vom 1. bi» 1°, Septbr. l«? dr> läavck «weimaliaee 8u»elluna irr, Sau, >.S0M». ^)EAUA9*Wö0Uys P,kb«»ua»vre>e >ür Monai September 1 Mard obne Post»ustellun»»»ebüdr. Ltn,«lnumme» 1V «vkennta Anzeigen-Preise: D,'«.., »ußerbalb igen werben nach , . .. —, ^ . 'ür auswSri» *> -Via. äamtlienan,eigen und Swllenaemche ohne 1a,, nukeekalb S -Via-, die 40 mm breite XeUamezeile Nd -Via. -Via vstertenardühr loBta Au«w. stusträae »eaen Born»»be,nbla. Nachdruck nur mit deutlicher QueNenanaadk . Dresdner Nackr »ilä'iia DaRIRLHA - Vasv§»«U» s^sussts kvlocislls In rvletiiisitigstsi' /!<u»>vviil Aclotf SILtev 26 i^i'agsi' TtnalZs 26 Lvsles 8peziat-Hau8 für Leäevroaven unä Neiseavttkek Belgien scheut die Franktireur-Untersuchung. Der belgische Ministerrat lehnt -ie von Dandervel-e angereffte Enquete ab. Die Tagung -es Aelchsverbarr-es -er Deutschen Jn-uslrie. — Siresemann bei Chamberlain. — Mor- in -er Warschauer russischen Doischask. Das belgische Kabinett gegen Van-ervel-e. Brüssel, 2. Sept. Der hentiae Ministerrat, an dem Bandervelde, der besonders zu diesem Zwecke ans Genf zn- rück-tkehrt war, teiluahm, hat die Veranstaltung der Frank» tirenr-Enquet« abgelehnt. Der Ministerrat hat nur «ine Stunde gedanert. Wie die T.-U. erführt, hat Bandervelde feinen Borschlag ans Einsetzung einer Kranktirenr-Enqnete energisch verteidigt, hat aber angesichts der Haltung der Minister nicht aus der Durchführung der Enquete bestanden. Sofort nach Schluß der Sitzung hat sich Bandervelde nach Genf zurückbegeben. Die Regierung veröffentlichte nach Schluß der Sitzung ein Kommuniqus, in dem es heißt: Auf Grund der Erklärung des belgischen Außenministers Bandervelde vom 13. Juli 1927, in der erklärt wurde, daß Belgien «in« internationale Untersuchung, selbst wenn sie verspätet erfolgen würde, über den angeblichen Franktireurkrieg zu lassen würbe, hat die Regierung deS Deutsche« Reiches ihren Gesandten in Brüssel am 22. August beauftragt, der belgischen Regierung mitzutetlen, daß Deutschland den Vorschlag einer Snquet« annehme und bar» Über hinaus der belgischen Regierung die Ausdehnung dieser Enquete auf alle Kragen des Krieges Vorschläge. Der deutsche Gesandte hat weiter erklärt, das, der Ansicht der deutschen Regierung nach dieselben Methoden auch auf andere Länder angewandt werden könnten. Der bel gische Minister des Auswärtigen hat den Eingang dieser Mit teilung dem deutschen Gesandten bestätigt und mitgcteilt, daß er den deutschen Vorschlag dem nächsten belgischen Minister- rat vorlegen würde. Der belgische Ministerrat ist in seiner heutigen Sitznng übereinstimmend der Ansicht gewesen, baß diese deutschen Vorschläge nicht angenommen werden könnten, besonders da sie a«S einem Willen zur Besänftigung der internatio nalen Atmosphäre hcrrühren. Es erschien unzweifelhaft, daß unter den gegebenen Um» ständen eine Enquete die Leidenschaften übermäßig aufwtihlcn und Folgen haben würde, die den gemeinsame« Wunsch der beiden Regierungen ans Pazifizierung «nd Verbessern«« der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zuwidcrlausen würden. Der Minister des Auswärtigen wird die Gründe für sein Verhalten beim Völkerbundsrat in Kens in Be sprechungen mit den Vertretern der Signatarmächtc des Loearno-Bertrages bekanntgeben. Anmerkung dcö W. T. B.: Bon unterrichteter Seite wer. Len wir darauf hlngewlcsen, daß in dieser Angelegenheit am 19. August eine gleichlautende Mitteilung von deutscher wie von belgischer Seite veröffentlicht worden ist. Soweit die vorstehende Veröffentlichung hiervon abwcicht, könnte sie zu dem Mißverständnis Anlaß geben, daß die deutsche Negie rung Forderungen gestellt habe, die über den in der Bekannt machung vom 19. August vorgesehenen Rahmen hinanSgehen, was bekanntlich nicht der Fall gewesen Ist. * Der Beschluß deS belgischen Kabinetts und fast noch mehr die fadenscheinige Begründung, die man ihm offiziös gegeben hat, stellt ein klägliches Znrückweichen vor der ersten nn- Parteiischen Untersuchung der KriegSlügcn dar, mit denen man lange Jahre hindurch Deutschland zum Verbrecher an der Menschheit gestempelt hat. Er ist zugleich ein klares Ein geständniS der Verlogenheit, mit der man soeben erst, 9 Jahr, nach Abschluß des Krieges, in durchsichtigem Zusammenarbeiten mit Poincars die alten Lügen in niederträchtigster Weise wieder ausgewärmt und sie t» Standbildern des Hasses für die Zukunft festgemeißelt hat. Dabet ist keinen Augenblick daran zu zweifeln, daß die für Belgien beschämende Zurück. Weisung einer internationalen Untersuchung der Kricgsvor- gänge nicht zuletzt unter französischer Einwirkung erfolgt ist: denn es ist bekannt, daß Poincars durch den französischen Vertreter in Brüssel Vorstellungen gegen die Einsetzung einer Untersuchungskommissiou erhoben hat Er wird wissen, warum. Der Beschluß des Brüsseler Minister rats ist für die moralische Stellung Belgiens um so be lastender, weil er erfolgt ist unter einer ganz ungewöhnlichen Desavouierung des Außenministers Bander velde, auf dessen Initiative der Untersuchungsvorschlag zurückzusühren ist. Ob und wie sich Herr Bandervelde damit abftnbct, ist seine Sache. Zunächst jedenfalls hat er eine Kabinettskrise vermieden und ist nach Genf aßacreist. Für uns ist es bedeutsamer, baß Belgien nicht den Mut gefunden hat, durch eine unparteiische Untersuchung die Wahrheit fest stellen zu lassen, und damit derartig empörenden Vorgängen, wie der Denkmalserrichtung in Dinant, die viel mehr, als irgendeine objektive Untersuchung eS könnte, „die Leiden schaften übermäßig aufwtthlcn", den Boden zu entziehen. Dr. Stresemann zum belgischen Kommunique. Auf das äußerste befremdet. «Durch F u n k I p r u ch.i Genf, 2. Sept. Zu dem von der Belgischen Telegraphen Agentur heute über die Einsetzung einer internationalen Enquetekom Mission veröffentlichten Kommunique gab der deutsche Außenminister einigen hiesigen Pressener tretern folgende Erklärung ab: Ich bin von dem Kommnniquö auf das äußerste befremdet. Der wirkliche Sachverhalt ist vor kurzer Zeit, nämlich am 19. August, in einem mit der bcl gischen Regierung vereinbarten Kommuniquö gleichzeitig in Brüssel und Berlin bckanntgegcben worben. Aus diesem Kommuniquo geht klar hervor, daß die belgische Regicrnng die Initiative ergriffen hat, indem sie in einer amtlichen Note die Aufmerksamkeit der dentfchcn Negierung darauf lenkte, baß die belgische Negierung mit einer unparteiischen Unter suchung der deutsch-belgischen Streitfrage einverstanden sei Die deutsche Negierung hat dieses Angebot selbstverständlich angenommen, ohne daß sie ihrerseits irgendwelche neuen An träge oder Anregungen auf diesem Gebiete an die belgische Negierung gestellt hätte. Es ist deshalb unverständlich, daß in dem neuen belgischen Kommunique von einer deutscher seits angestrebten Ausdehnung auf andere als die von der belgischen Negierung tnS Auge gefaßten Fragen ge sprochen und baß der deutschen Negierung dabei die For derung der Anwendung eines gleichen Verfahrens gegenüber anderen Mächten unterstellt wird. Ich kann diese Behauptung dcö neuen belgischen Komm»»iqn5S nur auf eine Verkennung des wahren Sachverhalts seitens des belgischen Kabinetts zurückführcn. <W. T. B.) Me Besprechung Stresemann-Khamberlaln. Gens, 2. Sept. Heute nachmittag hat die erste Zusammen kunft zwischen Rcichsanßenminister Dr. Stresemann und dem englischen Außenminister Chamberlain stattgesunden. Um >17 Uhr erschien im Hotel „Beau Ntvage" Dr. Stresemann zu einer längeren Unterhaltung mit Chamberlain, die das ganze Gebiet der schwebenden politischen Kragen behandelte. Verschiedene Besprechungen zwischen den Vertretern der Locarnomächte dürften sich anschlicßen. Kurz vorher hatte der ncnernannte Vertreter Chinas im BölkervundSrat, der Lissavoner Gesandte Wang, Dr. Strese- mann einen Besuch abgestattet. Ferner fand heute nachmittag eine Unterredung zwischen dem Kabinettvchef Chamberlain», Selby, und dem Staatssekretär v. Schubert statt. Ein Abendessen, an dem gestern abend NeichSaußenminister Dr. Stresemann zusammen mit Loucheur, Paul Bon- cour und anderen Herren mit ihren Damen tetlgenommen haben, trug, entgegen anderslautenden Annahmen, keinerlei politischen Charakter. Die beschlossene Verminderung der Besatzung», truppen wirb übrigen» formell erst im Laufe der hiesigen Tagung der deutschen Delegation zur Kenntnis gebracht werben. Da» hat nicht die Bedeutung einer Vernachlässigung der HöfltchkeitSpflichten ae< " Notwendigkeit geht die Deutschland, sondern »«nächst die Vertrag». inächte zu orientieren, die an der Besetzung cio k«oto nicht tcilnehmcn, aber auf Grund des Versailler Vertrages an den Angelegenheiten der Besetzung mitbeteiligt sind. » Genf, 2. Sept. Bei der Besprechung der Ergebnisse der Pressekonferenz in der heutigen Ratssitzung ergriff auch Reichsanßenmintstcr Dr. Stresemann daö Wort, der hervorhob, baß der Völkerbund sich zu der Initiative der Einberusung dieser Konferenz beglückwünschen könne und den Vorschlag machte, die Durchführung der Reso- lution der Konferenz in großzügiger und energischer Weise weiter zu verfolgen. Die Präambel de» Berichte» der Kon ferenz an den Rat stelle eine feierliche Erklärung der Grundrechte der Presse bar. Dr. Stresemann wie» in kurzen grundsätzlichen Ausführungen darauf hin, da» -te Presse eine Ergänzung der Politik bedeute. Sie sei geeignet, in gleicher Weise der Befriedigung, wie der Aufreizung der öffentlichen Meinung zu dienen. Völkerbund und Presse arbeiten am gleichen Ziel der Verständigung. Die Presse hätte au« der Konferenz lernen können, wie schwierig eS sei, 88 Staaten zu einem einstimmigen Beschluß zu bringen. Sie habe aber gleichzeitig feststen«« können, baß da» Suchen nach einem Kom- promiß nicht immer der Ausdruck von Schwächen, sondern auch der Ausdruck von Weisheit fein könne. Schatten über -em Kinöenburg-Tag. Das deutsche Volk schickt sich in dielen Wochen an. den 80. Geburtstag seines Reichspräsidenten würdig zu feiern. Eine Hindenburg-Spcndc zugunsten der Kriegsopfer ist ihm zugcdacht, neue Briefmarken werden sein Bild tragen große WtrtschastSvcrbändc wollen ihm das Familicnstammgut Neu. deck zum Geschenk machen, an Huldigungen. Feiern. Fackel» zügen wird kein Mangel sein. Das schönste Geburtstags geschenk aber sollte es — so konnte man bisher meinen — für den Herold der Einigkeit in Deutschland werden, wenn an diesem Tage der Hader der Parteien und Farben schwiege, wenn ein gemeinsamer Herzschlag der Freude und Ver ehrung das ganze Reich vereinte. Die schwarz-weiß-roten Verbände sind bei jeder Gelegenheit vor Hinbenburg er schienen. und auch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hat sich in letzter Zeit, nachdem der Groll der Niederlage über wunden war und nachdem sich Hindenburg auch bei seinen Wahlgegucrn als wahrhaft überparteilicher Landcsvater durchgesctzt hatte, manchmal vor ihm gezeigt — zur großen Freude des Reichspräsidenten. Der 2. Oktober sollte und mußte nun gerade in seinem Sinne der Tag werden, wo die feindlichen Brüder mit ihren ver schiedenen Bannern und Fahnen zusammen auf marschierten: denn cs kommt an diesem Tage nicht auf die Farben an, sondern aus die Herzen, und die schlagen doch bei allen Deutschen, die sich dieses Namens rühmen, mit gleicher Verehrung dem großen Manne entgegen, der das schwerste Stück deutscher Geschichte verkörpert und uns allen ein Vor- bild deutscher Männlichkeit und vaterländischer Treue ist. Wen» die Jugend im Stahlhelm und Reichsbanner gleich zeitig zur Fcter vor ihm angctrcten wäre, ko hätte dicker Er folg seiner Mahnung: „Seid einig" den Marschqll-Nräsidenten mehr erfreut als alles begeisterte Treiben und Hüteschwenken, das nicht ausblciben wird. Das Reichsbanner, oder vielmehr seine Bnndesleitung, haben es anders gewollt. Aller Erwartung entgegen gibt es bekannt, daß sich keine Organisationen an den Kundgebungen für Hindenburg nicht beteiligen werben. Man kann diesen Beschluß nicht als logische Fortsetzung eines Reichsbanner- grunbsatzcs ansehcn. denn verschiedene Ortsgruppen des Bun des haben, wie gesagt.dem Reichspräsidenten'chon ihre Ehrung erwiesen, z. B. in Kiel, in Anhalt und in Frankfurt. WaS Hörsing bestehlt, ist vielmehr eine neue Wendung qegen Hindenburg, ohne baß in keiner Tätigkeit auch nur die geringste Veranlassung dazu gegeben wäre. Sie geht in ihrer demonstrativen Schärfe sogar weit über die reservierte, aber nicht durchaus feindliche Haltung hinaus, die Im Lause der zweicinhalbjährigen Amtstätigkeit Hindcnbnrgs die ge mäßigten Teile der Sozialdemokratie ihm gegenüber ein genommen haben. Ein bezeichnendes Schlaglicht wird auf diese Entwicklung geworfen durch eine Polemik des Redakteurs der radikalen „Plauencr Volkszeitung" mit dem Anhalter Partet- blatt. Bei dem sächsischen Radikalen hat die offizielle Betei ligung der Sozialdemokraten und Rcichsbannerlcute an den Festlichkeiten aus Anlaß des Präsidentcnbesuches in Anhalt großes Mißfallen erregt und er rüffelt die Nnhalter Genossen mit folgenden Wutausbrüchen ab: „Hosianna! Hostannal Reumütig legen sich die Republikaner zu seinen iHindenburg», Füßen: Du gebcnedeite Unschuld, wir hatten dich verkannt. Nun wir dich erkannt haben, kommen wir zu dir, bringen dir Fackelzüge und hurraichrctendc Bataillone, Ehrenparadcn der Republikaner. Vergib un». denn du bist auch unser RelchSprästdent. denn du schützest di« Republik bester vielleicht al» manch anderer: Ist e» der Wille de» allmächtigen Gottes. dein tirtltgea Leben und dein buldrelche» Wirken noch über da» Jahr 1NSL hinaus der deutschen Republik zu erhalten, so werden wir, die dir treu ergebenen schwarz-rot-goldenen Republikaner, dich in jenem Fahr zu unserem Präsidenten der Repu blikaner erklären. . . . Dieser Frontwechsel hat sich zu einem Hlndenburgkoller ausgewachsen. Und an dieser neuen deutschen Krankheit stechen dl- letzten Reste de« Republikaner»»«» dahin." Die so Angegriffenen, der Ministerpräsident Deist lin der Lqndtagsvräsident Peu». haben sich mit einer sür Sozial demokraten bemerkenswerten Dcutltchkeit zur Wehr gesetzt und erklärt, baß sie für ihre Worte und Handlungen bet den Htnbenburg-Fetern nach wie vor elnstehen. Wie reimt sich nun die neue Parole des Reichsbanner» damit zusammen? Al» Organisation, die immer wteber ihre angebliche „UeVerparteilschkett" betont und die satzungSgemntz „zum Schutz der Republik" gegründet ist. kann eö doch nicht hinter Sozialdemokraten zurückstehen, wenn e» gilt, -em Oberhaupt dieser Republik an seinem Ehrentag -te ge-