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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270713016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927071301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927071301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-13
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1927
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irr. Z24 Seite r — ^Dresdner Ttachrichten- — solcher Zweifel befahl werden soll. Sollte der StaatSgertchtS» hos sich die Auffassung der bayrische» Regierung zu eigen mache», so könnte eine Erweiterung der Reichszuständigkeit über die in Artikel 7 genannten Gebiete hinan» nur im Wege der Versaisiiiigsänderuna. also mit Zweidrittelmehrheit, erfolge». Selbst dann aber, wenn diese Streitfrage durch eine all gemein oerbindliche Entscheidung erledigt wirb, ist die Lage noch nicht völlig bereinigt. Bayern fordert nämlich «ine griindiavliche Nenregelung im Sinne der seinerzeit von dem seligen bäurischen Ftnanzministrr Schmelzte audgcatbeiteten und der Regierung Dr. Luther überreichten Denkschrift. Da- »ach soll dem Reiche da» anSschttcßliche GcsetzgebungSrecht znsiehen nur aus denjenigen Gebieten, die sür da» Reich lebenswichtig sind oder die eine einheitliche Regelung für da» ganze Reichsgebiet erfordern: darüber hinaus aber soll da» GesehgebnngSrecht ungeschmälert den Ländern verbleiben. Im Anschluß hieran ist der sächsische NcgterungSrat Dr. HanS Kluge der Meinung, das, in Artikel 7 eine ganze Reihe von Gebieten gestrichen und der Zuständigkeit des Reiche» dauernd entzogen werden könnte ferner empfiehlt Dr. Kluge in seiner im Berlage von E. Heinrich in Dresden erschienenen Schrift „Föderalismus und ReichSverfassung" die Streichung des Artikels 9 über die BedarfSgesehgebung und eine wesentliche Umgestaltung de» Artikels lü Uber die Grundsatz- geietzgebilng: vor allem erscheine eine maßgebende Beteili. gung des Reichsrats an dieser Art Gesetzgebung erwägens wert. Eine besondere Stellung nimmt Artikel 17 ein. Hier greift das Reich sogar in die verfassungsrechtliche Zuständig keit der Lander ein durch die Vorschrift, dab jedes Land eine srentaatliche Verfassung haben muß, und das; lede Landes- regiernng de» Vertrauens der Volksvertretung bedarf. Bayern weist diele Einmischung scharf zurück, da sie mit dem Staatscharakter der Länder unvereinbar sei. Demgegenüber erklärt aber Dr. Kluge, das, !m alten Reiche wegen seiner gleichartigen monarchisch-aristokratische» Struktur der Art. 17 zwar nicht nötig war. das, er jedoch sür unsere heutigen Ver hältnisse unentbehrlich sei. Er meint: „Unter dem Dache einer bundesstaatlichen demokratischen Republik können als Gliedstaaten nur gleichgeartete Staatswesen wohnen, da sonst -aS ganze Staate-gefüge zersprengt werden würde. So kann , c» nicht «tnmal gedacht «erbe«, »«tz «in« konstitutionelle Monarch«, und eine Svmjetrepublik in einem vunde»ftaate nebeneinanbe* bestehe« konnten. E» Wust daher gefordert werden, daß «lle Gliedstaaten ' et»« mit dem Wesen de» Bundesstaate» selbst oleickartiae Grundlage, also die Grund, lag« der demokratischen Republik, haben. Auch mit seinen sonstigen Forderungen wird Bayer« schwerlich durchdringen, da die Entwicklungstendenz an. scheinend zwangsläufig dahin geht, daß da» Reich nicht» wieder sreigtvt. was «» «tnmal ersaht hat. Dann bleibt nur noch die Frage zu klären, ob da» Reich vielleicht frei» willig daraus verzichten könnte, noch wettere Zuständigkeiten Uber den jetzigen Umkrei« hinan» an sich zu ziehen. Bayern »erweist hier auf eine im August 1922 von der Regierung Wirth im Name» der damaligen Weimarer Koalition ab- gegebene Erklärung, dab das Reich neue Zuständigkeiten nicht übernehmen und bestehende nicht ohne Not und nur nnter Zustimmung deS NeichSrate» weiter auöschöpfen wolle. Diese Znsage der RelchSregirrung ist damals von der Münchener Negierung zur öffentlichen Kenntnis gebracht worden, mit de», Hinzirsügcn. Dr. Wirth habe sich dahin ge» äuhert, er sei überzeugt, dab seine Nachfolger sich ebenfalls daran gebunden erachten würden. Hiernach liegt allerdings eine gewisse moralische Verpflichtung vor. Rechtlich aber ist e» natürlich ganz »»möglich, bah eine einzelne Relchs- rcgiernng alle ihre Nachfolger aus «In besttmmteS Programm festlegen könnte. ES kann also auch nicht auSbletben, dab trotz dieser Zusage früher oder später eine Erweiterung der Zuständigkeit des Reiche» über den fetzigen Umfang hinaus vorgenommen wird, falls zwingende RetchSinteresien es er- fordern. Fe mehr aber die wachsenden Ausgaben des Reiches im Innern und nach anhcn eine Stärkung der Zentral, gemalt nötig machen, desto zwingender wird auch die For- dernng, nicht» z» überstürzen und zu übertreibe», sondern auf die Eigenintcrcsscn der Länder jede »nr irgend mögliche Rücksicht zu nehmen »nd namentlich tcdc Maßnahme zu ver- meiden, die einer finanziellen Erdrosselung ähnlich sehen könnte. DaS gilt vor allem für bl« Gestaltung de» end gültigen Finanzausgleiches, der die Kardinalfrage der inneren Politik bilden wird, wenn der Termin de» Ablaufes de» jetzigen zweijährigen Provisoriums heranrückt. Mittwoch, ir. Zull isrr Jas Kabinett Poincar- gesichert? Die radikale Fraktion gegen die Desvldungs- erhöhung. Paris. 12. Juli. Die radikale K a m m e r s r a k t i o n hat in enicr heute nachmittag abgehalienen Sitzung »ach einem Bericht des Vorsitzenden des FinanzauSschnyes der Kammer, des Abg, Malvn, eine Entschließung angenommen, in der zun, Ausdruck kommt, daß die Fraktion bei aller Berücksichtigung der Interessen der Beamten und Pensionäre keine Regelung verantworten könnte, durch die das Budgetgleichgemicht und die Fjiian.ianiernug deS Lande» gefährdet würde». Ans dieser Eiilschiießnng und der vorangegangenen Diskussion er- gibt sich, daß mehr als zwei Drittel der radikalen Fraktion für die von der Regiernng in der Frage der Gehaltsaufbesse rung gemachten Vorschläge cinirclen und bemüht sind, da» .Kabinett in dieser Frage z» unterstütze».' Damit ist die Möglichkeit einer Kabinettskrise, die »ach der «estrigen Ab« stimmitiig des Fiiianzausichusseü der Kammer gegeben mar, aller Voraussicht nach auögcschaltcl. Die Kammer hat daS vom Senat angenommene Gesetz über die Regnlierung der Rhein sä lle bei KembS ohne Debatte genehmigt. — In der Kammer wnrde nach mittags eine von Renaudel vorgclcgtc Entschließung, in der die Regiernng anigesordert wird, die Verabschiedung deö Ge setzentwurfes über daS Fraiienstinnnrecht bei den Munizipal wahle» durch den Senat zu beschleunigen, angenommen, nach dem Poinearö erklärt hatte, daß die Regierung sich diesen Antrag zu eigen mache und ihn vor dem Senat unterstützen werde. Ans Antrag PoincarSS und deS Vorsitzenden des Finanz ausschusses der Kammer mnrdc sodann ohne Debatte be« schlossen, die Beratung des Geseüentwnrscs über die Bereit stellung von Krediten sür die Erhöhung der Gehälter und Pensionen aus die Tagesordnung der morgigen Vormittags, sitzung zu icke». sW. T. B i * Paris. 12. Juli. Der W a h l r c ch t s a n s i ch u ß des Senats hat heute nachmittag ans Antrag des Innen ministers Sarrant die heute früh von der Kammer angc- nommeue Wahlreiorm uiivcräiideri genehmigt. ES wurde bc- ichlosscn, das Gesetz in der morgigen Nachmittagssitzung vor daü Plenum zu bringe». iW. T. B.i Vor der Vertagung -er Kammer. Paris, 12. Juli. Wie HavaS aus den Wandelgängcn der Kammer berichtet, herrschte dort beule abend nach dem Be- kanntwcrdcn des Beschlusses der radikalen Fraktion die Auf fassung, daß, nachdem nnnmchr die Frage der Besoldungs- resorm ihre Wichtigkeit verloren habe, das Dekret über die Beendigung der PgrlgmcntStggung morgen abend oder in der Nacht vom Mittwoch zu», Donnerstag erlasse» werden könne. tW. T.B.s Ein Bund gegen die Rheinlandriiurnung. Paris, N Juli. Unter der Bezeichnung ..Loth ringische Union sür die Verteidigung der Nord- ostgrcnzc" hat sich in Nauen eine neue natio nalistische Vereinigung gebildet, die cs sich zu ihrer Hanvtansgabc macht, in ganz Frankreich eine Bewegung gegen die Rhcttilandräiimung z» entfachen, bevor nicht die neuen sranzösischen Grenzen gegen Norden und Osten in Verteidtglingsziistand gesetzt seien. An der Spitze der Ver einigung steht General H I r s ch a u c r. Die Vereinigung erließ sofort »ach ihrer Gründung einen mit heftigen An griffen gegen Deutschland gespitzten Ausruf. Paris, 12. Juli. 'Wie HavaS berichtet, ist es möglich, daß das Parlament nicht am l!i. Juli in die Ferien geht, sonder» »och einige Tage zusanimenbleibt. »m gewisse wichtige Fragen zur Entscheidung zu bringen, darunter eine, die die deutschen Interessen angehcn wird. Handelsmtnister Bokanowskt soll die Absicht haben, ans der Z o l l t a r i s n o v e l l e die wichtigsten Positionen herauözunchmen, um sic in einem Sondergesctz von Kammer und Senat genehmigen zu lassen. Dadurch würde Bokanowskt in die Lage versetzt wer den. die iranzönsch-dentschcn WirtschastSverhandlungen weiter zu verfolgen »nd z» Ergebnissen zu führen. Innerhalb der französischen Negierung wird auch die Frage erörtert, ob es nicht angängig wäre, vom Parlament ein Ermäch tigungsgesetz zn verlangen, um da» deutsch-französische HandclSprovisortnm ohne direkte Mitwirkung des Parla mentes zu ratifizieren. ES stebt fest, daß die Kammer in ihrer morgigen Sitzung dem von der Regierung vorgclegten Gesetzentwurf über die Erhöhung der Gehälter »nd Pensionen der Beamten be raten wird. sW. T. B f « Paris. 12. Juli. HavaS bestätigt die Nachricht, daß die Besprechungen der dentsche» und der französischen Wirtschaft», delcgaiion über de» Abschluß eines zwölfmonatigen Der En-Kampf um die Räumung. Die Ansicht des Auswärtigen Amtes. Frankiurt a. M., 12. Juli. Zu eintgen Aeußerungen der sranzösischen Botschaft und französischer diplomatischer Kreise in Berlin über die deutsch-französische» Beziehungen, die vor einigen Tagen in den „Frankfurter Nachrichten" ver- ösfentlicht wurden, ist der Vertreter dieses Blattes in der Lage, von maßgebender Sette deS Auswärtigen Amte» die dentsche Auffassung wiederzugeben: Es ist richtig, daß die Besetzung deö Nhcinlandes gemäß den Bestimmungen des Versaitier Vertrages eine Gara». tie für die Erfüllung der Forderungen deS F-rtedensver- trages darstellt. Es muß nun an aitcrerster Stell« betont werden, und darin ist sich die gesamte Regierung einig, daß Deutschland die Vedingungen deS Versailler Vertrages rest los erfüllt hat. Ein besonders wichtiges Gebiet ist das der Reparationsleistungen. Die Gesinntfrage der Re- parativnen ist etiigcschlossen in dem DaweS-Plan. Dieser fügt Deutschland in daS Netz der Weltwirtschaft und der welt- sinanzsellcn Beziehungen ein. Sr gilt als Garantie fllr die Erfüllung der deutschen ZahlnngSverpsitchtung und an ihm hängt der deutsche Kredit, der wiederum in Ländern ver. ankert ist, die weit stärker sind aiö Frankreich, nämlich Amerika und England. Die dcutfche Regierung kann sich mit dem besten Millen nicht dazu verstehen, ans der Rede de» sran,«fischen Ministerpräsidenten Poincar» etwa» heran», znlescn. was „stark im Sinne der deutsch-sranzöstschen Ber« ftcindignng" liege. ES kann auch nur immer wieder auf den Schluß der Rede des ReichöaußeninIiiisterS tm Reichstage verwiese» werden, daß Deutschland, wenn Poincars wirklich »nd ehrlich die Verständigung will, diese Hand gern annimmt, nicht jedoch unter dem Gesichtspunkte zwischen Sieger und Besiegtem. Auf dieser Basis ist eine Verständigung gänzlich unmöglich. Deutschland geht seinen geraden Weg weiter. Man soll sich aber auch in Frankreich darüber im klaren lein, daß mir nie und nimmer unsere Hand dazu bieten «erden, uns in ein Geschäft einzulafsen, das die Räumung des he« setzten Gebietes von großen politischen Forderungen abhängig macht. Wenn man glaubt, nns mit dem Lockapsel der Räumung in ein Ostlocarno hineinznmanövriercn oder a«S uns sonst irgendwelche besonderen Zugeständnisse heran», holen zn können, so irrt man sich. Dann müßten die Fran» zosen eben im Rheinland« bleiben, bis ihre Zeit vertraglich abgelaufen ist. Aber im Jahre 1935 ist sie zu Ende. Das mögen sie berücksichtigen. Französische Kyskerie. Berlin, 11. Juli. Zu den Behauptungen de« Berliner Berichterstatters de» „Echo de Paris" über den Bau von Observatorien an Stelle der zerstörten Unterstände an der deutschen Ost grenze erklärt das ReichSwehrmint- stcrium: In der Gegend von Landsbcrg haben Pioniere der Reichswehr ans Wunsch der dortigen Forstvermaltung drei Holztiirme gebaut. Der Zweck deö Baue» für die Pioniere mar Ausstichen, Schlag und Bearbeitung von Holz, der Zweck des Raues für die Forstvermaltung Ueherwachung von Wald« branden. Tie Türme sind Eigentum der Forstvermaltung. Fernsprechverbindungen zn ReichSwehrgarntsoncn bestehen nicht. Die Forstvcrwaltung hat eigene Leitungen zu ihrer schnelleren Benachrichtigung angelegt. Eine Besichtigung oder llebcrnahmc durch höhere Neichswchrosstziere oder Vertreter des Rcichswchrministeriums hat nie stattgefunde». sW. T. B.f Es müßte interessant sei», zn erfahren, welcher Helle Kops dem Berliner Berichterstatter des „Echo de Paris" diese neue deutsche Schlechtigkeit hinterbracht hat. Die Durchführung -er Richtlinien -er Wettwirtschastskonserenz. Die Prüfung der Zolltarife im Völkerbünde. Genf. 12. Juli. DaS W i r t s ch a f t S k o m i t e e deS Völkerbundes trat heute zu einer außerordentlichen Tagung zusammen, zur Beratung darüber, welche Folge de» Resolu tionen der Weltwirtschastskonsercnz hinsichtlich der Zolltarife und insbesondere hinsichtlich der Ausarbeitung einer einheit lichen Nomenklatur zu geben sei. Staatssekretär Trendclen« bürg erklärte, die deutsche Negierung plane unabhängige Maßnahmen zur Verwirklichung der Resolutionen. Sie habe den Wunsch, die Resolutionen der Konferenz rasch ver wirklicht zu sehen. Er beantragte die Prüfung folgender drei Fragenkomplexe: Aushebung oder Herabsetzung der Zoll- schranken durch antonome Maßnahmen. Untersuchungen über die I» Kraft befindlichen Zollsysteme, deren Vorteile und Nach teile. Vereinheitlichung der Nomenklatur der Zolltarife. Nach einem Meinungsaustausch über da» etnzus^iagende Verfahren stimmt« das Komitee den Vorschlägen de» deutschen Mitgliedes zu und begann mit der Prüfung der ersten Fragen, gruppe. sW. T. B.) Die Landwirtschast in den..Sozialistischen Monalshefren". Gin demerkenSwerte, Artikel et««» G«,lallst«». I« den »Sozialistische« Monatsheften* macht ber badische Soztallftensührer Wilhelm Engler über ba» Problem der Wirtschaft-Produktion Ausführungen, »l« von ber Schlag- wortpolitik seiner Genoss«« himmelwett entfernt sind. Engter sagt u. «.: »Dt« grobe« Gummen, bt« Deutschland für die äußer« und iunere Reparation, für bl« wtedergutmach ung aller KrtegbverwÜbungen anfhrtnge« muß. »wingen un». unser« nationale Produktion aus da» höchste zu steigern. Wir haben die technischen und chemischen Hilfsmittel, die Möglich keit, unser« landwtrtschastltche Produktion so zu erhöhen, baß ivir «n« mit Getreide, Fletsch, Fett, kur» mit allem, was aus unserem Boden und in unserem Klima gewonnen werden kann, in der Hauptfach« selbst versorgen können. Wenn eine dem notwendigen verbrauch angapaßte inländisch« Erzeugung nicht anders z« erreiche« ist, bann «nß «an ihr eben staat» liche« Schutz und staatlich« Förderung gewiß««». Luch der Umstand, daß unsere Land wirtschafte- arbeit nur bestehen kann, wenn ihr« Arbeiter wesentlich länger arbeiten als di« ber Industrie, muß jedem Sozialdemokraten zu denken geben. Ob sür bestimmte Agrar produkt« Schutzzölle ersorberltch find, sollte rein sachlich vom ProdnktionSstandpnnkle untersucht, nicht eine« imaginären Kousnfnenteninteresse -«lieb« glattweg verneint «erden. Die gegebene Möglichkeit, die landwirtschaftliche Produktion sehr stark zu steigern, bietet auch die Möglichkeit, mehr Menschen in der Landwirtschaft Arbeit», und Existenzmögltchkcit zu geben. Nur wen» e» «n» gelingt, die inländisch« landwirt schaftliche Produktion za steigern, «ehr Menschen in der Landwirtschaft zn beschäftigen, »nb dabnrch wieder rück wirkend die Industrie und das Baugewerbe z« be fruchten, «lr» ed «»glich sein, di« Arbeitslosigkeit „ beseitige«. Wir dürfen unser Heil nicht immer nur von einer Steige- rnng der Ausfuhr erwarten. Diese hat doch auch immer eine Steigerung der Einfuhr tm Gefolge. Wenn unsere Landwirtschaft mehr Leute beschäfttgt und mehr hervorbringt, so entlastet sie den ArbettSmarkt. Hunderte von Millionen für Nahrungsmittel, die sonst in» Ausland gehen, bleiben dann int Lande und geben dem Landwirt die Möglichkeit, wiederum im Inlande Maschinen und andere« zu kaufen." Die Ausführungen dieses Sozialdemokraten zeugen von großer Einsicht in die wirtschaftlichen Zusammenhänge. Wenn Engler die ProdukttonSpolitik in den Bordergrunb stellt, so stellt er sich auch ln «ine Linie mit dem ReichSernährungS- minister Schiele. DaS ist nämlich gerade da», was auch Minister Schiele immer wieder als das Wichtigste betont, dem sich alles andere unterzuordne« hat. Der Reichswirlschaslsral zur Krapsahrzeug- steuer. «orlänsi, Beibehaltung de» Panschalstenersystem». Berlin, 12. Juli. Der WtrtschastSpolltisch« und ber Finanzpolitische Ausschuß de» ReichSwtrtschaftSrateS beschäf tigten sich heute mit der Neuregelung ber Kraftfahr, zeug sicuer. DaS Ergebnis der Beratungen deS ArbeitS. ausschusse» läßt sich kurz dahin zusammensassen: Eine Be- steuerung durch Maßnahmen der tatsächlichen Wegebenutzung. insbesondere der Weg einer Reisen» oder Triebstoffsteuer, erscheint gegenwärtig noch nicht gangbar. Ein zuverlässiges Meßinstrument für die Benutzung der Straßen ist noch nicht vorhanden. Der Arbetttzaugschuß emp fiehlt deshalb, bis aus weitere» a» eluer Pauschalftener sest- znhalten. Sobald die tatsächliche Wegebenutzung durch einen der obengenannten Gteuermaßstcibe mit htnreichender Sicher heit der Steuer zugrunde gelegt werden kann, wird eine Aenderung der Pauschalsteuer für notwendig gehalten. Der Arbeitsausschuß hält bet Ausgestaltung der Pauschal- stcucr eine Neutralisierung des SteuermahstabeS für not- wendig. Er empfiehlt deshalb als Steuermaßstäbe sür Per sonenkraftwagen eine Verbindung von Hub volumen und Gewicht, und zwar je zur Hälfte. Mil Rücksicht auf die handelspolitische Auswirkung wirb die An- Wendung des neuen LteucrmaßstabeS für Personenkraftwagen erst vom 1. Oktober 1928 an erfolgen dürfen. Inwieweit eine etwaige Benachteiligung älterer Wagen infolge Aenderung des StruermaßstabeS vermieden werden kann, wird bei der Behandlung der Tariffrage zu erörtern sein, Bei Lastkraftwagen, Omnibussen und Zug maschinen ist als Steuermaßstab da» Gewicht bci- zubehalten. KvmbinationSmagcn, d. h. Wagen, die bestimmt sind, sowohl als Personen- als auch aiö Lastkraftwagen zu dienen, sind nach dem höheren Tarife zu besteuern. Kraft räder sollen hinsichtlich de» StruermaßstabeS und be» TariseS den Personenkraftwagen gleichgestellt werden. Der Tarif für Personellkraftfahrzeuge soll tn arithmetischer Progression ge staltet werben. Der Tarif für Lastwagen, Kraftomnibusse und Zugmaschinen wird aufgebaut auf der Grundlage der Ver wendung von Luftreifen. Zahlungserleichterungen sollen durch Termine sowie dadurch geschaffen werden, daß das Fahrzeug unter erleichterten Bedingungen vorübergehend ab gemeldet werden kann. Die Verteilung deS Steueraufkommens er folgt durch daS Reich über die Länder an die Wegunterhal- tungSpsltchtigen nach dem Anteil am Ausbau eines deutschen Straßennetze» für Automobilverkehr unter Berücksichtigung der Verkehrsdichte und nnter Gütevorschriften für die Straßenart. Grundsätzlich halte der Arbeitsausschuß für notwendig, baß ein einheitlicher Tarif unter Einschluß deS jetzt acltenden 25prozentigen Zuschlages festgesetzt wird. Der Tarif soll also die Beiträge für außergewöhnliche Ab nutzung durch Fahrzeuge mit umfassen, und eS soll die be sondere Erhebung dieser Beiträge unzulässig sein. Die Einführung einer Z n g t i e r st e u e r als Wege- abgabe wir- abgelchnt. Die beiden Hauptansschiisse stimmten dem Bericht de» Arbeitsausschuss«» mit 31 : 5 Stimmen zu. Welkerer Rückgang -er Erwerbslosigkeit. Berlin, 12. Juli. Die Zahl der HanpinnterftützungS- emvsänger l» der Erwerhslosensürsarge zeigt «,ch in der zweite« Innihälste »ine« »eitere» Rückgang, «nd zwar «m rund 57 999. das sind Prvzent. Die Zahl der männlichen Hauptu»t«rs«ützungSrmpsä»ger ist von 180 VON aut 130 000 zu- rückgegangen, die der weiblichen von 118 000 auf 111000. Die Zahl der Zuschlagsempfänger sunterstützungSberechtigtc Familienangehörige) hat sich in der gleichen Zeit von «03 090 aus 597000 vermindert. Der Gesamtrückgang in der Zahl der HauptuntersiKtzungsempfänger tm Juni beträgt 107 009. Wilder Streik in der Berliner yiiminduftrie. Berlin, 12. Juli. Der wilde Streik tn oer Berliner Film industrie hat aus sämtliche Ateliers in Groß-Berlin über- gegriffen. Der Verband der Filminbustriellen hat dt« strei kenden Arbeiter entlassen und Neueinstellungen von Arbeits willigen vorgenommen. Von den 1200 Arbeitern ber Berliner Filmindustrie sollen mehr al» die Hälfte dem Ausstand bei- getreten sein, obgleich st« noch bis zum 1. Dezember an den lausenden Tarifvertrag gebunden sind. Die Flrankheil SlemrneeaA». Paris, 12. Juli. Wie verlautet, leidet Clemenceau an einer gewissen Schwäche» al» Nachwirkung «ine» Grippe-An- falle», und an einer Erkältung. Sein Befinden gibt zwar zu Besorgnissen A«laß wegen feine» hohen Alter», doch soll er nicht «tnmal an da» Bett gefeffelt sein. Deschleuuigler Kan-elsverlragsabschlub mtt Deutschland? HanbelSprovisoriumS fortgesetzt werden und daß beide Delegationen von dem Wunsche beseelt sind, ihre Arbeiten so rechtzeitig z» beenden, daß daS Abkommen dem Parlament vor den Ferien unterbreitet werden kann.
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