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Dresdner Nachrichten : 10.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189903105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-10
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.03.1899
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von dem srtliüuuaeu Abg. Munuel bei Gelegenheit der Berat ung des Bauetats a» den Haaren herbeigezvgen wurde und leb- liaste Protestkundgebungen ans der rechten Seite des Hauses bervocrtef. Agevrdneter Munckrl brachte die Entscheidung des Berliner Polizeipräsidenten in Sachen des Portals für den Fried- bof der Märzgefallenen zur Sprache und erklärte, „cs könne keine Rede davon lein, daß das Portal eine Verherrlichung der Revolu tion oder eine Ehrung der Märzgefallenen dnrslcüte '. Unter grober, stets wachsender Unruhe rechts erging Herr Munckel sich dann weiter itr folgenden Deduttioncn: „In der Entscheidung des Polizeipräsidenten ist die Bewegung der 18Mr Revolution genannt, es ist sehr bezeichnend, das? um Schlüsse des Jahrhunderts eine königliche Behörde diesen Ausdruck gebraucht^ während man sonst nur von einem Aufstand, einer Revolte sprach. Die Bewegung van 1818 war nicht gegen den König gerichtet, der nie bedroht war. sondern gegen das absolute Regiment, das heute wieder Mode wird und von dem der zur Besprechung stellende Fall eine neue Auflage darstellt. (Sehr richtig! links.» Man darf die Bedeut ung der 1818er Bewegung nicht unterschätzen, wir haben ihr Alle Vier zu verdanke». Wenn der König von Preußen sich jetzt Deut scher Kaiser nennen darf, so hat er das in erster Reihe der Beweg ung von 1818 zu verdanken. tLachen rechts.) Selbst König Fried rich Wilhelm Iv. hat die Bedeutung dieser Bewegung anerkannt. (Widerspruch rechts.) Oder wollen Sie etwa sagen, daß die Ehren- bczeugunacn des Königs nicht ernstlich gemeint waren !' (Unruhe rechts ) Als konservativer Mann würde ich das nicht wagen, als liberaler Mann kann mir ein Zweifel darüber gar nicht kommen Denn das konstitutionelle Regiment in Preußen ist an lenem Tage geboren worden. Der grase Staatsmann, der aus Ihren Reihen (nach rechts) hcrvorgcgangen ist, hat gesagt, das; Manches sich nur mit Blut und Eisen erreichen lägt Freilich, wenn damals Freiherr von der Recke schon Minister gewesen wäre, so würde wvm niir aus die Fiche geschossen worden sein (Grütze Heiterkeit. Zuruf: Bauverwaltung!>. dann wurden wir also kein Portal für einen Kirchhof der Märzgefallenen brauchen." (Heiterkeit.» Hierauf diente dem freisinnigen RcvolutionStheorctiler der Minister Herr Thielen mit folgender sachgemäßen Erwiderung: „Bei Gelege» beit des Bauetats ist wohl noch niemals eine derartige politische Rede gehalten worden. Der Abg. Munckcl hat auch selbst gesagt, daß sie eigentlich zunr Gehalt des Ministers der öffentlichen Ar beiten keine Beziehung hätte. Nichtsdestoweniger hat er in nach meiner Ansicht unrichtiger historischer Begründung hier eine Rede gehalten, die eine Becherrlichung der Revolution von 1818 oder der Empörung oder wie man's nennen will, enthüll, wie sic, glaube ich. seit langen, laugen Jahren hier im Abgeordnetenhansc nicht gehört worden ist. seitens der Staatsregieruug weise ich die Ausführungen des Abg. Munckcl auf das Atterentschiedensle zurück. (Lebhafter Beifall rechts.) Zur Sache selbst habe ich durchaus keine Leranlassung, irgend eine Erklärung abzngcbcn. Der Abg. Munckcl hat ia scinerscits erklärt, datz die Sache augen blicklich sowohl im Beschwerdeweg wie rm BerwaltungSslreitvcrsahren noch im Instanzenwege ruhe. Es ist also mir die Gelegenheit er griffen worden, hier in Politik zu machen, nicht aber hier zur Sache irgend eine Entscheidung herbeizusührcn. »Lebhafter Beisall rechts.) Abg. Freiherr v. Zedlitz (kons.): „Ich habe nur das Wort genommen, um gegen die Worte des Abg. Mnnctel zu pro- testiren. Ich bin ganz anderer Ansicht als er. Die Ereignisse in Berlin haben mit der Gründung des Deutschen Reiches nichts zu timn. Es war eine Empörung, eine übermnndciic Empörung, die Deutschland nicht zur Ehre gereicht. Herr Muuckcl hat wohl nickt daran gcthan, diele Angelegenheit hier zu erörtern." lBeifall rechts.) Hieraus beleuchtete Gras Limburg-Stimm mit Schärfe die geschichtliche Fälschung der freisinnigen Auffassung. „Sic habe» damals das Deutsche Reich nichl gewollt!" ries er nach links hinüber. Lauter Lärm, durch den die Ruse „unwahr" klangen, antwortete ihm, und als er schloß, ertönte ivütheridcs Züchen, das sich allerdings bald ohninüchtig a» dem brausenden Beifall der rechten Seite brach. Herr v. Pnttkamcr schloß die Debatte mit der Erklärung: „Wir bedauern im höchsten Grade, datz die Tribüne des Abgeordnetenhauses dazu benutzt worden ist. »m eine neue Verherrlichung der alle» preußischen Patrioten unliebsame» März- kage von 1848 hier hervorzurufcn. Als Herr Munckcl von der Sache hier onsing, da fragte ich mich erstaunt : „Bin ich im Ab geordnetenhaus!: oder im Reichstag ?' Im Reichstag sind wir es ,a gewohnt, von einer Partei, die unsere ganze Gcieltichaslsvrd- nnng untergraben will, solche Dinge zu hören. Wir hätten ge wünscht, nicht näher ans die Sache cinzugehcn, aber nachdem man »ns niit solchen Jnvekiivcn gekommen ist, datz wir Feinde der Rcichseinlwit gewesen seien, »mtztc» wir sw zurückweiie»." «Beifall rechts.) Dannt war die Sache erledigt und der Freisinn mit seinen an den Haare» hcrbcigczogencii Revoliiiivilstiradcn kräftig abgesükrt. trotzdem konnte Herr Mnnckel cs sich nicht pcrtneiscii, »och cmmal das Wort zu ergreifen, um sich den Gemeinplatz zu leisten: „Es geht min eben manchmal nicht ohne Revolution. auch von oben wird bisweilen Revolution gemacht." Eli« „Sehr richtig!" links belohnte ihn für diele Weisheit und erhöhte die Genugthunna, die er. wie gewisse weibliche Geister, über die That- sachc empfand, datz er in der Sache, wenn »cbon keinen Erfolg, jo doch wenigstens „das letzte Wort" gehabt hatte. Die Kammer der damische» Reichsräthc hielt ihre erste Sitz ung in dieser Session ab. Präsident Gras Lerchciffeld widmete den beiden verstorbene» Kanzlern des Deutschen Reiches einen «iutzerst warmen Rcichms, in welchem er bciviiders hervorhob, datz Fürst Bismarck bei Begründung und Földcrnng des Reiches stets die Sonderrechte Bayerns geschont und ein Verhättnitz zu Bayern und seinem König Ludwig ll. geschaffen habe, das auf gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Achtung begründet gewesen sei. Auch dem zweiten Kanzler, dem Grasen v, Eaprivi, der Soldat »nd Ritter in seinem Wesen war und die ihm gestellte Aufgabe getreulich durchführie, werde Bayern stets ein treues Andenken bewahren. Die bayerische Kammer der Abgeordneten nahm mit 111 gegen 21 Stimmen das neue Gewerbcstenergesetz an. so datz nunmehr olle zur Steuerreform gehörigen Gesetze von der Kammer der Ab geordneten angenommen sind. Der nationallibcrale Abg. Paasche hat, wie die Frei». Ztg." fcsfftellt, -die in seiner vrelcroiterten Rede im Reichstage über Religion uird Sozialdemokratie gebrauchte Wendung von der ..seligmachenden Kirche" im Stenogramm umtorrigirt in „beseligende Kraft der Kirche". Der welsische Reichstagsabg. v. Ariiswaldt-Böhmc ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Dem Reichstag gehörte der Verstorbene von 1878 bis 1881 und seit 1888 an, und zwar als »Vertreter des 5. hannoverschen Reichstags-Wahlkreises (Melle-Tiephott). Bei der letzten Reichstagswahl siegte der Verstorbene in der Stichwahl mit 6723 gegen 6v68 nationalliberale Stimmen, nachdem in der Hauptwahl 1950 welsische, 3191 nativnalliberale. 2N0 konservative Stimmen, 556 für einen Kandidaten der Freisinnigen Vvlkspartci und 167 sozialdemokratische Stimmen abgegeben worden waren. In der Berliner Gewerkschnstskoimnysion sprach sich der Referent über die Aufgaben der gewerkschaftlichen Arbeitsnachweise dahin aus, datz sie das werden müssen, was sie sein sollen: ein .Kampfmittel in der Hand der Arbeiter. Die englische Arbeiter schaft habe das begriffen, denn dort sei der Arbeitsnachweis voll ständig in den Händen der Gcwcrtschaftcn und diese bcherischen dt» Arbestsmarkt. Diese Aentzerung ist jedenfalls sehr lehrreich. Die in Berlin bestehende sozialdemokratische Freie Vereinigung selbstständiger Barbiere hat die Forderung der sozialdemokratischen Barbiergehllfcn, die Läden um 9 Uhr zu jchlietzen. ruudwcg ab- gelehnt, ein neuer Beitrag zu dem Kapitel: Theorie und Praxis ur der Sozialdemokratie. Oesterreich. In wohlunterrichteten Kreisen geht das Gerücht von einem unmittelbar bevorstehenden Rücktritt Thnn's; ein alter Beamter wird als sein Nachfolger von verschiedenen Seite» genannt. Wie aus Wollersdorf mitgetheilt wird, soll sich die Summe des vom Bürgermeister Dr. Hödl angerichteicu Schadens im Ganzen auf 150,000 Gulden beziffern. Die Gattin des Flüchtigen befindet sich in einer sehr kritischen Lage, da ihr Gatte nutzer 1 Gulden 10 Kreuzer, die in seiner Kasse gefunden worden sind, keinerlei Geld zurnckgelassen hat. Die Ara» mutzte bereits einen Theil ihrer Sachen verkaufen. Frau Hödl ist ganz gebrochen. Lr. Hödl hatte seine Gattin über seine Situation vollständig zu täusche» verstanden. Wie die Gemeinde-Ausschüsse mittljeilcn. habe eine regelrechte Gömeindewirth'chaft in Wölkersdorf unter dem Bürgermeister Dr. Hödl nie geherrscht, und er habe mit dem früheren Gemeinde-Sekretär Ziriirn, der vor etwa drei Woche» starb, in der Gemeinde gethun, was er wollte. Ji» Voriahr haben nur zwei Sitzungen des Gemeinde-Ausschusses stattgesnnden. und Dr. Hödl habe im Verein mit dem Gemernde-Sckretär alle Gemeinde-Angelegenheiten selbstständig erledigt, ohne den Ausschuß oder den Gemeinderatb zu befragen. Als Dr. -Hödl von dem Tode Ziriim's Kenntntß erhielt, soll er sich zuerst verfärbt »nd dann geitsttzirt haben:'„Jetzt bleibt mir nichts mehr übrig, als mich zu erschießen!" Tr. Hödl hat iin Verein mit seinem Sekretär um eine Massenversammlung der Deutsch-Amerikaner zu arraugircn in Wollersdorf die Bicrsteucr cingesührt und diese Gelder auch, zum Protest gegen eine Verbindung der Union mit England oder dcfraudick. Der Hektoliter Bier wurde mit 1 Gulden 70 Kreuzer > irgend einer anderen Macht. Tie Redner erklärten, cs sei eine besteuert. Da diese Biergclder auch veruntreut wurden, beabsichtigt die Einwohnersckast von Wollersdorf, zu verlangen, daß dieser Bierzmchlcig wieder ausgehoben werde. Bemerkenswertst ist ferner, daß sich unter den desraudirten Geineindcgelder» auch der Ertrag der Hundesteuer — 2 Gulden per Hund und Jahr — befindet. Es wird angenommen, datz Tr. Hödl mit einer Geliebte», die er in Wien aushicst. nach Amerika geflüchtet sei. Wie die Blätter aus Graz melden, fügten sich Zuschauer wäh rend eines Brandes in Andritz nicht den Anfordernngeir der Feuer wehr. Ais daraus die Gendarmerie cinschritt, rvnrdc sic mit einem Steinhagel empfangen. 51 Personen wurde» verhaftet. — Das Pulvcrinüchwcrk der Firma Hafner in Wagnis; flog in die Luft. In der Umgebung des Ortes wurden die Bäume entwurzelt und zerstört. Personen wurden nicht verletzt. Frankreich. Aus dem zweiten Theile der Enthüllungen Esterhazy's im „Daily Ehronicle' ist besonders der Abschnitt über den durch Selbstmord geendeten Obersten Henry hervorzuhebeii. Es geht daraus unzweideutig hervor, daß Henry sich nicht selbst actödtet hat, sondern daß er ermordet worden ist Esterhazy ver sichert. daß die angeblichen Geständnisse Henrys allen Regeln entgegen nicht unterzeichnet wurden. Der „Libcrtä" zusvlge soll der KricgSinimster Frchcinct ent schlossen sein, alsbald nach Veröffentlichung der Untersuchung des Kassationshoss die Verfolgung du P„ty de Elam's einznleilc». Der Teputirtc Lanessnn thcilt im „Rappel" mit, daß Frcycinct entschlossen sei. bezüglich aller von Esterhazy enthüllten Thatsachen energisch vorzugehcn. Nach dem umtlichen Bericht ül>cr den 'Angriff aus den Wacht posten des Mrmtvlh-Mcleiiit-Magciziils in Toulon wurde der Posten Abends von 6 Individuell umzingelt, welche zwei Revolver- schüssc abgnbcn, jedoch sofort entstehen. Man vcrmuthct, die Individuen hätten beabsichtigt, de» Wachtposten zu ermorden, das Thor des Tunnels unterhalb der Bastion zu offnen und mittels Dynamitpc,kröne» das Magazin in die Lust ;» sprenge». Der Untcrpräsekl erhielt einen anonymen Brief, in welchem erzählt wird, vier Individuen Hütten den Plan gefaßt, daS Magazin Rr. 2 während des Besuches des Marineniinistcrs in die Lust zu sprengen. Bei der Geircratdcbatic über denMilitarctat inderTepiitirlen- kammer hob Aimond hervor, der Militäreiat sei in der Thal an» 875 Millionen Francs gestiegen, aber cs sei iimnöglirh, diese Summe hcrabzusctzen, denn inan müsse mit den 'Rüstungen Deutsch lands und dem Anwachsen »einer Effektivstärke durch ähnliche Maßregeln Schritt Hallen. Zu beklagen sei die Inferiorität der Effektivstärke der französischen Infanterie, weil viel zu viel Soldaten nur ein Jahr lang Ticnit Ihn». — Kricgsministcr Frcvcinct erkennt an, datz dsc sranzösischen Effct'tivstrcitkräfte an Zahl hinter denjenigen einer benachbarten Macht ziirnckbliebc». man müsse sich darein ergeben mit Rücksicht aus die Bevölkerungs- zabl Frantrcichs: aber über eine gewisse Zahl hinans verstärke »ich keine Militärmacht durch Erhöhung ihrer Effektivstärke. »Beisall.« Es scheine schwierig, im Felde mehr Armeekorps zu dirigircn. a!s deren hier und dort vorhanden sind. Er glaube nicht, datz einige weitere Armeekorps die militärische Stärke der Macht, die dieselbe erhalten durste, erhöhen könne; sie könnten nur als Rcscrpe dienen : er sei aber überzeugt, daß das Loos bereits entschieden sein würde, che maii dazu komme, sich der Rcierbc zu bedienen. Wir dürfen uns also." fuhr der Redner fort, „über die Vernrehrnng der Effektivbeslündc nnjcrcr Nachbarn nicht beunruhigen. Wir iniissen daraus halten, die O.nantität durch die Onalität zu ersetzen. »Beisall.) Ich bin stutz ans die Arbeit, die Frantrcich seit 15 Jahren für seine Vertheidignng geleistet hat. Wir gestalten gegenwärtig unser Gewehr »m. wodurch dasselbe unübertrefflich gemacht wird. Was nnierc Artillerie betrifft, so erkläre ich. datz dieselbe obne Gleichen ist. »Beisall., Das Land kann also der Zilknnjt vertrauensvoll entgegen sehen. Halten wir darauf, die Disziplin des Heeres ansrecht zu erhalten durch Fürsorge sür das Heer, durch die Gerechtigkeit, ivclchc die Führer nbcri. (Beisall.) Die Armee mutz allen Ereignisie» gegenüber bereit, sie mntz sich ihrer Ausgabe bewusst sein. Indem sic sich jeden Tag zu dem höchsten Opfer bereit hält, wird die Armee unbesiegbar. Ich meinerseits werde Alles tbnii, damit die 'Armee ans der Höhe ihrer 'Aufgabe bleibt." »Lebhafter Beifall.» (Wiederholt.) Ter päpstliche Nuntins Elan i» Paris hat einen Gchirn- schlag erlitten. Sein Zustand ist »ehr bedenklich. Eine Rote der „Agciice HnvaS" besagt: Es ist völlig un richtig. datz der smnzösiichc Gesandte in Peking beim Tsnngli- Vamen irgend einen Schritt thnt, welcher auf die Zurückweisung des Verlangens der italienischen Regierung wegen einer Land- Konzession abzicli. Es erübrigt sich, den tendenziösen Eharatkcr die'er Behauptung hervorznhcben, die dein sranzösischen Vertreter eine Haltung znichrcibt, welche den ihm gegebenen Instruktionen widerspricht. (Wiederholt.) Belgien. Gegenüber den Meldungen eines Blattes ver sichert „Le Patriote" ganz bestimmt, datz nach Ertnndignngen, die er ans guter Onetle erhalten habe, die Königin nicht an Krebs, sondern an Bronchopneumonie leide. — Das gestern früh '« Uhr ansgcgebcnc ossizicllc Bulletin über das Befinden der Königin lautete: Tie Besserung im Zustande der Königin hält an. Die Krankheit nimmt ihren normalen Verlauf (England. Wegen des schlechten Wetters bat die Königin ihre Rehe »ach dein Kontinent bis Sonnabend verschoben. Wie die „Times" melden, werden die Voranschläge für die englische Flotte für das Etatsjalir 1899 1!W eine Erhöhung von »iigesähr 3 Mill. Pfund gegen diejenigen für 1898/99 aufweise». - Das Parlament wird daher um die Bewilligung von nahezu .'8 Milt, ersucht werden. Man beabsichtigt, die gegenwärtige : grösste Effektivstärke mn 1- bis 5000 Mann zu erhöhen. Der Theil der 'Rcniordcrimgcn ist jedoch für den Bau von Schiffen bestimmt. Nusrland. Zum Stndentcnstrcik in Rußland wird ans Petersburg mitgetheilt. antzer dem mit der Untersuchung über die Studenten Unruhen betrauten Gcneraladnitanten werde auch der Universitäts-Professor Fomirscn dem Kaiser einen Bericht erstatten. Mehrere Pvlizcibeamte und auch der Koiiiiiiandcmt der berittenen Polizei, ans dessen Befehl bin die Polizisten mit ihren Peitschen auf die Studenten loshicbcn. sind verabschiedet worden. Der Ezar soll beschlossen baben, an der Organisation der hauptstädtischen Polizei durchgrelsende Aendernngen vornehmen zu lassen. Zn diesem Bchnfe soll demnächst im Schootze des Ministeriums des Inner» eine Kvmmiision niedergesetzt werden, an deren Arbeiten auch Dclegirtc des Justizministeriums tbeitnehmen werden. Falls sich dies bestätigt, so ist wohl aiizimehmen, daß die Vorgänge bei de» Stildenten-Unruhen nur den letzten Anstoß zu einer schon früher geplanten hieform gegeben haben In ähnlicher Weile durste es sich mit der Reform der Einrichtungen der Universitäten Verhalten, welche in Folge der erwähnten Vorgänge gleichfalls eine Beschleunigung erfahren soll. Serbien. Ter „Neuen Freien Presse" wird aus Belgrad gemeldet: Ter russische Gesandte Schcidowsky hatte nach Peters burg darüber berichtet, datz ihm zu dem jüngsten Hosdiner leine Einladung zugegangen sei und batte darauf von dort den Befehl erhalte». Belgrad zu verlassen. Bei der Gralnlationsconr anlätz- lich des Jahrestages der Thronbesteigung des Königs hatte sich der bulgarische Bertrcter unter den übrigen diplomatischen Ver tretern cingefnnde». AIS der tückische Gesandte den Saal betrat und den bulgarischen Vertreter wabrnahm, verließ er mit seinem Personal sofort den Saal. Ter Jntctvention des Hvfmarschalls geicing cS. die Sache beizulegen und König Alexander verlieh dem türkische» Gesandte» das Grotzkrenz des Takvma-OrdciiS. Der Vertreter Bulgariens, als eines Vasallenstaates, wurde bisher von dem König abgesondert von den übrigen Vertretern empfangen. König Alexander hat die Vermehrung der Regimenter um zivei Bataillone angcordnet, wodurch die Zahl der Bataillone auf 60 erhöht wird. durchaus verdrehte Darstellung, welche behaupte, daß Deutschland der Union feindlich gesinnt sei. Englands Eifersucht aus den festen Halt, welchen Deutschland in den Herzen der Amerikaner gewonnen habe, sei der Grmrd des gegenwärtigen Versuchs der Engländer. Deutschland schlecht zu machen. Nach einer Meldung der „Times" aus Montevideo hat die Kammer eine 'Amnestie bewilligt für alle politische» Verbreche«, so daß die wegen »vlchcr Verbrechen in Buenos - Ayrcs irr der Verbannung lebenden Personen jetzt znrückkchrcn könne» Asien. Ter britische Gesandte Mc Donald hat dem Tiuirgli- sffamen erklärt, daß ledcr Versuch, dein mit der Hongkong and Shanghai-Bcinking.Korporation abgeschlossenen Beitrag die 'An erkennung zu versagen, als ein schwerer Bertrauensbruch angejehen werden würde, welcher 'Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen müsse. Zugleich hat der Gesandte den Tsirngli-Namen am die frühere Versicherung Salisbury s hingewicsc». datz England Ehina unterstützen werde, wenn irgend eine andere Macht Gewaltmatz- reaeln versuchen sollte, um die Aushebung bereits unlerzcichiiclec und ratisizirtcr Kontrakte zu erzwingen. Wie die „Tribuna" aus London von guter Seite erfährt, tbcilte der englische Gesandle in Peking, Maedonalü. der englischen Regierung »nt, der Ehe» der chinesischen Negierung habe ibn g>. bete», dem italienische» Gesandten de Martino das lebhafte Be dauern clus.zudrückcn, daß de Martino die Weigerung, seine Note cntgcgenzunchmcn, als Beleidigung aiisgeiatz» habe. Tie chincsiiche Regierung wäre bereit, sich bei de Martino schriftlich zu ent schuldigen. Die „Tribuna" sagt hinzu, die Entichnldigungc » konnte» erst dann vorgenvimne» werde», wenn die chinesische Regier»»'« die Wiedcrvorlcguug der italienischen 'Rote verlange und die ver- söhnlichslen Jittentionen erkennen lasse. Tie „Jtaiia" thcilt mst. die amtlichen Kreise seien überzeugt, datz die Angelegenheit noch vor 'Ablauf eines Monats endgiltig geregelt werde. Ten „Times" wird aus Peking gemeldet: Von der chinesischen Regierung wird die Frage ln Erwägung gezogen, ob cs rathiam sei, die San-Mnn-Ba> zum offenen Haien ^u erklären, in der Hoffnung, aus diese Weise zu verhindern, daß San-Mu» italienisch« Kohlcnstntivii werde. — 'Aus Shanghai criährt die „Times", der Pirekönig von 'Rauling habe den Konsuln Deutschlands. Englands und der Vereinigte» Staaten tclegraphirt, dem Tavtar oo» Shangbai sei nur mit Rücksicht ans den Wunsch der Konsul», de- Verhandlungen zu Ende zu führen, gestattet worden, an» seinem Posten zu bleiben. Ta er aber nicht im Stande gewesen sei. ein Einvernehmen zu erziele», sei sein Nachsolgci: angewiesen worden, sofort die Amtsgcschästc zu übernehmen. Kunst und Wissenschaft. f Könrgl. Hvfopcr. Tie wenig dankbare, in der Ver antwortung ernste Aufgabe, die Begabung und die Ergebnisie ernster Studien eines angehenden Sängers nach einem ersten Debüt benrthcrlen zu müssen, bot die vorgestrige Aufführung von Gormod's „Al argarethe". in der Herr Anton Ban m sich als Faust versuchte. 'Aus welchen Gründe» ein 'Ansänaei gerade eine solche, in jeder Hinsicht schmicrigc Partie sonderlich anspruchsvoll in der Darstellung, wählen kann, bleibt um so un verständlicher, als in solchem Falle dein Debütanten doch »ichrc auch vollwichtige rnnsikalijche Bercfther zur Seite stehen. Mit solchem Für und Wider hat man hier indcß nicht weiter zu rechten, sondern Herrn Baum vielmehr unter dem Gesichtspunkte zu beur- kheilcii, vatz diese von ihm oder von Anderen gewählte Aufgabe feinem Talente besonders günstige Vorthcitc bieten mutz. Von solchen Vortheilcn hat »ran vorgestern allerdings nur wenig Em- pschlcnswerthes beobachten können. Tie Stimme machte zunächst nicht den Eindruck cincs reinen Tenor. Entweder haftet ihr der baritonale Timbre natürlich an. oder die Stimme ist. nach der in letzter Zeit so allgemein beliebt gewordenen Gepflogenheit, aus dem Bariton zum Tenor hernnsgcvildet worden. Dazu rst sie von czanmigem Beiklang nicht sich sic entbehrt vorläufig noch des Schmelzes und Glanzes und vor Allem einer sür höhere Zwecke genngcndcii Ausbildung. Tic Versuche, gedeckt zu singen, ru den Kopftvncn zu rcüisircn. wozu dem Sänger namentlich im dritten Bilde, der Gartensrene, reiche Gelegenheit geboten ist, blieben eben nur Versuche, die. in bescheidenen Verhältnissen gewagt, eine Be rechtigung habe» möge», aus einer ersten Bühne aber kaum zu lässig sind. In der Darstellung vermochte Herr Baum natnracmätz nur das Allernothwendigstc zu bieten, was zu einem theatralischen Versuche unbedingt erforderlich ist. Kann und darf ein Verdienst darin zu siichcn und zu finden sein, datz ein Anfänger eine große Partie, gleichviel ivclchc, ohne ernstere Folgen oberflächlich glücklich durchführt, »v hat Herr Baum dieses Verdienst sich vorgestern er worben, sogar unter schwer zu begründendem lebhafte» Beisall der oberen Regionen. Tb ein solches Experiment der König! Hosopcr aber irgend einen Nutzen und Bortheil bringen, ob ans solchem in vieler^Hinsicht höchst unfertigen Versuche die Zukunft eines inugcn Sängers sich mehr oder weniger entschieden benrtheilen lässt, sind so heüle Fragen, das; man. um nicht «ganz zu cntmuthigcn, lieber davon absicht, diese zu becuitwvrten. ü. 8i. e Das Kunststück, kurz vor Schluß der Eonccrtiaison den Saal des Minenhmoes bis aus den letzten Platz —- selbst das Podium war in 'Amvriich genommen worden -- von einem begeisterte» Publikum gefüllt zu habe», hatte vorgestern Abend Eugen d ' Albert fertig gebracht. Zn verwundern ist das eigentlich nicht: denn sein Ktavicräbcnd gehörte zu den musikalisch werthvollstcu Bcr- ciilstaltniigen der ganzen winterlichen Spielzeit und war von A bis Z ein Hochgenuß, wie er wahrhaftig »eiten genug in der Zeit der Änsikiiiacherei so xrc,8 der Kritik beichiedcir ist. Neues über d'Albert's einzigartige Knust seines Klavicrspiels zu sagen, dürste schwer »ein. Aber Eins kann man nicht müde werden, immer auf's 'Rene zu betonen, daß es nicht seine fabelhafte Technik ist. die ihn aus der Reihe aller großen Pianisten hcranshcbt, »andern sein eminent »insitalülher Sinn, sein Stilgefühl, das ihn auch davor bewahren wird, zum essekthaschenden Virtuose» anszuartcn. Tos sah man wieder vorgestern, als er neben Beethoven's l'-mel!- Svnate (ripp.'lssiomckrc) Schumann's „Earneval" »vielte, es dürfte selbst den feinsten Kennern der tlaviriftischen Litieratnr — und davon iatzcn viele im Saale, die cs nicht für zu gering achteten, bon dem Meister zu lerne» — schwer geworden sein, zu entscheiden, was der Kümiler stilcchter — von bester kann keine 'Rede sein — vvrtuia. Beethovcii'S oder Schumann's Komposition. Und dabei diese Fülle von Nuancen, dieser 'Reichthum feinster Aus- driicksformcil und belebender Momente, die »ein Spiel enthält' Oft weiß er z. B. hier bald durch das Hcranshebcn einer, einzigen Vaßiivte einer mnsikalischcii Phrase eine ganz neue Physiognomie zu geben, bald da durch eine kaum merkliche Beschleunigung des Tempos eine Steigerung von wniiderbarer Wirkung zu erzielen. Um seine außerordentliche Vielseitigkeit zu zeigen, ließ »ich d Alben im Verlauf des Abends auch alsEhopinivieler bewundern; namentlub die beiden Etüden aus op. 25. vvn denen die eine sich wie eine poetische Improvisation, die andere, die große in -1-mv». »ich wie ein virtuos gegebenes Esicitftück präsentirle. gelangen ihiitzghinzeiih Von eigenen Kvmvvsitivncii Hörle inan von d'Albcrt drei Stücke aus »v. 10 und zum Eingang das Präludium und die Fuge in v-äur vvn Bach in des Eviiecrtgebcrs Bearbeitniig für Klavier. Hatte bislang schon der Beifall beinahe unheimliche Dimensionen aiiaciwimncv. sv geriet»» das Publikum vollends außer sich. a!S der Meister zuin Schluß eine Barearole von Rnbinstein ipiclle und endlich die be rühmte Parsorce-Etudc „Mazevva" von Liszt hernnterraste. ohne dabei die Plastik der einzelnen Tone und Phrasen nur im Geringsten zu verwischen. Das war sicher daS Bravouröseste, was überhaupt ans dem Klavier geleistet werden tcnin-, freilich darf cs als ein Glück bezeichnet werden, sowohl sür den Hörer wie für den Spieler, datz nicht der gunze Abend aus derartigen Kraftproben bestand. Dazu ist eben d'Albcrt viel zu viel Musiker, um nicht z» wisse», daß ui erster und letzter Linie doch die Werke der großen Klassiker den eisernen Bcstaud aller Cvncertc bilden müssen. — Amerika. Jnder falschenAnnahmedcr deutsche Kaiser betrachte Hoffentlich macht sich der Künstler in Zukunft nicht mehr so rar bei Schriftsteller Kipling als einen Amerikaner, erklären,die loyal uns: oder jvllte er cm Cicero denken: omnia praeellria rara?! den denkenden Blätter. Kipling sei ein Amerikaner in geistiger Be-» Ziehung, während seine Frau eine geborene Amerikanerin sei. Die Behauptung, datz das Telegramm des Kaisers einen politischen Charakter habe, wird von den New-Bvrker „Times" zurückgewiesen. Das Blatt erklärt es sür unanständig, datz der Ausdruck der Be friedigung des Kaisers über die Genesung Kipling s in London so ansgelegt werde, als habe der Kaiser dkese Gelegenheit in politischem Sinne ausbentcn wollen. Klplmg's Ideale sowohl wie seine Schriften könnten zu Niemandem eindringlicher spreche», als z» den> groß angelegten deutschen Kaiser, dessen Telegramm einfach den Ausdruck eines natürlichen Impulses oarstelle. lieber die beincrlenswcrthc politische Kundgebung der Deutschen in Chicago wird noch gemeldet: Es wurde ein Komitee cingesedt, s Der Orchesterverein „Philharmonie" legte vor gestern in einem 3 Anfführunasabend neue Proben seines rüstigen Lebens und Strebens ab. Bekanntlich setzt sich die Kapelle zu janiincn aus hiesigen Post- und Telcgraphenbcamtcn. die ebemals als Militärmnsiker tbätig waren. Daß sich »nn diese verstreuten Kräfte philharmonisch vereinigt haben, um mit Eifer und Ernst im Kreise ihres Vereins und ihrer Berufsgcnossen tünstlcusch sich zu bcthätigen, gereicht ilmcn selbst zur Genuathuung und ihren ständigen Hörern Zinn Genuß. Dem musikalischen Leiter. Herrn Obertelcgrnpheii-Alsistcnt Bornschein, aber gebührt das nicht geringe Verdienst, das vorhandene, wohl brauchbare ansführende Material gesichtet und zu einem trefflichen Orchcsterkörper zusamnicn- geschweißt zu haben. Nur wird er bei der Auswahl der Tonstücke Dresdner Nachrichten. Nr. «iS. Seile rr. »M Freitag. 10. Mar» 1800
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