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61. Jahrgang. O 187. Drahtanschrift i Nachrichten Dresden. Fernsprccher-Sainmelnnmnier: LS 241. Nur für Nachtgespräch«: 20011. AegrrknöeL L8SS . /L/>7ck//VckES// Dienstag, 10. Juli 1S17. Schriftleitung und Hauptgeschästsstelle: Marirustrafte 38 40. Druck u. Verlag von Liepsch L Reichardt in Drerden. IKazlieice» kViokiiif»»- viertellährNch In Dre-den und Vororten det zwetmoltger Zutraoun, tan Sonn, und Montagen nur I Os»r,ai/->a» . DI« einspaltig« Zette «etwa 8 Silben» g» Pi . StorzugeplStz« und An,eigen in Nunnnem noch So» -OvzUejs ist-einmal) lowie bet etnmatiger Zustellung durch dl« Post <o-ne Bestellgeld» a.SV M., monatlich 1.20 M. I -tttALIesLtt -sSeoljo. und Feiertagen laut Tarif. — AnswSrtige Auftrllger Nachdruck nur mit deutlicher Luellenongab« t,.Dre»dner Nachr."» zuliistig. — Unoeriangte Schrtslstücke werden nicht Mtsbewahr«. nur gegen Vorausbezahlung. — Belegblott IN Ps. Die innerpolitische Krise. Ser Reichskanzler im Hauptausschuß des Reichstages.—Ueber eine Million Lonneu im Juni versenkt. — Die sirftürmung französischer Srlldeu am Tamenweg, über 83V Sesaugene. — Das russische Vordringen bei Stanislau. — Sin deutsch-hollündisches Schiedsgericht. Ueber eine Million Lo. im 3uni verseutt. Berlin,!-. Juli. sAvttlich > Durch kriegerische Mast- nahmen der Mittelmächte ist nach den eingegangenen Mel dungen im Monat Juni an Handeleschisssraum über eine Million Brutto-Register-Tonnen ver senkt worden. Diese Erfolge des Unterseeboot-Krieges rechtsertigen volles Rer trauen in die unausbleibliche und entscheidende Wirkung aus unsere Gegner. sW.T. B.s Der vhcs des Admiralstabs der Marine. Ser amtliche deutsche Kriegsbericht. sAmtlich.s Grosses Hauptquartier, S. Juli. Weltlicher Kriegsschauplatz. Bei Regen und Dunst blieb in säst allen Front abschnitten das Feuer bis zum Abend gering, Es lebte dann mehrfach ans. Nachts kam es an verschiedenen Stellen zn lür uns erfolgreichen vrkundungögkfechtcn. Bei der Heeresgruppe deutscher Kronprinz wurde ein Angriss zur Bcrbcsscrung unserer Stellungen am vhcmin des Domes mit vollem Erfolge durchgcführt. Nach einem Feuerübcrsall von Minen- und Granateu- wersern aus die Sturmziclc brach die Jnsantrric. gedeckt durch das Niegelfeuer der Artillerie, zum Einbruch vor. Die aus Niedcrsachsen, Thüringern, Rheinländern und Westfalen bestehenden Sturmtruppen nahmen in krastvollem Stof, die irauzösischcn Gräben südlich von P a r g n q - F i l a i n in 3'- Kilometer Breite und hielten die gewonnene Linie gegen siinf feindliche Angriffe. Bur Ablenkung des Gegners waren kurz vorher an der Straße Laon — Soissons Sturmabteilungen hessisch-nassauischer und westfälischer Bataillone in die fran zösischen Gräben gedrungen. Sic kehrten nach Erfüllung ihres Auftrages mit einer grösseren Zahl von Gcsangrncn befehlsgemäß in die eigenen Linien zurück. Der überall heftigen Widerstand leistende Feind erlitt hohe blutige Verluste, die sich bei ergebnislosen Gegcn- angrisscn auch während der Nacht noch steigerten. Es sind 3ll Offiziere und über 8NN Mann gefangen cingebracht worden. Die Bcnte an Kricgsgerät ist sehr erheblich. Auf dem Westuser der Maas haben die Franzosen ans den Kämpfen in der Nacht zum 8. Jnli einige kleine Grabeustückc in der Hand behalten. Heute vor Tagcs- graue« nordöstlich von Es« es einsetzende Vorstöße sind znrückgewiesen wordcn. Deutlicher Kriegsschauplatz. Front L<» »eneralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern Heeresgruppe des Generaloberst v. Boehm-Srmolll: Während zwischen Strypa und Zlota-Lipa nur lebhafte Artillerietäligkeit herrschte und uns einige Vor, stöße Gefangene einbrachten, kam es bei Stanislau zu neue» Kämpfen. Durch starke russische Angriffe wurde-,, die dort stehenden Truppen zwischen Eiezow und Gagwozd, 12 Kilometer gegen die Waldhöhen des Ezarnn-Las zurück- gedrückt. Dnrck, Eingreifen dentscher Reserven kam der Stoß zum Stehen. Front de« Generalobersten Erzherzog« Joseph I« de» Karpathen hielt die rege Tätigkeit der rus sische« Batterie« an. Oertliche Angriffe der Russen sind an mehreren Stelle« gescheitert. Bei der Heeresgrnpp« des Seneralselbmarschall» v. Mackensen und an der Mazedonischen Front ist die Lage unverändert. Der Erve Generalanartiermeister; lW. T. B.s L « deudorfs. Ser deutsche Adendderlcht. » e r l i n, I». Juli, abends. sAmtlich. SS. T. B.s Bon« Westen nichts Neues. Im Oste« haben die Russen an der Straße Kaluoz- Stanislau von neuem angegriffen; ihre Kräste wurdcu durch Gegenstoß zum Stehen gebracht. Nördlich de- Dnjestr keine besonderen Ereignisse. Amtlicher deutscher Admiralstabsbericht. Berlin. 8. Juli. sAmtlich.s Durch die Tätigkeit unserer Unterseeboote wurden im Sperrgebiete um England wiederum LStUIN Br.» Reg. -To. vernichtet. Unter den versenkten Schissen befanden sich sechs Dampscr. die in lyeleitziigcn fuhren. Bier von ihnen wurden anscinund demselben Gelcitzua herausgeschossc». Ferner wurden versenkt die englischen Segler „Gauntlcß" und „Lizzie Ellen". sW. T. B.s Der Ehcs des Admiralstabo der Marine. Sesterreichisch - ungarischer Kriegsbericht. Wien. Amtlich wird vcrlautbart den S. Juli 1V17: Oestlicher Kriegsschauplatz. In den Karpathen „nd an der Oberen Bustritza Solotwiuska fühlten die Russen mit stärkeren Auf klärungsabteilungen vor. Nordwestlich von Stanislau mußte gestern nach zweitägigem erbitterten Ringen die erste Stellung uuscrer Verteidigungsanlagen dem Feinde über lassen werden. Eine Erweitern«« des russischen Gclände- gewinnes wurde durch das Eingreifen von Reserven ver hindert. Nördlich desDnsestr. namentlich ans aalizischem Bode«, starke Artillerietätigkcit. Italienischer Kriegsschauplatz. Bei Bodice wnrbe ein itolienischer Vorstoß abgc- wiescn. . Südöstlicher.Kriegsschauplatz. Unverändert. >W. T. B.s Der Ehes des Gcncralstabcö. zur Krise. Ueber den politische» Vorgängen in Berlin liegt immer noch ein Schleier gebreitet. Durch die Berichte, die über die Beratungen des Hanptausichusscs ausgcgeben werden, wird zwar kaum ein Zipfel gelüstet, trotzdem lassen sich all mählich die handelnden Personen und Gruppen deutlicher unterscheiden. Wir hören, daß am Sonntag Konferenzen zwischen de» Nationalliberalen, dem Zentrum, de» Fort schrittlern und den Sozialdemokraten stattgefnndcn haben, derjenigen Gruppe also, die schon jetzt als die Mehrheit bezeichnet wird, derjenigen Gruppe, die im Bersnssungsaus- schuß jene denkwürdigen Beschlüsse über die Kommando- gemalt des Kaisers gefaßt und größere Einbrüche in den Ban Bismarcks sich »och Vorbehalte» hat. DeS weitern ist die Meldung zu verzeichnen, daß sich das Zentrum rückhaltlos hinter Sen Abgeordneten Erzbcrgcr gestellt habe; was das besagen würde, wird klar, wenn man sich daran erinnert, daß Erzberger vom „Vorwärts" mit Frohlocken als Bundes genosse begrüßt, daß seine Rede vom „Berliner Tageblatt" als eine Tat gefeiert worden ist. Wir hätten also mit der Tatsache einer festen Parteigruppe, um nicht zu sagen eines Blocks von Stresemann bis Schcidcmann zu rechnen. In Fragen der äußeren Politik soll eine Einigung zustandc- gekommen sein, während I» innerpvlitischcr Hinsicht die Formel für die Zusammenarbeit dieser Parteien noch nicht gefunden ist. man hofft aber, daß auch das noch gelingen werde. So war die Lage, als sich der Hauotansichuß gestern früh versammelte. Eine unmittelbare Krise der Regierung, mit der noch am Sonnabend gerechnet wurde, ist nicht cin- getrcten. Herr v. Bethmnnii-Hollwcg ist im Hauptgusschuß erschienen und hat zu den Reden der Abgeordneten Stellung genommen — er hat cs vor allem abgelehnt, sich ans das Schcidcmann - Programm festzulegcn —, leider aber wiederum nicht so, daß dadurch eine klare Sachlage geschaffen, der gordische Knoten entwirrt oder durch- hauen worden wäre. Der Reichskanzler hat sich offen bar die Formel der Mehrhcitspartcien noch nicht aanz zu eigen machen können: es ist zu befürchten, daß sich der weitere Verlauf in der Weise abspiclt. daß die Be ratungen und Verhandlungen darüber fortgesetzt werden und schließlich etwas hcrauskommt. das weder Fisch noch Fleisch ist, zu dem aber schließlich jeder mit einigen geistigen Bor behalten Ja und Amen sagen kann. Diese Politik haben wir ja bereits bei anderen Ge legenheiten zur Genüge kennen gelernt. Sic hatte zur Folge — das muß einmal in voller Deutlichkeit gesagt wer den —> daß unser gan^s politisches Leben immer tiefer in einen Zustand von Verwirrung und Zerklüftung hinein geriet, und die Stimmung des Volkes, das jede Führung vermißte und sich von Tag zu Tag mehr der fortwährenden Mißerfolge aus anßerpolitischcm Gebiet bewußt wurde, schwer beeinträchtigt hat. Diese Irrungen und Wirrungen erzeugten schließlich eine düster-trübe politische Sphäre, alle möglichen inner- und außerpolitischen Fragen, ja auch ge wisse ehrgeizige Bestrebunßrn einzelner Männer wurden in heilloicr Weise nliiciiiander verguickt, so daß heute dar über gestritten werten kann, ob die .Krise im wesentlichen inner- oder aiißerpvlittschcn Eharaktcr habe, ob es sich um eine Kritik der Kriegspvlitik, um die Bahnung neuer Wege zum Frieden handle, wie den klaren und bestimmten j Aeußci ungc» Hindcnburgs und den ebenfalls erfreulich deutlichen Ausführungen Hclfscrichs zum Trotz emphatisch verkündet wird, oder aber um die berühmte Neuordnung, um die Ersetzung einiger Minister und Staatssekretäre durch Parlamentarier. Es will »ns scheinen, daß die Debatten, die ansgcgangcn sind von der äußere» Politik, allmählich in ein inncrpoliiiichcs Fahrwasser cinmündctcn. Das weckt bei dem Unbeteiligten unangenehme Gefühle. Wenn der Reichstag, wenn die Mchrhcitspartcicn der An sicht sind, daß die Negierung in ihrer jetzige» Zusannncn- sctznng »»fähig ist zur Führung der auswärtigen Politik, was schließlich durch ein Gräberfeld vernichteter Hoii»ungcn und vereitelter Absichten bestätigt wird, wäre cs da nicht ehrlicher gewesen, mit vnencin Visier von Anfang zn tänipsen. die parlamentarische Regierung zn fordern, ein neues Wahlrecht oder sonst etwas, wenn man schon nicht für angczcigt hielt, de» Rücktritt des Mannes zu verlangen, dem wir diese negative Sicgcsallec ans politischem Gebiete verdanken? Mußte man wirtlich die Waisen schmieden, die Llond George »nd Ribot jetzt gegen uns schwingen werden? Mußte man an seren Truppe», die so Unmenschliches ei- duldet haben, das Leben noch schwerer machen, indem man indirekt den maulende» Mut der Feinde wieder neu be lebte, die seinblichcn Böller durch die Hofsiinng auf Den! ich- lands inneren Zuiammenbrnch -von nencin ausstachelte? All diese Fragen drängen sich dem objeliiven Beobachter aui die Lippen. Was nun die gcgenwäriige Lage anlangt, io handelt es sich für den Reichskanzler darum, den Revers zu nnicr- ichreibcn, der ihm von den Mehrhcitsparieicn vvrgciegi werden soll. Tie liberale «Boss. Ztg." Hai ganz recht, wenn sie daraus die Folgerung zieht, daß die Iniliattve vom Reichskanzler, dem sie versasinngsmäßig zustcht, aui .den Reichstag nvcrgegangcn ist, d. h., daß wie heute schon mitten drin stehen im Parlnmcittarisnuis nach schlechtestem Muster. Tenn soviel hat man auch in dem erzdemoiraiischeii England eingcschcn, daß im Kriege eine Führung noiwendig ist, daß >m Kriege, schon aus dem belanitten Grunde möglicher Kollcküu- dummhcit, nicht daS Parlament, sondern eben die Regierung den Kurs z» bestimmen hat. Daher die dillatvriiche Gewalt Llond George-?, über die man im übrigen denken mag wie man will. Bei uns scheint man cs auf dem nmgelehricn Wege versuchen zn wollen. Es ist aber immerhin be merkenswert. daß auch die „Boss. Zig." die im übrigen das parlameittariichc Snstem herbciiehitt. zu dem Schluß kvmm:, daß unter diesen Umständen auch ein sunkelnagclncnes Mini sterium mit dem alten Präsidcnlcn an der Spitze zn schwer belastet sei. als daß es gute Politik machen könnte. In der Tat müßten auch die neuen Männer bei all ihren politischen Aktionen durch das Bleigewicht gehemmt werden, das sic in Gestalt der Fehler ihres Ehcss zn tragen haben. Durch diese Fehler ist nachgerade in erster Linie die uncrsrculichc Stim mung in der Ociscittlichlcit erzeugt morden. Es ist ans die Dauer unvermeidbar, daß auch die Rcrvcn unseres w wundervoll starken dcuischen Bottes leiden, wenn all die Großtaten des Heeres letzten Endes nur die Fehler in der Politik ansglcichcn sollen, während man doch erwarten und verlangen muß, daß die politische Leitung des Reiches das, was draußen aus den Schlachtfeldern errungen und mit dcni- schcin Blut bezahlt wird, in politische Erfolge umsctzk. Wann ist das geschehe»? Zur innerpolitischen Lage. In Rcichstagskrciscn erwartet man, daß heute iDiens- tagi noch die Entscheidung in alle» Fragen fallen werde, die seit Freitag das Parlament »nd die ganze Ocsscntlichkcit beschäftig»!». Es heißt, daß die Mchrhcits- parteicn über die Fassnng der Kundgebung der äußeren Lage einig geworden sind. Dagegen ist eine Einigung über die inncrpvliti s ch c n Fragen noch nicht erzielt. Doch wird auch hier ein Zustandekommen erhofft. Es handelt sich dabei noch »in eine Stellungnahme der Nationallibc- ralen, die für Mittag noch eine Fraktionssitzung angesctzt hatten. Am Nachmittag sollte dan»»«»viedcr eine Besprechung der Mchrhcitsparteic», nämlich des Zcntrums, her Natio- nallibcralcn, der Fortschrittlichen Bvlksvartei und der Sozialdemokraten, stattsindc», um die Forderungen über eine i n n e r p o l i t i s ch c Neuregelung zu formu liere» »nd dem Reichskanzler zu übermitteln. Man nimmt a». daß. wenn nicht schon gestern lMvntagj, dann heute «Dienstags die Partcisührcr beim Reichskanzler versammelt sein werden. Am Sonntag nachmittag, also zu sehr un gewöhnlicher Stunde, hielt das preußische Staats, ministcri n m unter Vorsitz des Ministerpräsidenten v. Bethmann-Hollweg eine Sitzung ab. Aus den Kreisen -er Mehrheit de» -preußischen Abgeordnetenhauses wir»