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Dresdner Nachrichten : 10.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190311104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19031110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19031110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-10
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.11.1903
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kuna bleibt tm Durchichnitt um 8K Prozent, an 4 Togen über w Prozent, hinter ihrem Normalwert zurück — stiegen »war die TageSieniverataren im Maximum mehr sack, über 3V Grad dt« 2k> Grad (Bautzen am 80). doch gehen die Minima durch die un- aedtiiderte nächtliche Ausstrahlung auch ziemlich tief herab <am 22. und 23 Nachtfrost am Ftchtelderg. tiefster Wert: — 3.8 Grad), wes halb sich im Mittel nur noch ein Wärmeübcrschuß von l.O Grad ergibt; die Schwankungen übersteigen aber an 8 Tagen durch schnittlich noch w Grad, Im einzelnen 1k Grad. Bi» auf Ge witterregen am 28. und 27.. welche stellenweise sehr «rgibtg sind (Chemnitz und ftrriberg 2l.K. DrrÄen 40.K Millimeter), verläuft diese letzte Dekade überall trocken. — Von Herrn Geh Kommerzienrat Eschedach in Dresden, der in Beragietzdübel eine Besitzung hat. ist der dortigen Freiwilligen Feuerwehr anläßlich ihre« Mjäbrigen Bestehen» eine mechanische Schiebeleitrr zum Getchenk gemacht worden. Die mit der Pikierung betraute Feuerweblgrrätrfabrik von E. A. Schönr- Dle-dc», die leinerzrlt auch die Organisation der Wehr burch- siikrte. bat da« neue Gerät in bester Ausführung jetzt der Wehr ubergeben. Amtliche Bekmiittumchmtqcll. Die aus den Fahrstraßen bemerkbaren gußeisernen Deckel derFeuerhäbne, deren Lage durch die an den G nndstücks- fronten angebrachten, de» Buchstaben b' tragende» Schilder noch besonder» aeke,rnreichnet ist, damit sie im Falle der FeuerSgcsah, sofort ausgesunden und in Gebrauch genoininen werden können, sollen jederzeit völlig sreigehaltrn werden. Einkommen» und eraänzungS steuerpflich tigen Personen, denen eine A nssorderung zur Deklaration ihre» Einkommen» oder ihres eraänzunaSstrnen'stichrigen ver mögen» für da» Steuerjadl 1904 nicht zugestellt werden wird, steht eS nei, eine Deklaration ihres Einkommens beziehentlich ihres krgiinzunaSslkuervflichligen Vermöge»» einznieichen. Dergleichen Deklarationen sind bis 30. d. M. bei dem Stadlsteueramt ^ ein- zurcichen. wo auch DeklamtionSformutare unentgeltlich aus Verlangen ausgegebenwerde». Gleichzeitig fordert derRat alleVertreter vvnPer- Ionen, die unter Bormnndlchast oder Pflegschaft siebe,>. ingleichen alle Vertreter von jurisiische» Personen «Sttslnngkn, Anstalten, eingetragr- nen Vereinen, eliigetragenen Genossririchastkn, dikliengeieUichaften, Konimaitdirarsellschaitkn aus Aktien, Gesellichaften mir beschränkter Haltung. Berawerk-gksellschaften re.), sowie die Vertreter von sousbgen mit dem Rechte des Vcrmögenseiwerbcs auSgesialteten Vcrsvnenvereinrn und BermögenSmassen aus. sür die Vertretene», soweit sie ein steuerpflichtiges Einkommen oder eraänzuiigSstener- pslicbtiges Vermögen haben beziehentlich in Ansehung der Er- gänzmiaSsteuer der Struerpflicht überhaupt unle,liegen. Deklara tionen bei dem Stadlsteueramt ^ auch dann einzurerchen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zugehen sollten. Vom 12. November ab wird die Feldgasse, in ganzer Länge, wegen Ausbesserung des Pslasters aus die Toner der Arbeiten für den Fahr- und Reitverkchr gesperrt. — Mit dem Hauptschleusenbau rn der Dahlener Straße, zwischen der Flurgrenze mit Trachenberge und der Döbelner Straße, soll am 23. November begonnen werden. DaS Befinden des Kaisers. Soweit bisher Nachrichten vorlieacn. ist das Befinden dcs Kaisers durchaus zufriedenstellend, und dieser Umstand wird in Verbindung mit den bestimniten Versicherungen von autoritativer Seite, daß es sich nur um ein gutartiges Geschwür handelt, dazu beitragen, die naturgemäß überall aufgeslammte Sorge des ersten Augenblicks zu beschwichtigen. In einem solchen Augenblick emvsindet jedes patriotische deutsche Herz cs doppelt und drei fach, was wir an unserem Kaiser besitzen, der mit seinem idealen Fcuergeist alle Gebiete des modernen Lebens umsaßt, nach allen Seiten hin befruchtende Anregungen spendet, dem nationalen Ge danken immer neuen Ansporn verleiht und unter der höchsten Achtung und Bewunderung dcs Auslandes das höchste Gut unserer Kultur, den Frieden, in steter pflichlmäßiger Sorge um die tadel lose Ausbildung dcs wirksamsten Fricdensinstrumcntcs, dcs deut schen Heeres, schirmt und schützt. Indem wir nochmals unsere inillgstemind aufrichtigsten Wünsche für die baldige völlige Wieder herstellung des Kaisers -mm Ausdruck bringen, verzeichnen wir an schließend die weiteren Meldungen: Neues Palais b. Potsdam, 9. November. Der heute vormittag ausgegebene Krankheitsbericht über das Befinden dcs Kaisers lautet: „Die nach der Operation selbstverständlich anf- tretcnde entzündliche Reaktion läßt bereits nach: man bars dem nach mit dem Aussehen der linken operierten Stimmlippe zu frieden sei». Immerhin wird die Heilung der kleinen Wunde voraussichtlich noch einen Zeitraum von 8 Tagen in Anspruch neh men. Das Allgemeinbefinden des Kaisers ist gut. Temperatur und Puls normal, gcz. Tr. Lcuthold. Tr. Schmidt. Tr. Jlbcrg." , Aus guter Quelle wird versichert, daß die Operation an dem kaiserlichen Patienten leicht und schmerzlos von statten ging. Sie wurde von Prof. Moritz Schmidt unter Assistenz und Beihilfe der Leibärzte des Kaisers ausgesiihrt. Schmidt gilt als eine hervor ragende Autorität unter den deutschen Laryngoiogcn: er hat sein Domizil in Frankfurt a. M. Der Ausdruck „Stimmlippe n" ist in Laieiirreisen wenig bekannt. Von ärztlicher Seite wird milgeteilt, daß, ans dem Wortlaut des Bulletins zu schließen, es sich zweifellos um die „Stimmritze" handelt. Ein Beweis, daß das Befinden des Monarchen durchaus günstig ist, ist wohl auch darin zu finden, daß der Kaiser nach der Operation mittags den Bortrag des Reichskanzlers enlgegcngeiiommen bat. Graf Bülow wurde sodann von dem Kaiserpaare zur Früh- nückstasel zugezogen. Der hohe Patient war fieberfrei und ver spürte an der kleinen Halswunde keinerlei Schmerzen. Auch die psychische Stimmung dcs Kaisers ist keineswegs eine gedrückte. Die Äerzte haben die Hoffnung, daß der Monarch bereits in wenigen Tagen vollauf genesen sein wird. Immerhin haben sie bis dahin dem Kaiser die größte Schonung auferlegt. Bereits gelegentlich der Kaiserbegegnung in Wiesbaden fiel übrigens das angegrissene Aussehen des Monarchen auf, worüber auch der Vertreter des „Newyork Herald" seinem Blatte telegraphischen Bericht er- stattet bat. Schon als Professor Moritz Schmidt die erste Untersuchung vornahm. sprach er sich dahin aus, daß man es mit einer gut artigen Bildung zu tun habe. Immerhin hielten die Aerzte ihre Entfernung sür nötig, und der Kaiser zögerte nicht einen Augenblick, sich chr zu unterwerfen, und ertrug sie mit der größten Kaltblütigkeit. Die Operation wurde am Sonnabend Vormittag um 10 Uhr vorgenommen. Wenn man sie nickst sofort zur allge meinen Kenntnis brachte, so hatte dies seinen Grund darin, daß man daS Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung abwarten wollte, um Mit einem völlig abgeschlossenen Krankheitsbericht vor die Oeffentlichkcit »u treten. Für die Auffassung, welche an maß gebender Stelle gehegt wird, ist cs kennzeichnend, daß der Krön Prinz, der bei einer ernsten Erkrankung seines Vaters sicher in Potsdam verblieben wäre, am Sonntag mittag nach Werni gerode zur Jagd obacreist ist. ES ist ferner hervorzuheven. daß. wie auS dem Gutachten deS Prof. Orth hervorgeht, bei der polypenartigen Schwellung lediglich sehr weiche Teile dcs Binde- «webeS in Frage standen, die operativ entfernt werden muhten. Die Bezeichnung dieser Teile al» „sehr weiche" ist charakteristi^ für die Gutartigkeit der entfernten Telle de» Bindegewebes, es bekannt ist. daß bösartige Schwellungen dieser Art nicht im Bindegewebe, sondern vielmehr im Zellgewebe gebettet sind. Da der Polyp, wie der Befund sagt, eine größere Anzahl dünn wandiger Blutgefäße enthielt, so sind die kleinen grauen Pigment körnchen. von denen der Befund spricht, jedenfalls aus leichten Wutungen hervorgeganaen. die sich al» Folge der Anstrengung beim lauten Sprechen eingestellt haben. Da der entfernte Polyp mit einem Plattcnepitbel überzogen war. so ergibt sich daraus, daß cS sich lediglich um Zellen gehandelt bat, die an der Oberfläche der Slyleimhänte lagerten. Mit einem Dort: die ärztlichen Angaben, denen man bei der großen Autorität der behandelnden und unter suchenden Aerzte volle- Vertrauen schenken darf, sind für eine baldige Genesung deS Kaiser- so verheißungsvoll, al» man «S unter Leo obwaltenden Umständen »u erwarten oerechtigt ist. Von einem medizinischen Mitarbeiter wird ferner der „Köln. VolkSztg." zu der Angelegenheit folgende- geschrieben: „Nach dem Ergebnisse der Untersuchung handelt eS sich bei der Erkrankung deS Kaisers um einen Stimmbandpolyvcn. Die Polvpcn, zahlen zu den sogenannten gutartigen Geschwülsten: sie entstehen >m cill- gemeinen vci chronischen Entzündungen der Schleimhaut deS Kehl kopfe-, indem au einigen Stellen die Schleimhaut in abnormer Weise wächst und wuchert. Die Erscheinungen, welche ein Kehl- kopspapillon macht, richten sich nach der Größe. Form und dem Sitz der Geschwulst. Zunächst werben die Stimmbänder natür lich in ihrer Beweglichkeit und SchwingungSsähigkest gehindert, und e- entsteht «ine schnarrende, belegte Stimme, un schlimmsten Falle Heiscrknt. Wird die Geschwulst, welche vielfach am vor deren Vereinigung-Winkel der Stimmbänder sitzt, groß, oder ge rät die an einem Schleimhautsticl sitzende Geschwulst in die Stimmritze, so kann ein derartige» Ereignis Atemnot, ja im schlimmsten Falle ErstickungSanfälle herbeisühren: auch sind die beweglichen, d. h. an einem Stiel sitzenden Geschwülste im stände, beständigen Hustenreiz hevvorzurusen und zu unterhalten. Nach in Frankfurt wohl hinreichende Gewähr bieten dürste. Gänzliche Schonung de- StimmorganS also Vermeiden des Spre chens, wird natürlich für einige Wochen erforderlich sein." Der Prinz reg ent von Bayern hat sofort »ach Bekannt werden der am Kaiser vorgenommenen Operation sich telegraphisch a» den Kaiser gewandt, wofür der Kaiser in überaus herzlicher Weise seinen Dank auf gleichem Wege zum Ausdruck brachte. Die „Köln. Ztg." weist daraus hin, daß das traurige Ende de» Kaisers Friedrich nur zu geeignet ist, bei einer solchen Er krankung beunruhigende Gerüchte austauchen zu lassen. Durch die schnelle Feststellung und Veröffentlichung des Tatbestandes sei allen derartigen sensationellen Erfindungen ein sür allemal ein Riegel vorgeschoben worden. Vor einigen Jahren, als eine Balggeschwulst im Gesicht dcs Kaisers entfernt werden mußte, habe man aus demselben Grunde sich veranlaßt gesehen, sofort den Sachverhalt mitzuteilen. ranesgeschtchte. Deutsche- Reich. Der Sultan hat dem Kaiser Wilhelm einige Stücke der Fassade des Kastells von M'Scdeda bei Amman (die Aiaber nenne» den Platz auch Umichetta oder Maichita) geschenkt, weiche bcrcilS aus ein Schiss verladen und nach einem deutschen Hasen unter wegs sind. Prosessor Euting a»S Straßburg, der Maichita wiederbolt besucht bat. hatte durch Vorlegung vv» Phvtogrnpbien bas Interesse des Kaisers lür diese dnich reiche Ornnmenlik nnS- orzeichnetcn Sknlptnrwerke in so hohem Grade erregt, daß dieser sich wegen llederlassnng der Alleitnmer a» den Sultan wandte, woraus bann auch in entgegenkommendster Weite die Genebmigung »qS SultanS zum Absage» der beiten Stücke eriolgle. Die ganze Sammluiig soll ein Gewicht von lv«»0 Zentnern (80 Tonne») baden. Die minder gut erhaltenen Teile wurden an Ort und Stelle gelassen. Zu den angeblich bevorstehenden neuen großen Ilotten- fordernngen schreibt die „Deutsche Tageszlg.": Nicht das dars gefordert und bewilligt werden, was wünschenswert ist, sondern nur das, was als unbedingt notwendig bcwieien werden kann. Tie Finanzlage des Reiches hat bekanntlich schon den Ge- danken nahegelegt, die Hcercsvorlage eventuell binauszuschicben, obwohl die Verstärkung von 7000 Mann, die bereits 1899 von der Heeresverwaltung als schlechthin notwendig bezeichnet wurde, immer noch nicht bewilligt und durchgeiührt worden ist. Angesichts Finanzlage des Reiches unvereinbar erscheinen muß. Daß man ui einem der nächsten Etatsjahre mit der Forderung für die Aus- landskrcuzcr, die bei der Beratung des letzten Flotlengcsctzes zurückgcstellt wurden, rechnen muß, ist bekannt. Dagegen läßt sich auch nichts sagen, weil die Notwendigkeit von Äuslandskreuzern so gut wie bewiesen ist. Wenn man aber wcitausschauende. die Leistungsfähigkeit des Volkes wesentlich übersteigende und deshalb aussichtslose Flottcnplänc in den Vordergrund der Erörterung rückt, so erzielt man dadurch nur, daß man auch in den Kreisen mißtrauisch wird, die von vornherein geneigt sind, die notwendige Verstärkung der Auslandsftotte zu bewilligen. Das sollte von unseren Jlottenschwärmern mehr berücksichtigt werden, als es tat sächlich geschieht. Die Erörterung derartiger Pläne, die vielleicht bestimmt ist, dafür in weiten Kreisen Stimmung zu machen, ist eher geeignet, das Gegenteil dessen zu bewirken, was damit be zweckt wird. Jede neue Flottenvorlaac begegnet von vornherein dem Argwöhne, daß sie den Keim und die Ansätze zu neue» größe ren Forderungen in sich berge Selbstverständlich muß dieser Arg wohn wesentlich gestärkt werden, ivemi weittragende Jlotten- verstärkungspläne schon vorher an die Wand gemalt werden. Wir wiederholen, daß diese Pläne gewiß manches sür sich haben, daß ihre Durchführung vielleicht sehr wünschenswert ist, ober kann man ernstlich dem Volke so bedeutende und fast unübersehbare Lasten zumute» in einer Zeit in der es fast unmöglich ist. ohne künst liche und bedenkliche Mittel die Ausgaben des Rcichshaushalts mit den Einnahmen in Einklang zu bringen. — in einer Zeit, wo die Einzelstaaten unmutig unter den Lasten seufzen, die das Reich ihnen zumutet, — in einer Zeit, wo die Neicüsschuld schier ins Un ermeßliche wächst? Wünschenswerte Ausgaben mag inan fordern und vertreten, wenn die Finanzlage des Reiches günstig ist. Was notwendig ist, was früher zurückgestellt worden ist, das mag und muß bewilligt werden. Andere Forderungen aber verschiebe man aus eine'günstigere Finanzlage und bemühe sich mit allen Krä'ten. damit diese günstigere Zeit so bald wie möglich herbeigesührt werde. Im Reicbsvostamt wiid — wie es in früheren Jahren mehrkacb gelcheben isi — wabiicheinllch noch in diesem Monat eine Konferenz stattsinden. tn der einzelne Fingen aus dem Gebiete deS Post- »ind Telegravdenweiens mit Vertretern der Handels- niid Indnstriekreile brivrokben werden tollen. Aus den letzten Verhandlungen des bayrischen Land- tag es über de» Militäretat ist das Vorbringen bemerkenswert, betreffs verschiedener jetzt viel erörterter Klagen lägen die Dinge in Bayern besser als in Preußen. So sagte der Zentrumsführer Dr. Schädler betreffs der Soldaten Mißhandlungen: „Manche Fälle schreien geradezu zum Himmel. In Bayern ist es ja ziemlich gut: der Kriegsminister hat offenbar die Sache ernst genommen. Kommen doch in Bauern etwa fünfmal weniger Mißhandlungen vor wie im übrigen Reich. Aber doch reicht, was wir in Bayern haben, noch vollständig hin, die Sache zu besprechen." In dieser Bebciuptung liegt ein so schwerer Vor wurf gegen die preußische Heeresverwaltung, daß eine Antwort von zuständiger Stelle nicht ausblciben sollte. Uebrigens wurden in der bayrische» Abgeordnetenkammer die alten Klagen und Vor schläge vorgebracht: besonders eine gründliche Acndernng des Be schwerderechts sei notwendig, die Bestrafungen für Mißhandlun gen seien zu milde ustv. Ein« merkwürdige Anregung machte der liberale Abgeordnete Dr. Hammerschmidt: es sollte Offizieren und Unteroffizieren Unterricht über die Leistungsfähigkeit dcs menschlichen Körpers erteilt werden, damit sie nicht aus Uu- wisseuheit von den Mannschaften Anstrengungen verlangen, denen diese nicht gewachsen sind. Derselbe Abgeordnete erwähnte die „norddeutschen" Klagen über die Zunahme des Lurus im Osfi- zierkorps und sagte dazu: Der Schaden zeigt sich in dem zu geringen Zugang tüchtiger Leute zum Offizierkorps. Erfreulich ist, daß es in diesem Punkte in Bayern noch besser ist. Hier können auch noch Söhne unbemittelter Eltern Offiziere werden. Kriegsminister v. Asch erklärte: Die Soldatenmißhand- lungen hätten sich in Bayern nicht vermehrt, leider oberste! auch keine Abnahme zu konstatieren. Alle seine Anstellungen und Bestrebungen, sie einzuschränkcn, seien nicht aus fruchtbaren Boden gefallen. (Zurufe: Hört! hört!) Der Mi nister erklärt, er teile eben das Schicksal aller anderen Kriegs minister, und auch fremdstaatlicher Kriegsminister. Er werde aber mit aller Kraft dahin wirken, Mißhandlungen hintanzuhaltcn. Der Minister wendet sich dann besonders gegen den Aba. Keidel ' ' ' ' Nen Um- immer , einem un- nSjiplinierten Deere sei' nichts zu wolle». Der Minister kommt staun auf die Heidelberger Affäre zu sprechen. Den dortigen Vorgängen, wo mehrere Gemeine gemeinschastlich gegen miß liebige Unteroffiziere tätlich geworden, hätte es an Roheit und Feigheit nicht gemangelt: mildernde Umstände wären hier durch- anS nicht zu rechtfertigen. Bemerkenswert ist auch das Urteil deS Ministers über die viel bemängelten Reiterattackcn. Im küns- tigen Kriege würden, führte er au», besonders zu Anfang große Kavallcrickörprr auseinanderstoßen. und man müsse daher die Kavallerie daraus vorbereiten. Nach der „N. Fr Pr" hat Moinmsen dle ihm an seinem SO. Geburtstage ,»gedachte Ernennung zum Wirkliche» Grhcimrat mit dem Titel Exzellenz abgelebt In Mainz fand vie feierliche Ueberfübrnug der Leiche de« B tsch of» Dr. B rü ck nach dem Dome statt. DaS Ponitfikat- rrgniem celrbrirrte der Eribi'chos von Frciburg Neider Außer dem waren anwesend die Bischöfe von Limburg, Trier und F»iva, die Aebte von Maria Laach und Marienstatt, der StaaiSminister Dr. Rothe, Vertreter der Behörden sowie Abordnungen studen tischer Berbiiidungen und zahlreicher Beretne. AIS Vertreter des GrokherzogS legie der Oberhosmarschall Wrstermeller von Anthoni am Sarge eine» Kranz nieder Wie sich nachträglich hrrauSgestellt hat, erhielten bei den Stadtverordnele» wahleni» Görtttz in der ersten Abtei lung, die lO Stadtverordnete zu wählen hatte, zwei Kandidaten die gleiche Stimmenzahl «>l). Durch das Los wurde sodann der freisinnige Kandidat gewählt Tie erste Abteilung hat somit 1 Jreisinningcn und 9 Nationalliberale gewählt Zu de» Unruben in Deutich-Südwestasrikn schreibt ein Südweslasrikaner, der bis vor kurzem längere Zeit in der denticden Kolonie gelebt hat, der „Ostpr. Ztg.": „ES ist nicht zu leugnen, daß der Aufstand leicht gefährliche Dimensionen an nehmen kann. Allem Anschein »ach muß der erschossene Stations- chei in Warmbad recht unglücklich in seine» Maßnabmen, über welche noch iede nnitllche Auskunft bis jetzt srblt, gewesen sein, denn gernde im Süden aalt der Bezirk, wo jetzt die Erhebung nuSgebiochen ist. als gesichert und jeder Kenner deß Landes schätzt den friedliebenden Eharakter des Stammes, der die deutsche Herr- schast willig anelkennt. Geraten diele Leute aber einmal in Aui- rubr. wman, wie gesagt, nur eiwaS Außergewöhnliches schuld lein kn»», so verteidigen sie sich vereint init Zähigkeit. Numerisch baden sie selbstverständlich bei weitem die Ueberlegenheit über dle Schutztruppe. die angesichts der großen Geländeschwicrigkeilen nur in kleinen Abteilungen overiere» kann, doch wiegt die Ueberlegen beit der militärischen Ausbildung selbstverständlich die Ucbeizahl aus. An Elsaß und Kläffen zur Ausrüstung einer größeren Strafexvedition fehlt es dem Gouverneur keineswegs, da jetzt allein über 1000 Neiciviffen lind Landwehrlrute in der Kolonie wohnen. Tie Hindernisse, die sich einer Unterwerfung der Bondclzwnrts entgegenstellen, bestellen, abgesehen von dem zu Overationeu ungeeignete» Gelände des Karos-Gebirges und der Oraujcsliißberge. auch vornehmlich in dem Umsiande, daß sie sich leicht von der englischen Grenze ans mit Gewehien und Munition auSrnsten und in ihre Schlupfwinkel, die schwer zugänglich sind, jiirückzichen könne». Wenn dcchcr die deniiche Exvedilro» auch angesichts der Besiedelung und geordneten Veiwiltmiy des süd licheii Gebietes nui Unterstützung rechnen kan», so mutz man doch die Tauer des Feldzuges, wenn er crsolgicich sei» soll, aus lange Zeit schätzen. Dir sozialdemokratische Frnktion der bayrischen Abgeord netcnlammcr wird folgenden Antiag zum Militäretat einbringe»!: Die Kammer wolle betchtzeßen, das Kriegsminifferium zu ersuchen, dahin zu wirken, daß Offiziere und Unlelvifiziere. deren Mitschuld, sei eS durch aktive Beteiligung, lei es dnich Mangel an pflicht gemäßer Aufsicht, an sysieniatiichen Soldaten mißhand- tunge n nachgewirsen ist, uniiachsichllich aus dem Heere entfernt werden. Von Heinrich Heines Charakter hat der verblichene Theodor M v mmie» eine recht schlechte Meinung gehabt Ter „Hannovertche Kurier" vkiöffeiiillchl eine ihm von HansR. Fischer zngegungene Zuichriik, nach der Vieler den berühmte» Gelehrten zu ver Zeit, als der Streit »in daS Heine-Denkmal weite Kreise be- Ichäftigte um eine Meinungsäußerung über den Gegenstand er sucht und folgende Antwort erhalten hat: Ihrer Aufforderung, hinsichtlich des Heine-Denkmals mich zu äußern, kann ich nicht fvlaen, und ich bitte Sie, mir kurz eine Darlegung meiner Gründe gestalten zu wollen. Daß Heine zu linieren allerersten Dichtern gehört und die Scheffel und Freiligrath nsw. gegen ihn Kleln- meiiler sind, ist zweifellos Aber leider ist er nicht bloß ein »»gezogener Liebling der Grnzien, sondern auch kein Mann echter El»e. Was ich von seiner veiiönlichen Haltung und seinem poli tischen Tun weiß, ist schmählich, und wen» das Genie alle Ver irrungen deckt, so gilt dies doch nicht von ehrlosem Tun. Wenn mich dies verhindert, mich zu gunste» der Denkmalserrichtung aus zusprechen. io möchte ich auch nicht öffentlich dagegen austrrten. Einmal kenne ich die tatsächliche» Vorgänge (bei der Dcnkmals- frage in Tüsseldori und Mainz) nicht genau genug, um dies zu Inn: und dann wideistiebt es mir diuchnns, gegen einen Verstor benen und einen Dichter von Gottes Gnaden HenkerSdienst zu leisten. Zunächst unterblieb natürlich die Veröffentlichung dieies Schreibens. Als ledoch im Lause der Zeit mehr Ruhe eintrat, fragte Herr HanS R. Fiichrr — eS war im Jahre 1898 — bei Mommien an, ob er jetzt vielleicht gestatte, sein Urteil über Heine bekannt zu geben. Die Antwort lautete bejahend. Oesterreich. Angesichts der bevorstehenden Eröffnung des Rcichsratcs einigten sich die drei tschechischen Parteien, Jilngtschechcn, Mttschechen und tschechische Agrarier, zu gemein samem taktischen Vorgehen auf Grund eines einheitlichen Pro- arammes. Dieses fordert Umgestaltung der Monarchie auf födera listischer Grundlage, Durchführung sprachlicher Gleichberechtigung, Errichtung einer tschechischen Universität in Mähren, und kündigt den zähesten Widerstand gegen die kirchliche Teilung Böhmens, sowie gegen den Anschluß des Reiches oder einzelner Länder, selbst in wirtschaftlicher Beziehung, an Deutschland an. Die Aerzte kämm er in Wien hat die Angriffe des Statt halters im niederösterreichischen Landtage damit beantwortet, daß alle Kammerinitglicder ihr Amt niedcrlegten und erklärten, eine Neuwahl nicht mehr anzunehmen und überhaupt so lange passiven Widerstand zu leisten, als den Acrzten keine Genugtuung Wider- fahre. Im Wiener Arbeiterheim begannen die Verhandlungen dcs gemeinsamen Parteitages der österreichischen So zialdemokratie. Die sozialdemokratische Partei Deutsch lands ist vertreten durch Wenzel-Berlin und Sinder- mann-Dresden. Die Verhandlungen werden in deutscher Sprache geführt. Frankreich. Aus Paris wird der Wiener „Pol. Corr." be stätigt. daß Graf Lamsdorff während stcines Pariser Aufenthaltes um Ucbergabe eines eigenhändigen Schreibens des Präsidenten Loubet an den Kaiser Nikolaus II. ersucht wurde, welches die Antwort des Präsidenten aus den ihm vom Grafen Lams- dorfs übergebenen Brief des Kaisers enthielt. In diesem Ant wortschreiben gab Präsident Loubet der Hoffnung Ausdruck, das sraiizvslsch-russiiche Bündnis werde auch in der Zukunst ein aus- richtiges und herzliches sein, wie bisher, eS werde sich der Sache dcs Weltfriedens immer mehr nützlich erweisen, und die der Initia tive dcs Kaisers Nikolaus entsprossene Haager Konferenz werde mit der Zeit alle guten Früchte zur Reife bringen, die man von ihr gercchtcrwclie erwarten dars. Das Nvrdgeictnvader erhielt Beseht, sich zur Abfahrt »ach Cherbourg bereit zu halte», um das italienische Königsvaar bei seiner Reise nach England z» begrüßen. Ministerpräsident Comb cs richtete an die römische Kurie eine Beschwerde gegen den Bischof von Ouimpcr, weil dieser einen Verein gegründet hat zur Unterstützung derjenigen 80 Priester, über die wegen Gebrauchs der brctonischcn Sprache beim Kate- chismusuntcrricht die Gchaltssperre verhängt worden war. Der Ministerpräsident erklärte, daß das Vorgehen des Bischofs dem Konkordat zuwiderlaufe. Die Reise des Erzbischofs von Paris, Kardinals Richard, nach Rom wird niit der bevorstehenden Romfabrt des Präsiden- tenLoubet in Zusammenhang gebracht. Ein ungenannter ehe- maliger Diplomat gibt im „Figaro die Deutung, Kardinal Richard fei nach Rom gegangen, um den Papst zu bestimmen, den Prä sidenten zu empfangen, wenn er nach Rom komme. Er schreibt von Rom aus: „Man weiß hier sehr wohl, daß starke Einflüsse Pius X. zu bestimmen suchen, den Empfang des Präsidenten der Republik zu verweigern. Kardinal Mathieu, der viele Feinde hat, kann diese Einflüsse, die durch diplomatische Manöver ver stärkt werden, nicht allein im Schach halten. Man weiß, daß einige der Prälaten, die das Vertrauen des Heiligen Vaters ge- nießen, diejenigen unterstützen, die mit Freude einen Anlaß zum Bruch zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhle entstehen ähcn." Im weiteren versichert der Diplomat, der Papst habe den Nuntius Lorenzelli mit den versöhnlichsten Instruktionen nack, Paris zurückgeschickt, denn auch er betrachte die antiklerikale Politik der jetzigen Regierung als einen vorübergehenden Sturm, an dem die Nation keinen direkten Anteil nehme. Der französische Publizist Des Hour, der vom Papst emp- anaen wurde, berichtet darüber im „Matin", daß Papst Pius im Lause der Unterredung u. a. folgendes gesagt habe: In Frank reich hat man eine Politik eingeleitct, die ich als eine gott- mörderische bezeichnen möchte. Denn, indem man den Glauben bedrängt, zielt man auf Christus ob, dessen Demütigung man nun an der Kirche erneuert. Die Gläubigen müssen sich deshalb in vollster Eintracht in Christo zuiammenscharen. Die Kirche «e- rs >i Dres-irer Nachrichten. 811. Lene 8. Tienstag. 1«. November IVN8
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