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- «I» - Allerlei sür di« Frauenwelt. Et» v st«rn> under. Erzählung von Martha Grundmann. Eö war am «»«urabend vor Ostern! Blau wölbt« sich der Himmel über d«m in waldreicher Gegend a«l«-«nen Dorschen Friedleoen S^iefrrdächer der Gebäude und eine» der 'sitze de« OrteS glitzerten im ronnrnjchein. Auf dem Gutshole reaten d fleißige Hände. An einer «Leite der ben, vor dem Geslügelstoll. stand das .rirttchaftsmädckien und rupfte «ine An- zahl srrlchgsschlachteter Hühner, die morgen als Festbraten verspeist werden sollten. Mägde kehrten bedächtig den groben Hof. Mein Strohhalm blieb liegsn. Venn vor einem Feste nahmen sie es immer genauer, alß am gewöhnlichen Sonnabend. Mit oeinlicher Sorgfalt wurde von Johann, dem Kutscher, der elegante, moderne Landauer gewaschen. Schon war dieser ganz sauber, trotzdem spülte und polierte er »och lange daran herum. Und eine der kehrenden Mädchen rief lachend: .Höre endlich 'mal auf mit Deiner Putzern, Johann! Die Kutsche ist ja längst bli Johann! Die Kutsche ist ja längst blitz- vlank und spiegelt förmlich!" „Muh ste auch!" erwiderte der Kutscher!" „Wenn ich morgen die Herrschaft nach D. fahre, will ick Ehre einlegen! Die Magd lackte und kehrte weiter. To erschien in der Tür des Wohnhauses die Gutsherrin, eine in mitt leren Jabren stehende, noch rüstige Frau. lN-' oruinen . . . g< Ihr vielleicht, meine Tochter ge- fragte sie die Leute, „ich sah sie nirgends!" Fräulein Gretel tm Speisegewösbe sein", antwortete s i. für einen Augen- blick das Rupfen der Hühner unterbrechend, wird-. ^ da« Wirtschajts.nädchen buck das Rupfen der H> . „sie zuckerte vorhin den Festkuchcn dort! Frau Len» verschrnand und begab sich nach dem hezeimncten Raume, wo sie auch wirk lich ihr Töckitercken fand. „Hier also steckst Du. Gretel. bemerkte sic lackend, „ich suchte Dich schon eine ganze Weile!" Ohne etwa- zu erwidern, sab Gretel auf. Rur ihre Augen kragten: „Wünschest Du etwas von mir, Mutter'?" Und die Gntssrau, gewöhnt, in den Augen der Tochter zu lesen, fuhr fort: „Die Schneiderin wartet drüben: sie hat Dein neues Kleid gebracht und möchte es Dir einmal anprobicrcn. um etwaige kleine Fehler gleich hier ab- uändern. Es ist entzückend, das Kleid! cknd Du muht eS morgen, wenn wir nach D. fahren, anziehen! - Nickt, Gretel? — Aber so lache doch nur wieder einmal! Muht nicht gar zu ernst und traurig sein! Hosse nur lieber, es kann alles noch aut werden!" Gretel schüttelte wehmütig den hübschen Kops, sie wußte nur zu gut. dab die Mutter selbst keine Hoffnung mehr hatte und nur Trost zckprach. Wie hätte ihr nun nach Jahren die Sprache wieder kommen können, die sie damals in einer stürmischen Herbslnacht verloren?! Nein, sie glaubte nicht mehr daran! Und statt zu lacken, traten ihr Tränen in die Angen. „Nickt weinen. Kind." bat die Mutter, .nicht wVstkii! Sieb. der liebe Gott kann viel Gute» tun — und — und, es geschieht zuweilen buch noch ein Wunder! — Bist Pu bald sertlg hier?" Dass Mädchen nickte. „Nun, dann komme gleich herüber! Wir dürfen die Schneiderin nickst aar ,u lange warten lassen. Wollen sie ibrigens mal unseren Eierkuchen koste» assen, damit sie etwas zu tun hat. bis 'Du ertig bist!" Mit diesen Worten zerschnitt Frau Lenz einen der verlockend duftenden Kuchen uns legte die Teil« aut einen Teller, bis dieser ganz voll war. Dann verschwand sie mit letzterem, nachdem sie Gretel noch einmal ermahnt, bald nackizukammen. Mechanisch beendete die Hurnckbleibende ihre Arbeit. Tann, als sie fertig, atmet« sie ties auf. Eie empfand ganz und gar kein Verlangen danach, das neue Kleid an- zuzieben. ebensowenig wie sie sich sehnte, morgen mit nach D. zu fahren. WaS sollte auch eine Stumme, dir nur durch Zeichru und Gesten sprechen konnte, unter sröb- licken plaudernden Menschen? Wie so oft. überdachte sie auch jetzt wieder ihr herbes Geschick. Eine schöne Stimme war einst ihr eigen aewvsen. Gesungen hatte sie wie eine Heidelerche. In der Schulzeit hatte ihr der alte Kantor stets eine 1 als Zensur kilr's Singen -»erteilt. — Und später, als sie ein er,vachlenes Mädchen war. batte man oft ihren hübschen Gelang bewundert. Dann kam jene entsetzliche, stürmische Svät- herbstnacht. Gretel halte allein in einem Zimmer geschlafen. Da war sie plötzlich aus tiefstem Schlafe emporaelahren. Sie halte das Fenster klirren hören und vor sichtiges Huschen vernommen. Unwillkür lich lxitte sie sich im Bette aufgericklet. Ein Streichholz war ausgeslammt. Eine protze Männergestalt mit geschwärztem Ge sicht hatte vor ihr gestanden und ihr ver boten. auch nur einen Laut von sich zu geben. Und sie hätte es vor Schreck auch gar nicht gekonnt, selbst wenn sie's gewollt hätte. Die Sinne tvaren >hr geschwunden. Am nächsten Morgen hatte man die Ent- deckung gemacht, baß Diebe im Hause ge- wesen, daß diese eine große Summe Geldes auS dem erbrochenen Geldschranke ent wendet und auch sonstige Wertsachen mit genommen hatten. Das Schlimmste aber war gewesen: Gretel hatte durch den furcht baren Sckreck ihre Stimme verloren. — Und bis heute vermocht« das 19 jährige Mädchen keinen Laut von sich zu geben, obgleich man die allcrberuhuitesten Aerzte konsultiert und nichts unversucht ge lassen. was geraten Warden war. Nichts hatte geholfen. Gretel stand gedankenvoll eine Weil«. Da rief die Mutter nach ihr. Nasch fuhr sie nun mit der Hand über Sstrn und Augen, um trübe Gedanken »nd Tränen zu verscheuchen. Dann ging sie hinüber ins Wohnzimmer, wo Mutter und Schneiderin ihrer harrten. Nur um die Mutter nicht zu betrüben, heuchelte sie Jnte^ste. Eingehend betrachtete sie Stast und Schnitt des neuen iKleidcS und war sicht lich befriedigt. (Schluß folgt.) «tltltiMt Mi» . Erscheint Grorknde» 18VS Mh täglich Mo. r« Donnerst«!,, den 5. April. Vorwärts streben! Roman von Mirza Schivcrd. lS. Fortlevung.) lNa-dnuk verboten) Claudia wußte von dem Plane und verzehrte sich in dem heimlichen Wunsch«. Johanna reckst ausgiebig dabei zu Helsen. Ihr Zartgefühl verbot ihr natürlrch. der Freundin Geld zu ichenten oder das Honorar plötzlich zu erhöhen. Dennoch tonnt« sie eines tun: dasür sorgen, daß Johanna nickst zu viel enlbehre. Den Genu», den diese ocin alten Freunde verschossen wollte, sollte sie wenigstens in ausgedehntem Matze Haber Mama Heisters war darin ganz einverstanden mit dem Töchterchen. denn sie sah den guten, eririichenden Einsluß, den die energische Johanna aus Claudia ausüble. Es verging daher kaum ein Tag, an vcm die vciden zungen Mädchen nickt enre Over oder ein Konzert besuchte». Claudia kauute die meisten der ausgetührten Werk« Aber an der Seite Johannas erschienen sic ihr wie neu. Sie lernte erst hören und verstehen, ließ sich aus alle Schönheiten aufiuerksam machen, und war sie früher ein« Muiikschwärmerin gewesen, so würbe sie seist eine Musifenthusmslin. Manchmal nahm sie auch Fräulein Agathe mit, und die seinen, klugen Urteile der allen Dame gaben den oft noch recht unklaren Meinungen der jungen Mädchen das rechte Gegengewicht. Einmal waren Johanna und Claudia im „Tannhäuser". Trotzdem sie säst völlig in die Musil verliest uzaren, so entging es ihnen doch nickst, daß sich ein Opernglas im Parkett mst beharrlicher Ausdauer aus sie richtete. Johanna hatte den Neugierigen schon lange erkannt, als Claudia erstaunt rief: „TaS ist ja Bester Wenden'berg, der uns da so scharf beobachtet. Ciaeistlich sollte ihn guch sein Gewissen plagen, denn er kommt fast gar nicht mehr zu uns." „Das ist Tein Bester?" fragte Johanna sehr erstaunt. „Davon hatte ich ja keine Ahnung." „Mama ist eine Wendenberg. Wußtest Tu das nicht? Großmama und Wendenberas Vater waren Geschwister. Aber er macht keinen Gebrauch von seinen Ver- wandlenrcclstcn. Mama ist ihm w gleichgültig wie ich. Mama krönst sich eigentlich darüber, denn sie hängt sehr an der Familie. Ihretwegen hat doch auch Papa seine Fabriken endlich ausgcgeben und wir zogen »ach München, loo sie ihre ganze Jugend verlebt haste und das sie niemals l-atle vergessen können." Jolmnno suhlte, wie ihr Herz stärker stöpsle, als sich der Freiherr später sehr ste' und förmlich verneigte, um sie zu grüße». Bor dein leiste» Akte verließ er seinen Parkett sitz. lehnte sich an die Seitenmaud und blieb stehen, vis er kurze Zeit vor dem Schlüsse der Vorstellung verschwand. Was Johanna dabei geahnt haste, war richtig. Wendender« wartete schon mit Hut und Mantel im Foyer neben dem alten Bedienten, der die beiden jungen Mädchen stets abholte, bearüßte jeine Cousine mit großer Liebenswürdigkeit und bat um die Gunst, sie ein Stückchen Weges begleiten zu dürfen. „Sollen wir uns den Heimweg von ihm verderben lassen?" sragte Claudia die Freundin schalkhaft. „Du mußt nämlich wissen, Stephan, daß wir aus dem Heimwege sonst zu schwärmen pflegen und unsere geistreichen Urteile über die Oper abaeben. Wenn Du also mitschwärmc» oder kritisieren willst . . ." „Muß das sein? Ich habe eigent lich wenig von der Oper gehört . . „Das ist ein Skandal! Hast Du so wichtige andere Gedanken?" „Wie meinst Du ? Andere Gedanken? Ich lxrbe eigentlich nur einen Gedanken gehabt, aber der hat mich so außerordentlich beherrscht, daß ich wcnia aus die Musik acht hatte!" „Also eine Art sircr Idee! Armer Stephan. Plagt Diel, der Stoss zu Deinem großen Werke, von dem Deine Manna neulich schrieb?" „Tie gute Mama täte wirklich besser, darüber zu schweigen." „Du solltest eigentlich kommen und unS daraus vorleseu. Johanna und ich sind ein paar Kritiker, wie man sie nicht besser finden kann. Wir versprechen Dir auch, sehr wohlwollend zu sein!" „Verzeihe, ich ahnte gar nicht, daß Du so intim mit Fräulein Sdainer bist — darf man fragen, ,eit wann und wie Ihr Euch kennen . . . ^Uird lieben lerntet?" ergänzte Claudia. „Lieber Beller, man merkt, daß Tv seit vielen vielen Wochen nichts mehr von uns weißt!" „Darum bitte ich untertänigst, erzähle!" „Also, wie war es denn? Wir batten nacheinander Stunde bei Fräulein Aaalhe. meiner Klavicrlehrerin. sie vermittelte die Bekaiiistschast. und seit dieser Zeit sind wir täqlrck beisammen, und ich liebe Johanna so sehr und verdanke ihr so viel . . ." „Claudra!" bat die Gefährtin leise. „Gut. aut! Ich will stille seist. EL geh! ibn ja eigeLklick auck gar uichts an. wie lieb ich Dich habe." .'..-Ke AM, ? 5 Ls emnelÄf Lllo ironkslion ll> KartUava, ICnsiicksint« nn bi-knnnt I»iMxon Bi olmon. Nenftee von » Mark an bis zn den hochelegantesten. Stores, ».so. a. o. 8. ro. 1». »0. so bis TS Mark. s>?Ius>Ibei'g, Via besten L sOUf- Strümpfe lckurclibrocdsv) sinck in grösster LvüvcaKI gm st-ixer. § r Ilmmll kt'ilMdl! ^Uuuukt 15. § ? vL»uiou-INitv§ * - xaruiert unck un^srnlort. Seuesle Lportbüte. Vllroxonslolkv, M«!«,«» rot, ßr«I«ir»rUIzx, Meter «n S0. 00, 70. 80. 100 und ISS Pfennigen, empfiehlt in reichster MusterauSwahl VoxU. 2arä'msn-?Ldr!k-NieäörlL§s l»U8lLV IK088, kllnrolvvl kauf: Dresden Wilsdruffer Str. 18,1., neben <7«,tV No,«»n. Lsrm. Hoflieferant, , >Va»8tl'i»sse. ülilbei'g Wylliltlk kMwMtl kaust man am bikliasteu MathUdrustrasi« 4?» 2. Mahnen Reiuerke, H«»»nover. lliMsn-fälir'zliHilg. auch lrthwelle, dsiekt i. d. Fnbuk, LÜbtan. Tharandter Str 29. > prachtv Teppiche, ne». b>ll ! L zu vest. SlmaUeustr. 17.1.I. l Vv«k»8<« on«I 8p0Lti»I-I^i»beIlt sür Lvltv, und FU»»I I«I*vN8<ol1v, sowie 1 en?»1vrH«iIiiinx«. k^Abil Lmliöwsld, Itnis«,Fciiisprtchcr 408S. V«» "«" ieHwg'."» gveL