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Das Pionnierwefen. 23 Verladen find auf dem Wagen: 22 Ganz- und S Halbpfoften, 1 Landfchwelle und nebft diverfen kleineren Geräthen noch obenauf mit dem Boden nach unten gekehrt, ein Ponton - Vorderflück. Letzteres ifl ähnlich dem öfterreichifchen geformt, nur vorne ift dasfelbe halbrund und wenig fchräge, fo zwar, dals man diefem Ponton wohl eine gröfsere Stabilität in derBrücke zufprechen, von ihm aber nicht auch eine leichte Fahrbarkeit und Lenkbarkeit vorausfetzen darf. Auf Gewäffer mit trägem Laufe mag er wohl gut entfprechen. Weiters find noch an der rechten Wagenfeite drei Ruder, an der linken mehrere Schiffshaken angebracht. Bemerkenswerth dabei ift noch, dafs erftere nicht fehr lang und gefällig geformt und bei der Verftärkung, wo fie in die Ruder gabel einzulegen kommen, mit Blech befchlagen find. Die Schwerpunkt-Lage des complet beladenen Wagens liegt ziemlich hoch, dennoch ifl bei der grofsen Geleisweite ein Umkippen desfelben nicht leicht zu beforgen. Er trägt gegenüber unferen Brückenwagen das Gepräge der Schwerfälligkeit an üch, obwohl er, wie fchon früher nachgewiefen wurde, leichter ifl als diefer. Ein weiteres nicht unintereffantesObject im fchwedifchen Militärpavillon war der Infanterie - Pion nie r wage 11 vom Ober ft- lieutenantKlingenftiernaund Haupt mann V. Norrman. Derfelbe hat einen mehrfachen Zweck zu erfüllen, nämlich einerfeits den, die Infanterie- Pionniere für die ihnen zufallenden technifchen Arbeiten mit den nöthigen Arbeits-Werkzeugen zu verfehen, andererfeits fie in den Stand zu fetzen, auch kleine, weniger bedeutende Hinderniffe mit den auf diefen Wagen mitgeführten fertigen Material-Beftandtheilen augenblicklich überbrücken zu können. Zu diefem Behufe ifl jedes Infanterie-Bataillon mit einem, daher das Regiment mit zwei folchen Wagen ausgerüflet. Sie bieten für 300 Arbeiter die verfchiedenflen, vornehmlich aber Schanz werkzeuge und enthalten Brückenflege von 60, beziehungsweife 120 Fufs fchwe- difch (= 56-3 , beziehungsweife II2'6 Fufs öflerreichifclie) Länge für zwei-, bezie hungsweife eingliedrige Infanterie. Wegen diefes letzteren Umftandes wurde die Befprechung diefes Aus ftellungsobjecftes in diefe Rubrik „Brückenwefen“ eingereiht, obwohl es eigent lieh ftreng genommen nicht hieher gehört. Die Frage, ob es zweckmäfsig fei für dielnfanterie Pionniere einen eigenen Ausriiflungstrain im Felde mitzuführen, dürfte mitRückficht auf die Vermehrung des Armeetroffes von der Mehrheit der Stimmen mit „Nein“ beantwortet werden. Zur Erfüllung des erflerwähnten Zweckes ifl ein eigener Train gewifs nicht nothwendig, wenn, wie bei unferer Organifation der Armee, die Infanterie Pionniere, dann die Pionnier- und Genietruppe ihre Ausrüflung felbfl tragen und letztere beiden überdiefs noch in ihren Requifitenwagen der Werkzeuge allerlei Art in folcher Menge mitführen, dafs fie hiemit noch eine grofse Zahl Infanterie- Hilfsarbeiter betheilen können. Diefs wird dann um fo weniger nöthig fein, wenn, wie in der öfterreichifchen Armee, eigene Schanzzeug-Colonnen beftehen, da fonfl der Train zum Nachtheile der Operationen übermäfsig vergröfsert würde. Unter allen Umfländen aber ift es vortheilhaft, wenn die Infanterie Pionniere ihre Aus riiftung felbfl tragen, indem fie dadurch in den Stand gefetzt find, bei augenblick lichem Bedarfe gleich eingreifen zu können. Anders geflaltet fich allerdings die Sache, wenn man fie von einer anderen Seite betrachtet. Sind nämlich vermöge eigenthümlicher Landesboden- Verhältniffe, wie wegen zahlreicher kleinerer Gewäffer, Wafferadern und Canälen, die Beigabe von fertigen, leichten Brücken an die Truppen felbfl eine unerläfsliche Bedingung, um fie an ihrer Manövrirfähigkeit nicht Schaden leiden zu laffen, dann mag immerhin die Mitnahme eines eigenen folchen Ausriiftungs- trains, der alfo nebenbei auch einiges an Werkzeugen aufnimmt, gerechtfertiget erfcheinen.