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71. Iichrs»»,. Hß «2 Sonntag. 12. Dezember 1S2« DradlanschrM: »«chrlchl«, «r^»e». Fernsprecher>«ammeinummer: 2» 2-»1 Nur svr Nacht,«sprltch«: 20 Oll x/lXL0. 8c«oxol.^vk «/urxc onenni««- flnm» gsgp. 1838. Schrlstleiking und chauplgeschLstsftell«-. w.rlroNrab» 38 ^2 Druck u. Verlag von Ltepsch L Nelchardl ln Dresden Pollscheck-Konlo rOSS Dreede» Bezugsgebühr ».u.,.«° «,.rk. PofiruNellungsgedSdr ^Eder ISS« bei lllplich zweimaliger Fufiellung lr8 n,e..u>,?'K°Lxl.Ä.^'^^''°^'' PoNd»,ug,»r«>, I! äs»,»!,» stsr,,ai«,a»,r»roilo DI» Anzeigen werde» nach «oldmark derechnel: die elnlpallige 20 m «ettgrl^eitjll eist:. Familienanzeige» und Siellengeluche okne Rabatt I» Plg.. aukerhalv rv aukerkald 200 Pig, SllerlengebUhr 10 Psg. Auswärligs Auslrage gegen 1 Nachdruck nur m» deullicher Vuellenangad» «»Dresdner Nachr") zuliillig. Ilnverlangle Schrilllliicke werden »ich« ausbewatirl einipallig» 20 „im dreile Feil» 20 Plg., lür auswiirls breile A Plg, di« SO mm Vorausbezadiung. Neklamezetl» lÄ >^g"' Oake Hülkerl ?rs8«r 8traÜe, Loks SläonlenstraÜe. 5piekwaren - Aussle öung D. s». ans««» Evaa«» StvaA« 32 un«rr«Ivk1 »ekvn« unck grov« ^us«sk> Oeten unü tterüe lcsust msn preisvverl im ^»etig»»<rki>tt KsrM« >nk "V. ecksrM Sr. rMNgSrrtt. 13 VIII, V»! Ills l-ernsprertier: NiAZ düttl« voxplatz. Xe»«l,«nl»»»n «8» «ree»l»8»«el»»»» — Xe» »»Zwei- u»»8 «»»- ».«eck« rr»u»v8e»ei8-«»«»e, Xe»«»«I»II». Vor Abschluß eines Kompromisses in Gens? Einigung der Außenminister vorbehaltlich der Zustimmung der Kabinette. Die Neuregelung -er -eulsch-ilalienischen Beziehungen. — England, Oesterreich und die Tschechei im Slahlkarkell. Offizieller Oplimismus. tDurch Funkspruch.) Gens, 11. D«». Die Besprechung, an der wie bereits gestern auch Japan als Mitglied der Botschastcrkousercnz durch Baron Jshii teilnahm, ist kurz vor 1 Uhr zu Ende ge gangen. Eine amtliche Mitteilung über das Ergebnis der Verhandlungen, die noch in der Schwebe sind, wurde nicht aus- gegeben. Vorbehaltlich der Zustimmung z« gewissen Rückfragen, die sofort von den Regierungen in Berlin, Paris und London eingeholt wurden nnd vorbehaltlich der Zustimmung des NatcS zur Interpretation des Jnvestigations« Protokolls dürste sedoch eine Einigung erzielt werden. Eine weitere Besprechung der Vertreter der Rheinpaktmächtc ist nicht vorgesehen. Der Völkerbnndsrat tritt heute nachmittag um 4 Uhr zu einer Gehcimsitzung zusammen. Die öffentliche Rats sitzung ist aus Uhr angcsctzt. Man nimmt an, das, die Ant worten mit der erforderlichen Zustimmung aus den drei Hauptstädten bis dahin in Genf vorliegen. sWTB.) Neue Vorschläge -er Dokschaslerkonferenz. Gens, 11. Dezember Nach einer in Gens aus Paris rin- gclausencn Nachricht soll sich in der B o t s ch a f t c r k o n s c- renz eine Einigung dahin haben erreichen kaffen, das, die üonscrcnz für die strittigen Punkte wegen der Ostbescstignngcn »nd der Licscrntig des Kriegsmaterials folgende Lösnng Vor schlag«: 1. soll die Frage der N e f e st i g « n g e n im Osten durch rin Schiedsverfahren ihre Erledigung finden, und 2. soll die Frage der Lieferung von Kriegs material durch diplomatische Verhandlungen zu Ende gc- siihrt werden. Ein revi-ierles Jnvelligallonsprokokoll. Gens, 11. Dezember. Im Verlauf ScS Freitags haben niedrere wichtige Besprechungen im Gcneralsckrctartat des Völkerbundes stattgcfnndcn, die sich auf den Verlauf der «Lamiabcildsitziing des VölkcrbundSrates bezogen. Danach soll neben kleineren Gegenständen ans die Tagesordnung der «Sitzung die Beratung des JnvcstigationSprvto- kollö und die Saarsrage gestellt werden. Die Sitzung dürste an, Sonnabciidnachmittag um 4 Uhr beginnen. Zuerst sollen jene Mitglieder des Völkerbnndsrates. die an den in Gens geführten Beratungen der Locarno-Mächbc nicht teil- geiioninic» haben, in einer vertraulichen Aussprache von den getroffenen Vereinbarungen unterrichtet werden. Darauf will man in die öffentliche Verhandlung eiutretcn. Ucber die Form, die man dem Jnvestigationsprot'okoll zu geben beabsichtigt, verlautet, daß man davon abgesehen habe, ein vollständig neues Dokument herznstellen, vielmehr habe man sich ans eine Interpretation des Jnvcstigatiousprotokollö geeinigt, die aus Grund der in Gens geführte» Verhandlungen eine Begrenzung darstelle. Dies sei ans dem Wege von Zufügungen zu dem bereits bestehenden Plan geschehen. Das derzeit neu revidierte Jnvestigationsprotvkoll soll an dem Tage, an dem die interalliierte MUitärkvntrolle anö Deutsch land abberufcn wird, tn Kraft treten. » Genf, 11. Dez. Der französische Neck-tSsachverständige F r om agcvt suchte heute vormittag um 10 Uhr Ministerial direktor Dr. Ga u S auf,'um sich mit diesem noch einmal über die Interpretation des Textes des Jnrestigationsprotokolls zu besprechen. Kurz nach Beendigung dieser Unterredung begab sich Ncirhsmintstcr Dr. Stresemann gegen 11 Uhr zum englischen Minister des Acußern El, amberlain zu einer privaten Besprechung. Anschließend daran sind, wie gestern vereinbart, die hiesigen Vertreter Deutschlands zu einer dritten aemcinsamen Besprechung znsammengetrcten. Die Rückkehr Dr. Strescmanns nach Berlin wird zum Dienstag sriih erwartet. Glückwunsch -es Kanzlers an Slresemann Berlin, 10. Dezember. Reichskanzler Dr. Marx hat an den Rcichsministcr deS Auswärtiacn. Dr. Stresemann, folgendes Telegramm gerichtet: Zur Verleihung des Nobel- FricdeilSprciscs spreche ich Ihnen und der ganzen Regierung aufrichtigste Glückwünsche aus. Wenn auch das Ziel der von Ihne» seit Jahren erfolgreich geführten Außenpolitik vor nehmlich die baldige nnd endgültige Befriedung unseres Vaterlands ist, so erblicke ich in dieser Auszeichnung das An erkenntnis der Weltöffentlichkeit, daß die deutsche Mitarbeit an der Welspolitik zugleich dem Frieden der ganzen Erde dient. sW. T. B.) Der Dank der Ausgezeichneten. Oslo, 10. Dezember. ReichSminister Dr. Stresemann hat den deutschen Gesandten telegraphisch ersucht, dem Nvbel- preiskomitee den Ausdruck seines Dankes zu übermitteln. Chamberlain hat ein Danktelegramm gesandt. Brtand erklärt in einem Telegramm, er messe der ihm zuteil geworde nen Ehrung einen um so höheren Wert bei, weil sie eine An erkennung der wertvollsten Bestrebungen seiner öffentlichen Laufbahn bedeute. — Der amerikanische Gesandte hat ei» Telegramm vom Vizepräsidenten Da wes erhalten, tn dem dieser erklärt, die ihm zuteil gewordene Auszeichnung sei ein Zeichen des WertcS, den man dem von den Mitgliedern des ersten Sachverständigenkomitccs tn aeincinsamcr An strengung geschaffenen Werk beilege. sW. T. B.) Ae Bedeutung des Vertrages mit Naliew. Keine Grenzaaranlien. Berlin, 11. Dezember. Ucber die Bedeutung und die Mo dalitäten des deutsch-italienische» S ch > e ö g c r i ch t s- vcrtragcS verösscntlicht die vom Auswärtigen Amt in spirierte „Deutsche diplomatisch-politische Korrespondenz" längere Ausführungen, denen folgendes entnommen sei: ES bandelt sich bei dem Vertrag »m einen Schiedsgerichts, nnd Berglcichsvcrtrag nach dem bekannten deutsche» Muster. Ein sMcr Vertrag ist zum ersten Male in der Nachkriegszeit zu stande gekommen, und zwar zwischen Dentichland und der Schweiz. Das Schema dafür ist damals von Ministerial direktor Dr. GanS und von dem schweizerischen Unterhändler Dr. Huber, dem jetzigen Präsidenten des ständigen iuter- iiaüvnale» Gerichtshofes, ansgearbeitet worden. ES unter scheide! sich von Vorkricgsuerträgcn dadurch, daß man früher Verträge abscblvß. die entweder ein Schiedsverfahren oder ein Vergleichsverfahren vorsahe», während nunmehr beide Lüsun g s m ö g l 1 ch k c t t c n für Konflikte in sinnreicher und wirksamer Weise verkoppelt sind Deutschland hat seither eine ganze Reihe solcher Verträge mit den von Fall zu Fall ge botenen Variationen abgeschlossen, so mit den Niederlanden, mit Dänemark, mit baltisclieii Staaten usw., und cS liegen auch zurzeit zwei solche Verträge dem Reichstag zur Genehmi- .gung vor. Um nichts anderes handelt cs sich auch bei dem deuilch- iialienischen Vertrag. Die Verhandlungen gehen bis in den Lämmer zurück. Sie sind beiderseits nicht beeilt worden, viel mehr hat man In aller Ruhe Entwürfe gemacht, geprüft und teils In Berlin, teils in Nom besprochen. Wenn auch die Fest stellung der Einzelheiten ziemliche Zeit beanspruchte, so sind dabei doch keine politifchen Klauseln zu erörtern ge wesen, ans dem einfachen Grunde, well der Vertrag solche nicht enthält. Insbesondere sind also keine Bestimmungen vor- gesehen, wie sie der englische „Dailn Telegraph" vermutet, daß nämlich die beiden Mächte sich versprechen, ihre gegenseitigen Grenzen zn achten. Eine solche Klausel ist mit Ausnahme der für den besonderen Fall der Schweiz in ihrem Verhältnis zu alle» übrigen Mächten begründeten und durch ihre besondere Lage bedingten in keinem der übrigen von Deutschland ab geschlossenen Schiedsgerichts- oder Vergleichsvertrag enthalten. Vs liegt also auch in dem vorliegenden keine Veranlassung vor, sic in Betracht zu ziehen. Der Vertrag steht durchaus im Geiste »nd im Rahmen der VölkcrbundSgrundsähe und wird beim Völkerbund nach seiner Unterzeichnung registriert wer den. Zweifellos wird der Vertrag politische Bedeutung haben, wenn auch in durchaus anderem Sinne, als von den verschie denen ausländische» Kommentaren unterstellt wird. Vor neuen Verhandlungen Frankreichs mit Amerka? Paris, 11. Dez. Dos parlamentarische Handelskomitcc hat am gestrigen Freitag die Beratung -er interalliierte» Schul den frage wieder ausgenommen. Dubois führte ans, daß der in dem Bertraa Mellon—Bercnger vorgesehene Betrag von «M4K Millionen Dollar vermindert werden müsse. Ein anderer Redner stellte neue Verhandlungen mit Amerika in Aussicht. <T.°U.» ...» Gens und die Nobel-Preise. Der Nobel-FriedenSpreis ist verteilt, und außer Dawes, Vriand und Chamberlain hat auch Dr. Stresemann diese Aus zeichnung erhalten. Ter deutsche Ncichsaußenmtnister hat sie gewiß reichlich verdient, und zwar vor allem deshalb, wett die auf die Erhaltung und Stärkung aller Friedenskeime in den internationalen Beziehungen gerichtete Reinheit seiner Beweggründe über jeden Zweifel erhaben ist. Als Dr. Strese- inann im Januar 1027, die sogenannte Sicherheitspolitik ein- lcitcte. die ihren Namen davon erhalten hat, daß sie mit dem deutsch-französischen Sicherheitsvertrage begann, war feine Absicht natürlich in erster Linie darauf gerichtet, das Ziel za» erreichen, das uns das dringendste und höchste ist, die be schleunigte Befreiung des gesamten deutschen Bodens von jeder weiteren Besetzung nnd das Ende der für mis so schwer demütigenden Militärkontrolle. Daneben aber leitete ihn auch das ernste Bestreben, das deutsch-französische Verhältnis auf eine dauernde freundnachbarliche Grundlage zu stellen, um dadurch dem ganzen Kontinent die Wohltat einer neuen friedlichen Entwicklung auf lange Sicht zu sichern. Es war wirklich eine loyales gründlich durch dachte und vorbereitete Friedcnsarbeit, die Dr. Stresemann in Angriff nahm und mit zäher Beharrlichkeit und diploma tischem Geschick durch zahlreiche Klippen und Widerwärtig keiten bis zn Locarno, Genf und Thoiry vortrteb. Wieweit er dabei erfolgreich gewesen ist, wieweit das geschaffene Werk mehr als Augenblickswert besitzt, wieweit es geeignet ist. die damit verbundenen guten Absichten zu verwirklichen, darüber wird die Zeit entscheiden und die Geschichte ihr Ur teil fällen. So viel aber bann schon heute gesagt werden, daß die Arbeit, die Dr. Stresemann geleistet hat, auf jeden Fall vom nationalen Standpunkte' aus und'ebenso aus Gründen der allgemeinen Friedenspolitik hohe Anerkennung verdient: denn sie war gleichzeitig van reiner Vaterlandsliebe und von dem Wunsche getragen, die europäische Kultur vor der fürchterlichen, unausdenkbaren Verwüstung zu bewahren, die ein neuer Weltbrand unvermeidlich herbeifwhren müßte. Die deutsche Ocsscntlichkcit hat daher allen Anlaß, Dr. Stresemann ohne Unterschied der Partei zu der ihm zuteil gewordenen Ehrung zu beglückwünschen. Ein starker Tropfen Wermut ist aber den Glückwünschen doch bcigcmischt, wenn man sich den Verlauf vor Augen hält, den die mit Locarno begonnenen Verhandlungen bis zu den jetzigen Genfer Verhandlungen genommen haben. Da kann man sich des Eindrucks wicht erwehren, daß di« Nobclpreisverteilung einigermaßen zu früh gekommen ist, da noch sehr viel daran fehlt, daß man von Brtand nwd Chamberlain mit dem gleichen Rechte, wie von Dr. Stresemann, sagen könnte, sie hätten genau dieselbe Loyalität und Ehrlichkeit aus der ganzen Bahn von Locarno bis Gens bewiesen. Gewiß, die persönliche Unantastbarkeit und der gute Wille der beiden westmächtltchcn Staatsmänner in Ehren: Dr. Stresemann hat ja noch am Freitag seinen unbedingten Glauben daran erneut zum Ausdruck ge bracht. Die Politik aber, die in London und Paris gemacht wird, und auf die doch schließlich alles ankommt, für welche die fremden Außenminister verantwortlich sii»d, beschrcttet Wege, von denen nicht ersichtlich ist, wie dabei eine wahrhafte Friedenspolitik zn ihrem Rechte kommen soll. Dieser Ein druck drängt sich gerade jetzt uiimittelbar vor der Entscheidung in Genf mit frischer Stärke aus. Zwei erschwerende neue Momente sind cs, welche die gespannte Lage noch mehr als bisher belastet haben: einmal das Hervortreten des polnischen Eiiiflusscö zu deutschen Uiignnstcn und zum andern die ganz unerivartctc rücksichtslose Hcrvorkehrung des englischen Wirt- schaftSegoisuiuS. Ans polnischen Druck in Paris ist cS zurücl- zilfiihrcn, das, über Nacht die Frage der Oslsestniigcn solchen akuten Charakter ailgcnvmmcii hat. Nach dem Versailler Vertrage sollen die Ostscstungen in ihrem bisherigen Stande erhalte» bleiben, dürfen also nicht weiter ausgebaut werden. In stand Haltung erfordert aber gelegentliche Reparaturen, um den völligen Verfall zu verhindern, und die deutschen militäri schen Autoritäten haben feierlich versichert, daß es sich bei den vorgcnominellen Arbeiten lediglich um solche notwendige Reparaturen lmndclt. Trotzdem tut die Botschafterkonferenz so, als wen» Dcntschlniid im Osten eine neue starke Grenz- ivchr errichten wolle, nwd kommt dem pvlnMen Drängen so sehr entgegen, das, sic die ganze Abriistuugsfragc auf ein Gleis schiebt, ans dem die Aushebung der Militärkontrollc wieder In iinbcstimmtc Ferne gerückt. Es Ist offenbar, daß