Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 11.08.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187008114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-08
- Tag 1870-08-11
-
Monat
1870-08
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.08.1870
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Frossard befinde! Neun ding» haben zwar diese Generäle sich wiedergefunden, ebenso wie da» versprengte Corp» de Failly's, sie haben sämmtlich einen geordneten Rückzug angetreten und untereinander wieder Fühlung bekommen, aber ein solche» Kunterbunt ist bei Generalen einer Ration, die sich eine als Krieger geborene zu nennen liebt, geradezu unerhört. Gegen wärtig besitzen die Franzosen nur drei unversehrte Armeecorps, die von Bazaine, Ladmirault und da» Gardecorp» unter Bour baki: mit Ausnahme dieser ungefähr 150,000 Mann starten Armeekorps sind alte bisher disponiblen französische» Truppen im Feuer gewesen und rheilweise aufgerieben und versprengt. Dem gegenüber ist das deutsche' Centruin, bestehend aus sechs Aniicecorps ü 60,000 Mann unter Prinz Friedrich Carl noch gar nicht im Feuer gewesen, es rückt jedoch von Saargemünd aus vorwärts, rechts und links begleitet von den Flügel Ar meen unter Steinmetz und dem Kronprinzen von Preußen, deren Truppen zwar auch durch die siegreichen Kämpfe Ver luste erlitten haben, die sich jedoch durch die massenhaft nach ruckenden deutschen Landwehren nicht nur ergänzen, sondern auch gewaltige Reserven erhalten. Mae Mahon war in Ge fahr, nach der Schlacht von Wörth abgeschnitten zu werden und kapituliren zu müssen. Er entschlüpfte durch die Vogesen pässe nach Zabern. Die Ver-folgung Mac Mähens durch die Armee des Kronprinzen hat erst in der letzten Zeit durch das Vorschieben bayrischer und würlembergischer Reiter bei Reichs Horen einige von den Erfolgen errungen, welche die einem ge schlagenen Feinde nachsetzende Cavallerie einzuhermsen pflegt. Die Franzosen haben freilich auch das Möglichste gethan, die Verfolgung zu einer schwierigen zu machen. Sie durchstachen die Dämme der Vogesenteiche, sie befestigtem die Schluchten in den Bergen und die kleinen Vogesenfesrungen Bitsch, Lützclftein. Pfalzburg und Lichtenberg nöthigten die Deutschem, in der Ver folgung vorsichtig zu verfahren. Selbstverständlich läßt sich der Vormarsch des kronprinzlichen Flügels hierdurch nicht aushal ten: ObservationseorpS, gegen diese Festungen ausgestellt, ver hindern deren Eingreifen in die Aetion und sobald die deut schon Landwehren den Rhein überschritten haben werden, sollen sie diese Festungen einschließen. damit die jetzigen Beobachtung» corps wieder den Vormarsch antreten können. So rücken nun mehr die drei Heere gemeinsam nach Metz zu: Steinmetz, der den kürzesten Weg, 3 Tagemärsche hat, über St. Avold, bei welcher Stadt es jedoch noch blutig hergehen dürfte, ist laut heutigem Telegramm bereits von deutschen Truppen besetzt), Prinz Friedrich Carl, der 4 Tagcmärschc hat, über Saaralben und der Kronprinz von Süden herauf, er hat den weitesten Marsch, Während die Deutschen sich nach vorwärts an der Mosel zu concentriren trachten, ist das Bestreben der Geschlagenen, sich rückwärts an der Mosel zu coneentriren. Sie suchen jetzt jede offene Feldschlacht zu vermeiden und verstärken sich auf alle Weise. Selbst die zur Landung an der Ostseeküste bestimmten Aus schiffungslruppen haben Befehl erhalten, nach Metz zu rücken, um die dortige Hauptarmee zu verstärken. Rietz selbst ist zu stark, um umgangen zu werden; es deckt die stärkste Verthei digungslinie von Paris, die Mosellinie, und die Ernennung Bazaine'S nun Oberbefehlshaber der französischen Hauptarmee, das Eintreffen Rapoleon's aus dem Lager- von Chalons der Reserveposition der Mosellinie im Hauptquartier in 'Metz be stätigt die Annahme, daß an der Mosel der Hauptschlag vor sich gehen wird. Trotz aller bisherigen erfreulichen Siege wol len wir uns nicht verhehlen, daß eben die Hauptarbeit noch zu rhun ist. Der französische Soldat hat sich trotz des 'Mangels an jedem leitenden Gedanken in der Führung tapfer genug geschlagen. Was aber noch mehr in s Gewicht fällt, ist der Umstand, daß Napoleon jetzt den Volkskrieg zu organisiren die Miene macht. Die französischen Kammern sind einzig zu dein Zwecke einberufen, um gesetzlich anzuordnen, daß alle Fra» zosen unter 30 Fahren in die Mobilgarde, alle Franzosen zwischen 30 und 40 Fahren in die Nationalgarde eingestellt werden. Es wäre ein Jrrthum, anzunehmen, trotz der drohen den Haltung von Paris, daß Frankreich sein Geschick ohne Weiteres von dein Napoleon s Nennt. Die Haltung der Elsässer Bauern, die zu Weißenburg mit Sensen auf die deutschen Reiter los gingen, giebl einen Fingerzeig, wessen die Franzosen fähig sino. Doch wenn man auch allen Arbeitern eine Muskete m die Hand drückt, alle Bauern bewaffnet und einen Volkskrieg zu entflammen versteht, wenn die Franzosen allen Parteihas; ver gessen und einmüthig ihr Vaterland zu vertheidigen entschlossen sind, so wird dadurch der Siegeslauf unserer Heere nicht aas gehalten werden. Wir wollen nur auf den neuen Charakter aufmerksam gemacht haben, den der Krieg vielleicht annehmen kann, wir zweifeln nicht, daß. ehe die noch unbewaffneten Bürger bewaffnet, die undisciplinirten Haufen organisch zu sammengesaßt und zum Angriff einerercirt sino, die deutschen, soldatisch gebildeten Heere ihre Schuldigkeit gethan haben wer den und es zn einer Entfesselung des Volkskriegs gar nicht kommen lassen. Mit Recht hebt rie „Nat. Ztg." hervor, daß Napoleon und die Franzosen untrennbar sind, daß man nicht einen Unterschied zwischen Beiden machen dürfe. Selbst der Sturz Napoleons würde in den Operationen der deutschen Heere nicht das Mindeste ändern. Nicht mit seiner Person habe inan es zu thun, sondern init der französischen Nation. Wir seien nicht nach Frankreich gegangen, uni den Franzosen die Freiheit zu schenken; die mögen sie selbst erobern. Möge man die Orleans oder die Republik erklären, das werde den Marsch unserer Heere nicht aushalten. Wir wollen nur die nothigen Bürgschaften von Frankreich gegen künftige Erober ungskriege. Die deutschen Siege haben Ftalien abgehalten, offen die französische Partei zu ergreifen, Ftalien will jetzt eine aufmerksame Politik beobachten und in Oestreich freut man sich, daß die Regierung bisher durch keinen Schritt ihre Neutralität coinpromittirt, sondern selbst den Theatern ver boten hat, Witze sowohl über Preußen wie über Frankreich zu machen. Berlin, 10. August, Vorm. HIO Uhr. Aus Saar brücken vom 9. Aug. Nachts j12 Uhr sind folgende osficielle militärische Nachrichten heute Morgen früh j3 Uhr hier ein getroffen: „An tffeneral ». Hanenfeld Das Gefecht vom 6. August bei Spicheren, unweit Saarbrücken, hat größere Di mensionen und Resultate gehabt, als bisher bekannt gewesen. Das französische Corps Frossard ist in demselben fast gänzlich aufgelöst worden. Die Verluste desselben an Todten und Ver wundeten sind außerordentlich -«deutend; da» Lager einer Di vision und verschiedene bedeutende Magazine sind genommen, außerdem eine sehr große Anzahl Gesungene eingebracht, deren Zahl sich noch stündlich vermehrt; bis jetzt bereit» über 2000. Aber auch der diesseitige Lterlust ist bedeutend. Bei der fünf ten Division allein ca. 1800 Mann. Die französische Armee weicht auf allen Punkten zurück. — St. Avotd ist von dies seitigen Truppen besetzt, Patrouillen streifen bis 2 Meilen vor Metz. Sonst am 0. August bis jetzt Nichts von Belang ge meldet. Gez. v. Podbielski." — Bei Ford ach haben unsre Truppen dem Feinde einen vollständigen Brückentrain von etwa 40 Wagen ab.zenommen. Daß dies geschehen konnte, wird als ein Symptom starker Demoralisation aus feindlicher Seite angesehen. Dr. Ick Graf Bismarck meldet die Siege von Saarbrücken und Wönh telegraphisch an die „Köln. Zlg" mit folgendem Zusatz: „Die französischen Armeen werden sich rückwärts con eentriren und die entscheidende Schlacht bleibt dann allerdings dort, iveiter in Frankreich hinein, noch zu schlagen. Aber die unmenschliche, mordbrennerische Art der Kriegführung, in der sie eine offene Stadt, wie Saarbrücken, vor ihrem Abzüge in Brand stecken, schreit zum Himmel fast noch mchr, als der auf Länderraub gerichtete Zweck ihres KriegsaufallcS auf unser friedliches Vaterland, — und der Himmel wird sie strafen durch den Arm unserer durch solche Gcivaltlhat zu verdoppet ter Zorneswuih entflammten Krieger." Hagenau. 0. August. Die kronprinzliche Armee fand auf ihrem iveilern Vormarsch sämmtliche Dörfer mit Verwu» dezen von Wörth überfüllt. Die in der letzten Depesche an gegebenen ungefähren Verluste der Franzosen steigern sich auf 10,OM Tobte und Verwundete ohne die Gefangenen, von denen noch immer viele eingebracht werden. Paris, 9. August, Morgens. Offieiell wird gemeldet, daß die große Armee sich vor Metz concentrirt. Bazaine ist mit Leitung der Operationen betraut. Frossard zieht sich in guter Ordnung aus Rietz zurück. Der Kaiser begiebt sich in das Hauptquartier Bazaine s. Paris, !>. August, Abends. In der heutigen Sitzung des Senats hielt der Präsident des Slaatsraths, Parieu, fot gcnde Ansprache: „Der Kaiser versprach, uns zusaminenzu berufen, sobald die Umstände es erheischten. Wir erlitten Nie derlagen, aber wir sind nicht besiegt. Der größte Theil der Armee hat noch nicht gekämpft. Er ist da, uns den Sieg zu geben. Unsre Hilfsquellen sind noch unversehrt. Wir vec langen von Ihnen die Aushebung in Masse. Alles ist bereit. Paris ist in VertheidigungSzustand gesetzt, um eine lange Be lagerung aushalten. Wir sehen von allen Förmlichkeiten bei der Einstellung von Freiwilligen ab. Wir verlangen die all gemeine Organisation der 'Nationalgarde, die Einverleibung eines Theiles der Mobilgarde in die active Armee und die Einziehung der Altersklasse 187k. Die Preußen hoffen 'Nutzen von unfern innern Spaltungen. Diese Hoffnung wird eine trügerische sein. WK-nn die Ordnung gestört wird, werden wir uns der Macht bedienen, welche uns der Belagerungszustand überträgt, und würden andere Streitkräfte als die National garde zu unsrer Hilfe ausrufen. Die Ordnung ist das Heil." Sitzung des gesetzgebenden Körpers: Der Großsiegelbewahrer Ollivicr ver liest eine Mittheilung, welche der im Senat abgegebenen entspricht, und erwidert alsdann, gegenüber vielfachen Unterbrechungen, welche seine Rede aus den Reihen der Linken erfährt, Folgendes -. „Es hieße ein Verbrechen gegen das Vaterland begehen, wenn man mit Personenfragen nur eine Minute verlieren wollte. Man nrag die Minister mit Vorwürfen überhäufen, wir wer den dem gegenüber Stillschweigen beobachten und nur die vor- geschtagerren Maßregeln vertheidigen. Die Minister verlangen, daß die Kammerii ihnen Vertrauen bewahren. Wenn andere Minister den Ereignissen bester zu begegnen wissen, so mag man uns gehen taffen; aber dann sofort, denn gegenwärtig handelt es sich nicht darum, Reden zu Hallen, sondern zu Han delrr". — Fm gesetzgebenden Körper wird die Dringlichkeit aller vom interimistischen Kriegsminister General Dcjean eingcbrach ten Vorlagen angenommen: sofortige Bewaffnung und vollstän dige Organisation der Nationalgarde in Paris und den Departements aus Grund des Gesetzes vom Fahre 1831. Ein Redner schreibt die Niederlagen der absoluten Untüchtig keir des Generals eu oliok zu und fordert demgemäß, daß der Kaiser das Eommando niedertege und daß der gesetzgebende Körper die Leitung der Angelegenheiten des Landes in die Hand nehme. Dieser Antrag ruft eine unbeschreibliche Be wegung hervor, die Linke zollt deinsetben Beifall, wahrend die Majorität oagegen protesürt. Granier de Cassagnae sagt: Ein solcher Antrag sei der Anfang der Revolution Tumult. Picard verlangt, daß die gegenwärtig in Paris befindlichen Regimenter an die Grenze geschickt werden sollen. Wenn man der Pariser Bevölkerung Waffen verweigere, so müsse sie sich aus jede mögliche Weise damit versehen Picard fordert ferner eine Veränderung des Ministeriums. Ferome David, der dem Kampfe bei Weißenburg beigewohnt; sagt: Wenn unsere Sol baten uns hörten, würden sie uns zuwsen: unterlasset die inneren Zwistigkeiten, bewahret der- Armee das Vertrauen, daß sie ganz Frankreich hinter sich hat. — Ferry ruft, indem er das Ministerium bedroht: Fn dieser Stunde kartätscht >nan Paris nieder. — Keratry fordert die Abdankung des Kaisers. Er wird zur Ordnung gerufen. Vor dem Paiaste des qcsctz gebenden Körpers eine ungeheure Menschenmenge. Es sind militä rische Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die Behörde ist qenöthigt, die Eingänge des Palastes frei machen zu lassen. Auf der Place de la- Concorde wurden heute Mittag 2 Personen verhaftet, welche den Arbeitern Gold angeboren haben. Einer Depesche aus Metz von heute Mittag 1 Uhr 5,2 Minuten zufolge übernimmt Mar schall Dazaine das Oberkommando über die vor Metz vereinig ten Truppen. General Decamp ist zum Chef des dritten Corps ernannt. 'Marschall Mac Mahon hat den größten Theil seiner Armee wieder zusammen gezogen und zieht sich auf Nancy zurück. (Dr. I.) Paris, 10. August. Nachmittags. Der gesetzgebende Körper verwarf mit 190 gegen 53 Stimmen die Dringlichkeit de» An trags, wonach aus den Deputaten Landeüvertheidigungs-Comitäe's einzusetzen seien, nahm aber tue Dringlichkeit des Antrags Keratry» an, ivonach die bisher befreiten unverheiratheten Sol daten der Altersklassen 1858 bi» 1863 zu den Fahnen berufen werden. Auf den Boulevards waren gestern Abend stacke Volksversammlungen, welche durch die Municipalgarde zerstreut wurden. Offieiell wird von gestern Abend aus Rietz kein weiteres Engagement bei der ganzen Armee durch General Bazaine gemeldet. London, 9. August. Laut Mittheilungen, welche dec ,,'pall Mall Gazette" aus Paris zugehen, sollen die Orleaniften und die Republikaner beabsichtigen, den Kammern die Einsetzung einer provisorischen Regierung vorzuschlagen. Die Freunde des Kaisers sollen die Flucht der Kaiserin und des Thronerben vor bereiten. General Changarnier werde jedenfalls ein rlnfluß reiches Eommando erhallen. — 10. August. Ein zweites fran zösisches Geschwader, bestehend aus 3 Panzerschiffen und 3 Schaluppen, passirte gestern Abend Dover, nach der Ostsee steu ernd. (Dr. I.) — Die Siegesbcrichte aus Deutschland, welche der norddeutsche Botschafter, Gras Bernstorff, sofort verösfeiik lichte, haben die freudigste Erregung in allen Kreisen der Ve vötkerung heroorgerufen. Allgemein ist die Ansicht, Napoleon werde Metz Preis geben müssen. PouiS Napoleon. Unsere Leser werden inebr oder weniger do» dem frevel basten Anstiitcr dcö gegenwärtigen entsetzlichen Krieges ver noinmcn baden, den meiilen dürsten aber doch folgende Notizen nicht unwilikonnne» fein: Im Octobcr lEli«, wirbelten am trüben Morgen die Trom mein in Straßdurg und cs erscholl der Ruf: „ES lebe Napo Icon der Zweite!" Der Dompiatz stand voll Militär, die Kü rassicrc in Reib und Glied und vor ibncn, von Fabnenträgern und einem pbantastifchcn Gencralstabc begleitet, Louis Napo icon, ein dreieckiges Hütchen auf dem Kopfe, de» Ucdcrrock von Marcngo am Leide und die historischen Rcitcrsticicl an den dürren Beinen. — Er forderte die Garnison aus, ibn als Erde» des Kaisers anzucrkennc» und im Triumph nacb Paris zu dringen; Hauptmann Vautrcv, der mittlerweile schon zum Feldmarschali der kaiserlichen Armee ernannt worden war. uu- tcrstütztc den Abenteurer in seinen Anreden rmd versprach Me», die dein Erde» des Kaisers folgen wollten, Lorbeeren. Gold und Evanlettc»; wirklich rieten einige Unteroffiziere, durch diese Zusagen crimintcrt, ..vivo Napoleon II!" Plötzlich er scheint ein anderer Hauptmann der Garnison, reißt dem Kaiser erden den Rapolcensrock Pom Leide, zerbricht den Degen des Hauptmann Vaudrcn und dcficblt den Soldaten, diesen als Gefangenen adzusübren — vorüber war die Posse! Der Posten rcißer wird von 3 Genodarnicn und einem Feldwebel »ach Kcbt geschafft, das Militär in die Kasernen consignirt und Haupt mann Vautrcy iniam cassirt und mit Bagno bestraft. — 'Am Abende desselben Tages uiitcrbicltcn sich die Bürger Ltraß- bnrgs über diese ziemlich erbärmliche Parodie der Rückkcbr von Elba und erfuhren bei dieser Gelegenheit, daß jener bcimatb- lose paust» Louis 'Napoleon beiße und ein Kind des Königs von Holland sei, geboren 1808 m den Tuillcricn zu Paris. Rach dieser bcrunglückten Harickinadc begab sich Louis 'Napoleon narb Amcrika, da sein Gesuch um Erlauvnlß zur Rückkcbr nach Frankreich von Louis Philipp entschieden abge wiesen worden war. Schon trüber, bei dem Ausstande zu Lyon >834. bofftc L. Li. im Trüben fischen und die Republikaner zu seine» Zwecken benutzen zu können ; er reiste destmlb schnell von Arcncnburg in der Schweiz, woselbst er sieb damals befand, nach Gen' ab. allein er mußte unverrichteter Sache wieder zu rück, obnc de» französischen Boden bcrübrt zu haben. — Zu seiner Straßburger Expedition war er in Begleitung einiger Bedienten und verkleideter Bummler bcrübergckoinmcn. batte bei einer Miß Gorton die Nack't zugebracht und bei dieser den Hauptmann Vautrey für seine Zwecke gewonnen. — Im Iabrc >837, also I Iabr nach der Straßburger Affaire, kebrtc L. R. aus Amerika zurück und kaufte sich im Tburgau in der Schweiz an; Frankreich forderte seine Ausweisung, L. R. aber schützte seine Eigcnschait als Schweizer Bürger vor und fast wäre aus diesem Streite ein Krieg zwischen Frankreich und der Schweiz entstanden, da ging L. R. nach England. In London gründete er ein Journal, das „Eapitol", worin er seine napolconislischen Ideen auokramtc. Iin Iabre lRG drobtc die orientalische Frage einen Krieg zwilchen Frankreich und England zu cni zünden und dieser Moment schien dem L. R. geeignet, seine zweite Erpcdition zu nntcrncbincn; er kaufte ein Paguctboot. rüstete cö mit seinen Bedienten aus und landete eines schönen Morgens bei Boulogne. Abermals mit der Garderobe seines OnkelS angcputzt und in Begleitung eines lebendigen Adlers bcggd er sich sofort zur Garnison und ries aus: „Sebt Euren Kaiser!" Die Begleiter riefen: vivo Napoleon! Die Soldaten sieben verdutzt, da kommt Hauptmann Puvgclicr berbei und L- R. umarmt ibn, indem er ibm zürnst: Felgen Sic uns. er kennen Sic Ihren Kaiser! — Puvgclicr antwortet: ich kenne Sic nicht und zu den Soldaten gewendet: „Soldaten, bleibt Eurer Fabnc getreu!" — L. R. befiehlt: ncbmt diesen Mann gelangen, und die gedungenen Begleiter fassen den Hauptmann, Dieser Gesangcnnabmc widcrsctzt sieb Aiadcnize, der einzige, zu L. R. übcrgcgangcnc Offizier, woraus L. N. ein Pistol aus den Hauptmann abicucrt, aber einen Soldaten trifft, dem er die Kinnlade zerschmettert. Hieraus versagen die Soldaten ibrcn Beitritt und L. R. mit seinen Begleitern fliebt dem Meere zu; man bolt sie ein und nimmt sic gefangen; Dampfboot. Gelt, Proclamationcn und Adler, Alles fällt in die Hände der Re gicrungsbcamtcn. — In Paris gab cs nur Verachtung und -vobn für den Abenteurer in den Rapoiconsklcidcr», diePairs tamincr aber vcrurtbeiltc ibn zu lebenslänglicher Haft. L. N. wurde nach der Festung Ham abgciübrt, woselbst er mebrerc Iabrc zugcbracbt bat. Eines Morgens, als eben eine'Baulich keit vorgcnoininen wurde, gelang cs ibn>, in der Blouie und Schürze eines Maurers zu entsticbeu; mau vcrmutbet, daß ibm die Rcgicruilg diese Gclcgenbcit zur Flucht geradezu angeboren bat in Berücksichtigung der Geiabrlosigtcit dieses Flibustiers. - L. R. ging zurück nach England und wurde wieder ter Lion der eleganten Wett: er batte von seiner musikalischen Mutter singen gelernt, ivelche Kunst er nicbt obnc Glück übte; er ver tbat jetzt den Nest seines Vermögens in Pferden, war nebenbei ein großer Licbbabcr von Wem und den Frauen. wie er denn mit einer Modistin incbrcre Kinder zeugte; in Eglingto» spielte er Komödie, ging endlich unter die Eonstablcr und zog gegen die Ebartistcn auö — da kam der 24. Februar >848. L. R. reiste sogleich nach Paris, fand cS aber zu revolutionär und kehrte nach London zurück. Die Eontrerevolution machte aber gute Fortschritte auf dem Lande und L. N. wurde Eandidat bei den Wahlen und nahm einen Sitz in der Assomblös »atio- ucho ein bis zu dein Tage, wo er zum Präsidenten erwäblt wurde, wclck)« Würde er durch den Gcwaltstreich vom 2. De eember 18.',1 mit der Kaiscnvürde vertauschte. — Das ist ter Mensch, der Frankreichs Geschick in der Hand hält und jetzt die Ursaclze dcö Todes von Tausenden und Abertausende» ist, der Urheber von so und so viel Krüppeln und Unglücklichen! Webe ihm, wenn der verdiente Fluch ihn erreichen wird! »Unmöglich. Eine Dame in „gewissem Alter" trist an den Spieltisch zu Baden-Baden und sagt, laut genug, um von den Umstehenden gehört zu werden: „Ich will diesen Louiö auf die Ziffer meines Alters setzenN — „Unmöglich", erwidert der voreilige Erouvicr, „daS Roulette hat nur Nummern."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)