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71. Jahr»««,. AS 1»1 Dienstag, 1. März 1827 Gegründet 185k Dralgonlchrisl Rachrlchlen Dr»,»,n. Frrnwrrcher-SammOnuinm«! 2S 241 Nur -iir NachlcnIprScke- 20 011. °>»n >-dis I». März IV27 ve, Iä«Iich >w«imaliger Jullollunz tr«> Haus l.SO MI,, polibezuqspreis mr Mona März 3 Maru okne PoitzuileUunqsgediilir Mnzr nummer I» NIrnnI«. Die Anzeigen werden nach Goldmar- oerechnei. die einipallia« 30 mm oreile Klnisieion-KUesiso' 3«»« >0 Pia-, llr auswärls Zb Pig. Yan„li,na»ze>gen und «lellenaeiuche ohne Rada» >0 Pia., nutzer mli» 20 PIq., die W mm dreäe Kemamezene idO Pig., ukieroalb 200Pin, offsrienqedtrh> lOPfq, Aurw lusiräge qei. Dorousdezahluno SchrifOeiluno und Kauplgeschällsstelle, Marienllratze 3S 42 Druck u. Verlag oon ieplch S> Reichaedi in Dresden. PoMckeck.zronlo 10SS Dresden. Nachdruck nur nu deullichei Q»el>enanc-ode Dresdner Nachr." zulüINo Unoerlangie Schri islucke werden nick« auivewakrl. Automobil irepsrslurwsrkslsttu. Vsstneb 0r. klsnsEerks^l .! . »' - -> ^...... , s - ku»: 17197 Frankreichs „friedliche" Festnngsbanten. PainlevS über -ie Organisalion -er französischen Verlei-igungslinien nach Osten. Der beginnende Kamps gegen das Arbeilszeilnolgeseh. - Keine Ausländsbeteiligung an der Milropa. - Englands Ankworlnoke an Coolidge' Festungen zur Völkerversöhnung. Paris, l. März. KriegSmiiiistcr Painle v<> äußerte sich gegenüber einem Vertreter des „Petit Parisien" über die mili tärische Organisation, die Frankreich zn seiner Sicherheit schassen wird. Er mies einleitend daraus hin. das; er voll kommen der von Vriand verfolgten Außenpolitik zustimme, und hoffe, daß das Zeitalter kommen werde, in dem ein Krieg zwischen zwei Nationen Europas ebenso unmöglich sei, wie ein »ricg zwilchen zwei Staaten Amerikas, Frankreich lgrbe keinen anderen Wunsch, als diese Annäherung zwischen de» Nationen zu erleichtern. Nu, aber der Friedensidee zn dienen, müsse eS mit Entschiedenheit auf die Organisation seiner eigene» Sicherheit bedacht sein. Painlcvü bezeichnete cS als eine Verleumdung, das, Frankreich am Rhein bleiben wolle. Nach den zukünftigen Militärstatute» würden die K v1o,n i.a l- truppen vollkommen von der übrigen Armee getrennte Truppenkürper bilden. Die für die Verteidigung des euro päischen Frankreich bestimmten Truppen benötigten zur Ent- faltung ihrer Schlagkraft die Mitwirkung der ganzen Nationen. Dazu müsse die offene französische Grenze durch große Festungsneubauten geschützt werde», da der jetzige Fe stungsgürtel viel zu weit zuriicklicge und die lothringischen Befestigungsanlagen ihre Front nicht nach Osten lstftte». Das, die notwendigen Festnngsbanten bisher nicht nnögeführt worden seien, sei hauptsächlich aus die finanziellen Schwierig keiten zurückzusiihren. Frankreich habe zuerst seine Milliarden für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete verwenden müssen, j!) lieber den Plan für den Befestigung- gürtet habe man sich nicht leicht einigen können, da sich zwc> Auffassungen be kämpft hätten, von denen die eine eine z.i>ammcnhängendc Befestigungslinic von Dünkirchen bis Vclsort gefordert hätte, die andere nur befestigte Plätze, an die sich die Angrisss- ibcwegiingen besser anlehncn könnten. Dieser Plan geht dahin, das, zwischen den einzelnen Festungen strategische Bahnen nnd St ratzen, Tclcgraphen- linien und Materiallager eingerichtet werde», damit im Falle einer Mobilmachung der ununterbrochene Schützengraben von Dünkirchen bis Belsort in weniaen Ltnndc» gebant werden könne. Die eigentliche FestiingSanlage würde selbstverständlich nach den modernste» Prinzipien eingerichtet, damit sie gegen alle ZerstörnngSmittcl standhalte. Nach Erledigung der erste» dringlichen Arbeite» an der dcutsch-sianzösi-'chen Grenze, die im Juli d. I, beginnen und ohne Unterbrechung fortgesetzt werden, sollen dann die Vericidignngsanlagen an den übrigen Grenzgcbicten erneuert, verstärkt und vergrößert werde». Die alte französische Verteidigungslinie Toni-Verdun fei jetzt zu tief in Frankreich »nd die Festungen Metz nnd Straßburg seien gegen Frankreich, nicht gegen Deutschland ge richtet. Ta aber auch die grössten und am besten durchdachten Befestigungsanlagen keinen absoluten Schutz gewährten, sei es Frankreichs wichtigste Aufgabe, für den Frieden zn wirken. Die englische Antwort aus Cootidges Abrüstungsnote. . London, 1. März. Die bereits kurz gemeldete Ant wortnote der britischen Negierung auf die amerikanische Flvttenabrüstnngöiiote hat folgenden Wortlaut: „S. M. Negierung in Gros,-Britannien »ah», mit herz licher Tnmpathie die Einladung der Negierung der Ber einigte» Staate» von Amerika entgegen, a» einer Besprechung i» Genf über eine weitere Einschränkung der Flottenrüstungen teilzunehmen. Die Ansichten S. M. Negierung über die besondere aeographischc Lage des britische» gleiches, die Länge seiner BerbindnngSwegc und die Notwendigkeit des Schutzes seiner Lebensmittelversorgung sind bekannt und müssen zu sammen mit den besonderen Verhältnissen und Erfordernissen der anderen zur Teilnahme an den Bcsvrechiingcn ein- gelndene» Länder in Betracht gezogen werden. S. M. Negie rung ist trotzdem bereit, zu erwäge», in welchem Umfange die in Washington angenommenen Grundsätze ausgedehnt werden können, se, os bezüglich des Berhältnisscs verschiedener SchiisS- klassen zwischen den verschiedene» Mächten oder in anderen wichtigen.Hinsichten. Sic nimmt daher die Einladung der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika an und wird ihr Bestes tun. um den Erfolg der vorgeschlagencn Konferenz zu fördern. Sie möchte jedoch bemerken, das, die Beziehung einer solchen Besprechung mit den Verhandlungen der Vorbereitenden Kommission in Gens eine sorgfältige Re gelung erfordern würde." (WTB.) Auch Amerika rüsiel weiler. Washington. 28. Februar. Das Repräsentantenhaus be willigte heute 2i> 150000 Dollar für die Modernisierung zweier Schlachtschisse und die Vollendung der jetzt noch im Bau be findlichen drei Schisse. Amerika nimmt Poincarös Schulbenregelungs- vorschlag an. Paris, 1. März. Wie jetzt offiziell bestätigt wird, hat -daö amerikanische Schatzamt der französischen Regierung mit- gcteilt, dass es den Vorschlag PoincaraS annehme, Ab schlagszahlungen auf die französischen Kriegsschulden an Amerika in Höhe der im Mellon-Verenger-Abkommen vor gesehenen Raten vorläufig währen- zweier Jahre zu zahlen. Politische Mobilisierung in Oesterreich. Von unserem Wiener Korrespondenten. Wien, 24. Februar. Oesterreich befindet sich bereits mitten in der Wahl- b c w e g u » g, obwohl heute auch »och nicht annähernd der Wahltcrmin fcststcht. Zwischen der bürgerlichen Majorität und der sozialistischen Opposition besteht zwar Ueberctnstimmung, das, der Nationalrat vorzeitig aufgelöst wird, wenn nicht bis zu», 15. März die Sozialversicherung Gesetz geworden ist. Ob aber diese VoraiiSieynng sich erfüllen wird, ist schon an sich zweifelhaft, da die volkswirtschaftliche Lage Oesterreichs es »lindcsteiis riskant macht, das Gesetz, wie geplank, schon zu Neujahr 1028 in Kraft treten zu lassen. Aber abgesehen davon ist die Stimmung bei alten Parteien die, das gegenwärtige Hans je eher je lieber zu verabschieden. Zudem treten schon — eine typische Begleiterscheinung aller Wahlbeweguugen — neue Parteien auf den Plan, wie eine „Mittelständische Votkspartei", eine „Angcstelltcnpartci" usw., politische Gebilde, die während der Beibehaltung des bisherigen Listenwahlrechts keinerlei Aussicht auf Erfolg haben. Wichtiger für die Wahl- prognose wird die Tatsache sein, ob es z» einer bürger lichen Ei » h e i t S l i st e kommen wird oder nicht. Das öster reichische Parlament mit seinen lOö Mandaten besteht heute ans 82 Ehristlichsozialc», l>8 Sozialdemokraten, 10 Großdcut- schei, »nd ö Landbnndlcrn. Die Landbündler haben sich einst weilen in den Schmollwinkel gestellt: zwischen Christlichsozialen nnd Grvszdcnlschcn finden noch Verhandlungen über die Ein heitsliste statt: waö die Grvßdentschen betrifft, so ergaben die le< ! '» Wahlen vom Jahre 1023 die kuriose Tatsache, daß diese Parcel im Abgevrdctenhausc nur deshalb vertreten ist, weil es de», HandclSminister Dr. Schürff — und ihm als einzigen — gelang, ein Urmandat in Mödling z» besitzen. Alle übrigen neun Grvszdeutschen kamen mir durch Rcststimmcn zu ihren Mandaten: würde diesmal beispielsweise Schürff unterliegen» so würden nicht nur die Gros,deutschen verschwinden, es wür den — und dies macht insbesondere aus die Christlichsozialen Eindruck — auch ihre rund 300 000 Stimmen mit den Sozia listen zn teile» sein, während sic sonst völlig der bürgerlichen Majorität zugute komme». All dies spricht für ein Zustande kommen einer christlichsozialen-grobdeutschcn Einheitsliste. Zum Unterschied von Deutschland, wo die bürgerlichen Parteien grosse Differcnzpnnkte ausweisen, strebt man in Oesterreich einer a » t i m a r x i st i s ch c n Einheitsfront zu. wofür schon das gewaltsame Anftriimpfcn, das drohende Protzen mit Macht und Zahl, wie es der österreichischen Sozial demokratie beliebt, das treibende Moment bildet. Von dieser Methode versteckten Terrors geht die Opposition nicht ab, ob wohl so manche kleine Schlappen aus der jüngsten Zeit — Ar» bcitcrtammcrwahlcn in Oberöstcrreich, Kärnten und Vorarl berg, Austritt ganzer Gewerkschaftsgruppen aus ihrem poli tische» Verband — sic bedenklich stimmen sollten. Die Methode der Provokation wird fortgesetzt, wie gerade die Fremden jüngst beim Poststrcik in Wien oder bei der brüske» Arbeits niederlegung im Wiener Rathanskelier bemerken konnten. Und regt sich das eingesessene Bürgertum gegen den Steuer- sadiSmus der Wiener Gemeindeverwaltung, dann wird gegen die Protestversaininlnng einfach das alte Metternich-Rezept des Polizeiverbvtcs zur Anwendung gebracht. Man fragt sich in Deutschland oft, woher der große Unter schied kommt zwischen österreichischer Sozialdemokratie und ihrer reichsdcntschen Vrudcrpartci. Die Erklärung bietet der starke östliche Einschlag im Fiihrcrtiim der österreichischen Ar beiterpartei. Tic Wiener „Zionistische Morgenzcitung" sagt hierüber: „Wer mit organisierten Arbeiter» zn tun hat, kann scststellen, daß sich die innere Unzufriedenheit immer häufiger in antisemitische» Auslassungen lnndtnt. Träger der Profit gier »nd Gcnnßsncht im sozialdemokratischen Lager sind vor wiegend die »ach dem Umsturz Zugelaufenen, die nicht dank der Erziehung und dem innere» Drange gekommen, sondern einfach de», Erfolge nachgclaufc» sind. Die Mehrzahl dieser berechnende» Uebcrlänfer aber sind Juden." Diese Parteizustäiidc haben weittragende Bedeutung, Un- geschwächt dauert einmal der Haß der Länder gegen das „Note Wien" fort, eine Abneigung, aus der der österreichische Föderalismus seine stärksten Kräfte saugt. Das gerade für Oesterreich so noiwcndigc Zusammenarbeiten aller Staats- faktorcn ist damit ungemein geschwächt. — Aber auch die An- schlußrcife Oesterreichs wird nicht gefördert. Man versteht eS recht gut, wenn deutsche Wirtschastsführcr mit einem gewissen Mißtrauen aus lene Richtung blicken, die man gemeinhin den „Aiistromarrismns" »c»»t. jene typische Neigung z» Immer neuem Konflikt, unter der der österreichische Wirtschaftskörvcr so sehr krankt und die man vom deutschen Wirtschaftsleben gern fcrnhalten möchte. Eine Gesundung kan» eS nur geben, wenn sich endlich das östcrrcichiscbe Bürgertum zu einer eng- gescblosscnen Einheit bekennt und die Opposition in die Ihr gebührende Sicllnng znrückdrängt. Einheitsfront gegen das Arbeitszeitnotgesetz? Besprechungen der Arbeitnehmer organisationen in Berlin. Berlin, I.März. Heute vormittag hat im Allgemeinen Deutschen Gcwerkschaftöbnnd eine Konferenz begonnen, die für die Ltcllnngnahme der Gewerkschaften zn dem Ar- b e i t s z e t t n v t g e s e tz von großer Bedeutung ist. Gegen das Gesetz sind Proteste aus allen Schichten der Arbeitnehmer, der Arbeiter, Angestellten »nd ancl, der Beamten, laut ge worden, so daß sich die einzelnen Arbcitnehniervrganisativnen sofort an ihre Spitzeiiverbände wandten mit dem Ersuchen, gegen die Bcrvrdnnng Front zu mache». In den letzten Tage» habe» in den einzelne» Organisationen bereits Vorverhand lungen stattgcfnndcn. die säst übereinstimmend verlangten, das, gegen dige Bestimmungen ln; NoigcsetzeS durch die Parteien im Parlament Protest erhoben werde „nd das, eine Verlänge rung der Arbeitszeit über acht Stunden hinaus grundsätzlich abgelchnt werden solle. Nur in ganz wenig ndustrien, z. V. in der NahriingSmittelindnstric, sollten Konzessionen gemacht werden. In der heutige» Besprechung beim A. D. G. V.. an der die freien, die christlichen und die Hirsch-Diinckcrschen Gewerk schaften, der Afa-B»nd »nd der A. D. V. B. beteiligt sind, soll zunächst versucht werden, eine Einheitsfront zu schasse». Man wird versuchen, die Forderungen, die je »ach der Ein stellung der Gcwcrkschastsrichinngcn in einzelne» Punkten von einander abwcichc», ans eine gemeinsame Grundlage zn bringen. Sollte das möglich sein, will man schon in de» nächste» Tagen den Minister um eine Anssprache ersuche», in der ihm das gesamte Material znr Kenntnis überreicht werde» soll. Die vohnkiinbigunqen der Reichsarbeiler. Berlin, 28. Febr, Rci der Reichsbahn und auch bei de» R c i ch s b e hö r d c » sind beute die Lvh»kündig»»- Igen der Eisenbahn- und Rcichsarbcitcr eingetroffcn, in denen um Anberaumung von Verhau ddungen in der nächsten Zeit I ersucht wird. Die neuen Lohnforderungen werden in erster Linie mit den zurückliegenden und den jetzt zu erwartenden Erhöhungen der Mieten begründet. Unlerhaus-eballe über -as Achlflunben- abkommen. London, 1. März. Im Unterhaus fand gestern eine Debatte über bas Washingtoner Arbcitszctt- abko m m e n statt. Ein Arbeitcrpartcilcr machte der Regie rung wegen der Verschleppung der Ratifizier»»» des Ab kommens heftige Vorwürfe. Auch eine kleine Grirppe kon servativer Abgeordneter hielt mit ihrer Kritik an der Hal tung der Regierung nicht zurück. Einer ihrer Sprecher er klärte, das, die Annahme des Abkommens im Interesse Eng lands liege, da die durchschnittliche Arbeitswoche im Lande schon jetzt 48 Stunden oder noch weniger betrage. Die Ratifikation des ArbeitszkitabkoamnenS würde die auswärtige Konkurrenz stark beeinflussen. Der Arbeitsminister antivortete ans die verschiedenen Reden, daß die Zeit für die Annahme des Abkommens noch nicht reif sei. Tic industrielle Gesetzgebung der verschiedenen Länder müsse im wesentlichen einander angcpatzt sein. Die im sranzösische» und im deuischcn Parlament ciugcbrachtcn Vor lage» zeigten jedoch große Unterschiede in der praktische» Aus legung. sT.U.j Thqffen uni» Bögler bei Mussolini und beim Papsl Rom, 28. Febr. Thiisic» »nd Generaldirektor Bögler, die auch Mnsivlini einen Höflichkeitsbesuch abstatleten, wurden heute morgen vom Papst in Privalan-ienz empfangen. sTU.i