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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270713016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927071301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927071301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-13
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1927
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Mittwoch. IS. Zun isrr — »Dresdner Rachrtthteu" — Nr. 32-1 Sette 11 Anwetter in aller Well. Schwere AuwetterschL-e» r» Lerlt«. >u» Berlin wird gemeldet: Da» am Montag Nder Berlin ntebergegangen« Unwetter hat besonder» in Tempel» bof und Martendorf große Verwüstungen angertchtet. «n den Böschungen de» Teltowkanal» siebt man stellenweise mehrere breite Löcher, die sich da» abflteßenbe Wasser g«. graben hat. Alle Bretterzäune und Drahtgitter find nieder, gelegt. Die «schiene« der Tretdelbah» am Teltowkanal find «nterfptilt, s» daß die Bahn ihren Verkehr einftelle» mußte. Anch die Gleiskörper am vahuhos Tcmpelhof wiese« an »tele« Stelle« Beschädigungen auf, die eine Sperr««« der Streck« «otwe»dig machten. Im Schacht der neuen Unter, grundbahnstrecke. der an da» Tempelhofer Feld grenzt, stand da» Wasser etwa ein Meter hoch. Die Siedlung«« im der Slllhe von Tempelhof stehen fast ganz unter Waffe». Hier find a«ch viele Bäume «iedergeriffe» worden. Am Teltow, kanal in Tempelhof lockerte -er ununterbrochene Regen an mehreren Stellen die Erbmassen der Stimme de» Kanals, die lawinenartig in» Wasser stürzten. Zwei Arbeiter, die am Ufer beschäftigt waren. Wurden von de« herabstürzende« Erdmaffe« verschüttet. Der Feuerwehr gelang e». bi« beide« Arbeiter »« befreien. Auf der Strecke Potsdamer Bahn Hof—Güdende verursachte der Wolkenbruch eine Verkehrs, störung, die den regelmäßigen Bahnverkehr auf ungefähr zwei Stunden völlig lahmlegte. Der Fernverkehr Berlin- Halle wurde über Tempelhofer Rangierbahnhvf und An Halter Gllterbahnhof umgeleitet. Die Verwüstungen in -er Provinz Sachfen. Da» Unwetter in der Provinz Sachsen hat im Zettz-Weitzen feiler Braunkohlenrevier eine Erntesläch« von 40 ONO Morgen vernichtet. Fm Oberröblinger Kohlenrevier war die Gewalt -eS Wassers so stark, daß ein Bach stromaufivärts getrieben wurde. Steigen -es Rheins un- seiner Nebenflüsse. Aus Koblenz wird gemeldet: Infolge des Unwetter» im Ouellgebiet des Rheines ist der Bodensee und der Rhein bei Konstanz über 1 Meter gestiegen. Auch Main. Neckar und Mosel sind im Steigen begriffen. Molkenbrüche über Paris und London. Am Montag nachmittag wurde London und Umgebung von einem heftigen Gewtttersturm heim- gesucht. Zahlreiche Häuser wurden vom Blitz getroffen. AuS allen Teilen der Stadt liegen Berichte über erhebliche Neberschwemmungen von Straßen, Plätzen und Kellern vor. Der Verkehr wurde erheblich gestört. Bisher find zwei Todes fälle von Kindern gemeldet, die ertranken. — Trotz des Ge» witters flogen die deutsche Fliegerin Rasche und die eng. lisch« Fliegerin Lymm mit ihren kleinen Flugzeugen von Croydon nach Soton, wo sie glatt landeten. Auch über Parts ist am Montag abend ein ungewöhnlich schweres Gewitter nieder- gegangen, das in verschiedenen Stadtteilen beträchtlichen Schaben anrtchtete. Ans den Straßen erreichte das Waffer eine Höhe bis z« 7ü Zentimeter. Bet einigen Häusern be steht Einsturzgefahr. Auch die Provinz hatte sehr unter schwerem Un. tter zu leiden. Infolge der anhaltenden Regengüsse rzte ein Teil von Beauvats ein. Der Fluß Btenne ist stark gestiegen. Auf dem flachen Lande bedecken die Waffer- maffen wette Flächen. Bei Limoges mußte die Feuerwehr de» Uferanwohnern beistehen. In das Elektrizitätswerk des Dorfes Trevillers schlug der Blitz ein. Es entstanden fünf Brände. An der Marne besteht ebenfalls Hochwassergefahr. Riesenüberschwemmung bei Nlschnisnowgoro- Durch koyanow Moskau Hunderte von Häusern und mehrere Brücken von den Fluten weggeschwemmt. Die Telegraphen, und Telephon. Verbindungen find zerstört. In Lukoyanow flüchteten die Ein. wohner auf die Dächer der Häuser. Sr-beben in Aegypten nn- Palästina. Meldung aus Kairo: Montagnachmtttag 8 Uhr S Min. wurde hier ein 80 Sekunden bauernder Erdstoß verspürt. Bisher ist kein Schaden gemeldet. Auch in Jerusalem ereigneten sich um dieselbe Zeit mehrere Erdstöße. In der Stabt wurde nur leichter Schaden angerichtet. Aus der Um gebung aber werden Verluste an Menschenleben und ernste Schäden berichtet. In Jericho stürzte ein Hotel ein und begrub drei Touristen unter den Trümmern. Auch aus anderen Orten werben Verluste an Leben und Eigentum be richtet. In Jerusalem weist nur ein kleiner Turm des Heiligen Grabes Sprünge auf. Andere Gebäude in der alten Stadt stürzten ein und mehrere Personen wurden verwundet. fofvrt e« de» elnsetzendeu «tesenbedarf» an Rehkttzhäuten und wegen de» gesetzlichen Schutze» dieser Tiere da» Wilddieb- »«werbet» ungeahnter Weise gefördert werden. Bedenkt mg« nun weiter, wie leicht diese Tiere »u erbeuten und in den Handel zu bringen find, fo würbe al» selbstvek. ständUche Folgeerscheinung diese» wüsten Modeunfug» eine völlige vernicht««» der Hanptwildart De«tschla«dS «nd eine „lk»w«rtschgftltch« Schädig»«» größte« AnSmaße» zu er warten sein, abgesehen von derkaumzuüvertreibenden Rohett. die in der Erlegnug von Rehkitzen liegt. Mit Recht hat sich deSbalb die Arbeitsgemeinschaft des Allgemeinen Deutschen Jagdschutzvereins und die Deutsche Jagdkammer gegen diese ernste Gefahr gewandt. Volkswirtschaftliche und Gründe be» Natur, und Heimatschutzes führten zu einer Eingabe a« all« «»ständigen Behörde« de» Reiche» «nd der Länder. Sofortige» Eingreifen wurde gefordert. l^MIM Da» Waknborf auf dar Ausstellung »Der Rhel» — sei» ^Werden und ^Wirken". Nunmehr hat diese Eingabe im Reichstag lebhaften Widerhals gefunden. Fast alle Parteien machten die Forderung der deutschen Jägerwelt zu der ihrigen. Die Abgg. Hemmeter und Wallraf von der Deutschnationalen Volkspartei haben unter Mitunterzeichuung der Abgg. Müller Frauken lSoz.j. Hepp sD. Vp.). Dietrich-Baden lDem-s. Fehl lWtrtsch. Vergg.j, Laug lBayr. Vp.i und Weidenhöfer lBölk.i einen Antrag eingebracht. der die Neichsregicrung ersucht, auf die Länder dahingehend einzuwirken, daß die Anfertigung. Anpreisung und Vertrieb von Bekleidungsstücken jeglicher Art aus Rehkitzhäuten verboten wird. Möge diesem Antrag Erfolg beschieden sein! Mögen auch die Parlamente der Länder diesem schönen Beispiel folgen! «ach der Etnlteferung in» Krankenhaus verstarb«»,. Die Mutter de» Manne», die letzteren vor dem Ueberfahren retten wollte, erlitt einen Nervenzusammenbruch. ** Berhast««g ei«er reich-deutsche« To«ristl» l» Paffeiertal. Bet Rabenstein im Passetertal wurde eine reich», deutsche Touristin au» Lützen verhaftet, weil sie im Zovey- gebtet entgegen den gesetzlichen Bestimmungen photogra» phisch« Aufnahmen gemacht hatte. Sie wurde von her Präfektur zu vierzehn Tagen Arrest verurteilt. ** Beginn der BernsungSverhandluug gegen de« Lok«, wotivführer Aubele. Vor dem Landgericht München l hat am Dtenstag die Berufungsverhandlung gegen den Lokomottv- führer Aubele begonnen, der wegen des großen Eisenbahn- Unglücks am Münchner Ostbahnhof tn erster Instanz zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden war. ** Ska«dalassäre i« Wien. In der Wiener Oeffentlich. keit erregt eine peinliche Affäre Aufsehen, in deren Mittel, punkt ein bekannter Wiener Arzt, Dr. Viktor K., steht. Es wurden schwere Beschuldigungen gegen Dr. K. erhoben, so daß er nicht nur von der Leitung der orthopädischen Ab- teilung des Spitals der barmherzigen Brüder tn Wien, da» er-seit zwölf Jahren leitete, zurücktreten mußte, sondern auch auf alle seine Ehrenstellen verzichtet hat. Dr. K. soll sich an Patienten, vor allem an Mädchen im Alter von 18 bis 14 Jahren, sittlich vergangen haben. Vermischtes. «et« Schul-tger an -em Bahnunglüek im Liarz Die Untersuchung, die von der Aufsichtsbehörde der Reichsbahn und dem Reichsverkehrsministerium über den Unglücksfall eingeleitet worden ist, hat ergeben, baß die Direktion der tn Frage kommenden Prtvatbahn das Mög liche getan hatte. Mit der Naturkatastrophe hat niemand rechnen können. Die übrigen Bahnen im Harz find frei- gegeben worb«»». Tollten sich noch Anhaltspunkte ergeben, welche die Schuld eines einzelnen wahrscheinlich machen, so wird die Untersuchung eingeleitet werden. Schlägereien zur Reichsjugen-tagung in Kamdurg Am Sonntagabend veranstalteten etwa 18 000 Personen, die an der Feier des Reichsjugendtages des Bundes der kaufmännischen Jugend des D. H. B. im Zoologischen Garten zu Hamburg teilgenommen hatten, einen Fackelzug nach dem Bismarckdenkmal. Am Holstenwall wurden die Marschieren- den von linksgerichteten Elementen, die sich angesammelt hatten .beschimpft. Als nach Beendigung der Veranstaltung am Bismarckdenkmal etwa 400 Teilnehmer in geschloffenem Zuge über den Zeughausmarkt marschierten, um ihre tn der Bühmkenstraße gelegenen Quartiere aufzusuchen, wurde der Zug in der Mitte der Mlihlenstraße von mehreren hundert Personen überfallen. Es kam zu etner Schlägerei, bei der mehrere Personen durch Stockhiebe und durch Bewerfen mit Steinen und Flaschen verletzt wurden. Weiter wurden in der Böhmkenstraße auf dem Rückwege befindliche Kesttetl- nehmer überfallen und mißhandelt. Es fiel auch ein Schuß, der einen obdachlosen Ausländer tn den rechten Unter schenkel traf. Die neueste Modekorheik. Eine Gefahr für den Wildbeftand. AuS Berliner parlamentarischen Kreisen geht uns folgende Mitteilung zu: Die neueste Modetorheit sind Damenmäntel aus Rehkttzhäuten. In einer Modezettschrtft wurden sie kürzlich von einer «roßen Ber. ltner Firma angepricsen. Welche gewalttge Gefahr unserem Wildbeftand erwachsen würde, wenn sich dieser ungeheure Unfug als Mod« durch, fetzt, liegt aus der Hand. Rehkitze, Tierchen im Alter weniger Wochen, sind in allen deutschen Ländern, ia tn allen europäischen Kulturstaatcn. gesetzlich geschützt. Findet nun diese neue Mobeschöpfung Anklan«. so würde natürlich infolge ** 700-Jahr-Feier der Stadt Lagow. Das kleinste Städt chen der Provinz Brandenburg und Preußens, der Luftkur ort Lagow in der Neumark, feierte am Sonntag die 700jährige Wiederkehr seiner Gründung und bas 200jährige Stadtjubtläum. Lagow war früher eine Ordensfeste der Johanniter. So sah man bei der Jubiläumsfeier neben den Vertretern des Staates auch Delegierte des Johanniter Ordens. ** Schwerer Unglücksfall bei einem GchulauSfluge. Zwei Landschulen hatten einen Ausflug nach Kolberg unternom men. Nachmittags badeten die Schülerinnen, wobei ein drei zehnjähriges und ein zehnjähriges Mädchen aus Klützkow von der Strömung mitgertssen »vurben und ertranken. Zwei andere Mädchen rettete der aufsichtführenbe Lehrer. ** Egloffsteiu-Oertel verhaftet. Der berüchtigte Akten schteber und Hochstapler Oertel konnte in einem Luxuslokal in Köln verhaftet werden. Nach einer aufregenden Jagd, die bis in einen entfernten Vorort führte, wurde Oertel über wältigt und der Polizei übergeben. Oertel trat bekanntlich unter dem Namen eines Freiherr« v. Egloffstetn auf. Am Sonnabend abend gegen 10 Uhr überraschte der Berliner Bankdetektiv Martin Knopf den so lange Gesuchten in einem Luxuslokal in Köln a. Rh. Der Aufforderung des Detektivs, ihm zur Polizeiwache zu folgen, leistete Oertel sofort Folge. Die beiden hatten jedoch kaum die Straße betreten, als der Ertappte zu fliehen versuchte. Nach längerer Jagd, teils zu Fuß, teils im Auto, konnte er in einem Vorort erwischt und der Polizei zugeführt werben. Der Verhaftete gibt an, daß er längere Zeit an ber holländischen Grenze bet einem Bauern als Knecht gearbeitet habe. Die Landarbeit gab er aber bald auf und will sich als Zettungshänbler in Berlin betätigt haben. Tatsächlich ist bekannt geworden, daß er ein- mal in einem Berliner Sommerlokal eine größere Festlich, keit mit Jockeis und Rennleuten veranstaltet hat. ** Bei nächtlichen Filmaufnahmen »crunglückt. Die Film- schauspielerin Helen von Münchhofen verunglückte bei einer Nachtaufnahme bet München. Sie hatte in einer Flücht- lingSszene einige Pferde zu halten, die bei dem plötzlichen Aufflammen der Scheinwerfer scheuten und durchgingen. Die Künstlerin wurde mitgeschleift und erhielt mehrere Hufschläge. Sie hat schwere Verletzungen davongetragen. »* «klärt Die Brandstiftung am Reustrelitzer Stabttheater anf- . In Feldberg in Mecklenburg hatten sich in der letzten aufging, wurde der 47 jährige Bäckerlehrling Hetßner aus Neustrelitz beobachtet, der brennendes Papier durch ein Loch in die Scheune gesteckt hatte. Der jugendliche Verbrecher wurde bald darauf verhaftet und gestand nach an- änglichem Leugnen, nicht nur die Brände in Feldberg gelegt, andern auch am 18. Januar 1824 das Landestheater tn eustrelttz angezünbet zu haben, in dem fein Vater als Theaterdtener tätig war. DaS Theater wurde damals mit seinem gesamten Fundus vernichtet. ** Straffer legt Revifio« ei«. Wie auS Harburg gemeldet wird, hat der zum Tode verurteilte Gattenmörder David Straffer gegen das Urteil Revision eingelegt. Da» ne««te «tte»«at a«f da» Denkmal «,r »er Ber um neunten Male von Bubcnhänden Gefallenen ber Hemetnoe tn ber Kvntggrayer Straße, obwohl die Polizei besondere UebcrwachungSinaßnahmen getroffen hatte. ** Schwere» A«tom»bil««gltick i« E«xhavc«. Hier wurde ein 4« Jahre aller Mann und sein achtjähriges Kind von einem Auto überfahren «nd so schwer verletzt, baß sie bald »a» ne»»»e m»»en»a» «»» L «, liner LhriftnSktrche. Zum neunten Male beschmutzt wurde der Gedenkstein für die SbrtstuSaemeinde tn der Köntggrätzer L Mohrrüben machen schlank! DaS Problem, wie am schmerzlosesten und sichersten die berühmte „schlanke Linie" zu erwerben, bzw. zu erhalten sei, beschäftigt Millionen von Frauen und Mädchen im Schlafen und im Wachen. Aus Amerika bringen uns jetzt neugierige Interviewer die Antwort auf diese Frage, und zwar von etner Persönlichkeit, die es bestimmt wissen muß, nämlich von Corinne Griffith. der First National Diva, die ja vor allem durch ihre schöne Figur berühmt ist. Sie erklärte auf die Frage, ob sie zur Erhaltung ihrer Körperlinie eine besondere Diät befolge, daß sie ganz allgemein nur mäßige, aber nähr- hafte Speisen zu sich nehme und daß sie die besondere Er. fahrung gemacht habe, reichlicher Genuß von rohen Mohr rüben sei der Erhaltung -er „modernen Linie" besonder» dienlich. Jedenfalls habe sie sich zur Gewohnheit gemacht, täglich einige rohe Mohrrüben zu essen. f „Srelcheu" ist loi! „Ich habe eine Neuigkeit mitzuteilen." schreibt der Ber liner Berichterstatter des „Daily Expreß". „Gleichen ist tot! Sie ist dahingegangen, ungeliebt und unbeweint. Dann »»nd wann taucht noch ein blasser Schemen auf in weißen Baum- wollstrümvfen, mit einem komischen Hut von Samtschleifeu, Febern und Vögelchen, mit langen Röcken, aber -as ist alles, was von dem Gleichen Altdeutschlands übriggeblteben ist, von jener Figur, die die Karikaturenzeichner aller Nationen entzückte. Es ist nichts mehr zu karikieren oder zu kritisiere« an dem deutschen Mädchen von heute. Sie ist all right- Vor wenigen Jahren noch galt eine Frau mit einer Puderauaste in Deutschland als eine .^verlorene". Lippenstifte waren nicht bekannt. Rouge galt als französische Frivolität, und man sah bei Seite und errötete beim Anblick eines Knöchels. Jetzt?, Es ist wahrhaft erstaunlich. Der Kurfürstendamm ähnelt einer lebendig geworbenen Seite aus der „Vie Parisienne", Die Röcke reichen bis zum Knie oder noch nicht einmal biS dahin: kleine Glockenhüte, tief herabgezogen nach der Pariser Art bedecken die kurzgeschorenen Goldlocken des deutschen Mädchens. Wenn die Uhr eins schlägt, und die kleinen Arbeiterinnen, Ladenfräuleins und Bureaudamen aus den großen Geschäften in der Leipziger Straße herausströmen, dann ist dieser Mittelpunkt von Berlin so lustig wie die Rue de la Paix. Dem preußischen Abgeordnetenhaus gegenüber, einem an graue Zeiten erinnernden alten Gebäude, stehen die Blumenverkäufer, die jetzt ihre Geschäfte mache«. Sträuße von leuchtend blauen Kornblumen, von Rosen und Wicken werden an der Taille befestigt, und plaudernd ziehen die Mädchen in Gruppen durch die Straßen. Die Mädchen nn- die älteren Frauen sind die bezeichnendsten Sinnbilder der Wandlung, die über Deutschland gekommen ist. Obgleich als gute Hausfrauen bekannt, haben die deutschen Frauen doch ihre Methoden modernisiert. Sie haben noch andere Inter essen neben den „drei K": Kinder, Kirche, Küche. Ein über raschender Fortschritt ist geschehen. Lippenstifte tauchen aus, und werden zu Hunderttausenden verkauft. Die Putzmache rinnen bieten die neuesten Hüte nach der Pariser Made feil, und anch die „Damenwäsche" bleibt nicht zurück. Tanzen un- Tennis sind jetzt die Hauptvergnügnngen -es deutsche» Mädchens. Alle die neuesten Tänze erscheinen in Berlin und in anderen großen Städten ebenso rasch wie in London «n- Paris. Gute Musik wird noch gewürdigt, aber die Bier- gärten haben die altmodischen Orchester zugunsten -er Jazz» bands aufgegeben. Auf den Tennisplätzen steht die deutsche Frau „ihren Mann", und nächsten Winter wird eine Schar deutscher Fußballspielerinnen nach Paris gehen. Es ist alles sehr merkwürdig. Aber ich bekenne: es gefällt mir!" — Wenn die ,-eutschen" Mädchen und Frauen nun nicht zufrieden find !! Die Liga -er Panlostelhel-e«. China, das lange Zeit so konservative Reich der Mitte, da» jetzt so gewaltsam von dem „Geist der neuen Zeit" durchstürmt wird, hat der Welt eine Neuheit geschenkt. Wie aus Tientsin berichtet wird, haben sich die Ehemänner der Provinz Hupeh zu einer „Liga der unterdrückten Gatten" zusammengeschlossen, um sich nach Kräften gegen die immer mehr anwachsenbe Gewaltherrschaft der Frauen zu schützen. Pantoffelhelden hat es zwar schon immer in China gegeben, und sie spielen eine große Rolle in den Novellen und Anekdoten des chinesischen Schrifttums, aber man macht nunmehr den Kommunismus dafür verantwortlich, daß die Unbotmäßigkeit und Gewalttätig keit ber Ehefrauen auf den höchsten Gipfel gestiegen ist. Die „Befreiung" der Frauen hat seit -er russischen Propaganda ge waltige Fortschritte gemacht. In den Provinzen, die von der Kanton-Negierung beherrscht werben, sind fanatische Frauen rechtlerinnen tätig, meist unverheiratete, kurzhaarige, männlich gekleidete Vorkämpferinnen des Ideals der neuen Frau, die ch vor nichts fürchten, in die Familien eindringen und die -rauen aufhetzen. Sie fordern von den „Ehesklavinnen", daß sie nicht nur die „Kult-Arbeit", die sie auf dem Felde ver richten, aufgeben, sondern auch nicht mehr das Essen kochen, und überhaupt nichts mehr für den Mann tun. Die Zerstörung der Familie, die gepredigt wird, geht sogar so weit, daß man in einzelnen Gebieten südlich des Aangtse — angeblich nach rus sischem Muster — die Ehe überhaupt aufgehoben hat. Dis Frauen wählen sich Männer a»rf Zeit aus, und die Männer, denen diese Ehe zuteil wird, müssen sich vollkommen dem Willen ihrer Frau unterwerfen. Die Propagandtstinncn der Frauen- befreiung werden in einer besonderen Akademie auSgebtldet, die auch das weibliche Geschlecht für den Kriegsdienst erzieht. Ein KorpS von Amazonen kämpft an der Honan-Front gegen die Nordstaaten, und diese Kriegertnnen leben in Hankau wie Männer. Die Ftthrerin, die stets einen Revolver im Gürtel trägt, erhält von dem Soldaten alle militärischen Ehren. Bet solchen Gefahren ist es nur zu verständlich, daß die Ehemänner sich zur Abwehr »usammenschließen. Sie haben für ihren Bund «tn Programm ausgearbeitet, das sich im Wortlaut an die kommunistischen Proklamationen anschlteßt, und tn dem e» z. v. heißt: „Kämpft gegen die weiblichen Unterdrücker de» Mannes! Helft denen, die unter den Händen ihrer Frauen leiden! Vernichtet alle ungleichen Abmachungen, die den Eh«» männern von ihren „befreiten" Weibern aufgezwnngen wer den! Lang lebe die Weltbewegung für dt« Emanztpantion -er Satten!* , ^ ...
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