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Das Bauernhaus mit feinerEinrichtung und feinem Geräthe 7 Die Wohnung befteht gewöhnlich aus der Wohnftube in der Mitte, hinter der Herdwand und den kleinen S c hlafk am m e rn rechts und links. Ein Stockwerk und Wohnräume oberhalb find nicht vorhanden. Die Wände diefer Häufer beflehen aus Fachwerk mit Flechtwerk ausgefüllt, welches mit Lehm beftrichen wird. Ganz verfchieden von der Bauart der weftfälifchen Bauernhäufer find die in den übrigen Gegenden Deutfchlands, die unter einander viel Gemeinfames haben. Hier mag nur hervorgehoben werden dasjenige, woran uns die zu befprechenden Häufer hin und wieder erinnern werden. Das rheinfränkifche Bauernhaus hat feine Giebelfeite der Strafse zugekchrt, wie das fiebenbürgifch-fächfifche Bauernhaus, der Eingang in den „Hausären“ (Flur, Vorhaus) aber befindet fich im Hofe, ebenfalls wie im fieben- bürgifchen Haufe. Vom Flure oder Hausären gerade aus gelangt man in die Küche; fo auch im Geidler und Vorarlberger Haufe. Rechts befindet fich die Wohnftube und daneben die Schlafkammer, im Vorarlberger Haufe „der Gaden“. Zwei andere Seiten des Hofes werden eingefchloffen von der Scheuer und den Stallungen; die vierte Seite bildet eine Einfriedigung und die Einfahrt in den Hof nach, der Strafse zu. — Vom Hausären aus führt eine Treppe in das Obergefchofszü den Schlaf- und Spei fe kämme rn. — Auch diefe Häufer beftehen aus Fachwerk, doch find die Fächer weifs getüncht und die Balken mit Farbe angeftrichen, was an die Angabe des Tacitus erinnert: dafs es wie gemalt ausfieht. * Die oberfächfifchen Bauernhäufer find im Erdgefchoffe in der Regel feftes Mauerwerk, im Stockwerke Fachwerk. Ebenerdig gelangt man vom 1 höre aus links in die grofse Wohnftube, neben der noch ein Staatszimmer ift. Dem Eingänge gegenüber find Küche und Speifekammer angebracht. \om Flure rechts gelangt man in den Kuhftall. Im Flure befindet fich ferner die Treppe, die in das obere Stockwerk führt. Dort befinden fich die gewöhnlich unbenützte, wohleingerichtete obere Stube und mehrere Schlaf- und Aufbewahrungskammern. Eine eigenthümliche, malerifche Bauart hat fich in den A1 p e nl änd er n entwickelt; in der Schweiz, in Tirol, in Baiern, Salzburg, Steiermark, Kärnten. — Sie befteht grofstentheils aus Holzbau und ift auffallend durch die weitvorfprin- genden Dächer aus Brettern oder Schindeln, mit Steinen befchwert, und durch die zum Theile farbigen und durch Holz-Schnitzwerk verzierten Geländergänge. Sehr nüchtern und nichts weniger als volksmäfsig fehen dagegen die kafernenartigen Bauerngehöfte Oberöfterreichs aus, die eine ältere urfprüng- lichere Bauart wohl erft in unferem Jahrhundert verdrängt haben. Die Ausdrücke, die die einfachften Gegenftände von Wohnung und Haus- geräth bezeichnen, find der Mehrzahl nach deutfch. Mitgebracht aus der Urzeit der Gemeinfamkeit mit den übrigen indo- germanifchen Sprachen find nur die Ausdrücke das Tor und die Türe, Sanskr. dvära neutr. und dvär femin., gr. 3öpa, lat. fori, lith. dväras, flav. dvera, goth. daür, neutr. dauro fern., ahd. tor, neutr. turi und tura fern., mhd. tor, tür. Die übrigen Ausdrücke haben ficli eigenthümlich deutfch, nach der Trennung, entwickelt, oder fie find entlehnt, was aber nur bei der geringeren Zahl der Fall ift. DieEntlehnungen find lateinifchen Urfprungs. Manchmal treten in den einzelnen deutfchen Mundarten verfchiedene Aus drücke für denfelben Gegenftand ein, was ebenfo bezeichnend ift, wie der Umftand der Entlehnung. Das Wort H aus ift allen deutfchen Stämmen gemein. Goth. lius (kommt zwar nur in der Zufammenfetzung gudhus, Gotteshaus, vor), altfächf., althochd.,