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sächs. Kunstvereins auf der Brühlschen Terrasse (geöffnet von 11— 3 Uhr) neu ausgestellt: Männliches Portrait von Scholz; „Madonna, gen. die Perle", Kreidezeichnung von Berger; Federzeichnung von Scydel; fiinf Basreliefs in Stein geschnitten von F. Tettelbach; „Mönche von Räubern überfallen", Oelgemälde von Meno Mühlig. — Subhastation: Den 16. Jan. 1857 das Hausgrundstück Nr. 730 Cat. in der kl. Brüderg. hier (auf 4100 Thlr. gewürdert). — Heute Sonntag finden in der Kreutzberg schen Menagerie Zwei Vorstellungen statt, um 5 und um 7 Uhr. — Nachdem in der Gewerbevereinsversammlung am 7. d. Abends vom Vereinsvorstande, Herrn Stadtrath Grüner, das Ableben des Gerichtsraths Vater, welcher dem Vereine seit 20 Jahren angehörte und in demselben 6 Jahre lang Vorstand gewesen, gedacht und die von dem Verblichenen dem Vereine in so mannichfacher Weise ge brachten Aufopferungen, Belehrungen, wie die Bestrebun gen für Entwickelung und Ausbildung des Vereins in wohlverdienter Weise gerühmt, durch Erhebung der Ver sammlung dem Verblichenen aber das Zeichen der Dank barkeit in feierlicher Stille ausgedrückt worden war, hielt Herr Cvnrector Helmert seinen bei der Einladung ange kündigten Vortrag über „die Pilze" in von ihm gewohn ter, höchst anziehender Weise. Zunächst bemerkte der Vor tragende, daß man erst seit Erfindung des Mikroskops und mit Benutzung desselben das Zellenleben unzähliger Pflan zen und Gewächse erschlossen habe, verbreitete sich darauf im Allgemeinen, nachdem er der verschiedenen Gattungen der Farren, Moose, Algeen, Flechten und Pilze gedacht hatte, seiner gestellten Aufgabe treu bleibend, über die Pilze. Er sprach über Mannichfaltigkeit, wie Verschieden heit derselben, deren nach v. Rabenhorst in unserm Sach senlande allein 3234, in Deutschland gegen 6000, auf der ganzen Erde aber wohl gegen 50—60,000 Arten vorge funden würden. Nachdem der Sprecher in Bezug auf Erzeugung und Lebensdauer der Pilze im Allgemeinen ausführliche Mittheilungen gegeben, wobei er bemerkte, daß sie sich auch künstlich, z. B durch Bier und Wein hefe, erzeugen ließen und eine Lebensdauer von nicht über eine Nachtlänge, auf der andern Seite aber bis zu 100» Jahren bekundeten, wendete er sich zu den uns näher be kannten vaterländischen Pilzen, von welchen er einige Hun derte in ausgezeichneten Natur-Eremplaren der Versamm lung zur Beschauung ausgelegt hatte. Nach l). Raben horst brachte er die Pilze in 7 Ordnungen und bezeichnet dieselben in Ur-, Staub-, Faden-, Bauch , Kern-, Scheiben- und Hutpilzen Ferner sprach er über den Nutzen, welcher durch die Bildung derselben auf dem Erdboden, über die Schädlichkeit aber, welche beim Anwuchern derselben auf zerstörbaren Stoffen (Hausschwamm) sich herausstellt, und wies wiederum auf die Wvhlthat und Gefährlichkeit hin, welche sie als Nahrungsmittel der Menschen herbeiführen Hierbei bemerkte er, daß die Pilze wegen ihres großen Stickstoffgehalts die nahrhaftesten Pflanzen für uns bil den, namentlich aber in nassen Jahrgängen, wenn andere Früchte als Lebensproducle weniger geriethen, sie in grö ßern Mengen sich zeigten und dann gleichsam als Ersatz für den Ausfall jener zu betrachten sein dürften. 8. Tagcsgeschichte. Nach einer neuerdings ergangenen Verfügung ist die An nahme von Geschenken und anderen Vortheilen für Amtshand lungen in Preußen nur unter vorgängiger Genehmigung der Dienstbehörde zulässig und, wenn diese Genehmigung erfolgt ist, auch straflos. Zur Ertheilung solcher Genehmigung sind übri gens nicht die Provinzial - Behörden, sondern allein die Ministe rien zuständig, § Gutem Vernehmen nach ist die Zustimmung aller deutschen Regierungen zu den von der Wiener Münz - Conferenz gefaßten Beschlüssen als gesichert zu betrachten. > Wieder ist eine historische Persönlichkeit Weimars ge schieden , der General-Major a. D. Frhr. v. Linker. Er hat sich im Befreiungskriege bei Wartenberg, an der Katzbach und noch bei anderen Gelegenheiten ausgezeichnet. Uork'- That im Kleinen nachahmcnd, hatte er sich mit seiner Trupp«, anscheinend gezwungen, im Herzen freiwillig. den Älliirten ergebend Karl August wußte die Motive der That und die Umstände, Mytrr de nen sie geschah, zu würdigen und entzog ihm seine Gunst nicht. Unter dem vorigen Großherzvge dagegen lebte er zurückgezogen und in halber Verbannung vom Hofe, wie man sagt, wegen eines Conflictes, den er mit dem Bruder des Großherzogs, Her zog Bernhard, gehabt. Der gegenwärtige Großhcrzog ließ es eure seiner ersten Handlungen sein, durch Uebcrsendung des Groß- kreuzcü des großherzoglichen Ordens dem Greise einen Beweis der Anerkennung seiner einstigen tapferen Thaten zu geben. Linker war eine echt soldatische Natur, kernhaft, gerade, aber auch derb und unter Umständen rauh. Vom Rheine schreibt man: „Die Weinlese hat nun auch an der Nahe begonnen, und man rechnet dort den Ausfall der Quantität etwas reichlicher, als den des vorigen Herbstes. Da gegen wird die Qualität dem I85ör lange nicht gleich kommen, indem die Trauben in den kalten Nächten bedeutenden Frostscha den erlitten haben. Mostkäufe sind bis jetzt noch nicht abge schlossen, und es ist zu befürchten, daß der ärmere Winzer seine diesjährige Crcsccnz entweder verschleudern oder selbst keltern und lagern müssen wird. — Die Wein-Zeitung des „Deutschen Ver kehrs" schreibt über den heurigen Herbst: „Das Ergebniß der l856r Aernte ist wenigstens in qualitativer Beziehung überall befriedigend ausgefallen. Nur an der untern Mosel, am äußer sten Ende des Weinreichs, klagt man über die geringe Güte des diesjährigen Erzeugnisses. Auch an der obern Haardt Rhein- baierns will man es nicht einmal dem I855r gleichstellcn. Da gegen ist mag am Rhein und in Franken mit der Güte durchaus zufrieden und weis't dem jungen Wein seinen Rang neben dem vorjährigen an. Würtembcrg, Baden. Elsaß stellen den l856r über den 1855r. Die äußersten südlichen Spitzen des Wein reichs, etwa vom dreiunddrcißigsten Brcitcgrad an — die Cana- rischen Inseln, Portugal, einen großen Theil Spaniens, Sicilien, Griechenland, Kleinasicn — verbccrt immer noch die Traubcn- krankhcit. Was nördlicher liegt — südliches Frankreich, Mittel- italien, Nordspanien — hat wenig, aber gut gcärntet. Sehr befriedigend fällt im Ganzen die Lese Ungarns. nach Frankreich des reichsten Weinlandcs, aus. . In Bezug auf das in Aussicht stehende Bündniß zwischen Frankreich und Rußland, wodurch das Vcrbältniß zwischen Frankreich und England allerdings einen bedeutenden Stoß er balten würde. Folgendes: England und Frankreich, die zusam men den Frieden schlossen und zusammen Krieg führten, sind in Bezug auf alle großen europäischen Fragen einig, und nur hin sichtlich einer einzigen Frage von ziemlich unerheblichem Interesse waltet eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen ob. Die Dif ferenz wird durch ein vorhergehendes Einvcrständniß oder durch eine Conferenz ausgeglichen werden. Es ist das der einzige Punkt, um dessen Entscheidung es sich bandelt. Für alle Fälle jedoch hegen wir die feste Ucberzeugung, daß der Zwist bald gehoben sein wird und daß wir dabei die doppelte Klippe, entweder das englische Bündniß zu schwächen oder den cingcgangenen Verpflich tungen nicht nachzukommen, glücklich umschiffen werden. Lord Palmerston hat während seines Aufenthaltes inMan-