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2 Emil Tilp. Schon damals war man auf Erreichung grofster Adhäfion und Heizfläche, vorerft durch grofse und lange Keffel, ausgegangen; die wesentlichere Vergröfserung der directe.n Heiz- und der Roftfläche ift erft feit einigen Jahren allgemein erkannt und acceptirt worden, wie die Parifer Ausftellung fchon zum Theile, die unferige ganz entfchieden zeigte. Oefterreich hat fomit unftreitig den Impuls gegeben für die Verhältniffe, nach denen die Lall- und noch mehr die Gebirgsmafchinen der Gegenwart gebaut werden. Was insbefondere die letztgenannte Locomotivgattung anbelangt, fo find alle neueren Syfteme aus den Typen der Semmeringlocomotiven gefchöpft und wefentlich Neues ift keineswegs zu Tage getreten. Die vielbefprochenen Syfteme Fairlie und Meyer find nichts Anderes als Wiedergeburten der Semmeringmafchinen, „ Seraing“ (conftruirt von dem Deutfchen Lausmann)* und „Neuftadt“, entworfen vom ConftructeurFranke ; ja es haften namentlich der Type Fairlie heute noch diefelben Mängel an, die ihre Vorgängerin hatte, und die in dem Betriebe der Gebirgsftrecke zwifchen Poti und Tiflis hervortreten. Doch foll den genannten beiden als neu aufgetauchten Syftemen die Anerkennung nicht benommen fein, dafs Sie in der Detailanordnung vielfach geiftreich und geradezu genial ausgeführt find und mit Benützung aller neuen Fortfehritte ganz auf der Höhe des entwickelteften Locomotiv- baues ftehen. Ferner mufs der Semmeringsera noch zuerkannt werden, dafs auch Fell’s Syftem fchon in dem ICraufs’fchen Projecfte, die Zahnftangen-Bahnen im Staate New-York und auf dem Rigi, wenn auch in anderer Weife und abweichend in der Zahnkuppelung der Semmeringbahn und endlich in Patenten enthalten waren, welche an Oefterreicher fchon viel früher ertheilt worden find. Ebenfo wenig konnte der englifche Typus der Perfonen- und Eil- mafchine für die continentalen Verhältniffe Vorhalten, weil letztere nicht kurze, leichte und Schnell fahrende, fondern ftark befetzte und doch mit 30, refpeeftive 45 Kilometer verkehrende Züge erforderten und von den ungekuppelten, über- mäfsig hohen englifchen Triebrädern daher abgegangen werden mufste. In neuefter Zeit verurfachen aber Concurrenz und allgemeines Bedürfnifs nach gröfserer Zeit- erfparnift das Hinausgehen bis 70 und 75 Kilometer per Stunde, alfo die Anwendung gröfserer Räder, natürlicher Weife gekuppelt, und Schwererer Mafchinen. Was die hohen Raddurchmeffer betrifft, fo fcheint die Furcht vor zu grofser Kolben- gefchwindigkeit der bei uns gebräuchlichen Räder von r58 bis 174 vielleicht übertrieben; gröfsere Räder bringen die Verlegung der Trieb- oder Kuppelachfe unter oder hinter die Feuerbüchfe und geringere Adhäfion mit Sich. Der refultirende und auch erwtinfchte gröfsere Radftand ift mifslich für Bahnen mit Scharfen Curven, bedingt alfo die Anwendung von Truckgeftellen oder beweglichen Achfen. An den ausgeftellten Eillocomotiven war diefs Raifonnement durchaus erkennbar. Unftreitig ift es eine Schwierige Aufgabe, eine Schwere Eilmafchine zu entwerfen, die bei enormer Leiftung grofse Beweglichkeit in Scharfen Curven und günftige Radbelaftung vereinigt, und Sie wird erft gelöft fein, bis ein voll kommen ruhig und ftetig geführtes bewegliches Geftell vorhanden fein wird. Die üblichen Dreh-, Deichfel- und Pendelgeftelle, Seitlich gerade und radial verfchieb bare Achfen, erfüllen keines vollkommen die Bedingung Stetigen Ganges in gerader Bahn und es werden fteife Mafchinen Solcher Art nur auf wenigen grofsen Bahnen Deutfchlands, Rufslands, Frankreichs und Ungarns zweckmäfsig fein, daher ein bewegliches Geftell mit einer oder zwei Achfen, welches in jeder Richtung gezogen, nicht aber gefchoben wird, erforderlich ift. Nachdem grofse Leiftung Schwere Mafchinen und in Folge deffen ent sprechenden Oberbau bedingt, kann das Bedauern nicht unterdrückt werden, dafs Sich die Bahn- und Mafchinen-Baumeifter da nicht entgegenkommen. Für Solche Schwere Eilmafchinen, wie fie der moderne Verkehr verlangt, haben die * ., Die Fairlie-Locomotive“, von Alfons Petshold. Berlin, Verlag des „Cvclop“. S. 19.