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Mitredacteur: Theodor Drobisch. 1 Mittwoch, den 1. Januar 18S2. vm L > - n — - . , l ! t,!^ Auf das mit dem I. Januar 1862 begin nende neue Abonnement der „Dresdner Nach richten" werden von jetzt an Bestellungen an genommen. Der Pränumerationspreis beträgt mit Einschluß der Zusendung fiir Dresden vier teljährlich 2« Ngr. Auswärtige haben stch so fort an das ihnen zunächst gelegene Postamt zu wenden, da spätere Bestellungen den rechtzeiti gen Anfang der Zusendung beeinträchtigen. Die Expedition. Zum Neujahr 1862. An das religiöse Gemüth. Zur alten Liebe — bewährte Treue, Zum Grün der Erde — des Himmels Bläue; Zum Dank für Gestern — Vertrau'n für Morgen, Nach schwerem Kummer — gehob'ne Sorgen ; Nach bangem Zagen — erneutes Hoffen, Bei regem Mitleid — Spendhand stets offen; Genuß gemäßigt — im heitern Leben, Und Eiferfleiß noch — im Aufwärtsstreben. Dieß biete Dir zum neuen Jahr De« höchste Schicksallenker dar! Wenn Dir davon Etwas gebricht, So murr' und so verzage nicht! Die Summa deß, was Gott Dir gab, Sei Deiner Hoffnung fester Stab! > ^ Tr—ld, emer Pf- Dresden, den 1. Januar. — Seine Königliche Majestät haben dem Vorstande der Kanzlei des Justizministeriums Sekretair August Wilhelm Manitius den Character eines Commissionsraths in der fünften Klaffe der Hofrangordnung beizulegen gnädigst geruht. — Se. Majestät der König haben Vormittags eine De putation des Raths und des Stadtverordnetencollegiums, be stehend aus dem Oberbürgermeister Pfotenhauer und den Stadt- räthen Gehe und i)r. Struve, sowie dem Vorstande der Ge meindsvertreter vr. Arnest und den Stadtverordneten Advocat Lengnik und Kaufmann Rudolph Poppe zu empfangen und die durch dm Oberbürgermeister ausgesprochenen Wünsche aus An laß des Jahreswechsels gnädigst entgegenzunehmen geruht. — * Oeffentliche Gerichtsverhandlung am 31. Dec. — Die letzte Hauptverhandlung im alten Jahre erging wider einen ächten wohlaffectionirten Djeb von Beruf und Fach, den hiesigen Stubenmaler Karl Friedrich August Kreutz, welcher, 34 Jahre alt, WWp, vieler Eigenthumsvergehen bereits sieben mal Gefängniß, WWal ArbMhcmS upd zweimal Zuchthaus vevbüßt hat.'^ HnOMerer Zeit war der fle.ißige Kreutz mit Ab- Ktzen seiner M«ßm,Mpschl«M Kr. Mevsuchnngshasten, der gestalt pressirt, daß er binnen 64 Jahren gerade 45 Tage auf freiem Fuße' sich befunden. Ein derartiges übelberüchtigtes Subject braucht sich auch dann nicht zu zieren und kann auf der Anklagebank hübsch den Mund aufthun, damit die Leute keine Shlbe seiner rühmlichen Thaten versäumen. Kreutz hat eine ganz eigene liebenswürdige Manier, stch auf Kosten harm loser dritter Personen zu bereichern. Er miethet sich nämlich ein, wohnt einen Tag, nach Befinden auch einige Stunden dar über, bei den Leuten, nimmt sich mit, was ihm gefällt, und kommt nicht wieder. Zunächst hat er bei der Wittwe Goßler in Untermiethe gewohnt, hat daselbst eine Uhr nebst Kette mit genommen und für 3 Thlr. 15 Ngr. verkauft. Von da be glückt er, wie Odin, der auf seinen abenteuerlichen Fahrten sich stets neue Namen beilegt, unter dem angenommenen Nämen Schreiber den Kürschnermeister Müller als Abmiether, stiehlt dort einen Ueberzieher nebst Taschentuch und begiebt sich, neue Thaten aufzusuchen, nunmehr zum Schneidergesellen Marx, um sich daselbst einzumiethen. Dem Marx kostet diese Ehre eine Uhr nebst Kette, und dessen College büßt das Vergnügen, mit Kreutz unter einem Dache geschirmt gewesen zu sein, mit dem Verlust eines Blousenhemdes und eines Weißen Taschentuches. Weiter spielt Kreutz den Schauplatz seines Langfingervirtuosen thums in die Behausung des Schuhmachermeisters Karl Gott lob Hempel und macht sich auch da auf einige Zeit seßhaft, stiehlt dem Meister eine silberne Uhr nebst Kette und erbricht mit Gewalt die Koffer zweier daselbst wohnenden Gesellen, Bornschein und Lochmann, dem einen 7 Thlr. baares Geld, dem anderen eine ziemlich complete Garderobe entnehmend. Jetzt beginnt sein Geschäftsbetrieb amphibisch und seine Rich tung romantisch zu werden, denn er wohnt ebensowohl bei Hempel, als auch zu gleicher Zeit beim Malergehilfen Basler, und nennt sich auch nicht mehr „Schreiber", sondern „Uriel". In dieser letzteren Gestalt nimmt er ein Paar Hausschuhe Bas- ler's, einiges andere Hausgeräth, nebst Handschuhen, Hemden rc. unter seine Fittige und verschwindet auch dort wieder. Zur Vertheidigung des Angeschuldigten sagte Herr Advocat Fränzel, daß derselbe in der traurigen Lage entlassener Sträflinge sich befunden und nirgends Arbeit gefunden habe, daß es ihm aber auch kaum zu verdenken gewesen, wenn er sich bei der hiesigen sogenannten freiwilligen Arbeitsanstalt nicht gemeldet, da sich die dortigen Häuslinge gemeiniglich nur nach Waldheim oder Zwickau zurückzusehnen pflegten. Das Gericht verurtheilte un ter Berücksichtigung des meistens geleisteten Ersatzes, aber auch unter Einrechnung zwölffacher Rückfälligkeit de- Angeklagten K. Fr. Aug. Kreutz wegen verschiedener einfacher und ausge zeichneter, sich über einen Gesammtbetrag -von 45 Lhlrn. "-eckender Diebstähle zu 2 Jahren Zuchthaus. -- Angekündigte G er ichtsverhandluqgefl:/j! gen Donnerstag den 2. Jan. Vorm. 9 Uhr Hauptv wider Johann Maximilian Techh pon hier wegen Vors. ^.Gerichtsrath Hcnsel. . . z WM« di»