Volltext Seite (XML)
Das Bauernhaus mit feiner Einrichtung und feinem Geräthe. 5 waren die Veranlaffung, dafs die Ausfteller des Hanfes aus Geidel ihn beauftragten, eine kleine Schrift abzufaffen, die dem Geidler Haufe beigegeben war, und in demfelben verkauft wurde.* Diefs führte weiter die Aufforderung der Wiener Zeitung und der Generaldiredlion der Ausftellung herbei, den Bericht über die Bauernhäufer zu übernehmen. Die Bauernhäufer wurden, wie gefagt, viel beredet, es find auch Abbildungen derfelben in den Tagesblättern erfchienen; erläuternde, allfeitig würdigende ander weitige Befprechungen blieben faft ganz aus.** Es wurde von den Ausftellern eben zu wenig geforgt dafür, dafs die Befucher über den Ausftellungsgegenftand üch unterrichten konnten. So wurde z. B. das Szekler Haus fchweigend hingeftellt, auf den Ausftellungsplatz, von Szeklern bewohnt, die kein Wort Deutfch fprachen und die Befucher fragten fich wohl einer den anderen: was ein Szekler ift' Uebler fland es noch um die öden , leerflehenden Häufer, zum Theil ohne Einrichtung, ohne Bewohner, ohne irgend einen Fingerzeug über ihren Urfprung. Es ift unter folclien Umftänden eine mifsliche Sache um die Berichterflattung. Ueber das Geidler Haus zu fchreiben, berechtigten den Berichterflatter wohl feine Forfchungen über die Mundarten des ungrifchen Berglandes. Wenn diefe, doch nur einfeitige, zunächft die Sprache angehende Vertrautheit mit dem einen Objecfte ihn einigermafsen in die Lage fetzten, über denfelben zu berichten, fo könnte wohl mit Recht gefragt werden, ob diefe Eignung denn auch für die übrigen analogen Objecte ausreichen wird? Darauf kann der Berichterflatter nur erwiedern, dafs er die Aufgabe, infofern fie ihm geftellt wurde, zunächfl vom Standorte des Linguiflen aufgefafst hat, und fich zu diefer Auffaffung für berechtigt hält, weil fie ihm geftellt wurde. Von der Sprache ausgehend einen Einblick zu gewinnen in die Gefchichte, in die Sitten und Beziehungen eines Volksftammes zu anderen ift oft der einzige Weg, auf dem gefchriebene Urkunden uns in diefen Hinfichten keinen Auffchlufs geben. Der Berichterflatter hat diefen Weg bereits wiederholt betreten *** und wird denn auch hier einiges Thatfächliche auf diefem Gebiete heranziehen, infofern es etwa geeignet fcheint, das Intereffe für den vorliegenden Gegenftand zu erhöhen. Der Zweck der Ausftellung der Bauernhäufer, infofern er darin liegt, dafs diefer Gegenftand den Antheil der das Land bebauenden Bevölkerung heranziehen foll, tritt dabei in den Hintergrund. Dafür wird ein kleiner Beitrag geliefert zur Erhöhung des Antheils der Gebildeten für den Gegenftand. Diefer Antheil liegt in der Strömung der Zeit, befonders innerhalb der germanifchen Welt. Es darf daher auch ein geringer Beitrag gerechtfertigt erfcheinen, der dazu einladet, bei einem Gegenftande wie das Bauernhaus länger zu verweilen. Die zuerft genannten Häufer r., 2. find deutfche Bauernhäufer. Diefs veranlafst uns vorher einen Blick zu werfen auf die Gefchichte des deutfchen Bauernhaufes überhaupt, worauf wir dann öfter zu rück weifen werden. Das deutfche Bauernhaus und deffen Gefchichte. Tacitus gibt in feiner Schrift über Deutfchland einige Andeutungen über die deutfchen Wohnhäufer. Er fagt im fechzehnten Capitel: ^Ihre Dörfer bauen die Deutfchen nicht nach unferer Weife in verbundenen und zufammen- hängenden Bauten; jeder läfst Raum um fein Haus herum. Auch der Bruchfteine und Ziegel bedienen fie fich nicht. Gewiffe Stellen beftreichen fie forgfältiger mit fo reiner und glänzender Erde, dafs es wie gemalt ausfieht. Sie machen * Ein Haus und feine Bewohner aus Geidel, befprochen von Dr. K. J. S., Presburg 1873. ** Von dem Berichterftatter kamen Befprechungen in der Wiener Abendpoft vom 8., 21. und 29. Mai, 5. und 19. Juni, 8. und 17. Juli und 7. Auguft. *** Zuletzt in feinem „Wörterbuch der Mundart von Gottfchee.“ Wien , K. Gerold’s Sohn. 1870.