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Dresdner Nachrichten : 16.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-16
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.06.1899
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vorige!. Jahre neuerbaute SorrektiouShauS unter Führung des Senn AilstaltSdirektors Dr. v. Mayer auf Ober-RupperSdors einer eingehenden Besichtigung. Bon da aus fuhren die Herren nach Grvßschweidnitz und »ahme» dort die Bauarbciten für die neue Lanbes-Jrrenanstalt in Augenschein, : Lanbes-Jrrenanstalt in Augenschein. — In der anläßlich des Gcneralavpells der Jäger und ichen in Werdau abgehaltenen Dclegirtensitzimg waren 22 Vereine vertreten. Beratben wurde ein Antrag des Dresdner Brudervercins auf Gründnna einer Tarlehnskassc, aus welcher Mitglieder» des Kartells Darlehen zu 4 Prozent zu gewähren seien, und Jnslebenrufen eines eigenen Berbandsorgnns. Ter Antrag wurde an eine Kommission verwiese». Der Antrag Chemnitz, das; sich die Kartcllvereine einigen solle», einem bereits beschenkten festgcbendcn Verein nicht je einen beliebigen Gegenstand, sondern gemeinsam einen Geldbetrag zu Unterstiitzungszweclcn zu spenden, wurde allgemein für praktisch befunden und einstimmig an genommen. Aus Antrag Leipzigs wurde für jedes Bataillon ein Preis für Schießleistungen beschlossen und die Kopfsteuer auf 5 Pfg. für jedes Mitglied festgesetzt. Endlich wurde beschlossen, den nächsten General-Appell 1002 m Pirna abznhalten. — Am 29. Juni findet in Eg er ein deutscher Kauf mann s t o g statt. TllgcSsicschtchte. , äes Reich. In Potsdam fand gestern in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin, sowie der Prinzen Anglist Wilhelm und Oskar im Mausoleum eine Gedächtnißscier für Kaiser Friedrich statt. Tie Gedächtnißrede hielt Hosprcdigcr Kehler. Die Ma,cstätcn. sowie die Prinzen legten Kränze auf den reich mit Blumen geschmückten Sarkophag nieder. Einen bemerkenswerthcn Trinksprnch ans ben Kaiser brachte Vicc-Admiral z. D. Mensina beim Rcgattatag des Mittelrheinischcii Seglerverbandes in Wiesbaden ans. Ter „Rhein. Cour.' berichtet darüber: „Wie wir hier versammelt sind, repräsentire» wir die gediegenen bürgerlichen Schichten, ich mit Ihnen! Wir stehen ein Jeder auf dem Posten, aus den uns das Geschick gestellt hat, meist einem Tagewerk gewidmet, das die ganze Zeit und den ganzen Mann in Anspruch nimmt. Das läßt uns aber gleichwohl nicht engherzig werden und nicht verkennen, das; die alten, engen Verhältnisse nicht mehr aus unsere Zeit passe». Gerade Sie in Ihren gesegneten rheinischen Gauen sind daraus angewiesen, Ihre Produkte m die Welt hinaus zu senden und werden cs deshalb verstehen, das; wir unser Heil nicht mehr erblicken können in mittel alterlichen Burgen, in engherzigem feudalen Wesen, Ich glaube, gerade der Kaiser besitzt auch dafür das vollste Verständnis;, Er weih, welche starke Kraft und welcher Rückhalt für ihn in dem gut fnndirten, selbstständigen Büigerlhum ruht. Ter Kaiser zeigt bei ieder Gelegenheit, das; er nicht nur Soldat ist, sondern dag sein Auge auch weiter hinanSschant, Ter Segelsport, den wir pflegen, soll nicht nur ein sportliches Interesse biete», sondern anch zur Stärkung der Volksgesundheit beitragen. Gerade Sie, »nscre Kausleute, unsere Gewerbetreibenden, die i» der nervenanfreibcnden Berufsarbeit ein gut Thcil der großartigen Entwickelung nnsercs deutschen Handels auf Ihren Schultern tragen, werden zu wür digen wissen, welch' köstliche Entlastung und Ergnicknna solch' ein Tag auf den Fürthen unseres Rheines bedeutet. Von diesem Ge sichtspunkte ans bitte ich Sie, die Bestrebungen unseres Kaisers zu unterstützen, nicht auf dein Gebiete des Sports, sondern auf ollcir Gebieten, wo immer die Wohlfahrt des Vaterlandes in Frage kommt I" Kaum war das Kaiscrhoch vcrlluiigcn. da ereignete sich ein hübscher kleiner Zwischenfall. Aus der Reihe der mehr als hundert Tischgäste tritt ein Franzose ans den Admiral zu mit den in gebrochenem Teutich vorgebrachtcu Worten: „Mein Herr Admiral > Sie haben vorhin „unjcrcs Kaisers" gedacht in dem Glauben, das; Sie Deutsche ganz unter sich seien. Ich habe aus vollem Herzen mit cingestimmt auf Ihren liebenswürdigen gnädigen Herrscher." — Admiral Mensing bat die Anwesenden, diese Galan terie mit ihm zu begrüßen „als ein Zeichen der guten, ehrlichen Gesinnung, die wir leider nicht oft in französische» Blätter» finden, aber regelmäßig, so oft wir einen Franzosen,bei uns begrüßen. Ich konstatire das auch als alter deutscher Seeoffizier, der die Franzosen von der gleichen angenehmen Seite in allen ihren Kolo nien kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Wen» sich einmal unsere gemeinsamen Interessen voll anslcbcn könnten, so könnten wir die mächtigsten Verbündeten der Welt werden." tLcbhastes Bravo.) Wie die „Bcrl. N. N." aus zuverlässiger Quelle hören, haben die verbündeten Regierungen und das Ncichssckatznmt Alles vor bereitet. um den mit Spanien abgeschlossenen Vertrag über den Ankauf der Karolinen-, Palao- und Mciriancn-Jnscln und die Regelung der beiderseitigen Handelsbeziehungen und den da durch erforderlichen Nachtragsetat vhiic^ Verzug dem Reichstage verlegen zu können. Da der spanische Senat bereits den Vertrag seinerseits genehmigt und die spanischcTcpntirteiikammcr, die aller dings ihre Kvnstituirung noch nicht beendet hat, mit der Znstimm- ung auch nicht zisgerii dürfte, so nimmt man an, das; die bereits im Druck befindlichen Vorlagen am Montag im Reichstag verlhcilt werden können. Sollte das Hans zu ihrer Beralhnng nicht mehr znsammenznhalten sein,, so müßte freilich im Juli eine besondere Tagung stattsindcn, die zu vermeiden wohl im alllcitigen Interesse liegt. Ter Vertrag mit Spanien über den Ankauf derKarolin cn -, Palaos- und Marianen-Jnscln durch das Deutsche Reich läßt die Frage entstehen, ob und inwieweit dieser Vertrag der Zustimmung des Bnndcsraths und des Reichstags bedarf. Soweit es sich um die Erwerbung der Inseln als „Schutzgebiete" handelt, ist der Kaiser in Gemäßheit des Art, ll der Reichsvcrfassnng allein dazu befugt. Darnach hat er das Reich völkerrechtlich zu vertreten und Verträge mit fremdcn Staaten cinzugehen. dürr insoweit solche Verträge sich auf Gegenstände beziehe», welche in den Bereich der Reichsgesctzgcbung gehören, ist zu ihrem Abschlüsse die Zustimm ung des Bundesraths und zu ihrer Giltigkeit die Genehmigung des Reichstags erforderlich. Die Erwerbung von Kolonien oder Schutzgebieten ist an sich kein Gegenstand der Ncichsgesetzgcbnng. Diese sind zwar völkerrechtlich sremdcn Staaten gegenüber Inland, aber staatsrechtlich Ausland und müssen erst besonders dem Gebiet des Tcutschen Reiches einverlcibt werden, um unter Art. 1 der Verfassung (Bundesgebiet) zu fallen. Diese Einverleibung kann nur im Wege der Gesetzgebung und zwar der Verfassungsänderung nach Art. 78 erfolgen. Bis dahin sind also die Schutzgebiete nicht wirkliche Beslandtyeile des Reiches, sondern nur Pertinenzen und stehen als solche unter der Schutzgcwalt des Kaisers, der diese Namens des Reiches, d, h. der verbündeten Regierungen, als Träger der Souvcränetät ausübt. In dieser Weise ist anch beim Erwerb von Kiautschou verfahren worden, ohne daß der Vertrag mit China dem Reichstag zur Genehmigung vorgelegt worden ist. Der Reichstag hat seine Mitwirkung beim Etat und der Bewillig ung der Ausgaben auszuübcn. Der Vertrag mit Spanien hat aber als Kaufgeschäft von Anfang an eine finanzielle Seite, fällt also in das Gebiet der Legislative und ist insofern dem Reichstag zur Genehmigung vorznlegeu. Wegen des finanziellen und gesetz lichen Inhalts ist auch znm Abschluß des Vertrags die Zustimm ung des Bnndcsraths nöthig. Der Vertrag kann also nur unter dieser Voraussetzung und unter dem Vorbehalt der Genehmigung des Reichstags geschlossen worden sein. Wie in politischen Kreisen verlautet, soll dem Preußischen Minister für öffentliche Arbeiten Thielen nach glücklicher Er ledigung der Kanalvorlage der Schwarze Adlcrorden verliehen werden. Im Ausgleich Oesterreichs mit Ungarn befindet sich ein Passus, der in Berlin an mabncvciidcr Stelle besonders bemerkt wird. Von jetzt ab sollen nämlich Verträge mit fremden Staaten nicht mehr im Namen der österreichisch-ungarischen Monarchie ab geschlossen werden, sondern der Minister des Aeußercn wird Namens Oesterreichs und Namens Ungarns gesondert seine Unter schrift unter solche Abmachungen zu setzen haben. Neu ist diese Anordnung an sich ja nicht, da sie der Minister des Aeußcren GrasGoluchowski beim Abschluß des Handelsvertrags mit Japan auf Wunsch des ungarischen Ministerpräsidenten Baron Banffy einführte. Daß sie aber nun obligatorisch geworden, das siebt ihr geschichtliche Bedeutung. Die Schlußfolgerungen ergeben sich für leden Politiker von selbst. Der „Kölnischen Volkszeituna" zufolge soll es Kronrath in erster Linie um vie alljährlich vor der reffe des Kaisers stattfindende Berathung de» politischen inneren und äußeren Gesammtlaae und um die Dispositionen für die Zeit der Abwesenheit des Kapers gehandelt haben. Der Kaiser begiebt sich in den nächsten Tagen nach Kiel zur Theilnahme an den all- läbrlichen Bootwettfahrten und tritt dann die Nordlandreise an, während die Kaiserin sich nach Kassel und später nach Berchtes gaden begiebt. Die letzte Sitzung des Kronraths dauerte von 4 bis während dieser ganzen Zeit führte der Kaiser den n der Sitzung nahmen sämmtliche Minister - außer sich bei dem >er Nordländ er dem kn Eins auf Urlaub wellenden Dr. Bosse — Thell. auch Graf PosadowSky, der aber nicht, wie die „Kreuzzeitung" meldet, besonders aus dem Reichstag gerufen werden mußte, vielmehr gleich seinen Kollegen rechtzeitig vie Einladung erhalten hatte und pünktlich vor Beginn der Sitzung erschienen war. — Abends fand bei Gras PosadowSky ein Diner patt, an dem die anderen Minister, sowie einige Parlamentarier Theil nahmen und zu welchem anch der Kaiser erschienen war. Die „Deutsche Taaesztg," schreibt: „Während nach einer uns gewordenen ziemlich sicheren Mittbeiluna der Jinanzmmister ver sichert haben soll, daß die Ka naiv orla ge gerettet sei, tritt mit voller Bestimmtheit folgendes gut verbürgte Gerücht auf: Das Ccntriim wird morgen (Freitag) die Erklärung abgcbcn, daß eS bei dem gewaltigenUnisangedergeforderten und zum Theil zugestandencn Kompensationen nicht m der Lage sei, die Tragweite der Folgen der Kanalvorlage zu übersehen, und deshalb beantrage, die Be- rathnng des Entwurfs und die Beschlußfassung darüber vorläufig auszusetze», Achiiliche Erklärungen solle» von der konservativen und der freikonscrvativen Partei abgegeben werden. Man erwartet, das; dann die Regierung den Gesetzentwurf vorläufig zurückziehen und im Herbste in neuer Fassung und Formulirung einbringen werde. Sollte aber wider Envarten die Zurückziehung oder die Vertagung nicht angenommen werde», so soll das Centrum ent schlossen sein, sich geschlossen der Abstimmung zu enthalten. Wir wiederholen, daß dieses Gerücht mit voller Bestimmtheit auftritt und von kundiger und glaubwürdiger Seite bestätigt wird. Ob freilich die Fraktionen sich bis morgen Mittag noch anders ent scheiden werden, wissen wir nicht." Die Zahl der Mitglieder des Deutschen Flottenver eins betrug an, l. Juni 86,411. Hierzu kommen die dem „Deut schen Jloltenpercin" geschlossen bcigetrctencn Bereine und Körper schaften mit rund 100,000 Mitgliedern. Ter Landcsansschnß in Straßbnrg i, Els. nahm die in Form eines NciclstragsetatS Angebrachte Erhöhung der Gehälter der mittleren Beamten und der Subnltcrnbcamtc» an, sowie ferner den von dem Abgeordneten Wüsterer eingebrachtcn und begründeten Antrag, die Regierung zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die dem Statthalter zustehenden Befugnisse (sogenannter Diktatur- Paragraph) aufgehoben werden. Die Zeit und die Tages ordnung der nächsten Sitzung sind unbestimmt, (Wiederholt,) Eine Statistik der Streiks und Aussperrungen wird in Folge eines Beschlusses des Bnndesraths seit Anfang ds, I. aus genommen. Die Erhebungen für das erste Vierteljahr haben er geben, das; in diesem Zeitraum im ganzen Reiche 191 Streiks be gonnen wurden und 10 noch von früher andauerten, beendet wurden 16l. Tie Streiks erstreckten sich auf 408 Betriebe mit 16,246 Arbeitern. 115 dieser Betriebe kamen zum vollständigen Stillstand. Anssperrungen fanden 6 in 9 Betrieben statt, die im Ganzen 512 Arbeiter bcicbästigten. Oesterreich. Ter „Narodnv Listy" zufolge wird die Regier ung in nächster Zeit mit Rücksicht auf die dem Staatsschätze zu- slietzendcn neuen Einnahmen das Stnatsdienergesetz aktivsten und auch für die Aufbesserung der Bezüge der Eisen- bahnbcamtcn Vorsorge treffen. Nach einer in Wien stattgehabten Protestversammlnng frei sinniger Gewerbetreibender gegen die neue Gemeindewahl- Ordnung vcrinchten Theilnchmer vor der Wohnung des Vice- bürgermcislerS Ströbach eine Kundgebung zu veranstalten, fanden die Straße jedoch gesverrt. Ein Wachmann, welcher einen jungen Bnrichcn verhaften wollte, sah sich gezwungen, den Säbel zu ziehen, da ihn die Menge bedrängte. Alsbald eilten weitere Polizei- mcminchastcn herbei und trieben die Menge mit gezogenem Säbel auseinander, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Ein anderer Trupp von Theilnehmern an der Protestversammlung, welcher etwa 150 Personen zählte, war inzwischen über den Rinx gezogen, um nach dem Nachhalls zu marschiren, wurde aber au dem Ring von der Polizei zerstreut. Ungarn. Das Abgeordnetenhaus beschloß, entsprechend dem Anträge des Ministerpräsidenten v. Szell, eine dringliche Behand- lnng des Gesetzentwurfes über die Regelung des Zoll- und H a nd e lsvcr h ä l tn iss cs, welcher sofort dem Ausschuß über wiesen wurde und Rütte nächster Woche im Plenum verbandest wird. Frankreich. Poincars suchte am Nachmittag, bevor er sich in's Elysee begab, Ribot. Sarrien, Mölme, Peytral und Brisson auf, inn sich mit ihnen zu besprechen. Im Elysee ersuchte Poincars den Präsidenten Loubet um Ansschnb bis morgen, weil er mehrere politische Persönlichkeiten sprechen wolle, weiche er noch nicht um ihre Meinung befragen konnte. P oinc a r ö begnb sich gestern Vormittag l l lkbr in das Elysee und erklärte dem Präsidenten Loubet, er nehme offiziell den Auf trag zur Kabinctsbildnng an, obwohl man in der Frage der Ver keilung der Portefeuilles noch keine Entscheidung treffen könne. Poincarü beabsichtige, sich das Kriegspvrtefcnille zu reierviren, Bestimmte Anzeichen für die Löstuig der Krisis sind noch nicht vor handen, doch scheint Poincars mit den van ihm gethane» Schritten zufrieden zu sein. Er ist eifrig beschäftigt mit der Festsetzung eines Programms für das neue Ministerium. Die republikanische Mehrheit des Senats und viele Radikale der Kammer wünsche» den Senator Monis al-S Jnstizininister. Ten Blättern zufolge hat Brisson Poincars die Versicherung gegeben, seine Freunde würden ihm keine Schwierigkeiten in Betreff des Programms in den Weg legen, vorausgesetzt, das; das neue Kabinet sich entschlossen zeige, die republikanischen Prinzipien zu stützen, der Justiz und den Ge setzen Achtung zu verschaffe» und die Republik gegen die Reibereien der Diktatnrparteien und Monarchisten zu vcrtheidigen. Poincars besuchte Krank, um ihm das Kriegsportcfeuillc nnzubieten und ihn darüber zn befragen, welchen Umfang die Abwickelung der Dreysns - A » gelegenhcit nach seiner Meinung annehmen könne. Krantz soll hierüber eine Unterredung mit Easimir-Psrier gehabt baden. Telcasss erklärte Poincars, daß er nur das Porte feuille des Aeußeren annehinen werde. Bourgeois ließ Poincars wissen, er könne seine Mnswii im Haag nicht aiifgeben. Ter „Ganlvis" und der „Figaro" veröffentlichen einen Brief des Papstes an den Erzbischof von Paris, in dem die Katho liken aufgcsvrdcrt werden, sich entschieden auf den Boden der Republik zu stellen und cinmüthig für die Religion und Wohlfahrt des Vaterlandes zu arbeiten. Die „Politiguc Coloniale" verzeichnet das Gerücht, daß Consta ns von Konstaiitinvpel nach Paris abgereist sei. Wie die Blätter aus Nizza melden, soll General Giletta di San Gniseppe eingestaiiden haben, daß er den Auftrag gehabt habe, Spionage zu treiben. „Echo de Paris" meldet, Kriegsministcr Krank habe das ganze Gehcimaktcnstnck an den Rcgieriingskommissar beim Kriegs gericht in Rennes gesandt. Dasselbe Blatt tbcilt weiter mit. daß Hanvtmciim Tavernier täglich du Paly de Elam vernehme und daß dieser bisher weder seinen Advolaten noch ein Mitglied seiner Familie empfangen konnte. Ter Kreuzer „Sfax" wird DreyfuS in Brest landen. Die Direktion des Kricgshascns hat Befehl erhalten, den Kreuzer nach seiner Ankiinst sosart wieder aiisziiriincii. Spanien. Senn t. Bei der Bcrcithnna des Vertrages be treffend die Abtretung der Südsce-Inseln an Tcuffchlnnd sprach der Vicomte Eampogrcnidc gegen den von der Kommission erstatteten Bericht und gab eine historische Uebersicht über die Handelsbeziehungen zwischen Spanien und Deutschland, nm nachzilweisen, dag cS für Spanien nicht angezeigt erscheine, die in dem Entwurf des Abkommens festgesetzten Handclsvortheile zu gewähren. Ocboa (nltramvistaii) bekämpfte ebenfalls heftig die Abtretung der Süosce Inseln. Lugnc brachte ein Amendement zu dem Artikel 4 des Vertrages ein, welches dahin geht, die deutsche Negierung solle 20 Millionen Mark in Gold zahlen statt 25Millio nen Pesetas. Das Mitglied der Kommission Tvca bekämpfte das Amendement, indem er ans die .Handelsbeziehungen hinwies und betonte, Deutschland habe seine Verpflichtungen Spanien gegen über loyal erfüllt, jetzt biete es Spanien die Behandlung als meist begünstigte Nation an. Nachdem noch der Ministerpräsident Sil- vela in demselben Sinne gesprochen und die unveränderte Annahme des Berichtes verlangt hatte, wurde der Vertrag, wie bereits ge meldet. angenommen. England. Dem Vernehmen nach hat die britische Regierung beschlossen, »och einen Versuch zu machen, ihre Forderungen gegen Transvaal auf diplomatischem Wege durchzusetzen. In Hinsicht auf die Möglichkeit einer endailtigen Weigerung sind, wie der „Kreuzztg." von angeblich zuverlässiger Seite mitactheilt wird, alle Vorbereitungen getroffen worden, mit großer Ueberinacht von drei Seiten zugleich an die Grenzen des Transvaal-Staates vor- znrücken. Ob über Delagoa oder Lndysmith hängt von Verhand lungen mit Portugal ab. Die kürzeste und beanemste Marschroute geht selbstverständlich durch das portugiesische Delagoa-Gebiet. Die Veröffentlichung der amtlichen Korrespondenz zwischen Chamberlain und Sir Alfred Mtlner. welche der Bloem- fontelner Konferenz vorherging, überrascht und befremdet in poli tischen Kreisen. Die Depeschen schlagen beiderseits gegen die Buren-Reaierung thcllweise einen sehr schroffen Ton an. Milner bemüht sich nachzilweisen. wie sich seit dem Jamcion-Raubzuge die Lage der Uitlander bis zur Unerträglichkeit verschlimmert habe. Dänemark. Der König empfing die Offiziere der in Kopen hagen liegenden deutsche» Kriegsschiffe „Jrithjoss" und Rumänien. Bel den Senats wählen zum zweiten Wahlkörper wurden gewählt 45 Konservative, 2 Junimistm und unabhängige Liberale; außerdem ist eine Stichwahl erforderlich. Amerlra. General Otis telegraphirte aus Manila: Lawton-Truppe», welche das Land im Süden von Bacoor besetzt halten, unternahmen eine Nckognosziriing westlich und südlich aus ^ ^ Zabotflusses und auf der Straße nach der Linie des Zabotflusses und auf der Straße nach Bacoor. Die Filipinos zogen sich nach Jmu zurück. Gestern fand ein heftiges Gefecht statt, bei welchem die Amerikaner 10 Todte und 40 Ver wundete hatten. Die Verluste der Filipinos sind sehr schwer. ES ist nicht unwahrscheinlich, daß die Filipinos in den südlichen Provinzen weiter keinen entschiedenen Widerstand leisten. General Otts dürste die längste Zeit Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen ans den Philippinen ge wesen sein. Durch die Gönnerschaft einer mächtigen politischen Clique in Washington ans seinen Posten gestellt, hat er so gut wie keine Erfolge zu verzeichnen, wiewohl er in seinen Berichten über die militärische und politische Lage stets die größte Zuversicht und Hoffiiniigssrciidigkcit bekundet hat. Seine Abberufung gilt in Washington als unvermeidlich, doch bereitet die Ausfindigmach ung eines geeigneten Nachfolgers große Schwierigkeiten. Die militärischen Kreise betrachten General Lawton für den Geeig netsten. doch trägt man im Weißen Hause Bedenken, diesen im Rang hinter Otis znrücksteheiiden General einfach an dessen Stelle zu setzen. General Miles hat eine Anfrage, ob er den Oberbefehl in Manila übernehmen wolle, mit Nein beantwortet. Inzwischen stockt der Feldzug gänzlich, mit jedem Tage der Regenzeit ver schlechtert sich der Äesundbcitszustand der Truppen, die an Sumvf- ficber. Ruhr, Tvvhns und anderen Seuchen schwer leiden. In den Vereinigten Staaten wächst die Mißstimmung über diese Ent wickelung der Dinge. Afrika. Die Londoner „Daily Mail" meldet aus Kap - stadt. Das Kap-Kabinet richtete eine Vorstellung an die Reichs- regierinig, die ansführt, es sei unrathsam, einen sofortigen Truck auf Transvaal auszuüben und den Wunsch ausdrückt. Transvaal sollte eine Zeit zur Ucberlcgung gewährt werden. Das Kabinet warne, den» die Kapburen würden unbändig werden, falls die äußersten Maßregeln ergriffen werden. Wenn das Kap-Parlament zusammentrele, werde diesem eine Entschließung unterbreitet werden, welche die Krisis beklagt und die schiedsgerichtliche Lösung der Streitigkeiten, welche die Suzeränetät Englands nicht berühren, begünstigt. Ter Volksraad von Transvaal beschloß, die Vorlage be treffend das Wahlrecht anzlinehmen, jedoch vor Inkraftsetzung der selben das Volk zu befragen. Der Präsident Krüger dankte dem Volksraad in einer Rede, in welcher er sagte, es seien nnruhevolle Zeiten; er wisse nicht, was kommen werde. Die andere Seite habe kein Tüpfelchen zugestanden: er habe nicht mehr zugestehen können. Gott habe den Buren stets beigestcinden. Er wünsche den Krieg nicht, habe aber nicht mehr weggebcn wollen. Gott habe die Unabhängigkeit, obgleich sie einmal weggenommcn war, wieder hergcstcllt. Die „Times" weisen in ihrem Leitartikel den Präsidenten K rüge r darauf hin, daß mit der Zeit die Vorsehung die Un gerechtigkeit bestrafen werde (sie!) und er selber im Innersten wissen müßte, daß die Behandlung, die er den Uitlanders zu Theil werden lasse, durchaus ungerecht sei. (Es zuckt Einem in den Fingern, wenn man die „Times" für die elende englische Raubgier die Vorsehung anrnfen hört; eine ärgere Blasphemie ist nicht denkbar!) Der „Standard" schreibt: Die Veröffentlichung der Depeschen im gegenwärtigen kritischen Augenblick sei eine formelle Kundgcbiliig der Negierung, welche nicht ziirückweichen könne. — Ter „Ehronicle" meint, cS sei nicht nur schändlich, sondern auch sinnlos wegen einer iinbedentenden Streitigkeit aus Krieg und Vernichtung zn sinnen. — Ter „Tailn Telegraph" meldet aus Kapstadt, die Veröffentlichung des Blaubuchcs habe die Furcht permchrt, aber die feste Haltung der englischen Regierung sei bei fällig cinfgenomnien worden. Große Mengen von Lebensmitteln seien nach den KavallericdepotS in Natal abgesandt worden. — Ten „Daily News" wird ans Kapstadt geschrieben: Junes, der Fübrer der Gemäßigten, veröffentlichte eine Erklärung, in welcher er Hvfniayr auffvrdert, seinen Einfluß bei Krüger geltend zu machen, um dielen znm Nachgcbcn zu veranlassen. Ebenso suche die Regierung des Oranje-FreistaateS privatim ans Krüger ein- zuwirkcii. In dem Jobcinnesbiirger Verschwörnngsprozes; wurde beschlossen, das Haiiytverfabren gegen die Angeschnldigten zu er öffnen. Tie Staatsanwaltschaft stellte fest, sie wolle nicht der englischen Regierung unterstellen. Mitwisser der Verschwörung ge wesen ;» sein. Persien. Dem „Daily Graphic" wird ans Sebastopol gemel det. daß den Mittheilnugen eines auS Teheran dort eingetroffencn russischen Offiziers zufolge der Schuh von Persien körperlich und geistig niederaebrvchen und unfähig sei. die StaatSgeschäfte weiter- zuführcn. Er leidet der Nachricht zufolge an schwerem Verlust der Gcdächtnißkraft und an Hnlluciiicitioiieii. So soll er vor Kurzem, sich für gänzlich verarmt haltend, befohlen haben, die Vergoldung des Thronsaalcs und einen Theil seiner Gärten zu verkaufen, was natürlich nicht befolgt wurde. Er wird nie außerhalb seines Palastes gesehen und belustigt sich fast unnnterbrochen mit den darin befindlichen Telephonanlagen. — Der Umstand, daß die sen sationelle Nachricht aus London unter russischer Adresse kommt, fordert vorsichtige Aufnahme. Kunst und Wissenschaft. * 4 Während der gestrigen A bs ch iedsv o rstel l u'n g des Herrn Albert Paul kam es im König!. Schauspiclhausc von Seiten des gescnnmten Publikums zn so u ngeh en eren Dc - m o nstr a t i o n en , wie sie im Dresdner Hoftheatcr und vielleicht auch niemals in einem anderen Theater zn verzeichnen gewesen sind. Das Halls war bis auf den letzten Winkel ansverkanft und säst ausschließlich von Damen und Herren der beste» Gesellschafts kreise Dresdens besetzt. Als Herr Paul in der Rolle des Doktor Martens in Fnlda's „Jugendfreunde" im ersten Act dem Publikum sichtbar wurde, empfing ihn ein miimtenlaiig anhaltender donnern der Beifall, Zwischenrufe: „Hier bleiben!" „Nicht fortgehen!" wurden laut — eine überwältigende Ovation, die förmlich fieberhaft dar- gcbracht wurde. Die kolossalen Kundgebungen wiederholten sich bei jedem Auftreten Pani s und nach jedem Actschlusse in einer Steigerung, die bis zum Tumulte anwuchs. Alle diese demon strativen Aenßcrlingen bedeutete» aber nichts gegen Das. was sich am Schlüsse des Stückes knndgab. "Als Herr Paul hier in einer erdrückenden Fülle von Lorbeerkränzeil, Blumeiigebinde» und kost baren Geschenken circa ein Dutzend M i! an den Rampen erschienen war, mußte er sich zn einer Ansprache verstehen. Lange währte es, bevor er in dem ungeheueren Tumult zn Worte kommen konnte. Er sagte unter großer Bewegung n. A.: „Ich finde keine Worte, wie ich Ihnen für jo viel Liebe und Güte danken soll. Durch elf Jahre habe ich mich um die Gunst des Publikums mit Hingabe meiner ganzen Kräfte zwar bemüht, diese Liebe habe ich aber nicht verdient. Ich wäre gern geblieben. — Hier wurde er von einem wahre» Beifallssturm unterbrochen und laute, oft wiederholte Zu rufe ertönten: „Anderc sollen gehen!" „Jntriglie!" „Gros Scebacb. warum?" „Paul, hicrbleiben! Endlich fand Herr Paul wieder Worte, dankte für die erdrückenden Beweise von so viel Liebe und Sympathie und sagte ein kurzes „Adieu!" Das Publikum wich aber nicht von den Plätzen und neue, ungeheuere Dcinonstrcitioncii begannen. Hunderte von Damen winkten mit den Taschentüchern, zahlreiche Zurufe von gereizter Stimmung gegen Panl's Gegner wurden laut und immer und immer wieder mußte der Vvrhana sich heben und Herr Paul sich der aufgeregten Menge zeigen. Selbst als Herr Paul noch ein zweites Mal Worte des Dankes gesprochen, legte sich der Sturm noch nicht. Erregt rief man von den Balkon plätzen : „Gras Seebach wird diese Demonstration wohl verstanden haben!" Erneuter, ohrenbetäubender Tumult und Zwischenrufe: „Dies ist das Urthcil des verständigen Publikums!" „Paul, hier- olciben I" „Hinaus niit der Jntrigne!" Während einer vollen halben Stunde hielten diese Kundgebungen »iid Demonstratio - neu an und legten sich nicht eher, bis der eherne Borhang hcrab- gelassen wurde. Alles in Allem mag die Gardine gestern wohl hundert Mal aufgezogen worden sein nnter so fieberhaft erregten timmungen des gesammtcn Publikums, wie sie nur von der ans- esprochendstcii Opposition eingegcben werden kann — eine Ab stellung. wie sie in Dresden noch niemals erlebt wurde . . mg. und schwerlich wieder gesehen werden wird. L. Lt. Dresdner Nachrichten. Nr. L«5. Seite 3. Freitag, 1V. Juni 189»
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