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6 Dr. K. J. Schröer. auch unterirdifche Höhlen, die mit Dünger belegt und im Winter als Zuflucht, fowie zur Aufbewahrung der Frucht benützt werden. u * Ueber diefe Höhlen, fonft Tungen genannt, ift nachzulefen Wilhelm Wackernagel in Haupt’s Zeitfchrift für deutfches Alterthum. 7, 128 ff. Die altgermanifchen Wohnftätten waren demnach einzeln flehende hölzerne Blockhäufer, ** theilweife mit Lehm beflrichen. Näheres über die Geftalt diefer Wohnungen in ältefler Zeit ift nicht bekannt. Doch fpricht Heinrich Otte in feiner Gefchichte der deutfchen Baukunft von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Leipzig I861, S. 43—46, darüber eine Vermuthung aus. Er nimmt nämlich an, dafs aus der feftftehenden Geftalt deutfcher Bauernhöfe, wie fie jetzt find, ein Rückfchlufs auf die Vergangenheit gemacht werden könnte. Unter den deutfchen Bauernhöfen laffen fich aber vornehmlich zwei Haupttypen unter- fcheiden: der al t fä c h fif c h e und der fränkifche. Die erftere Bauart hält Otte für die ältefte, weil in dem altfächfifchen Bauernhaufe Menfchen und Thiere noch unter Einem Dache beifammen wohnen. Dagegen wies nun Moriz Heyne in Pfeiffer’s Germania 10, 55 ^ n ach, dafs im Gegentheil die fränkifche Bauart die ältere fei, und dafs die fogenannte altfächfifche fich erft fpäter aus der Vereinigung kleiner Wohnungen mit Stallanlagen entwickelt habe. Das altfächfifche Bauernhaus hatte in Wirklichkeit, wie auch das angelfächfifche, nicht die längliche Form des bekannten weftfälifchen, vulgo altfächfifchen, fondern war quadratifch angelegt. Der nähere Nachweis darüber bei Heyne a. a. O. Eine weitere Entwicklung des altgermanifchen Hausbaues war „das Anlegen verfchiedener Bauten füi die einzelnen Zweige der Wohnung und W i r th fc h a f t.“ Heyne a. a. O. S. 97- In Bezug auf diefen Punkt ift nun gleich hier zu bemerken, dafs die Koften des Transportes und der Aufftellung die Ausfteller freilich veranlafst haben, fleh auf das Wohnhaus im engeren Sinne zu befchränken und von der Aufftellung von Nebengebäuden abzufehen, fo dafs dadurch das Bild, das gewonnen wurde, immer ein unvollftändiges bleibt. Zu den mit Raumverfchwendung oft angelegten Bauernhöfen, mit grofsen Zwilchenraumen zwifchen Wohnhaus und Scheuer, den eigentlichen Höfen, mit Stallungen, dem Garten hinter der Scheuer und Feldern hinter dem Garten war hier nicht Raum. Der Eingang in die Wohnung im Bauernhaufe findet fleh in der Regel im Hofe. Diefs ward aber nur erfichtlich bei dem Elfäffer, dem ruffifchen und dem Szekler Haufe, die auch das Einfahrtsthor zur Anfchauung bringen. Wir werden uns daher nur mit der Wohnung im engeren Sinne zu befchäftigen haben. Das oben erwähnte weftfälifche Bauernhaus, von dem man eine Schil derung und Abbildung unter Anderem auch findet in O. Spamer’s illuftrirtem Converfationslexikon, 2. Bd., Sp. 359, 36°, ift ganz eigentümlich angelegt. Gegen die Strafse zu befinden fleh die grofse Einfahrt in die Diele, die über dachte Drefchtenne, die rechts und links von Stallungen eingefchloffen ift. Hinter diefem länglichten Haupt-Beftandtheile des Kaufes, das mit einem riefigen Stroh dache eingedeckt ift, befindet fleh auch die Wohnung, deren Fenfter hinten hinaus gehen. Von drei Seiten ift ein folches Haus gewöhnlich vom Obftgarten umgeben. In der Mitte der Wand, zwifchen Diele und Wohnung, befindet fleh der Herd, über dem kein Schornftein angebracht ift. Der Rauch hat keinen anderen Ausgang als durch die Thtiren. * Vicos locant non in noftrum morem conexis et coharentibus aedificiis : uam quisque domum fpatio circumdat — — ne Ccementorum quidem apud illos aut tegularum ufus. qusedam loca diligentius illinunt terra ita purä ac fplendente. ut pidturam ac lineamenta colorum imitetur folent et fubterraneos fpecus aperire eosque multo infuper fimo onerant sufftigium hiemis et receptaculum frugibus. ** Siehe im Allgemeinen darüber: Pfahler's Handbuch deutfcher Alterthümer S. 59°-