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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.04.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260430010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926043001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-30
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.04.1926
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IreNog. Zo.AprN 1S2S — »Vresvarr Nachrichten' — Nr. 201 Sette Z „Alles Schein nn- Schwindel." »«tisker» raffinierter Plan. zEiguerDradtbertcht der „Dretzbner Nachricht«n."l Berlin, 20. April. In Ser heutigen Sitzung hält der Vor sitzende KutiSker die Punkt« der Anklage vor. die sich auf den rumänischen Scheinvertrag beziehen. Die erste Rat« von 7H Millionen wäre «ms den ruiuänischen Vertrag am l. August fällig gewesen. Dan» hätte also die Staatsbank inerkem müsse», das, eS sich nur um einen Scheinvertrag bandelt. Uni das zu verhindern, lu>t, wie di« Anklage an- nimmt, KutiSker einen raffinierten Plan auSgcarbeitet. damit die Staatsbank glauben sollte, die Aufhebung des rumänischen Vertrages sei durch ein bestimmtes Ereignis gegen den Wille» KutiSkers verursacht worden. Er soll zu diesem Zwecke strikte veranlaht haben. Michael zu einem Eingriff zn nötigen. Seine Absicht war weiter, dann gegen Michael eine Schadenersatz klage anznstrengen. zumal ihn die bald fällig werdende Schnld aa Michael von 1800 000 Mark drückte. Bors, zum Angeklagten Strikter: .-Sie sollen dem Ver treter Michaels gesagt haben, Sie seien immer noch Besitzer -es Hanauer Lagers und hätten es an KutiSker nur ver pfändet. Sie würden das Lager nur a» die Rumänen ver kaufen für 8,5 Millionen Mark uivd Michael sollte als Treu händer dabet beteiligt sein." — Angekl, Strikter: ..DaS hatte mir Tor.bini vvrgeschlagen, »ud ich bin daraus eingegangcn, weil Torbini behauptete KutiSker habe sich damit einverstan- den erklärt." — Als Angeklagter Holzman» sich dazu äußern soll, ersucht er zunächst den Vorsitzenden um Schutz gegen die Beleidigungen KntiSkers. KutiSker habe Ausdrücke gegen ihn gebraucht, nicht wie ein Generaldirektor, sonder» wie ein russischer Kutscher. Der Vorsitzende ersucht Holzmann und KutiSker, beleidigende Ausdrücke zu unter lassen. — Angekl. Holzmann sagt dann a»S: „AIS ich nach Hamburg fuhr, wußte Ich. daß dort der Scheinvertrag ab geschlossen wurde." — Vors.: „Das habe» Sie bisher ge leugnet." — Holzmann: „Ich habende! dem Hamburger Ab schluß nichts z» tun gehabt." — Vors.: „Warum hat Ihnen KutiSker die 8ll9M9 Mark versprochen?" — Holzmann: „Die 899 999 Mark waren in Aussicht gestellt. n>enn der Vertrag mit den Nüssen zustande käme." — Vors.: .-Die wußten also, daß alles Schein nnd Schwindel mar, und daß Michael betrogen werden sollte." — Holzmann: .Ich wußte wohl, daß cs sich um Scheinverträ'ge handelte, aber nicht, daß Michael betrogen werden sollte." — Staats anmalt Dr. Siegel: „Wem hielten Sic damals für den Eigen tümer des Hanauer Lagers?" — Holzmann: „Die Staats bank." Der Vorsitzende äußert die Absicht bet der weiteren Ver »chmung HolzmannS den m c d iz i n t s ch c n Sachverstän - dtgen und einen russischen Dolmetscher zuznziehcn, weil es von unerklärlichen Widersprüchen in HolzmannS Bekundungen wimmelte. — Tann werden die Verhandlungen durch eine Pause unterbrochen. Nach der Vernehmung des Angeklagten Daniel, die nicht? Wesentliches ergab, wurde die Weitcrverhandlung aus Sonnabend vertagt. Am Sonnabend hofft man, die Ver nehmung der Angeklagte» abschllcßen »nd mit der Ver nehmung der Sa ch v e r st ä n d i g e n und Zeugen be sinnen zu können. Der herrschende Ton in -er Republik. Berlin. 23. April. Der frühere verantwortliche Redakteur hcs „Deutschen Tageblattes", Dr. Julius Ltppert, hatte sich wegen Verächtlichmachung der Republik vor dem Schöffengericht Vcrlin-Mltte zu verantworten. In Nummer 205 des Blattes war ein Artikel erschienen, der die Ileberschrist „Republikanische Lnrik" trug. Es war darin bei Besprechung der Pensionier ungSsragcn des früheren Reichs- Ministers Tr. Schiele n. a. gesagt: Ei» Unglück für Deutsch land seien die breiigen, schleimigen Formen der Republik, die gewisscrmgßc» sich wie ein Leichentuch über Dcntschland gelcgt habe. Von der Negierung war gesagt worden, daß sie das republikanische Gonvcrncm.'nt der Kolonie Tculschland sei und immer noch versehentlich Nctchörcgierung genannt werde. Ter Angeklagte erklärte, daß er nicht die deutsche Nepubltk gemeint habe, sondern überhaupt das demokratische Lnstem, das überall zur Korruption führe. Die Bezeichnung der Negierung, wie sic erfolg, sei, sollte nur auSdrücken. daß Deutschland zum Sachwalter fremder Staaten geworden sei. Staatsanwalt Burchardi hielt den Angeklagten im Sinne der Anklage für schuldig und beantragte an Stelle einer an sich verwirkten Strafe vvn einem Monat Gefängnis eine Geldstrafe von 899 Mark. DaS Schöffengericht B e r l i n - M l t t c. unter Vorsitz von Landgerichtsdircktor Gens, kam jedoch zu einem Freispruch des Angeklagten, da zwar an sich ein verächtlicher Ausdruck über die Republik gebraucht worden sei, der Ausdruck sei aber iu An betracht des allgemein herrschenden Tones in den öffentlichen Erörterungen nicht als be. «»»der» ru» »ud »«eilet«»» »» »«leicht«». ES sei auch nicht «rwtesen. baß der Artikel die RetchSregterung Hab« herabletzen wollen, sondern es sei ihm zu glauben, »aß er habe auSführen wollen, baß die Regierung nicht dnrch eigene Schuld in die bestehenden Verhältnisse hinelngcrate» sei. Keine DelriebseinschrSnkiulgen bei -er Reichsbahn. Berlin, 2V. April. In letzter Zelt wurde wiederholt bc richtet, baß bei der NetchSbahngesellichaft wesentliche Ne trtebScinschränkungen geplant würden und daß wegen des allgemeinen Rückganges im Personenverkehr inner halb des NclchSbahnbetrlebeS etwa 8 Prozent aller Züge in Fortfall kommen sollten. Hierzu erfahren wir von der Haupt Verwaltung der NeichSbahngesellschaft. daß Einschränkungen des Rahnbetriebes nicht geplant sind. Es ist natürlich möglich, daß I» nächster Zeit, und namentlich bet dem letzt bevorstehen de» Inkrafttreten des Sommersahrplanes, einige Züge anS- fallen werden, daß aber auch anderseits die Zugfolge auf ver schiedenen Strecken verdichtet wird, wie daS stets der Fall ist, wenn der Wlnterfahrplan von dem im Sommer gültigen ab- gclöst wird. Die In-exzittern. tDurch Avnkspkuch.» Berlin. 29. April. Vorn 2t. bis zum 28. April ist die Großhandels-Indexziffer «m 0.2 Proz. von 123.2 ans 128,1 gestiegen. Die gleiche Steigerung weisen die Agrar erzeugnisse it22,7) und die Inbustriestofse i>21,7> auf. Die Neichsindexzijfcr für die VebenshaltnngSkostcn sEr- nShrnng. Wohnung. Heizung, Beleuchtung. Bekleidung und sonstiger Bedarf) beläuft sich nach Feststellungen des Statistischen RetchSamtes für den Durchschnitt des Monats April aus 189.0 gegen 188.8 im Vormonat. Sie lmt sich sonach 0,9 Proznt erhöht. Ausschlaggebend kilcrfür war Steigerung der Wohnungsmietcn. sW. T. V.) « m die Die Verschleppung -er Mitts-Dill. Schwere Angriffe gegen amerikanische Beamte. Washington, 2V April. Bei der Wetterberatiing der Mills-Bill haben sich neue Komplikationen ergeben. Die Opposition inszeniert einen Niesenikandal mit der Be hauptung, daß Beamte des Schatzamtes amerikanische Bonds mit deutschem Geld, das vom Schatzamt während des Krieges seauestricrt wurde und den Gegenwert von Veräußerungen feindlichen NesitzeS barstcllte. kauften und verkauften. Der demokratische Abg. Garner behauptet. auS zuverlässiger Quelle beweise über solche private Spekulationen zn haben. Nach den Vchnuptunacn Garners sollen jahrelang Liberty bondS anS deutschen Mitteln unter Pari anackankt und zn Pari wieder auf den Markt geworfen worden sein. Der ttntcrstaatssekrctär Winston vom Schatzamt erklärte, diese schweren Veschnldiannaen mit der Vearündnna für unrichtig daß die deutschen Depots bei der Staatsbank sicheracstellt seien und halbjährlich von Treuhändern Nbervrsift würden. Außerdem würden den Nesitzcrn des deutschen Eigentums auch die Einnahmen aus den beschlagnahmten Vermögen lausend gntaebi'cht. Wenn die Nachforschungen, die daS Repräseniantenhans zngesagt hat. die Stichhalttakelt der Anschiildlannaen gegen die Beamten des Schatzamtes ergeben würden, so würde dies der Milks-Btll wohl den Todesstoß versetzen. Auch ohne daS Hinzutrete» dieser Komplikationen ist es im übrigen ersichtlich daß es der Opposition in erster Linie ans eine Verzögerung der Entscheidnng durch Ncrschleppnnaömanövcr bis zu den Neuwahlen ankommt. Keine -eulschen Kriegsgefangenen in Frankreich. lDurch Funkiprvch.j Berlin, 29. April. Gegenüber den in der deutschen Ocsscntlichkeit in letzter Zeit anftaiichcnden Meldungen, daß sich in Cayenne noch etwa 100 deutsche Kriegs gefangene besiuden, wird erneut daraus Angewiesen, daß außer dem am 17. Oktober 1897 in Merseburg geborenen Otto Hoppe, der während des Krieges wegen eines Doppclmordes zum Tode verurteilt und dann auf Betreibe» der deutschen Negierung zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe begnadigt worden ist, wettere ehemalige Kriegs gefangene In Frankreich oder den französt- schcn Kolonien nicht zurückgehalten werden. Dagegen befinden sich verschiedene Reichsdeutsche, die nicht kriegsgefangen waren, in Französisch-Guayana in Strafhaft. ES bandelt sich dabei außer einigen Deutschen, die wegen ge meiner Verbrechen zu Zwangsarbeit verurteilt morden sind, auch um verschiedene ehemalige F r c m d c n l e g i o- näre, die wegen militärischer Vergehen schwere Strafen verbüßen. Die deutsche Negierung sucht daß Schicksal dieser Gefangenen in jeder möglichen Weise zu erleichtern. sWTV.l Kossnungslose Verhau-langen in U-j-a. D Fieberhaft« Nüftunge«. Paris, 29 April. Nach den letzte« Nachrichten a»S Ubjda sind die Verhandlungen als gescheitert ««»«sehen Man erklärte am Donnerstag abend am Quai d'vrsaq, daß, «ach den neuesten Telegramme« »» schließen. daS Fehlschlagen am Freitag offiziell mitgeteilt werde. Die Risdelegierten haben in keinem Punkte nachgegebe« «nd sich «icht einmal z» formalen Konzessionen entschlossen. Die Feind seligkeiten würden danach am 1. Mai wieder ansgenommen Dies wurde gestern de« Risdelegierten «och einmal bedeutet und hlnzugesügt. daß nur eine definitive «nd versöhnliche Ant wort Frankreich «nd Spanien davon abhalien könne, den Krieg sortzusctzen. Nus beiden Seiten trifft man fieberhafte Vorbereitungen zur Wiederaufnahme der Feindseligkeiten. » Paris. 29. April. Nach Blättermeldungen aus Madrid hat das Mtnisterpräsidtnm der Presse eine Note übermittelt, t» der erklärt wird, die französischen Truppen seien tm Be griff. aus der ganzen marokkanischen Front eine große Truppenoewegung zu ihren künftigen Operattons- bascn diirchzuftthren. In Verbindung mit diesem Manöver und zu dem gleichen Zweck hätten die spanischen Ttreitkräste gestern ans der Ostfront eine Vormarsch bewegung durchgeführt. lW. T. B.j Riesenbrand in einer Klavierfabrik. Braunschwcig, 29. April. Nach einem Bericht der „Deut schen Nachrichten" sind bei einem Brande in der Piano- sabrik Grotrian-Stcinweg 2500 Stück halbscrtige Pianos »nd Flügel und das Fournierlager vernichtet worden. Die vernichteten Werte sind dnrch Versicherung gedeckt. Der Brand ist in dem Hauptgebäude der alten Fabrik entstanden, wo die fertigen Pianos ihre letzte Bearbeitung er fahren, DaS Gebäude stand in kurzer Zeit bis zum Dach in Flammen. Die Bemühungen der Feuer wehr waren ohne Erfolg. Die angrenzenden Wohnhäuser mußten teilweise geräumt werben. Gegen 2 Uhr nachmittags war die größte Gefahr beseitigt. Das größte Fabrikations- gebände, ein Bau von 20 Fenstern Front und 1 Stock Höhe ist vollständig ausgebrannt, dagegen ist der an schließende Neubau verhältnismäßig gut erhalten. Uebcr die Entstehnngsursache hört man. daß ein Arbeiter unvorsichtiger weise ein Streichholz entzündet hat, wodurch die Behälter mit Schellack Feuer singen. daS aus die Zelluloldvorräte Übergriff, Durch den in Tätigkeit befindlichen großen Staubentsauger, der die Luft reinigte, sind die Flammen hochgezogen worben. Der betreffende Arbeiter ist sestgenommen. nach seiner Ver nehmung jedoch wieder sreigclassen worden. Zur Hilfeleistung war auch ein Kommando Reichswehr herangezogen. Vier Feuerwehrleute erlitten Rauchvergiftungen, kamen jedoch nach der Sanerstvffbchandlung bald wieder zum Bewußtsein, Der Dukarefler GMerbahnhof durch Grotzferrer verntchlet. Bukarest. 29. April. Der Bnkarester Güterbahnhof wurde durch Großfcuer fast völlig vernichtet. Das Feuer nahm unter fürchterlichen Detonationen seinen Ausgang von den Spirituötaiiks, die mit rasender Schnelle den ganzen Güter schuppen in ein einziges Feuermeer verwandelten. Unter Lebensgefahr für die Führer wurden mit Hilfe der zur Ver fügung stehenden Lokomotiven ganze Waggonzüge, lichter loh brennend, aus die freie Strecke gebracht. Das Feuer ist »och immer mit unverminderter Kraft im Gange. Ucber die Entstehn»« der Brandkatastrophe sind Gerüchte tm Umlaus, die von Brandstiftung sprechen. Angeblich soll das Feuer angelegt worden sein, um die Aufdeckung umfang reicher Korruptionsmanöver zu vereiteln. Nach vorläufigen Schätzungen beläuft sich der Schaden ans etwa 599 Millionen Lei. 30 Todesopfer beim Slnsiurz einer Brücke. (Durch Funktprach.1 Moskau, 29. April. Dnrch das Hochwasser der Ochta wurde heute eine Notbrücke bei der Station Marino, 16 Kilometer von Leningrad, zerstört. Die im Augenblick des Einsturzes aus der Brücke befindlichen Passanten, deren Zahl über SO betrug, stürzten ins Wasser. 20 Personen wurde ge rettet. Die Aufsuchung der Bermißten wird dnrch die reißende Strömung des Flusses erschwert. iW. T. B.j Wenn das Da» fehlt erfrischt das Abpudern mit Vasenol-Köroer-Puder. Im Nu wird der lästige Schweißgeruch durch einen köstlichen, zarten Duft verdräng!. Nach dem Bad schatsi das Abpudern mit Dasenol-Kvrper-Puder dem Körper wonniges Behagen. <I«r »cti vo»>« kraiünlirrtron^. o. 8pie!!,»M. WsUM-M wslömsklerdovls. Eine Puecini-Premiere im Nonnenkloster. Dieser Tage ist in der Mailänder Scala PnccinIS nach gelassene Oper „Turandot" znm erstenmal aufgeführt morden und hat nach den übcreiiisiimincnden Berichten einen glänzen den Erfolg gehabt. Die Uraufführung verlies unter den bc geisterten Ovationen dcS Publikums und in Anwesenheit der Vertreter der intcrnativnalcn Musikkritik: sie bildet schon für die ganze Welt auS dem Grunde ein musikalisches Ereignis, weil sie eine ruhmreiche Epoche der italienischen Opcrngcschichte zum Abschluß bringt. Die folgende Geschichte, die Albert Gin jcppe Adami, einer der beiden Textbcarbeitcr dcS „Turandot" BucheS, aus seinen persönliche» Erinnerungen im „Corrierc della Sera" erzählt, erhält dadurch Ihre besondere Bedeutung. Es war im Oktober 1922, alö Puceint in Biareggto, der be lannten Bädcrstadt der Provinz Lucca, wo er damals wellte, von der Aebtissin dcS Nonnenklosters zu Bicopclago die Nach- ncht erhielt, daß seine im Kloster befindliche Schwester schwer erkrankt sei und den Wunsch geäußert habe, ihren Bruder noch einmal zu schcn. Diese Schwester, die ein paar Jahre älter war als der Komponist, stand dem Herzen des Meisters bc sonders nahe. Als blutjunges Mädchen hatte sic, einem inneren Drange folgend, das Vaterhaus verlassen und war als Novizin in daS Kloster vv» Bicvvelagv eingetrctcn. Für kurze Zeit war die Achtzchniährtge dann vor der endgültigen Einkleidung »och einmal nach Hause zurttckgekchrt, um sich, bevor sie de» letzten Schritt tat, noch einmal ernstlich zu prüfe», ob die Welt ihr wirklich nichts mehr z» geben habe, was sie in ihrem Ent schluß hätte wankend machen können. Aber die Zerstreuungen und Vergnügungen, die sich ihr in der Vaterstadt boten, hatten sic nur in dem Entschluß bestärkt, der Welt zn entsagen, »nd so hatte sic freudig das Gelübde abgelegt »nd war als Schwester Marla Enrichetta i» die Reihe» der Nonnen ansgeiiommrn worden. „Ich war bei Eintressen der Hiobspost ans dem Kloster gerade bei Piicclni". so schreibt Adams, „nnd wir be stiegen beide sofort ein Auto, daS »nS In schnellster Fabrt nach Bicopelago brachte. Der Bruder, der die Schwester nicht mehr lebend anzuiressen fürchtete, atmete erleichtert ans, als ihm bei der Ankunst die Schwester Pförtnerin ans seine bange Frage mittelste, baß sich der Zustand der Kranken, die man schon kür verloren gehalten Halle, an diesem Morgen wesentlich gebessert habe. In der Frcndc seines Herzen» fand Puecini den Mut zn einer Notlüge, die mir de» Einlritt Ins Kloster ermöglllben sollte. Er gab mich für einen befreundete» Arzt anS. den er mitgebracht habe." „ES liegt mir viel daran," erklärte Puecini der Pförtnerin, „daß mein Freund die Kranke siebt und unter- sucht. Darf er mit mir kommen?" Der Wunsch wurde gern 'erfüllt, und ich trat mit Pncrinl inS Kloster. Mit hastigen Schritten eilten wir durch den Kreuzgang, die Trevvc hinauf zu den Zellen. Wir hörten daS leise Klingen eines Glöckchens, das den Schwestern daS Zeichen gab, sich in ihre Zellen zurück- zuzichcn. Wir sahen die Nonnen eilig durch die Gänge huschen und in den blaugestrichenen Zellen verschwinden. Aber es hatte sich tm Kloster rasch hcrumgesprochen, daß der berühmte Bru der der Schwester Maria angekommen sei, der bei den Nonnen ein gern gesehener Gast war. Oft war er dort erschienen, nm den Schwestern, die von dem Treiben der fernen Welt nichts wußten, von seinen Arbeiten und von seinen Erfolgen zu er zählen. Man war tm Kloster ordentlich stolz auf Puecini und lauschte begierig dem Bericht über seine Erfolge. Am Bett der kranken Schwester kämpfte Puecini tapfer seine Angst und seine Rührung nieder und begann von AlltagSdingen z» svrechcn. Nach »nd nach, während die Dämmerung in die Zelle trat, hatten sich die Schwestern aus die Kunde der Anwesenheit PucciniS genähert und waren In das Krankenzimmer ein- getretcn. Eine der jüngsten fand schließlich den Mut zn einer Frage, die allen am Herzen lag: „Meister, werden Sie uns heute ein paar Bruchstücke aus Ihrer neuen Oper Vorspielen, wie Sie eö damals mit der „Suor Angelica" taten?" — „Ge- miß." antwortete Puecini lächelnd, „aber erst muß die Oper einmal fertig sein." Ich sehe noch das schelmische Aufvlttzen seiner Augen, und ich höre noch den lieben Ton der Schwester Maria Enrichetta, die leise, alS wenn sie zu sich selbst spräche, die Worte murmelte: „Ich werde dann nicht mehr ans dicker Welt sein." Puecini hatte mir wiederholt von dieser eigen-j artige» Probe der „Suor Angelica", des Einakters, der mit dem „Tabaro" nnd dem „Gianni Schlecht" die bekannte Opern trtlogic bildet, erzählt, einer Probe, die daS große »nd unver geßliche Ereignis des Klosters geblieben war. Die Nonnen stunden damals In atemloser Erwartung nm daö kleine Klavier, und die Schwester drehte dem Bruder die Selten um, der sein Werk spielte und den Gesang markierte. Szene für Szene führte er so den mit gespannter Aufmerksamkeit lauschenden chwestern sein Werk vor. Als er aber zur Szene der Prtn- zessln-Tante kam. unterbrach der Meister plötzlich sein Spiel »nd saß verlegen vor dem Instrument. Die Nonnen ver standen nicht, was der Grund deS BcrstummenS war. Puecini war nämlich in Verlegenheit, wie er den Schwestern die sündige Schuld, die die Ehre der Heldin befleckt hatte, erklären, wie er die Geschichte deö Sohnes erzählen sollte, der der Mutter ge raubt worden war und dessen Tod man ihr mit brutalen Worten meldete, und wie er schließlich über die heikle Szene deS Selbstmordes der Heldin megkvmmen könnte. „ES war wahrlich nicht leicht," bekannte Pnectni, „aber schließlich zog ich mich noch leidlich au» der Affäre und wußte eine Erklärung zn geben, die die heiklen Dinge umging, ohne doch das Verständ nis und de» Zusammenhang der Geschichte zu gefährden. Ich sah in vielen Augen Tränen, nnd alS ich den Schluß: „Ma donna, rette mich aus Liebe zu meinem Sohn", beendet hatte, stammelten alle in frommer Einfalt: „Ja, ja, ach. die Arme." Die Schwestern hatten der sündigen Heldin barmherzig die Ab solution erteilt." AlS die Schatten der Nacht herabstlegen nnd ein herbst licher Hauch wie Todesahnung in die kleine Zelle drang, erhob sich der Meister von dem Nett der Kranken, aus dem er gesessen, mit der schmerzlichen Gewißheit, daß er bet seiner nächsten Ein kehr InS Kloster die geliebte Schwester nicht mehr lebend an- trcsse» werde. Er grüßte sie noch einmal mit dem Namen, den sie im Vaterhaus getragen hatte. „Adbio, Igtnia, bete kür mich!" „Addio, Giacomo," stammelte die Kranke, „fei glücklich — arbeite." Es war der letzte AbschiebSgrnß der Sterbenden an den geliebten Meister. Aber vorher äußerte Ne noch einen letzten Wunsch Sie fror, vom Fieber geschüttelt, und bat den Bruder, ihr möglichst noch am selben Tage einen warmen Mnss zu schicken. AlS ich mit Puecini talabwärts nach Lucca zu fuhr, vermischte sich das Bild der sterbenden Nonne in meinem Geist mit dem einer anderen Toten auS der leichten Welt der Bvhdmc. Wie tene schöne Sünderin, klagte auch Schwester Maria Enrichetta: „Wie kalt sind meine Hände, schlafen, schlafen." Die Nonne bat den mnsikalischen Vater MimiS nm den Muss FrancineS." Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Theaterspkelpla« für heut«. Opernhaus: „Die Zanberslötc" k^kis. Schauspielhaus: „Der Geizige": „Der eingebildete Kranke" s^8s. Albert- Theater: „DaS hohe 6" 0/,>8). Residenz-Theater: „Der süße Kavalier" kV-N. Neues Theater: „Und daß Licht schrint in die Finsternis" sl481. Eentrak-Tbeater: „Uschi" i'/oM. s Spletplaa deS Atbert-Dhenter» vom 2. bi» 10. Mal. Sonn- tag 12.): „DaS bokie E": Montaa I3 >: „Des Sailer» Soldaten"- Dienstag: .Da» liehe E": Mittwoch: „Die Stützen der Gelelktchatt": Donnerstag: „Da» hohe fl": tzrcllag: „Gemeinde Schmuanelbork": Sonnabend: „DaS hebe E": Sonntag l9.l: „Gemeinde Schmuggct- dors": Montaa ltst.I: „Gespenster". 1- Albert-Theater Freitag. den 7. Mal. gebt al« Uraossührung „Gemeinde Cchinnggeldert". eine lustige Begebenheit au» dem Erz gebirge. von Karl Müller-tzooer in Szene. Der Autor wird an wesend lein. s* Bach» Dappclchor-Molett» „Singet de» Herrn!" wird ln der nächsten Srnzlanee-Besper.am 1. Mal, an» Anlaß de» Sonniage» „Eantate" gesungen.
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