Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270428014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927042801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927042801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-28
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
voanerslag. 2S. Aprll 1927 — »Dresdner Nachrichten" — Nr. 197 Seite Z Ausnahmezustand in Louisiana. r. nie» aus r zu »icn den- utsch MI. nicht »ltc> t. 48 . die ver- zu nier die ) in lns- ipia und lktio er mm rken itchi der leil- »der ren. ibcr eine igen itkcl die Zcht »uch sich ört: itsch teilt nach sein ihm . ist ver- üci- 4« die igen ihrt. ische aobl oor- i z» :gen sikN des ncr chcr hcn- tter «gen nan hon Len ittcl iger alle Tie gen. den. iscn. i ei l«rnz ische - er nach -er kort ane Art ung ,ald env Erregung -er Bauern im Mississippigebiek. LoiUto», 27. April. Nach Meldungen auS NeuorleanS hat der Gouverneur von Louisiana de« Ausnahmezustand über die Provinz verhängt, da infolge deS beabsichtigten Dammdurch stiches. der vorgcnommen werden soll, um ein Nachlassen deS riestgen Wasserdruckes zu erreichen und die Gefahr einer Ueberilntnng NeuorleanS abznwenden. blutige Zusammen« stöbe rm Bereich der Möglichkeit liegen. Die Stadtverwaltung von NeuorleanS hat die volle Verantwortung für die durch die Durchstechung dcö DammcS entstellenden Schäden übernommen. Man rechnet damit, das, durch diese Maß- nahme lOOllOO Acres gutes Ackerland unter Wasser gesetzt werden. Die gesamte Nationalgarde des Staates Louisiana ist aufgcboten worden, um die erregten Bauern, die bewaffnete Posten aus dem Damm ausgestellt haben, im Schach zu halten. Die Kosten, die der Dammdurchstich verursachen wird, werden auf viele Millionen Dollar geschätzt. Alle Bauern, deren Grund und Boden absichtlich überschwemmt werden soll, sollen Schadenersatz erlmlie». Die Eigentümer lehnen jedoch die ihnen angcbvtenen Schadenersatzleistungen ab und verlange» sofortige Barzahlung. Da der Wasserdruck noch immer ständig zuntmmt. besteht die (Yesahr, das, zahlreiche weitere Städte und Dörfer überschwemmt werden. 50000 Arbeiter sind mit der Verstärkung der Dämme beschäftigt. Sollten die ge waltigen Wasscrmasse» das Flnßdclla erreichen, so sind die Folgen unabsehbar. 40 Slädle überschwemmt. <D u r ch F n n k s p r u ch.) Memphis, 27. Avril. Im südöstlichen ArkansaS und im Mississippi-Delta sind nahezu 4l> Städte innerhalb eines Um kreises von weniger alö 1»l> Meilen überschwemmt. Die Lage der Flüchtlinge wird als sehr ernst geschildert, da die Wasscr- wogen beständig gegen die Deiche und Hügel stoben, ans denen sie Zuflucht gesucht haben. Die Einwohner der durch die tteber- schwemmnng verwüsteten Gebiete haben dringend um Boote. Kleidung. Nahrungsmittel und andere Lebensbedürfnisse gebeten. Auch in Russland Ueberschwemmungen. Riga, 27. April. Nach Meldungen aus Moskau sind bei Büik weite Landstrecken überflutet. Irkutsk und Saratow sollen gleichfalls unter Wasser stehen. sT. U.) Die Wasserflut an -er Unlerelbe. Wittenberge, 27. April. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ist die Hochwasserwelle im Abebben. Das Elbhochwasser, das am Dienstag seinen Höchststand mit 4M Meter am Witten- berger Pegel erreicht halte, ist um 1b Zentimeter gesallen. Im Mündungsgebiet der Havel, der Stepenitz und Kart ha na sowie der Löcknitz ist das Hinterland in eine endlose Wasserwüste verwandelt worden. Biele tausende Morgen Wiesen, Weiden und Ackerland stehen unter Wasser. AuS Strudel) neu bei Havclberg wird berichtet, das, OOOO Morgen überflutet sind. Infolge der neuen Hvchwasserkata- strophe stehen die Landwirte hier geradezu vor dem Nichts. Das Vieh können sie unter den gegebenen Umständen nicht länger halten. Die meisten Landwirte musitcn ihre Habe nach der Vernichtung der vorjährigen Ernte bei anderen hilfs bereiten Landwirten »nterbringen. Schwere Vorwürfe werden immer wieder gegen die verantwortlichen amtlichen Stellen laut, das, sie mit der Elbe- und Havelregu- lierung nicht vorwärts kommen. lT.-U.j * Boizcnburg, 27. April. Die Feldmark Bandekow, zu deren Schutz in der Mvntagnacht ein Kommando Schutzpolizei ans Schwerin eingctrosscn ist, ist seit gestern nachmittag vom Wasser überflutet, nachdem der orkanartige Sturm das Wasser in gewaltigen Wellen über den Deich gepeitscht hatte. Die Feldmark Bandekow mit ihren üppig grünenden Feldern gleicht einem grosien Sec. 1l»il> Morgen Land mit vorgeschritte nem Saatenstand sind vollständig vernichtet. In der Feldmark Gülze stehen etwa 51)1) Morgen unter Wasser und in der Feld mark Horst 8l)l> Morgen. Die Stccknitz, ein Nebcnslus, der Elbe. Hai gleichfalls weite Strecken Wiesenlandes überflutet. Die Sommerdeiche der vom Elbliochwasscr bedrohten Ort schaften sind teilweise überflutet. Daö Werk Gothmann ist völlig cingcschlossen und gleicht einer Insel. In der Nähe von Bansekow Ist der Sommcrdeich undicht geworden. Mannschaften der Sicherheitspolizei sicherte» die Dnrchbrnchstelle vorläufig mit Saiidsäcken. Die Strafte von Laucnbnrg ist vom Wasser umspült. Die Dämme mnftien in der Nacht gestützt werden. Auch die Kirche von Hihackcr ist vom Hochwasser bedroht. Der Schaden dürste den deS vorigen Sommers wesentlich über steigen. Nach Meldungen aus Dömitz sind auch in der Gegend von Damnatz die Sommerdeiche überflutet. Das Danncn- burger Gebiet gleicht einem Wehr. Amerikas Sonderpolilik in China. England will allein Vorgehen. London. 27. April. Neuter berichtet aus Peking, das, die .Haltung der auswärtigen Mächte in Peking bezüglich Tichens Antwort auf die Nankingnvte der Mächte noch immer un bestimmt ist. ES sei bekannt, daft der amerikanische Ge sandte dieselben Ansichten vertritt wie die übrigen Ge sandten. ES seien jedoch Anzeichen vorhanden, datz Washington zögert, die Mächte in der Frage eines Ultimatums bezüglich der Santkionen zu unterstützen. Die Haltung Japans ist noch immer zweifelhaft. Während der letzten zwei Wochen sind An deutungen erfolgt, daft Großbritannien. als die am ernstesten bedrohte Macht, vielleicht allein ohne Verbindung mit Frank reich oder Italien vorgchcn könne, falls letztere nicht in der Lage seien, den Vorschlägen zuzustimmen. Laut „Evcning Standard" wird in London der Eindruck immer stärker, daß daS völlige Ansschefden Amerikas «uS den Erörterungen immer wahrscheinlicher wird. Lossage -er Kuomintang von Moskau. Paris. 27. April. Anläßlich des Kongresses der europä ischen Kuomintang-Delegierten gab der Generalsekretär des Pariser Exekutivausschnsses. Tsaotesan, vor französischen Pressevertretern eine Erklärung ab, in der er u. a. sagte: Der Bruch zwischen de» Kommunisten und nnS ist heute eine vollendete Tatsache. T s ch a » g k a i s ch e k, der Chef der Nan- kingcr Negierung, war schon vor der Einnahme Schanghais entschlossen, sich der unerträglichen Vormundschaft Moskaus zu entledigen. Er hat dazu klugerweise den richtigen Augen blick abgewartet. Das Hankaucr Zentralkomitee ist durch Be schluß des Nankingcr Parteitages aufgehoben worden. Wir wollen für unser eigenes Land arbeiten und nicht für die dritte Internationale. Wir kämpften und werden weiter kämpfen für die Unabhängig keit Ehinas, für die Aushebung der ungleichen Verträge und der veralteten Vorrechte. Der Gedanke eines Konfliktes mit den europäischen Mächten liegt nnö fern. Durch die Methoden, die wir verfolgen, um unser Ziel zu erreichen, sind wir voll kommen von Moskau getrennt. Die Kuomintang ist national. Die demokratischen Prinzipien Sunjatscns haben mit denen von Karl Marx und Lenin nichts gemeinsam. Tschangkaischck, so erklärte der Delegierte schließlich, besitze das volle Ver trauen der Partei. iT. U.s Japan unlerslüyl Tschangkaischek. Paris, 27. April. Nach französischen Meldungen auS Peking haben sich von den Südtruppcn 27 Divisionen auf die Teste Tschangkaischeks gestellt, während 17 Divisionen in der Anhängerschaft Bvrvdins beharren. Im Süden der Provinz Anhwei sind Kämpfe im Gange. Japan unterstütze Tichang- kaischek wegen seiner englandfcindlichen Haltung, da ein Er folg des Generals Japan in die Lage versetzen würde, die Stellung Großbritanniens im Jangtse-Tale cinznnehmcn und es anderseits auch der Freundschaft Tschangtsvlinü in der Mandschurei sicher sei. (T.-U.l Neues Eisenbahnaüenlal in Mexiko. 14 Personen von Banditen getötet. (Durch F u n k s p r u ch.) Ein erneuter räuberischer Uebcrfall aus einen Eisenbahn zug wird ans dem mexikanischen Staate Guanajuato dem „Berliner Tageblatt" gemeldet. Banditen überfielen bei Lassalas einen Eiscnbahnzug, wobei zwölf Passagiere, ein Maschinist des Zuges nnd ein Soldat der Be gleitmannschaft getötet wurden. Attentat auf die Kyffftäuserbahn. Auf der Eiscnbahnstrccke der Kysfhänscrbahn, die nach Berga—Kclbra führt, wurde ein Attentat versucht. Zwischen den Stationen Rorzleben und Eachstedt bemerkte der Loko- motivsührcr einen etwa 4 Zentner schweren Grenzstein der thüringisch-preußischen Grenze, der ans die Schienen gewälzt und mit Erde bedeckt worden mar. Der Ausmerksamkcit des Lokomotivführers gelang cS, den Zug einen Nieter vor dem Hindernis zum Stehen zu bringen. ES wird angenommen, daß die ruchlose Tat von Landstreichern, die in dortiger Gegend schon häufig sich hcrnmgetricben und Unheil ungerich tet haben, ausgesührt wurde. Berlin zu der Dresdner Bede Seldtes. Berlin, 27. April. Die Erklärungen, die der Führer deS Stahlhelm, Seldte.in Dresden abgegeben hat, beur- teilt man in Berlin dahin, daß der Stahlhelm bei seiner großen Kundgebung am 7. und 8. Mai keinerlei gewalttätige Absichten verfolgt. Der Stahlhelm wolle in diesen Tagen durch eine große Demonstration nur die Macht zeigen, die er in den vergangenen Jahren im Reiche gesammelt hat. Die seit über einer Woche in der gesamten Linkspresse ver breitete Nachricht über die Möglichkeit ernster Zusammenstöße zwischen dem Stahlhelm, dem Reichsbanner und dem Noten Frontkämpferbund am 7. und 8. Mai werden weder in poli tischen Kreisen noch bei der Leitung der Berliner Polizei ernstgenommen. Tic Berliner Polizei ist fest davon über zeugt, daß die öffentliche Ruhe und Ordnung in diesen Tagen ansrechicrhalte» werden kann, und der Stahlhelm hat die feste Versicherung abgegeben, daß sich seine Mitglieder allen Anordnungen der Polizei fügen werden. Es findet, ebenso wie bei dem Roten Frontkämpsertage am vergangenen Pfingsten, für alle nach Berlin kommenden Siahlhelmmit- glieder eine Durchsuchung nach Wissen statt. Das einzige, was augenblicklich die maßgebenden Kreise der Polizei und der preußischen Regierung noch beunruhigt, ist die Mit- teilnng, daß das Reichsbanner sich in Alarmbereitschaft versetzen will. Die zuständigen Stellen haben sich mit dieser Angelegenheit bereits besaßt, doch liegt ein Beschluß, der natürlich nur ein Verbot dieser Alarmbereitschaft bedeuten kann, bis jetzt noch nicht vor. Freispruch von -er Anklage wegen Beschimpfung -er Republik. Magdeburg, 27. April. Das erweiterte Schöffengericht in Magdeburg hat heute im Verfahren gegen zwei Stahl hel m s ü h r c r. Rechtsanwalt Dr. Kleibolte in Hannover nnd Redakteur des „Stahlhelm", Derttingcr, wegen Vergehens gegen das Gesetz znm Schutze der Republik beide Angeklagte srcigcsprochen. Der Anklage lag ein Artikel „Ungeist von Weimar" zugrunde, der im „Stahlhelm" vom 15. Angnst 1920 abgedruckt worden war. Der Oberstaats anwalt beantragte gegen Dr. Klcibolic als Verfasser deS Artikels eine Gefängnisstrafe von 0 Monaten und 1000 Mk. Geldstrafe und gegen Derttingcr als verantwortlichen Redak teur eine Gesangnisstrase von 8 Monaten nnd 500 Mk. Geld strafe. In der Begründung des Freispruches heißt es, die Staatsfvrm als solche sei durch den Artikel nicht beschimpft worden. iW. T. B.) Flugzeuge -es Völkerbundes. Ergebnisse der internationalen Lustfahrttagung. London. 27. April. Die seit Montag hier tagende inter nationale Kommission für Lnstfahrtwcscn hat heule vormittag ihre Sitzungen beendet. Für den Verkehr in der Lust wurden neue Bestimmungen ausgearbcitet. Es ist, wie ein Vertreter der Kommission erklärte, vereinbart worden, daß Flugzeuge, die für den Völkerbund verwandt werden, ein besonderes Idcntisizicrungözeichcn, einen schwarzen Strich durch die Buch staben. haben sollen, was eine Verzögerung und Schwierig keiten beim Uebcrflicge» der Grenzen verhindern soll. Die Kommission empfiehlt den verschiedenen Staaten, die Stark stromleitungen in der Nähe von Flugplätzen besonders kennt lich zu machen. Zur Unterstützung der Nordpolsliegcr soll eine internationale allgemeine aeronautische Karte für die Polarrcgivnen hcrgestellt werden. Die nächste Tagung der Kommission soll im Oktober in Nom stattfinden. Bei dem Plan dcö Völkerbundes, besondere Flugzeuge deS Völkerbundes durch einen starken schwarzen Strich kenntlich zn machen, handelt es sich, wie die „Morning Post" berichtet, nicht um Bestrebungen des Völkerbundes, sich zu einer Art unabhängigen Staates zu machen und mit eigenen Flug zeugen anzusangcn. Es könne keine Rede davon sein, daß der Völkerbund seine Luftflotte zur Erzwingung seiner Rechte an gesichts eines ungehorsamen Lande? verwenden könne. Diese Luftflotte solle vielmehr dazu dienen, den Völkerbunds- Mitgliedern besondere Fluggclegcnhciten zn schassen, damit sie im Notfälle sofort mittels Flugzeuges nach Genf befördert werden können. Man wolle sich dagegen sichern, daß ein solches Flugzeug mit einem VölkcrbnndSmitglicd an Bord etwa beim lieber fliegen eines Landes von den Behörden a » fgehalten würde. In diesem Zusammenhang ist in Lon don auch von der Errichtung eines besonderen VölkcrbundS- slugplatzcS gesprochen worden. Der Zechen verband hat den von der Schlichter- kanimcr am Dienstag gefällten L o h n s ch i c d ö s p r u ch ab- gelehnt. Vlu8en von ui- i» Lportkleiäer v°n «n „ - «> Klein NNnrlp i ttvlliste ^elstunx-ilSblß-IieN bei nlociO^io-prelexesloltliiiz- Akslls«rs0s 6 , O s-s«2^s-»4 OrtNiüunpsM-I8M l-SMSr>tl2US IX. IlLv/llI 8pe?iüIIrau8 sltr Wüsctie FrühjahrsaussteUung -er Berliner Akademie Wieder ist die Ausstellung der Akademie in den schönen Räumen am Pariser Platz eröffnet worden. Und wieder muß man sich fragen, diesmal nachdrücklicher noch als in den letzten Jahren: Wozu? WaS wollen eigentlich diese vornehm ausgemachten Fruhjahrsauöstcllungen besagen? Das Niveau ist, unbeschadet der ausgezeichneten Namen der auSstellendcn Künstler, kein wesentlich anderes, alö das der berüchtigten Moabiter „Großen". Dian weiß nicht, inwieweit die Leitung der Akademie verantwortlich zeichnet für die Auswahl aus dem Werk der zngelassencn Künstler. Daö unbeschreiblich gleichgültige Niveau bei allen Ausgestellten scheint beinahe auf eine dirigierende Hand in der Akademie selber zn weisen. Wem ist damit gedient? Am wenigsten der deutschen Kunst, die hier, an autoritativer Stelle, vor großer Ockscntlichkeit plakatiert wird. Mit je drei Werken unserer bedeutendsten Künstler ersten und zweiten Ranges ließe sich sehr wohl ein alle Welt bewegender Durchschnitt durch unsere Produktion in jedem Jahre Herstellen. Manche sind ja nicht erschienen, aber es genügen Namen wie Licbcrmann, Hofer, Orlik, Jäckel, Kirchner, Wollheim, G. Groß, Eh. Vercnd, Beckmann, Kokoschka, Nauen, Dett - mann, um zn ahnen, welcher Reichtum an Talent nnd Dar- stelliingSkiinst hier vereinigt sein sollte. Statt dessen erlebt man eine aufreizende Langeweile, wie man sie den bösesten Zeiten dcö Münchner GlaspalasteS zugute halten würde. Denn auch der Vater Homer schlummert zuweilen: ans seinem Schnarchen den Grnndtvn der Kunst heranöznhören, dazu gehört einiger Di nt. Wcnn's auch ein trauriger Mut sein dürste. Vielleicht findet man des Rätsels Lösung in der Auswahl diesjähriger Sondcrkabinctte. Bisher hatten diese noch jedes mal die Ehre der Akademie knapp vor dem Absturz gerettet. Für das lausende Jahr lag eine erfreuliche Menge von An lässen vor: Karl Hofer und Alfred Kubiii haben eben ihr 50. Jahr erreicht, Emil Nvlde, Jawlenski, Käthe Kollwitz feiern ihren 00. Geburtstag, Böcklin nnd Oswald Achenbach ihre» 100., nnd außerdem gab es ein Jubeljahr für Runge, Urs Graf, Zicscnis, RnbenS, Rvwlandson. Die Berliner Akademie der bildenden Künste zog cs vor, sic alle zu igno rieren nnd drei lebenden Malern ihren Ehrensitz einzurüii- men: Otto H. Engel, Hans Pu r r mann, nnd, man denke: George Groß. Daß dieser soeben in umfassenden Kollektionen bei Flcchthcim und bei Wasservogel ausgestellt worden und somit alles von ihm Gezeigte bekannt war, focht sie nicht an: daß man von P n r r m a n n nicht viel mehr sagen kann, als daß er eine gebildete, aber nicht durchaus persön liche Verwässerung der Malerei Matisses betreibt, nnd von Otto H. Engel: daß er ein sehr anständiger, aber un gleichmäßiger Landschafter aus dem Inste-Milieu ist, das allerdings führt ins Zentrum dieser Verkalkung. Denn man muß sich erinnern, daß die Akademie in wenigen Monaten den 80. Geburtstag ihres Präsidenten Max Liebermann durch eine umfassende Ausstellung seines Lebendwerkes begehen will. Es wäre durchaus verkehrt, den künstlerischen Eindruck dieser Retrospektive in irgend einer Weise zu verkleinern; vielmehr: sie wird unbedingt ein Er eignis bilden, nicht ganz von dem Ausmaß der Mnnch- AiiSstcllung, aber durchaus ein Format von echter Größe. Hat das etwas mit der Frühjahrsschau der Akademie zu tun? Niemand käme freiwillig auf eine solche Gegenüber stellung,' das gedrückte Niveau dieser Ausstellung aber drängt die Vermutung ans, daß hier vvrgearbcitet wird, die Erschei nung des grüßten deutschen Impressionisten künstlich zu er höhen. Was sie absolut nicht nötig hätte. Und was un beabsichtigterweise a priori gegen sie verstimmt. Kunstpolitik muß behutsam und geräuschlos gemacht werden. Die FrühjahrS-Akademte trägt so dick auf, daß auch der Blinde etwas wittern muß. Von Licbcrmann ist nichts als ein Bildnis da, von Slcvogt gar nichts. Ein nennenswerter Nachwuchs existiert hier nicht, von leeren Un- maßgeblichkeitcn abgesehen, die eher inS Gebiet deS Komischen gehören. Wie sehr dazu etwa Max Beckmann und E. L. Kirchner enttäuschen, wie gleichgültig Jäckel, P l o n t k c, Hofer wirken, ist nicht zu beschreiben. Einen Ehrenplatz nehmen dekorative Unmöglichkeiten von Stuck und Schuster-Woldan ein. Als unschädlich betrachtet und darum vortrefflich ver treten ist allein die Skulptur. Sie, die schon in den letzten Ausstellungen am Pariser Platz auss angenehmste ausfiel, behauptet diesmal unbestritten den ersten Rang. Eine Nicsen- fignr Georg Kolbes für den Hamburger Stadtpark, und die starken, echt plastischen Vereinfachungen des immer fort schreitenden G. H. Wolf stehen an erster Stelle. Aber auch daö übrige ist wertvoll: Kleinbronzen von F i o r i, G r n s o n, Sintenis, Hanna Ca ncr, H a i m - W c n t s ch e r, Türke, große Figuren, vor allem von Svphcr, Ul i, der N a ii b c r c i t, K o c l l e, Nitschke erfreue» durch ihre klare Anschaulichkeit und sinnliche Präzision. Daö „Expressio nistische" bei Emmi Rocder und Hitzberger tritt da neben etwas zurück. Dr. PaulF. Sch inid t. Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Theater-Spielplan für heute. Opernhaus: „Die Zanbcrflötc" s7j. Schauspielhaus: „Wallensteins Tod" ll48j. A l b e r t - T h e a t e r: Geschlossene Vorstellung. Residenz-Theater: „Die Tanzgräsin" s^8). Die Komödie: „Der Diktator" s^8j. Central-Theater: „No, no, Nancttc" (^-8). 's Alberi-Dheaier. Donnerstag, den 28. April, X8 Uhr, ge- schlonrn« Vorstellung für die Dresdner Volksbühne. Zur Auf führung gelangt „De r Raub derSabincrinncn", Schwank von Schönthan, mit Hanns Fischer als Tbcaicrdireklor Slricse. Ein öfscnilichcr Karicnverkaui liiidrl zu dieser Vorsiclluna nicht statt. — Freitag, 29. April. Erstausführung von Shakespeares „Othello" mit Paul Smolnn in der Titelrolle und Tcli Maria Teichen als DeSdemona. — Ab ll. Mai beginnt E r n st D e u t s ch ein kurzes Gastspiel in dem Schauspiel „Gesellschaft" von Galsworthy. f- Veranstaltungen beule )^8 Uhr: VcrciuShauS, Violinabend Elinan: 8 Uhr: GcwcrbchauS, Schlußkonzert der Dresdner Musik schule. f Konzerte Nethberg nnd Siepora. Heute, Donnerstag, beginnt der Kartenverkauf für die Konzerte Kiepura (10. Mai) und Nethberg iI2. Mai) bei Nies. Tonkünstlcrvcrcin. Der zwölfte sletztc) Kammer- abend) ließ an erster Stelle den hervorragenden Vertreter der Mannheimer Schule F r a n z X a v c r R i ch t c r zu Worte kommen. Sein Strcichguartctt in E-Dur sdie Voriragssolge gab irrtümlicherweise G-Dur an) gelangte in Dresden erst malig zur Ausführung. DaS knapp gefaßte, ans Mo,zart hin weisende Wcrkchcn zeigt durchsichtige, klar disponierte Arbeit. Mit besonderem Interesse verfolgt man die wertvolle Durch führung im einleitenden Allegro. Frohstimmnng liegt über dem Ganzen gebreitet. Durch gefällige Glätte zeichnet fick, das F-Dur-Andante aus, daS sicherlich einstmals auch „moderne Musik" gewesen ist. Sie ist uns so in Fleisch und Blut übergegangcn, daß sich Takt für Takt erraten läßt. Flüssig und überaus anmutvoll ist auch das Finale gehalten. Musik, so recht zum Genießen. Es war einmal! Das Zu- sammcnspicl der wiedergebendcii Vereinigung B ä r t i ch, Wunderlich, N o k o h l, Schilling entsprach nicht in allen hochgestellten Erwartungen. Zeitgenössisches Schassen mar mit dem Klaviertrio in E-Dur von Hans Gal iWicn) vertreten. Er ist ein starker Könner, der mit formsichcrcr Hand gestaltet und der den gemäßigten Neutönern bcigczählt werden kann, die um gute Gedanken keinesfalls verlegen sind. Die Schöpfung kam erstmalig zur Ausführung. Der Klaviersatz ist glänzend behandelt. Dem einleitenden Dran- guiiio, ma oon moto eignet rhythmische Irische und harmoni-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)