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bei wenigen Beschauern auch nur eine Ahnung ihres Zweckes hervor gerufen haben. Sic sind die Werkstätten und das Handwerkszeug einer der Schule eigenthümlichen Unterrichtsmethode, nach ihrem Erfinder die Tabareau sehe genannt, welche bezweckt, in einer grossen Klasse sämmt- liche Schüler zum Mitarbeiten zu zwingen. Tabareau war oder ist ein alter Soldat und hat versucht, die Drillung, wie sie der Soldat in den Waffenhandgriffen erfährt, auf den Schulunterricht zu übertragen und in ein System zu bringen. Bei unseren germanisch-pädagogischen An schauungen wird die Methode kaum einen Liebhaber finden und ich glaube nicht, dieselbe hier ausführlich erörtern zu sollen, beschränke mich vielmehr, hier anzuführen, dass eine Broschüre von Henri Taba reau, Lyon, Louis Perrin 1863 darüber ausführlich Auskunft giebt. Um jedoch den Geschmack des Autors anzudeuten, sei angeführt dass er selbst von seiner Methode sagt: „sie könne einer Unterrichts maschine verglichen werden“, und „die Lehrer dieser Methode sollten junge unerfahrene Lehrer (maitres-repetiteurs) sein, welche darin die Probezeit des Unterrichtes ablegen sollen, weil rührige das Feuer der Jugend besitzende Jünglinge schneller in dieser Methode zum Ziele kommen werden, als an Alter und Vernunft reife Männer“; und ferner, dass z. B. beim Unterricht im chemischen Laboratorium von allen Schülern gleichzeitig dasselbe Experiment, indem jede einzelne Bewegung der Schüler commandirt wird, auszuführen ist. Dabei soll aber nicht gesagt sein, dass die Methode, so wenig sie uns heute und bei unserer der Schablonirung abgeneigten nationalen Anschauung zu imponiren vermag, nicht seiner Zeit, bei Begründung der Martiniere ihre Vorzüge gehabt habe und wirklich die einzig mögliche war, um eine grosse Schülerzahl ohne vorhergegangene Schulbildung in den vorgeschriebenen 2 Jahren das Ziel einer gewerblichen Bildung erreichen zu lassen; dass nicht vielleicht ihr sogar seiner Zeit die grossen Erfolge zu verdanken waren. Es mag nun die Pietät der Martiniöre für ihren ersten Organisator sein, welche seine Lehrmethode auch heute bei veränderten Verhältnissen aufrecht hält; ob zum Vortheil der An stalt, das will ich dahingestellt sein lassen. Das Institut Livet ZU Nantes schliesst sich dem Alter nach der La Martiniere an; es ist 1846 durch den noch lebenden Director Herrn E. Livet, Ritter der Ehrenlegion und Officier des öffentlichen Unterrichtes, auf eigenes Risico mit angeliehenem Kapital gegründet. Das Schulgebäude, auf einer für den Preis von 800000 frc. an gekauften Grundfläche von 2000 qm, ist mit einem Kapitalaufwand Inn ^ rC ' ^ e ^ aut und auf die erste Einrichtung sind mehr als 100 000 frc. verwendet worden. In neuerer Zeit sind vielfach bedeutende