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ms 71. Jahrgang. AK S04 Abend-Ausgabe Dlen»lag, iiß. Oklvber 19S> Gegründet 133« Drablanschrtft! N»chckchl« L»»«»«. A»rnI,r»ch«r-S<unm»Inumm»r: 2» 241 Nur Mr Nachlgelpräch«: 20 011. Bezugs - Gebühr P°°nd'.zug/pn^m°W°^ 30 mm dr»Ur I chn« »S. SchriM«»ung cmd NaupIg»Ich»ft^l«Il«! »»rle»str,I>« SS 42. Druck ». D»riaz von ltleplck ck Nrtch«r»> in Drrodon. Poftschrck-Aonlo 1OSS Droodon. Paris wünscht verschärfte Müttärkontrolle. Kontrolle durch den Völkerbund nur zu Bedingungen, die Poincars zufrieden stellen. kL? ren» «HP«»« ünikm) »«Ion«» r NI,«, rrnaiit. 01-^ '/F-F »m» ,r>» ««NM. «IicN. »opsr^ >mIH» »: -Vrl» »II«dI» r»» »Mick ^ »lös- I«« IN«M >rt« ««»«. .»»» ck». n»v»» ick«r. öK.' m d»r drr»r nind« > d«r »nick lvck. «»««. > 0r» ,I?»H «n»v Mi«» -in»'. »l.it Poincare sor-erl Sanktionen durch Mehlhettsbeichiutz. London, 2«. Oktober. Der diplomatische Berichterstatter des «Daily Telegraph" schreibt, die Botschastcrkonsercnz Überlasse es dem Ermessen der Interalliierten Kontrollkommission, weitere Ermahnungen an das Neichswehrminlstertum in her Frage von Verstößen gegen die Entivafsnungsbcstimmungen des Frtedensvcrtrages zu richten. Man hoffe, dadurch Aussehen und Erschütterung zu vermeiden, die eine formelle Note der Botschaftcrkvnserenz in Deutschland und anderswo erregen würde. Der Korrespondent sagt, er höre, daß der wirkliche Grund sür die Abneigung der französischen Negierung gegen eine baldige Ucbcrtragung der Kontrolle an den Völkerbund nicht in de« fraglichen Verstößen bestehe, sondern darin, daß Poincarü und die französischen Heerführer entschlossen seien, kein Nachlassen der stiindigen Kontrolle, die die Uebcruahme durch den Völkerbund zweifellos mit sich bringen würde, zu gestatten, bis die genauen Bedingungen der BölkcrbundSkontrolle in einer Frankreich befriedigenden Weise scstgesctzt sind. Die Franzosen verlangten eine überwältigende alliierte Mehrheit im VölkcrbundskontrollanSschuß. häu» sigere und regelmäßigere Inspektion als bis her, schärfere Aussicht über die entmilitarisierte Rheinland» zonc als über das übrige Deutschland, und Befugnis sür den völkerbundörcck, Sanktionen durch Mehrheit«» deschl» ß und nicht durch eiustimmigen Beschluß anznordnc« » Paris. 28. Oktober. Die Rechtspresse bleibt bei ihrer Be» hanptnng, von einem Stillstand der dcntsch-französischcn Verhandlungen sprechen zu können. Der „Intraiisigeant" ver» mutet, baß derselbe ans eine englisch-amerikanische Unstimmig, keit hinsichtlich der Mobilisierung der Dawes-Obllgationen zu rückzuführen sei» und daß Deutschland und Frankreich dem zufolge geneigt wären, einen neuen Plan gegenseitiger Kon zessionen anszuarbeitcn. Deutschland müsse dahin gebracht werde», de« Statusquo seiner Ostgrenzcn ebenso zu garan tieren, wie eS im Locarno-Vertrag den StatnSqno im Westen garantierte. Der kerndeutsche Charakter Saarbrückens. Ein Urteil des «Excclsior". Paris, 24. Oktober. 'Ein Sonderberichterstatter des «Ex- celsior" hat in Saarbrücken eine Enqnete veranstaltet, deren Ergebnis er in folgenden Worten znsammenfaßt: Ist es nicht bezeichnend, daß alle Bersnche der französischen Durch- dringungsarbcit in einer Stadt, in der die Franzosen sich seit acht Jahren niedergelassen haben, so von Grund aus gescheitert sind? Nur ln der französischen Zeitungsvertriebsstelle von Hachette sind französische Bücher und französische Zeitungen zu haben Wenn man in dieser Stadt von 128 000 Einwohnern, unter'denen sich, wie erklärt wird, einige tausend Franzosen befinden, spazieren geht, wird man nirgends Spuren ihrer Anwesenheit finde». Vielleicht bin ich, so erklärt der Korre spondent. allzn kategorisch, denn ich habe immerhin ein Kaffee Haus gefunden, das den Titel Casci de France führt, wo man aber reichlich hochdeutsch spricht, und ferner einige Zweigstellen elsäsiischer Banken. In Wirklichkeit müßte man bösen Wille« an den Tag legen, wenn man nicht anerkennen wollte, daß Saarbrücken eine kcrnbcntschc Stadt ist. Die Derhaslung eines Erzberger-Mörders »in in Kolmar. (Durch Funkspruch.) Paris, 26. Okt. In Bestätigung der gestern umlaufenden Gerüchte von der Verhaftung eines Erzberger Mörders berichtet das «Journal" ans ttolmar: Die Polizei hat am Sonnabcndnachmtttag einen Mann, der sich Four nier nannte nnd als Straßburger ausgab. festgenommen Fonrnicr. der einer der Haupturhcber der Ermordung Erz bergers sein soll, hatte sich im vergangenen Juni in Kolmar niedergelassen. Er wohnte zusammen mit einer Kellnerin aus dem Saargebicte. Vor zwei Wochen hat Fournier, der sich in der ersten Zeit sehr unauffällig verhielt, mit einem Lands mann namens Zintz die „Elkässische Garage Zintz <K Co. errichtet. Der Polizei zugcgangenc Mitteilungen über seine Geschäfte veranlaßtcn eine unauffällige Untersuchung, durch die festgcstellt wurde, daß der angebliche Fournier ein Deut scher ist. Es ist noch nicht ermittelt, woher und auf welche Weise er nach Frankreich gekommen ist. Der Festgcnommcnc hat bisher jede Aenßerung über seine angebliche Teilnahme an der Ermordung Erzbergers und über die Herkunft der bei ihm Vorgefundenen, ihn in dieser Hinsicht kompromittierenden apiere abgelchnt. Diese Papiere beweisen, wenn nicht seine Beteiligung an der Ermordung Erzbergers, so doch seine engen Beziehungen zu den Elementen, die die Urheber der Ermordung Erzbergers gewesen sind. (W.T. B.) Das umNrittene Schuldonabkommen. Paris, 26. Oktober. Das Komitee sür soziale und politische Studie« hielt gestern eine Sitzung ab, in der der ehemalige Präsident der Neparationsfommission Louis Du böig über das Schuldcnabkommcn sprach. Er vertrat den Standpunkt, daß das Schuldenabkommen nicht ratifiziert werden dürfe Baldwin über den englischen Streik. Keine Regierungsaktion mehr. London, 28. Okt. lUnterhauS.) Der bisherige Liberale Kennworthy wurde von den Konservativen mit troni schein Beifall begrüßt, als er zum ersten Male seinen Sitz aus den Arbeiterbänken einnahin. In Erwiderung einer An frage sagte der Präsident des HandclsamtS Cnnlisfe Lister in bezug aus das am i). Juli von der spanischen Negierung er lassene Zolldckret, wenn der Handelsvertrag mtt Spanien nicht einer befriedigenden Revision unterzogen werde, so werde dieser am 23. April nächsten Jahres aufgehoben werden. In der Kohlcnstreikdebatte sagte der ehemalige Minister ElyneS, Mitglied der Arbeiter Partei, es sei bebanerlich, daß die Regierung keine Erklärung, durch die eine Entspannung der Lage herbcigesührt werde» könnte, abgegeben habe. Durch die lange Daner deS Streiks sei die Möglichkeit einer Regelung dnrch Berständigung ge geben worden, während ein Abbruch durch Erschöpfung der Arbeiter nur der Anfang eines weiteren Konflikts in anderer Form sein würde. Bei den Bergarbeitern und bei der Arbeiterpartei bestehe die Ueberzeugung, daß Baldwin nach jeder Hinsicht znm Anwalt der Grubenbesitzer geworden sei. Er fordere den Premierminister dringend auf, einen Friedensschritt zu tu». NamenS der Liberalen führte Lloyd George aus, die Weigerung der Grubenbesitzer, zu verhandeln, sei unerhört. Bei einem industriellen Konflikt, wie dem gegenwärtigen, müsse die Negierung unparteiisch dastchen. aber sie habe nichts getan. Das sei die Ursache sür die Fortsetzung des Streiks. Wen» die Bergleute durch Hunger zur Wiederaufnahme der Arbeit gezwungen würden, würden diese den Kampf von einem wirtschaftlichen zu einem politischen Kampfe machen. Seit dem Bcrgarbcitcrstreik habe die Arbeiterpartei im Gegensatz zu früher ungeheure Fortschritte im Lande gemacht. Der Streik koste heute das Volk bereits 48S Millionen Pfund. Baldwin, der von den Konservativen laut begrüßt und von Mitgliedern der Arbeiterpartei während seiner Rede durch ironischen Bel- all unterbrochen wurde, gab einen Ucberblick über die Ge- chichte des Streiks und die verschiedenen Rcgelungsvvr- chläge. Er bczcichnete die Haltung der Grubenbesitzer alS »umm und die Führung der Bergleute als beklagenswert nn» znlänglich. (Beifall bei den Konservativen.) ES würde großen Schaden anrtchten, wenn nach so vielen Fehlschlägen neue Verhandlungen eingeleitet würben, die keine Aussicht auf eine Regelung böten. Er halte keine Regelung für mög lich. die nicht mindestens auf gewisse Zeit im Lande eine längere Arbeitszeit vorsieht. Nachdem die Vorschläge der Regierung abgelchnt worden seien, habe sie keine neuen Vor» schlüge zu machen. (Beifall bei den Konservativen.) Es sei nicht Sache der Negierung, die streitenden Parteien zu be raten und einen Konflikt zu regeln, der ein industrieller Konflikt sein und bleiben müsse. Was die Zukunft anbetreffe, so sei ihm vollkommen klar, daß, solange die Angelegenheiten der Kohlenindustrie von den gleichen Persönlichkeiten be handelt würden, die die bisherigen Verhandlungen versucht hätten, niemals viel Hoffnung aus eine Regelung bestehen würde. Daö OberhanS nahm die Entschließung an, durch die die Notstandsvollmachten der Negierung für einen weiteren Monat erneuert werden. Beveverbol für -e« BergarbeNrrführer. (Durch Funkspruch.) London, 26. Oktober. Der Präsident des Bergarbeiter- Verbandes, Smith, wollte heute in einer Versammlung von Bergleuten in Womblell eine Rede halten. Die Polizei verbot es ihm jedoch. lW. T. B.) Aennworihy sie»» sich einer Neuwahl. London, 28. Oktober. Der bisherige Liberale Kennworthy, der. wie bereits gemeldet, sich nnnmehr der Arbeiter- Partei angeschlosscn hat, wird sich, wie er erklärte, in seinem Wahlkreise Hüll einer Neuwahl unterziehen. Eine neue englische Flottenmisjion für Griechenland. London, 2«. Oktober. Der britische Gesandt« in Athen teilte gestern dem hiesigen Auswärtigen Amt mit. daß die griechische Regierung einverstanden fei. das «in« neue eng lische Flotten Mission nach Griechenland entsandt würde. PangalvS hatte seinerzeit erklärt, daß Griechenland nicht länger ausländisch« Missionen gestatten würde, worauf die englische Flottenmisston zurückgezogen werden mußte. soo Todesopfer ln Arme« len. MoSka«, 28. Oktober. Die Erdbebenkatastrophe in Armenien hat bisher SW Tote und über SSW Verwundete ae. fordert. 7S WO Mensche« find obdachlos. »«»"«" ge» Die Durchführung -es Kohenzollern- Deroletchs. Berlin, 25. Oktober. In den nächsten Tagen wird La« Gcsktz, das den Hohenzollern-Vergleich genehmigt, amtlich ver kündet werden. Damit gilt der Vergleich als endgültig abgeschlossen. Mit dem 1. April 1927 wird auch die über die Hauptlinie der Hohcnzollern verhängt« Be schlagnahme des Besitzes aufgehoben werden, während die Be schlagnahme des Besitzes der Nebenlinien bereits zum l. November aufgehoben wird. Während im allgemeinen die Wirksamkeit des Vertrages am 1. April 1927 eintrttt, enthält der Vertrag die Sonderbestimmung, daß die erste Fünf- ate sofort nach Genehmigung des Ver- Landtag an die Hohcnzollern zu zahlen tst. Gleichzeitig aber sind »och eine Reihe von Forsten und Streugrundstücken bereits mit Wirkung vom 1. Oktober 1926 vom preußischen Staate übernommen worden, während' die Ucbernahme der sclbstbcwirtschastctcn Güter am 1. Juli 1927 erfolgen wird. ^ Es wird nunmehr darauf ankommen, den neuen Staats, besitz in den übrigen Staatsbesitz organisch cinzugliedcrn. Die Forsten und Domänen werden in Zukunft vom Landwirt- schaftsmintsteri-um mitverwaltet werden. Für die sogenannte» Museums schlösse! wird am 1. April eine besondere Verwaltung beim Kultusministerium cingcfiihrt, die «Ver waltung der staatlichen Schlösser und Gärten", während die dem Staate zugefallenen Nutzgrundstlicke von der allgemeine« Finanzverwaltung mitverwaltet werden. Zn den M u se u m ö s ch l ö s s e r n gehören u. a.: Da- Alte Schloß, Schloß Monbijou, Eharlottenburg, Sanssouci, das Neue Palais bei Potsdam, die Pfaueninsel, Wilhelms- Höhe, sowie Schloß und Park zu Homburg, Schloß und Park zu Brühl. Ebenso wird voraussichtlich das Schloß zu Wies baden als Mmeumsschloß Verwendung finden. In den Neben gebäuden des Schlosses sind englische Truppen einquarticrl, der Haupttctl des Schlosses selbst ist von der Besatzung frei. Weiter werden u. a. vom Kultusministerium verwaltet werden: Di« Burg Sonncck am Rhein, das Schloß Stolzenfels am Rhein, das Schloß Babclsberg bei Potsdam und das Schloß Königswusterhauscn. Im ehemaligen Kronprinzciipalais soll die Gcncralvernmltung der preußischen Staatsministcrieu nntergcbracht werden. Wegen des Schlosses »nd Parkes Nicderschönhaiisen schweben noch Verkaufsverhandlungen mit der Stadt Pankow. Die Schlösser zu Königsberg. Stettin, Oranienburg, Liegnitz. Breslau. Quedlinburg, Merseburg, Osnabrück. Münster und Kassel sind bereits seit längerer Zeit zu» größten Teil vermietet. DaS Schloß Hannover tst an die Stadt Hannover abgegeben worden, das Kieler Schloß an die Provinz Schleswig-Holstein. Ucbcr die Verwaltung deS Jagdschlosses Hubcrtuöstock Ist endgültig noch nichts ent- schieden worden. Di« im Schloß Berlin befindliche Hawpt- bibllothck wird nunmehr nach den Grundsätzen der preu ßischen Staatsbibliothek verwaltet werden und in diesem Sinne auch -er Oesfcntlichkcit allgemein zugänglich sein. Die dem Staate zugefallenen preußischen Kronlnsignicn, das Zepter, der Reichsapfel, das Rctchssiegcl, die NcichSfahne und der Reichshclm, sollen demnächst in einem dem Staate ver bliebene» Schlosse öffentlich ausgestellt werden. Das Derbok -es Wikina und -er Olympia. Berlin, 26. Oktober. Zur Frage, ob der Spruch deS Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik, der das Verbot der Bünde Wiking und Olympia in Preußen aufhebt, auch für bas Deutsche Reich gelte, äußert sich in der «Tägl. Rundschau" ein Mitglied des StaatsgerichtshoseS. Die Entscheidung, so heißt es in -er Zuschrift, berühre in keiner Weise das überhaupt erst später erfolgte Verbot deS ReichsministcrS des Innern. Der Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik hatte sich lediglich mit Vergehen gegen das Repnblikschutzgcsetz z» befassen. ES kann hiernach keinerlei Zweifel bestehen, daß Wiking »nd Olympia für das gesamte deutsche Reichsgebiet verboten bleiben, also auch für Preußen. Umarupvierung -er Aeichsmlnls'erien? Berlin, 26. Oktober. Die Denkschrift des ReichSfinanz- mtntstertumS über den Ankauf des Berliner Hotels «Kaiser- Hof" durch das Reich, die dem Reichskabinett zur Beschluß- ässung vorlicgt, enthält ein ausführliches Programm der Neugruppierung der Reich Sbehürbcn. Es wird betont, daß der Ankauf des -Hotels «Kaiscrhvs" das zweck mäßigste Mittel sei, die Zusammenlegung der Reichsbchürdcn durchzuführen und gleichzeitig der RcichSregierung die not wendigen Rcpräsentationsräiimc z» geben. Nach dem Plane deS Reichssinanzministeriums würden fast alle Rcichsmlniste- rien ihre Bureaurüum« wechseln. SetSngnIs wegen SottesISskerung. München, 28. Oktober. Im Feuilleton der Nummer 7» der «A. Z. am Abend" war ein von dem Schriftsteller Karl uckmayer verfaßtes Gedicht wi^dergegeben worden, das eine Stell« enthielt, die zur Erhebung der Anklage wegen Gotteslästerung gegen den verantwortlichen Schrift- leiter des Blattes. Karl Sit ko laus aus SwinemünSe. führte. Nikolaus wurde heute abend vom Schwurgericht zu drei Mochen Gefängnis verurteilt.