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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.04.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030401018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903040101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-01
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.04.1903
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fitzeuder de- Verbands ist Herr Stadtverordneter Köhler. Schäfer« Niaße 6. Kassierer Herr Hausmann Ftiedrich, Ostoahnstiaße 11, 2. Me Zahlungen sind an dielen zu leisten. — Heftern nachmittag b Uhr ging der Feuerwehr die Meldung .Feuer In der Sophientirche" zu. weshalb sofort Groß- seueralarn, gegeben wurde. In der nächst dem Taicheiiberg ge legenen Waschküche «ar. vermuillch durch HerauSiallrn glühender FeuemngSieile au- der Walchtesielfeuerunä, eine Partie Feuerungs matertal in Brand geraten. Da der Raum mit Stemsubbooen versehen ist. bestand keine besondere Gesadr. Ein zufällig vorüber- lommenver Oderseuerwehrmann drang sofort in den stark ver- aualmien Raum ein und begann mit Eimern die Lölcharbett. Der binnen wenigen Minuten elntreffende Lü'chzug beendete diese Arbeit mit Anwenduna einer Schlauchleitrrng. Die Anfahrt der LiMzüge batte natürlich da-Zulammenstrümen einer beträchtlichen Menschenmenge zur Folge. — Zu gleicher Zeit wurde dir Feuer wehr zur Hilfeleistung nach der Coswiger Straße gerufen, wo ein Kind un losen Sand verschüttet worden war. Durch hilfsbereite Leute war e« jedoch inzwischen gerettet worden. — Die gute Sitte, den Angestellten im Handels betriebe Urlaub zu gewähren, so schreibt uns der Ber- band Deutscher Handlungsgehülfen zu Leipzig, gewinnt immer mehr Beachtung. Sie ist aber noch lange nicht so verbreitet, wie sie es im Interesse der Gebülfen wie Prinzipale verdiente. Da, wo der Urlaub eingeführt ist, hat sich diese Einrichtung bewährt, und man denkt nicht daran, sie wieder aufzuheben. Das Aus spannen von der Arbeit stählt Nerven und Arbeitskraft und schafft neue Arbeitslust. Um einander den Urlaub zu ermöglichen, pflegen sich die Angestellten gegenseitig zu vertreten, was dem Geschäft nur näht. Möge die Bitte des Leipziger Verbandes an die wohlgesinn ten und einsichtigen Prinzipale, ihren Angestellten Sommerurlaub zu gewähren, überall eine freundliche Aufnahme finden, und da, wo diese Einrichtung nöch nicht besteht, die Veranlassung zu einem Versuche damit iverden. - Dem seit langem von den mit der Straßenbahn nach den Lößuitzorlschasten fahrende» Passagieren empsiindenen Uebelstand, aus der Umsteigestelle am Straßenvahndepot Mickten bei Wind »uc Wetter unter freiem Himmel auf den Anschlußwagen tvarten zu müssen, ist seitens der Direktion der Dresdner Straßenbahn durch Errtchrnng einer schmucken Wartehalle am Ausgangs punkte der Lößnitzbahn Abhilfe geschaffen worden. Gleichzeitig wurde für die ablosenden Bedienungsmannsck-astc» der Straßen bahnwagen lSchaffner und Wagenführers zum Schutze gegen Un wetter eine nach einer Seite offene UnterrunftshaÜe angebaut. — Central-Theater. TaS heute Mittwoch, den 1. April, zum erstenmal zur Vorführung gelangende total neue Pro gramm wird in verschiedener Hinsicht außergewöhnliches Inter esse wecken, zunächst durch einige für Dresden gänzlich neue Er- scheinuugen. Zu diesen zählt in erster Linie der Burenkomman- dant Smeele und dessen Adjutant Kapitän Le wies aus Trans vaal, die als die besten Kunstschützen und Lassowerfer der Gegen- tvart den allgemeinsten Beifall finden dürsten. Hervorragende und ausiergewöhnliche Künstler und Künstlerinnen ach dem Gebiete des Bariötö sind ferner: die pikante Wiener Soubrette Tiny Tenders in ihren drastisch-komischen Darstellungen: die graziöse moderne Äortragskünstlerin Lona Nansen, die ori- ginelle Miß Kitty Trancy in ihrem neuen Sport-Jongleur- Akl, und der gefeierte Parodist und Humorist Hans Frcdy vom Bunten Theater in Berlin. Außerdem bringt das neue April-Programm den fesselnden Akt am rotierenden Lchtapparat der Ceado Brothers, humoristische Vorträge der Soubrette Gusti Himm, die Kraftgymnastiker Fröres Griff, die amerikanischen Papiermanipulatoren Morton und Elliott, den eigenartigen Dressurakt von Mr. Jacob mit Hund „Lucie" und die überraschen den Produktionen der Gedächtniskünstlerin Little Trilby. Schließ lich wird Meesters Kosmograph durchaus neue und interessante Bilder darbieten. — Dies neue reichhaltige Programm kann nur bis zum 20. d. M. zur Aufführung gelangen, da danach die Schauspiel-Saison mit dem Blumenthal-Kadelburgschen Lustspiel „Der blinde Passagier" beginnt. — Die Hofkünslleriii Frl. Elc o ii ora Orlowa und Herr Alfred v. Kendler geben »och drei Zauber-Soiree» im Mmenliauie, und zwar heute, morgen und Freitag abend. Diele Nachricht wiid allen denen angeiiehin lein zu Horen, die a» den beide» ersten Abenden keine Gelegenheit hatien, die vortrefflichen Leistunpe» der Künstler zu iehcii. - Aus der Geschäftswelt. Ostern nabt und dem gemäß stehen gegenwärtig die Geschäfte der Schokoladen- und stuckcrwarcubrauche unter dem Zeichen des Osterhasen und der Ostereier. In den verschiedensten Gruppierungen, zuweilen auch in Gestalt größerer Prunkstücke, sind beide friedlich vereint hinter den Schaufenstern zu sehen, eine Augenweide nicht nur für die Änderwelt, sondern auch für Erwachsene. Ohne diese beiden Dinge kann sich ja die liebe Jugend das Fest gar nicht vor stellen. und wenn es auch vor der Hand ein dunkles Rätsel für ne bleibt, ob der Osterhase die schönen, bunten Eier selbst legt oder von anderswo herbcischafft, um sie dann die jubelnde Schar linden zu lassen, so weiß sie doch ganz genau, daß diejenigen Eier die besten sind, deren Inhalt aus Zucker. Marzipan, Schoko lade und anderen süßen Sachen besteht. Eine große Auswahl nicht nur hiervon, sondern auch in allerlei für das Osterfest passen Len »ud in der gesamten Damenwelt sich großer Beliebtheit er freuenden reizenden Geschenken sind in den Verkaufslokalitäten der weltbekannten Firma Hartwig u. Vogel, Allmarkt 15 und Hauptstraße 2g, zum Verkauf ausgcleat. Ein Besuch der Ausstellung wird jedermann überführen, daß cs die Firma an nichts hat fehlen lassen, jedem Geschmack gerecht zu werden. Gute und feinste Qualitäten, gepaart mit höchst geschmackvoller Aus führung, das war stets die Devise der Firma Hartwig u. Vogel. - Aber auch im Magazin des König!. Hoflieferanten I. Olivier, Prager Straße 5, ist m diesem Jahre wiederum eine reichhaltige Ansnellung an Ostergeschenken arrangiert worden. Es hat sich hier die deutsche, französische und englische Industrie erfolgreich vernicht, eine Fülle von herrlichen Oster-Neuheiten zu icyanen. So findet man Ostereier und Attrappen in Glas, Porzellan und Metall in großer Auswahl: auch hat die Firma eine hervor ragende Auswahl in billigen Holz- und Papp-Eiern ausgestellt. Besonders berühmt aber sind die vorzüglichen eßbaren Oster eier aus Schokolade, Marzipan und Fondants. — Als dritte im Bunde ist die Firma Pc hold ». Aulhorn, A.-G„ am Mimischen Platz zu nennen, in deren Schaufenster die „Villa Lampe", ein ganz respektables Häuschen aus süßen Schokoladen- sleinen, ausgestellt ist, das auf die lieben Kleinen eine kolossale Anziehungskraft ausübt. Frau Lampe fitzt, den Besuch eines lieben Gevatters erwartend, vor der Türe ihrer Villa, in der die kleinen Häschen frühstücken. Ans dem Hintergründe des Waldes kommt der Hascnvater, einen seiner Jungen auf dem Rücken tragend. Nicht weit von dieser Gruppe übt ein anderes Mitglied der Familie Lampe am Ufer eines großen Teiches auf dem Drei rad. Das Dach des idyllischen Landhauses krönt der Sommer sitz einer Storchfamilie. Das ganze, ziemlich kostspielige Aus> ftcllungsstück, welches jedermanns Freude sein dürfte, wirkt ohne Frage großartig und wird deshalb auch nicht verfehlen, der be kannten Firma Petzold u. Aulborn viele neue Kunden zuzuführcn. Kurz sei auch noch auf die Oslerausstellung der Firma in ihren anderen Verkaufsstellen, speziell dericnigen in dem Lokale der Wilsdruffer Straße 9, hingewiesen und bemerkt, daß von dort alle nur erdenklichen Sachen für die Osterzeit wie Ostereier aus Schokolade, Marzipan, Fondant. Creme, Porzellan, Glas, Metall, Plüsch, Seide »sw., in reichhaltigster und schönster Auswahl zu billigen Prellen vorsindet. — In der offenen Dampfschiff-Wartehalle in Vorstadt Kaditz fanden sich am Sonntag früh ein grüner Hut, 1 Schnapsflasche, 2 Schlüssel und 1 Nickeluhr mit Nickelkette vor, welche Gegenstände nur erst in der vorangcgangcnen Stacht da abgelegt worden sein konnten. Am Abend zuvor soll ein unbekannter Mann dort an der Elbe bin und her gelaufen sein und die Sachen zurück- gelassen haben. ^ - EosIebaude. In der am vergangenen Sonntag vom König!. Stichs. Milltärverein. P r i n z Johann Georg" im Bergrestauraiit abgehaltenen. zahlreich bestichten Jahreshaupt versammlung bildete die projektierte Errichtung eines König Aibcrt- Deukmals auf dem Hochplateau des Osterberges einen wichtigen Gegenstand der Beiatuiia. Dieselbe soll am 2l. Juni statisinden. Ferner beschloß die Versammlung, eine König Albert-Lterbedenk- mimze für die Vereinsfahne Herstellen zu lasse», und an der in Dresden geplanten Festlichkeit anläßlich der Nückkehr des Königs teilzmiehmem ^ ^ ^ ^ ertrank der Arbeiter Müller au- Mügeln, als er ein Stück Hol, au« der Elbe ziehen wollte. - In Leu den bei Lommatzsch beging Herr Pfarrer Läge! unter Anteilnahme der gesamten Kirchgemeinde und vieler Freunde von auswärts sein 2vjährigeS AmtchudilSum. — Bon heute ab wird das Steueramr Hainichen in «« Untersteueramt und daS Untersteueramt Hohenstetn-Ernst- thal in ein Steueramt umgewandelt. . ^ , — Leipzig, 31 März. In vergangener Nacht wurde em zwanzigjähriger Schreiber auS Dresden sestgenommen. Er hatte am 29. März in DreSden-Löbtau 300 Mark Geschäftsgelder unterschlagen. Der Bursche hatte innerhalb zweier Tage das Geld verjuorlt. — Landgericht. Die 12 Mal, auch schon mit Zuchtbaus vorbfftraste, 1876 in Krakau geborene Dienstperson Auguste Minna Mücklich hat fick wegen Rückfalldiebstahls und GewerbSunzucht. der bisher unbescholtene. 1879 in Schlesien geborene Ziminermaiin und Wirtjchastsvogt Karl Friedrich Wilhelm Johann August Nieser wegen einfachen und schweren Diebstahls und Zuhälterei zu ver- antworten. Die M. diente im April v. I. in einem hiesigen Hotel und stahl ihrer Herrschaft und einer Milbediensleten einige Kleidungsstücke. Daraus trieb sich das Paar in der Chemnitzer und Großschönauer Gegend umher. Die M. ergab sich der Ge- werbsunzucht, während K. den Zuhälter machte. Später kehrten beide nach Dresden zurück. K. stieg mehrere Male in das genannte Hotel ein und holte für sich und seine Begleiterin Kleider, Wäsch« und Schmuckgegenstände heraus. Die Gerichtsverhandlung findet teilweise unter Ausschluß der Oesfentlichkeit statt. Das Urteil lautet gegen K. auf 2 Jahre 3 Monate Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht, gegen die M. auf 6 Monate 2 Wochen Gefängnis. — Der Handarbeitersehefrau Jda Alma Schlicke aus Lommatzsch war ihr Stiefbruder, dessen Mutter Strafe verbüßte, in Pflege gegeben worden. Der Knabe zeigte sich widerspenstig und verwahrlost, weshalb ihn die Sch. des österen züchtigen mußte. Sie benutzte dazu allerdings den Ofenhaken und ein Holzscheit und überschritt in einem Falle das ihr zustevende Züchtigungsrecht. Wegen fahrlässiger Körperverletzung erhält sic eine 7tägige Gefängnisstrafe, welche aber als durch die Unter- suchungshaft verbüßt gilt. — 31 Mal gerichtlich und 88 Mal poli- zcilich vorbestrast ist die Händlerin Christiane Therese Hähnel geb. Vetters von hier, welche sich wegen Unterschlagung zu verantworten bat. Am 15. Februar v. I. wurde ihr von einer Bekannten ein Sparbuch über 144 Mark anvertrant, mit dem Aufträge, von der Einlage für die Eigentümerin 10 Mark zu erheben. Sie hob sür eigene Zwecke 15 Mark ab, gab aber das Buch nicht zurück, sondern verpfändete es bei einem hiesigen Produktenhändler gegen 3 Mark Darlehen. Es werden ihr nochmals mildernde Umstände zuge- billigt, weshalb das Urteil auf 1 Jahr Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust lautet. — Der 17jährige Schweizer Emil Richard Ehrhardt wird nach geheimer Beweisführung wegen Sittlichkeits- Verbrechens nach Z 176.3 des Strafgesetzbuches zu 3 Monaten Ge fängnis verurteilt. — Äom Jahre 1895 an wurden wiederholt aus der Fröhlichschen Fabrik in Warnsdorf bei Zittau mittelst Ein bruchs ganze Ballen baumwollene und Hosenstoffe gestohlen. Ob wohl offenbar eine ganze Bande an den Einbrüchen beteiligt war, gelang es lange Zeit nicht, auch nur einen der Spitzbuben zu fassen. Zwar kam von Anfang an auch der mit 12 Jabre» Zuchthaus vor bestrafte, zuletzt in Meißen wohnhaft gewesene Maschinist Hermann Julius Häber in Verdacht, konnte aber vor der Hand nicht über führt werden. Nun wurde beobachtet, daß tz. im letzten Jahre wiederholt Schnittwaren nach Art der gestohlenen in ganzen Ballen von Warnsdorf aus über Bodenbach nach Aussig befördern ließ und hier aus dein Jahrmärkte «erkaufte. Die Vollen waren in Kaffeesäcke verpackt, welche von einer Bifchosswerdaer Firma stammten. In ber Nacht zum 18. März v. I. wurde Häber auf der Straße von Warnsdorf von einem österreichischen Wachtmann angehalten. Er zog einen Handwagen, welcher mit Stoffballen be laden war. Auch diese waren in Kafseesäcke eingenäht. Der Wacht mann wollte Häber fcstnehmen, allem dieser leistete den hart- näckigsten Widerstand und entkam. Nun wurde sestgestellt, daß H. des öfteren bei der Bifchosswerdaer Firma Kafseesäcke gekauft batte, allerdings unter fremden Namen, es blieb also kein Zweifel übrig, daß er einer der Diebe sei. Als er am 25. August in Bischofs werda abermals Packmaterial einkausen wollte, erfolgte nach einem mißglückten Fluchtversuch seine Festnahme. Er steht nun wegen wiederholten Einbruchsdiebsstahls und Widerstands vor der 3. Strafkammer, leugnet zwar aufs äußerste, wird aber durch die Aussagen von 11 Zeugen überführt und zu 6 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt: Polizeiaufsicht ist zulässig. TasieSgeschichte. Deutsches Reich. Durch die Bekanntgabe der Kaiserlichen Ver ordnung, in welcher die Reichstagswahlen auf den 16. Juni festgesetzt werden, sollte der Streit um den Wahltermin eigentlich gegenstandslos geworden sein. Doch die Blätter, die zu wissen be haupteten, daß man die Neuwahlen auf Sonntag, den 17. Mai, ver legen werde, erlauben sich einen neuen Schwindel, um ihre» ersten zu retten. Sie berufen sich darauf, daß „tatsächlich eine zeitlang sie Absicht bestanden habe, den Reichstag aufzulosen und die Neu wahlen auf den 17. Mai anszuschreibcn". bis schließlich die von „einflußreicher Seite" erhobenen Bedenken „an der ausschlag gebenden Stelle eine totale Sinnesänderung herbeigestihrt hatten". Demgegenüber ist die „Post" in der Lage, mitzuteilen, daß vor stehende Behauptungen einfach ans der Luft gegriffen sind. Die Sachlage ist vielmehr folgende: Als zwischen den Regierungen Be sprechungen über dieFestsetzung desWahlterinins fiatstanden, einigte man sich auf den 16. Juni als Wahltag, worauf dem Kaiser dieser Vorschlag unterbreitet wnrde, den er bann auch genehmigte. Ein anderer Vorschlag ist von seiten,des Kaisers weder gemacht noch beabsichtigt worden. Für die Sicherheit des Kaisers in Dänemark bei seinem Be suche am Hofe zu Kopenhagen wird außer der dänischen Polizei ein Kommando Berliner Kriminalbeamten tätig sein. Das Kommando unter Führung eines Kriminalkommissars hat bereits die Ucberfahrt angetrcten, »m sich vor der Ankunft des Kaisers in Kopenhagen mit den örtlichen Verhältnissen in der Stadt und Umgegend, sowie den im Reiseplane vorgesehenen Ausflugsorten vertraut zu machen. Der fintiere Generaladnitaiit Kaiser WillielmS 1-, General der Kavallerie Graf v. Lchndorss. liegt ans seinem Gute Preil i» Ostpreußen schwer krank darnieder. Vor einigen Jahren ist ihm wie »och erinnerlich let» dürste, das linke Bei» amputiert worden Jnzwi'chcn ist der KrankheitSpiozeß weiter vorgcichritlen. Ter jetzt im vollen Wortlaute vorliegenden Rede, die Gra' zu Limvurg-Stirum auf dem konservativen Dele gier t e n t a g e in Berlin gehalten hat, sind folgende,Ausführungen zu entnehmen: Wenn man uns angesichts unserer Haltung in der Kaiiaisragc gesagt hast wir hätten unsere Pflicht der Krone und der Negierung gegenüber nicht beobachtet, so haben wir bci ernster Sclbstprüfung erkennen müsse», daß diese Vorwürfe nicht gerecht fertigt waren. Nur Männer, die, soweit sie dazu verpflichtet sind, ihre Meinung selbständig zu vertreten, mag es ihnen zum Vor- teil oder zum Schaden gereichen, nur solche Männer können das Vertrauen im Lande genießen! Ich will hier an die Stellung der Beamten in unserer Partei erinnern. Wir haben es immer für richtig gehalten und habe» uns auch nach dieser Richtung bemüht, daß die Beamten in die Parlamente eustreten können, um dort ihre Stellung einzunehnien und zwar einmal zum Bortcil des Beamtenstandcs selbst, weil man doch schließlich in den Parlamenten sehr viel lernen kann, und andererseits deshalb, weil cs für das Land nützlich ist, wen» Beamte in die Parlamente kommen. Die Herren haben, ohne ihrer Bcaintenstellung dadurch etwas zu ver geben ihre Meinung einfach durch „ja" oder „nein" kundgegcbcn, und sie sind dafür aus dem Dienste entfernt worden! Ich kann nicht anders sagen: Wir haben das Gefühl gehabt, daß mit diesen Beamten nicht gerecht verfahren worden ist. Ich kann am Schlüsse »nscrer Legislaturperiode hier nur erklären: Die konservative Partei ist den Männern, denen dieses begegnet ist, den größten 'Dank schuldig für ihr charaktervolles, maßvolles, taktvolles Verhalten! Die Herren sind in ihrer Karriere teilweise dadurch geschädigt worden, sie sind auch m ihren privaten Verhältnissen geschädigt worden, und sie werden gewiß in ihrem Innern viel Kummer empfunden haben. Nicht ein einziger hat sich aber zu einem un besonnenen Wort oder zu einer unbesonnenen Handlung hinrcißen lassen. Wäre das peschehen, man hätte cs ihnen nicht so sehr übel nehmen können, das hätte aber die Partei sehr geschädigt. Wenn die konservative Partei auS dieser Lage nicht mit Schaden, sondern mit Nutzen herauskommt, so danken wir das diesen Herren. Und wir können ihnen keinen Ersatz bieten für das, waS sie verloren haben: aber ich glaube, es ist auch kein Kleines, wenn eine Ver sammlung von Männern, wie sie hier sind, einstimmig in den Aus- druck deS DankeS einstimmt für das, was die Herren für die Partei gelitten und getan haben. sLebhafteS Bravo!) Ich fasse meine Ausführungen dahin zusammen: Die Symptome für die Zu kunft sind ernst, wir können möglicherweise schweren Krisen ent gegengehen, schweren Kämpfen; aber ich bin überzeugt, baß, wann die konservative Partei festhält an ihren Grundsätzen, wmn sie sest- hält an ihrer Treue zum König, wenn sie sesihält an ihrer Treue zur Religion, und wenn sie fcsthält an ihrer eigenen Selbständig- keit, dann wird sie, wenn es einmal zur rkrisis kommen wird, den Kern derjenigen obgeben, um die sich alle scharen werden in dem letzten Kampfe gegen die Elemente des Unglaubens, vertreten durch die Sozialdemokratie. In den drei Jahren, über welche sich die noch laufende zweite Session der zehnten Legislaturperiode des Reichs tags erstreckt, sind nach den amtlichen stenographischen Berichten nicht weniger als 8906 Seiten geredet worden. Hierzu hat der Reichstag 291 Sitzungen gebraucht. In dem Togungsab'chnillc 1902/03 sind bis letzt 99 Sitzungen abgehalten und 3387 Seite» geredet worden. Das ist gewiß ein außerordentlich großer „Fleiß", insonderheit, wenn man dabei in Betracht zieht, daß außerdem zahlreiche Kommissionssitzungen stattgesunden haben, in denen ebenfalls recht reichlich geredet worden ist. Die dem Reichstage in der ganzen Session zugcgangenen Drucksachen belaufen sich aus 930 Nummern, hiervon entfallen aus den Abschnitt 1902/03 227 Nummern. em Heranziehung der „Wahlmüden". Wenn es gelänge, alle Wähler bis auf die gefährlich Erkrankten oder im Auslande Befindlichen zu den Wahlen heranzuziehen, so würde damit gegen die sozialistische Flut ein Damm aufgestihrt werden der weit stärker und wirksamer wäre, als alle Ausnahmegesetze. Das Geheimnis der Erfolge der sozialdemokratischen Partei liegt darin, daß sie alle ihre Kräfte zu dem entscheidenden Schlage zusammenzurosfen weiß, während in den bürgerlichen Parteien sich einer auf den anderen verläßt und die Parteien selbst gegeneinander ankämpfen. Die Ursachen für die Wahlmüdigkeit sind noch nicht sestgestellt worden. Sie mögen auch verschiedener Art sein. Tie politische Reife der Wähler kann dabei nicht einmal das ausschlaggebende Moment sein. Im 6. Berliner Wahlkreise, der gestierte» Hochburg der Sozialdemokratie, nahmen nur 61 Prozent der Wahlberechtigten an der Wahl teil. Man sieht, gerade auf diesen Sieg hat die Sozial demokratie keinen Anlaß, besonders stolz zu sein, wenn ihr auch 58778 Stimmen zugefallen sind. Denn fast ebenso viel Wähler, nämlich 55198, haben sich hier der Abstimmung enthalten. Klein mütige Zaghaftigkeit ist auch im politischen Kampfe das Schlimmste, niemand sollte vor dem Schlüsse eines Wahlaktes einen Wahl kreis verloren geben. In der Stadt Magdeburg naben 1898 82,2 Proz. Wahlberechtigter von ihrem wichtigsten politischen Rechte Gebrauch gemacht. Von den damals 47 809 in den Wahllisten eingetragenen sind 39247 an der Wahlurne erschienen, 8562 haben sich der Wahl enthalten. Wenn sie, was ihre Pflicht gewesen wäre, von ihrem Wahlrechte Gebrauch gemacht hätten, die Sozialdemokraten hätten Magdeburg nicht behaupten können. Im Saolkreis Stadt Halle a. S. und dem Saalkreise Nanmbnrg-Weißenfels-Zeitz, den beiden anderen von der Sozialdemokratie oertretenen Wahl- kreisen der Provinz Sachsen, da Aschersleben-Calbe ihnen bei der Ersatzwahl wieder abgenommen worden ist, liegt die Sache ähn lich, vielleicht noch etwas günstiger, da diese beiden Wahlkreise erst in der Stichwahl von den Sozialdemokraten haben erobert werden können. In Halle-Stadt betrug die Wahlbeteiligung bei der HaM- und Stichwahl 85 Prozent der Wahlberechtigten. Von 42189 Wahlberechtigten haben an der Hauptwahl 35774 und an der Stichwahl 35419 teilgenommen. In Naumburg-Weißenfels- Zeitz betrug die Wahlbeteiligung bei der Hauptwahl 76,1 und bei der Stichwahl 82,6 Prozent. Die Zahlen beweisen, daß überall in der Provinz Sachsen auf einen Erfolg gegen die Sozialdemo kratie zu rechnen wäre, wenn man alle Mann zum Wählen ver anlassen könnte, und wenn man sich rechtzeitig auf einen einzigen Kandidaten vereinigen wollte. Den Luxus einer Bekämpfung der bürgerlichen Parteien unter einander bei den Wahlen sollte man sich nirgends gestatten, denn niemand kann eine Gewähr dafür übernehmen, daß cs zu einer Stichwahl kommt. Einig und rührig! das sollte überall die Wahlparole fern. Tie „Freist Zig." schreibt: „Der Angriff des Abg. Dr. Barth auf die Freisin »ige Volkspartei, den die „Nation" unter dem Deckmantel der Einigung^ aller Liberalen gebracht hat, ist selbstverständlich auch in der Sitzung des Zentralausschusses der Freisinnigen Volkspartei am Sonnabend abend bei der Erörterung des Verhaltens zu den einzelnen politischen Parteien Gegenstand lebhafter Erörterung gewesen. Allseitig wurde das srievenstörende, durch keinerlei Vorkommnis gerechtfertigte Verhalten des Abg. Dr. Barth aus das Schärfste getadelt. Das Verhalten des Abg. Dr. Barch zur Sozialdemokratie stößt insbesondere zahlreiche Gewerbe treibende zurück, welche in Arbeiterkreisen die Sozialdemokratie als Klassenvartei praktisch ganz anders kennen lernen, als wie der Abg. Dr. Barth sie schildert. Daß aber Abg. Dr. Barth nun das jenige, was seiner Fraktion an Sympathien in der Bevölkerung verloren gegangen ist, durch Anschmeichclung an die National sozialen wett zu machen sucht, müsse freilich trotz alledem be fremden. Wenn Pfarrer Naumann wirklich in den Augen des Abg. Dr. Barth als begabter Redner wie als politischer Charakter die Zierde jedes Parlaments sei, warum hat denn Abg. Dr. Barth seinen eigenen „Fraktiönligeist" nicht so weit zu bannen ver mocht, daß er Pfarrer Naumann in einem Wahlkreise der Frei sinnigen Vereinigung zur Aufstellung verholst», zumal Abg. Dr. Barth selbst nicht alle von der Freisinnigen Vereinigung neuer dings aufgestellte Kandidaten als gleichwertig mit dem so hoch gerühmten Naumann anerkennen kann." Der „Magd. Ztg." wird die Meldung, daß der preußische Kriegsminister von Go hier demnächst zurücklrctcn werde, be stätigt. Es handle sich für sein Bleiben nur noch um eine ganz kurze Spanne Zeit. Zu dem als kommenden Kriegsminister genannten kommandierenden General des 1. Armeekorps Freiherr» v. d. Goltz bemerkt das Blatt: „Der ehemalige Reorganisator der türkischen Armee ist zweifellos ein ganz hervorragender Ossizier. Er trug sich mit umfassenden Plänen, namentlich zur Reorganisation des In genieur- und Pionierkorps, als er in Berlin Cbes dieses Korps war, stieß aber damit stellenweise auf starken Widerstand: auch im Mili tärkabinett wollte man davon nichts wissen, Herr v. Habnke ist >a gegangen und Gras Hülsen-Häsclcr gekommen: beide soll:« aber bezüglich der Stellungnahme zu den Plänen des Freiherr» v. d. Goltz einerlei Meinung gewesen sein. Es ist bisber nicht be kannt geworden, daß ein günstigerer Wind sür diele P«änc weht: daher wird wohl der neue Kriegsministcr nicht gerade ans Königs berg kommen. Es bedarf aber keiner besonderen Hervorhebung, daß wir eventuell in dem Freihcrrn v. d. Goltz einen außerordent- sich tüchtigen Krieasminister bekommen würden. In einer rückschaucnden Betrachtung über den Ober- u»8 Reaieriliigspräsideiitenschnb in Preußen bemerkt die „Schlesische Zeitung": „Bei den überraschende» Pcrsonalverändc- rnngen, welche die neueste Phase der Tätigkeit im Ministerium des Innern kennzeichnen, forscht man umsonst nach ernsten und sachlichen Gründen. Keiner der hohen Beamten hat sich, soweit bekannt geworden, cttrws zu schulden kommen lassen, was ihn als Vertreter der königlich vrcnßiscken Politik nnflccianct er scheinen lassen könnte. Unbestimmte Gerüchte. Jntrignen — aas ist alles, was man statt der Gründe zu höre» bekomm«. Das Recht der Krone, die z» ihren Zielen tauglichen Persönlichkeiten zu wählen, ist unbeschränkt. Diesen Zielen aber wirkt cs zu wider, wenn der Minister des Innern durch Veränderungen, die den Eindruck der Willkür mache», ein Strebertum begünstigt, das nur den eigenen Zwecken dient und zu erfolabrinacndcr Wirksam keit im Dienste der königlichen Politik schon dadurch ungeeignet ist, daß es von vornherein auf das Mißtrauen der zu verwaltenden Bezirke stößt. Wer als Vorsitzender von Selbstverwalttingskörvern mit richterlichen Funktionen walten soll, bedarf der moralischen Autorität. Vertrauen zu den ansführendcii Organen der königlichen Politik ist die erste Vorbedingung, wenn die Absichten des Monarchen begriffen und befolgt werden sollen. Die Stärke des preußischen Beamtentums, der Grund seiner segensreichen historischen Wirksamkeit beruht auf dein traditionellen Vertrauen, das cs genossen hat und noch genießt. In Preußen sind Re- gierungspräsidenstn und Landräte noch nicht zur Rolle von Maklern zwischen Regierung und Wählerschaft hcrabaewürdigt, wie die Präfekten und Unterpräsckten in Frankreich. Für könig- sich preußische Beamte, die mit Leistungen der Negierung schachern wollten, um Gegenleistungen der Wähler einzutauschen. wäre bei unseren Staatselnrichttinoen auch nichts zu machen, denn cs fehlen hier die Tauschobjekte, welche die Begehrlichkeit der Wähler reizen könnten. In Frankreich, wo kein Brunnen in einer Stadt, keine Brücke über einen Fluß, kein Vizinalweg auf dem Lande gebaut werden darf, ohne daß das Ministerium seine Einwilligung ibt, kann der Präfekt die Entwicklung seines Departements unter- inden. wenn die Bevölkerung nicht, selbst wen» sie »och so Vresvirer Nachrichten. »I. Seite ». Mittwoch. 1. Avril L«v»
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