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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270428014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927042801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927042801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-28
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1927
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SnüUl Itktfi!»« i kettrrische^lmschau Immlii. ri. tili.! IM er MN >7. "G Goldene Worke über das Buch. Am 28. Mai wird in Leipzig die Internationale Buchkunst-Ausstellung eröffnet werden. Sie will die künstlerischen und sittlichen Werte edler Buchschöpsuugen aus breitester, internationaler Grundlage vvrführen und die seelischen Beziehungen des Menschen zum Buche, die unter der Einwirkung großer und aufregender Zeitereignisse sich ge- lockert batten, wieder fester knüpfen. Drei hervorragende Ver treter deutscher Dichtung, Wissenschaft und Kunst, Gerhart Haupt mann, Adolph v. Harnack und Max Lieber- mann, habe» das Protektorat über die Ausstellung über- nommen und ihr kürzlich folgende Leitsprüche gewidmet: Gerhart Hauptmann, der »u den Eröffnungsfeierlichkeiten selbst bas Wort zu einer Ansprache ergreifen wird, schreibt: »Das Buch ist eines der größten Weltwunder, e» ist ein materielles Gesäß für da» Jnunalcrielle, den Geist! Das hat «» mit de» Menschen gemein. Das Buch ist ein Wunder, das seine Wurzeln in der Menschheit hat. Es ist der Mensch heit gelungen, in ihm Geist zu materialisieren. Das Buch, die Materialisation dev Geistes, trägt diesen durch irdische Jahrtausende in unverwelklichcr Lebendigkeit. Das Buch ent hält die Vergangenheit des Menschen, seine Gegenwart und Zukunft. Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdi- geres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. Btblos heißt im Griechischen das Buch: es hat göttliche Ehren erlangt, nicht nur in Form der Bibel!" Rapallo, April 1927. Adolph ». Harnack weist auf die Lcbensbereicherung hin, die von dem künstlerisch gestalteten Buche ausgeht: »Auch in schlichtem Gewand sind gute Bücher gute Freunde: die Buchkunst aber verstärkt diese Freundschaft und verleiht ihr Würde und Anmut." Berlin. 11. 4. 27. Max Liebermanu bedeutet Buchkunst als geistige Ausdrucksform die Gleichung »wischen künstlerischem und dichterischem Gcstaltungswillen: »Auch im Buchbetrachten müsset eins wie alles achten. Denn was innen ist, ist draußen." »ES wäre das Ideal einer Buchkunstausstclluug, Bücher zu zeige», deren äußere Gestalt sich mit ihrem inneren Gehalt zu einem harmonischen Ganzen vereinigte." Berlin. 29. 8. 27. UnlerhaUungs - Romane. Al» leichte, luftige Sommerlektüre sind ein paar Romane aazusehen. die im Verlag von Ullstein, Berlin, erschienen find. Sie kosten drei Mark und sind richtiger Dret-Mark- Basars. Mit einem anlockenden Titel »Der Unfug der Liebe '. schildert « l e x a n d e r C a st e l l das Gescllschastö- lebe» internationaler Kreise. Amerika. England, Frankreich und die Schweiz geben sich in Paris ein Stelldichein und finden hier den Boden für ihre Liebeleien, Gefühle und Gesühlchen. Es ist mit wenig Ausnahmen ein recht nichts nutziges Volk, das der Verfasser vorsührt, Augenblicks menschen, denen daS Heute gleich zur Vergangenheit wird. Veld ist der Gott und sein Besitz die einzige Möglichkeit, das Dasein zu ertragen. Während die pikante Muriel, die amerikanische Multimtlltonärin, nach drei Ehen, ein Typ ist, wie man ihn auch von früher in seiner Liebenswürdigkeit und Oberflächlichkeit kannte, ist Robert Berry, ihr Partner im Liebesspiel, eine unsichere, »wetfelhaste Persönlichkeit. Er möchte sich wohl durchrtngcn und durch eigene Kraft reich werden, aber von der reinigenden Gewalt wirklich ehrlicher Arbeit hat er keinen Dunst. Schließlich ist cs doch die reiche Heirat, die ihn aus allen Verwirrungen des Lebens frei macht. Seine Träume reichen nicht weit über die des DurchschuittSmanneS, der in einer reichen Heirat die Erfüllung des höchsten Lebensibcales steht. Der Verfasser hat wohl die Dünnheit dieses Falles gespürt und hat die erotischen Fäden hin und her möglichst glänzend zu machen gesucht, aber es wird nur ein Gespinst für den Schmuck und nicht für die Seele. Die Einzelheiten verraten deutlich die französische Herkunft. Für den Mann läge eine Entschuldigung in den Zeltverhältnissen und dem Bestreben aller nach raschem Geld- verdienst und der Leichtigkeit jeder Wunscherfttllung. Als er um einen Sckretärposten inseriert, sind die Angebote der- artig niederztehend, daß Ne ein Mensch von einigem Ehr- geftthl nicht nehmen kann. Hier zeigt sich die überhebliche Macht deö Geldes von der unerfreulichsten Sette. — Was der Verfasser Über die Beziehung der Geschlechter zueinander und die moderne Führung der Ehe sagt, liest sich sehr amüsant, gerade diese AperyueS sind eS. die dem Buch einen pikanten, farbigen Retz verleihen. Ungewollt sind die Wir- kungen, die aus der oberflächlichen Behandlung der treiben de» Macht aller menschlichen Verhältnisse, des Gelbe», her vorgehen. Man dürfte sich wahrhaftig bet einem Eintritt von Katastrophen nicht wandern, wenn diese Anschauungen allgemetngültlg würden. Au» Geld. Genußsucht und Er. ntedrigung anderer Menschen kann nichts Wirkliche» werden: es ist die Musik zum Tanz aus einem Vulkan. ES ist noch zu bemerken, daß das Buch in seiner spielerischen Leichtigkeit glänzend geschrieben ist. Ein wenig gehaltvoller, wenn auch bet weitem nicht so blendend, ist der Roman »Auf der Suche" von Walther von Holländer. Der Besitz von recht vielen Bar mitteln ist auch hier Grundlage für die Schicksale der modernen GesellschastSpuppen. Aber etwas wie Götter- dämmerung zeigt sich am Horizont. Diese Menschen im modernen Berlin beginnen wenigstens zu fühlen, daß sie im Tagestaumel ohne Götter aus die Dauer nicht leben können, sie suchen wenigstens. Eine unbestimmte Sehnsucht ergreift sie. treibt sie von- und zueinander und vermittelt so etwas wie eine innere Einkehr. Empfindungen, wie die hier ge schilderten, gehörten früher zu den Imponderabilien eines guten, anständigen Romans. Hier entdeckt sie eine neue Gesellschaft neu und weiß noch gar nicht recht, waS sie eigent lich damit beginnen soll. Ganz weiß auch dieser dichterisch begabte, junge Autor nicht, wo hinaus er soll. Er Ist, wie es scheint, von der Angst besessen, ja recht modern zu sein und aus dem Gcscllschastökaleidvskop die buntesten Farben kerauSznzichen. ES ist ein Zeichen der Kunst, wie die Einzel- fchtcksale selbständig gestaltet sind, wie sie sich an ihren Be s rührungSpunkten zerrend verwirren und mit individuellem Kräfteaufwand gelöst werden. Als Vesellschastsbild hat das Ganze einen seinen Reiz. Die Hauptcharaktere treten all- mählich plastisch aus dem Halbltcht hervor und überzeuge» durch ihre Echtheit. Ueber den Standpunkt des Verfassers zu Rasse- und K lassensrage kann man sich ja einigermaßen wundern, aber mit dem künstlerischen Wert hat er nichts zu tun: Holländer ist jung und neu, nach dieser Probe wird ihm mancher Erfolg blllheu. Ein Band von roten Herzen aus weißem Grund — «in fliegender Amor mit Pfeil und Bogen, »Liebe", eine neue Nvvclleusammlung von Rudolf PreSber, die im Ver- lag von Eysler u. Co. erschienen ist. In diesem Bande ist ei» Strauß lebendiger, humorbelebter, kleiner Erzählungen vereint. Sie sind, mit geringen Ausnahmen, in guten Schasfensstunden entstanden, recht geeignet, dem Leser eine angenehme Stunde zu bereiten. Gerade in diesen kurzen Dingen blüht des Dichters Kunst und Lebensfreude am reinsten auf. Man weiß, daß er aus Gebieten, die er hier behandelt, reiche Erfahrungen hat und diese in ltebenS- würdiger Form andern vermitteln kann. Ein hübscher Ein- fall, Lachen, Witz. Tränen im Auge, das sind die Zutaten. In seinen großen Romanen wird PreSber leicht zu breit und schwer: hier ist alles lustig, beschwingt und mit jener heiteren Spottlust durchsetzt, die kitzelt, ohne weh zu tun. AuS der Sammlung sind »Juttas Erlebnis", »Der Mariechen", »Nnpinika und der Schmetterling" besonders hervorzuhebcn, außerdem noch die pikante Skizze »Glatteis". Hier wird nicht mit Kanonen geschossen, eher mit Konfetti, und das ist ja auch bedeutend angenehmer. Eine sehr angenehme Neberraschung bringt Paul OSkar Höckers neuer Roman »Das ungetreue Liebespaar". In diesem hübschen Buch aus der modernen Gesellschaft leuchtet ein echtes Gefühl mit warmem Glanze hervor. Höcker liebt es zuweilen, sich die Sache ein wenig leicht zu machen. Hier sind die Charaktere durch- gcarbeitet »nd in ihren Beziehungen zueinander wahr und überzeugend. Ein Hauch frischer Luft weht in diesem Buch, die die Beschäftigung mit ihm angenehm macht. Die Typen sind durchaus modern: die rassige Golfmeisterin voll Lebcns- frische, ihr Partner, ein junger Gärtner mit neuzeitlichen Bestrebungen, die bunte Welt der Neureichen mit ihrem Lebenshungcr und dem kleinen, engen Herzen ergeben ein farbenreiches Bild. Wie ein Gcschöpfchen aus anderen Zeiten wirkt die kleine Ute, die Gartenbauelevin, die ganz schlicht, ganz Natur ist, treu und wahr, die sich bereitwillig opfert, als ein Lebcnswerk des von ihr rührend geliebten Mannes gefährdet ist. In dieser reizvollen Figur zeigt es sich, daß der Erzähler auch Dichter sein kann. Die Handlung des Romans steckt nicht voll aufregender Momente, aber sie ist hübsch geschlungen und hält das Interesse de» Lesers in ausreichender Spannung. — Ein Ausspruch der Golf- meistertn, dem ein Zeitgefühl zugrunde liegt, mag hier Platz haben: „Wie kann ein Mensch unglücklich werden durch andere." — Ob Menschen in ihrer unbeirrbaren Lebens- sicherhcit glücklich sein können — vielleicht ist es gar nicht so wunderschön, allzu modern zu sein. — Das vornehm ans gestattete Buch ist im Verlag non August Scherl erschienen. Paul Herm. Hartwig. Prinz Eugen von Savoyen. „Prinz Engeniu», der edle Ritter, wolt dem Kayser wied- rum kriegen Stadt und Festung Bclgarab. Er ließ schlagen einen Brucken . . ." Ein kurbrandenburgischer Wachtmeister, der unter dem Fürsten Leopold von Dessau den Sturm auf Belgrad mitgemacht, hat das Lied erdacht, als man von der eroberten Festung Viktoria schoß. Durch zwei Jahrhunderte blieb das Lied lebendig in der österreichischen Armee. Man sang eS, alS im Oktober 1916 der deutsche Generalseldmarschall von Mackensen Belgrad wieder genommen hatte und die deutsche Fahne aus dem Konak aufgezogen wurde. — Nun liegt ein Buch vor, das in warmherziger lebendiger Dar stellung das Leben und die Taten jenes österreichischen KricgShelden schildert: „Prinz Eugen von Savoyen" von Alsons von C z t b u l k a. Es ist bei der Union Deutsche VerlagSgesellschast, Stuttgart, erschienen, im vor nehmen äußeren Gewände, reich geschmückt mit prächtigen zeitgenössischen Bildtafeln. Spannend wie ein Roman ge schrieben, packt das Buch von Anfang an und läßt so leicht nickst wieder los. Ein reicher Inhalt, frisch und klar in gute Form gegossen. Bei aller tiefgründigen Sachlichkeit, die ernstes Quellenstudium verrät, ist die schlicht gehaltene Darstellung oft von hinreißendem Schwung. Bei aller Liebe zu seinem Helden strebt der Verfasser nach Erkenntnissen der Wahrheit und sieht den Schatten ebenso wie das Licht. Er greift nicht bloß an sich interessante Ereignisse heraus, sondern bringt auch die Einzcl- forschnngen in einen inneren Zusammenhang und in eine Beziehung zu einem großen Ganzen. Und darauf kommt eS in erster Linie an. So ist CzibulkaS Buch intim und groß- zügig zugleich. Ein höchst fesselndes Lebens- und Charakter bild des Prinzen Eugen schuf der Verfasser. Der Prinz, er „der Franzose italienischen Stammes, sah mit deutschen Augen die vom Blut der Jahrtausende geröteten Nibelungenströme und riß ihre Stromgebiete, ungeheures Land umgrenzend, zu einem Gebilde zusammen." Es ist schon so, daß Prinz EugeniuS fast ein halbes Jahrhundert lang Oesterreichs und Deutsch, lands, ja wohl Europas Schicksal gewesen ist. ES war das Verdienst deS Habsburgtschen Heeres unter Eugen» Führung, daß Deutschland nicht französische» Reich deutscher Nation wurde. — Um die Spannung nicht vorweg zu lösen, sei nur in großen Zügen der fast überreiche Inhalt de» ausgezeichneten Werkes angedcutet. In Pari» war Prinz Eugen am 18. Ok tober 10VS geboren. Der Vater war General der französischen Krone. Die Mutter, ein« Italienerin, hatte einst gehofft, die Gemahlin Ludwig» XlV. zu werden. Geistlicher sollte Prinz Engen werden. Aber da» junge Blut träumte bereit» von kriegerischem Ruhm. Am 12. September 1683 stand der junge Savoyer aus der Burgbastei in Wien im Kampf gegen die Türken, dort, wo heute auf dem Helbenplatze vor der ehe maligen Hofburg sein wuchtiges Reiterstandbild sich erhebt. Nach der Schlacht bei Mohac» 1687 wirb der tapfere Prinz bereits al» 26-Jähriger Keldmarschalleutnant. An der Spitze der Sturmkolonnen erstieg er dann die Mauern von Belgrad und brach schwerverwunbet zusammen. Kaum genesen, erhielt der Prinz ein Kommando im Feldzuge in Piemont. AlS die Türken erneut einbrachen, erhielt er den Oberbefehl in Ungarn. Der erst 84jährige General, der „kleine Kapuziner" Im unscheinbaren schwarzen Waffenjock, war damals durch aus nicht beliebt bei der Armee. Aber nach der heißen Schlacht bet Zenta am 11. September 1697 jauchzte ihm daS „Vivat Eugeuiuö" seiner Soldaten entgegen. Der SiegeStag von Zenta wurde die Geburtsstunde der österreichisch-ungarischen Monarchie. Dann kam jene große Zeit, al» nach dem Tode Karl» II., de» letzten spanischen Habsburgers, der Kamps um da» spanische Erbe und damit um die Weltherrschaft begann. In Italien suchte Oesterreich die Entscheidung. Nach unerhört kühnem Ucbergang über die schneebedeckten Lcssinischcn Alpen hatte Prinz Eugen seine Armee in den Rücken der Franzosen geführt und — ein echte» Husarenstück — den französischen Marschall Btlleroy aus seiner eigne» Festung Cremona heranSgeholt. Nach dem meisterhaft geführten Feldzüge nahm Prinz Eugen nur widerwillig das Amt de» Präsidenten de» Hofkriegsrate» an. „Lieber möchte ich aus der Galeere bienen, als hier." — Dann flammten in Tirol die Feuerzeichen aus von Berg zu Berg. Tiroler Landsturm warf sich den Franzosen und Bayer» entgegen. In der Schlacht am Schellenberg, unweit Donauwörth, warfen Marlborough und Ludwig vou Bade« zwar die französisch-bayerische Armee zurück, unterließen aber die Verfolgung. Da schrieb Eugen an seinen Kaiser: „Es ist höchste Zeit, mit den beiden Feld herren deutsch zu reden, und ich werde es tun." — Bei Hück- städt schlug der Savoyer die Franzosen und Bayern. Dann eilte er nach Italien. Wie Frühlingslust fuhr der Sturm- wind seines Namens vor ihm her. In der großen Turiner Schlacht am 7. September 1766 suchten Brandenburger unter dem Fürsten von Dessau, „langsam, festen Schrittes, wie aus dem Paradeselde rückten die Preußen bis auf zehn Schritte an die Schanzen heran, die hinter dem Pulverdamps des rollen den Feuers verschwanden", ihnen voran, hoch zu Noß, Prinz Eugcnius. Nach dem Siege bei Turin wurde Eugen Neichsseld- marschall. Die ihm von Peter dem Großen angcbotene polnische Königskrone lehnte er ab. Es galt vor allem, Frank reich zu schlagen. Bei Oudcnaarde besiegte Prinz Eugen den sranzösischen Marschall Vendüme. Dann fiel Lille. An der Entscheidungsschlacht bei Malplaguct nahm als junger Fähn rich der spätere Marschall Schwerin, der Held von Prag, teil. Als der Savoyer den vernichtenden Schlag gegen die fran zösische Armee unter Villars führen wollte, verweigerte der englische Generalissimus Herzog Ormond den Gehorsam. Frankreich war gerettet. „Die Geschichte Deutschlands, di« Weltgeschichte wäre andere Wege gegangen, hätte nicht Eng land so ehrlos gehandelt und hätte der Savoyer Billar» an den Quellen der Schelde vernichtet." — In den Jahren des Friedens sammelte der kunstsinnige Prinz Eugen in seinen prachtvollen Schlössern kostbare Gemälde, Skulpturen, Bücher und seltene Vögel. Aus aller Welt lud er Gelehrte, Künstler und Dichter zu sich. Eng befreundet war er mit Leibniz. AlS die Türken abermals in Ungarn einsiclen, führte Prinz Eugen seine Armee von Sieg zu Sieg. Dann kam Eugens glanz vollster Tag, der Sieg bei Belgrad am 16. August 1717. — Dem Staatsmann Eugen von Savoyen widmet der Ver fasser ein besonders fesselndes Kapitel. Dann schildert er jene Intrigen gegen Engen, die Schurkenstreiche und Ver leumdungen gemeinster Art. Als der 72jährige Prinz Eugen noch einmal am Rhein gegen die Franzosen kämpfte, weilte der junge preußische Kronprinz in seinem Lager. Mit Stolz erzählte Friedrich der Große später, daß ihm Prinz Eugen zuerst den Krieg gekehrt habe. Forschend hatte de» alten Savvycrs Blick sich in das Auge des jungen Hohenzollern gesenkt. — Als Prinz Eugen im April 1736 seine letzte Ruhe stätte im Stephausdome in Wien gefunden, hatte Oesterreich seinen größten Feldherr» und Deutschland eine Hoffnung begraben. — Das wertvolle Buch gebe man vor allem der Jugend t« die Hand. Sie kann aus dem Leben Eugens lernen, daß e» gilt, rechtzeitig zu arbeiten und zu entbehren, höchste An forderungen an sich zu stellen, um dem Batcrlande zu dienen. Wer in den ruhelosen Zeiten gern einmal im Bilderbuch der Weltgeschichte zurückblättcrt und sich über den Alltag erheben will, dem sei das Buch empfohlen. Wir wünschen ihm gute Fahrt. — Dr. Curt Treitschke. Neue Bücher über Samoa» Sudan und DrasUien. Wohl mancher, der mit Interesse die literarischen Ne«, erscheinungen der letzten Monate verfolgt hat, wird sich fragen, ob für die außerordentlich große Zahl neuer Bücher mit Reisebeschretbungen aus Uebersee auch immer der nötige Leserkreis vorhanden ist, um Mühe und Kosten der Autoren und Verleger entsprechend zu lohnen. Das eine ist sicher» daß, wenn die Bücher keinen genügenden Absatz fänden, die Flut bald verebben würde. Daß dies nicht der Fall, ist ein deutlicher Beweis dafür, wie sich bei Immer weiteren Volks schichten ein erfreuliches Verständnis für die Bedeutung de» Auslandsdcutschtums und die Wichtigkeit kolonialer Be tätigung geltend macht. Ohne Zweifel hat hierzu die mit Genugtuung sestzustellende Tatsache mit beigetragen, daß der weitaus grüßte Teil der neueren Ueberseebücher nicht nur außerordentlich spannend und anregend geschrieben ist» sondern auch nicht zu unterschätzenden wissenschaftlichen Wert besitzt. Wer glaubt, in der heutigen Ucberseeliteratur Abenteurerromane und seltsame Schilderungen von nur in der Phantasie der Erzähler möglichen Dingen zu finden, der wird meist nicht auf seine Kosten kommen, vielmehr zeichnen sich diese Bücher mit wenigen Ausnahmen durch möglichst wahrheitsgetreue Schilderung der Verhältnisse, wie sie auf den Reisen von den verschiedenen Forschern vor- gcfundcn wurden, und eine rein sachliche Darstellung der Erlebnisse aus, wie sie mehr oder weniger gefahrenreich auf jeder Entdeckungsfahrt Vorkommen. Ein Buch ergänzt das andere, und so bieten sie in ihrer Gesamtheit ein lebendiges Bild von Ländern und Völkern ferner Erdteile, oft ehe maliger schöner deutscher Kolonien, in denen trotz aller FeindeSmaßnahmen der deutsche Name seinen guten Klang bis auf den heutigen Tag behalten hat. In günstigster Weise werden die Erzählungen durch glänzende Leistungen moderner Reproduktionstechnik unter- stützt, wie sie vielfach in den vorzüglichen Abbildungen der Bücher zu finden sind. Ein derartiges ausgezeichnetes Bilder- wcrk ist kürzlich im Sec-Berlag, Konstanz, über Samoa erschienen, heransgegebcn und eingelcitet von Erich Scheu rmann. Aus einer sorgfältig ausgewählten Reihe von durchweg sehr guten Photographien, die von dem Herausgeber selbst ausgenommen oder von ehemaligen An- fledlern und Freunden SamoaS zur Verfügung gestellt worden sind, lernt man die Schönheit dieser paradiesischen Insel kennen, während der Text, der nur als eine Er gänzung zu den Bildern gedacht ist, einen kurzen Bericht über Land und Leben SamoaS gibt. Inmitten des Großen OzeanS gelegen, ist Samoa bekannt als ein Wunderland tropischer Ueppigkcit und reincrhaltener Ursprünglichkeit. Der Urwald reicht hinauf bis zu den höchsten Gipfeln der Berge und fruchtbare Kulturen und Pflanzungen erstrecken sich in den wasserreichen Tälern bis nahe an die Gestade des Meere». Die überwältigende Großartigkeit der Natur kommt in vielen Bildern des Werkes wirkungsvoll zum Ausdruck. Die Eingeborenen, von denen zahlreiche typische Aufnahmen in dem Buche enthalten sind, sind, wie man auch in dem kürzlich in Dresden gezeigten Südseefilm Moana sehen konnte, meist große kräftige Gestalten von ausgesprochen schönem Körperbau. Sie leben in glücklichen sozialen Ver hältnissen,- Gastfreundschaft gilt ihnen als Gesetz, und Höflichkeit und Liebenswürdigkeit sind ihnen Selbstverständ lichkeit. Der Staat baut sich aus den Familien auf, wobei ein äußerst feines Standesbewußtsein und Gefühl für Disziplin zum Ausdruck kommen. Streng hält der Samoaner an den Sitten und Gebräuchen der Väter fest: mehrere Ab bildungen zeigen die landesüblichen Tänze, die Eigenarten des Fischfangs, Hüttcuansichten und dergleichen. Interessant sind auch die Photographien der Tätowierungen, denen sich in oft monatelangen Zeremonien jeder Samoaner nach er- langter Reife unterziehen muß, um dadurch seine Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und seine Kraft, Schmerzen zu er- tragen, sichtbar zu beweisen. Nach den eigenen Worten des >,! -
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