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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.08.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090811013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909081101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909081101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-08
- Tag 1909-08-11
-
Monat
1909-08
-
Jahr
1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.08.1909
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Dresdner Nachrichten. Sir. 221. Teile 4. >Md Mittwoch, II. Augus» 1VVV 18 Prozent übcrhiiuvt nicht mehr znzulasie». erschien ge- eignet. Mißbräuche zu perliiitcn. llngerechtsertigt ist die Mehrbelastung der Bernssgenolsenschasten aus 8 707 des Entwurfs. der sich auf die Ausländer bezieht. Bei der Invalidenversicherung sind die Bestimmungen des Entwurfs über das Wiederaufleben der Rechte bei der freiwilligen Weiterversicherung zu schroff. Dir Inkrast- belassung der diesbezügliche» bisherigen Borjchrilten ist wünschenswert. Die nicht erfolgte Herabsetzung der Altersgrenze von «ü Jahren für den Rentenemvsang ist aber durch Bedenken finanzieller Art ausreichend begrün det. Die weitere Ausgestaltung der Invalidenversicherung kann für de» Handwerker nur ihre» Zweck erfüllen, wenn ->> mittels der projektierten Zusatzversichernng nicht nur für den Bersicherte». svndern auch für leine Ange hörigen gesorgt ist, b> i» keinem Falle eine (Gegenleistung ansbleibt nnd ei die Zujakrente „„statt erst bei Elinritt der Invalidität schon von einem bestimmten Lebensalter ab gewährt ivird. Zur Hi » terblie be n e n v ersi ch e - r n n g wird die als Ersah der bisher ausgebliebenen Zoll Überschüsse vorgesehene Erhöhung der Beitrage zur In validenversicherung und die ZnschnbbewiUigunq zu den Witwen und Waisenrenten keine gliukliche Löinng der Frage genannt, denn die hierdurch erforderliche Reu belaslnng der Arbeitgeber werde vielleicht das Doppelte der angenommenen 20 Millionen betragen. Es empfiehlt sich ein vorläufiger Bcrzicht auf die Wit w en n n d 22 a i s e » versi ch e r n n g mangels verfügbarer Mutel, um nicht bei der gegenwärtigen llnsicherheit und Unzuläng lichkeit unserer gesamten 'Volks- und insbesondere Fi»a»z- wiriichast einzelnen Beriisssländen neue, sehr bedeutende 'Jaüen an szner legen. veiltrebek Omlitankenliärrenlag. In seinem Bortrage sprach Professor Stier - Svmlv iBonnl znnächsl über das 2terhältnis zwischen K rank e n - ta s s e n nnd Aerzlen und hob hervor, das, es wenig zwertenksprechend sein konnte, ans alle die schweren Miß- Helligkeiten im einzelnen znrürkznki'nimeli. die im Lanse der Zeit zwischen der im leipziger Berdande organisierten '.«lerzteschait nnd den K rau len lasseu sich lierausgestellt haben. Er wolle vielmehr die entsprechenden Borschristen der Ol e i ch s v e r s i ch e r u n g S v r d n n n g einer kritischen 'Betrachtung unterziehen. Die Reichsversichelllngsvrdnnng beginnt mit der für die Aerzte annerordentlich günstigen 'Bestimmung, da s; nur approbierte 'Arrzie, approbierte Zahnärzte zur Behandlung zugelassen werden dürfen. 'Rur a»s!i>rhmsweise nnd ans ausdrückliche Anvrdnniig des Arztes dürfen andere Personen, wie Bader, Hebammen, Heildiener, Heilgehilfen, .üraukeuwärier. Masseure, sowie Zahillechniker zur Hilfeleistung herangezogen werden. Zn solchen Hilfeleistungen soll die «Genehmigung des Kasscn- »orslandes eingehvlt iverde», denn unter dem scheine der dringlich teil joivohl von 'Bersicherten. als auch von Aerz len wird oft der individuellen Willkür ein zu großer Svtelranm gegeben. Die svaeugiiiileii ..dringenden Fälle", in denen die Aerzte ani eigene Jaus, zu handeln berech tigt sind, sollen auf ein Minimum eingeschränkt werden. Die .Urankciilmnspslege sei stets dann zu gewähren, wenn sie sachlich geboten erscheint. Hier darf allerdings keine blinde Willkür entscheiden. Es sei ja sehr bestechend, wenn man etwa den Vorschlag mache, es solle der 8 7 des Kraukeii- oersicheruiigsgesches nnd der 8 22l Ser R.'B.O. eine Ber- äiideriiiig erfahren insofern, da» zwar grundsätzlich die eia sie die Freiheit der .(irankenhansbehandlnilg hat, da» auch den.(tranken ein klagbarer Ansprnch ansKrankenliaiis- oehaiidlnng nichl znsteht, San aber diese letztere stets dann zu gewähren sei. wenn sie sachlich geboten erscheint. Bei reiflicher Ueberlegnng müsse man allerdings dazu kommen, von einer solchen Aenöernng abznraten: denn die Baue würde daun ohne weiteres in die Hände der Aerzteichnt gegeben sein. An» der anderen Teile ist ja heutzutage jede vernünftige .»lasse mehr noch als die Bersicherten selbst geneigt, .(iraliienhansbehandliing einlrelen zu lassen, weil aus diese 'Weise eine im Durchschnitt bessere Aussicht ans Heilung und Abkürzung der UnterslütznngSleistnngen br geht. Auch bezüglich einer Berschärfnng der 'Borschristen gegen Sie »tranken hinsichtlich ihrer Pflicht, in das »tranken haus zu gehen, scheinen die Bestimmungen des 8 -21 Abi. 2 und 3 der R.-'B.O, ansziireichen; denn danach be darf es der Znskiminiing des Bersicherten nur, wenn er verheiraket ist oder eine eigene Haushaltung Hai vdei Mitglied der Haushaltung einer Familie ist. Der Zustim mung des Bersicherten »bedarf es in den erwähnten Fällen nicht, wenn die »irankheit ansteckend ist oder die Behand lung in der Familie nicht ansreicht, oder der Erkrankte wiederholt den Borschristen zuwider!,nudelte. Die Reichs oersicherungs-Drdnnna lieht ferner den Erlast einer Arzt- vrdnung vor. Wie bei den Tarifverträgen, wird über kurz oder, lang eine sachlich übereinstimmende Regelung über die wichtigslen Punkte auch in den Arztvrdnnngen hcrbeigesührt werden, danni die ewigen MeinnngSverschie- deilheiten zwischen der »lasse und den Aerzte» endlich aushören. Die «Grundlage dieser Arziordniing, die vom »tassenvorstand gnszustellen ist, sind aber Bcreinbarnngen zwischen den Aerzlen nnd den »lassen. Daraus ergibt sich die Gleichberechtigung der vertragschließenden Parteien und ihre absolute Freiwilligkeit. Dieser Grundsatz ist »n der ReichsveruchernngSvrdnnna durchgefiiiirt. In lieber einstimmung damit findet sich der Latz. dast nach wie vor die Kassenvrgane ermächtigt werden können, wegen <»»e- wälirnng der ärztlichen Beiiandlnng und »lrankenhanSpslege mit bestimmten Aerzlen, Apothekern und Krankenhäusern Beiträge zu schliesten. Das Monopol zugunsten der sce'e» Arztwahl wird allerdings mit aller Entschiedenheit znrnck- gewiesen werden müssen, wenn man auch nur im gering sten die Lelbstverwalinng dnrchgesnhrt sehen will. Keiner vernünftigen »lasse kann es daran liegen, die .Kassenärzte persönlich kränken zu wollen: es sind da sehr viele Emp- »indlichkeitcn der Aerzte mit im «viele, und sollten Mist helligkeiten persönlicher und ehrenrühriger Art tatsäch lich Vorkommen, io wird nicht zuletzt die anstervrdentlich starke wirtschaftliche Organisation der 'Aerzte cs sich ange legen sein lassen, hier Wandel zu scliassen. (Die weiteren Aussührnngcn des Redners trugen einen so ausgeprägt sozialdemokratischen Zug, dast es sich nicht verlohnt, sie wicderzngeben. Red.s cagezgttelnckle. Der Reichskanzler in Rom 'Rach einer Meldung ans Rom wird Reichskanzler von Bethmann Holl weg Ende (Oktober in der italieni schen Hauptstadt eintressen und sowohl im O. nirinal als auch im Batikan empfangen. «eine 'Zerlegung der Kaisermanöocr. Z» der von der w ü r t te m b e r g i s ch c n Zweiten .Kammer beantragten 'Zerlegung der Kaiscrmanöver schreibt man uns von militärischer Leite: Man wird nicht an nehmen dürfen, dast der an sich begreifliche Wunsch nach Beilegung der Manöver um zwei Wochen Aussicht aus Er füllung hat. Tenn wenn selbst alle längst getroffenen Vor bereitungen der Heeresverwaltung, wie die Einberusung der Reservisten, die Mietling von Depots, Automobilzügen und «bespannen, die Abschlüsse für Mannicliaftsvcrpslegung nnd Furageliesernng usw. ans einen späteren Zeitpunkt verlegt werden könnten, was natnrgcmäst auch mit erheb lichen Kosten verbunden wäre, io steht doch die Entlassung der Reservisten, die als Folge der zweijährigen Dienstzeit spätestens am 30. Leptember ersolgt sein must, einer Ver legung der Manöver als gesetzliches Hindernis entgegen. ES wären außerdem auch für eine Einbehaltung der Mann schaften über den l. Oktober hinaus etatSmästigc Mittel für Löhnung und Verpflegung gar nicht verfügbar. Wenn übrigens der Verlcgungsantrag auch damit begründet wird, dast die zur Einziehung kommenden Reservisten »ei einem späteren Manöverbrginn länger an den Ernte- arbeiten teilnehmen könnten, so ist zu berüctsichtigen. dast dies« Mannhaften zur Gewöhnung an dir Marschleistungen im allgemeinen bereits vier Wochen vor Beginn der Manü» ver eingezogen werden und daher bei der diesjährigen späten Ernte für diese überhaupt nicht in Betracht kommen. Englische Presttreidereie» gegen Dentschlend. einem Rewvovter Briefe der „Kreuzztg." «lrd eine erdrückende Julie von Beitvielen englischer Prestneiberelen gegen Deutschland vorgestthrt. Wir entnehmen dein Briefe folgende Ausführungen: Immer gröber wird die Zahl der Berichte aus Süd- und Z e n t r a l a m e r i k a. sowie aus Kanada, die von englischen Prestagltativnen gegen da» Deutsche Reich er- zahlen, und auch in den Vereinigten Staaten wer den immer stärkere Anstrengungen gemacht, so dast neulich ei» westliches Blatt de» witzige» Vorschlag machte, die Engländer sollten es einmal mit einer Annonce n> viel- gelesenen Blättern verschiedener Länder versuchen, die etwa svlgendermasteu abgeiastl sein könne: „Wer den deutsche» Michel verhauen will, erhält 20 Will. Pid. (Keil. Offerten abzugeben Fvreig» Oifice. St. James. London." Die inter nationale Presse wird von England mehr beeinflußt, a!S von allen anderen Rationen der ganzen Welt zusammen- genommen. . . Die englische Diplomatie erringt mehr als jede andere ihre Eriolge mit Hilfe der Presse. Die englische Prcstmache ist so geschickt und auch so umsangreich, dast keine aiKwre Ratio» - selbst die Amerikaner einge- ichlosien — auch nur annähernd etwas Aehnliches zustande bringt. Die Wirksamkeit der amerikanischen Presse be schränkt sich doch im wesentlichen auf die Vereinigten Staaten, aber die englische Presse beherrscht unbedingt mehr als die Hülite der ganzen zivilisierten Welt. Wenn das Deutsche Reich io viele Feinde hat so kann eü sich dafür hanptsächlich bei der britischen I v ii r n a l i st > k b e d anke n, denn es gib! kaum noch ein Land in der Welt, wo sie nicht Bundesgenossen gegen Dcnt'chland wirbt. Die Presse der westlichen Hemisphäre, ob sie nun i» englischer, spanischer vder portugiesischer Sprache gedruckt wird, steht vorwiegend unter britischem Einsliist. Was soll man dagegen tun? Soll man sich daS alles ruhig gefallen lassen'? Rein, aber man soll die Eng länder mit gleichen Waffen schlagen Wenn die britische Presse gegen ein Land zu Hetzen sucht, indem sie Darstellungen verbreitet, dast dort unerträgliche Zustände herrschen vder dergleichen mehr, dann verbreite man wahr heitsgetreue Schilderungen über die traurigen Zustände in Inöi e n und in Irla n d, und man kann sich daraus ver lasse». dast das die Antwort ist, welche die Engländer am 'chmerzlichstcn empfinden. Wenn die englische Presse eine internationale Konferenz anrcgt, um die Zustände in irgendeinem angeblich unglücklich regierte» Lande zu er örtern. >o mache man den Gegenvorschlag. auch zugleich die Verhältnisse in Britisch-Ostindien mit aus die Dagesvrd- »nilg zu setze». DaS wirkt mehr wie sodc Polemik. „Bimiliu Zniilibii!»" sagte der alte Hahnemanil. und ebenso must man die Engländer mit ihrer eigenen Taktik bekämp fen. Lchliestlich haben doch auch noch andere Länder eine bedeutende Preise, die etivaS erreichen kann, wenn sic in solchen Jollen nur konzentrisch vvrgeht. Deutsches Reich. An einer H u l d i g » n g S f a h r l zum Fürsten Bülow beteiligten sich etwa 500 Per sonell aus Wilhelmslxrven und Umgebung. Frankreich Dem „Figaro" zn'vlge wird K ö n i g Manuel von Portugal in diesem Jahre dem Präsi denten der Republik seinen Antrittsbesuch machen. Das spanische und da» französische .Kabinett sind deswegen be reits in Verbindung getreten. Ferner wird demnächst der Besuch des .Königs von Bulgarien erwartet, der zwar alle Jahre nach Paris zu kvmmen psleat. l essen Ausnahme aber diesmal einen besonderen Eharakter tragen wird, weil er znm ersten Male als bulgarischer Souverän nach Paris kommt. Ifunrt und MüenrclM. f- Im König!. Opcrnhause wird heute „Der Maurer uiiö der Schlosser" gegeben. f- Residcnzthcatcr. Heute „O diese Leutnants!" f- Eentral-Thcater. Heute „Anna Karenina". Montag, den ii>. August, findet die Ersianssührung von „Triple patte", Schwank in sünf Auszügen von Tristan Bernard und Andre Godsernaux, deutsch bearbeite; von Wolfs- Iaevbn, statt. f- Die Zerstörung Messinas durch das Erdbeben, das ist der Hintergrund des neuen Dramas, das Giovanni 'Berga demnächst vollendet und das unter dem Titel „Der Heimatlose" eine Tragödie der sizilianischen Boltsieelc werden soll. Der Heimatlose, der Held des Dramas, ist ein alter Patriot: mit Garibaldi hat er einst in stürmischen Ingendtage» um sein geliebtes Messina gc- lämpst: nun liegt Messina in Trümmern, ein grancnvoller Lchiuthauseii. Aber der Alte vermag sich nichi von seinem Hanse, von seiner Heimatstadt zu trenne». Leine Tochter ist die einzige Anverwandte, die ihm geblieben: ihren Mann hat sie verloren und ist selbst schwer verwundet. Im Hanse einer liebevollen Familie findet der Alte mit seinem kranken Kinde Ausnahme und bald ist die Witwe genesen. Tiefe Dankbarkeit gegen die Wohltäter erfüllt beide. Aber (n der Seele der Witwe vermengt sich dies Gefühl mit einer unwiderstehlichen Leidenschaft für den Herrn des Hauses, zwischen Liebe und Pflicht schwankt sie, bis die Liebe siegt: sie Nicht mit dem Geliebten. Die verlassene Gattin und der Alte bleiben einsam im Haus zurück. Doch der alte Patriot vermag diesem letzten LchicksalSschlag nicht zu trotzen: als stolzer Messinese geht er freiwillig in den Tod. -i- „Tannhänscr" in Paris. Der „Tannhänser" lxit dieser Tage an der Pariser Großen Oper seine 200. Auf führung erlebt. Mit dem „Lvhcngrin" gehört er heute zu den allerbesten Einnahmegnclle» der Oper, nur Gounods „Zürnst" kann cs noch mit den Wagncriverke» ausnehmcn und übcrtrisft sic an Beliebtheit. Ein Pariser Blatt er innert bei Gelegenheit dieses „Jubiläums" „Tannhäiiscrs" an die .Kritiken, die nach der ersten unglücklichen Ausfüh rung 1801 erschienen. Damals schrieb kein Geringerer gls Berlioz: „O Gott im Himmel, was für eine Borstellung! Was für Lachstürme! Der Pariser zeigte sich gestern in einem neuen Lichte: er lachte über den schlechte» musikali schen Stil, er lachte über die rohen Witze ipaii^onn'-rieZ einer keifenden Orchcstration: endlich begreift er. daß eS in der Musik einen Liil gibt! Man hat die gräßliche Musik glänzend ansgepsifsen!" — Emile de Girardin meinte: „Wenn das Musik wäre, hätten die Hunde, die im ersten Akt aus der Bühne erschienen, gebellt." Ebenso ging Henri Rochcsort auf die Jagdhunde des ersten Aktes ein: „Wie hat man es nxigen könne», eine Meute in eine große Oper zu bringen? Warum nicht? Man wußte ja doch, daß bei der dritten Borstellung keine Katze im Laalc sein würde." Tic Zeiten haben sich gewandelt. Einer aber ist sich im Urteil über Wagner doch treu geblieben: eben Rocheforr. der sonst kaum noch ein« von den Ansichten, die er 1801 hatte, sein eigen nennt. Bor ein paar Tagen hat er wieder ein mal erklärt, daß die Wagncrsche Musik überhaupt keine Musik lei. Aber die Geichichtc ist auch in anderen Dingen Uber den ehemaligen Marguis hinweggeschrirten. f- Longsellow über Jean Paul. Unter den neuen Briefen Lvngfcllvws, die jüngst in den Bereinigten Staaten vcrössentlicht wurden, befindet sicheln für uns besonders inter essanter, der ein Urteil des amerikanischen Dichters über Jean Paul enthält. Der Brief ist am 3. Avril 1880 aus Heidelberg an Samuel Ward gerichtet. Tie Stelle des Brieses, die sich auf Jean Paul bezieht, dessen „Flegel- jahre" Longfcllow gerade gelesen hatte, lautet folgender. maßen: „Die prächtige »nd liberströmende Erfindung», kraft Richters entzückt mich. Seine Beschreibungen ähneln Bilder» von Slaude Lorrain. Seine «Sprache ist von un endlicher Schönheit und großem Reichtum. Seine (.Oedan ke,, dagegen gefallen mir nicht so. Deine Einfälle sind zwar wirkUch ebenso ursprünglich, wie seine Ausdriicke. aber sie müßten auch ebenso originell sein. Wie seltsam ist «» doch, daß ein Man», dessen Gedanken von Poesie überströmte». einen gelben Rankingrock trug und sich an Bier betrank! Sein „Onintus Firlein" Ist ins Englische übersetzt wor- den. Ich glaube aber nicht, daß seine Werke den Eng- ländern gefallen werden. Er ist ihnen zu hoch und dabei zu dunkel. Wenn man ihn liest, ist es einem, als ob man in lustiger Gesellschaft einen steilen Berg erklettert, um die Sonne aufgehen zu sehen. Die Luft ist nebelig und leicht, die Bäume ähneln schtvarze» Gespenstern, die Düfte unzähliger Blumen erwachen, die Vögel heginnen zu singen, endlich bricht ein ltcller, goldener Lichtstrahl hervor und beleuchtet das aanze nebelige Land. Dann sikhlt man sich wie eine Lerche, hingerissen von leblxifter Freude über die ewige Jugend der Welt, und plötzlich reißt einer aus der lustigen Geiellichast einen schlechten Witz oder btetei einem gar eine Scheibe Wurst an!" 7 Der Wiederaufbau des salomonischen Tempel». Der Tempel Salvmonis soll in Iernsalem an derselben Stelle, wv einst das alte Wunderwerk gestanden, ausgebaut werde». Die» ist zum mindesten der Plan der Freimaurer von Bvstvn, die sich z» diesem Zweck, wie die „Iewifh World" meldet, mit den Freimaurern der ganzen Well in Berbin- dnng fetzen wolle». Durch ein Zusammenwirken aller Freimaurer hvfst inan, die ungeheuren Kosten für das riesige Werk anszubringen. Rach der Traditio» der Frei maurer ist nämlich ihre Gemeinschaft von König Salvmvn gegründet worden, nnd er war ihr erster Großmeister: auch König Hiram von Tnriis, der vor 3000 Jahren beim Ban des Tempels half, soll dem Freimanrerbunde angehört haben. Ans der Stätte, wv einst der Tempel stand, steht jetzt eine mvhammedanische Moschee, und die Moham- »ledancr halten den riesige» Fels, uns dem das Gottes haus erbaut ist, sür den Mittelpunkt der Erde. Daß hier der salomonische Tempel gestanden, verbürgen ziemlich sichere Ueberliescrniigeii, denn es ist gewiß, daß die Inden nach der babnlonische» Gefangenichast hier ihren zweiten Tempel errichtete», der ans demselben Fleck sichen sollte wie das Werk Lalvmvnis. Der Wiederaufbau sott genau nach den ansführliche» Beschreibungen der Bibel und den neuesten Entdeckungen, die man über die Anlage gemacht hat. ersolgen. Zwar haben die 'Vorbereitungen des alten Tempels »ach der biblischen Erzählung drei Jahre und die Ausrichtung sieben Jahre in Anspruch genommen, doch hofst man, mit. Hilse der technischen Fortschritte im 20. Jahrhundert schneller scrtia zu werde». f Kleine Mitteilungen. Ans Mailand meldet man dem „B. T.": De», zwölfjährigen Alceo Rossini vom Rossini-Konservatorium i» Pesarv wurde das Diplom als G e sa » gsl c h r e r erteilt. Die Musikhochschule der alten Adriastadt ist bekanntlich eine der berühmtesten Italiens. - Die Revolution von Barcelona lxrt auch die fried liche Arbeit der Esperantisten gestört. Der dies jährige Esperaiitistische Kongreß, der ursprünglich in Barce lona stattfindrn sollte, ist sür den 0. und 7. September nach Paris cinbcriiseil worden. An einer österreichischen Hoch schule mit deutscher Unterrichtssprache kommen in den näch sten Semestern voraussichtlich mehrere Professuren zur Besetzung, und zwar eine Professur sür Mctallhüttenwesen, eine solche sür Mineralogie nnd Geologie, eine für Geo däsie und vielleicht auch »och eine sür Maschinenbankundc. Geeignete Fachmänner iverde» eingelade», sich zum Zwecke weiterer Informativ«».'» mit dem deutschen Bvlks- rate sür Böhme» in Trebnitz bei Lvbositz a. d. Elbe in Verbindung zu setze». — Der Wegfall der öffent liche» Disputation bei den Promotivnsakten in der evangelisch-theologischen Fgkuliät wurde, der „Ehronik der Bonner Universität" zufolge, vom preußischen Kultus minister genehmigt. — Die Hamlnirger Stadtbibliochek be absichtigt, im Avril nächsten Jahres eine Bismarck- A iisstcll u n g zu veranstalte». Die Ausstellung soll außer de» Sammlungen der 'Bismarck-Abteilung der Stadtbiblio- thek, die aus Schriften, Porträts, Bismarck-Postkarten, Karikaturen, Autogrammen »sw. besteht, die im Privatbesitz befindlichen Gegenstände dieser Art vereinigen. -- Bei der phjlvsvphischen Fakultät der 'Berliner Universität haben sich soeben zwei neue Priuatdvzenten cingcsührt. Der Kunst historiker Dr. Fritz R i n t e l c n , ein Schüler des ver storbenen Franz Wickhvsf, behandelte in seiner Antritts vorlesung Wilhelm Lei bl. — „Die Tür ins Freie", Lnsisviel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelbnrg, wird am 21. d. Mts. am Belascv-Stuyvcsant- Theatcr in R e w n v r k unter dem Titel «Hie Open voar" in englischer Sprache in Szene gehen. — „Die Reise nach E i v e l d a u c n" ist der Titel einer aktuellen Bur leske mit Gesang in drei Aufzügen, an der Hermann Bahr gegenwärtig arbeitet nnd die er sich verpflichtet, dem Direktor Gabor Steiner für das Theater und Bariötö Ronachcr in Wien zn überlassen. Die Burleske gelangt als Weihngchlsnovität^in dieser Bühne zur überhaupt ersten Aufführung. — Etwa 7 5 A c r z t i n n e n ans verschiedenen Teile» der Union, Mitglieder der American Medical Asso ciation. versammelten sich kürzlich im Haufe der Frau Dr. Morton in Rewnvrk und organisierte» ein Komitee, dessen Aufgabe sein soll, die Ausbildung der breiteren Volks schichten in der Verhütung leicht vermeidlicher Krankheiten vorzuiiehmen. Fra» Dr. Morton wurde zur Präsidentin des KomitecL erwählt. — Ein Denkmal des französischen Rcvolntionshelde» Marat soll demnächst in Paris aus gestellt werden. Die Statue ist vom Bildhauer Albert Söraphin geschussen, der Marat auf der Nednerbühnc stehend dargestellt hat, wie er sich vorbeugt. den rechten Arm drohend cmporgchoben. mit dem linken verächtlich rück wärts weisend, »m eine seiner sulminanten Tiraden in die Menge zu schleudern. Eine düstere Energie spricht aus seine» Züge», die »gch dem Worte Louis Blanvs in Kinn und Mund die Wildheit eines Tieres, in der hohen Stirn die Begeisterung eines Propheten zeigten. — In seiner Vaterstadt .Kasan ist der Musikhistoriker und Komponist Stepan Wgssiljcwitslb Smolenski gestorben. Er wurde 1818 geboren, studierte in Kasan Philologie, war ansangs Scminarlehrcr in Kasan, dann von 1877—80 Direk tor der Snnodalschule in Moskau nnd gleichzeitig Professor für Geschichte der russischen Kirchenmusik am Moskauer Konservatorium. Professor Smolenski war einer der besten Kenner der Geschichte der russische» Kirchenmusik und der alten russische» Notenschrist und hat mehrere Denkmäler dieser Notenschrift herausgcgebcn und kommentiert. Wahrend des Druckes eingegangene Neueste Drahtmeldungen. Bremen. (Priv.-TelI Aus dem Deutschen Orts kranken lasse «tag wurde zur geschäftsführciiden Kasse Dresden miedorgewühlt und als nächster Tagungs ort Regensburg bestimmt. Petersburg. Die kaiserliche Familie ist nachmittags von der Auslandsreise nach Peterhof zurück- gekehrt. Peking. sReuter-Meldnng.j Auf 'Mitteilung Ehinas betreffend den Umbau der A » t u n g - M u k d e » - Ba h n, wonach Ehina in den Borschlag cinwilligt, daß diese Linie ans Normalspnr gebracht werde, hat jetzt Japan in seiner Antwort den Wunsch ansgcdrückt, daß bezüglich der andere» strittigen Punkte die Verhandlungen in Mulden wieder ausgenommen werben möchten. In Peking greift jetzt eine günstigere Beurteilung der Lage Platz.
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