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SS. Jahrgang, 2SS Abend-Ausgade «tt«»»ch. 1«. Juli 1924 Drodtaaschry» i »»chilcht«, E»n»lpk»ch»»-Samm»Inumm»r: SS 241 Nur I»r Ilachlgelprach,: SO 011. Bezugs-Gebühr Dt» Nn»«a«« ««««» «xtz »««hn«>: »>, «nlpollm, « oun vr»a, Anzeigen-Preise: aub»rda>d ÄVVig vt>er>««,»dlldr »0 PI» AuftrOg» «^,»n vorau»d»i,adl. Sochdnu» «» «u d«l>Uch»» Vv»»«,»nv»d» t.Dr„d»« MSM» — Uno»rlnnql» Schr-inma,» r»»rd»7> nlchl ouldnoadu. SchrM-ttun, »nd -mmy^tchtlst-tkN»: «,rt»»k,r»I„ SS,40. DruS ». Verla» von llt-»sch » «»Ich»»« I» Dr-od»»». P»ftlch»ch««onl» 10SS Dr»»d»». Wann das Gutachten als in Kraft gesetzt gilt Owen doung als Bevollmächtigter für Reparationszahlungen. DK deutsche Regierung will noch vor einer Beschlußfassung -er Juli-Konferenz gehört werden. — Steigende Arbeitseinstellungen. Wichtige Beschlüsse -er Aepko. jfUlgoer Dro-tdericht der «Dre-doer N a ch r i ch t« »".> Paris, IS. Juli. Die ReparationSkommissivn hat tm Ber- laufe d«S grstrigen Tages zwei außerordentliche Sitzungen «dgrhalten, die für den Verlaus der Londoner Konfe- ren» und dann für die weitere Behandlung der Repa» rationSsrage von weittragender Bedeutung sein dürften. Dir Kommission ist, wie auS dem Kvmmunlqua hervorgeht. daS »ach der Beendigung der letzten Pariser Besprechungen »wischen Macdonald und Herrtot veröffentlicht morden ist. auf- geforLert worben, sich darüber »u äußern, waun eS den Dawcs- »lau als vollzogen anseheu würde und wann demgemäß da rren« Regime gegenüber Deutschland, wie der Sachverstän dtgenplan eS vorsehe, in Kraft treten soll. Außerdem heißt eS, das, die NeparationSkommtsslon der Londoner Konferenz Vor- schlüge machen soll über den Uebergang »o« Pfändersyfte« -nur uenen System, das der Lachoerständigeuplan vorsteht. Sestern vormittag bereit- trafen bei Barthvu die Delegierten der ReparattonSlommission zusammen, nämlich der Belgier Delacroix, der Engländer Sir John Vradbury und der Italiener Marchese Salvator Naggi. Die Bespre chung. die den ganzen Vormittag über bauerte, wurde gestern nachmittag i44 Uhr wieder ausgenommen und man gelangte tm Lause de- Abend- zu einem offiziellen Beschluß, der un mittelbar nach London übermittelt wurde. Der genaue Wort laut dieses Beschlußes ist noch nicht bekannt, jedoch ist folgen de- sein Inhalt: Die ReparationSkommisston wird erst dann offiziell seststellen, daß Deutschland den Sachoerftändigenplan znr AnSsührung gebracht hat, wenn folgende siins Punkte er füllt sind: I. Gründung der Goldnotenbankr II. Gründung der dentscheu ReichSelsenbaha, Gesellschaft: ». Organisation des Systems der industriellen Obliga tioueur 4. Uebergabe der Eisenbahnen und Jndustrieobli- gatioueu an die von der ReparationSkommisston ernann ten Treuhänder: 5. eine Unterbringung der auswärtigen Anleihe von 800 Millionen: Wie der «Petit Parisien" mitteilt, gab der letzte Punkt vor allen Dingen Anlaß zu einer außerordentlich lebhaften Diskussion. Der englische Delegierte habe erklärt, daß die Unterbringung der Anleihe schwierig, wenn nicht unmöglich, sei, wenn di« wirtschaftliche Einheit Deutschlands nicht bereits vorher wiedcrhergestell» sei. Rarthon, so schreibt «Petit Parisien". mußte seine ganze Ueberredungsgabe aus wende«. um Sir John Sl-radburq zu überzeugen, wobei Dela croix ihm anfS beste hals. Bezüglich der Anregungen für die Londoner.Konferenz in dem Punkte des Ucberganges von dem P f ä n d e r s n st e m zu einem neuen Regime ist die Rcpa- rationSkvmmission nach weiteren Mitteilungen der Ansicht ge wesen. daß die Negierungen diese Frage nicht in einer ge nügend genaue Form präzisiert haben und infolgedessen wird keine Meinung geäußert. Endlich wird ferner beabsichtigt, daß die Neparationskom- mtssion der frül>crc» Vertreter in dem Sachverständigenaus schuß Owen Boung angebotcn habe, den Posten des Bevoll mächtigten für die Reparationszahlungen zu übernehmen, der in dem Sachverständigcnplan vorgesehen ist. Aoung hat nach einer Mitteilung des «Matin" gestern die Ncparationskom- misston wißen lassen, daß er diesen Antrag a n n e h m e n werd«. — Inzwischen ist die Nachricht von der offiziellen Er- »euuuna Owen Aoungs zum Bevollmächtigten für die Re parationszahlungen eingctrossen. Ein Sonderausschuß der Aepko für die Sanktionen? valdwinS Borschlag als Ausweg für die Kouserenz. tD u r ch Funkspruch.l Paris, IS. Juli. Der Londoner Berichterstatter bcö «New ?)ork Herald" meldet, der Vorschlag, den Baldwin gestern im Untcrhause gemach» habe, durch die Neparations- kommisfiou einen besonderen Ausschuß cinseßen zu laßen, der ble Maßnahmen bei etwaigen deutschen Verschlungen zu regeln habe, habe in der gestrigen Sitzung des Kabinetts eine günstige Ausnahme gesundeu. Premierminister Macdvnald werbe Herrtot diesen Vorschlag unterbreiten. Es sei möglich, daß er sich als L ö s u n g einer der schwierigsten der Kon ferenz vorliegenden Fragen erweisen werde. sW. T. B.) Versailles, Auhrverbrechen und Dawesplan. Londoner PeßimismnS über die Verqnicknng von Versailles mit dem Gntachten. »Durch s> >i ii k I p r u ch.l London, 18. Juli. «Daily Telegraph" betont, daß die französische Ansicht, der Daweö-Bcricht sei nur eine A n« Wendung der Grundsätze des Versailler Ver, tragS «nd nicht ein unabhängiger Plan, stillschweigend an genommen worden sei, »nd daß infolgedessen die britische These, baß ein Verzug aus seiten Deutschlands im Sinne des DawcS-PlancS nicht von der Ncparationskvmmißlon, sondern von einer mit dem FriedenSvcrtrag nicht zusammen hängenden Körperschaft beurteil» werden sollte, auf- gegeben worden sei. Daö Blatt sieht cö als ein Unglück für Macdonald an, daß dieses Zugeständnis öfseittlich »och vor Znsammcittritt der Konferenz gemacht worden sei, statt ln der Verborgenheit ihrer Beratungen. «Tally News" zufolge lst die Annahme irrig, b«ß der »on elnige» der Hanpt, delegierten zur Schau getragene Optimismus auch hinter de« Snlißcn gezeigt werde. Die Schwierigkeiten fett der Pariser Zusammenkunft seien nur allzu deutlich geworben. Sine der Hanptschwieriaktite« sei das wachsende Be streben Frankreichs, seine Rnhrkarte nicht an» der Hand ,« gebe« «nd sein« Meinung geltend -» mache«. daß der DaweS-Berlcht selbst ihm gestatte, die Masse weiter anznwenden. »iS Deutschland all« seine Ber« pflichtnnge» »ach dem Daweö-Pla« erfüllt habe. Laut «Daily News" glaube man. daß Macdvnald in seiner heutigen Rede die britische Haltung hinsichtlich der Unteilbar- krit des Planes über jeden Zweifel hinaus klarstellen werde. >W. T. B.j ' Auftakt in London. Die erste Sitzung. »«oodertieuft » » n der Load, »er », »seren». So udom IS. Juli. Wenige Mlnnte» vor 11 Uhr vor mittags begaben sich dl« Delegierte« sür die interalliierte ReparationSkonsereu, zu« englischen Anßenamt. Als Prüft, beut der ErSssuungsfitznng saß Ministerpräsident Mae» donald an ber Kopfseite deS in Hnseitensor« ausgestellten großen BerhandlungStischcS, »n seiner Rechten der Minister präsident Herr tot. Die Sitzung begann mit einer Be grüßungsrede deS Premierministers Macdonalb, die erst im Lanse des Tages vervfscntllcht werden soll. Sodann folgte die Wahl deS Präsidenten: mau erörterte weiterhin die Frage, in welchem Umfange di« Oefsentlichkeit beteiligt wer de« soll und beschäftigte sich sodann mit dem Personal des Sekretariats, ber BerhandlnngSlor« nnb de« Programm der KonscretA ES »nrde dabei Ifftgestellt, daß die Haupt aufgabe di« ist. VaS DirSeS-Gntachte« znr Sicherung der deutsche« Zahlungen ta Ausführung z« bringe«. Die Ktauptarbeiien werden in den Komitees liegen. ES ist nicht anzunehmen, baß täglich mehr als eine Plenarsitzung stattfinden wird. Bor» aussichtlich werden vier besondere Komitees ernannt werden, nämlich je eines für die G o l d n o t e n b a n k, für die Eisen bahnen, ferner ein militärisches und ein poli tisches. Im Augenblick läßt sich noch nicht übersehen, ob die Deutschen zu einem späteren Stadium der Konferenz zugczogcn werden oder ob man sich mit dein Versuch begnügt, nach Abschluß dieser Konferenz Deutschlands Zustimmung zum DaweS-Plan durch Verhandlungen zu verlangen. Die Vertreter Englands. London. 16. Juli- „Times" zufolg« wird die britische Regierung auf der Konferenz vertreten sein durch den Premier minister Ramsay Macdonald, den Schatzsekrctär Sir Eure Croive, unterstützt von einer Anzahl Sachverständiger und ihren Sekretären unter der Leitung von Maurice Hankey. Bis gestern spät abends sei keine endgültige Entscheidung der gestalt erzielt worden, ob die Dominions an der Kon ferenz teilnehincn sollen. Degoutte doch nach London. tSlgner Drahibcrtch» der «Dresdner Nachrichten".» Genf, 18. Juli. Das «Echo de Paris" meldet, baß General Degoutte Im Auftrag des Kriegsministers als Teilnehmer der französischen militärischen Delegation nach London ge reist ist. Seine Reise habe den Zweck, eventuelle Erörterungen über die R ä u m u n g S f r i st e n zu widerlegen. Wachsende Besorgnis in Berlin. »Eigner Drablbertch» der .Dresdner Nachricht««".» Berlin, l6. Juli. Die ablehnende Aufnahme ber Kanz- lererklärungen vom Sonnabend in der Ententeprcße, hat in Berlin die allgemeine Enttäuschung gesteigert. Der Kanzler hat am Montag zu seinen Parteifreunden aus- drückltch von ernsten Besorgntßen gesprochen, denen er und die Neichsregierung gegenübersländen. Auch daS Zentrum scheint jetzt entschlossen, die Gesetzentwürfe im Reichstag nicht durchzubringen, solange Deutschland nicht weiß, was die Lon- doner Konferenz diktiert. Ein deutscher Schritt bei den Attiierlen. «Eigner Drahibertch« dt» .Drr»»«er Nachrichten".» Berlin. 16. Juli. Wie wir zuverlässig erfahren, ist am Montag de« Kabinetten in London. Paris und Brüssel durch die diplomatischen Vertreter DentschlandS nochmals das Ersuchen der NcichSrcgiernng überreicht worden, vor Beschlüßen der Londoner Konferenz achört zu werden, lieber die Aufnahme deS deutschen Schrittes liegt bisher nur eine Reutcrmeldung vor. in ber eS heißt: Macdonald habe die Vorstellungen deS deutschen Bot schafters mit Interesse zur Kenntnis genommen, sedoch dem Botschafter nahegclegt. einen Antrag seiner Regierung bei der Konferenz herbeizuführen. v. Koeschs Dorskellungen bei Senkt. Berlin, 16. Juli. Bei der gestrigen Unterredung des deut schen Botschafters von Hocsch mtt dem französischen Minister- Präsidenten Herrtot dürften, wie aus Paris gemeldet wird, die Teilnahme Deutschlands an der Konferenz, die Frage der Räumungssriste«, die Borbereitnng der Organisation des Dawcs-BerichtS dnrch den Reichstag die wichtigsten Gegen stände der Unterhaltung geivescn sein. ES ist anzunehmen, daß Hocsch dabei erkennen ließ, wie groß die Hoffnungen waren, die die d e u t s ch e D e m o k ra t i e nach den ersten Er- klärnngen Herriots auf die neue Politik Frankreichs gesetzt hat und wie stark die Enttäuschung »verden müsse, wenn die Er wartungen sich nicht erfüllten. Die Erwiderung Herriots war ein Umgehen des heißen Breis. Amerikas Lattung in London. Scharfe Stellungnahme gegen ei« AnschneiLea ber Schulden» frage. — Sein amerikanisches SchiebSrichteramt. London, 16. Juli. Die amerikanische Regierung soll bi« englische benachrichtigt haben, baß sich ihr Botschafter von ber Sonserenz znrückziehen werde, wen» Frankreich seinen Plan durchsetze, die Schuldcufragc zu erörtern. Der amerikanische Botschafter wird heute erklären, daß er in die Verhandlung nicht eingretfen werde, falls die Interessen Amerikas nicht un- mittelbar berührt würben. Amerika werde kein P r o t o- koll unterzeichnen und keine Verantwortung für die Ausführung der Beschlüsse der Londoner Konferenz Uber- nehmen. Er dürfte auch darauf Hinweisen, daß der Zinsen- dtenst für eine deutsche Anleihe die Priorität vor Reparationszahlungen erhalten müsse, wenn die Beteiligung Amerikas an der Anleihe gewünscht werde- Die englische Negierung ist ferner von Washington darüber unter richtet worden, daß es nicht erwünscht sei, auf der Konferenz zu viel von einer Mttivtrkung Amerikas zu sprechen. Amerika sei nicht bereit, eine Stellung als Schiedsrichter z« übernehme«, ebensowenig sich an einer Bestrafung Dcntschlanbs zu b«, «eiligen, wenn der Dawes-Plan nicht erfüllt werden sollte. Royes wünscht Aushebung -er PoinearS-PoMill. Neuyork, 16. Juli. Der frühere amerikanische Rheinland, kommtssar Noyes hat an General Dawes ein Schreiben gerichtet, ln dem er ihn auffordert, auf die Negierung dahin einzuwirken, das, der amerikanische Vertreter auf der Lon doner Konferenz angewiesen werde, Frankreich davon in Kenntnis zu sehen, daß Amerika wünsche. Frankreich möge seine isolierte Politik in der Nnhrfrage ansaeden. die nötigen Konzessionen machen und sich mit England in dem ehrlichen wirksamen Bestreben verbinden, den Dawesplan in Kraft zu letzen. Sine ttattenische Warnung für London. Die berechtigten deutsche« Forderungen. Rom, 16. Jult. Zu dem heutigen Beginn der Londoner Konferenz schreibt «Nuovo Pacse": Die Deutschen seien bereit, den Sachvcrstündigcnberichi in die Praxis umzusctzen. Sie verlangten aber selbstverständlich, daß auch die Alliierten ihrerseits die ihnen auS diesem Gutachten erwachsenden Ver pflichtungen erfüllten, nämlich die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands, die strichweise Räumung deS Ruhrgebietes, die Ein haltung des Rheinlandabkommens. Wenn Deutsch land diese Bürgschaften erhalte, werde der Reichstag die er forderliche« Gesetze zur Ausführung deö Sachverständigen» bcrichtcs annchmeu. Wenn diese Bürgschaften aber nicht ge geben würden, würde der Reichstag diese Gesetze nicht be willigen, dazu noch die jetzige Regierung stürze«. Londoner Möglichkeiten. Urteile auS deutschen Zeitungen. BerN»», 16. Juli. Die Blätter beschäftigen sich nrkt dem heutigen Beginn ber Londoner Konferenz. Der „Lokal- Anzeiger" weist darauf hin, daß nach den Wünschen Herriots und den Einräumungen Macdonalds zwar die ungeheuere Mehrbelastung des Deutschen Reichs und deS deutschen Volks Tatsache »verden würde, die zur theo retischen Ermöglichung dieser Mehrbelastung aber von den Sachverständigen ausgestellten Voraussetzungen nicht geschaffen würden. Ski dieser Sachlage müßte es nach allem, was das Reichskabiuett, was insbesondere Stresemann immer und immer wieder erklärt habe, unmöglich sein, daß die Einigung, die man zwischen England und Frankreich und den übriyen Ländern in London Herstellen wolle, vom De«i- schcn Reich angenommen würde. Sei die Einstellung Siresemanns tatsächlich die, die man nach Lage der Sache vorauSsetzen dürfe, dann sehe man wahrhaftig keinen Grund inehr dafür ein, weshalb er nicht Sorge trage, seine Politik parlamentarisch und moralisch stärker zu untermauern. Wie solle Vertrauen zu der Politik des jetzigen Kabinetts geivonnen werden, wenn es die natürlichen Bundes genossen, die es für seine Politik hätte, in der Opposition stehen lasse, anstatt sie in die noch mehr als verwickelte und mehr als schmale Regicrungskoalition einzu beziehen. In der Person Dr. Strcsenianns selbst dürfte bei der jetzigen Sachlage ein Hindernis für die Deutschnationalen kaum zu suchen sein. s Die „Deutsche Zeitung" nchist darauf hin, daß England und Frankreich imincr die Hanptspieler in der ewigen Groteske seien, Amerika, Belgien und Italien hätten ihre Rolle, anch Polen habe eine Einladung erhalten und Serbien, Tschechien, Portugal, selbst die Ncgerrcpnblik Liberia werde laufend offiziell nntcrrichtei »verden. Deutschland aber sei ansgcsperrt- Das Blatt ist davon nicht enttäuscht, denn es erklärt, niemals Hoffnungen auf die Londoner Kon ferenz gesetzt zu lmben. — Desto größere Hoffnungen setzt der „Vorivärts" auf die Konferenz. Diese sei im Grmrdc nichts