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Dresdner Nachrichten : 16.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-16
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.06.1899
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Täuschung erwiesen. in> Westen, wo jetzt linksrheinisch Bahnen ausweisen, im Gegensatz' zu früher lautgewordenen Besorgnissen Gr glaube auch, daß der Wunsch der westlichen Provinzen beziig lich des Kanalbaucs nicht zu unterschätzen sei, und erinnere da u. A. an den Bedarf des Westens an Grubenhölzern aus dein Osten. Das Bedürfnis nach einem Mittelland kanal sei ja auch von schlesischer Seite anerkannt worden. Ins besondere citirt Redner Sleußcrunge» des Geh. Kommerzien- raths Schoeler zu Gunsten des Kanals. Diese Aeußeruugeu feien von Bedeutung, da die Hauptgegnerschaft gegen den Kanal aus Schlesien komme, da sich in Folge des Kanals mehr Arbeiter vom Westen nach dem Osten zieben würden und dadurch die Landwirthschaft geschädigt werden könne. Dem könne er eine ge wisse Berechtigung nicht absprcchen, aber er bestreite, das; die Ge fahr durch den Kanal wesentlich vermehrt werde. Industrie und Landwirthschaft seien auseinander angewiesen; jede .Hebung von Industrie und Berkehr komme auch der Landwirthschaft zu Gute, wie eben jede Hebung des Verkehrs der Allgemeinheit diene. Durch den Bau des Kanals werde die Möglichkeit gegeben, mit grösserer Ruhe an den Ausbau des Eisenbahnnetzes heranzrrtrcten. Man tönne sehr wohl das Eine thun und das Andere nicht lassen. Zinn Schlüsse verliest Fürst Hohenlohe folgende Erklärung der Staats- rcgrerung: „Die Staatsrcgicrung steht »ach wie vor auf dem Staudpunktc. daß die Herstellung eines die Flußläufe des Landes verbindenden Kanals vom Rheine bis zur Elbe mit de» sich anschließen den Seitcnverbindungen dringend geboten ist. Der Rhein-Elbckanal ist eine nothwendige Ergänzung der Verkehrsstraßen der Monarchie; er ist ein allen WrrthschaftSzweigen scgenbringendes, die allgemeine Wohlfahrt hebendes Kulturwerk und er erhöht die Wehrfähigkeit des gesammten deutschen Vaterlandes. Bei dem gewaltige» Hunehnreu des Verkehrs in den rheinisch-westfälischen Industriegebieten gewährt der Kanal den Eisenbahnbetrieben sie wirksamste Entlast ung. In dieser Auffassung ist die Stantsregierung durch die Ver handlungen der Kommission des hohen Hauses wesentlich bestärkt worden. Die Staatsregierung verkennt nicht, daß die Ausführung dieses Werkes in den Produktions- und Koiisumtioiis-Bedinguugeu Verschiebungen Hervorrusen wird, welche mit »achtheiligen Folgen für einzelne Landestheile verknüpft sein können. Wir behalten uns vor, auf diese Frage im Lause der Debatte zurückzukvnimcn, indessen trägt die Staatsregierung kein Bedenken, schon letzt im Allgemeinen zu erklären, daß sic nach Kräften bemüht sein wird, zweckdienliche vorbeugende Maßnahmen zur Verhütung dieser Nachtheile rechtzeitig rn die Wege zu leiten und auch demnächst in den Fällen, wo dies nothwcudig erscheinen wird, aus den, Gebiete der Eisenbahntarise wesentliche Störungen in den Absatzverhält- nissen auszugleichen. Die Durchführung der beabsichtigten großen Landesmeliorationen werde auch dadurch wesentlich gerechtfertigt und erleichtert, daß die bctheiligtcn Provinzen und andere kom munale Verbände dieselben in ausgiebigster Weise und in zweck mäßigster Form unterstützten. Die Stnutsreaiernng gicbt der sicheren Erwartung Ausdruck, daß der Landtag der Monarchie seine Genehmigung einem Unternehmen nicht versagen werde, dessen Ausführung von beiden Häusern des Landtags der Staatsregicr- una im Gesetze vom 9. Juni 1886 zur Pflicht gemacht worden sei und Von rhr als eine der wichtigsten ihr obliegenden wirthschaftlichen und politischen Aufgaben betrachtet werde. Die Staatsregierung muß aber entscheidenden Werth darauf legen, daß die Vorlage noch in dieser Tagung des Landtags zur Erledigung kommt. (Beifall.) Abg. Freiherr v. Hceremann erklärte Namens des Centrums, daß dasselbe zur Zeit nicht in der Lage lei, gegeirüber den neuen Ausführungen der Regierung Stellung m nehmen und beantragt Zurückberwcistmg an die Kom mission. Werde diesem Anträge nicht stattgegcbcn, so werde sich das Centrum der Abstimmung enthalten. — Abg. Stengel (freikons.) widerspricht dem Anträge, da Neues nicht gesagt werden könne. Abg. Graf Limburg (kons). und Sattler (ul.) sind gleichfalls gegen die KommissioiiSverweisiiug, während Abgg. Rickert (srcis. Verö und Richter (freis. Volksp.) derselben zustimmen, der Noth ge horchend, nicht dem eigenen Triebe, wie Abg. Richter - sagte. Schließlich wird die Zurückverweisung an die Kommission mit 240 gegen 160 Stinunen beschlossen. Für die Znrückverweisung stimmen von den beiden konservativen Fraktionen 28 Abgeordnete. Morgen: Interpellation betreffend Besteuerung der Waarenhäuser und Kom munalbeamtengesetz. Berlin. Der Bundesrath stimmte heute den Ansschnß- anträgen zu dem Entwürfe einer Aichordnung für die Binnen schifffahrt ans der Elbe, der Vereinbarung mit Brasilien über die Mitwirkung der beiderseitigen kvnsularilchen Vertreter bei der Regelung von Nachlässen ihrer Staatsangehörigen und der Ueber- einkunft mit Uruguah über das wieder in Krafttreteu des Handelsvertrags zu. Berlin. Die „Kreuzztg," bemerkt zu dem heutigen Beschlüsse des Abgeordnetenhauses: „Was dieZurückverweisuug an die Kom mission veranlaßt hat und was sie bezweckt, liegt klar auf der Hand. Bei der Leitung des Centrums kam Alles darauf an, diese Partei geschlossen für den Kanal in's Feld führen zu können. Bei dem übemus zunehmenden Koinpensatioiishunger war cs schwer, schon jetzt die Fraktion unter einen Huti zu bringen. In der Kommission wird es in nicht allzu langer Frist der Leitung des Centrunis gelingen, so bestimmte Zusicherungen für die einzelnen Kompensationsbedürftigen herauszuschlagen, daß die Mehrheit für die Annahme des Kanals formirt werden kann. Würde in der Zwischenzeit noch diese oder reue Vorlage nach den Wünschen des Centrums erledigt, so trägt dieser Zufall natürlich nur dazu bei, um die Zustimmung noch zu erleichtern." — Die „Berl. N. St." sagen: „Die schließliche Annahme scheint nunmehr sicher, wenn man auf der schlesischen Seite das Erreichbare von dem Wünschens- werthen scheidet und die Regierung die Grenzen des Er reichbaren nicht zu eng bemißt." — Betreffs des Gesetzentwurfs zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältnisses bestehe, der „Nat.-Zgt." zufolge, in der nationalliberalcn Fraktion des Reichs tags die Auffassung, daß es sich empfehle, auf Grund der 88 1 und 2 des Eniwurfs den Versuch eines wirksameren Schutzes der Arbeitswilligen zu machen, daß die übrigen Vorschläge der Regierung aber keine geeignete Grundlage für ein gesetzgeberisches Vorgehen darbieten." — Das hessische Jlnanzminis.erilini hat eme Ivrozcntiae hessische Staatsanleihe, die für 10 Jahre unkündbar ist, im Betrage von 21,5 Mill. Mk. zum Kurse von 100,50 Proz. nusgegeben. Darin stadt. Die Besserung in. Befinden des Großherzogs hält an. Bulletins werden nicht mehr ausgegeben. Detmold. Archivrath Berkemeicr wurde von der Anklage der Beiseiteschaffung amtlicher Aktenstücke frcigesprochen. Die Kosten der Äerthcidigung wurden der Staatskasse auferlcgt. In der Uttheilsbegründung wird ausgeführt, duß weder subjektiv noch objektiv die Schuld nachgcwicsen sei. Der Staatsanwalt hatte sechs Monate Gefängniß beantragt. Paris. Unter großem Andrange des Publikums begann heute vor dem Zuchtpolizeigericht die Verhandlung gegen acht an den Kundgcb- lingen in Auteuil Bctheiligte. — Die Meldung mehrerer Morgcn- blätter, der Kriegsminister Krantz hätte in einer Unterhaltung mit dem Senator Siegfried geäußert, das Urtheil des Kassationshofes habe in keiner Weise seine Ansicht über die Schuld des Haupt- nianns Drevfus geändert, wird formell cls falsch erklärt. — Es heißt, Poincarö gedenke Ribot das Portefeuille des Unterrichts, Sarrien das des Innern und Monis das Justiz-Portefeuille an- zubicten. Beim Verlassen des Elysöes erklärte Poincarö, er hoffe, zum Ziele zu gelangen. Paris. Zuchtpolizeigericht. (Fortsetzung.) Der Präsident verhört zunächst den Grafen de Dio», welcher aussagt, er sei an erster Stelle bei den Vorfällen in Auteuil betheiligt gewesen. Er betont, er sei nicht nach Auteuil gegangen in der Absicht, eine Kundgebung zu veranstalten, aber er habe das Recht, zu rufen: „Es lebe das Heer!" Er habe cs auch gcthan, um Loubet zu be weise». daß nicht Alle ohne Ausnahme ihm huldigten. Er stellt in Abrede, den Direktor der Munizipal-Polizei Touny getroffen zu haben. Er habe nicht wissen können, daß die Leute, mit.denen er den Zusammenstoß hatte, zur Polizei gehörten. Der Präsident verhört dann die anderen Verhafteten, welche erklären, sie wären zu ihrem Vergnügen zu dem Nennen hinausgegangen und hätten gerufen: „Es lebe das Heer!" Tann Hube die Polizei in ge hässiger Weise auf sie losgeschlaaen. Bern. Der Nationalrath beschloß mit 160 gegen 9 Stimmen, in die Berathung des Entwurfs eines neuen Gesetzes über die Errichtung einer Centralnotenbank mit Notenmonopol einzutreten. New-Park. Das der Partei der Silberdemokraten an- achörige Kongreßmitglied für Missouri. Richard Brand, ist ge storben. An der heutigen Berliner Börse hielt die matte Tendenz, die gestern wieder stark hervorgetrcten war, an; es überwog zu Anfang großes Realisationsangebot. Wie verlautete, handelte es sich dabei um die Lösung größerer Engagements eines Groß- spekulanten. Jin weiteren Verlause trat wohl etwas DeckungS- begehr hervor, auf den hin die Kurse sich wieder erholen konnten, doch erfolgte auch hier bald ein Rückschlag. Die Meldung aus London und die Nachricht über die Vertagung der Kanalvorlage in, Abgeordnetenhaus ließen die Kucke auf's Neue zurückgchen. Bon Bankaktien setzten die meisten Wcrthe fest ein. die Kurse schlossen fast durchweg niedriger, besondere Kursverschiebungcn sind nicht hervorzuheben Bon Eisenbahnakticn waren heimische Werthe etwas schwächer, fremde Bahnen nur wenig umgesetzt, die Kurie zumeist niedriger. Der Montanaktlcnmarkt lag fest. In der zweiten Stunde mußten die Kucke sich eine merkliche Abschwäch- una gefallen lassen. Von fremden Renten Spanier höher, heimische Anleihen erholt. Der Schluß der Börse war fest. Privatdiskout 4 Prozent. — Der Spiritus- Markt hatte feste Tendenz. 70er 40.80 oder 30 Pfa. höher. Die Zufuhren waren nur klein und wurden schnell ausgenommen; wie verlautet war Hamburg als Käufer am Markte. Der Getreide-Verkehr hatte auf matte ausländische Berichte und aus Nachlassen der Kauflust schwache Tendenz, auch verstimmten die Saatensrands- berichte aus Ungarn. Weizen ging etwa 2 Mk-, Roggen etwa 1,50 Mk. zurück, Hafer nur wenig verändert, aber sehr still. Nach Ermittelung der Centralnotirunysstelle der preußischen Laudwirth- schaftskammern wurden bezahlt in Berlin: Wetzen 163,50, Roggen 119, Hafer 146,50 Alk-: in Stettin-Stadt: Weizen 159, Roggen 145, Haker 136 Mk. — Wetter: Bis Mittag Regen, gegen Abend aufklärend; Nordostwind. 8ra«It>>r« ,. M. iSchluz.i Ikredtt LA,SV. Liiconlo ISS,SO. Driidne, «anr 168.48. Slaatabah» —, Lombarden —. Laurahütte 268,88. Ungar. Sold —. Portugiele» 27.80. Ruhig. «arU. >8 Uhr Roa-mittagS.i Renie ll>2,S2. Italiener 86.10. Spanier 66,iS. Portugiele» 27,18. Türken 23.80. Türkenloose >82.80. Oliomanbanr bSl.OV. Staats bahn —. Lombarde» iS8,80. Ruhig. Paris. Protultemnarkt. Weiten per Juni 20,88, per Leptbr.-De.ibr. 28.S8. matt. Mböl per Juni 18,7->. per September-Dejember SI.2L, ruhig. Eptrttui per Juni 42,7S, per September-Dk zember 38.88, ruhig. Amsterdam. Prodnttcn-Berinn. wegen per November —, per Mari—, gelchüMoi. Roggen per Oktober lS7,88 per Marz . OertlicheS und Sächsisches. — An der Tafel, die gestern Nachmittag '/g4 Uhr bei Sr. Königs. Hoheit dem Prinzen Georg in der Prinz!.' Villa ^u Hosterwitz stattfand, nahm Se. Hoheit der Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin Theil. — Ihre Königl. .Hoheiten Prinz und Prinzeß Fried- r i ch A u g u st zeichneten gestern Abend in Ehlig's Gasthofe in Wachwitz die vom Frauenverein daselbst veranstaltete Wvhlthätig- kcitsvorstelluiia (Theater) mit ihrem Besuche aus. — Se. Majestät der König hat genehmigt, daß der Kammer- Herr v. Winckler dos von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Sachscn-Wcimar-Eisenach ihm verliehene Komthurkrcuz des Hausordeus der Wachsamkeit oder vom Weißen Fallen anuchme und trage. — Dem ständigen Lehrer am Seminar zu Drcsden-Friedrich- stadt Ernst P a u l ist der Titel „Oberlehrer^ verliehen worden. — Die Einweisung des Herrn Pfarrer Scgnitz in das Pfarramt der Annenkirche erfolgt Sonntag den 2. Juli. — Die vom König!. Fiiianzmimsterium an ein Banken- Konsortiuin begebene Zprozentige sächsische Rente im Nominalbetrag von 80 Millionen Mark beschäftigt die Finanzkreise in lebhaftester Weise, namentlich wird in den Berliner Blättern dos Verfahren des sächsischen Finanzministeriums diskutirt und kritisirt. Das Konsortium besteht außer den Firmen Sächsische Rank zu Dresden, Dresdner Bank, Allgemeine Deutsche Kreditanstalt. Leipziger Bank, S. Bleichröder, M. A. v. Roth schild u. Söhne ans den nachgeiicimiten Banken und Bankhäusern: Günther u. Rudolph in Dresden. Becker u. Co., Kredit- und Sparbank, Frege u. Eo. und H. E- Plaut in Leipzig, Direktion der Diskonto-Gesellschaft, Nationalbank für Deutschland. A. Schaafshoiiscn'schcr Bankverein, Born u. Busse in Berlin, Salomon Oppenheim jun. u. Co in Köln, Norddeutsche Bank in Hamburg, Kommerz- und Diskonto-Bank und Vercinsbonk in Hamburg, Württcmbergische Bankanstalt vorm Pflaum u. Co. und Württembergische Bank in Stuttgart und Bayerische Handels bank in München. Die Deutsche Bank in Berlin hat, obgleich das Königl. Finanzministerium Gewicht darauf legte, eine Be- theiligung abgelehnt, da die von ihr gestellte Bedingung, eine Coupon-Zahlstelle zu erhalten, worüber der Laiidtagsansschuß zur Ver waltung der Staatsschulden zu beschließen hat. bei der Kürze der Zeit nicht bindend zngcscigt werden konnte. Die hier in Finge kommen den 80 Millionen Rente sind der Rest der vom vorigen Landtag genehmigten Anleihe von 132 Mill. Mk., von denen im Herbst vorigen Jahres demselben Konsortium wie jetzt 52 Millionen znin Kurse von 91,80 überlassen worden waren. Thatsächlicb befanden sich hiervon bei Beginn der Verhandlungen wegen Ucbcrnahme der neuen Rente von diesen 52 Millionen noch etwa V», also ca. 20 Millionen, in den Hände» der Konsortial Mitglieder, weil es in Folge des gedrückten Geldstands nicht möglich gewesen war, diesen bedeutenden Restbetrag ohne Verlust zu veräußern. Das Königl. Finanzministerium hat sich, obgleich der Bedarf nach neuen großen Büttel» unabweisbar war, erst nach langen Ver handlungen nnd nachdem ihm von keiner anderen Seite ein binden des günstigeres Angebot gemacht worden war, entschlossen, die Offerte von 83Vs Prozent anzunehmen. Wenn jetzt in mehreren der preußischen Fiilanzverwaltnug und den Berliner großen Banken nahestehenden Blättern die Erwartung ausgesprochen wird, daß das sächsische Finanzministerium sich hätte bei einer derartigen Operation mit den Jiiiaiizverwaltunge» anderer Bundesstaaten, namentlich Preußens, in's Einvernehmen setze» sollen, um die Rückwirkungen auf den gesammten Markt in erstklassigen Anlaae- bapicren angeblich zu vermeiden, so wäre dieses Verhalten bei der Begebung von Anleihen einmal bisher ohne Beispiel gewesen, andererseits wäre das sächsische Finanzministerium bei elwaigen Einwendungen von jener Seite nicht in der Lage gewesen, die selben zu berücksichtigen. Gegenüber den aufgctauchtc» Behaupt ungen ferner, daß sich die sächsische Regierung noch niemals zu einer Emission zu so niedrigem Kurse <83Vs bez. 85) entschlossen hätte, muß darauf hingewiescn werden, daß die Zprozentige säch sische Rente im Jahre 1876 ztzm Kurse von 69Vs Prozent aus gegeben worden ist und daß erst Ende 1884 bei verschiedenen kleineren und größeren Emissionen allmählich der Kurs erreicht worden ist, zu welchem heute die Rentenaiileihe vergeben wurde. Bei dem jetzigen Kurse von 83'/s Prozent hat der sächsische Staat die neue Rente in Zukunft mit 3,6 Prozent zu verzinsen. So be dauerlich in vieler Hinsicht die Rückwirkungen der neuen sächsischen Renten-Emission ans den Kursstand der Anlagewerthe sind, so ist doch die abfällige Kritik, welche die Maßnahme des sächsischen Finanzministeriums in den Blättern erfährt, wohl zum guten Theil auf das Mißbehagen der großen Berliner Bank-Institute zurückzufühlen, welche vor kaum einem Vierteljahr 200 Millionen 3proze»tige preußische Konsols nnd Anleihen zum Kurse von 92 an den Markt gebracht hat und in deren Händen sich noch ein be deutender Theil dieser Papiere befinden mag. zum anderen Theil ans das Mißbehagen der preußischen Finanzverwaltung, welcher für etwa noch weitere Anleihen die Erzielung eines höheren Kurses auf absehbare Zeit erschwert ist. Denn auch von dieser Seite muß anerkannt werde», daß die sächsischen Anlcihcpapicre an Qualität denen anderer Staaten nicht nachstehen. Eine andere Frage freilich bleibt die, ob bei einer geringeren Geheimhaltung der beabsichtigten Operation nicht ein höherer Uebernahmekurs erzielt worden wäre, denn die Differenz von 7 Prozent in den Kursen der gleichverzinslichen preußischen und der sächsischen Papiere ist eine sehr beträchtliche. Der ideelle Kursverlust der gesammten deutschen Staatspapiere in den letzten Tagen wird aus 28 bis 30 Mill. Mk. geschätzt. Interessant ist freilich auch, wie ein preußisches Blatt, der „Rcichsbote", über die Vorgänge ur- theilt: „Zum Mindesten kann man den Eindruck gewinnen, daß die Uebernahme von 80 Millionen 3prozcntigcr sächsischer Rente weniger die Ursache als ein Vorwand zur Beunruhigung war. Die Kapitalien, welche aus dem Verkauf der Rente erzielt werden, bleiben nicht brach liegen: sie wandern zum großen Theil in die Fonds- und Effektenspekulation, wo sie dazu beitragen, das ohnehin sehr hohe Kurs-Niveau noch weiter anzuschwellen. Solche Entwickelung zu verhindern, wären unsere Großbanken wohl im Stande, wenn sie ernstlich wollten." — Zu der Angelegenheit er halten wir mit der Bitte um Aufnahme nachstehende Erklär ung: „Von verschiedenen Seiten sind mir Mittheilungen darüber zugeaangen, daß man den Landtagsausschuß zu Verwalt ung der Staatsschulden mit der in den letzten Tagen erfolgten Ueberlassung von 80 Mill. Mk. 3prozentiger sächsischer Rente an ein Banken-Konsortium in Beziehungen bringt und sein angeb liches Verhalten bei Festsetzung des außergewöhnlich niedrigen Begebungskurses von 83V, scharf kritisirt. Ich halte eS demgegen über für meine Pflicht, öffentlich festzustellen. daß der Landtag-» u Verwaltung der Staatsschuld«» mit der BeOEvAUs» der sächsischen Staatsanleihen überhaupt nicht- zu thun ^ daß die bezüglichen Maßnahmen lediglich der Berantwormng deS Königl. Finanzministeriums unterstehen. Dr. Mehnert.derzeit Vorsitzender deS LundtagsauSschuffes zu Verwaltung der Staats» schulden." . — Die Herren Stadträthe Dr. iur. Teichmann und Fischer, welche nach Ablauf ihrer 6jährigen Wahlperiode nuu- mehr zur Wiederwahl standen, wurden in der gestrigen Stadtver- ordueteii-Sitzuilg mit je 59 Stimmen (während je 3 Stimmzettel un beschrieben waren) eiiuiiüthig wieder- und damit auf Lebensrest zu besoldeten Rathsmitgliedern gewählt. Femer wurde einstimmig beschlossen, nachdem Herr Stadtrath Geier in den Ruhestand ge treten ist. die dadurch freiwerdenvc 1. Stadtrathsstelle Herrn Stadtrath Kuhn zu übertragen. (Bravo.) Die übrigen Wahlen hatten das Ergebmß, daß die derzeitigen Inhaber der folgenden besoldeten Stadtrathsstcllcn in die je nächsthöhere Stelle auf- rückten, während die durch das Aufrückcn des jüngst gewählten Herrn Stadtratb Röppen freiwerdenbe 9. besoldete Siadtraths- stcllc Herrn Stadtschreibcr Rathsassessor Haebler von hier übertragen wurde. — Mit Bezug auf die in der vorgestrigen Nummer wieder» gegebene Zuschrift, betreffend die Zcitungsrcserate über die Rede, welche Herr Geh. Rath Dr. Vodel als Vertreter des Königl. Ministeriums des Innern bei der Einweihung des Jrauengenes- lingshciins der Dresdner Ortskrankcnkasse bei Zitzschewig gehalten hat, sind wir in der Lage, authentisch zu konstattreii, daß der Herr Redner — weit entfernt von jeder politischen Bezugnahme — in nur wenigen Sätzen den üblichen höflichen Dank für die der Königl. Staatsregieriing zu Theil gewordene Einladung und die Anerkennung ausgesprochen hat für dieses wohlgelungene Werk reiner .Hnmaiiität, hieran den Wunsch schließend, daß die Anstalt für Sille, die in ihr Genesung suchen, zum reichen Segen gereichen möge, und immer mehr Ortskrankenkaffe». die finanziell in der Lage icie», zu gleichem Vorgehen ermuntert werden möchten. — Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß in Sachsen seit einer Reihe von Jahren mehrere auf Anregung hochachtbarer Männer von Ortskrankelikasscn errichtete Genesiuigshäuser (u. A. das ilnweit des Genesungsheims für Frauen bei Zitzschewig gelegene Gencilinasheim stn Männer, um dessen Begründung der frühere Vorsitzende der Dresdner Ortskrankeiiknsse. Herr Buchdruckerei- bcsitzcr O. Lehmann, sich wesentliche Verdienste erworben hat) bestehen. — Der Rücktritt des Geheimen Raths Dr. Fiedler von dem Amte eines leitenden Oberarztes des städtischen Krankenhauses am I. April n. I. erfolgt lediglich aus dem berechtigten Wunsche, sich in Etwas zu entlasten. Die Stellung des Herrn Geheimen Ralh Dr. Fiedler als königlicher Leibarzt bleibt davon unberührt. Die Ursache der Rücktritte der Herren Geh. Medizinalrath Dr. Stelzner und Hofrath Dr. Martini wird lediglich auf ein gewisses Soli- daritätsgcfühl zurückgeführt. Uebrigcns kvinint auch im nächsten Jahre das Amt des Oberarztes des im Bau begriffenen zweiten städtischen Krankenhauses zur Besetzung. Man erwartet dessen Eröffnung im Jahre 1901. Es dürfte aber im allgemeinen städtischen Interesse liegen, daß der tünstige leitende Oberarzt dieser großen Anstalt schon bei der ersten Einrichtung derselben gehört werde. — Zur Reichstagswabl im Kreise Pirna. Der „Vor wärts" bezeichnet es als „niederträchtige Denunziation", daß der „Pirnacr Anzeiger" die Namen derjenigen veröffentlicht hat, welche den Protest gegen die Giltigkeit der Wahl des dentsch-sozialcn Abgeordneten Loke unterschrieben haben. Wenn das wirklich eine „Dciiunziation" ist, so „demiiizirt" nicht das betreffende Blatt, sondern die Wahlprüfungskommission des Reichstags, die bekannt lich die eiiigegcuigenen Proteste mit den Unterschriften veröffent licht. Diese Unterschriften gehören also der Oeffcntlichkeit an; und wer sich mit den Angaben des Protestes beschäftigt, hat nicht den geringsten Anlaß, die Namen der Proteslerhcver zu ver schweigen. — Die Königl. Generaldirektion der Sächsischen Staalseffen- bahnen hat einen schweren Verlust zu beklagen. Am 13. d. M. verschied nach längerem Leiden Herr Oberfinanzrath Karl August H artenstein. Ritter hoher Orden. Seit 1862 war der Ent schlafene theils beim Baue, theils beim Betriebe der Staatseüeu- bahnen beschäftigt und wegen seiner umfassenden wissenschaft lichen Kenntnisse und seiner reichen praktischen Erfahrungen hoch geschätzt. Von 1877 bis 1891 stand er als Betriebsdirektor der Bctricbsoberiiispcktivn Zwickau vor und gehörte seit 1691 der Generaldiiektio» als Mitglied der technische» Abtheilung an. Mit großer Liebe hing der nimmer rastende Mann au dem Institute, das er in 37 Jahren zu großer, Sichtung gebietender Macht heran wachsen sah. — Die Bestattung des treuverdienten Mannes, der ein Musterbild eines Beamte» war, erfolgt morgen Vormittag 11 Uhr von der Pcireiltationshcille des Johaniiesfriedhofes aus. — Der Sächsische Keglcrbiiud bez. dessen Sektion Dresden machen bekannt, daß das Sächsische Buiideskegeln vom 8. bis II. Juli in Radeberg staltfiiidet und das Prciskcgeln in Dresden auf den 24. und 25. Juni verlegt werden mußte. Die Form dieser Mittheilungen ist geeignet, unter den auswärtigen Theilnehmern des voni 17- bis 21. d. M. im hiesige» Keglerheim abzuhaltenden 3. Sächsischen Gau kegelfest es vom Deutschen Kegler- bunde Jrrthümer hcrborzuruten. Das letztgenannte Kegelfest ist ein Unternehmen des Verbands Dresdner Kegelklubs, der ein Glied des großen Deutschen Keglerbnndes bildet. Das hier stattfindeude Sächsische Gankegeln erfreute sich von Anfang hasten Antheiliiahme nicht allein aus Sachsen, Städten ciußerhall . an einer so lcb- sondem auch ans b unseres engeren Vaterlandes, daßan eine Ver legung desselben nie gedacht zu werden brauchte. Das Kegeln in Radeberg ist der Initiative einer Minderheit sächsischer Kegler entsprungen, die sich s. Z. vom Deutschen Keglerbund absonderten. Für morgen Sonnabend Abend steht als Einleitung der Festlich keiten, die die nach Dresden kommenden Kegclbrüver erwarten, großes Concert in Helbig's Etablissement, sowie italienische Nacht, Illumination der Elbnfer und Brücken auf dem Programm, wäh rend Nachmittags 3 Uhr im Keglerheim bereits das Kegeln aus den Geldhähnen beginnt. — Das „Cheimiitzer Tagebl." schreibt: Welch' hohes Ansehen unser iudustrie- und gewerbfleißiges Chemnitz bei Sr. Majestät dem König genießt, davon hat der auch von der hiesigen Bevölkerung so hoch verehrte und geliebte Monarch wiederholt er hebende Beweise gegeben. Auf's Scene wird Se. Majestät dies zum Ausdruck bringen bei Gelegenheit derDenkmalseinweihuna am 22. Juni, denn alle Anzeichen sprechen dafür, daß König Albert dem feierlichen Akte eine besondere Bedeutung beilegt: sind es doch Denkmäler dreier Personen, zu denen König Albert jahr zehntelang in naher Beziehung stand, die wie das ganze deutsche Volk, auch er verehrte als die Gründer des neuen Deutschen Reiches, wie andercntheils Kaiser Wilhelm l., Fürst Bismarck und Gras Moltke den König Albert als treuen Bundesgenossen, als auf opfernden und zielbewussten Mithelfer an dem großen Werke hoch- schätzten. Ein für Chemnitz seltenes und darum die Stadt und ihre Bevölkerung ganz besonders ehrendes Ercigniß ist cs, daß mit Sr. Majestät dem König auch Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg und Albert hierher kommen. Mit besonderer Freude wird es von der Chemnitzer Be völkerung begrüßt werden, daß auch ein Vertreter der Familie v. Moltke, Herr Reaicruuaspräsident v. Moltke aus Oppeln (Schlesien), zu dem Feste hier erscheinen wird. Von den übrigen Festgästen, soweit sie von auswärts kommen, können wir heute noch nennen Se. Excellenz Herrn Grafen v. Dönhoff, Königl. reuß. Gesandten. Ihre Excelleinen die Henen Staatsminister Dr. Schurig, v. Mechsch, v. d. Planitz, Dr. v. Sehdcwitz und v. Watzdorf, ferner Ihre Excellenzen die Herren Oberhosmarschall Gras Vitzthum v. Eckstävt auf Lichtenwalde, Hausmarschall v. Larlowitz-Hartitzsch, Obercercmonienmeister und Kämmerer v. Metzsch, General der Infanterie v. Treitschkc, kommandirender General des 19. Armeekorps, nebst zwei Begleitern seines Gcneral- stabes, die Herren Kreishauptmann Freiherr v. Welch v. Trebra- Lindenau, Vorsitzender der Kreisstände des Erzgebirgischen Kreises. Geh. Rath v. Kirchbach. Generaldirektor der Königl. Sächs. Staatseisenbahnen. Geh. Kommerzienrath Niethammer. Mitglied der 2. Kanimer des Landtags. Auch die Leiter der größeren Schwesterstädte wurden in Bethätiguug des Gefühls der Zu sammengehörigkeit mit den letzteren emgeladen und es haben ihr Erscheinen zugesaat Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi-Leipzlg. Herr Bürgermeister Leupold-Dresven in Vertretung deS gegen wärtig ans Urlaub befindlichen Herrn Oberbürgermeister Beutler, Hen Oberbürgermeister Dr. Ditlrich-Plauen. — Lübau, 14. Juni. Heute traf Se. Excellenz Herr Staatsminister v. Metzsch mit Herrn Geh. Rath Dr. Freiherrn v. Bernewitz ein. Die Herren verfügten sich in Begleitung des Herrn Amtshauptmann v. Craushaar nach Obercunnersdorf und unterzogen die dortigen BezirkSanstalteu. insbesondere anch das i«
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