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wollte, dieselbe ungeliört verhallen und wohl gar als der Ausfluss des Aergers eines minder begünstigten Mitbewerbers angesehen werde. Sehe ich hier ab von den in Werkstätten hergestellten körper lichen Schülerarbeiten, welche allerdings die Supposition der Unglaub würdigkeit nicht zulassen, weil sie ja selten die Arbeit einzelner, son dern der Gesammtheit der Schüler sind, und beschränke ich mich auf die Expositionen graphischer Schülerarbeiten, so ist die durchschnitt liche — namentlich aber bei den Abendschulen, welche ja am zahlreich sten und mit dem grössten Raumausmass vertreten zu sein pflegen, zutreffende — Charakteristik folgende: Eine Anzahl von Zeichnungen, welche durch das allgemein ver ständliche Object der Darstellung, durch ihre wirkliche oder schein bare Schwierigkeit und durch die gefällige Behandlung in farbigen Tönen der allgemeinen Aufmerksamkeit und der Bewunderung des Laien nicht entgehen können, an der Wand; auf dem Tisch einige Mappen mit Zeichnungen, fast niemals einen geordneten Lehrgang darstellend, bald ein buntes Gemenge von Zeichnungen vieler Schüler, bald Sammlungen einzelner weniger Zöglinge, immer sehr gut, über raschend gut; dann und wann einige Ausarbeitungen von Vorträgen, welche zeigen, dass der Schreiber vollendeter Kalligraph, Ortho- graph, Stilist, Zeichner ist und den Vortragsstoff geistig vollkommen beherrscht. Dann noch einige Zugaben über die Eintrittsbedingungen, die Schuldauer, den Lehrplan, die Stundenvertheilung mit dem augen scheinlichen Zweck, die Differenz zwischen Ziel und Ausgangspunkt in helle Beleuchtung zu stellen; nur die verbindende Linie fehlt. Da ist kein Fortschritt eines Anfängers bis zum Stadium der Vollendung erkenntlich, da ist überall kein Anfang und kein Anfänger, nur Vollendung. Bezeichnend ist, dass die Höhe der Leistungen im Allgemeinen im umgekehrten Verhältnisse zu dem Rang der Schule standen, so dass die Abendschulen schwierigere Probleme in den Zeichnungen vor führten, als die technischen Mittelschulen. Da steigen denn allerlei Scrupel auf. Sind das überhaupt Schüler zeichnungen? Und wenn sie es sind, sind es Arbeiten solcher Schüler, welche bei ihrem Eintritt auf normalem Niveau standen? Und wenn sie es sind, sind es die Arbeiten eines ausnahmsweise genialen Zög lings, auf dessen Ausbildung auf Kosten der minder Hochveranlagten die Kräfte der Lehrer sich coneentrirt haben? Und wie sind die Ar beiten entstanden? Sind es wirkliche Producte der geistigen Arbeit des Schülers oder sind es nur geistlose Copien? Unter den Beifallsbezeigungen des die Ausstellung besuchenden