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Dksr« Blatt wird de« Leser» von Dresden »ut> Umgebung am Lage vorher bereit« als Abend-Ausgabe zugestellt, während e« die Post-Abonnenten am Morgen m emer Gejamtausgabe erhalten. verilgrgeMn «ntcU»»E w tLa„» WitmaN,« Zutraeun, durch u»t«r» Voten ,»d»^« und »»1-»«, an Laon- und Montaaen nur eciimav »Mi »VB> , durch audivürt^rNom- «»«andre » Vit de, - M »o Bl. Bet einmal!,er Sukkltun» durch di« Vak »MI totnieBckt«N»eId>, „»»„«- land «>t «»vrechendem Zutchl,»« Nachdruck aller «rttkcl u. OrMnal- MilieNunaeu nur mit deutlicher vuellenauiabel.Dread.Nackir,'» Mid««,. Rchdtrdalich« bonorar- anidrüch, diriden underiicklichti,»: »Mrianatr Mauulkrivte werden «ich» auibeioadtt. »»l»,ra«m.»drel«e: «»«rtcht»» » «de» L8SV Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Asu slnxstzrolksn: Limmor-Vkrvn. ksoto fadrllcslv. ^Ilo 8tIIsrton. ---- bIvki-jLkrigv rvvllv Larsntlo. — i nv IVuncknIirvll von 10-100 Uniü Rollviniv 8tan6»I»een „ 8—200 „ Aoücrnv H.iiilnilnoi» z 68-500 „ lVeeltvr » LNcIieuuIiren » Vlileuuuluvll Unreigen-carif. ilnnakme von Ankirndi-un-e» bis nachnmiaos 3 Ukr Eonn- und nur Manriiiirake SS von II dis ' M>. r>c IwalliaeGrund- -eile «ca s Lildeni rv Pia. kl» ltiud>»»n»k» aui der P> malieile ZeUe 2b Pi» : die rivaitiaeZcclk aufTert. ieile so Pi»,, als Clu»Z»udt Zeile M Pi» tz» Slummrr» »och Sou», und!tei«> lasen i iv»li,»e Gruildjeile so Pi».. au> Plivaiiciie ev P>». rivaliige Zeile all! LeUieile und als E»l»efalldl so P!» Auswärtige Auf. Iräae ilur »egen Borausbctalilnn^ Belegblältcr koinn io Plmntge. Fernsprecher. Nr. ll und 20SS. Hauptgeschäftsstelle: Marienstt.ss. kULvr»« Uio«»« tn> IIau»o. - — > <20 - l- — — UV I» ir11 8 01) >. .1. Lorilrsti-güLv 10, L'ellv Löuik lodsuv-Ztrssse. D0U" tern^pi-cclier 326. "MH Nr. 272. Siinkl: Neueste Drahtbe»ichte. Sächstsche Lehrellnuen, Cenlmltl,enter, Speziularzttitel, Gerichlsverhaiidluiigen. „Madame Saus Gtzue", Flaubert, Kunstgciverbeausitelluiig. Mittwoch. 3.Lkiv»cr liitXi. Renkste rr«ht>nc>d»»,e» ro»> 2. Oktober Koloniales. Berlin. Aus Windhuk wird gemeldet: Am 25. Sep tember bei Tautsis verwundet Gefreiter August Bayer, geboren am 9. September 1880 zu Klcingaussig, früher im 64. Fcld- artillcrie-Negimcnt (schwer: Schuh in die Brust). Berlin. Ter Gouverneur von Deutsch-Ostafrika meldet telegraphisch: Der Kriegszustand und die vorläufige Sperrung der Bezirke Kilwa, Lindi. Ssonjea, Langenburg. Jringa, Wahinia und Muanza ist bis auf kleine Gebiete im Westen und Norden Ssonjcas ausgchoben worden. AuSslandsbcwcgimaeu. No in. (Prio.-Tel.) Infolge der sizilianischcn Schwefel- krisis traten gestern in Eapro del Giovanni 3000 Bergleute in den Ausstand. Der direkte Anlah war eine Lohnkürzung um 10 Prozent. Die Tuiiuiltugnten zerstörten ein Oktrois häuschen und leisteten den Karabinieris Widerstand, von denen vier verwundet wurden. Die Karabiniers antworteten, indem sie in die Lust schossen und so die Angreiser zerstreuten. Panniers. Aus Anlah der von den ausständigen Metall- arbeuern hervorgernsenen Unruhen wurden Trnvpcnver- slärkungen verlangt. Tie Unterpräfekliir und mehrere Fabriken werden militärisch bewacht. Zur Lage in Musilund. Petersburg. sPriv.-Tcl.) Infolge eines Berichts des Palaslkommandanten an Dsdjulin, in dem alle Hofbcamten als unzuoerläjsig bezeichnet werden, ordnete der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch an, dah sämtliche Hosbcdien stete zu entlassen seien und die Leibgarde kassiert werde. Petersburg. Nach einer Blällcrmcldung aus Ascha- bad tötete gestern in einer Sitzung des Militärgerichts ein Unbekannter den Staatsanwalt durch Revolverschüsse und feuerte auch gegen den Vorsitzenden einen Schuh ab, der jedoch sehlging. Einer der anivcseizdcn Ossiziere gab darau' auf den Tater Feuer und verwundete ihn tödlich. Berlin. In den Räumen der Berliner Handelskammer trat die 23. Versammlung der I „ tv r u a t j o n n I Uaiv- -4 s s o,! i u t i o ^zusammen. Sir Walter Kennedy eröfsnete den Kongreß. Der Staatssekretär Nicberding begrüßte die Ver sammlung namens des Reichskanzlers, der die am einen Aus gleich der Rechtsanschauungen der Kulturvölker gerichteten Be strebungen der Affociatron unterstütze. Nach weiteren Be grüßungsreden wurde der Rcichsbcinkpräsidenl Koch zum Prä sidenten gewählt. Koch hielt eine beifällig ausgenvimnene Er öffnungsansprache und legte die Ziele der Association, sowie ein Programm der diesjährigen Beratungen dar, umfassend die Frage der Schiedsgerichte und der Neutralisation sowie des internationalen Wasserrechts usw. Die Versammlung sandte «in Huldigungstelegramm an den Kaiser ab. Weimar. (Prio.-Tel.) Der dritte deutsche Er- z^i ehung stag wurde heute vormittag durch den Vorsitzenden Schulz-Birkenwerder eröffnet. Die Beteiligung, namentlich von auswärts, ist stark. Die Stadt Weimar vertritt Oberbürger meister Pabst. Wien. Der Kaiser hat sich von seinem mehrwöchigen Unwohlsein vollständig erholt. Er begab sich I>eu!e früh im ge schlossenen Wagen vom »Schönbrunner Schlosse nach der Hof burg. Dos Aussehen des Kaisers ist sehr gut. Budapest. Bei einem "Bankett, welches die Gudapcster Handelskammer gestern den hier weilenden Vertretern eng lischer Handelskammern gab. sagte der Präsident Lanczyn in einem Trinkspruche aus die englischen Gäste: England hat uns in der Vergangenheit zahlreiche Beweis« von Svmpathie gegeben. Wir hoffen, dah englischer Unternehmungsgeist sich in Ungarns Aufschwung wirksam betätigen werde. Der Präsident der Londoner Handelskammer Eharleton feierte Ungarn als zukunftsreiches Land. Handelsminister Kvssuth Kunst und Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hos - tiheater. Im Schauspielhaus« wird nach längerer Pause Donnerstag, den 4. Oktober, die Pantomime »Der verlorene Sohn" von M. Carrö, Musik von Andre Wormser, unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle wieder oufgcfichrt. Die Besetzung ist die folgende: Vater Pierrot: Herr Nebnschka, Diutter Picrrot: Frau Firle, der junge Pierrot: Fräulein Scrda, Phrynette: Frau Nast, der Baron: Herr Berger, Diener: Herr Seiter. Den Klavierpart führt Herr Kapellmeister Malata aus. Der Vorstellung voran geht eine Ausführung des Lustspiels „Der zerbrochene Krug" von H. o. Kleist. In der Rolle des Dorsrichters Adam eröffnet Herr Emil Höfer vom Deutschen Volksthcatc- in Wien ein Gastspiel aus Engagement. Die übrige Besetzung ist die folgende: Marthe: Frau Mcibtren, Eve: Fräulein Verven szum ersten Male), Brigitte: Frau Firle, Walther: Herr Eagerth, Ruprecht: Herr Gebühr. Licht: Herr Helsing. Die Vorstellung findet außer Abonnement statt. — Freitag, den 5. Oktober, wird Schillers „Kabale und Liebe" gegeben. Die Rolle des Hosmarschalls v. Kalb spielt Herr Höfer als Gast. Als Luise beendigt Fräulein Trebnitz vom Hoscheater in Dessau ihr gleichfalls auf Engagement abzielendes Gastspiel. ** Im Nesikciijthcater sah man gestern abend TardouS un verwüstliche „Madame SanS-GSne". jene glänzend ge macht«. liebenswürdige und lustige Komödie, die den Ruhm ihres alternden Autors ideell wie materiell noch einmal in überraschen der Weise neu vergolden sollte, die jenleils des Rheins der Rechne, bieSsett» der Vogesen der Grob zn darstelleiiichen Ersolgen londer Art und Gleichen verhalf und selbst kleinen Bühnen meist in der geschlossenen Folge an Dutzenden von Wiederholungen unerwartet holu Einnahnien brachte. Dah baS Stück noch immer seine Tctu.lblgkrit z» tun vermag, ja fast nichts von seiner Anziehungs kraft verloren hat. sah mo>i gestern abend im Nesidenzthealer. Das HauS war bis ans wenige freie Plätze a»svr>kauft, die Stimmung des Publikums ungemein animiert, der Beifall dito Und dabei war die Ausführung keineswegs erstklaisig: sie konnte sich nicht i« «üfrrnl'sten messen mit früheren Vorstellungen be sagte, in Ungarn würde englsiches Kapital ein reiches Feld der Beleiligung finden. Die Vereinigung englischen Unter nehmungsgeistes mit Ungarns Arbeit behuis Schaffung einer Industrie, zu der wir alle Vorbedingungen besitzen, würde für beide Länder segensreich sein. Rom. sPriv.-Tel.) Der Marquis V i s c o n t i - V c » o st a, einer der Staatsmänner, die an der Gründung des Königreichs Italien hervorragenden Anteil hatten, ist gestern im Alter von 78 Jahren gestorben. Paris. Der ehemalige ruff'ische Minister des Innern Durnowo erklärte in einem an das „Echo de Paris" ac- richteten Schreiben, dah er sich auf seiner Reise in. vorigen Sommer durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz in Hotels niemals unter dem Namen Müller, sondern stets unter seinem eigenen Namen eingetragen habe. Er habe auch niemals irgendwelche Vorsichtsmaßregeln getroffen, da er niebt an- nchmen konnte, dah Mörderhände sich im Ausland an ihm ver- greise» würden. In Interlakcn habe er zwei Wochen vor der Ermordung des unglücklichen Müller im Hotel Victoria ge wohnt neben dem Hotel „Jungfrau", wo das Verbrechen ver übt wurde. Paris. Der frühere Iustizminister Volle teilte dem „Echo de Paris" in einem aus Berlin datierten Briese mit. dah er zwar eine Reffe nach Rußland, wahrscheinlich auch nach Turkestan unternehme, dah er aber mit keinerlei Missio n betraut fei. Die Reise sei rein privater Natur. Paris. In der G or d o n - B c n n e t - Kon kurrenz siegte der von Lahm gesteuerte amerikanische Ballon „United Llatcs". Roubaix. Von den bei der-Er v l o's i o n in der Spinnerei von Eticnne Mvlte verwundeten Arbeitern sind noch drei ihren Verletzungen erlegen, sodah die Zahl der Toten 5 beträgt. Les Plans (Kanton Waadt). Die verunglückten Touristen sind sämtlich Schweizer. Die beiden zu ihrer Bergung abgesandten'Kolonnen st»d bereits auf der Unglücksstelle eingetroffey. London. Kriegsminister Haldane erklärte bei Ge- lsgenheit der Verteilung der Sch'ehpreise an die Freiwilligen in Eastlington, die Marine genüge nicht für Großbritanniens Verteidigung, da sie einen Schlag nicht zurückzugcbcn vermöge. Die nötige Äusdchnungskrasl für die Armee könne auf der Grundlage des bezahlten Dienstes nicht aewonnen werden, ohne das Volk zu Grunde zu richten. Deswegen lenke die Ne gierung den» Wlick auf die Freiwilligen. Er empfehle das Studium des amerikanischen Bürgerkrieges denjenigen, tvelche an dem Werte der Freiwilligen zur Unterstützung und Erweiterung der Armee zweifeln sollten. Biskra (Algier). Infolge starken Regens Kat der Biskrabach über seine Ufer. Bei dem Versuche, angeschwemmtes Holz zu bergen, ertranken 7 Eingeborene. Konstantinopel. An den amerikanischen Bot- schaft er wurde freundschaftlich die Anfrage gerichtet, ob er nichts dagegen einzuwenden habe, daß die für heute bestimmte Antritlsoudienz abermals aus Freitag verschoben werde. Der Botschafter antwortete ablehnend. Konstantinopel. Die Sendungen von Kriegs- material nach Saloniki und Adrianopei dauern fort, be>on- derS die Sendungen von Uniformen für die Rcdifs 2. Klasse, da jetzt die Uniformbestände komplett sind. vertliches unv Sächsisches. Dresden. 2 Oktober —* Die »vangklisch-luthrrische LandrSsyiiode wurde heute morgen 10 Uhr durch den üblichen Gottesdienst eingeleitet, zu dein die Staatsminister Dr. Rüger, Dr Otto. Graf Hohen- thal und Bergen und v. Schlteben. sowie der Präsident des Landeskonsistoriums v. Zahn erschienen waren. Groß war auch die Beteiligung des Publikums an dem Gottesdienste, den der gleichen Werkes an derselben Stelle. Man hatte den Eindruck, als würden zwei, drei Proben mehr der Vorstellung erst den rechten Schliff, die nötige Rundung gegeben haben, so ging vor allem daS Ensemble nicht geschlossen genug zusammen, an aller hand Stockungen sthlle es nicht, wenn vielleicht auch bisweilen der Souffleur gar zu rasch mit seinen Eiubläscrdieusten bei der Hand war, und im ganzen war das Tenipo der Vorstellung — der unermüdliche Regisseur Friese wird stöbnen: auch das noch! - viel rn wenig belebt »nd prickelnd. Auch die Inszenie rung der Koinvdie, die so unendlich dankbar ist, könnte glänzender und stilvoller sein. So benabmen sich bei dem grohen Einpfange, den die Herzogin von Danzig gibt, fast zwei Drittel aller An wesenden geradezu unmöglich. Von de» einzelne» Darstellern — die meisten hatten die gleichen Rollen inne, wie bei der vor Jahren erfolgte» Anfsiiichuiig des Werkes — interessierte am stärksten Fil. Neu in a »ii. Ihre SanS-GS»e war, nainentlich zu Anfang, so übel nicht: der Ton klingt gefällig, das Spiel macht trotz der zur Fülle neigende» kleinen Figur einen lebendigen Eindruck, und die Miinik hat, ohne aufdringlich zu sei», etwas charakteristisch Bestimmtes. Wenn die Künstlerin trotzdem keine rechte Sans- Gäne nach dem Herzen Sachou» war, jo liegt das an dem Mangel eines ursprünglich wirkende» Humors und jedes stärkeren Zaubers der Persönlichkeit, wohl auch tn einer gewissen Beschrän kung ihrer stimmliche» Mittel, die Frl. Nenmann übrigens sehr geschickt durch eine weise Atem-Oekoiwmie zu verdecken weih. Von den übrigen Mitwirkende», die man m dem Stück zum erstenmal sah. ffelen angenehm auf: Herr Wilhelmi als Tanz- meister DeSprsnux durch seine nette, nur etwas zu absichtliche Beweglichkeit und Frl Wtmplinger als Königin von Neapel durch ein glänzende» Exterieur. Von den Herren des Ensembles hatten die Herren Opel (Lciebre). Friese iFouchs). Schröder lNeipperg) und Iauda (Napoleon) die meisten Verdienst« um den äußeren Erfolg deS Abends. iV. -f* Flanbert. Im „Figaro" erzählt «in Maler seine Er- innerungen. Darin berichtet er auch über Flanbert. „Ich habe Flaubert ziemlich oft gesehen, aber nur ein einziges Mal mit ihm gesprochen und zwar nur ein paar gestammelte Worte. Aber ich erinnere mich dieser Begegnung, als sei sie gestern gewesen. Und doch ist sie über dreißig Jahre alt. Es war am 7. Juni 1876. Ich kam aus der Comvdi« Frangaise, wo Sarah Gelang des Liedes: „Wir glauben all an einen Gott" eröffnele. Ihm folgte ein „Sanctus" von Palestttua, gesimgcu vom Kirchen- Elmr. Die Predigt hielt Obechofwediger l). Ackermann über Hebräer 10. 23: „Lasset uns halte» an dein Bekenntnis der Hoff »ring und nicht wanke», denn er ist treu, der sie verheißen hat." De» Schluß bildete wiederum Gelang. Mittags 1 Uhr begann im Sitzungssaale der Ersten Kammer die e r st e o s s e n t I i ch e Litzun g,' Dazu waren die Minister Tr, Rüger., Dr. Otto, Graf Hohenihal und Bergen und von Schlieben, sowie zaylreiche hohe Konnsiorialbeamtc cr'chicncn Eine längere Eiönnnngsrcde hielt .guliusmniisier v, Schlic hen: „Hochwürdlge Herren! Sie haben sich heute, dem Ruic der in svanjri'lff-m beanitragtcn Minister folgend, zur 8. cvon gelisch-lutheriicheu Landessynode eingefunden. Im Aufträge des lächsuS.en Kircheuregiments heiße ich Sie herzlich willkommen, Aus den veröffentlichten Drucksachen werden Sie ersehen haben, dap die Mehrzahl der verabschiedeten Gesetz veröffentlicht und dag die meisten der von Ihnen gestellten Anträge aufmerksam behandelt und gcprü't, ja nach Möglichkeit berückgchtigt worden sind. Unter den neuen Vorlagen, so fuhr der Redner fort, stehe an erster Stelle das Gesetz über Kirchenvorstände und eine neue S Y n od a I - O r d n u n g. Den Kirchenvor- ständen solle eine erweiterte Selbstverwaltung gegeben werden, noch weiteres wird sich erst tun lassen, wenn mit de» Ständen des Landes ein neues Gemcindesteueraesetz ge geben worden sei. Erwähnt wurde von den neuen Vorlagen noch die Verordnung über die Alters- und sonstigen Stellenzulagen der Geistlichen: die Staatsregierung und die Stände des Landes seien in Anerkennung ver Amts tätigkeit der Geistlichen weitergcgangen. als die letzte Svnode es für rvün'chcnswerl erachtet habe. Tvmit seien sie aber bis zur äußersten Grenze dessen gegangen, was möglich sei. Zu- gegangen >ci den Synodalen ein Bericht des Landeskonisisto- riums über das kirchliche Leben in Sachsen in den Jahren 1901 bis 190ä. Man könne darin manches Erfreuliche finden, sich aber auch den ernsten Sorgen nicht vcrichliehen. die seinen Verfasser bewege haben. Er schilderte den Kamps der Umsturz- vartei und der modernen Wissenschaft gegen das christliche Ideal in Ärmst und Literatur: Sekten glaubten die geltenden Kirchenamchauungen vertiefen zu muffen Das 'ächfffche Volk slcl>c den kirchlichen Interessen nicht kühl gegenüber, vielmehr habe es das Bedürfnis, sich in ein befrie digendes persönliches Verhältnis mit Gott zn setzen. Zum Bei ragen liege deshalb kein Grund vor, denn das Evangelium habe sich stets als eine belebende und verjüngende Kraft des Einzelnen »nd des Volkslebens gezeigt. Der Minister ichloh mit den Wün- ichen der Ministktien für eine segensreiche Tagung und eröfsnete in ihrem Namen die Sitzung, Als Alterspräsident über nahm Graf Otto Ii, Vitzthum v. Eckstädt den Vorsitz »ad berief Obcnnslizrat Beck-Zittau und Konsistvrialrat Hässelbarth - Dresden zu Beisitzern, um die Wcrhl deS Direktoriums vorznnehmen. Von 76 Anwesenden wurden bei jeder Wahl Stimme» abgegeben. Zum Präsidenten wurde gewählt Gras Otto l). Vitzthum v. Eck st ädt mit 74 Stimmen, zum Vizepräsidenten Oberhofprediaer v. Acker »i a n n mit 72 Stimmen : zum ersten Sekretär Bürger meister Dr. Seetzen-Wnrzcn mit 75 und zum zweiten Sekretär Over- psarrer Dr. Klemm-Strehla mit 73 Stimmen. Den Vorsitz nahm darauf der 2, Alterspräsident Rittergutsbesitzer A n g e r-Mnusitz. um die Verpflichtung der beiden Direktoren vorzuncbmen. Er ae dachte zuerst mit Dank des Grafen Könneritz. der langeZeit dieses Amt ausgeübt habe, und sprach seine Freude über die Wiederwahl des Präsidenten »nd des Vizepräsidenten aus. Nachdem der Präsident daraus den Vorsitz wieder übernommen, sprach auch cr sein Bedauern darüber a»S. dah Graf Könneritz nicht wieder dieses Amtes habe walken können, da ihn ei» schweres Augen leiden fernhalte, Seit der letzten Tagung der LandeSsynode seien zwei sächsische Könige abberusen worben, zwei edle Könige, unter deren Regierung auch die evangelische Landeskirche in Ruhe habe arbeiten »nd ihre Pflichten erfüllen können: ihrer gedenke die Synode in Dankbarkeit, freue sich aber auch, dah ihr Nachfolger, König Friedrich August, in die Fnhstapfen keiner Vorgänger trete. Weiter sprach Graf Vitzthum sein Bedauern darüber aus, daß Bernhardt gespielt hatte. Sie bat mich, sie zu begleiten. Sie bewohnte damals eine kleine Wohnung am Ende der Rne de Rome. Es war eine Helle, warme Sommernacht voller Sterne. Im Augenblick, wo wir aus dem Wagen stiegen, be merkte ich, daß ein großer Mann ans uns zukam, ohne uns zu sehen. Er sah aus wie ein pensionierter Offizier, Er kam näher mit gesenktem Kopfe, langsamen Schrilles . . . Ich sagte zu Sarah: „Sehen Sic! das ist Flaubert," Sarah dreht sich um, Flaubert ist zwei Schritte von uns. Sarah, jugendlich stürmffch ruft aus: ,-Guten Abend, Meister," Flaubert erhob den Kopf und schaute ei» paar, Sekunden, wer ihn so begrüßte. Sein Gefickt war verzogen, seine Augen waren verschleiert. Er schien mit einen« auälcndcn Gedanken beschäftigt, machte An strengungen, ihn abzuschüttcln, »nd dann, als ob er mühsam erwacht sei. erkannte cr Sarah, umarmte sic und sagte: „Mein armes Kind," Er sagte diese Worte mit so seltsamer Stimme, und es kostete ihn sichtlich solche lleberwindung. nicht in Schluchzen auSzubrechcn. dah ich sah, wie Sarah ihn erschreckt anvlickte. Er schwieg und sie stotterte wie ein furchtsames Kind: „Mas ist. Meister? Da raffte Vater Flaubert seine Energie zusammen und. sich beherrschend, erklärte er: „Armes Kind, eben istGeorgeSond gestorben. Ich habe sic toi gesehen, auf ihrem Bette," Sarah zitterte am gaipzen Leibe und weinte still. Sie siebte George Sand, di« immer sehr gut gegen sic gewesen war und von der sie mehrere Stücke gespielt hatte. Es war 1 Uhr nachts, Sarah und Flaubert standen ein« Zeillang sprachlos, ohne sich anznsehen, im Schweigen- der öden Straße, Sie weaffeltcn kein Wort mehr. Dann -agie sie „Mien, Meister!", drückte ihm stark die Hand und ging in ihre Wohnung, Ich machte noch einige Schritte mit Flaubert und hätte ihm gern etwas gesagt, aber die Worte fehlten mir. Er kalte sich in seine Trauer eingcschlossen, ging schleppend, atmet« tief und murmelte in seinen dicken Schnurrbart, , , , Ich verließ ibn, sah ihn fortgeben unter dem ruhigen, sternenhellen Himmel, ein alter, vom Unglück gebrochener Mann," -s* Der Leipziger Gerhards-Garten, dessen weit- und kunsigeschlchtliche Bedeutung osi gewürdigt worden ist. bleibt leider nicht erhalten. Die Stadt Leipzig hol den Gerhards-Garten erworben, mcht jedoch, um die Stätte unverändert »u erhallen, sondern, wie bestimmt verlautet, um.