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Dresdner Nachrichten : 02.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-02
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.06.1899
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Deutsche- Reich. ttwoch Abend ' r-se»«es»«chte. des iuoerpranoenren v. rcouer uno zayirc gestern der neue Bahnhof i» Kiel eingc Festmahl im Wartesaal des Bahnhofs v. Köller das Hoch auf Se. Majestät dei Kaiser und die Kaiserin sind am »fange Mittwoch Äbend'tzlb'S 1§?«n Kiel eingetrossen. Zum waren anwesend: Ihre Sönial. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden. Oberpräsident Staatsminister v. Köller, Staatssekretär Staatsminister Tirvih. Admiral Köster. Viec- Admiral Thomsen und der Stadtkommandant Oberst v- Hoepfner. Ihreivkaiestäten und die großhcrzvalichen Herrschaften begaben sich »ach heylicher Begrüßung zur nahen Iensen-Ärücke. an welcher daS Kaiserboot zur Fahrt nach der .Hohenzollem" bereit lag. Die im Laufe des Nachmittags hie, «ingelauseur Flotte salutirte die Majestäten beim Vorbeisahren. Die aesammte Flotte hatte gestem zu Ehren de» Kaisers und der Kaiserin über den Toppen in Kiel geflaggt. Die Maje stäten blieben gestern Vomiittag an Bord der „Hohenzollem". Ter Kaiser begab sich um Vrll Uhr an Bord des zur Ausreise nach der Südsee bereit liegenden neuen Kreuzers „Jaguar", besich tigte die an Bord versammelten Mannschaften und hielt eine An sprache an diese, in der er ihnen Glück zu ihrer Reise wünschte. Als er da» Schlff verlieb, brachten die Mannschaften Hurrah- ruse ans. Die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert sind Mittwoch gegen »Abend in Kassel eingetrossen und haben sich nach Schloss Wilhclmshöhe begeben. In Gegenwart des Ministers der öffentlichen Arbeiten Thielen, des Staatssekretärs des Relchspostamts v. PodbielSki, des Oberpräsidenten v. Köller und zahlreicher Festgäste ist vor- eingeweiht worden. Beim äs brachte Oberpräsident . . .. den Kaiser aus. Abends fand mit dem Postdampfer „Prinz Waldemar" eine Fahrt durch den Hafen statt. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechen land sind gestern Vormittag in Cronberg eingetrossen und wurden Von der Kaiserin Friedrich ani Bahnhöfe empfangen. Der Reichskanzlcr wird am 0. d. M. in Schillingsfürst elntrcfscn und dort bis znm 6. verweilen: dann erfolgt die Rück kehr nach Berlin. Während der Anwesenheit des Fürsten wird Erbprinz Philipp Ernst nüt Gemahlin in Schillingsfurst wohnen: kr wird dort am 5. d. Bi. sein Gebnrtsfcst feiern. Dem Reichstage ging ein Gesetzentwurf zum Schutz der gewerblichen Arbeitsverhältnisse zu. Ter Gesetzentwurf bedroht mit Gefäntznißstrafe bis zu einem Jahr, bei mildernden Umständen mit einer Geldstrafe bis zu 1<M Mk., Den. der es unternimmt, durch körperlichen Zwang, Drohung, Ehrverletzung oder Berruss- erllärnuy den Arbeitgeber oder Arbeitnehmer zur Theilnabme oder Richtthcilnahme an Vereinigungen, Verabredungen zu bestimmen, die eine Einwirkung auf die ÄrbeitS- oder Lohnverhältniffe be zwecken. Eine gleiche Strafe trifft Den. der mit gleichen Mitteln die Entlassung oder die Annahme von Arbeitern bez. Arbeits niederlegung, Nichtannahme von Arbeitern zum Zwecke der Aussperrung bez. des AuSstandeS zu erzwinge», oder die »Nach giebigkeit der Parteien zu erzwingen unternimmt, wer Mcktthcil- uehmer des Ausstandes mit der Aussperrung bedroht oder in Verruf erklärt. Eine Gefäiignißstrnse trifft >eden Theiliichmer an einer öffentlichen Zusammenrottung, wobei eine der obigen Handlungen begangen wird. Ist infolge des "Ausstandes oder der Aussperrung eine Gefährdung der Sicherheit des Reiches oder eines Bundes staates cingetrcteii oder Gefahr für Menschenleben und Eigenthum herbeigeführt worden, tritt Zuchthaus bis zu drei Jahren, für die Rädelsführer bis zu fünf Jahren ein. Dem körperlichen Zwange im Sinne des Gesetzentwurfes zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältnisscs wird eine Beschädigung oder Vorenthaltung von Arbcltsgeräthe. Arbcitsmatcrial, Arbcitszeugnissen oder Kleidungsstücken gleichgeachtet Ter Drohung wird die planmäßige Ileberwachung von Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Arbeitsstätten. Wegen, Strafen. Plätzen. Bahnhöfen, Wasserstraße», Häfen oder sonstigen Verkchrsanlagen gleichgerichtet. Tie Verrusserllärung oder Drohung liegt nicht vor, wenn der Thäter eine Handlung vor- uimmt, zu der er berechtigt ist, insbesondere, wenn er befugterweise ein Arbeits- oder Dienstverhältnis; ablchnt, beendigt oder kündigt, die Arbeit entstellt. Arbeitseinstellung oder -Aussperrung forisetzt, oder wenn er die Vornahme einer loschen Handlung in Aussicht stellt. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden Anmcndung 1. auf Arbeits- oder Dienstverhältnisse, die unter K 251 der Gewerbe ordnung fallen, 2. aus olle Arbeits- oder Dienstverhältnisse in deutschen Reichs-, Staats- oder Koinmuiialbetrieben. die der Landesvcrthcidiguiig, der öffentlichen Sicherheit, dem öffentliche» Verkehr oder der öffentlichen Gesundheitspflege dienen, 3. auf alle Arbeits- oder Dienstverhältnisse der Eiscilbahnniiteriicbmcn. Finanzminister von Miguel empfing vor wenigen Tagen eine Abordnung des Bundes der Handel- und Gewerbetreibenden und unterhielt sich mit ihr über die Abänderungen, denen die GefetzcS- vorlagc über die Waarenhaussteucr, die im Herbst dem Landtage rugcben soll, unterworfen werden müsse, um eine wirksame Be steuerung der Großbazare herbeizufülircn. In Berücksichtigung der in Bahcrn bereits zur Annalinie gelangten Umsatzsteuer, die eine große Anzahl von Unternehmern »ach Preußen ziehen wird, erkannte Herr von Miguel die verstärkte Nvthwendigkcit an. in dieser Angelegenheit tvatkräftig vorzugehe»; die Kleingewerbe treibenden könnten sich vollständig auf den guten Willen der Re gierung verlassen. — lieber die Vorlage betreffend das Gemcindc- wahlrecht befragt, wies der Minister daraus hin. daß die Vorlage bezwecke, gerade den Einfluß der mittleren Gewerbetreibenden aus die Grmeindewahlen zu verstärken und die Ungerechtigkeiten des bisherigen Wahlfhstems zu beseitigen. Da den Kommunen ein großer Theil der Initiative bei der Steuervertheilnng aus die ver- ichiedencn Erwerbsklassen zusalle, so sei es von Wichtigkeit, daß auch die Wünsche der kleineren Steuerzahler in entsprechender Weise i» den städtischen Körperschaften zum Ausdruck kämen. Aus Berlin wird der „Schlei. Zig." geschrieben: Wie in militärischen Kreisen verlautet, wird die Neuorganisation der Feldartillerie am 2. Oktober d. I. erfolgen und auch, ab gesehen von der Theilung der jetzigen Brigaden und Regimenter, große Veränderungen in der Zusammensetzung der einzelnen Regimenter auch iniosern bedingen, als zur Bildung der neuen Regimenter einzelne Batterien aus dem Norden uach dem Süden, aus dem Osten nach dem Westen — und umgekehrt — verlegt werden müssen. Ebenfalls am 2. Oktober erfolgt auch die Zusammenstellung der drei Telearaphen-Bataillone, von denen das erste Berlin, das zweite Frankfurt a. O., das dritte Eoblenz als Standort angewiesen bekommt. Die preußische Ecntral-Genossenschaftskasse ver sendet den Bericht über ihr 4. Geschäftsjahr, welches vom l. April 1808 bis zum 31. März 1800 lief. Nach demselben hat die Kasse im abgelaufenen Jahre mit 50 (1697:42) Vereinigungen und Ver bandskassen eingetragener Erwerbs- und WirthichaslS-Genosscn- munalkaffen und 70 (16. . .. ^ »einen Genossenschaften u. s. w. in geschäftlichem Verkehr gestanden. Was den Verkehr mit den Vereinigungen und Verbandskassen ein getragener Erwerbs- und WirthschaftSgenossenschaften anlangt, so crgiebt sich, daß die preußische Eentral-Gcnosseuschastskasse ins- gcsammt nind 700,000 crwerbslhätigen Mitgliedern von Genossen schaften als Ausgleichstclle im Geldverkchr und in erheblichem Umfange als centrales Bankinstitut zur Befriedigung ihres Kredit- bedürsmsses dient. Es haben im Berichtsjahre 1808 diesen Ver einigungen 30,962,000 Mk. Kredit in „Lausender Rechnung" und 19,038,000 Mk. Diskontkredit, also insgesamint Kredite im Betrage von 50.000.000 Mk. jeder Zeit zur Verfügung gestanden. Der Gciammtumsatz der „Preußen-Kasse" belief sich in 1898 auf 2.971,655,M.64 Mk. An Depositen besaß die Bank am 31. März 1899 die Summe von 9,378,782.07 Mk. Das Grundkapital betrug im Jahre 1898 noch 40. vom I. April 1899 an jedoch 50Millionen. Der Gesammtgewinn bezifferte sich auf 1,510,202,15 Mk. --- 4,057 Vom Hundert. Vom Nettogewinn sind ein Fünftel (45.395,07 Mk.) zur Rücklage verwandt, vier Fünftel (181,580,26 Mk.) an den Staat entrichtet. ^ ... ..... lieber Mißbrauch der Krankenkassen zu agitatorischen Zwecken schreibt die „Post": „An den Tuberkulose-Kongreß hat sich eine Konferenz deutscher Krankenkassen angeschlossen, welche aus Anregung der Central-Kommission der Krankenkassen Berlins am Sonntag stattfand. Diese Konferenz stellt allerdings keine auch nur annähernd vollständige Vertretung sämmtlichcr deutschen Krankenkassen dar, zu ihr waren vielmehr Delegtrte aller Arten von Krankenkassen, welche zusammen noch nicht voll ein Viertel der krankenkafsenveisicherunäspflichtigen Bevölkerung Deutschlands umfassen, vertreten. .WM daher keineswegs sicher, daß diese Konferenz den wirklichen Ausdruck der Auffassung aller Kranken kasse» damellt. ES ist vielmehr nur ru wahrscheinlich, daß darin vornehmlich eine bestimmte Richtung innerhalb der Krankenkaffen vertreten war. In dieser Konferenz von Krankenkassen ist nämlich ein Beschluß bedenklichster Art besaßt worden. Dian bat sich, ">t ohne lebhaften Widerspruch, bewogen gefühlt, eine allerdings nicht wa»er geraiy und nur neue Cal Kampsheer bildet. Letzteres ist auch offenbar der Hallptzweck in der in erster Linie von sozialdemokratischer Seite angeregten dauernden Organisation aller Krankenkassen Deutschlands. Der wickeln werden." Diele Worte sind deutlich genug. Sie mahnen mit der größten Nachdrücklichkeit Alle, welche es anacht, mit allen sich dcirbictcnde» Mitteln einer sozialdemokratischen Vergiftung der an sich so wohlthätigen Einrichtung der Krankenkassen vorzubeugen." Die Kreisshnode Erfurt giebt ihrem Bedauern darüber Ansdruck, daß trotz der Petitionen einer Reihe von Kreis- und Provinzial-Simodeii, sowie der auf den General-Synoden von 1891. 1894 und 1897 einmüthig angenommenen Anträge das preußische Herrenhaus am 13. Mat d. I. einen Beschluß gefaßt Behschlag ihren Dank dafür aus. daß er in seiner gegen den Kom- misiioiisaiitrcig gehaltenen Rede den christlich-evangelnchen Ständ ig .. , , , , . Punkt so entschieden vcrtreicn hat. Ebenso dankt sic dem Grafen Pfeil, durch dessen Bemühungen die bedenklichsten Bestimmungen aus dem KommissivnSaiilrng beseitigt worden sind. Zugleich giebt sie sich der Hoffnung hin. daß ichließlich ein Gesetz zu Stande kommen wird, welches im Geiste der ursprünglichen Regierungs vorlage den berechtigten Anforderungen aller evangelischen Ge meinden in unserem Lande Rechnung trägt. Oesterreich. Nachdem der Kaiser im Laufe deS Vor gestrigen Vormittags den Ministerpräsidenten Grasen Thun und den ungarischen Muiisterpräsidciilen Kolvman v. Szell. jeden ein zeln. und ipäier den ungarüchen Minister a latnrs Grafen Szechänni empfangen hatte, erschienen um 1 Uhr Nachmittags beide Ministerpräsidenten zugleich in Audienz. Um 5 Uhr Nach mittags fand eine längere Besprechung des ungarüchen Minister präsidenten Kolvman v. Szell mit dem Ministerpräsidenten Grafen Thun, dem österreichischen Finanzminister Tr. Kaszl und dem österreichischen Haiidelsminisler Dipnuii statt, woraus Kolvman v. Szell nochmais vom Kaiser empfangen wurde. Ungarn. Zwischen dem Professor an der Preßburger Rechts- nkadcmie Overschall und dem Gutsbesitzer Piiliivck» fand gestern in Klaiiscnbiirg ein P l s> o l e n d u e l I stall, bei dem Putnockh durch einen Schuß in den Kops gelobtet wurde. Obecschall war von Pilinock» wegen einer im Scherz erfolgten Beleidigung thätlich beleidigt worden. Frniitreicki. lieber den Prozeß Tvroulädc-Marcel Hadert wird Weiler berichtet: Tcrvulede ward bei seinem Erscheinen im Schwurgericht mit Zurufen begrüßt. Ter Gcneraladvokat Lombard begann sein Plaidvher und besprach in ausführlicher Weise die Er eignisse des 23. Februar. Lombard trat sodann für die Disziplin der Armee und die Freiheit der gegenwärtigen Ordnung der Dinge ei», wendete sich tadelnd gegen die Zeugciiaussagen Hcrvv's und Bca»»epaire's und deendeke sein Plaidoher, ohne einen bestimmten Strafantrag gegen Däroulede und Hadert zu stellen. Als Advokat Falatcns im Verlause seiner Bcrtheidigungsrede aus etwaige dis ziplinarische Bestrafung des Generals Hervä anspiclk, gcräth Dvroulede in Entrüstung, steht uns und ruft: „Das ist Verrath! Als General Hcrvo seine Zeugenaussage machte, erfüllte er damit eine inilthvvlle, rechtschaffene und loyale That. Ich habe cs von mir gewiesen, mich an Heros zu wenden, als ich de» Parlamen tarismus stürzen wulttc, da ich wußte, er würde mir nicht folgen. Hcrvd hat sich niemals mit Politik beschäftigt. Ich werde es nicht dulden, daß man ihm die Epauietlcn heriinterreißt. Behaltet mich im Gesängniß oder ich werde von Neuem beginnen!" Ans diese Worte Täronlvdc's folgte ein furchtbarer Lärm und Ruse ..Es lebe Tvronlvde!" Die Zuhörer schwenkten Stöcke und Hüte. Auf Befehl des Präsidenten wurde der Saal geräumt und Teiouiöde aiifgcsordcrt, den Saal zu verlassen. .Hieraus ries Teronli'de ans: „Es lebe Frankreich I Nieder mttchen Vcrrnthern!" DaS Publikum stimmte i» den Ruf ein. Die Sitzung wurde auf eine Viertelstunde unterbrochen.. Nach Wiederbeginn der Verhand lung winde» Deronlede und Habcrt sicigesprochcii. Ter Präsident vrdncle an, daß Beide sviort freigelasscn werden. Das Publikum stürzte hierauf nach der Anklagebank unter de» Rufen: „Es lebe Tc-roulc-dc! Es lebe Habcrt! Es lebe die Jury!" und singt die Marseillaise. Tvroulede steigt auf die Bank und ruft: „Es lebe die Jur»!" Anläßlich der Freisprechung Döroulede's und Habcrt'S fand Mittwoch Abend eine große nationalistische Ver sammlung statt, in welcher Töroulcde sich in heftiger Weise gegen den Parlamentarisms und die Juden aussprach. Däroulsde be tonte. er wollte nur eine Republik aus der Grundlage des Plebiszits. Es wurden noch mehrere andere Reden im gleichen Sinne gehalten, namentlich von Eoppee. Hadert und Beaurcpaire. Letzterer er klärte Toroulede, er mache sich zu seinem Soldaten und werde nach den Tönen seiner Trompete marichiren. Allen Reden folgte stürmischer Beifall. Ruhestörungen kamen nicht vor. General Hcrvö stellte dem Kriegsminister Krantz einen Brief z», in welchem er seine Auslassungen vor dem Schwurgericht richtig stellt und erklärt, daß er keineswegs die Absicht gehabt habe, eine polilüche Anspielung zu machen. Kriegsministcr Krantz hält damit den Zwischenfall für erledigt. Wie verlautet, soll General Hervs in der Erklärung, die er dem Kriegsministcr bezüg lich seiner Aussage vor dem Schwurgericht abgab, geäußert habe», er habe von Döroulede nur als Soldatendichter ohne irgendwelche politische Hintergedanken sprechen wollen. Major Marchand ist gestern Vormittag in Paris ekn- gekrosfen. Eine ungeheure Menschenmenge hatte aus dem Lyoner Bahnhof und in dessen Umgebung Ausstellung genommen. Als Marchand erschien, um einen Wagen zu besteigen, ertönten brausende Hochrufe. Eine Gruppe von Deputieren bereitete Marchand eine Ovation. Mehrfach durchbrach die Menge die auf gestellte Truppenkctte, sodaß der Wagen nur langsam vorwärts gelangen konnte. Sebastian Fanre hatte vorgestern Abend eine Versammlung einbcrusen. die sich mit der Drchsussache und der Frage der Ab rüstung beschäftigte. Auch diele Versammlung verlief ohne Aus Creuzot wird gemeldet, daß die Delegieren des Ans- standes vom Präsekten empfangen worden sind. Sie setzten ihm ihre Forderungen anscinander, und der Präsekt gab die Versicher ung. die Regierung davon zu benachrichtigen. — Der Handels- Minister begab sich zum Kriegsminister, um über die Lage zu be- rathen. Der Minister des Innern bat bereits angeordnet, daß die Polizei und die Gendarmerie Verstärkungen nach dem Streikgcbict absendcn. Abends durchzogen die Streikenden die Straßen unter Hochrufen aus den Ausstand und unter Absingung revolutionärer Lieder. Die Zahl der Ausständigen beläuft sich aus über MoO. Man glaubt, baß der Ausstand allgemein wird und alsdann etwa 10,000 Man» ausständig sein dürste». Die Streikenden suchten die Arbeitswilligen an der Arbeit zu hindern. Es entstand dabei zwischen de» Streikenden und der Polizei eine Schlägerei, wobei zahlreiche Ausständige mit blanker Waffe verwundet wurden. Die Arbeiter der Hochöfen haben die Arbeit vollständig eingestellt. Heute kam cs zu verschiedenen Ausschreitungen; den Pferden der Gendarmen wurden von de» Ausständige» Petarden vor die Füße geworfen, ein Wach»,aus des Militärs wurde i» Brand gesteckt. Von Äutliii und Braune sind zum Schutze der Werke weitere Truppenabtheilungc» hierher berufen. Für Sonnabend ist vom Friedensrichter eine Versammlung cinbemfen, um den Versuch einer Verständigung z» machen. Italic«. Der inteniationalc Telegraphistenkongreß wurde in Como im Beisein des Post- und Telegraphen-MinisterS Di San Gialiano. der Behörden und zahlreicher italienischer und aus ländischer Delcgirten feierlich eröffnet. Der Minister führte i» der Eröffnungsrede auS. die Ehrungen, die Volta hier durch die Ver tretung beinahe der ganzen clvilisirten Welt bilden eine neue Bekräftigung der nite tragen dazu bek. "deen des wurde eine Erinnerungstafel enthüllt. Der Minister, welcher zum Ehren präsidenten erwählt wurde, erklärte den Kongreß sür eröffnet und ernannte den Präsidenten deS Pariser Komitees Amiot zum Vor sitzenden der ersten Sitzung. Der Minister «öffnete sodann den Telegraphisten-Wettstreit. zu welchem sich 60 Thriluchmer gemeldet hatten. Ein RegierungSerlaß erklärt ganz Egypten für verseucht und ordnet strenge Maßregel» an für alle aus Egypten kommen den Waaren. Spanien. Der Minksterpräsldent Silvela hielt in einer Versammlung der Mitglieder der Majorität der Deputtrten- kammer und des Senats eine Rede, in welcher er daraus hinwies, daß das ganze politische Verhalten geändert werden und daß man aus Sonderrechte verzichten müsse. Die Niederlage Spaniens sei einzig und allein den Regierenden zuzuschreiben. Er werde sich benlüben, ein Programm großer radikaler Reformen durchzn führen. Wenn dies mißlinge, werde daS Land in die Diktatur gerathen. Campos erklärte, er stimme den Ausführungen Silvela's zu. Die Versammlung bestimmte Pidal zum Präsidenten der Deputirtenkannner. Holland. Friedenskonferenz. Die beiden Sektionen der ersten Kommiision hielten vorgestern Vormittag eine Sitzung ab, konnten aber über die Frage der Erfindungen und der Be waffnung zu einer Verständigung nicht gelangen. Der Redaktions ausschuß der dritten Kommission hat die Redaktion der sechs ersten Artikel des Vermittclungs- und Schiedsgerichtsentwurses, die von dem Ausschüsse in seiner vorigen Sitzung berochen worden waren, sowie zwei neue Artikel angenommen. Die amcrikaniichcn Dcle- girlcn haben einen Entwurf, betreffend einen Schiedsgerichtshof. einaebracht. Der amerikanische Entwurs fordert nicht, wie der eng lische. daß jeder Staat zwei Personen ernennt, die als Schieds richter gewählt werden können, iondern nach dem amerikanischen Ent wurf soll jedes Land einen einzige» Schiedsrichter designiren, der von deni obersten Gerichtshöfe des betreffenden Landes ernannt wird. Der SchiedSgcnchtshof soll einen permanenten Eentralsitz haben und aus wenigstens drei Richtern bestehen, welche weder auS de» Ländern der im Streite liegende» Mächte gebürtig sein, noch diese bewohnen dürfen. Wenn innerhalb dreier Monate nach der Entscheidung neue Thatsciche» eintretcn. so kann das Äerich! in derselben Angelegenheit zwischen denselben Mächten entscheiden. Es wird den Unterzeichneten Mächten fceigeslellt werden, ob sie sich an diesen Gerichtshof wenden wollen und dieser wird in einer Streitfrage nur ein Uriheil fällen, wenn er die Versicherung er halte» hat. daß die streitenden Parteien sich seiner Entscheidung uiiteriverfcii. Ter Vertrag wird in Kraft treten und der Gerichts Hof konstiiilirt werde», sobald neun Mächte, von denen acht europäische oder amerikanische und von denen vier die Pariser Er klärung von 1856 unterzeichnet haben, dem Vertrage ihre Zu stimmung gegeben haben. Außer diesem Entwurf haben die amerikanischen Delcgirten einen Svezialcntwurf sür die Vermittelung in Vorschlag gebracht. — Hiernach soll, falls zwischen zwei Mächten Streitigkeiten ausbrechen, jede dieser Mächte eine andere Macht erwählen, welche ihr gewissermaßen als Zeuge dienen und sich bemühen soll, die zwei Gegner zu versöhnen. Selbst im Falle es zum Kriege kommt, sollen die beiden Mächte, die als Zeugen dienen, ihre Be mühungen fortsetzen, um sobald wie möglich den Feindseligkeiten ein Ende zu machen. Belgien. Die Mitglieder des Bureaus der französische» Handelskammer in Brüssel wurden, einlchließlich des früheren Vorsitzenden Roland mit 46 von 48 abgegebenen Stimmen wieder gewählt. Sodann wurde Roland mit 45 vo» 47 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten wiedergewahlt. Die Gesammtzahl der Mitglieder der scanzösiichen Handelskammer beträgt 80. Rustland. Die russische militärische Zeitschrift „Raswedschik" bringt in einer ihrer letzten Nummern einen Anffntz, der betont, daß die rnssijchc Artillerie schwächer ist als die deutsche, und eine sofortige Erhöhung der Präsenzzisfer um 300.000 Mann fordert, „damit das Heer rni selben Prozentsätze zur Bevölkerung steht wie die derttsche Armee". „Wir müssen uns beeilen," schreibt das Blatt, „am Vorabend der Friedenskonferenz, die vielleicht in der einen oder der anderen Weise einen zeitweiligen Stillstand in den Rüstungen vercinbkren könnte, ohne auch nur eine Minute zu ver lieren. schon letzt auf den Armee-Voranschlag alle neuen Truppen zu setzen, deren Einstellung für die nächste» fünf Jahre geplant ist. Für den Augenblick ist vor Allem wichtig, daß alle diese ge planten Tmppenkörper jetzt schon offiziell in der Armee stehen, denn falls eine eiitiprechcude Ucberciiiknnft einmal unterzeichnet ist. haben wir keine Möglichkeit mehr, einen einzigen Soldaten oder eine Kanone hinzuziisügeii." Türkei. Wie man aus Athen meldet, werden die Truppen kontingente Rußlands, Frankreichs und Italiens auf Kreta dem nächst um zwei bis drei Komvagnicn verringert werden. Die Einschiffung von zwei Kompagnien der französischen Marine- Infanterie nach Frankreich soll schon zu Beginn der nächsten Woche erivlgcii. A» Stelle des mit diesen Truppen heimkehrcnden Obersten Spitzer wird Obcrstleittiiaitt Destelle das Kommando der internationalen Truppe» auf der Insel übernehmen. Der armenische Priester Lyserioz vom Kloster in Sassun Wurde von Kurde» ermordet. Amerika. In dem Bericht der Nicaragua-Kanal- Kommission werden die Baukosten aus 118,113,790 Dollars veranschlagt. Afrika. General-Gouverneur Miln er traf um 5 Uhr Nachmittags hier ein. Er wurde ebenso feierlch empfangen wie Präsident Krüger. Präsident Steil» begrüßte Milner; die Nationalhymne wurde gesungen und Salute wurden gegeben. Die Menge brachte Hochni'e aus die Königin aus. Redner hebt die Wichtigkeit des zu Theil werden. inheit des modernen Geistes, ngreffes hervor und meint. ' Kunst und Wissenschaft. tz Im König!. Hofopernhauie gelangt heute „Aida" zur Aufführung: im König!. Schauspielhause „DcrMisanthrop" und „Die Geschwister". Die Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. i Mitthcilungcn aus dem Bureau der Köulgl. Hoftheater. Im König!. Schauipielhause beginnt Herr Hugo Thimig vom Kaiserl. u. König!. Hvfbnrgkheater in Wien am Sonnabend den 3. Juni sein bereits angekündigtes Gastspiel als Trusfaldino in dem Goldeni'lchen Lustspiel „Der Diener zweier Herren", als Heinrich in dem Wilbrandk'schen Lustspiel „Jugendliebe" und als Walther in dem Kläger'schen Lustspiel „Der Präsident". Die übrigen Rollen der drei Lustspiele sind wie folgt besetzt: „Jugend liebe": Frau von Rosen—Frau Wolfs, Adelheid-Frl. Gasnil. von Bruck-Herr Paul, Hudebrandt—Herr Hufs. Betty-Frl. Trominsdorfs: „Der Diener zweier Herren": Paudolfo—Herr Müller, Rcsaure—Frl. Müller II, Doktor Lombardi—Herr Hufs, Silvio-Herr Leichert, Beatrice—Frl. Pölitz. Florindo—.verr Dettmer, Tebaldo—Herr Zink, Blondina—Fn. Gasny: „Der Präsident": Elmborn—Herr Gnnz. Bertha—Frl. Scrda, Weber- Herr Leichert, David—Herr Helbig. — Zur Erinnerung an Weber s Todestag ( s 5. Juni 1826) gelangen km König!. Opernhaus» Sonn tag, Montag und Dienstag die Opern „Der Freischütz", „Oberon" und -Euryanthe" zur Aufführung. — Im Lause der nächsten Woche geht im König!. Opernhanse neu ein- studirt mit den Damen Wittich (Jcssondal, Nast (Amazily) und den Herren Wächter (Dandan), Gießen (Nadorst und Scherdemantcl (Tristan) die drciaktige Oper „ Iessonda " vo» L. Svohr i» Scene. — Für den Herbst ds. I. beabsichtigt die Generaldirektion der Königl. Hoftheater eine Reihe Verdi'scher Opern im Zu sammenhang zur Ausführung zu bringen. In Vorbereitung dieses geplanten Vcrdi-Chkliis wird noch im Laufe des Monat Juni ini Künigl. Opernbause die vieraktige Oper „Her na ui" mit Frl. Bosscnbergcr als Elvira und den Herren Scheidemantel (König), Perron (Silva) und A»thcS(Hernanst neu emstudirt zur Aufführung gelangen. tz Residenztheater. Heute und morgen gastlrt Frl. Irene Triesch vom Stadttheater in Frankfurt a. M. in dem Drama „Therese Raguin", Sonnabend in dem Schauspiel „Liebe lei" von Schnitzler. V Eine nach Quantität wie Qualität gleich hervorragende Ausstellung kostbarer orientalischer Teppiche, die bei Kennern und Laien Bewunderung zu erregen wohl iin Stande sein dürste, sieht man für kurze Zeit m den nach der großen Brüder- nasse gelegenen Magazinen der König Albert-Passage. in der sich das Wanverlager des Kunsthändlers I. FIschel aus Berlin befindet. WaS zunächst und zumeist dem Besucher der Ausstellung ausfalleu wird, das ist. ganz abgesehen von der künstlerischen Seltenheit und dem außerordentlich hohen realen Wcrthe der Objekte, die Größe der seidenen Teppiche. Bekanntlich sieht man wegen der ungemein zeitraubenden und mühseligen Handknüpserei bei uns nur sehr wenige über mittelgrobe, echte Stücke dieser Art, und Arbeiten Dresdner Nachrichten. Nr. 151. Seite S. Freitag. 2. Juni 189»
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