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jeder Berücksichtigung im gegenseitigen Messen der Schulen ganz ausgeschlossen sein, denn sie giebt volle Berechtigung zu dem Miss trauen in ihre Glaubwürdigkeit und das in so höherem Grade, je grösser die Differenz zwischen den behaupteten Resultaten und den jenigen ist, welche nach den bisherigen pädagogischen Grundsätzen unter gleichen Bedingungen erreicht zu werden pflegten. In jeder anderen Branche der Ausstellung würde ein Auftreten dieser Art seine gebührende Abfertigung finden. Wenn z. B. Jemand eine Maschine erfunden haben will, die nach seiner Angabe das Pro duct in Minuten liefert, was bis dahin eine andere in eben so viel Stunden fertig gestellt hat, und er wollte das angeblich damit gefer tigte Product exponiren, die Maschine aber zu Hause lassen, so würde schwerlich eine Jury so treuherzig sein, ihm für diesen behaupteten Fortschritt auf sein ehrliches Gesicht hin eine Anerkennung zuzu sprechen, auch dann nicht, wenn er einige unzureichende Skizzen der Maschine dem Producte beigeben würde, und erst recht nicht, wenn diese Skizzen Anschauungen zu verrathen scheinen, die mit unseren bisherigen mechanischen Axiomen in Widerspruch stehen. In Rücksicht auf die Schulen aber wird diese nüchterne Praxis nicht befolgt, wenigstens nicht für die gewerblichen Schulen, weil die Preisjury, ihrer bisherigen Zusammensetzung nach, in Sachen des gewerblichen Schulwesens nicht competent ist; der gewerbliche Schul- faclimann ist in derselben nicht massgebend vertreten. Nun hält sich zwar mancher Industrielle, weil er tüchtiger Techniker ist, mancher Schulmann, weil er tüchtiger Pädagoge ist, mancher Socialpolitiker, weil er sich mit dem Einfluss der fachlichen Erziehung auf den Na tionalwohlstand beschäftigt hat, für competent in Bezug auf die Be- urtheilung gewerblicher Lehranstalten und wird dafür gehalten. Aber ich spreche diese Competenz ab; es erfordert jahrelanges Mitarbeiten im Getriebe einer solchen Lehranstalt, vielseitige eigene Erfahrung, um einen unbestechbaren Blick für die Vorzüge und Mängel einer Anstalt und eines Systems zu erlangen. Es ist eine Specialität, die gelernt werden muss, wie jede andere. Daher konnte es kommen, dass die Ausstellungen der Schulen, namentlich der gewerblichen Abend- und Sonntagsschulen, gar nicht ge macht sind für den Fachmann, sondern in richtiger Erkenntniss ihres Vortheiles nur den Beifall des grossen Publikums und der Preisjury im Auge haben. Sie wissen sehr gut, dass etwaige Schwächen, vom Auge einiger Fachmänner entdeckt, nicht in weiteren Kreisen bekannt werden und dass, wenn vielleicht hier und da einer dem Lobe der Tagespresse und dem Spruch der Jury seine Meinung entgegensetzen