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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051221022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905122102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905122102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-21
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Diese« Matt wird de» Vrsern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit« al« Abend-Ausgabe zugcstcllt, während e« die Post-Monncnten am Morgen m emcr GejanttauL-abe erhalten. verng?ge!'M)r: NMlIiOIirNid I«r d»t tilaNch N»»>>natt»c> A»t»a>»n,a d»>» »»Irr» Beten >«»>«»« »ud an Eo»n und Monlaa«, »ui eminav »VO »oBl «>»»<>a»«»>Sri>ak<>om- «t'Noi.itte » M der , MI »v Pi Bei ei»m»»«ei Autieliun« d»»ch d>« Voti»M« iol,„ett>getlaeid>. imNn-. land n»l «»>>»»,ltn»d«in AuMuage. » oUidrnit ali>> NrNtet » Ooainal- PiNieU«»«»,, »»> m» denn, «der Luel teiian^nde -la-tir") i>,'artur-angie Lonoiar- an'vrüiti» dtcive« u»bc,iiMchi>at; «>v»rtt>u«l» Maini'Irn're werüen mchl awbeivodrt. >»I»»ramm Adrett«: «»chrtehrrn Le««»«» Ge^vLUrSol L85V Dnlck und Verlag von Liepsch L Neichardt in Dresden. /Iiirelgeri'^ril. »Ninakme von Sl»küi,dlaun,»>. di» nachmiliaa» s Ui». Ho»» und UeniiE' mir P/uiuiisn-pir rs von n bi» »br Di» rnutUiieStimid «eit» >t« » L>ld»u A> Pr,.. Än- k>>»b>a»»«r» ani der PnxaUeiie Aktie «Pi« : die^walUiieAeilkauiLer« »nie. v> Pia. a>» tZt,«iandl Aktie « Mu An »luinmrrn »ach Sonn- «Nb A«ie,«a,kn i wniriak Äruiidreilc so Pia . aui Prioatteiie 40 Pta. riv»i»ae Aktie a»i TerUcNe und al» ömaeiaiit» «0 Pia. A»«n>ämae ilui Iraae nur aeaen Pvl»u»detal>lu»,. Beltabialler tolic» 12 Pimuiac. Fernsprechern Re. ll und L0»S LauptoelchSsidÜelle: Marienftr. SS. beinricd Liüm o » Milii t, i?1M 8>fRA L Lct« VsiüM»Isz». It»i vle^ntttv IIvnvu», ««nnlivu- u. K«in»lvrtivltle;iiliinjx. Mnter?slekol5 Mnker^oppea »«> von rz»eil v.vl» di» LL,— Hu^rvnkil. vvni u, kvkültai't ' Norsii Lcblskröclce von dlsrlr 4.au di» Iv,—. -iilk-nu k*»4»t«<». --- slsgdnl und iialtdnr > In eint. u. elc-s-. Xuskudrunn von dlnik t,VV di» 14,— I von dlsrlr 8,L« di» 4L,—. ««»Knut nun «wzr«» 8«^. Rr. :tL:r. Sm,ch j Trimicisin,,. LI. Tc,;c»,l>rr I'.iU.',. Ncncste Trnhlmcldttttsttn rom 20. Dczbr. gremdeufeiudliche Bestrebungen in Eliina. Köln. Ter Kor'espoudrnt der „Köln. Ztg." in Schanghai telegraphiert untrrm 19. d. Äll. : Gestern ivmden einige Euro päer verletzt, der denische und englische Konsul iviirdc» vvn Chinesen belchnnpst. Tarausyi» wnrden Truppen gclnndet. Die Engländer halten sich zum Eingreisen bereit. Eine Anzahl Chinesen winde getötet. Die meislen Emvväer sind heivaffuet. Die legt» 9!acht war ruhig, heute mvrgen käme» wieder einige Ruhestörungen vor. Wir erwarlen mehrere europäische Rriegöschisfe und hnhen den Eindruck, das; die Unruhen in einigen Tagen beendet sein werden. Washington. Ein Bericht ans Schanghai an das Staatsdepartement besagt . Gestein fanden wcilere Ruhkslö>nngen statt, wobei es eine Anzahl T v te und Bei wundetc gab. Tie Europäer beherrschen ,edoch die Stadt. Chinesische Beamte wirken dabei mit, die Ruhestörungen zn »iitcrdrücken. Zur Zeit der Absendung dieser Meldung ist alles ruhig. Zur Lage in Nnsilrnid. Petersburg. Die gestern erschienene neue sozialdemokra tische Arbeiter-Zeitung „Seweriii Golr'S" brrösfeuilicht einen Aufruf des Zentralkomitees des a l l rn > s i sch e n Ver bandes an die Militärs aller Waffengattungen, in dem die Offiziere, Mannlchaslen und Beamte der Garde. Armee und Flotte anfgrfordert werden, dem Verbände berznlreten Dieser bezweckt die Unterstützung der Freiheitsbewegung und als Endziel die Cinbernfnng einer konsiiiniciendcn Versammlung ans der Grundlage des allgemeinen, direkten und geheimen Wahlrechts und die Verwirltichmig einer vo» dieser Versamminng anS- geaideiteten Staatsordnung und Arnieeresvrm. Die Taktik des Veihandes werde bestehen in der Richtanweiidiiiig von Waffen gewalt gegen die Freiheitskämpfer. Ansrechterhaltnng der Ordnung. Schutz der Bürger gegen Gewalttätigkeiten, Verhinderung von Hetze» und VeiwiiMchnng des allrussischen ArmeestreikS. Als Schlntzakl seiner Tätigkeit veripricht der Verband alt denen Hiise, die wegen der Beteiligung a» demselben leiden müssen. Petersburg. Gestern abend sind die Admirale Roshest- wensti und Wirenius, die in Japan kriegsgefangen waren, hier eingelrossen. Petersburg. Die Eisenbahn aus ständigen in Moskau beschlossen, sich dem allgemeinen Ansüand anzn- schlictzen. Infolgedessen ordnete der hiesige Arbeiter-Devu- tiertcu-Nat, wie versichert wird, an, heute mittag l2 Uhr de» Ausstniid zu beginne». Auch in Moskau wurde gestern abend der BeMutz gesagt, den Anssiand zu beyttinen: nur d.e Wasser werke jvllen dort in Betrieb bieiben. «eit heute früh streiken dort die Angestellten der elektrischen Straßenbahn. Petersburg. In der gestrigen Sitzung des Ver bandes der Verbände wurde mitgetcilt. daß in Sebasiopol wiederum Unruhen statt Huden. Charkow soll in den Händen des anfrühreriichen Volkes sein, das eine neue Duma gewählt habe. Letztere habe sür die Ausständigen 10OM Rubel angewiesen. — Nach einer Meldung des „Slowo" ging aus T i s- l i s eine amtliche Meldung ein, daß dort seit dem 12. abermals blutige Zusammenstöße »wischen Armeniern und Tataren slattsinde», nachdem der Ltattlmltcr den Armeniern aus deren Gesuch 500 Gewehre .zur Bildung einer Miliz be willigt har. Die Truppen und die Gesellschaft fordern die Ent- wassnung der Miliz. Die Truppen haben aus eigener Initiative mit der Entwaffnung begonnen. In der Stadt herrscht Panik. Dasselbe Blatt berichtet aus Ja ros law, daß 600 beioaff- nete Arbeiter sich der Korsinkinschen Fabrik bemächtigten und sie als Eigentum des Proletariats erklärten. Alexandra wo. Ans Warschau wird gemeldet, daß der Vorsitzende deS Warschauer Effeubahnerverbandes. Moracewicz, beute verhaftet worden ist. Der Verband Hai deshalb beschlossen, daß am Freitag ein Aus stand der Beamten der Weich s eibahnen stattsinden soll. Nach Berichten aus Bialnstok sollen dort Rekruten eine Jndenhetze veranstalten. Köln. sPriv.-Tel.s Der Petersburger Korrespondent der „Köln. Ztg." übermittelte den Aufruf des Zentrajkv.nüccs des allrussischen Militärverbandes, wonach die Revolu- tionSbewegnng ihren Höbevnnkt erreicht habe. Ter Verband will die Eittlcheidring des Kampfes beschleunigen und Blutver gießen durch eine Vereinigung Ver Bevölkerung unt der Armee ein Ende bereiten. Königsberg. Ter Kronprinz und Prinz Aoochim Alb recht sind zur Feier des 250jähr!gcir Be- stcheiis des Grenadier-Regiments „Kronprinz" hier heute früh eingelrossen. Tie Reihe der festlichen Veranstaltungen wurde gestern abend durch die Ausführung eines Festspieles im Tiadl- theater eingelcitet. Heule vormittag fand in der Schloßkirche Fcslgollesdienst statt. BerIi n. Heute vormittag erschoß der aus Heilbronn zugereiste Dr. Arthur Thielert. gebürtig aus Marienselde HK reis Marienwerderl, den Berliner Hotelbesitzer Goethe im Hotel, weil ihm Goethe kein Geld mehr borgen wollte. Thiele gab dann mehrere Revolverschüsse aus herbeieilendc Dienst mädchen ab. ohne sie zu verletzen, und schoß sich dann leibst in den Kops. Er wurde nach dem Krankenlxruse gebracht. Cottbus. Vorder hiesigen ersten Strafkammer begann heute vormittag der Strafprozeß gegen den Stalionsassislenten Stullins-Sprewberg und die Weichensteller Wiedemann ans Schleife und Schmidt ans Sprcmberg in Sachen des Sprem - b e r g e r E i s e n b a h n u n s a l l s am 17. August dieses IahreS. Tborn. Hier herrscht schwerer Eisgang, die Schiffahrt ist geschlossen. Hamburg. Tie Abreise der Japaner ist ver schoben worden, da der Dampfer „Caiubroman" eine kleine Maschincnreparalnr hat und dem Dampfer „Vancouoer", dessen Abreise aus den hculigen Vormittag angcsetzt war, ein Dampf rohr platzte. Köln. sPriv.-Tel.) Ein Telegramm der „Köln. Zw." aus Tanger meldet, die spanische Legatton habe eine neue Noie en den Sultan gesandt, nachdem sie sich überzeugt habe, daß die Zustimmung aller Mächte zur Wahl von Madrid nicht zu erlangen sei. Bern. Gestern wurde der Vertrag der Generaldirektion der schweizerischen Bundesbahnen mit der Firma Browne, Vovcri u. Co. in Baden in der Schweiz betreffend den elek trischen Betrieb der Simplonbahn unterzeichnet. Durch diesen Veriraa erhält die genannte Firma versuchsweise die Ermäch tigung zum elektrischen Betrieb der Simplon- linie aus ein Jahr. Madrid. In der Dcpntiertenkammer erklärte Minister präsident Moret, die Negierung verzichte ans die Wiederher stellung des im Frühjahre dieses Jahres ermäßigten Einfuhr zolles auf ausländisches Getreide, und zwar zu dem Zweck, um nicht eine Uneinigkeit in die Mehrheit des Hauses hineinzntragen; man werde aber einen Ausgleich durch eine mäßige Steigerung anderer Abgabe», hauptsächlich der direkten, versuchen. London. Auf einer Versammlung in Pcnrielh, die abge hoben wurde, um zn beraten, wie sich die christlichen Kirchen verhalten sollen zur Herbeiführung von Freundschofi zwischen den Nationen und zur schiedsgerichtlichen Er ledigung ihrer Meinungsverschiedenheiten, verlas Eanouicus Rawnslen nachstehendes Teffgramm des Lord Lonsdalc. Alles, was dazu beiträgt, freundschaftliche Gesinnung zwischen Tientsch- land und England Herbeiziyühren, bereitet mir die ainrichligjw Freude. Niemand weiß besser wie ich. daß in Deutschland tat sächlich kein Gefühl der^Feinichast gegen England besteht. Die dl zwischen zwei Länder gleichen Stammes und gleicher Religion wie Deustchland und England zu tragen. London. Die „TimcS" melden aus Newhork: Im Stcidünnern kam cs bei der Straße 101 zu einem Zusammen- stoße zwilchen zwei Zügen der Newyorker Zentraleisenbahn. Man befürchtet, daß viele Menschen umgekommcn sind. London. „Daily Telegraph" meldet ans Tokio: Die fort schrittliche Partei Hai sich mit der liberalen Partei der Seiyonkwai zum gemeilischasisichem Vorgehen gegen die Regierung verbunden, wodurch eine Minlsterkrisc herbeigesührt wurde. Ministerpräsident Gras Katsiira schlug den Führer dieser Partei, Marquis Saionii, zur Neubildung des Ministeriums vor. Kon s» a n t i n o P el. Die intern ationake Flotte ist vargeslei» von Mytilcnc abgegcuigen und gestern im Piräus ein- getroffen. darüber umlaiffenoeii Redereien sind lediglich das Rcsuliai falscher Zcitunasdarstellungen. und es gibt niemand, der ein leb- hasteres Gefühl der Freundschaft sür das Reich Sr. Majestät deS Königs Eduard VII. hat als Kaiser Wilhelm und Fürst Bülow. Es erscheint verbangnisvols stir das Interesse unserer Nation, daß Flunkereien, die,eder tatsächlichen Begründung ent behren, mit der Absicht in Umlauf gesetzt werden. Feindschaft LandtlijiSverlMdlnilgeil. Zweite Kammer. Die Kammer hielt heute ihre letzte Sitzung vor de» Wech- nachlsseuen ab. — Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragt Vizepräsident Dr. Schill nainenS der ersten Abteilung, die Wahlen der Abgg. Dr. Spieß. Drechsler, Merkel und Dr. Rühlmann sür gültig zu erklären. Dasselbe geschieht namens der zweiten Abteilung durch Abg. Hähne! bezüglich der Wahlen der Ab.g. »Oo„aih, Förster, Schlag, Wolfs und Zschierlich. — Es folgt die Schlußveratung über Kap. 28 des ordentlichen Etats, belr. Ablösung der dem Domänen- Etat nicht aiigehörigen Lasten, sowie Absindun^zahlungen bei Rcchlsstreitigkeilen. Berichterstatter Abg. Dr. Vogel-Dres den liiai.-lib.s: Die Finanzdeputatton billige das Bestreben der Regierung, zur Vereinfachung des Rechnuiraswerkes derartige dauernde Staaislasten und Renten durch Kapitalrückzalünngen nbznstoßen. Sowohl in diesem Falle, in dem cs sich um erne Rente an die Steuer-Witwen- und Waiscnkasse zu Dresden handle, wie im allgemeinen, möchte bei den Rückzahlungen da hin gestrebt werden, die Summe der Rückzahlung mit der bisherigen Renlenleisiung in Einklang zu bringen. — Die Kam mer bewilligt einstimmig und ohne Debatte die Ausgaben für das Kapitel mit 12000 Mark. In der Schlußberatmig über Tit. 15 des außerordentlichen Etats, betr. die Erweiterung des Bahnhofs Nossen l2. Rates beantragt Abg. K o ck e l - Erostwitz skons.s namens der Finanzdcputation R die Bewilligung der eingestellten Summe von 150 000 Mark. — Aly. H o t mo n n - Meißen skons.s dankt der Negierung für die Erfüllung der Wünsche der Stadt Rosten und bittet, die Beleuchtungs-Anlagen noch vor Fertigstellung der .eplanlen Umbauten anszusübren. — Abg. Andrä - Braunsdors kons.s ersucht im Interesse der umliegenden Bevölkerung, die urch den Bahnhof führende bequeme Zuganasstraße zur Stadl Tag und Nackt befahren zu lasten. — Ministerialdirektor Gch. Rai Tr. Ritterstädt: Der Wunsch deS Abg. Hosmami werde erfüllt werden, sobald die neuen Bahnsteige hergestellt seien. Dem Ersuchen deS Abg. Andra könne auS Sicherheits gründen kaum entsprochen werden. Die fragliche Straße sei eine Gütcrstraße, die sür den öffentlichen Verkehr nicht be stimmt sei. — Die Kammer tritt einstimmig dem Anträge der Deputation bei. lieber die Petition der Gutsbesitzer Hermann HauS° m a n n in Z e d t l i tz bei Borna »nd Hermann Voigt in Roda bei Frchburg, die Grundstücks-Zusammenlegung in den Gemein den Zedtiitz und Plotcka betreffend, berichte! Abg. Bunde- Erlbach skons.s: Petent Hausmann sei mit dem chm der der Verteilung -»gewiesenen Grnndstücke nicht zufrieden, er habe sich bei den gerichtlichen Urteilen nicht beruhigt und sich neuer- üings sogar zu Beleidigungen Hinreißen lasten, weshalb gegen ihn das Strafverfahren eingeleitet worden sei. Auf Grund der Erläuterungen des Negierunaskomniistars und weil die Grund- stiicks-Zusamnieiilegiing in Zcdtlitz noch gar nicht abgeschlossen und es nicht ausgeschlossen sei, daß Petent noch eine Entichädi- »- » Knust nnv Wissenschaft. f* Mitteilung ans dem Bureau der Königlichen Hos- lheotcr. Ta die Königlichen Hofthcatcr am 24. Tezeinber geschlossen bleibe», findet der Vorverkauf zu den Vorstellungen am l. Weihnachlsscicrtage bereits Sonnabend, den 23. Tezem- — lO bis l bcr, von Uhr vormittags statt. Bilder aus Riga. Ter Sohn eines in Dresden lebenden Pfarrers, der zur zeit Kapellmeister am Deutschen Thealer in Riga ist, hat über die ernsten Ereignisse der jüngsten Zeit oussührliche Briefe an seine Familie gesandt. Wir entnehmen de» »ns sreundlichst zur Verfügung gestellten Schreiben folgende Strllen: Genau zu der non der Arbeilerprelle angekündigten Stunde begann der Generalstreik: wie wir spater horten, hier und in zahlreichen Städten aller Zonen des großen Rußland. Johlend und kreischend zog wie eine dunkle Wetterwolke eine nach vielen Tansenden zählende Volksmastc ans »»lerer Alexonderslroße vor die L-todt z» dem von angeblich 120- bis 150 000 Menschen be suchten Meeting. Alle elektrischen Straßenbahnwagen, Droschke» und Fuhrwerke werden zur Umkehr gezwungen, vre sämtlichen Kaiffläden miisscn schließen. Alle Lchausenster werden mit Rolläden, bezw. mit Brettern und Latten in Erle vor Plünde- rung und Zerstörung geschützt. Noch gelang es meiner Frau mit Hilfe unseres lettischen Mädchens die nötigsten Eßwarcn in einen- der in Küize anSgekausien Geschäfte zur Versorgung deS HanseS aus Wochen hinaus im Keller zu bergen. Bald herrscht Totenstille auf der Straße, in der Stadt. Erwartungs voll späben wir durch einen schma'en Spalt der geschlossenen Läden binauS. D-a kommt der Theoterdiener mit der unlieb samen Bolsck'ist: „Es soll noch gespielt werden: „Zar und immerman» manu", ick soll dirigieren trotz der abgesagten Probe am >. Tic Neugier füllte am Abend die Räume unseres , Hanse-. Bolen doch die geräumigen Foyers erwünschte elegenheit. die Freunde zu sprechen und die kursierenden Alarn,Nachrichten gegenseitig aiiSzutaiffchen. Schon stand ich am Diriaentenvulte und nickte meinen braven Musiker» einen »er. argen önen tändnisvollen, ermunternden Gruß zu. Da stürmt eine Schar er „wilden istudenlen", meist Armenier, Juden usw.. in das Haus und beginnen wilde Hetzreden in de» Foyers. Ter mittigc Direktor trat mit dem Hausinspcklor, die Revolver i» der Rechten, ihnen entgegen: „Wir sind die Herren, unser ist das Haus!" so schallt es ihnen enlacgen. Doch schon dröhnt der schwere Schritt einer starken Militärpatrouille in der .Halle. Eine wttde Flucht der 17- und 18jährigen Eindringlinge beginnt in die Logen. Verfolgt, springen sic vom 2. in den I. Rung, von diesem ins Parkett und nach den Ansgängen in wilder Flucht. Hier aber sanscir die Kaittsckus der Kosaken auf die Rücken der Betörten nieder. Furchlöar verhauen, werden sie abgestihrt, und — wir spielen. Die Nacht verlies ruhig. Nur der Angstruf meiner Frau: „Sie kommen!" schreckte mich aus. Wieder mußte sie besorgten BlickeS ihren Gatten zum Theater eilen sehen. Am Abend um stand eS eine Kops an Kops aedrängte Menge von vielen Tausenden. Tie Losung war ausgegeben: „Das heutige Meeting wird im Teutjche» Theater gehalten/ Schon an, Morgen sollte der Hausinspektrr hierzu öffnen. Seine Weige rung beantworteien die Arbeilerdepulierlen mit der Drohung: „Tn kommst aus die schwarze Liste. Die blaue Bohne ist sür Dich bereit." Jetzt wurde unterhandelt. „Wir halten die Ord- nung selbst amrecht, es wird nichts demoliert!" Sie vcr- sprachens und hielten Mort. Ans unsere vorherige telephonische Anfrage an die Polizeidirckiion erfolgte die lakonische Antwort: „Oessnen Sic, wir sind machtlos dieser Menge gegenüber." Es geschah. Im Nu wogte die Volksmasse durch die geöffneten Pforten unserer prächtigen Kunsihallc herein. A»t unsere Warn»»«, die Ränge würden unter der Uebersülle ziijammcn- brechen, genügte ein Wort eine» der Führer, Hunderte zum ruhigen Verlassen deS HauseS zu bewegen. Nun traten d.e Redner, mit roten Fahnen in der Hand, vor den herabgelnsse- nen eisernen Vorhang, hinter dem wir lauschend standen. Ein de» Lettischen kundiges Bühnenmüglied übersetzte uns die wüstcn Hetzreden voll der tollsten Forderungen „nv Versprechungen, aber auch voll des wütenden TottscheiihasseS. Da trat ein Offi zier zu »nS, der Befehlshaber einer starken Mili'Iärablciluag: „Fliehen Sie, weine Herren, ich muß wahrscheinlich feuern lassen." Mit Meterschrrtten flohen wir mutig zu unseren bc> sorgten Lieben. Das Begräbnis eines bei der Räumung des Platzes erschossenen Sindenlcn unter ocm letzten Geleit von an- geblich h»nceitta»send Streckern gab einer Arbeiterdeputalion den Anlaß, die Schließung deS Theaters zu fordern und zu er zwingen. Grabesruhe herrschte in der Stadt, Sorge und Schrecken in den Häusern. Hatte doch ein Zug einberufener Reserve», wie man sich zuranute, ihre Offiziere auS den Eisenbahnwagen unterwegs herausgeivorfen und den Bahnhof zerstört. Ein bcsreundetes Orchestermitglied kam zu mir ge schlichen. um als Augenzeuge zu berichten, wir ein Polizeileut- nant mit einem Gehein Polizisten aus offener Straße am Hellen Tage von süns gulgekleidete» Herren mit ihren Revolvern er schossen morden waren. „Die Mörder," so erzählte er schaudernd, „schüttelten die Patronenhülsen auS ihrer Waffe, borgen sie wieder in die Futterale und — gingen unbehelligt ihres Weges." Dasselbe Los widerfuhr einem Herrn, der es getvagi, mit einer Droschke dem Streikverbot zuwider die Straße zu befahren. Ei» Schulbnbe schlug mit einen, mit Nägeln durchbohrten Brett dos arme Pferd aus den Kops, brutale Kerle zerschnitten doS Ge schirr. zerlrümmerlen den Wagen, »nd bevor der Herr, den sie zum Anssteigen gezwungen, mit feinem Nenolver zur Wehr sich letzen konnte, hatte ihn einer nnt den Worten: „Da hast Du eins!" rücklings niedcrgeschoffen. „Da habt Ihr ein paar Proben, an denen Ihr die hiesigen Zustände bcmesfen könnt. Mordtaten ans persönlicher Rachsucht erfolgen ungesühnt tag täglich: wo sollte ich aushörcn, wollte ich Euch alles berichten?" So der Nncffchrciber. „Heute aber," schließt er. „ist Ruhe. Nur Schulbuben hasten ihre Umzüge unter dem Absingen der Arbeiter- marsc,klaffe, ein lächerlicher und doch so trauriger Anblick? In einem späteren Briese heißt es: „Der Streik ist diesmal zu Ende. Dach bald geht's von neuem los!" So saglen's die Arbeiter ganz offen. Wir aber Wilsen nun. nw» das heißt. Kollege O. »at seine Stellung gekündiat. Doch bleibt er ohne Bescheid und Zeugnrs. Was sollen wir da tun? Tchcn treibt das Eis aus der Düna. DaS letzte Schiss aeht in diesen Tagen ab und noch immer wird das Theater nur stets aus einige Tage es auch beincht wird. Wäre nur nicht und Telegraphenstreik. Wir bleiben ohne
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