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DROGEN UND CHEMIKALIEN. 7 gar nicht verdienen. Es scheint plötzlich ein ganz ausserordent licher Bedarf eingetreten zu sein, während er doch factisch immer derselbe geblieben ist und die grossen Aufträge nur auf einer von vielen Seiten auftretenden Speculation beruhen. New- York importirt in höchst bedeutendem Masse, exportirt jedoch mit Ausnahme des Handels in Nord- und Südamerika, in welchem es die erste Rolle spielt, nur die Landesproducte, wie Petroleum, Colophonium, Getreide, Farbhölzer, Farbholz-Extracte, von Urogen nur Pfeffermünzöl, Sassaparille, Senegawurzel, Sassafrasholz und Oel; von Chemikalien nur Borax und Bromkalium. Jener Welthandel, wie er in London so wunderbar organi- sirt ist, wo die Producte aller Welttheile zusammenströmen, um von dort wieder in alle Welttheile abzufliessen, existirt in New- York nicht. Immerhin ist aber die Handelsbewegung eine so grosse, das Zu- und Abströmen aller Arten von Waaren, seien es Rohproducte oder Manufacte, ein so kolossales, dass man New-York nach London als den grössten Handelsplatz der Welt bezeichnen kann. Man kann sich nichts Imposanteres denken, als den Hafen von New-York, welcher um die ganze Stadt herumläuft und eigentlich aus zwei grossen Flüssen, dem East und North River, gebildet wird, welche aber solche Dimensionen besitzen, dass sie mehr einem Meerbusen als einem Flusse gleichen. Die Handelskammer von New-York hat bei Gelegenheit der Versammlung des Board of Trade von Chicago, wozu Ver treter aller amerikanischen und auch europäischen Handels kammern geladen waren, eine Festfahrt um den ganzen Hafen von New-York veranstaltet, wobei man einerseits die Unmassen von Schiffen jeden Kalibers, andererseits die trefflichen Hafen einrichtungen, die vielen Piers, die Magazine und schliesslich die Riesenbohrungen zur Sprengung des Hellgate (Höllenthor), der einzigen durch Felsen gefährdeten Stelle im North River, in Augenschein zu nehmen Gelegenheit hatte. Diese mehrere Stun den dauernde Rundreise war wohl eines der interessantesten Schauspiele, welche dem Amerika gelegentlich der Centennial- feier besuchenden Fremden geboten wurden. Nur schade, dass der Handelscongress, welcher dazu Veranlassung gab, einen zu sehr local-amerikanischen Charakter trug und allgemeine grosse volkswirtschaftliche Fragen des Welthandels ausschloss.